Freitag den 13. Erlebnis

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Freitag den 13. Erlebnis

Beitragvon TannDirk » So, 15. Sep 2002, 18:26

Eine etwas längere Geschichte zum Freitag den 13. und gleichzeitig eine Anregung für andere Norwegen-Freunde, Ihre eventuellen „Freitag, d. 13.-Erlebnisse“ kund zu tun!

„ Freitag, d. 13. “ oder „ Endlich – das norwegische Autokennzeichen! “

Um es gleich vorauszuschicken, diese Geschichte hätte auch durchaus in Deutschland oder in einem x-beliebigen Land auf dieser Welt passieren können und ist nicht frei erfunden!

Unser VW Campingmobil Multivan „Hannover Edition“ mit dem „ehemaligen“ amtlichen Kennzeichen MI-NO 77 ist quasi verzollt und bei den norwegischen Behörden unter ZE 99047 registriert. ENDLICH !
Doch nicht so schnell – ich will alles der Reihe nach erzählen!

Eigentlich begann diese Geschichte , die dreieinhalb Stunden währte und mir sicherlich graue Haare wachsen ließ, bereits Freitag vor einer Woche, d. 6.9.02.
Nachdem wir von dem „Troms og Finnmark Tolldistrikt “(Zollbehörde) grünes Licht erhalten haben, dass unser VW Bus als Flyttegod (Umzugsgut) Zoll-,MwSt. und Einmalabgabenfrei eingeführt bzw. betrieben werden könne, dachte ich, ich könnte morgens mal so zwischen 8.30 und 9.45 Uhr das Auto beim Zoll vorgeführt und anschl. beim „Biltilsynet des Statens vegvesen“ (TÜV und Straßenverkehrsamt zugleich) umregistriert haben. Aber - PUSTEKUCHEN !
Das geht nicht soooooooooooo einfach, sagte der nette, junge Mann vom Straßenverkehrsamt, fügte aber gleich hinzu, dass er das noch einmal vorsichtshalber per Telefonat mit dem Zoll abklären wolle. Oh, dachte ich, super Service!

Es hätte mich andererseits eine andere Verfahrensweise auch stark verwundert, denn der Zoll hat mir in ihrem Schreiben vom 20.08.02 den Verfahrensablauf genau beschrieben. Dennoch - wo ein Wille ist, meinte ich, da ist bestimmt auch ein „anderer“ Weg! Kanskje !
Der Wille hatte sich vorher ja auch gezeigt! Denn –

Am 9. Juli 2001 sind wir mit Sack und Pack samt Campingmobil nach Norge umgezogen (Ankunft in Tromsø 15.7.).
Nichts gemacht mit Zollanmeldung, lediglich unseren Hund und den wollten die noch nicht einmal sehen, oder innerhalb einer Woche die „Kjøretillatelse” (Fahr- und Betriebsgenehmigung für ein auslandsregistriertes Fahrzeug) beantragt. Vielmehr am 17.10.01 dem Zoll mitgeteilt, dass ich nun den Wagen als Umzugsgut deklarieren möchte. Mein Freund meinte, dass ich dann eigentlich illegal hier herumgefahren wäre. Ich sehe da dennoch nach genauem Studium der alten und neuen Gesetzesparagrafen Möglichkeiten. Eine gewisse Karenzzeit von 3 Monaten ab Registrierungsdatum beim „Folkeregister“ (Einwohnermeldeamt), das war übrigens am 23.07.01, scheint drin zu sein. Eine Garantie auf nachträgliche Einstufung des Fahrzeuges als Umzugsgut kann allerdings nicht gegeben werden. Dies wird immer eine Entscheidung der örtlichen Zolldienststelle bleiben.

Ende Mai 2002 dann die entschuldigende Antwort der Zollbehörde, dass die Bearbeitungszeit 10 Monate ab Antragstellung dauern könne und die „Kjøretillatelse“ bis 28.06.02 erteilt werde. Nett, ikke sant !

