Teil 19
Tag 36 – 21. Juni 2017 – Stokmarknes – Narvik
Bei Abfahrt Stokmarknes konnte sich Petrus wieder einmal nicht entscheiden: Sollte es regnen, nieselregnen oder nur tröpfeln? Das erforderte laufendes Umschalten von Intervallscheibenwischer auf Regensensor oder laufendem Scheibenwischer.
Aber das Wetter hatte wohl auch damit zu tun, dass wir Abschied von den Vesterålen nahmen – wenigstens jetzt erst einmal. Wer weiß?
Da wir vor der Fährabfahrt von Melbu aus noch genügend Zeit hatten, umrundeten wir Hadseløya gegen den Uhrzeigersinn. Die Haufenwolken bildeten interessante Motive.
Im Melbu Hotel genossen wir vor der Fährabfahrt noch einen guten Kaffee. Noch ein, zwei Fotos von und vor der Fähre.
Die Überfahrt von Melbu nach Fiskebøl dauerte nur 20 Minuten und schon rollten wir wieder von der Fähre. Von Fiskebøl fuhren wir auf der E 10 über den nördlichen Teil der Lofoten und den Raftsund. Vor uns lagen jetzt 210 km – offensichtlich mit kontinuierlichem Regen.
Von der Straße aus sahen wir rechts den Svarttinden von dessen rechter Seite die Stabbelva sich als Wasserfall versuchte.
Vor uns lag nun der Raftsundtunnel und damit war diese kleine Stück Lofoten auch passé.
Noch ein Blick auf die Vesterålen – und das war dann angesichts des Wetters auch schon die Fotoausbeute des Tages.
Weiter ging es bei Regen entlang des Møysalen Nationalparks nach Evenskjer, Evenes und nach Narvik. Dieses Mal übernachteten wir im Best Western Hotel. Die Speisekarte bot keine große Auswahl außer Pizza, Hamburger und Lachs. Die Weinauswahl war auch irgendwie restriktiv. Es gab „Kartonwein“, der Hauswein, der als „sehr gut“ gepriesen wurde, ebenso wie der Hamburger.
Den Tag hakten wir dann mal ab.
Ach ja, wir sind durch 9 Tunnel mit knapp 17 km Tunnelblick gefahren – da hatte es da drin nicht geregnet.
Und das war die Strecke.
Tag 37 – 22. Juni 2017 – Narvik – Kiruna – Narvik – Ofotbane
Heute sollte für uns ein spannender Tag werden, denn wir wollten mit der Ofotbanen von Narvik nach Kiruna und zurück fahren. Für diese Zugfahrt hatten wir die Tickets bereits von Zuhause online gebucht. Preis für zwei Personen Hin- und Rückfahrt, Sitzplatz am Fenster mit Tisch: 76,04 €.Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt mit der Eisenbahn gefahren bin. Doch – jetzt hab‘ ich es: Februar 2009, mit der Dovrebanen von Trondheim nach Oslo.
Gegen 10.00 Uhr stiegen wir in das Auto, fuhren zum Bahnhof, der zwar nicht weit entfernt war, aber die Steigungen in Narvik, insbesondere zum Hotel, das am Fuß des Narvikfjells liegt, die sind nicht ohne.
Am Bahnhof angekommen, sicherten wir uns ein Parkticket für den ganzen Tag zu einem akzeptablen Preis.
Narvik Hauptbahnhof
Anhand unserer Buchungsunterlagen druckten wir am Automaten unsere Fahrkarten für die Hin- und Rückfahrt aus. Abfahrt des von der schwedischen Eisenbahn betriebenen Zuges sollte um 11.00 Uhr sein. So guckten wir uns noch etwas um und entdeckten die erste Rangierdampflokomotive für die „malmbanen“, die Erzbahn, im Hafen von Narvik von 1882.
Im Warteraum entdeckten wir einen „fjellfrås“ oder „jerv“, den deutschen Vielfraß. Dem möchten wir in der freien Natur nicht so gerne begegnen, obwohl in Norwegen die Gelegenheit dazu besteht. Und dieses Exemplar – so stand es auf dem Schild – am 10.10.1997 von der Erzbahn bei km 11,5 überfahren worden. Dafür sieht er aber jetzt noch gut aus – wohl hervorragend präpariert.
Interessant war die Zusammensetzung der Zugreisenden: Wanderer, Outdoorspezialisten, Japaner, Durchreisende und Touristen wie wir. Mit der Verbindung von Narvik nach Kiruna und weiter nach Luleå konnte man den Nachtzug nach Stockholm erreichen. Von dort hätte man weitere Bahnfahrten in den Süden machen können. Fazit: Narvik wäre auch von Deutschland mit dem Zug zu erreichen. – Auch eine Erkenntnis.
