Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Kumulus » So, 18. Nov 2018, 20:17

Bei Halbzeit feiern wir erst einmal - am besten in, auf oder zumindest bei einem Leuchtturm.

Ich biete Kiel-Holtenau an - oder Bülk
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mo, 19. Nov 2018, 10:42

Moin Martin,
dauert noch ein bisschen. Sind ja erst 54 von 122 :D
Wie wäre es denn mit Westerheversand?
Gruß
Ronald
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Kumulus » Mo, 19. Nov 2018, 19:26

Ronald hat geschrieben:Wie wäre es denn mit Westerheversand?


Das wäre auch meine Alternative !
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Di, 11. Dez 2018, 15:29

Moin,
es geht weiter, denn die Pause war durch die Fertigstellung der Kalender und das Schreiben der etwa 50 Weihnachtskarten bedingt. Bild

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Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 31

Røværsholmen - Haugesund - Rogaland


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Im Januar 1890 fand in Haugesund ein Treffen statt, an dem Leuchtfeuerdirektoren, Oberlotsen und Repräsentanten von Seemannsvereinigungen, Dampfschiffsgesellschaften und anderen Interessierten teilnahmen, auf dem die Notwendigkeit des Baus eines Ansteuerungsfeuers für Haugesund besprochen wurde. Zählte Haugesund um 1854 nur etwa 10.000 Einwohner, wuchs diese Zahl jedoch enorm durch den aufkommenden Heringsfang und den wachsenden Handel. Man sagt heute, dass Haugesund „auf den Gräten der Heringe gebaut“ wurde.

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Davon zeugt auch das 1920 von Sofus Madsen geschaffene Denkmal der Heringsfischer („Fiskeren“). Für Haugesunder symbolisieren die Fischer ihre Identität als Heringsstadt, wo die Fischer den Blick zum Meer richten und auf den Hering warten.

So war es nicht verwunderlich, dass die Schifffahrt eine sichere Zufahrt nach Haugesund benötigte. Auch einigte man sich bei diesem Treffen darauf, dass die Schäre Røværsholmen vor der Insel Røvær und etwa 12 km von Haugesund entfernt der geeignetste Ort für den Bau eines Leuchtfeuers sei.

Da die Schäre bei schwerem Wetter oft überspült wurde, musste das Baukonzept noch einmal überarbeitet und neu kalkuliert werden, so dass sich die Kosten von zunächst 30.000 Kronen auf 63.000 Kronen erhöhten. Nachdem die Gelder für das Haushaltsjahr 1891/1892 bewilligt wurden, begann der Bau 1891 und wurde 1892 mit der Inbetriebnahme abgeschlossen.

So wurde zunächst ein Granitsteinsockel, zum Teil mit Steinen vom 1873 abgerissenen Leuchtturm von Lista gebaut, auf dem ein relativ niedriger Gusseisenturm errichtet wurde. Der Turm als auch das Leuchtfeuerhaus wurde von der Hauptwerft der Marine in Horten geliefert.

Im Turm befanden sich sechs kleine Zimmer und im Betonanbau zum Turm ein großer Wohnraum und die Küche. Später wurde auf den Betonanbau ein Stockwerk aus Holz aufgesetzt. Das Brennholz wurde in einer kleinen separaten Hütte gelagert.

Das Bootshaus aus Beton mit einer Slipanlage für das Boot und ein Landungssteg fanden ebenso Platz auf der kleinen Schäre. Wenn schwerer Schwell (Seegang) herrschte, musste das Boot oft hochgezogen und im Winter im Bootshaus gelagert werden. Und das Bootshaus ist nicht umsonst aus Beton gebaut worden, um den oft schweren Wetterbedingungen standzuhalten.

Die Bedienung des Leuchtfeuers oblag dem Leuchtfeuerwärter samt seiner Familie und einem Reserveassistenten ohne feste Anstellung.

Auf der kleinen Schäre befanden sich auch ein Hühnerstall und ein Schweinestall. Auch eine kleine Grasfläche wurde innerhalb der Bebauung angelegt, denn auch eine Kuh wurde auf der Schäre gehalten, denn dies war die einzige Möglichkeit, die Kleinkinder mit frischer Milch zu versorgen. Somit war Røværsholmen die einzige draußen im Meer liegende Station mit einer Kuh.

Nachdem die Station in den 1950er Jahren in eine Wachstation umgewandelt wurde, bestand die Besatzung aus einem Leuchtfeuerwärter und zwei Leuchtfeuerbediensteten.

1961 erhielt das Leuchtfeuer elektrischen Strom durch ein Unterwasserkabel von der Insel Røvær. 1975 wurde die Station automatisiert und die Besatzung abgezogen.

Die Station Røværsholmen steht unter Denkmalschutz, da sie ein Beispiel für eine sehr kleine, draußen im Meer liegende Station ist und der kleine, nur 13,5 m hohe Turm ein relativ seltener Bau ist.

Die Schäre kann von der Insel Røvær aus besucht werden; die Leuchtfeuergebäude sind nicht zugänglich. Auf der Schäre sollen aber noch Überbleibsel mehrerer Miniaturleuchttürme stehen, die von den Kindern der Leuchtfeuerfamilie während der Zeit des 1. Weltkrieges gebaut worden sein sollen.

Da ich leider nur ein Foto aus sehr großer Entfernung habe, kann man auf diesen Fotos die minimalistische Ausstattung der Station samt Bootshaus aus Beton und dem Landungssteg sehen:

http://norske-fyr-og-kystverkets-bygg.o ... checkpoint

https://kulturminnesok.no/minne/?queryS ... itet/87042

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 176,
Fyrene rundt Norges sydspiss, Bjørn Arild Hansen Ersland, Høyskole Forlaget 1999, S.118 ff.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 191 f.,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 87
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Mi, 19. Dez 2018, 15:08

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 32

Sørhaugøy (Tonjer) – Haugesund - Rogaland


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2010 von Haraldshaugen, Haugesund aus gesehen

Das Leuchtfeuer Tonjer liegt auf der Insel Sørhaugøy, der nördlichsten der Vibrands-Inseln, nordwestlich von Haugesund. Der offizielle Name des Feuers war Sørhaugøy, wie die Insel. Bei den Haugesundern war es als Tonjer bekannt, was so viel wie Landzunge bedeutet.

Die Anlage besteht heute aus einem kirchenähnlichen weißen Gebäude mit Turm, einem rot angemalten Seehaus und Brunnen. Seinerzeit bestanden auch noch ein Nebengebäude und ein Ölhaus, in dem das Öl für das Leuchtfeuer gelagert wurde.

Vor Haugesund befand sich von 1807 bis etwa 1870 eine große Heringsfischerei. Zu dieser Zeit nahm auch der Handel erheblich zu - und nicht nur die Küstenfahrt sondern auch Auslandsfahrten - so dass Bedarf an mehreren Leuchtfeuern für eine sichere Navigation entstand.

Der junge norwegische Staat, nun nicht mehr unter der dänischen Herrschaft, sondern in der Union mit Schweden, förderte die wirtschaftliche Expansion, griff in die Regulierung der Fischerei ein und schaffte Grundlagen für einen gesunden Aufschwung. Einer dieser Teilbereiche war eben die Entwicklung des Leuchtfeuerwesens für die Sicherheit der Schifffahrt. Wie in vorherigen Schilderungen erwähnt, beanspruchten verschiedene lokale Vereinigungen, ob Reeder, Kaufleute oder Seeleute, Priorität für ihren jeweiligen Küstenabschnitt.