Doch nun zurück zu der Aufforderung der Zollbehörde, den Wagen bei ihnen vorzuführen und dies bis zum 31.09.02. Zuvor sollte ich aber die „Vrakpant“ (Verschrottungsgebühr) in Höhe von NOK 1.300,- bezahlen oder bar bei Ihnen an der Kasse.
Also, an diesem Freitag, d.6.9.02, war ein anderer Bearbeitungsweg für den netten, jungen Mann hinter dem Schreibtisch nicht möglich. Desverre !
Stattdessen hatte er mir einen Einzahlungsschein für die „Årsavgift“ (Jahresgebühr) rübergeschoben: NOK 1.155,- für ein halbes Jahr bis Ende 2002, obwohl schon 2 ½ Monate vorüber sind! Der Wagen müsse noch vorher versichert werden und der Beitrag bezahlt sein, bevor die Registrierung vorgenommen werden könne. Er hat mir auch sofort ein paar Versicherungsgesellschaften auf einen Zettel geschrieben. Takk!

Ach ja, und das Auto müsse noch zur Kontrolle. Schnell begriff ich, dass es an diesem Tag mit dem „norske skilt“ nichts werden würde.
Also gut: „Wann kann ich kommen?“, fragte ich ihn.
„Am nächsten Freitag haben wir noch 2 Termine frei. 14 und 14.30 Uhr“, antwortete er. Ich sagte, ich könne mir ab 12 Uhr freinehmen und fragte sofort, ob 14 Uhr von der Zeit her ausreichen würde, um Zoll, Registrierung und Schildanfertigung über die Bühne zu bringen.
Ingen problem !
Er machte mich darauf aufmerksam, dass ich mir ein „Prøveskilt“ (rotes Nummernschild) hier holen müßte, bevor ich zum Zoll fahre, weil ich die deutschen Nummernschilder dort abgeben müsse. Würde auch nicht lange dauern. OK!

Mir war in der darauffolgenden Woche noch nicht bewußt, dass ein Freitag, d. 13. auf mich zukommt und mir einige Nerven rauben sollte. Daraus ist ersichtlich, dass ein Tag, wie Freitag der 13., mir nichts ausmacht bzw. mich in irgendeiner Weise tangiert, geschweige denn in Panik verfallen läßt.

Ich hatte also am Montag per Nettbanking Årsavgift und Vrakpant bezahlt und mich am Donnerstag, also einen Tag vor dem 13., für eine Autoversicherungsgesellschaft entschieden. Im übrigen wird dem Statens vegvesen online sofort mitgeteilt, dass das anzumeldende Fahrzeug versichert wurde.
Der nächste Tag begann eigentlich wie immer, mit der Ausnahme, dass unser Joshua (9 Jahre alt) um 8.30 Uhr von der Mutter eines ehemaligen Klassenkameraden abgeholt werden sollte, diese um 7.40 Uhr allerdings anrief, zu diesem Zeitpunkt lag Joshua noch in seinem warmen Bett, und sagte, sie käme bereits um 8.00 Uhr. Entsprechend groß war die Hektik!
Der Vormittag in der Klinik war ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. Pünktlich fertig, Tasse Kaffee mit den Helferinnen getrunken, ein Stück Schokoladenkuchen gegessen, den ich am Vortag spendiert hatte, und dann zur Polizei gefahren, um ein paar Papiere für unsere Aufenthaltsgenehmigung abzugeben.
Dort von 11.50 – 12.10 Uhr auf heißen Kohlen gesessen, bis ich an der Reihe war. Danach zum Zoll, Ankunft kurz vor
½ 1 Uhr, um es doch ohne Prøveskilt zu versuchen.
Mensch, es war doch nur eine dreiminütige Fahrt vom Zoll bis zum Straßenverkehrsamt!!

Thilo, der ein paar Tage zuvor beim Zoll auch etwas zu erledigen hatte, berichtete mir von einem absolut sturen Zollbeamten, der nicht ab und zu gäbe. Dessen weibliche Kolleginnen allerdings wären sehr kooperativ. Na, da war ich ja froh, denn ich wollte mich sowieso nur mit meiner Sachbearbeiterin treffen.
Doch was sollte ich hören, meine Sachbearbeiterin war an dem Tag leider nicht da, doch ihr Kollege. Und tatsächlich, der Typ entpuppte sich als der sture und bornierte Zollbeamte, vor dem mich Thilo bereits gewarnt hatte.
Dieser verwies mich auf ihr Schreiben und fragte mich, ob ich denn nicht lesen könne! UPS !!
Ich bedeutete ihm, dass ich sehr wohl lesen könne, aber ihm doch gleich nach der Umregistrierung die „norsk vognkort“ vorzeigen könne und deshalb noch mit den deutschen Kennzeichen gerade mal eben rüberfahren könne, denn das Auto sei mit gültiger Versicherung unterwegs. NEI !
Die Bestätigung ohne Aushändigung der Nummernschilder würde er mir nicht geben.

