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Endelig sommer i Norge! Teil 16

Teil 16 – Endelig Sommer i Norge!
Tag 30-31 – 15. Juni 2017 - Hammerfest – Alta - Sørkjosen


In der Tat stand die Sonne um 00:45 Uhr hoch am Himmel und deren goldgelbe Strahlen schoben sich an ein paar Wolken vorbei und spiegelten sich im ruhigen Hafenwasser.

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Mitternachtssonne in Hammerfest

Um 10.00 Uhr saßen wir wieder im Auto und wir verließen Hammerfest mit dem Ziel Alta und weiter nach Sørkjosen, immerhin wieder eine Strecke von über 300 km.
Um 11.00 Uhr befanden wir uns im Repparfjorddalen an der Repparfjordelva. Es war bedeckt und wieder einmal trübe.

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Repparfjorddalen

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Repparfjordelva

Bei Áisaroaivi in der Kommune Kvalsund steht die kleine Kapelle Duottarsion, was so viel heißt wie Viddas Sion, Zion des Hochplateaus, aus dem Jahr 1962.

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Duottarsion

Die Kapelle wurde von der Norwegischen Samimission gebaut. Sie fungierte als Übergangskirche in Kautokeino bis 1958 bevor sie nach Áisaroaivi gebracht wurde. 1971 wurde der Chor gebaut und das Dach angehoben. Die kleine Kapelle war ursprünglich eine „tyskarbrakke“, eine Baracke, wie sie im Zweiten Weltkrieg in Norwegen als Unterkunft für Soldaten oder als Kriegsgefangenenlager Verwendung fand.

Eigentlich wollten wir diese kleine Kapelle etwas näher unter die „Linse“ nehmen. Der Weg dorthin war jedoch noch nicht vom Schnee geräumt. Gut, fahren wir eben weiter.

Das Sennalandet ist ein unglaublich weites Hochplateau und eine ausgezeichnet gute Rentierweidelandschaft. Es erstreckt sich über mehr als 55 km vom Repparfjorddalen bis zum Altafjord bei einer maximalen Höhe von 385 m. Im Winter ist es nur in Kolonnenfahrt passierbar, denn es ist die kürzeste Landverbindung zwischen Hammerfest und Alta.

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Sennalandet

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Auf dem Leirbotnvannet lag noch sehr viel Eis, das zum großen Teil von Schnee bedeckt war.

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Leirbotnvannet

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Sarvisjoki

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Rafsbotn Altafjord

Gegen 13.00 Uhr erreichten wir die „Nordlyskatedralen“ – die Nordlichtkathedrale – in Alta. Im Juni 2013 sind wir noch vorbeigefahren, weil dort noch Baugerüste standen. Von Freunden erhielten wir aber den Hinweis, dass wir die Kathedrale unbedingt besuchen müssten.

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Nordlyskatedralen

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Die Jakobsleiter

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Und wir müssen gestehen, sie hat uns mit ihrer Schlichtheit und den klaren Formen, als auch mit den warmen Farben sehr beeindruckt. Hinsichtlich der genauen Beschreibung und Gestaltungsmerkmale verweise ich einfach mal hierauf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nordlichtkathedrale
Langsam meldete sich der Magen – er knurrte. Im AMFI-Center

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AMFI Senter

fanden wir dann auch eine „warme Theke“, an der u.a. Finnbiff angeboten wurde. Das war genau das Richtige für mich und meine Frau war mit ihrem „lapskaus“ sehr zufrieden. Auch war das AMFI-Center eine ideale Gelegenheit, um die Unterwäsche aufzustocken angesichts der 50 Tage dauernden Reise. Und letztlich benötigte meine Frau dann doch noch eine Chipkarte für den Camcorder.

Kurz hinter Alta kamen wir an drei geöffneten Sami-Shops vorbei. Hier erstanden wir drei Sitzkissen aus Rentierhaut für unsere Gartenbank.

Die Sicht wurde jetzt besser und die Wolken hatten sich etwas „nach oben verzogen“, so dass wir auf der weiteren Strecke entlang des Langfjorden und später am Kvænangen bei Gildetun noch einige Fotos schießen konnten.