In den 1830er Jahren äußerte das Parlament Verständnis dafür, dass die Küsten, insbesondere der Südosten und Südwesten, mit einer ausreichenden Zahl von Leuchtfeuern und Seezeichen ausgestattet werden müsste. 1841 wurde das Amt des Leuchtfeuerdirektors gegründet. Hier liefen nun alle Anliegen für den Bau der Leuchtfeuer zusammen.

Zwischen 1840 und 1850 entstanden daher 20 neue Leuchtfeuer, acht kleine Fischereifeuer, fünft Küstenfeuer und sieben Ansteuerungs- und Hafenfeuer. Tonjer war eines dieser Leuchtfeuer.

Für das Budget 1845 bis 1848 wurden Mittel für ein „Leitfeuer am Nordufer der Vibrandsinseln“ bewilligt. Vorausgegangen waren Eingaben und Anstrengungen mehrerer Bürger nicht nur aus Haugesund, sondern auch aus Stavanger, Sogndal, Flekkefjord und Arendal. Bergenser Bürger wie Nicolaysen, Konow, Ameln, Wallace und Bøschen dominierten die Diskussion um das Leuchtfeuer für Haugesund.

1840 wurde das erste größere Gebäude für die Verarbeitung und das Einsalzen der Heringe als auch für die Unterbringung der „Saisonarbeiter“ gebaut, das sog. Wallacehus, das heute unter Denkmalschutz steht.

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Wallacehus 1840

Mitinhaber der Fa. Nicolaysen und damit Miteigentümer dieses mit zwei Giebeln versehenen Pack- und Arbeitshauses war der Bergener Kaufmann und Politiker Nicolaysen, der immerhin von 1830 bis 1845 im Storting saß. Er war es auch, der sich „wie alle guten Bergenser Patrioten“ im Parlament in Oslo für eine sichere Durchfahrt durch den Karmsund einsetzte (Sørhaugøy Fyrstasjon, S. 8).

Ein anderer Handelsmann, Austad Gabriel Michelsen, der mit Stückgut in der Küstenfahrt nach Norden nach Bergen und anderen Häfen Erfahrungen in diesem Seegebiet hatte, sprach sich ebenfalls für ein Leuchtfeuer am Karmsund aus.
Anhand dieser Schilderungen, die im Jahrbuch für Karmsund 2000 unter dem Titel „Sørhaugøy Fyrstasjon – livet ved Tonjer gjennom hundre år“ von Mads Ramnstad zusammengetragen sind, kann man erahnen, welche Anstrengungen vor fast zweihundert Jahren notwendig waren, um bestimmte Projekte voranzubringen. Hier werden noch viele andere einflussreichen Reeder und Bürger aufgezählt.

Anmerkung: Für in Norwegen lebende Deutsche, die ja wohl der norwegischen Sprache mächtig sind und sich für das Leben aus Sørhaugøy interessieren, gibt es eine interessante Lektüre, der ich die meisten Informationen für diesen Beitrag entnommen habe:
Årbok for Karmsund 1999-2000, Karmsund folkemuseum, Sørhaugøy Fyrstasjon – livet ved Tonjer gjennom hundre år, Mads Ramstad; kann geladen werden unter: http://www.haugalandmuseene.no/wp-conte ... amstad.pdf


Nördlich von Sørhaugøy liegt die Seestrecke Sletten, die alljährlich zwischen Januar und März zwischen 20 und 30.000 Fischer zum Heringsfang anzog. Da es sich in diesen Monaten um die sog. „mørketid“ handelt, die Dunkelzeit, waren Leuchtfeuer an dieser gefährlichen Küstenstrecke dringend erforderlich, um eine möglichst sichere Navigation zu gewährleisten.

Da sich die Heringsfischerei nördlich bis Espevær in Bømlo hinzog, wurden drei Jahre nach der Errichtung von Sørhaugøy weitere Leuchtfeuer entlang der Küste gebaut.

Der Bau des Leuchtfeuers Sørhaugøy

Nachdem die Mittel bewilligt waren, wurde nach den Plänen des Feuerdirektors der Arbeitsvormann im Leuchtfeuerwesen, der erfahrene und beliebte Hans Hansen aus Christiania mit dem Bau beauftragt. In der Woche nach Weihnachten berichtete er, dass er ein Grundstück für das Leuchtfeuer aus Vibrandsøy ausgewählt hatte. Einen Monat später wurde vom Marinedepartement das Baumaterial bestellt.

Da Hansen den Bau von Utsira beaufsichtigt hatte und wusste, dass noch ein Teil des Materials übrig geblieben war, besorgte er sich Tauwerk und Eisenstangen vom Feuerwärter Smith aus Utsira.

Nach der Ausschreibung sollte Pastor (!) Bonnevie die Ziegelsteine beschaffen, der Landwirt Martin Berger den Kalkstein, Konsul Ring die Dachpappe und Kaufmann Kiddelsen Holz für die Anlage. Bei Nes Jernverk wurden verschiedene Sachen geordert, unter anderem das Leuchtfeuerhaus.

Parallel zu den Materiallieferungen wurden Arbeiter für den Bau des Leuchtfeuers angeheuert. Das Leuchtfeuerwesen hatte Anfang des 19. Jahrhunderts (der Norweger spricht vom 1800-tallet) Arbeiter, die für den Leuchtfeuerbau von Langesundfjord, Vallø und Oslo angestellt waren, angeheuert. Gleichzeitig wollte der Feuerdirektor aber auch Arbeiter aus der Umgebung einstellen. Nach „bitteren Erfahrungen“ schrieb er, dass sich kaum lokale Seeleute für die notwendigen Arbeiten anheuern ließen, so dass er auf die erfahrenen Arbeitskräfte aus Sunnmøre zurückgreifen musste – ein Umstand, dem man noch mehrfach begegnen sollte.

Die so angestellten Arbeiter mussten sich strengen Arbeits- und Verhaltensbedingungen unterziehen. Die Verträge sahen vor, dass sie sich anständig und ordentlich zu benehmen hätten, sich nicht betrinken durften und jedem „Händel“ und anderen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen hätten. Zuwiderhandlungen und auch Faulheit sollten mit dem Abzug vom Arbeitslohn bestraft werden. Die Arbeitszeit begann täglich um fünf Uhr morgens und endete abends um sieben Uhr, mit drei Stunden Ruhe- und Essenszeiten.

Hansen beschaffte die Arbeiter im Laufe des März 1846. Zehn Mann aus Sunnmøre unterschrieben den Vertrag und sollten im Sommer auf Vibrandsøy arbeiten. Daneben engagierte Hansen noch zehn weitere Arbeiter aus der Umgebung zur Verstärkung für die intensive, aber kurze Sommersaison.

Die Unterkunft der Arbeiter erfolgte in Baracken, die zuvor für das Leuchtfeuer Villa vor Namsos gebraucht wurden. Die Baracken wurden später nach Kvitholmen vor Kristiansund gebracht, bevor sie zunächst nach Utsira verfrachtet wurden, bis sie nunmehr auf Vibrandsøy Verwendung fanden.

Da die Station auf Sørhaugøy errichtet werden sollte, wurde ein Pachtvertrag mit dem Marinedepartement geschlossen, dem Sørhaugøy unterstand.

Im Laufe des April und Mai 1846 kamen die Ziegelsteine für das Leuchtfeuergebäude, ebenso Holz und andere Materialien. Schließlich kam aus Frankreich die Antwort auf die Anfrage nach dem Preis eines Feuerapparats. Der Direktor Fresnel, der Erfinder der Fresnellinse, nannte einen Preis von 2.280 Franken einschließlich der Scheiben für das Licht. Schließlich wurde das Leuchtfeuer für 400 Speziestaler bestellt.