Also rüber zum Straßenverkehrsamt - um 12.40 Uhr „Kølap“ (Wartenummer) für ein rotes Nummernschild mit der Nummer 222 gezogen - große Freude, denn 219 war an der Reihe. Prima, dachte ich mir, „ da har jeg god tid!“.
Und so saß ich da und wartete und wartete ....... . 4 versch. Dienste mit den entsprechend verschiedenen Nummern waren im Angebot und so wanderten diese Zahlen immer weiter und weiter... ,
nur die Nummer 219 nicht. Die schien sich irgendwie auszuruhen.

Um 13.10 Uhr entdeckte ich den Kunden mit der Nummer 220, der mir gegenüber auf dem Sofa saß. Der war mittlerweile auch ein wenig angefressen, denn der wartete bereits seit 12.15 Uhr ohne das sich weiteres tat.
Ich begann unruhig zu werden, denn ich hatte ja diesen 14 Uhr Termin und Schilder wollte ich ja schließlich auch noch haben. Das Amt schließt nämlich um 15.15 Uhr. Na ja, bis dahin sollte das doch kein Problem sein, oder?
Ich paßte einen günstigen Augenblick ab und ging zum Informations-schalter und erklärte dem freundlich dreinschauenden Mann, dass sich seit einer Stunde die Nummer 219 für „Prøveskilt/Skilter” nicht weiterbewegt. Er murmelte etwas, was sich so anhörte als ob momentan keiner diese Rubrik bearbeiten würde. Ich hielt ihm vor Augen, dass ich zum Zoll müsse und danach um 14 Uhr einen Kontrolltermin hätte. Er wolle sehen, was sich machen läßt und ich solle mich noch einen kleinen Augenblick gedulden, entgegnete er mir mit einem Ausdruck des wirklichen Bedauerns.
Und schwupps..., genau um 13.30 Uhr >> 220 ! ENDLICH !
Kurze Zeit später war ich dann auch endlich an der Reihe und um 13.54 Uhr hieß es : KONTANT ELLER MED KORT ?
Widerwillig mußte ich NOK 150,- für eine dreiminütige Fahrt mit einem roten Nummernschild bezahlen.

Danach raste ich zum Zoll, nahm dort die MI-NO 77 Schilder ab und rannte hoch in den 2. Stock zu diesem netten Zollbeamten.
ALT I ORDEN !! Gott sei Dank !
Doch HALT! Er müsse noch kontrollieren, ob die Vrakpantsgebühr auch tatsächlich einbezahlt worden ist.
HERREGUD ! , da war der Stempel der Sparebank 1 Nord-Norge in zweifacher Ausfertigung auf dem Überweisungssträger doch nicht zu übersehen. Die Minuten liefen nur so davon.

Um 14.10 Uhr stand ich dann vor der Kontrollhalle.
„Wieder einer der sich verspätet!“ Mit diesen Worten begrüßte mich der Prüfer und forderte mich auf in die Halle zu fahren. Im freundlichen Ton begannen wir gemeinsam den Fahrzeugbrief bzw. –schein zu studieren, um die Daten auf die norwegische „vognkort“ zu übertragen.
Wo stehen die Maße des ausgebauten Innenraums? Vet ikke !
Also, Maßband raus, Hubdach hoch usw. usw. ........ .
Wo ist die Fahrgestellnummer eingraviert? Ingen peiling ! Bruksanvisning? Nei, desverre! Det ligger hjemme!
Also, rauf auf die Hebebühne - da ist sie ja!
Zul. Gesamtgewicht? Geht nicht so eindeutig aus den Papieren hervor, ist mir noch gar nicht aufgefallen.
Also, raus aus der Halle, Vorderachse und Hinterachse wiegen und zurück in die Halle.
Gas- und Elektroinstallationen müssen noch bei einem Fachbetrieb bzw. Elektriker gutgeheißen werden.
Um 14.57 Uhr hieß es dann wieder: KONTANT ELLER MED KORT ? Zipp, die Karte durchziehen und NOK 400,- waren für den Prüfer bezahlt. Jetzt müßte ich noch einen „Registreringskølap“ ziehen und den Wagen aus der Halle fahren.