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In Gildetun legten wir noch eine Kaffeepause ein und konnten dieses Mal die Berggipfel der umliegenden Berge sehen, wenn auch mit dezentem Grauton der Wolken hinterlegt. Und der Øksfjordjøkelen konnte auch ausgemacht werden.

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Ganz urplötzlich bildeten sich Wolken

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Kvænangen

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Straumsfjorden

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Reisafjorden

Bevor wir nun unser Hotel Reisafjord in Sørkjosen erreichten, legten wir noch einen Fotostopp in Storslett ein, um die Nordreisa-Kirche, eine Langkirche aus Holz von 1856, und den 1.024 m hohen Storsteet zu fotografieren.

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Nordreisa Kirche

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Ausblick aus dem Hotelzimmer auf den Reisafjorden

Das Hotel erreichten wir gegen 17.30 Uhr und wir meinten, dass wir dasselbe Zimmer erhalten hatten wie 2013. Angesichts des guten Essens in Alta verzichteten wir auf das Abendessen und hielten uns an das „hjemmelaget sprø kekkebrød“ was sehr lecker schmeckte.

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Knekkebrød

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Und so fuhren wir nach Sørkjosen.

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Tag 31 – 16. Juni 2017 – Sørkjosen – Finnsnes mit Umwegen

Mitten in der Nacht wachte ich auf und konnte wieder einmal die Mitternachtssonne bestaunen, die um 01.10 Uhr versuchte ihr gold-gelbes Licht auf den Reisafjord zu werfen.

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Zu unserer schon fast gewohnten Zeit um 10.00 Uhr saßen wir im Auto, um nach Finnsnes zu fahren. Wir kamen wieder am Wasserfall Indre Sokkelva vorbei, der direkt neben der Straße aus etwa 120 m in den Reisafjorden fällt.

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Am Lyngen angekommen, war es heute etwas „freundlicher“, als auf der Hinfahrt. Dennoch konnten wir die Gipfel nicht sehen. Dafür sahen wir einen Wasserfall nach dem anderen auf der Halbinsel Lyngen und auch später am Storfjorden, am Balsfjorden und Nordfjorden. - In Olderdalen haben wir am Fähranleger eine kurze Rast gemacht.

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Olderdalen-Fähre, die nach Lyngseidet fährt

Der Kiosk-/Café-Betreiber war überhaupt nicht gesprächig. Aber als ein Landsmann von ihm auftauchte, da waren die Wirte nicht mehr zu halten. Und dann – ja wirklich – kam auch ein Lächeln auf sein Gesicht, als wir uns beim Verlassen bedankten. Geht doch!

Auf der westlichen Fjordseite konnten wir die Elvejordselva und das 1.304 m hohe Rørnesfjellet ausmachen.

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Elvejordselva gegenüber Olderdalen

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Rørnesfjellet

Überall rauschte das Wasser zu den Fjorden. Hier sind es die Ytre und die Indre Iselva oberhalb des Isfjordtunnelen.

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Kåfjordsbotn

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Ytre Iselva am Kåfjordbotn

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Indre und Ytre Iselva am Kåfjordbotn

Man merkte doch den Unterschied von einem Monat, d.h. von der Ankunft in Norwegen bis heute: Es wurde Frühling, oder?
Bei Birtavarre am Kåfjordbotn bogen wir noch einmal in das Kåfjorddalen ein. Am Ende des Kåfjords soll es den Kåfjord Canyon geben und er soll 150 m tief und damit der tiefste Nordeuropas sein. Auch soll sich hier der Gorsa-Wasserfall befinden.

Zunächst aber sahen wir die Okseelva, die aus dem 1.143 m hohen Oksefjellet herab rauschte.

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Okseelva

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Okseelva

Der Weg in das Tal wird zur Privatstraße, di nur unter bestimmten Auflagen befahren werden darf, wie z.B. 30 km/h-Begrenzung, keine Abweichung von der Privatstraße, Hinweis auf Tiere an andere Autofahrer. Es ist eine schöne Straße, die es sich zu fahren lohnt.