Um 10.50 Uhr lief der Zug ein.
Pünktlich um 11.00 Uhr setzte er sich in Bewegung. Und ich muss sagen, was wir jetzt zu sehen bekommen haben, war spektakulär. Steil ansteigend fuhr der Zug hoch über den Rombaken: Als wenn man in einem Hubschrauber sitzt und den Fjord abfliegt.
- Die Qualität der Fotos bitte ich zu entschuldigen, da sie aus dem fahrenden Zug hinter nicht ganz sauberen Glasscheiben aufgenommen wurden.
Etwa 10 Minuten nach Abfahrt konnten wir aus etwa 190 m Höhe die Rombaksbrua sehen. Die 1964 eröffnete Brücke löste die alte, seit 1927 existierende Fährverbindung über den Rombaksfjord ab.
Rombaksbrua
Hier kommen ein paar Eindrücke
Rombaksbotn
Rombaksbotn
Rombaksbotn
Rombaken
Rombaksbotn
Wasserfall am Rombaksbotn
Søsterbekken
Katterat Station
Schneelandschaft
Schneelandschaft
Entlang der Strecke liegen die alten Bahnhöfe und zahlreiche Hütten, denn das Gebiet hier oben ist ein beliebtes Hüttengebiet. Nach ca. einer Stunde ist man an der schwedischen Grenze
Riksgränsen
Vassijaure am gleichnamigen See - und es geht durch eine verschneite Winterlandschaft.
Katterjåk
Vassijaure Station
Man muss schon schnell sein, um die tollen Aussichten von Wasserfällen, Tälern oder Bergen mit der Kamera einzufangen, denn ähnlich der Bergenbahn geht es auch hier durch zahlreiche, wenn auch nur kurze Tunnel.
Pahtajaure
Bald erreichen wir Torneträsk, den siebtgrößten See Schwedens. Er ist 70 km lang, der Bodensee 63 km. Der Torneträsk hat eine Fläche von 330 km², der Bodensee 536 km². Es heißt, er ist von Dezember bis Mitte Juni zugefroren. Wir schrieben heute den 22. Juni und er war nicht mehr zugefroren. Kalt war es hier oben aber schon, wie wir auch nachher in Kiruna feststellen mussten.
Torneträsk
Abisko Östre stasjon
Der Zugschaffner, der auch hier für das Bistro zuständig ist, akzeptierte keine norwegischen Kronen, so dass mit der Kreditkarte zu zahlen war. Damit habe ich den bisher kleinsten, jemals mit einer Kreditkarte bezahlten Betrag ausgeben können: Umgerechnet € 2,05 für Kaffee.
Der Zug macht einen Stopp in Kiruna, wo wir ausstiegen und auf den nach Narvik ankommenden Zug warteten.
Bahnhof Kiruna
Am Bahnhof steht eine Skulptur, die an die Wanderarbeiter erinnern soll, die um die Jahrhundertwende diese Bahnverbindung bauten.
Rallaren
Hier in Kiruna sahen wir auf der nördlichen Seite des Bahnhofs das riesige Gelände der Erzgruben und die langen Erzzüge. Die Züge bestehen aus bis zu 68 Waggons mit einer Ladung von 6.800 Tonnen Eisenerz. Beladen fährt der Zug mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h leer mit 60 km/h. Weitere Informationen findet man unter
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrec ... 0%93Narvik
In Kiruna haben wir einen kurzen Spaziergang gemacht bei 4°C und einem eisigen Wind. Dort steppte nun wirklich nicht der Bär und so gingen wir zurück zur Wartehalle. Der nun aus Luleå kommende Zug war proppenvoll. Unsere reservierten Sitzplätze waren von zwei schwedischen Ehepaaren besetzt. Sie boten uns an, deren Plätze „ohne Aussicht“ zu nehmen, was wir natürlich ablehnten. Zunächst gaben sie vor, uns nicht zu verstehen. Aber mein Gesichtsausdruck muss dann doch wohl geholfen haben.
Die Aussichten auf der Rückfahrt waren ebenso toll, wie auf der Hinfahrt – allerdings interessanter auf der norwegischen Strecke.
In Schweden entdeckte ich an der schwedischen Bahnstation Sösterbekk dieses Haus.
Sösterbekk
Mangelnde Sprachkenntnisse könnten dazu führen, dass man dieses Gebäude für eine christliche Versammlungsstätte halten könnte. Ist es aber nicht, genau so wenig wie die „GODS EXPEDITION“ in Hell.
Wir waren wieder bei den beiden Wasserfällen Søsterbekken angekommen.