Zurückgekommen, bemerkte ich die „dicke Luft“ im Raum. Der Sachbearbeiter, der mich noch vor einer Woche serviceorientiert behandelt hatte, blaffte den Prüfer und mich an, warum er denn länger arbeiten müsse, nur weil ich über eine halbe Stunde zu spät gekommen sei. Wir sagten, dass es nur 10 Minuten waren und außer.. . Er ließ mich nicht ausreden, denn er wolle nicht mit mir darüber diskutieren. Ich ließ mir das nicht gefallen, wurde leicht aufbrausend und laut, wobei ich auch Zustimmung von anderen bekam, und setzte mich ins Wartezimmer.
Dann endlich war ich an der Reihe, übrigens der letzte Kunde, und entsprechend griesgrämig füllte der Sachbearbeiter meine vognkort auf dem PC aus. Einige seiner Kollegen, die im übrigen sehr gut drauf waren und rumwitzelten, waren noch anwesend. So langsam entspannte sich die Lage und ich meinte, dass das Wochenende ruhig kommen könne. Danach noch einen kleinen Spruch draufgesetzt und auf diesen verflixten Freitag den 13. geschimpft und dann war die Freundlichkeit fast wieder da.

Dann, .. KONTANT ELLER MED KORT ? ... zipp die Karte durch und mit NOK 255,- waren die norwegischen Nummernschilder mit der Aufschrift ZE 99047 um 15.51 Uhr in meinen Händen.
Tusen takk !
Ha det bra!
GOD HELG !


In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Restsonntag!

Hjertelige hilsen fra Nord-Norge
Dirk
TannDirk
 
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...bin gespannt

Beitragvon Christoph » So, 15. Sep 2002, 19:08

Au weia, Dirk....

Da bin ich doch richtig gespannt, was uns nächste Woche bei dergleichen Aktion blüht.

Fortsetzung folgt...

Gruß vom NarVikinger
Christoph
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frei interpretiert (erweitert) nach einem Zitat von Dr. Ludwig Ganghofer
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Oh je

Beitragvon Jörg Oliver » Di, 17. Sep 2002, 23:55

Hallo Dirk,
da hast du wirklich mächtig reingepackt.
Scheint ja wirklich nicht ganz unkompliziert zu sein.
Viele Grüße und weiterhin alles Gute :roll:
Jörg Oliver
 
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Beitragvon Jens P. » Mi, 18. Sep 2002, 7:57

Hallo Dirk,

ähnliches hab ich auch durch - nur nicht an einem Freitag, den 13.

Da sind sich die Beamten in aller Welt wohl gleich - sie haben immer eine Überraschung parat ;-)

Aber Sie sind auch ganz besondere "Computergenies"! Siehe dieses Bild: http://www.fjordreisen.de/downloads/Beamtencomputer.jpg :mrgreen:

Gruß,
Jens
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...Beamte und Co

Beitragvon Christoph » Mi, 18. Sep 2002, 8:28

Hallo,

die armen Beamten bekommen es auch immer ab...*grins*...das Bild gefällt mir aber.

Ansosnsten sind wir immer noch nicht, trotz "Einladung", mit unserem Auto beim Zoll gewesen.

Das Problem bei uns:
Wir haben im Internet einen norwegischen Direktversicherer nicht nur eine Versicherungsanfrage gestellt, sondern sogar den Auftrag zur Versicherung gegeben (sogar 3 Versicherungen, also ein durchaus lukratives Geschäft).
Das ganze haben wir 10 Tage vor dem 13. gemacht und nun ist schon 5 Tage nach dem 13. ...
Laut Auskunft der Versicherung liegt ja unser Antrag vor, kann aber wegen Computerproblemen nicht bearbeitet werden.
Hier sieht man das anscheinend nicht so eng..., in Deutschland wäre es die faktische Bankrotterklärung eines Direktversicherers.
Das ist ja so, als ob Doris als Chirurgin keinen OP und kein OP-Besteck hätte...