Im Sommer wurde der Fortgang der Arbeiten vom Assistenten des Feuerdirektors, Carsten Tank, inspiziert. Tank, ein früherer Leutnant der Marine, war beim Feuerdirektor angestellt und reiste von Leuchtfeuer zu Leuchtfeuer, um die Arbeiten mit zunehmend gründlicher Erfahrung zu überwachen.

Allerdings zogen sich die Arbeiten hin, teils wegen mangelnder Qualität der Materialien oder weil Nes Jernverk um einen weiteren Monat für die Fertigung des Leuchtfeuerhauses bat. Im August kamen die letzten Ladungen Holz, Feuerhaus und Steinladungen und im September die letzte Dachpappe. Der norwegische Konsul Borstrøm sandte den Leuchtfeuerapparat von Le Havre im September und der Feuerdirektor bestellte im Oktober 500 Liter Öl für das neue Feuer.

Der Arbeitsvormann Hansen sollte der erste Feuerwärter sein der auf Sørhaugøy für 20 Speziestaler und 40 Schillinge pro Monat angestellt werden wollte. Jedoch waren seine Kenntnisse so umfassend, dass er nach einer Übergangszeit von einer Bestellung als ständiger Feuerwärter Abstand nahm, um weitere Bauvorhaben zu überwachen.

Im November wurde die Ankündigung veröffentlicht, dass das Leuchtfeuer Vibrandsøen am 1. Dezember 1846 angezündet werde.

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2013 von der Fähre Hirtshals-Bergen aus gesehen

Am 21. November 1846 wurde zudem eine königliche Resolution veröffentlicht, in der genaue Abgaben für die Pacht des Grundstücks sowie die Anstellung der Feuerwächter und der „Feuerkerle“ beschrieben wurde.

Nur drei Wochen, nachdem das Leuchtfeuer in Betrieb ging, berichtete der vorübergehend als Feuerwärter fungierende Hansen, dass ein Unwetter Teile des Daches an der Südseite weggeweht und der Flaggenmast und Teile des Geländers als auch der Schutzmauer zerstört hatte.

Im Januar kamen die Heringe und mit ihnen Tausende von Fischern. Hansen berichtete von großen Problemen mit den Fischern, diese von Sørhaugøy fernzuhalten, denn schließlich war er mit dem fortwährenden Betrieb, d.h. der Aufrechterhaltung des Leuchtfeuers, mehr als ausgelastet

Sørhaugøy hatte nun einen Leuchtfeuerapparat mit einer Linse 5. Ordnung.

Die Station war ausgelegt für einen Leuchtfeuerwärter mit Familie, einem Dienstmädchen und einem Knecht. Das Leuchtfeuergebäude war ein typisches Familienhaus mit sechs Zimmern, Küche, Speisekammern, Proviantkeller und einem gemauerten Ofen im Keller. Der Brunnen, der Ölvorrat und der Proviantraum befanden sich im Keller, im Erdgeschoss waren die Küche, die Speisekammer, das Wohnzimmer, weitere Zimmer sowie Schlafzimmer und Kinderzimmer, im Dachgeschoss befand sich noch eine Mansarde.
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1952 wurde das Leuchtfeuer ersetzt durch ein kleineres, automatisiertes Feuer auf einem Dreibein. Die Station wurde vom Reeder Knut Knutsen gekauft, der die Station dem Haugelandmuseum übergab. Betrieben wird die Station nach aufwändiger Restauration vom Sporttaucherklub Haugesund.

Die Station wurde wegen ihrer besonders gut bewahrten Anlage 1998 vom Riksantikvar unter Denkmalschutz gestellt.

Weitere Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 215,
Norske Fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksanikvarens rapporter nr. 24 1997, Danckert Monrad-Krohn, Oslo 1997, ISBN 82-7574-018-5, S. 86,
Årbok for Karmsund 1999-2000, Karmsund folkemuseum, Sørhaugøy Fyrstasjon – livet ved Tonjer gjennom hundre år, Mads Ramstad; kann geladen werden unter: http://www.haugalandmuseene.no/wp-conte ... amstad.pdf
https://haugesjoen.no/kystkultur/sj%C3%B8hus/
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Fr, 21. Dez 2018, 16:46

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 33

Ryvarden – Seio - Hordaland


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Die Station Ryvarden

In Ryvarden am Eingang zum Bømlafjord, so die Sage im isländischen „Landsnåmabok“, soll in Norwegen zur Wikingerzeit die erste Varde, eine Steinbake, gestanden haben. Der Wikinger Flòke Vilgerdsson aus Mylstrevåg soll im Jahr 869 vor seiner Abreise auf der Suche nach dem „Schneeland“ dieses Seezeichen gesetzt haben, als Orientierungspunkt bei seiner Rückkehr. Während er auf günstigen Wind wartete, so das Landsnåmabok, fing er drei Raben ein, die ihm den Weg weisen sollten. Flòke, auch Ramnaflòke (Rabenflòke), soll den Gott Odin beschworen haben, den Raben Zauberkraft zu verleihen, um ihm den richtigen Weg zu weisen.

Diese Steinbake, später als Flòkevarde bekannt, wurde auf der Landzunge Ryvardneset am Seegebiet der oft launischen Sletta errichtet und soll somit das erste Seezeichen in Norwegen gewesen sein.

Nach einer stürmischen Überfahrt ging Flòke bei Bardastrand auf Gardaholm, wie Island seinerzeit bezeichnet wurde, an Land. Er brachte seine mitgebrachten Tiere an Land, ging Fischen, jagte Wale und Robben sowie Vögel. Er war so in seine Jagd vertieft, dass er vergaß, Winterfutter für seine Tiere einzufahren. Als das letzte bisschen Futter aufgefressen war, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Tiere zu schlachten.

Der Winter soll extrem hart gewesen sein. Die Fjorde waren gefroren, so dass er und seine entmutigten Männer seiner Fahrt, das Land nun Island nannten.

Nach zwei harten Wintern segelte Flòke und sein Clan zurück nach Norwegen. 870 schließlich segelte er zurück nach Island, wo er sich in Skogafjörður in Nordland niederließ und dort den Rest seines Lebens verbrachte. – Ein Tal und ein See sind nach Flòke benannt, ebenso eine Straße in Reykjavik.

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Über Jahrhunderte diente diese Bake als Seezeichen, bis die Leuchtfeuerverwaltung aufgrund der aufkommenden Heringsfischerei entschied, hier eine Leuchtfeuerstation zu errichten, denn die Heringschwärme zogen jedes Frühjahr an die Küsten von Hordaland und Rogaland zwischen Haugesund und Ryvarden.

Das Leuchtfeuer bestand zunächst nur aus einem kleinen Holzhaus von 6 qm Fläche, in dem sich eine Bank und ein Holzofen befanden. Die Lampe wurde an der Wand des kleinen Hauses angebracht und zunächst nur während der Fangsaison vom 21. Dezember bis 1. März betrieben. Jedoch protestierten die Seeleute der anderen Schiffe, dass das Feuer in der dunkelsten Zeit außer Betrieb war. Ab 1852 wurde die Betriebszeit auf die Zeit vom 15. Juli bis 1. Mai ausgeweitet.

1861 wurde eine richtige Station errichtet mit einem 48 qm „großen“ Haus für die Leuchtfeuerwärterfamilie. Der erste Leuchtfeuerwärter war Jon Simonsen Mølstre, ein Kaufmann aus Mølstevåg, der bis in das 19. Jahrhundert seinen Dienst versah.