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Privatstraße

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Hánskejohka

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Hánsejohka

Wir sind zwar ein ganzes Stück in das Tal hinein gefahren. Am Parkplatz stand der Wegweiser, der uns noch mindestens 1 bis 2 Stunden Fußmarsch abverlangte. Das wollten wir uns nicht antun und somit beließen wir es bei den An- und Ausblicken im Kåfjorddalen.

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Wegweiser zum Gorsafall

Allerdings hatten wir von hier aus noch den Blick in das weitere Tal, an dessen Ende wir Sprühnebel sehen konnten. Dort muss sich der Gorsa-Wasserfall befunden haben.

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Kåfjorddalen mit Sprühnebel des Gorsa-Wasserfalls

Wer aber den Canyon einmal sehen möchte, sollte den nachfolgenden Link anklicken:
https://www.youtube.com/watch?v=OYa2FmEAE0o
Und dann habe ich noch, als ich den Bericht schrieb, gelesen, dass sich die 53 m lange Gorsa-Brücke etwa 140 m über dem Canyon befindet mit „fantastischen Ausblicken auf den Canyon und den Wasserfall.“ Wäre also ohnehin nichts für mich gewesen. - Übrigens, dort von der Brücke kann man „strikkhoppe“ machen: Bungee-Jumping.

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Im Kåfjorddalen

Hier auf dem Parkplatz stand ein kleines, gepflegtes öffentliches WC mit – ich habe mich überzeugt – ausreichend Toilettenpapier.

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Kåfjorddalen

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Kåfjorddalen

Auf dem Rückweg sah der Hánsejohka dann so aus.

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Kåfjorddalen

Ansonsten gab es außer den vielen großen und kleinen Wasserfällen, die auch auf der Karte häufig nicht zu finden waren, nicht viel zu sehen, so dass wir gemächlich an den genannten Fjorden vorbei nach Finnsnes fuhren. An einem Wasserfall hätten wir uns nur hinstellen brauchen und unser Auto hätte eine „Gebirgsfrischwasserwäsche“ erhalten.

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Kostenlose Autowäsche

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Autowaschplatz

Und noch ein Autowaschplatz.

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Nötig hätte es das Auto gehabt. Obwohl – siehe Kjerringøy – wir saßen ja drinnen.

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Autowäsche nötig ?

Manches Mal konnten wir einen Blick auf die Gipfel der umliegenden Berge „erhaschen“, wie hier am 1.327 m hohen Horsnes.

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Horsnes

Am Ende des Storfjorden stand die recht moderne Storfjorden kirke aus dem Jahr 1952.

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Storfjord Kirche mit Rieppetinden im Hintergrund

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Am Balsfjord

In Finnsnes hatten wir dieses Mal ein anderes Hotel gebucht, das Senja Hotell.

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Senja Hotell

Wir kamen um 16.30Uhr an. Nanu, die Tür verschlossen, jedoch ein Hinweis, dass man mit einem Code die Tür öffnen könne. Das haben wir auch hinbekommen. An der Rezeption: Niemand. Dafür lagen auf dem Tresen mehrere Umschläge auf denen der jeweilige Name vermerkt war. Gut, erst einmal das Zimmer ansehen. Das Zimmer war in Ordnung und recht groß. Dann haben wir die weiteren „Instruktionen“ durchgelesen und dass wir hinter dem Hotel parken sollten. Schließlich erschien doch noch eine Dame und fragte, ob alles in Ordnung sei und ob wir noch Fragen hätten. „Ja, wo ist denn das Restaurant?“ – „Das Hotel hätte kein Restaurant, aber am Ende der Straße sei eine sehr gute Pizzeria.“ Na ja, wir schienen dieses Mal auf der „Hotel-Route ohne Restaurants und mit Restaurants, die man aber nicht benutzen kann“ zu sein. Okay, macht nichts und die Pizza schmeckte nachher ganz gut.

