1981, gleich nach dem Abi, musste es was (für damalige Verhältnisse) recht Ausgefallenes sein, deswegen bewarb ich mich als Erntehelferin nach Norwegen und wurde einem Bauernhof am Hardangerfjord zugewiesen. Stellt euch mein Erstaunen vor, als ich dort dann Kirschen (!), Pflaumen und Birnen pflücken durfte! Ja, und ein paar Brocken Nynorsk habe ich damals auch gelernt, die dann – zu meinem großen Erstaunen - in Oslo heftigste Heiterkeitsanfälle bei meinen Gesprächspartnern hervorriefen. Das war also der Erstkontakt.
Die Gegend um den Hardangerfjord – mit Abstechern zur Hardangervidda und nach Bergen – hat mich natürlich mächtig beeindruckt, und so war ich im nächsten Jahr – diesmal trampend - wieder in Norwegen bis hinauf auf die Lofoten unterwegs. Ich habe mir in den Folgejahren dann einiges von Nord- und Nordwesteuropa zu Gemüte geführt, da ich mich offensichtlich nicht mit dem speziellen Norwegenvirus (V. migrans norvegicus), sondern einer etwas unspezifischeren Unterart (V. migrans nordicus) infiziert hatte. Dabei war ich meist mit dem Zelt, zu Fuß und öffentlichen Verkehrsmitteln oder trampend unterwegs. Ich entdeckte meine Liebe zur SW-Fotografie und fand in der nordischen Landschaft und im nordischen Licht willige Kooperationspartner für mein Hobby.
Seit ich meine eigene Firma habe, haben sich die Möglichkeiten, Ferien zu machen, deutlich eingeschränkt und ich kann bei weitem nicht so oft und so lange unterwegs sein, wie ich das gerne hätte. Seit ein paar Jahren verbringe ich einen Teil der Sommerferien wandernd in Nordschweden (bevorzugt 1- bis 2-wöchige Touren), sowohl auf wie auch abseits der bekannten Pfade, den anderen Teil damit, (mit einem Leihwagen) gemütlich durch Norwegen zu tuckern. Meine Lieblings-Jahreszeit ist der Spätsommer / Herbst, wenn die Mückenplage vorbei ist, die meisten Touristen schon wieder fort sind und eine gewisse Chance besteht, „ruska“ zu erleben (für diesen Fall habe ich dann tatsächlich noch ein paar Farbfilme im Gepäck). Vor zwei Jahren habe ich mir dann einen Ruck gegeben und angefangen, Norwegisch zu lernen und bin nach wie vor mit Spaß bei der Sache.
sagi