Naja..., das wird schon und dann werden wir auch unser Zollerlebnis berichten (zum Glück liegt bei uns "Zoll und Straßenverkehrsamt" auch dicht beiander)

Grüßlis vom NarVikinger
Christoph
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Beitragvon Jens P. » Mi, 18. Sep 2002, 9:46

Moin Christoph,

schick das Bild mal Deiner Versicherung. Vielleicht ist dann das Computerproblem gelöst :mrgreen:

Ciao,
Jens
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Re: ...Beamte und Co

Beitragvon Charly » Mi, 18. Sep 2002, 12:45

Christoph hat geschrieben:Naja..., das wird schon und dann werden wir auch unser Zollerlebnis berichten (zum Glück liegt bei uns "Zoll und Straßenverkehrsamt" auch dicht beiander)


Zur Ehrenrettung... :P
...der norwegischen Buerokraten muss ich mal kurz den Ablauf des Zolldeklarierens und des Anmeldens schildern, wie er vom Zoll selbst in seinem Anschreiben vorgeschlagen wird. Wenn man sich an das Procedere haelt, dann laeuft es voellig reibungslos ab.

:!: Zu beachten gilt lediglich, gewisse Dinge SCHON IM VORAUS ERLEDIGT zu haben. :!:

Ich beschreibe das Ganze anhand meines eigenen Auto-Anmeldungsvorganges, den ich mithilfe meines Kalenders und Schriftverkehrs minutioes rekonstruieren konnte: :wink:

:arrow: Schritt eins:
Am 3. September 1999 bekamen wir Bescheid, dass unser Toyota zoll- und abgabenfrei nach Norge eingefuehrt werden darf. In diesem Schreiben namens:

"INFORMASJON VEDRØRENDE FORTOLLING OG REGISTRERING AV MOTORKJØRETØY INNFØRT VED FLYTTING"

steht wirklich ALLES HAARKLEIN drin, was man bezueglich der Prozedur beachten muss. Naemlich:

:arrow: Schritt zwei:
Vrakpant (beim Zoll) und Årsavgift (bei Statens vegvesen) bezahlen (entweder ueberweisen oder direkt beim Zoll /StVv). Das aber vorher! (will sagen: vor der Verzollung und Registrierung!) Darauf achten, dass man beim Nettbanking eine Quittung anfordert!

:arrow: Schritt drei:
Versicherung ordnen. No comment, weil unkompliziert. Deutsche Prozente bestaetigen lassen, werden in Norge weitestgehend anerkannt.

:arrow: Schritt vier:
Einen Termin beim Biltilsynet besorgen und FUER DIESEN TAG EIN PRØVESKILT kaufen (150 NOK).

Vorfahrt beim Zoll, Biltilsynet und Registrierung bei Statens Vegvesen muessen am gleichen Tag passieren, da ansonsten das Fahrzeug nicht mehr benutzt werden kann!

:idea: WICHTIG: Diese Schritte MUESSEN ALLE VORHER erledigt werden, da es sonst zu den beschriebenen Vorkommnisssen und Erlebnissen kommen kann. In unserem Falle hatten wir dies alles ca. eine Woche vorher im Kasten. :idea:

:arrow: Schritt fuenf: (17. Sept. 99)
Mit den abgeschraubten deutschen Kennzeichen beim Zoll erscheinen, Einbezahlungsquittungen vorweisen, Schrieb unterschreiben, Zolldekla-ration erhalten und wieder verschwinden. Die deutschen Kennzeichen muessen innerhalb eines Monats wieder geholt werden (gegen Vorlage der norweg. Vognkort), da sie andernfalls makuliert werden.
(Zeit: 8.40 Uhr bis 8.50 Uhr)

:arrow: Schritt sechs:
Mit dem schon zuhause angebrachten Prøveskilt beim Biltilsynet vorfahren
(Termin: 9.00 Uhr, gleich drangekommen und fertig 9.15 Uhr) und sofort rein zur

:arrow: Schritt sieben:
Registrierung - Nummer gezogen, ca. 10 Min. gewartet.
Freundliche Sachbearbeiterin begruesst uns mit Routinefragen und will alle Papiere haben. Auto ist leider nicht versichert. Wir sagen, dass sei geordnet.
Sie ruft direkt bei STOREBRAND an. Problem loest sich, weil die Versicherungsdame das Auto unter meinem Namen und Geburtsdatum gespeichert hat, aber wir unter Manuelas geschaut hatten. Korrigieren dies.
Deutscher KFZ-Brief wird entwertet. Norwegische Vognkort ausgehaendigt,
Plakette bekommen und um ca. 10.00 Uhr das Gebaeude verlassen.