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Aber vorher haben wir uns noch Ohrenstöpsel in der Apotheke besorgt, denn – wir hatten wieder nicht darauf geachtet – es war Freitag, damit „drikkedag“ und die Bar, die wir bei der Ankunft im Hotel gesehen hatten, würde um 22.00 Uhr geöffnet bis 03.00 Uhr morgens. Das Zimmer lag auch zur Straße hin, so dass wir die ganze Nacht bis morgens nicht nur die Diskomusik hatten, sondern auch die aufjaulenden Motoren der Jung-Machos.

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So fuhren wir nach Finnsnes.

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Fortsetzung folgt
von Ronald
Mi, 15. Nov 2017, 16:21
 
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Thema: Endelig sommer i Norge!
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Re: Endelig sommer i Norge!

Moin, Martin,
ja, wenn man so auf der Reise ist, macht man sich auch Gedanken, wie der Titel eines Reiseberichts lauten könnte. Und da kamen uns die Erlebnisse in Berlevåg und Hammerfest gerade richtig.
T-Shirt-Feeling: In der Tat, das war am Anfang in Fredrikstad und dann nicht mehr.
Hotel-Erlebnisse: Warte mal ab, da kommt noch was ...
Aber es kommen auch positive Erlebnisse.

@Micha: Schön, dass Dir der Bericht auch gefällt.

Bis dann.
Gruß.
Ronald
von Ronald
Mi, 15. Nov 2017, 12:22
 
Forum: På tur i Norge
Thema: Endelig sommer i Norge!
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Endelig sommer i Norge! Teil 15

Teil 15 – Endelig Sommer i Norge!
Tag 28 – 13. Juni 2017 – Lakselv – Olderfjord - Hammerfest


Heute würde es nur eine kurze Fahrstrecke von Lakselv über Olderfjord nach Hammerfest geben: Etwa 160 km. Um 09.30 Uhr saßen wir im Auto. Die Wettervorhersage hatte Recht: Es war grau und ungemütlich.
Und diese beiden schienen es wohl auch so gesehen zu haben: Grau und gräsig der Blick über den gestern noch so schönen blauen Porsangerfjord.

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Grau und gräsig am Porsangerfjord

Unser erstes Ziel sollte Trollholmsund sein, denn hier befindet sich eine Kalksteinformation, die vor 700 Millionen Jahren entstanden sein soll.
http://www.stabbursnes.no/wanderungen/trollholmsund/

Allerdings sind wohl einige Norweger einer anderen Auffassung als die Geologen. Die Sage geht nämlich, dass es sich um acht versteinerte Trolle handeln soll, die aus der Finnmark mit einer großen Kiste Gold und Silber kamen. Als sie den Fjord erreichten, konnten sie mit der schweren Kiste deswegen nicht so schnell über diesen gelangen. Als die Sonne aufging, konnten sie keinen Unterschlupf finden und wurden deshalb – wie alle Trolle, die sich am Tage blicken lassen – zu Stein. Soweit die Sage. Die Schatzkiste wurde bis heute nicht gefunden.
Allerdings haben wir die Trolle nicht gefunden. Das beigefügte Foto mag dies erklären.

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Aufstieg zum Trollholmsund

So fuhren wir weiter und kamen zur Kistrand Kirche von 1856.

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Kistrand Kirche

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Hier befindet sich ein Gedenkstein für Andreas Porsanger.
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Andreas Porsanger war der erste norwegische Same mit einer höheren Ausbildung in Norwegen, der später als Samisch sprechender Priester die eigne Sprache wissenschaftlich untersuchte. Er wurde 1735 geboren.

Der Junge erweckte die Aufmerksamkeit von Bischof Nannestad auf dessen Besuchsreise durch die Finnmark in 1751. Jahre später, als er Bischof von Trondheim wurde, wurde er gebeten, Professor Knud Leem, dem Vorsteher des „Seminarium Lapponicum“, in der Ausbildung von Missionaren für die Samen zu unterstützen. Der Bischof erinnerte sich an Porsanger und holte ihn nach Trondheim, wo er nach der Schulausbildung von 1758 bis 1761 Theologie studierte. Ein Jahr später wurde Porsanger zum Missionar in Varanger ernannt. 1764 wurde er zum Studienrat am Seminarium Lapponicum und zum Priester am Hospital in Trondheim ernannt.

