POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

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POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon Ronald » Sa, 04. Apr 2009, 17:32

Liebe Hurtigrutenfreunde,
es ist soweit: Meine Frau hat den Reisebericht unserer dritten Hurtigruten-Reise fertiggestellt.
Viel Spaß beim Lesen und wer will, kann auch träumen...
Gruß aus Hamburg
Ronald


Winterreise auf MS „Polarlys“ vom 18. – 28. Februar 2009
Ein Reisebericht


Wir können es nicht lassen! Der Virus Hurtigruten hat uns erfasst und lässt uns nicht mehr los. Wenn auch das Geschäftsgebaren der Firma Hurtigruten absolut inakzeptabel ist, sprich: eine Informationspolitik ist nicht vorhanden, selbst wenn es sich um Dinge handelt, die die Passagiere angehen, wie Änderungen im Fahrplan usw., müssen wir auch in diesem Jahr wieder an der norwegischen Küste unterwegs sein. Das dritte Mal in Folge. Was wird uns dieses Mal erwarten? Wird das Nordlicht seine schimmernden Vorhänge am Himmel ausbreiten? Wir sind gespannt.
Noch etwas ist neu dieses Mal. Ronald hatte im Internet über die Seite „norwegenfreunde.de“, und dort im Forum „Hurtigruten“, bereits Bekanntschaft mit zwei Damen geschlossen. Die eine, Frieda, in unserem Alter, die andere („Nordstern“ - richtiger Name zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt) 22 Jahre alt. Reger Schriftverkehr mit Tipps und Tricks sowie Erkennungsmerkmale wurden ausgetauscht. Nun heißt es, die beiden finden. Frieda sollen wir an einem roten Brillengestell erkennen. Das wird ja spannend!

Mittwoch, 18. Februar

Flughafen Hamburg. Nach dem üblichen Sicherheitscheck gibt es heute noch eine Steigerung: unsere Fototaschen werden auf Sprengstoff untersucht! Als sich dieses als negativ herausstellt, dürfen wir weitergehen. Doch, so sagen wir uns, besser eine Untersuchung zuviel als eine zu wenig.
In der Wartehalle läuft uns das erste rote Brillengestell mit Hurtigrutenanhänger am Gepäck über den Weg. Allerdings sind wir ja noch in Hamburg (Frieda fliegt über Düsseldorf), doch daran denken wir im Augenblick gar nicht. Natürlich ist es die falsche Dame. Sie nimmt den Irrtum gelassen, wir auch. Da wir dasselbe Ziel haben, ergeben sich bereits Gemeinsamkeiten. Erfahrungen und Erlebnisse werden ausgetauscht sowie unsere Begeisterung über die norwegische Landschaft geteilt. Die Dame ist genau wie wir Wiederholungstäter. Sie reist im Augenblick noch allein, trifft sich jedoch später mit ihrer Kusine.
Nach einem kurzen, ruhigen Flug erreichen wir Kopenhagen. Auch hier scheint alles problemlos zu verlaufen, doch als wir dann in der Maschine nach Bergen sitzen, stellen sich technische Probleme heraus. Eine Stunde verbringen wir im Flugzeug bis es nach mehreren Vertröstungen seitens des Kapitäns endlich losgeht. Das fängt ja gut an.
In Bergen angekommen, machen wir zunächst einen Besuch bei einer Schiffshaftplichtversicherung, um Geschäftskontakte zu pflegen, und wo wir erfreut begrüßt werden. Nach ca. 1 Stunde bringt uns ein Mitarbeiter zum Hurtigruten Terminal. So spart man Taxigeld. Unterwegs decken wir uns noch schnell mit Mineralwasser ein, weil wir gehört haben, dass man das Wasser an Bord nicht mit in die Kammer nehmen darf. Es sollte sich jedoch herausstellen, dass das nicht stimmt. Nun stehen wir im Terminal, doch wenn wir denken, wir können - wie sonst auch - schnurstracks an Bord marschieren, haben wir uns geirrt. Wegen einer Veranstaltung beginnt die Einschiffung erst um 18.00 Uhr. Das bedeutet, dass auch das Schiff erst eine Stunde später ausläuft als im Fahrplan vorgesehen. Na fein. Da heißt es warten. Immer mehr Passagiere versammeln sich in der kalten, ungemütlichen Wartehalle. Wenigstens ein warmes Getränk hätte man uns anbieten können. Doch davon keine Spur. Und nicht nur wir, auch Benno, der Reiseleiter einer munteren Gruppe aus Elmshorn, ist nicht gerade begeistert über die Wartezeit.
Soviel zur Informationspolitik der Hurtigruten.
Dann dürfen wir endlich an Bord gehen. Und was sehen wir da? Das zweite rote Brillengestell läuft uns über den Weg. Dieses Mal das richtige. Frieda ist gefunden, jetzt fehlt nur noch „Nordstern“.
Die nächste Überraschung wartet bereits: Im Restaurant bekommen wir einen Tisch zugewiesen. Damit haben wir natürlich keine Wahl, wer sonst noch an unserem Tisch sitzt. Das war auf der „Richard With“ und der „Kong Harald“ anders. Dort konnten wir uns einen Tisch aussuchen und somit auch unsere Tischnachbarn. Na gut. In diesem Fall sitzen zwei mittelalterliche Damen sowie ein Ehepaar aus Hamburg an unserem Tisch. Erste vorsichtige Annäherungen aller Beteiligten. Doch ein Gespräch kommt nur schleppend zustande. Besonders die beiden Hamburger - und da insbesondere der Mann - sind sehr reserviert. Die beiden Damen sind etwas gesprächiger. Wie das wohl weitergeht?
Endlich ist es 23.30 Uhr und die „Polarlys“ verlässt bei leichtem Regen und schlechter Sicht Bergen. An Bord sind ca. 250 Passagiere.
Der erste Tag begann etwas holperig.