Als der Leuchtfeuerdirektor Carl Frederik Diriks 1861 das neue Leuchtfeuer besichtigte, stellte er fest, dass die Bauarbeiter die Steine der alten Bake für das Fundament des neuen Hauses verbaut hatten. Er war außer sich und seine Entrüstung war „groß und bitter“ (Norske Fyr, S. 87), dass dieses Jahrhunderte alte Denkmal von „Barbaren und Vandalen“ zerstört war. Schließlich wurde die Bake komplett abgetragen.

Im Laufe der Zeit wurde die Station um einen Bootsslip sowie einen Übergang zwischen den Gebäuden erweitert. 1876 erhielt die Station einen Linsenapparat 6. Ordnung. Ebenso wurden Gelder für den Bau eines Bootshauses in Mylstrevåg bewilligt, denn die Anlandung am Ryvarden Leuchtfeuer war wegen der Wetterbedingungen oft unmöglich.

1887 schlug der damalige Leuchtfeuerwärter vor, 5.000 qm Land für 400 Kronen für den Anbau von Gemüse und Kartoffeln zu kaufen. Der Antrag wurde abgelehnt und so kaufte er es selbst. 1898 wurde der Ankauf schließlich bewilligt; jetzt aber war das Land bereits 1.600 Kronen wert.

1890/1891 wurde ein neues Leuchtfeuergebäude gebaut, bei dem das Leuchtfeuer an der Seite in Höhe der Wohnstube angebracht war, so dass es von der Wohnstube aus überwacht werden konnte. Auch ein Wirtschaftsgebäude, ein Waschhaus sowie eine Hütte für die Lagerung von Holz wurden errichtet.

In Verbindung mit der Errichtung eines Nebelsignals erhielt die Station 1935 ein Maschinenhaus sowie einen neuen Feuerturm von 6 m Höhe, in dem ein Linsenapparat 4. Ordnung eingebaut wurde. Das Leuchtfeuer erhielt einen Schirm, um Sektoren für die Ansteuerung von See aus zu bilden.

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Das etwa 6 m hohe Leuchtfeuerhaus

Das alte Leuchtfeuerwärterhaus wurde für den Assistenten umgebaut. Für den Leuchtfeuerwärter und einen Reserveassistenten wurde ein neues Haus gebaut.

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Der Landesteg – bei schwerem Wetter ist ein Anlanden unmöglich

Nun erhielt die Anlage auch einen Landungssteg mit Kran sowie einen 60 m langen Schienenweg für den Transport von Öl von See hinauf zum Leuchtfeuer.

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Der Weg vom Wohngebäude zum Leuchtfeuerhaus

1958 erhielt die Station elektrischen Strom von einem Kabel, das von Mylstrevåg gelegt wurde. Im selben Jahr erfolgte eine umfassende Renovierung der gesamten Station. Das alte Haus von 1861 wurde aufgegeben und abgerissen, das Haus von 1935 wurde zusammen mit dem Neubau eines Holzhauses für zwei Familien modernisiert. Die Besatzung bestand nun aus dem Leuchtfeuermeister und einem Feuerbediensteten.

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Das Leuchtfeuer

Von Mylstrevåg nach Ryvarden führt ein sehr schöner Weg. In den 1970er Jahren wurde dieser Weg in einem Freiwilligeneinsatz (dugnad) der Leuchtfeuerangestellten und deren Familien mit finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde und der Leuchtfeuerverwaltung in einen hervorragenden Zustand ausgebaut, so dass die Station heute mit dem Auto erreicht werden kann.

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Der in freiwilliger Arbeit gebaute Weg zur Station

In den ersten Jahren des Leuchtfeuers war es besonders in der dunklen Jahreszeit mehr als gefährlich, die Station zu erreichen. 1863 ereignete sich ein tragisches Unglück. Zwei der vom Leuchtfeuerwärter J. Mølstre angestellten Leute, der Bäcker und der Ladenverkäufer, wollten am Heiligabend dem Leuchtfeuerwärter und dessen Familie Weihnachtsessen bringen. Auf dem Heimweg wurden sie von einem heftigen Schneesturm überrascht, so dass sie vom Weg abkamen und einen Abhang hinunterstürzten. Während sich der Ladenverkäufer retten konnte, wurde der Bäcker später tot aufgefunden, nur ein kurzes Stück vom Leuchtfeuer entfernt. Zuhause in Mølstre rechnete man damit, dass beide wegen des heftigen Schneesturms auf der Station geblieben seien, so dass man sich wegen des Ausbleibens der beiden Leute keine Gedanken machte.

Am 8. April 1940 wurde das Feuer vorübergehend stillgelegt, jedoch am nächsten Tag von deutschen Soldaten besetzt. Weil die deutschen Soldaten das Leuchtfeuer und das Nebelhorn nicht bedienen konnten, musste der Leuchtturmwärter auf Wache bleiben. Am 11. Mai1945 verließen die Soldaten das Gelände und der normale Betrieb wurde am nächsten Tag wieder aufgenommen.

1984 wurde auch Ryvarden Fyr automatisiert und nach 18 Dienstjahren verließen der Fyrmeister Ch. Skaar und seine Frau den Leuchtturm Ryvarden. Die Gebäude standen lange leer. 1992 hat die Gemeinde das Gelände des Ryvarden von der Küstenbehörde gepachtet. Durch das Museum, die Galerie und das Café erhielt die gesamte Anlage neues Leben. Aus dem Wohnhaus des Assistenten wurden das Kultur-Café und aus dem Haus des Leuchtturmwärters eine Übernachtungsmöglichkeit mit 4 Doppelzimmern geschaffen. Die Räumlichkeiten werden an Gesellschaften etc. vermietet. Ein Schuppen dient als Atelier mit Wechselausstellungen.

Zur Erinnerung an die alte“ Flòkavarde“, die ja als Grundmauer des Leuchtturms herhalten musste, wurde auf Ryvardsneset an die Stelle der alten „Flòkavarde“ eine neue errichtet. Am 24. Juni 1994 wurde sie von dem isländischen Botschafter in Norwegen, E. Gudmarson, enthüllt. Im Gegenzug wurde auf Island in Hafnarfjörður an der Stelle, die Flòke das erste Mal auf seiner Reise passierte, eine Varde aus Steinen errichtet, die aus Sveio stammt.
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Etliche tragische Schiffshavarien spielten sich auch hier vor Ryvarden ab. Das schlimmste Ereignis fand am 26.11.1999 statt. Der Katamaran M/S „Sleipner“ der Reederei HSD, der auf dem Weg von Stavanger nach Bergen war, geriet am Abend bei Windstärke 8 in Seenot. Der Katamaran kam vom Kurs ab und lief auf die Schäre „Store Bloksa“ auf. Bei diesem tragischen Schiffsunglück überlebten 71 Personen, aber 16 Personen kamen ums Leben.

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Am Leuchtfeuerhaus wurde nach einer spontanen landesweiten Sammelaktion „Licht auf Bloksene“, die Schäre, auf die MS „Sleipner“ auflief, die Gedenktafel „Folkets Lys“, das Licht des Volkes, angebracht.

10 Jahre nach dem Untergang wurde vom norwegischen Verkehrsministerium ein Gedenkstein auf Ryvarden für die 16 verunglückten Personen errichtet. Der Gedenkstein und die dargestellte Personengruppe lösten große Verärgerung bei den Hinterbliebenen aus, da das Ministerium, diesen Tag als „Jubiläum“ bezeichnet hatte.