:arrow: Schritt acht:
Mit der Vognkort zum Schildermacher und Schilder abgeholt (die liegen schon fertig bereit, weil die Nummern chronologisch vergeben werden)und heimgefahren.

:arrow: Schritt neun:
10.15 Gluecklich und zufrieden zuhause und das zweite Fruehstueck genossen. :D Nachher die norwegischen Schilder angeschraubt.

Die ganze Aktion dauerte ca. eineinhalb Stunden und ging vollkommen unkompliziert und stressfrei vonstatten. Einziges Problem war die Sache mit der Versicherung, aber auch dies loeste sich innerhalb von Minuten.

:roll: Auch wir hatten noch nie ein Auto in Norge verzollt und zugelassen. Es gab damals auch keine Infos im Netz darueber und trotzdem ging es absolut reibungslos, weil wir uns an den vom Zoll vorgeschlagenen Ablauf hielten. Dies empfehle ich auch allen anderen. 8)

Schoene Gruesse aus dem sonnigen Tromsø,

Charly
Zuletzt geändert von Charly am Mi, 18. Sep 2002, 15:42, insgesamt 1-mal geändert.
Charly
 

Autoimport

Beitragvon Susanne » Mi, 18. Sep 2002, 15:39

... auch bei mir ging - bis auf ein kleines Problem mit der Versicherung (die Bestätigung lag noch nicht vor, obwohl eigentlich alles geregelt war... ein Anruf klärte das aber schnell) - alles fast reibungslos...
wichtig ist, wie Charly schon geschrieben hat, dass man alles schon im Voraus fertig hat! Das reduziert den Stressfaktor doch erheblich!
Übrigens: An den Termin für die nächste "periodisk kjøretøykontroll" braucht man nicht zu denken... man bekommt einige Monate vor Ablauf der Frist ein freundliches Schreiben geschickt, in diesem wird man an den Termin erinnert.
Hilsen,
Susanne
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Freitag den 13. Erlebnis

Beitragvon Jesco » Mi, 18. Sep 2002, 19:30

Hallo Dirk !

Von einigen bist du ja richtig bedauert worden, allerdings können wir dieses nicht ganz nachvollziehen. Auch wir haben unsere beiden Autos mit nach Norwegen genommen und es ging alles ohne Probleme.

Schon in Deutschland ist es gewagt bei Behördengängen an die Grenzen des Machbaren zu gehen und sie vielleicht auch noch zu überschreiten. Aber als Gast in einem anderen Land halten wir dieses jedoch für etwas unverfroren.

Charly hat ja jetzt alles genau beschrieben und dargelegt; wenn alle sich daran halten wird es auch in den meisten Fällen ohne Probleme ablaufen. Sicherlich sind Behördengänge, in welchem Land auch immer, keine einfache Sache. Man sollte sich jedoch nicht alle Freiheiten herausnehmen und sich anschließend über das Verhalten anderer Menschen aufregen.

Beim nächsten Mal könntest du ja dein Auto in Deutschland verkaufen und dir dann ein neues hier vor Ort kaufen. Fragt sich nur, ob du dann billiger davonkommst. :D

Gruß

Jesco (Sibylle & Markus)
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...klarer Ablauf

Beitragvon Christoph » Do, 19. Sep 2002, 7:46

Hallo Charly,

danke, daß Du den Ummmeldevorgang nochmal so schön klar und deutlich notiert hast..., inetwa genauso steht es ja auch auf der "Betriebsanleitung" vom Zoll.

Ich bin auf jeden Fall Eurer Meinung...eine gute Vorbereitung ist die halbe Aktion. Von meinem Osloer nur-15 min-Zoll-Stop bei der Einreise mit unserem Auto und WoWa hatte ich ja schon einmal berichtet. Das Zollformular schon vorher ausgefüllt in den Händen zu halten war ein unschätzbarer Vorteil..., die Zöllner waren freundlich und aufgeschlossen.