Donnerstag, 19. Februar

Ein Rasseln weckt mich. Aha, die „Polarlys“ läuft Måløy an. Ein Blick aus dem Kammerfenster zeigt die Brücke von Måløy. Es ist jedoch erst 07.45 Uhr und obendrein trübe, daher drehe ich mich noch einmal um und schlafe noch eine Runde. Später begrüßt uns der Tag mit tief hängenden Wolken. Um 09.15 Uhr passieren wir das Westkap. Wir befinden uns jetzt auf der ersten größeren Seestrecke der Reise, dem Stadhavet. Es ist regnerisch bei 5°C. Nachdem Stadhavet geschafft ist, schleicht sich unser Schiff durch die Schären und Inseln von Herøy und erreicht gegen 10.30 Uhr den kleinen Hafen Torvik. Ein einziger Passagier, ein Mann von etwa 60 Jahren, steht wartend mit Rollkoffer und Umhängetasche an der Pier. Ein Fischer, der zu seinem Schiff will? Nach nur einigen Minuten Liegezeit geht es bereits wieder weiter.
Zuvor war uns ein Schlepper mit einem gruseligen Anhang entgegen gekommen. Er zog ein verunglücktes Fischerboot hinter sich her. Was war passiert und vor allen Dingen, was ist mit der Besatzung passiert? Der Anblick des demolierten Bootes verursachte jedenfalls eine Gänsehaut.
Der nächste größere Hafen ist die schöne Jugendstilstadt Ålesund, wo wir 3 Stunden Aufenthalt haben. Dort angekommen, machen wir uns sogleich auf den Weg zur Touristeninformation, wo wir uns ein Taxi rufen lassen. Wir haben nämlich heute ein ganz anderes Ziel: Wir wollen zum Leuchtturm Alnes auf der Insel Godøy. Zu dieser Insel kursiert die Legende, dass sich in vorchristlicher Zeit im westlichen Teil ein Opferplatz befunden haben soll. Die Opfer sollen im Augenblick des Sonnenaufgangs die steile Felswand des Berges Lesten hinab gestoßen worden sein. Gut, dass wir heute leben und nicht den grausamen Ritualen jener Zeit ausgesetzt sein müssen!
Eine gute halbe Stunde dauert die Fahrt über Brücken und durch mehrere Tunnel. Ab und zu versucht die Sonne ihr Glück und steigert unsere Hoffnung auf schöne Fotos. Und da ist er. Dekorativ überschaut der 1853 errichtete holzverkleidete Turm von einer Anhöhe aus die Gemeinde Giske. Damals war es nur ein kleines „Fischerfeuer“, das sich in einem Blockhaus befand und mit einer Tranlampe ausgerüstet war. Nachdem es 1869 vom Staat übernommen worden war, wurde 1878 ein neues Leuchtfeuer errichtet. Die angrenzenden Häuser dienten als Leuchtturmwärter- und Familienwohnung, Wirtschaftsgebäude sowie Bootshaus. 1982 endete die Zeit der Leuchtfeuerwärter, der Turm wurde automatisiert. Heute steht die Leuchtfeuerstation unter Denkmalschutz; sie kann im Sommer besichtigt werden. Ein kurzer Rundgang über das Gelände, Aussicht genießen, Fotos schießen und schon müssen wir wieder zurück nach Ålesund. Es war ein lohnenswerter Ausflug, der uns 600 Kronen (= ca. 68 Euro) für die Taxifahrt gekostet hat. Was tut man nicht alles, um Leuchttürme zu „schießen“! Wieder zurück in Ålesund reicht die Zeit gerade noch für einen Kaffee und einen kurzen Spaziergang. Dann ist die Zeit herum und unser Schiff verlässt den Hafen in Richtung Norden. Der nächste Hafen ist Molde, den wir gegen 17.45 Uhr erreichen. Leider ist es immer noch trübe und zu dieser Jahreszeit auch dunkel.