Weitere Informationen sind hier in norwegischer Sprache zu lesen:
http://www.nrk.no/nyheter/distrikt/hordaland/1.6916665

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Die umstrittene Skulptur

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 172
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 114 ff.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 194 ff.,
Norske fyr - ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S. 84 ff.,
https://ryvarden.no/ryvarden/?lang=en
https://www.nrk.no/hordaland/kalte-slei ... -1.6916665

Nachtrag:

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Die Leuchtfeuerstation von der Fähre vom Bømlafjord aus gesehen

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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Sa, 22. Dez 2018, 16:19

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 34

Leirvik – Stord - Hordaland


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Leirvik von Süden gesehen

Die Leuchtfeuerstation Leirvik liegt auf der der Insel Stord vorgelagerten keinen Insel Midtøy, südlich der gleichnamigen Kleinstadt. Das Leuchtfeuer ist ein Sektorenfeuer für die sichere östliche Passage Langenuen in Richtung Norden. Es liegt im sog. Sunnhordlandbassin.

Der zunehmende Schiffsverkehr zum Hafen von Leirvik und durch den Langenuen erforderte den Bau eines Leuchtfeuers an dieser Stelle. 1877 kaufte die Leuchtfeuerverwaltung die kleine Insel Midtøya und begann sofort mit dem Bau eines Gebäudes aus Beton für die Leuchtfeuerwärterfamilie. Die Anlage umfasst ein Wirtschaftsgebäude, ein Maschinenhaus, ein kleines Ölhaus und ein Bootshaus in Fachwerkbauweise zusammen mit einem Slip für das Boot. Um Regenwasser aufzufangen, wurden zwei Zisternen gebaut. Bereits am 20. Oktober 1878 wurde es angezündet.

Das kleine Leuchtfeuergebäude mit einem festen Feuer steht 15 m über dem Meeresspiegel und leuchtet vom 15. Juli bis 15. Mai eines jeden Jahres, wie viele Leuchtfeuer in Norwegen, während die Leuchtfeuer im Süden das ganze Jahr über brennen.

Um die Jahrhundertwende beriet man, einen kleinen gusseisernen Turm mit einem Leuchtfeuerapparat aufzustellen. Dieses Leuchtfeuer wurde 1903 errichtet und machte nun die ständige Bewachung überflüssig. Das Gelände und der Bau des alten Leuchtfeuers beliefen sich auf 21.000 Kronen. In einer Auktion erhielt man jedoch lediglich 1.500 Kronen, allerdings ohne Bootshaus und Grundstück.

Aufgrund des weiter zunehmenden Schiffsverkehrs und der Einrichtung einer Nachtroute zwischen Stavanger und Bergen, aber auch wegen mehrerer Schiffsverluste wurde entschieden, ein Nebelsignal zu errichten. Diese Nebelglocke wurde neben dem Leuchtfeuergebäude aufgestellt und mit einem Uhrwerk betrieben. An dieser Stelle wurde zusätzlich ein Leuchtfeuer errichtet.

1930 wurde die Nebelglocke durch ein Nautofon ersetzt, das erste in Norwegen. Die Inbetriebnahme des Nautofons erforderte den Bau eines Maschinenhauses und die Wiederaufnahme des Wachbetriebes, wofür das Leuchtfeuergebäude wieder zurückgekauft wurde. 1939/1940 wurde ein neues Maschinenhaus gebaut und das Nautofon wurde nun durch einen Dieselmotor betrieben. Der Leuchtfeuerwärter war nun verantwortlich für die Leuchtfeuerstation Leirvik, das Nebelsignal sowie das Leuchtfeuer am Hafen von Leirvik. Dieser Betrieb wurde bis 1975 aufrechterhalten, bis der Leuchtfeuerwärter in Pension ging.

Bild

Leirvik von Nordosten gesehen

Während des Krieges bauten die deutschen Besatzer einen dreistöckigen Wachturm, von wo aus der gesamte Schiffsverkehr bis in den Hardangerfjord überwacht wurde. Die Leuchtfeuerwärterfamilie wurde im Herbst 1942 auf das Festland evakuiert, jedoch musste der Leuchtfeuerwärter auf der Station verbleiben.

Am 24. November 1943 wurde die Station von alliierten Torpedobooten angegriffen. Während der Weihnachtszeit 1945 wurde die Station mit einer Panzerabwehrgranate von einem englischen Flugzeug angegriffen. Es entstand jedoch nur ein geringer Schaden.

Nach der Niederlegung der Station kaufte die Kulturvereinigung Stord die Anlage und seitdem wird Leirvik Leuchtfeuerstation als Veranstaltungsort für Konzerte genutzt. Im Leuchtfeuergebäude befindet sich eine Wohnung, die vermietet wird. Allerdings muss man für den Bootstransport und auch die übrigen Verbrauchsgüter selbst sorgen.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 129,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 202 f.,
http://www.fyr.no/fyrene/fyrene-sor/hor ... fyrstasjon
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Kumulus » Sa, 22. Dez 2018, 17:34

Vielen, vielen Dank Ronald für diese spannenden und kurzweilige Lektüre. Wenn du es nicht zeigen würdest, hätte ich nie geglaubt, dass Leuchttürme so interessant sein können. Bisher waren es für mich nur Orte der extremen Höhenangst.

Danke Ronald

und frohe Weihnachten !!

Beste Grüße
Martin
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Kumulus » Sa, 22. Dez 2018, 17:34

Eine Frage bleibt natürlich noch: Hast du alle Leuchtfeuer persönlich inspiziert ?

Ich freu mich auf die Fortsetzung
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 23. Dez 2018, 10:46

Moin Martin,
vielen Dank für Deine netten Worte.
Persönliche Inspektion: Nein, das kann man nicht ohne ein Boot und einen Führer zur Verfügung zu haben. Aber man kann ja an den Fotos erkennen, wo wir auf dem Gelände waren wie z.B. Stroemtangen bei Risoer, Sandvigodden bei Arendal, Lista, Ryvarden usw.
Die meisten Leuchtfeuer habe ich wohl auf den Hurtigrutenreisen aufgenommen inkl. FRAM, dann von den Colorline-Fähren und Fjordline. Alle anderen haben wir mit dem Auto angefahren, wobei die Touren dementsprechend geplant waren.
An den anfangs aufgezählten Quellen kannst Du ja auch sehen, dass die Bücher und auch die Seekarten, die ich Zuhause habe, die Standorte und Zugangsmöglichkeiten zu den Leuchtfeuern aufzeigen. So sind die weit draußen stehenden nur mit einem Boot zu erreichen und Makkaur, ganz im Norden auch nur mit dem Boot von See her zugänglich.
-
Wollen mal sehen, was die nächsten Tage so hergeben an weiteren Geschichten, denn im Moment mühe ich mich mit Nynorsk ab.
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Auch Dir wünsche ich frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in das neue Jahr.
Herzliche Grüße
Ronald
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Sa, 02. Feb 2019, 15:15

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 35

Slåtterøy - Bømlo - Hordaland

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Gesehen von Eide auf der Insel Selsøy

Die erste Anfrage seitens der Schifffahrt für die Errichtung eines Leuchtfeuers im Fahrwasser der Ansteuerung nach Bergen wurde 1828 gestellt. Es sollten aber noch etliche Jahre vergehen, bis diese Anfrage realisiert wurde. Die seinerzeitige Feuerkommission war der Ansicht, dass Fugløya in der Gemeinde Austevoll der richtige Ort für ein Leuchtfeuer sei. 1851, also über 20 Jahre nach der ersten Anfrage, beriet die Leuchtfeuerkommission den Standort für ein neues Leuchtfeuer und kam zu dem Schluss, dass drei Orte für ein Feuer in Frage kommen würden: Fugløya, Marstein und Slåtterøy. Fugløya wurde aber verworfen, weil hier ein mögliches Anbordnehmen oder Absetzen eines Lotsen für Bergen wegen der vielen Untiefen gefährlich sein würde. Auch gegen Marstein wurden Einwände erhoben, so dass Slåtterøy wegen seiner Lage der Vorzug gegeben wurde. Dort sei das Fahrwasser rein und breit genug. Zudem würde die Lage der Insel einem Lotsenkutter bei Schlechtwetter ausreichend Schutz bieten. Die Kommission kam zu dem Schluss: „Slotterøen (wie es damals hieß) bietet alle Vorteile, welche die Allgemeinheit sich von einer Küstenfeuerstation wünscht und die Kommission fand, dass der nordwestlichste hohe Punkt auf der Insel der beste Platz sei.“ (Norges Fyr, Bind 1, S. 207).