Søsterbekken
Nun war auch wieder der Rombak mit der Brücke und den am Nordufer des Ofotfjorden liegenden Bergen zu sehen.
Rombaksbotn
Kurz vor der Ankunft in Narvik konnten wir noch die im Bau befindliche Hålogalandsbru sehen – ein weiteres Meisterwerk der norwegischen Brückenbauingenieure.
Hålogaloandsbrua
Pünktlich um 17.45 Uhr waren wir wieder zurück in Narvik
Narvik Endstation
Wir fuhren zum Hotel und nun knurrte der Magen gewaltig, denn so richtig was im Angebot im Zugbistro war nichts. Und nun mit dem Frühstück von heute und zwei Muffins – da musste jetzt was Richtiges auf den Tisch.
Wir gingen in das Rallaren (Wanderarbeiter) Restaurant des Quality Hotels in Narvik, wo wir sehr gut gegessen haben und uns noch angeregt mit einem deutschen Ehepaar unterhielten, die wohl „auf der gleichen Schiene fuhren“, wie wir.
Dann ging es „schnaufend“ bergauf zum Hotel, das am Fuß der Seilbahnstation zum Narvikfjell lag.
Und so sah „unsere“ Strecke aus.
Tag 38 – 23. Juni 2017 – Narvik – Innhavet
Wieder einmal wachte ich nach Mitternacht auf. Draußen war es hell. Also, schnell fotografieren und festhalten, wie es um 00.44 Uhr aussah.
Um 09.50 Uhr saßen wir im Auto und fuhren Richtung Fähre nach Skarberget. Heute Morgen mussten wir mal etwas am Limit fahren und sind einem Lkw „zügig“ gefolgt, denn die Abfahrtszeit der Fähre war 11.10 Uhr. Die nächste wäre erst eine Stunde später gefahren und bei diesem schönen Wetter am Anleger stehen und warten, das wollten wir auch nicht. Da unser „guide“ gut gefahren war, konnten wir mit ihm zusammen auf die Fähre „MELSHORN“ fahren.
Zur Information: Die Fährfahrt kostet für das Auto mit Fahrer 12,30 EUR / 115 NOK und 2,25 EUR / 21 NOK für die „honnør“ – aber wie wird das auf Norwegisch „gender-korrekt“ ausgedrückt?
Von der Fähre aus hatten wir einen tollen Ausblick auf die Berge der Ofoten.
Barøya Ofoten
Valletindan
Barøya Ofoten
Valletindan
Valletindan
Bereits von der Fähre konnten wir noch einmal den Stetind erkennen, den wir jedoch nach Ankunft von Bognes aus noch besserer Perspektive sehen konnten.
Das Wetter war herrlich und so hatten wir einen Panoramablick auf die Berge der Ofoten. Und diese haben nun ihre „Schneekappen“ abgelegt – siehe 1. Juni!
Stetind
Am Nordkilpollen konnten wir uns gar nicht satt sehen am türkisfarbenen Wasser.
Nordkilpollen
Und von hier aus konnten wir auf der anderen Seite des Vestfjords die Kette der Lofoten erkennen.
Lofoten
Wir steuerten jetzt den „Traumplatz“ meiner Frau an, den wir 2013 ja nach kurzer Zeit wieder verlassen mussten, weil wir seinerzeit noch die lange Fahrt nach Mo i Rana vor uns hatten: Am Leuchtfeuer von Tranøy.
Hinter uns lagen die Berge Tilthornet mit 693 m Höhe und Hatten mit 850 m.
Tilthornet und Hatten
Vom kleinen Leuchtfeuer Brennvika bot sich uns wieder ein Panoramablick auf die Lofoten.
Da lag er vor uns, der Leuchtturm Tranøy.
Im Schatten der Leuchtfeuerunterkünfte hatten wir bei Sonnenschein einen traumhaften Ausblick auf die Gebirgsketten der Lofoten und nach Osten auf die Berge der Vesterålen und der Ofoten.
Das erste Leuchtfeuer Tranøy wurde 1864 als eine „Ein-Familien-Station“ gebaut. Die Laterne befand sich auf dem Dach der Unterkunft. Neben dem Leuchtfeuergebäude befanden sich dort ein Bootshaus und ein Stall für das Vieh der Familie: eine Kuh, drei Schafe und eine Ziege.