Als Samisch Sprechender lieferte Porsanger Beiträge zum Samischen Wörterbuch von Knut Lee, und wurde 1770 nach Kopenhagen berufen, wo er zum Informanten für János Sajnovics wurde, der die Verbindung zwischen der samischen und der ungarischen Sprache studierte. In Trondheim war man über die Berufung von Porsanger nach Kopenhagen unzufrieden und Bischof Gunnerud ordnete die Rückkehr von Porsanger nach Trondheim an. Porsanger wurde von seinem Amt als Priester suspendiert. Gunnerud schrieb 1769 einen Brief an Professor Leem, dass er hinsichtlich der Versammlungen von Andreas Porsanger und seines übrigen Verhaltens unzufrieden sei und ihn deshalb von seinen Verpflichtungen als Priester suspendiere. Offensichtlich missfiel dem Bischof, dass Porsanger als erster norwegischer Same seine Sprache wissenschaftlich untersucht hatte und sie nicht im Lichte der Kirche interpretierte. Porsanger veröffentlichte seine samische Grammatik dennoch, auch wenn sie dem Bischof nicht gefallen mochte.
https://no.wikipedia.org/wiki/Andreas_Porsanger

In Olderfjord legten wir eine kurze Pause ein, um uns mit einer Waffel und Kaffee für die Weiterfahrt zu stärken. Natürlich durfte der Besuch des riesigen Souvenirladens nicht fehlen. Es ist schon erstaunlich, was hier alles angeboten wird als „norwegisch“. Und noch erstaunlicher ist, dass die Busladungen von Touristen, die hier demnächst im Halbstundentakt ausgeschüttet werden, diese Sachen auch kaufen.

Hinter dem Abzweig von der E 6 auf den RV 94 sollte es wieder winterlich werden.

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RV 94

Auch der Fahrt entlang des Repparfjords, von Michelin als landschaftlich besonders schön beschrieben, konnten wir heute nichts abgewinnen.
Wieder begegneten wir vielen Rentieren. Und es sollten noch mehr werden, denn vor der Brücke in Kvalsund – übrigens die nördlichste Hängebrücke der Welt! –

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Kvalsundbrua

wies ein Warnschild in mehreren Sprachen darauf hin, dass wir nun in ein Rentierzuchtgebiet kommen würden.

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Warnschild

Kurz bevor wir über die Brücke fuhren, wollten wir noch etwas Essbares aus der „Warmen Theke“ in einem Co-op erstehen – Fehlanzeige. Als wir wieder aus dem Geschäft kamen, hörten wir einen Norweger mit sonorer Stimme einem anderen Norweger zurufen: „Hei, endelig sommer i Norge!“ Woraufhin der andere erwiderte: „Ja, ja, endelig.“ Und das Thermometer zeigte 9°C!!!
So, und nun ist auch die Zusammensetzung der Überschrift dieses Reisberichtes vollständig gelöst, zunächst mit dem Männerchor aus Berlevåg und jetzt die „meteorologische“ Feststellung in Kvalsund.

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Hammerfest kommune

Auch wenn das Wappen von Hammerfest einen Eisbären zeigt, sollten wir hier keinen lebendigen zu Gesicht bekommen. Das war auch gut so, denn wir wollten ja auch heil und gesund Zuhause ankommen. Grund für die Aufnahme des Eisbären in das Wappen der Kommune soll gewesen sein, dass von hier aus Eisbärenjäger nach Svalbard zur Eisbärjagd aufbrachen. Heute wird im Eisbärenclub, der „Royal and Ancient Polar Bear Society“, über die frühen Jahre der Polarjagd und den Schutz der Arktis informiert.
Klar, dass wir auf einer unserer ersten Hurtigrutenreisen Mitglied wurden.