Slåtterøy liegt in der Gemeinde Bømlo im südwestlichen Hordaland und damit am westlichen Eingang zum Selbjørnsfjord.

In den Haushalten von 1857 bis 1860 wurde eine Überschlagssumme von 31.145 Speziestaler bewilligt. Der Turm wurde vom Feuerdirektor Carl Fredrik Diriks gezeichnet. Der 24 m hohe gusseiserne Turm ist der viertälteste in Norwegen und wurde von Bærums Verk (bei Oslo) und das Leuchtfeuer von Næs Jernverk (Gemeinde Tvedestrand) geliefert. Das große Leuchtfeuerwärterhaus wurde in Fachwerkbauweise errichtet. Ein großes Bootshaus wurde im südlichen Hafen gebaut.
Da der Turm selbst auf einer 20 m hohen Anhöhe steht, musste der Weg zum Bootshaus teilweise gemauert und mit zusätzlichen 140 Treppenstufen aus behauenem Granit gelegt werden. Jeder Block wurde seinerzeit einzeln von den Arbeitern von Hand behauen – ohne maschinelle Unterstützung! Das Grundstück für die Station einschließlich des Bootshauses kostete noch einmal 500 Speziestaler.

Eine große Schutzmauer, gewissermaßen als Wellenbrecher, wurde 1873 für das Bootshaus gebaut und 1879 erhielt diese Mole auch einen Kran.

Nach mehrfachen Ersuchen u.a. der Bergener Reedervereinigung beantragte der Feuerdirektor 1899 einen Betrag in Höhe von 66.000 Kronen, um das feste Leuchtfeuer in ein Blinkfeuer zu verändern. Weitere 6.000 Kronen wurden beantragt, um eine neue Assistentenunterkunft zu bauen. Ferner wurde das Hauptwohnhaus im Dachgeschoss für den Reserveassistenten umgebaut, in dem er in der jährlichen sechsmonatigen Dienstzeit, also der Zeit der Dunkelheit, wohnen konnte, um dem Leuchtfeuerwärter zu assistieren.

1902 wurde am abschüssigen Gelände ein neues Bootshaus errichtet, so dass ein neuer Landungssteg mit Kran erforderlich wurde. Im Laufe der Jahre wurde von den Leuchtfeuerbediensteten auch eine kleine Gartenfläche angelegt, die von einer Mauer gegen die rauen Wetterbedingungen geschützt wurde.

Bild

Gesehen von der Fähre von Husavik nach Sandvikvåg – Entfernung etwa 16 km

Im Zweiten Weltkrieg war die Station von 20 deutschen Soldaten besetzt und die Umgebung war komplett vermint. Ein britischer Luftangriff tötete einen Leuchtfeuerbediensteten und richtete einen kleineren Schaden auf der Station an. - 1956 kam ein Leuchtfeuerwärter um, als er von einer Sturzwelle erfasst wurde.

Die Station wurde 1958 elektrifiziert. Seit der Zeit hat Slåtterøy das stärkste Leuchtfeuer in Norwegen mit einem Linsenapparat 2. Ordnung. Das Leuchtfeuer kann man über 18,5 Seemeilen, also über 34 Kilometer, sehen.

Das Leuchtfeuer wurde in den 1980er Jahren automatisiert. Die Leuchtfeuerbesatzung wurde jedoch erst am 30. Juni 2003 abgezogen, denn auf der Station wurden seit 1923 umfangreiche Wetterbeobachtungen durchgeführt, die erst 1997 automatisiert wurden.

Bereits 1999 wurde die gesamte Station einschließlich der Steinwege unter Denkmalschutz gestellt. Der Freundeskreis Slåtterøy fyr bildete sich 2004 und unterhält die Station in Abstimmung mit der Küstenverwaltung. Die Vereinigung vermietet die Unterkünfte im Leuchtfeuerwärterhaus und gibt regelmäßige Führungen über die Station, die allerdings nur mit einem Boot von der nahegelegenen Insel Gisøy erreicht werden kann.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 191
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerra,k Forlag, Sandefjord 2006, S. 118 ff.,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 207 ff;
https://no.wikipedia.org/wiki/Sl%C3%A5tter%C3%B8y_fyr
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 03. Feb 2019, 15:21

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 36

Marstein fyrstasjon – Austevoll - Hordaland


Von der Leuchtfeuerstation Marstein, vor der norwegischen Küste an der Einfahrt in den Korsfjord und damit der südlichen Ansteuerung von Bergen, habe ich kein Foto. Jedoch steht eine ausführliche Beschreibung in deutscher Sprache im Internet unter https://de.wikipedia.org/wiki/Marstein_fyr
zur Verfügung. Dort sind auch Fotos zu finden.

Ein weiterer ausführlicher Artikel über das Leben auf dieser Station unter der Überschrift „The Marstein Lighthouse - at the edge of the world“ befindet sich in englischer Sprache hier:
http://www.lhdigest.com/Digest/StoryPag ... ryKey=2239

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Raunane fyrstasjon – Bergen - Hordaland

Bild

Die Grundmauer des alten Leuchtfeuerhauses ist rechts vom Leichtfeuer zu sehen.

1883 wurde auf der Insel Flatøy im Raunefjorden ein Ölleuchtfeuer errichtet. Es war das erste Leuchtfeuer ohne Bemannung. Man hatte jedoch einen Aufseher für das Leuchtfeuer angestellt, der zu festgelegten Zeiten das Öl aufzufüllen, den Brenner zu trimmen sowie die Linse zu reinigen hatte.

Dies war die Einleitung einer neuen Epoche im norwegischen Leuchtfeuerwesen und der Vorläufer von mehreren tausend kleinen Leuchtfeuern, deren Anblick an der norwegischen Küste zur Gewohnheit wurde.

Der Raunefjord ist die südliche Zufahrt nach Bergen. 1888 wurden seitens der Schifffahrt Forderungen vorgebracht, die auf eine Änderung der Befeuerung im Raunefjord drängten, da eine neue Schifffahrtslinie von Bergen nach England ihren Betrieb aufgenommen hatte. Das bemannte Leuchtfeuer auf Lerøy sollte eingestellt und durch ein unbemanntes Leuchtfeuer auf Brakholmen ersetzt werden. Auf Raunane sollte eine bemannte Station mit einem Wohnhaus für den Leuchtfeuerwärter gebaut werden. 1891 wurde auf der Nordwestspitze der kleinen Insel ein kleines Holzhaus gebaut, an dessen Giebel das Leuchtfeuerhaus angebracht war. Das Leuchtfeuer brannte vom 1. Juli bis zum 10.Juni eines jeden Jahres. Hinzu kamen ein Schuppen sowie ein Bootshaus mit Bootsaufzug an der Anlegestelle. 1931 erhielt die Station eine Nebelglocke.