Der jetzige 28 m hohe Turm wurde 1936 errichtet. Er besteht aus vorgefertigten Gussteilen, die durch Bolzen verbunden sind. Der Turm war ursprünglich für Moholmen auf den Lofoten, wo er 1914 errichtet wurde. So konnte er abgebaut und nach Tranøy verbracht werden. Gleichzeitig wurde ein Nebelhorn installiert. Die neue Anlage benötigte mehr Personal und Unterkünfte. So wurden noch Häuser für zwei Familien und den Assistenten der Leuchtfeuerwärter gebaut. Der Turm wurde 1959 elektrifiziert, die 250 m lange Seebrücke aber erst 1969 gebaut. Davor musste zwischen Tranøy und der Schäre gerudert werden. Sämtliches Baumaterial wurde daher mit dem Schiff nach Tranøy gebracht. 1991 wurde das Leuchtfeuer automatisiert und die Leuchtfeuerwärter abgezogen. Heute dienen die alten Leuchtfeuerwärterunterkünfte als kleines Restaurant, Kurs- und Konferenzräume und stehen für Übernachtungen zur Verfügung. 1997 wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt.
Tranøy Station
Tranøy Turm
Jetzt aber konnten wir uns, wiederum bei strahlendem Sonnenschein und bester Sicht– wie schon 2013 -, etwas mehr Zeit lassen für Kaffee und eine frische Waffel mit Aussicht auf die Lofotenwand. Nur der Wind ließ sein Lied erklingen, denn wir saßen abseits einer norwegischen Wandergruppe.
Aber wir wollten ja nun auch Engeløya erkunden und so brachen wir nach etwa einer Stunde wieder auf. Damals stand auf der Fahrt ab Tranøy plötzlich ein Elch auf der Wiese. Der hatte sich wohl dieses Mal versteckt.
Von der E 6 aus sahen wir in etwa 25 km noch einmal den Stetind.
Bei Innhavet am Hotel vorbei fuhren wir in die Gemeinde Steigen auf die Insel Engeløya. Wieder boten sich tolle Aussichten auf das türkisfarbene Wasser, den blauen Himmel und die schroffen, graubraunen Berge dahinter.
Welch‘ ein Unterschied zu den vergangenen Tagen im Eis!!!
Und immer wieder die Lofoten im Hintergrund
Stensland – Motinden – Hatten Breifjellet
Wir machten Halt an der Batterie Dietl, eine der größten Küstenbatterien, um den Vestfjorden bzw. die Einfahrt und den Zugang zu Narvik, den eisfreien Erzhafen zu schützen.
Noch einmal warfen wir einen Blick auf die Lofoten. Wer weiß, ob wir noch einmal wieder hierher kommen? – Schon wieder diese „gefühlsduselige“ Frage.
Auf der Rückfahrt nach Innhavet kamen uns dieses Mal nicht Rentiere, sondern eine Kuhherde entgegen, die aber dann Reißaus nahm, als sie das Motorengeräusch hörte.
Wieder entdeckten wir eine mittelalterliche Steinkirche aus dem 13. Jahrhundert: Steigen kirke. Die ältesten Teile der Kirche stammen aus dem 13. Jahrhundert. Sie soll damit älter sein als die Trondenes Kirche und wäre somit der älteste Kirchenbau nördlich von Trondheim.
Prestkonetinden 646 m Steigen
Gegen 19.00 Uhr erreichten wir unser Hotel in Innhavet.
Den Abend konnten wir wieder einmal in der Sonne auf der Terrasse des Hotels verbringen mit Aussicht auf den Vegfjellan. Und in diesem Hotel gibt es auf das Stammgericht „Seniorenrabatt“!
Was uns noch aufgefallen war: In Deutschland wird bei fast jeder Eröffnung einer E-Ladestation ein Volksfest daraus gemacht mit Landrat, vielleicht sogar Verkehrsminister usw. Wenn man überlegt, wie viele E-Ladestationen wir in Hamburg haben und dann sieht, dass hier hinter dem Hotel gleich 7 (!) Ladestationen für einen bestimmten Autotyp und daneben noch drei weitere „neutrale“ Stationen in einem kleinen Durchgangsort wie Innhavet stehen, dann kann man sich vorstellen, wie es um die Zukunft der E-Mobile in Deutschland steht.
-
Die Fahrt von Narvik über Steigen nach Innhavet.
Tag 39 – 24. Juni 2017 – Innhavet - Ruhetag
Der nächste Tag war dann in der Tat ein Ruhetag, den wir im Hotel verbrachten, unterbrochen von einer nunmehr dringend erforderlichen Wagenwäsche als sog. „selfvask“, denn mit der Dachbox konnten wir ja nicht in eine Waschanlage fahren. Im Supermarkt wurden dann noch einige Lebensmittel wie Mineralwasser, Bier und Kekse eingekauft sowie eine Schale Himbeeren.
Und dieser Tag war dann auch tatsächlich ein „fotofreier“ Tag der mit lesen, Fotos sichten und dösen verbracht wurde.