Wie Jesco oder Susanne oder irgendein anderer Vorschreiber schon schrieb: Natürlich macht auch in Norwegen der Ton die Musik...und wenn man das noch auf dem Hintergrund dessen sieht, daß die Norweger ja offentsichtlich ein ganz feines Näschen für Kritik haben, ist ein "deutscher Erregungsanfall" wahrscheinlich das letzte, was einem passieren sollte.

Aber man ist ja auch nur Mensch und hat seine Schwächen... und wenn ich mir die Kommentare hier im Forum von in Norwegen lebenden Deutschen angucke, denke ich manchmal, daß denen auch noch eine gehörige Portion norwegischer Gelassenheit fehlt.

In diesem Sinn wünsche ich Euch allen einen rundherum guten Tag...

der NarVikinger
Christoph
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frei interpretiert (erweitert) nach einem Zitat von Dr. Ludwig Ganghofer
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Aufbau einer FAQ-Rubrik

Beitragvon Charly » Do, 19. Sep 2002, 12:36

Tusen takk fuer Dein Lob Christoph.

Mein Eintrag ist auch unter dem Hintergrund zu verstehen, dass wir von den Norwegen-Freunden schon fleissig dabei sind, zu immer wiederkehrenden Fragen eine FAQ-Rubrik zu erstellen. Und da ist es natuerlich einfacher beispielhafte, schon bestehende Forumseintraege zu nutzen und diese in die FAQ zu uebernehmen.

Aus diesem Grunde ist es aeusserst wertvoll, solche Erlebnisse - seien sie positiver oder negativer Natur - hier im Forum zu posten. Da sich daraus, wie man sieht, ein durchaus konstruktiver Austausch entspinnt. Dass sich hierbei natuerlich auch verschiedene "Gemuetslagen" und Temperamente treffen ist ja bei einem Forum sicherlich unvermeidbar, wenn nicht sogar beabsichtigt.

Ich glaube kaum, dass der durchschnittliche Besucher des Forums so sensibel ist, um mal nicht die eine oder andere offene oder versteckte Kritik zu vertragen.

Wenn die Regeln der NETIQUETTE und ein allgemein freundlicher und hoeflicher Umgang miteinander beachtet werden steht dem m.E. nichts im Wege, ikke sant?

Schoene Gruesse aus dem sonnigen Tromsø,

Charly
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...die Prozedur in Narvik:

Beitragvon Christoph » Fr, 27. Sep 2002, 14:32

So, und nun noch mal meinen Senf zu diesem Thema:

Seit heute haben wir nur auch am Auto + WoWa norwegische Kennzeichen. Generell kann man sich nach Charlys Angaben bzw. nach dem beschriebenen Ablauf auf der Vorladung richten.

Nur im Speziellen gibt es wahrscheinlich immer wieder Ausnahmen...bei uns in Narvik wußten 3 Angestellte bei der Zulassungsstelle nicht, was es mit den Übergangsschildern auf sich hat...sie verweigerten uns die Herausgabe und meinten, das müßten wir mit dem Zoll regeln, da säße wohl ein neuer Sachbearbeiter.

Die nette junge Dame beim Zoll rollte ein wenig mit den Augen, telefonierte 10min lang mit der Zulassungstelle, schüttelte heftigst den Kopf, kassierte unser Vrakpant direkt und ohne, wie sie meinte tun zu müssen, die deutschen Schilder einzukassieren und stellte uns auch alle nötigen Papiere aus. Natürlich haben wir ihr versprechen müssen, die deutschen Kennzeichen noch vorbeizubringen.

Der weitere Verlauf war von norwegischer Gemütlichkeit geprägt, aber völlig unproblematisch.

Das Geld für die Übergangsschilder haben wir damit gespart...der Zulassungstelle sei Dank!

Ansonsten muß ich nocheinmal feststellen: Ein höflicher, freundlicher Umgang mit den Leuten macht es einem wirklich deutlich leichter..., aber das ist in der Regel auch in Deutschland der Fall.

Liebe Grüße aus dem heute wettermäßig traumhaften Narvik

von Christoph
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