Nach dem Tod des Leuchtfeuerwärters im Jahr 1906, war man der Meinung, dass die Station nun durch ein unbemanntes Leuchtfeuer ersetzt werden sollte. Diese Lösung wurde dann auch umgesetzt.

Die Station wurde 1958 eingestellt und durch ein Leuchtfeuer ersetzt. Das Gebäude wurde für 1.500 Kronen verkauft und abgerissen. Heute ist bei der Vorbeifahrt an dem Ort nur noch die Grundmauer zu sehen.

Die Norsk Fyrhistorisk Forening hat auf ihrer Webseite ein Foto der alten Station:
http://www.fyr.no/fyrene/fyrene-sor/hor ... yhistorisk

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 164,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 219 f.

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Vatlestraumen fyrstasjon – Bergen - Hordaland

Bild

Vatlestraumen beim Passieren von Süden gesehen

Der Parlamentsvorschlag Nr. 1 von 1881 enthielt den Vorschlag einer Bewilligung von 24.000 Kronen für ein Richtfeuer am Vatlestraumen in der Zufahrt nach Bergen. Das Geld wurde über einen längeren Zeitraum zurückgehalten. Jedoch wurde die Kritik lauter, dass es doch nunmehr „wünschenswert wäre, den starken Strömungen und den zahlreichen Kursänderungen in diesem Fahrwasser“ Rechnung zu tragen, da zudem der Schiffsverkehr stark zugenommen habe.
In den Budgetverhandlungen nahm sich der Amtmann für Søndre Bergenhus der Angelegenheit an und empfahl die Errichtung von zwei Leuchtfeuern im Fahrwasser, eines bei Håkonshella und eines näher an Bjørøy.

Der Leuchtfeuerdirektor klärte die Verwaltung darüber auf, dass man das Fahrwasser bereits untersucht hatte und zum Schluss kam, dass der optimale Platz für ein Leuchtfeuer im Vatlestraumen bei Straumhelleren sei. Weiter wurde berichtet, dass geeignete Orte für andere Leuchtfeuer bei Flatøy oder Raunane seien, für die die entsprechenden Mittel später bewilligt würden. Dieser Auffassung stimmte die Bergener Schiffervereinigung zu.

Das Leuchtfeuergebäude, ein Betonhaus mit den Abmessungen 9,5 x 8,3 m, wurde am äußersten Ende gebaut und das Leuchtfeuer auf einem Sockel am Haus aufgestellt. Weitere Bauten waren der übliche Werkstattschuppen, das Bootshaus mit dem Bootsaufzug und die Landungsbrücke.

Am 1. September 1882 wurde das Leuchtfeuer gezündet.
Aus der Korrespondenz mit der Bergener Telefongesellschaft von 190
0 ging hervor, dass das Leuchtfeuer mit einem Telefon ausgestattet wurde, dessen Verwaltung der Leuchtfeuerwärter übernehmen sollte.

Bereits 1908 wurde die Station eingestellt und die Besatzung abgezogen. Im Anschluss wurden sechs Kaufangebote für das Leuchtfeuerwärterhaus abgegeben. Der Polizeichef ersuchte, den Verkauf auf einer Auktion zu realisieren, dessen Erlös schließlich 3.265 Kronen erbrachte.

Bild

Vatlestraumen, nach dem Passieren von Nordosten gesehen

Das Leuchtfeuer Vatlestraumen steht heute auf einer separaten Säule und das Haus ist von Privatleuten bewohnt. In der Tat liegt das Haus malerisch am Vatlestraumen, an dem jeden Tag Schiffe aller Art, insbesondere die Fähren von und nach Hirtshals vorbeifahren.

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 235,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 221.

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Die ROCKNES-Katastrophe

Die ehemalige Leuchtfeuerstation Vatlestraumen erlangte am 19. Januar 2004 traurige Berühmtheit. Die unter der Flagge von Antigua & Barbuda fahrende ROCKNES geriet in der engen Passage vom Vatlestraumen auf einer für den Lotsen und den Kapitän unbekannten Untiefe auf Grund und entwickelte sofort eine schwere Schlagseite nach Steuerbord. Diese konnte nicht gestoppt werden, so dass das Schiff innerhalb weniger Minuten kenterte. Dabei fanden 18 von 30 an Bord befindlichen Personen den Tod. Die Ursache, dass die Untiefe weder dem Lotsen noch dem Kapitän bekannt war, soll in einer vom Kystverket unzureichenden Nachrichtenübermittlung an die entsprechenden Stellen gelegen haben, die für die Erstellung von elektronischen und herkömmlichen Seekarten zuständig sind.

Bild

Das Fahrwasser Vatlestraumen nach Südosten gesehen; links das Leuchtfeuer

Quelle:
https://www.bsu-bund.de/EN/Publications ... _2006.html
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Kumulus » So, 03. Feb 2019, 17:30

"Vatlestraumen fyrstasjon" - die Leuchttürmen werden immer schöner. So ein Quartier hätte ich gerne für einen Ferienaufenthalt !

Danke für die tollen Infos, Ronald
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » So, 03. Feb 2019, 20:43

Martin.
ist ja leider ein Privathaus :-(
Gruß
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Re: Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer

Beitragvon Ronald » Di, 12. Feb 2019, 15:50

Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 37

Hellisøy – Fedje - Hordaland


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Die Leuchtfeuerkommission hatte bereits 1828 ein Leuchtfeuer an der nördlichen Zufahrt nach Bergen in Betracht gezogen. Als besten Ort für ein solches Ansteuerungsfeuer betrachtete man die kleine Insel Holmengrå. Die Feuerkommission von 1851 – also 23 Jahre später – kam nach einer Befahrung des Fahrwassers zu einem anderen Resultat.

Die kleine Insel Hellisøy, die vor der Insel Fedje liegt, sollte der beste Standort für ein Küsten- als auch Ansteuerungsfeuer sein. Dieser Ort würde eine größere „Gabe für die Seefahrer“ sein, weil auch die südlich der Insel Fedje gelegene Zufahrt Fedjeosen in den Fedjefjord frei von Untiefen sei.

Eine überschlägige Rechnung ergab einen Betrag von 25.035 Speziestalern für den Bau eines hohen Gusseisenturms nebst anderen Gebäuden. Oluf Arntzen, der seinerzeitige Direktor für das Leuchtfeuerwesen, wollte den Bau dieser Station als seine letzte Aufgabe auf diesem Posten ausführen. Er hatte jedoch Befürchtungen, dass dies Erfolg haben würde. Er gab zu bedenken, dass es schon eines außergewöhnlich guten Sommers bedürfte, um den Bau rasch voran zu bringen, weil man sonst Schwierigkeiten erwarten würde, die es bei allen vorangegangenen Projekten während seiner gesamten Dienstzeit bei der Leuchtfeuerbehörde nicht gab.

Der Bau der Anlage auf Hellisøy wurde jedoch nicht sofort begonnen, obwohl die Kosten hierfür ja bereits berechnet wurden. Erst nach einer ansonsten unüblichen Initiative von drei Parlamentsabgeordneten wurde der Baubetrag in das Budget für die Haushaltsjahre 1851/1854 aufgenommen.

Hellisøy sowie ein weiteres Stück Land und auch ein Torfacker auf Fedje wurden für weitere 255 Speziestaler gekauft
Der untere Teil des Turms wurde von Bærums Verk bei Oslo geliefert, der obere Teil von der Horten Mekaniske Verksted. Dieser Turm war der zweite dieses Typs in Norwegen.