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Mitgliedskarte Royal and Ancient Polar Bear Society

Wir steuerten nunmehr unsere „nördlichste Übernachtung“ auf dieser Reise an, das Thon Hotel in Hammerfest. Bereits um 14.00 Uhr waren wir am Hotel. Wir fragten nach einem Zimmer mit Aussicht. Die Dame an der Rezeption fragte, ob wir bereit wären. 300 NOK pro Nacht mehr zu bezahlen. Dafür würden wir aber auch ein sehr viel besseres Zimmer mit Aussicht über den Hafen bzw. die Bucht von Hammerfest erhalten. Wenn auch die Farben etwas „quietschig“ waren, so war das Zimmer aber doch sehr gut, weil endlich mal etwas größer und mit Aussicht.

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Nur, auch hier befand sich direkt vor dem Hotel eine Baustelle, was wir leidvoll am nächsten Morgen durch den Baulärm und die Baustellenfahrzeuge erfahren sollten. Was soll’s? Wir bedienten uns wieder einmal des nordfriesischen Krisenmanagements: „Nütschanix.“

Um 16.00 Uhr erhielten wir dann auch unseren Parkplatz vor dem Hotel für 45 NOK für 24 Stunden, anstatt 25 NOK pro Stunde an der Parkuhr.

Nach dem Einrichten auf dem Zimmer unternahmen wir einen Spaziergang durch Hammerfest. Zunächst stand der Einkauf von Unterwäsche auf dem Programm und dann gab es Kaffee und Kuchen auf der gläsernen Fußgängerbrücke zwischen den beiden Häusern des Einkaufszentrums.

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Hammerfest ohne Hurtigruten

Anschließend erfolgte der Besuch in „unserem Club“, jetzt um 15.30 Uhr ohne weitere Touristen. So kamen wir dann mit den beiden jungen Männern ins Gespräch, welche die Touristeninformation als auch den Eisbärenclub betreuen: Es waren zwei deutsche Männer und wir hatten noch eine nette Diskussion über die vielen gleichen Fragen der vielen verschiedenen Touristen. Sie lachten und sagten, es würde ihnen Spaß machen zum soundsovielten Mal die Frage zu beantworten, wie sie denn mit der Dunkelheit zurecht kämen.

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Eisbärclub

Am Abend gab’s dann eine Überraschung: Das Thon Hotel hatte zwar ein Restaurant. Das aber war für Einzelgäste wie wir nicht zugänglich, sondern nur für gegen Abend eintreffende Busgruppen. Häääh??? Wieder einmal ein Hotel mit Restaurant, aber nicht für einzelne Hotelgäste? Das hatten wird doch schon 2013 im Thon Hotel Kristiansund, wo man uns mit ziemlich lässiger Frechheit die Karte von Peppes Pizza über den Tresen fegte.

Glücklicherweise hat Hammerfest noch das eine oder andere nette Restaurant, auch mit Blick auf den Hafen und so speisten wir vorzüglich – und wahrscheinlich preiswerter und qualitativ besser – im Qa-Restaurant. Die Bedienung war übrigens ausgezeichnet freundlich und sehr serviceorientiert: Aus Palästina und Moldawien.

Anschließend machten wir noch einen Spaziergang durch Hammerfest und kamen an der am Kai liegenden „GAMLE MARØY“ vorbei. Die war 1959 gebaut worden und ist immer noch aktiv als Ausflugsdampfer. Herrlich dieses Schiff so „in Schuss“ zu sehen, alles top gepflegt.

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MS „GAMLE MARØY“

Wir verzogen uns auf das „Zimmer mit Aussicht“ und sicherten und sichteten unsere Fotos bei Bier und Wein.

Tag 29 – 14. Juni 2017 - Hammerfest


Da wir heute wieder einmal ausschlafen wollten, wurden wir um kurz vor 10.00 Uhr vom vertrauten Klang des Hurtigruten-Typhons geweckt.