Der Turm hat die gleichen Maße wie das ein Jahr zuvor gebaute Leuchtfeuer Eigerøy in Rogaland. Zur Sicherung des Turms gegen Wellenschlag wurden wie in Eigerøy die untersten zwei Stockwerke, gemessen vom Eingang, mit Feldsteinen ausgefüllt. Ziegelsteine wurden inwendig im dritten und vierten Stock eingemauert. Eine Zeichnung der Ausmauerung des Turms im unteren Bereich ist hier zu sehen:

https://en.wikipedia.org/wiki/Hellis%C3%B8y_Lighthouse

Der Turmsockel selbst besteht aus einem 12 Zoll (ca. 30 cm) hohen Granitsockel.

Zusammengesetzt wurde der Turm wurde mit 1 Zoll dicken Gusseisenplatten und 6 Zoll Flanschen zusammengesetzt. Für die inwendige Verkleidung wurden ca. 35.000 Ziegelsteine sowie 105 cbm Feldsteine benötigt.

Das Leuchtfeuerhaus wurde von Nes Jernverk geliefert, der Linsenapparat 2. Ordnung stammte von einem der abgerissenen Türme in Lista.

Das Wohnhaus für den Leuchtfeuerverwalter sollte zugleich als Wohnung für den Assistenten und den „Feuerkerl“ dienen, der vom Feuerverwalter angestellt und bezahlt werden sollte.

Die Anlage erhielt ein Werkstatthaus, einen Torfschuppen sowie ein Bootshaus als auch ein weiteres Bootshaus auf Fedje. Am Bootshaus auf Hellisøy wurde ein Anleger gebaut und ein Schwingkran angebracht.

Nach der Arbeitsliste arbeiteten bis zu 95 Mann auf Hellisøy und Fedje, um den Turm und die Station aufzubauen.
Hellisøy Leuchtfeuer ging am 15. Oktober 1855 in Betrieb und der Direktor der Leuchtfeuerbehörde Oluf Arntzen konnte nach 15 Dienstjahren, in denen er den Bau von 30 neuen Leuchtfeuern verantwortet hatte, in den Ruhestand gehen.
1875 wurde eine neue Lampe für den Betrieb mit Paraffinöl installiert und 1887 ein Öllagerhaus gebaut.

Während eines gewaltigen Unwetters am 4. Januar 1902 schlug ein Blitz in die Anlage und in den Turm ein. Der Blitz pflanzte sich über den Blitzableiter am Turm sowie die Telefonleitung am Wohnhaus fort und setzte das gesamte Wohnhaus in Brand. Das Haus brannte bis auf die Grundmauern nieder. Zunächst wurde eine provisorische Unterkunft gebaut und die Leuchtfeuerwärterfamilie an Land untergebracht.

1903 wurden zwei Wohnhäuser gebaut, eines für den Leuchtfeuerwärter und eines für den Assistenten. Im Haus des Leuchtfeuerwärters wurde eine Wohnung mit einer Küche für den Reserveassistenten eingerichtet.

Der Bau dieser beiden Häuser löste eine heftige Parlamentsdebatte über die entstandenen Kosten aus. Einer der Abgeordneten aus dem Vestland, der Gemeindepfarrer von Fedje, Bakke, riet dem Verteidigungsministerium (das seinerzeit für das Leuchtfeuerwesen zuständig war) die Rechnungen für den Bau zu überprüfen. Er war der Auffassung, dass das für den Bau eingereichte Angebot nicht das preiswerteste war. Das Verteidigungsministerium konterte jedoch, dass es seine Fürsorgepflicht für die „Untergebenen“ wahrgenommen und alle Angaben auf Richtigkeit überprüft habe.
Die Parlamentsdebatte verhinderte aber nicht die Ausrüstung des Leuchtfeuers Hellisøy mit einem neuen Leuchtfeuerhaus und einem Linsenapparat 3. Ordnung für 23.000 Kronen.

Die Leuchtfeuerbediensteten auf Hellisøy waren über lange Jahre Selbstversorger mit einer kleinen Landwirtschaft, die jedoch aufgrund kümmerlicher Bodenverhältnisse nicht sehr viel hergab. Auf dem Gelände der Station wurden neben einigen Kühen auch Schafe gehalten. Später erhielt der Leuchtfeuerwärter ein Darlehen in Höhe von 150 Speziestalern zum Erwerb von Land besserer Qualität.

1954 wurde ein Stromkabel nach Hellisøy verlegt. Die Leuchtfeuerwärter zogen nun zusammen und bildeten eine sog. „Schlafwache“. Dies führte aber auch dazu, dass nunmehr einsame Wachstunden auf den Leuchtfeuerstationen Einzug hielten. 1959 erhielt Hellisøy den Status einer „Station ohne Familienhaus“, so dass nunmehr ein Leuchtfeuermeister, ein Leuchtfeuerbediensteter und ein Reservebediensteter die Wachen hielten. Das Leuchtfeuergebäude wurde dementsprechend umgebaut und erhielt ein möbliertes Zimmer nebst Gemeinschaftsraum. Das kleinere Haus wurde verkauft und an Land gebracht.

Hellisøy Leuchtfeuer wurde 1988 automatisiert, die Besatzung hingegen erst 1992 abgezogen.

Einer der am längsten auf Hellisøy Dienst tuende Leuchtfeuerwärter war Augun Antonsen, der seinen Dienst von 1966 bis 1992, also 26 Jahre, verrichtete. Vorher war er 24 Jahre auf dem Leuchtfeuer Geita in Sogn og Fjordane tätig. Für seine lange Tätigkeit als Leuchtfeuerwärter erhielt er 1991 die Verdienstmedaille in Silber vom König.

Als er seinen Dienst auf Fedje antrat, war diese Station in eine Wachstation umgewandelt worden, so dass seine Familie in ein Haus auf Fedje einzog.

Am 1. März 1976 war Antonsen in die Bergungsarbeiten der Bohrplattform „DEEP SEA DRILLER“ eingebunden, die während der Schleppreise nach Bergen vor Fedje havarierte. Fünf Menschen kamen dabei ums Leben. Der Wind war so stark, dass eines der Rettungsboote 50 Meter weit ins Land auf Hellisøy geworfen wurde. Dies war ein paar hundert Meter nördlich des Leuchtfeuers. Antonsen kam in den Besitz des Bootes, reparierte es und benutzte es als Freizeitboot.
-
Nach der Automatisierung vermietete die Leuchtfeuerverwaltung die Station an die Gemeindeverwaltung von Fedje, die sie nun als Touristenunterkunft vermietet. Die Unterkunft erlebte einen großen Aufschwung, als die englische Tageszeitung „Observer“ die Leuchtfeuerstation Fedje als eine der besten Orte kürte, um hier einen Urlaub zu verbringen und zu entspannen.

Die Leuchtfeuerstation liegt zwischen zwei geschützten Naturreservaten.

Bild

Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 99,
Fyrene - kystens katedraler, Knut Baar Kristoffersen, Rune Nylund Larsen, Skagerrak Forlag, Sandefjord 2006, S. 124 ff,
Norges Fyr, Fra svenskegrensen til Stad, Bind 1, Birger Björkhaug, Sven Poulsson, Grøndahl & Søn Forlag A.S., Oslo, 1986, S. 228 ff,
Norske fyr - ei reise langs kysten, Ove Arne Olderkjær, Det Norske Samlaget, Oslo 2004, S. 80 ff,
Norske fyr, Nasjonal verneplan for fyrstasjoner, Riksantikvarens rapporter nr. 24, Oslo 1997, S. 91
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