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MS „KONG HARALD“

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MS „KONG HARALD“

Heute war Museums-Besuch angesagt. Fünf Mal waren wir mit der Hurtigrute in Hammerfest, nie haben wir es jedoch geschafft, in das „gjenreisningsmuseet“, das Wiederaufbaumuseum zu gucken. Jetzt, wo wir es besucht haben, können wir auch feststellen, dass der kurze Aufenthalt des Hurtigrutenschiffes nicht ausgereicht hätte, um sich das Museum in Ruhe anzusehen.

Zuvor aber wollten wir auf den Hausberg von Hammerfest, den 80 m hohen Salen. Allerdings sind wir nicht „hochgekraxelt“, sondern haben heute als einzige „Autotour“ unser Auto genommen.

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Es war zwar bedeckt mit leichten blauen Tupfern, aber die Sicht war gut. Da die „KONG HARALD“ im Hafen lag, gab es einen zusätzlichen schwarz-weiß-roten Farbfleck auf dem Foto.

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Hammerfest

Hier oben hatten wir einen schönen Rundumblick, zunächst auf die Stadt, auf die Kirche, die Inseln Melkøya, Håja und Sørøya mit dem 446 m hohen Skippernesfjellet. Rechts war die standardisierte Bebauung nach der vollkommenen Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg mit den sog. „Wiederaufbauhäusern“ zu sehen. Davor zum Wasser hin steht das neue Kulturhaus, das einen Konzertsaal, einen Kinosaal, eine Galerie, ein Café und andere Einrichtungen enthält.

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Hammerfest – Kirkegata – unten rechts das Rathaus
Insel Håja, im Hintergrund Sørøya

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Hammerfest - Kulturhus

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Hammerfest – Hafen – im Hintergrund Melkøya

Rechts vom Kulturhaus sind neue Wohnblöcke entstanden, von denen man den Eindruck haben könnte, dass es die gleichen Architekten wie in der Hamburger Hafencity waren. Allerdings sind diese Blöcke durch farbliche Akzente anders gestaltet. Und schließlich ändert sich ja auch der Zeitgeist.

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Hammerfest

Leider hatte das Restaurant oder zumindest die Cafeteria auf dem Salen nicht geöffnet. So machten wir noch einige Fotos von der riesigen Gamme „Mikkelgammen“, den alten Holzschlitten und dem Lavvu-Gestell, bevor die Busse der Hurtigruten mit den Passagieren ankamen.

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Mikkelgammen

Bei http://www.hammerfest-turist.no ist über „Mikkelgammen“ wie folgt zu lesen:
„Mikkelgammen
Ihr samisches Erlebnis über den Dächern der nördlichsten Stadt der Welt
Ein Besuch bei den Rentiersamen Mikkel und Solveig aus Kautokeino ist ein unvergessliches Erlebnis. Erzählungen über das Leben mit den Rentieren, der Joikgesang und traditionelles Essen garantieren Ihnen einen unvergesslichen samischen Abend auf dem Hausberg Salen.“


Diesen Abend muss man natürlich vorbuchen – und außerdem waren wir beide keine „Gruppe von mindestens 10 Personen.“

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Gamme und Lavuu-Gestell

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Schneewehenzäune auf dem Salen

Nach einem kleinen Imbiss mit Aussicht von der Fußgängerbrücke auf die „KONG HARALD“

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Havnegata

besuchten wir dann das Wiederaufbaumuseum.

Die Webseite von „northern norway“ beschreibt in vier kurzen Sätzen, worum es in dem Museum geht, ich kann es nicht besser ausdrücken:
„Von 1944 bis 45 wurden 75 000 Menschen aus der Finnmark und Nordtroms zwangsevakuiert. 25 000 von ihnen konnten in die Berge fliehen. Ihrer sichtbaren Geschichte beraubt bauten die Finnmarker nach dem Krieg eine neue, moderne Gesellschaft mit neuen Werten auf. Das Wiederaufbaumuseum in Hammerfest erzählt die Geschichte der Zwangsevakuierung, der Höhlenbewohner und des Wiederaufbaus. Den Besuchern treten dabei oft die Tränen in die Augen.“
http://www.nordnorge.com/DE-ofoten/?News=203

Ein kleines 11-seitiges Handbuch in deutscher Sprache ist hier zu finden:
http://www.kystmuseene.no/getfile.php/1 ... cfx/03.pdf

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Wohnzimmereinrichtung nach dem Krieg

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Sami-Koften

Wieder einmal „leicht benommen“, um es gelinde auszudrücken, kamen wir aus dem Museum und mussten uns erst einmal mit Kaffee und Waffel stärken.

Da es noch früh am Tag war und die Sonne so herrlich schien, unternahmen wir einen ausgedehnten Spaziergang durch Hammerfest, besuchten das neue Kulturhaus,

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Kulturhus

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Kulturhus

machten Fotos vom Musikpavillion, der zum 200-jährigen Jubiläum der Stadt Hammerfest 1989 aufgestellt wurde,

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Musikpavillon

von der Büste des Komponisten und Militärmusiker Ole Olsen,

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Ole Olsen


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vom Rathaus und dem Eisbären

und von der Skulptur eines im Eis gefangenen Schiffes.

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Die Skulptur „Arctic Vessel Pack Ice Symbol“ wurde 1989 zur Erinnerung an die Grundlagen für Hammerfest, nämlich der Eismeerfang und die Fischerei anlässlich des 200-jährigen Stadtjubiläums aufgestellt.

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Seemannsfrau – Mutter mit Kindern

Die Skulptur „Sjømanskone – Seemannsfrau“, deren ursprünglicher Name „Mor med barn – Mutter mit Kindern“ war, ist ein Geschenk des früheren US-amerikanischen Botschafters Charles Ulrick Bay, dessen Mutter Marie Hauan Bay ursprünglich aus Hammerfest kam. Die vom norwegischen Bildhauer Ørnulf Bast geschaffene Skulptur wurde 1957 von der Witwe des Stifters enthüllt.

Gegen Abend war es tatsächlich so warm, dass wir vor dem Restaurant „havørna“ – Seeadler - draußen sitzen und ein Bier, einen Wein und die Sonne genießen konnten.

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Hier an der Kaikante steht auch eine Skulptur des in Hammerfest geborenen Adolf Henrik Lindstrøm.

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Er wurde am 17.Mai 1866 in Hammerfest als Sohn eines Holzfällers und einer Hausfrau, beide nach Norwegen eingewanderte Kvenen aus Finnland, geboren. Schon mit 15 Jahren fuhr Lindstrøm zur See – so wie ich auch 1962 -, er allerdings auf verschiedenen Robbenfänger- und anderen Jägerschiffen, ich auf einem Frachtschiff. Schon nach kurzer Zeit wurde er Koch auf diesen und anderen Schiffen. Schließlich wurde er als Koch auf der „FRAM“ von Frithjof Nansen angeheuert, der nach seiner dreijährigen Polarexpedition nun einen guten Koch haben wollte. So kam Lindstrøm auch in Kontakt mit einem zweiten Polarforscher, dem Kapitän der „FRAM“, Otto Sverdrup.

Zusammengefasst: Lindstrøm war ein norwegischer Koch und Polarexpeditionsteilnehmer, der an drei der berühmtesten Expeditionen teilgenommen hatte: der GJØA-Expedition, und der zweiten und dritten „FRAM“-Expedition. Seine Reputation und seinen guten Ruf verdankte er seinen hervorragenden Kochkünsten unter den schwierigsten arktischen und antarktischen Bedingungen. Er soll der beste aller „Polar-Köche“ gewesen sein.

Wer mehr über seinen interessanten Werdegang und Lebenslauf lesen möchte, der ist hier auf der richtigen Seite:
http://frammuseum.no/polar_history/expl ... 1866-1939_
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Wir genossen noch die laue Luft am Hafen, bevor wir uns in die Koje verkrochen, um am nächsten Tag die Reise fortzusetzen.

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In dieser Nacht konnten wir dann auch fotografisch festhalten, dass die Sonne tatsächlich nicht unterging (Fotos kommen mit dem nächsten Tag).

Fortsetzung folgt.
von Ronald
Di, 14. Nov 2017, 16:40
 
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