Interessant zu beobachten ist das Verhalten unserer Landsleute, wenn es um die Mahlzeiten geht. Bereits 10 Minuten vor Beginn bildet sich eine ungeduldige Schlange vor dem Restaurant, was Bardame Sigrun zu der Bemerkung veranlasst: „Es ist genug für alle da!“ Ja, so sind sie nun mal, die Deutschen. Wir warten ab, bis die Masse das Büfett gestürmt hat (mittags) oder sich an ihre angestammten Tische verteilt hat (abends). Auch heute sind wir die Letzten am Tisch. Das Hamburger Ehepaar hat die Plätze gewechselt und meint, sie würden uns heute einmal den Blick nach draußen gönnen. Wie rührend. Ronald versucht immer wieder eine Unterhaltung in Gang zu bringen, was sich jedoch als außerordentlich schwierig erweist. Besonders der Mann macht durch seine spitzen Bemerkungen und Querschüsse (auch gegen seine Frau) eine Unterhaltung ziemlich unerfreulich. Wir versuchen auf seine Interessen (Verkehrsmittel aller Art) einzugehen, doch selbst da bekommen wir nur knappe Antworten. Er kann alles, weiß alles besser und zeigt Unverständnis gegenüber jedem, der anders denkt als er. Fazit: Die Unterhaltung schläft ein. Merkwürdige Leute. Auch mit den beiden Damen klappt ein Gespräch nur unwesentlich besser.
Berührungsängste dieser Art sind uns fremd und so verziehen wir uns nach dem Essen lieber in die Bar, wo wir mit einer alleinreisenden, zunächst etwas gewöhnungsbedürftigen Berlinerin namens Sigrid ins Gespräch kommen. Sie ist zwischen 60 und 70 Jahre alt, gekleidet wie ein Paradiesvogel und das komplette Gegenteil von unseren Tischgenossen. Sehr erfrischend. Ihr lockeres Mundwerk trägt dazu bei, dass schnell eine Unterhaltung zustande kommt und so erfahren wir, dass sie bereits 4 Ehemänner überlebt hat. Den letzten hat sie bis zum Ende gepflegt. Dennoch ist Sigrid sehr lebenslustig und durchaus nicht abgeneigt Bekanntschaften zu machen. Wir amüsieren uns jedenfalls köstlich über ihre Art zu erzählen. Darüber haben wir gar nicht bemerkt, dass das Schiff inzwischen in Kristiansund angelegt hat. Wir sehen es wie Hans Scheibner: „Das macht doch nichts, das merkt ja keiner.“



Freitag, 20. Februar

Als wir erwachen, liegt das Schiff in Trondheim. Die Stadt zeigt sich im weißen Kleid. Es ist bedeckt und kalt. Da wir Trondheim bereits zweimal besucht haben, bleiben wir heute an Bord. Vor uns liegt das älteste Schiff der Hurtigruten, die „Nordstjernen“. 1956 wurde sie in Hamburg gebaut. Ich gehe auf die Pier und mache Fotos von dem Veteranen. Inzwischen kommt auch der Bus von seiner Stadtrundfahrt zurück und lädt die Passagiere unseres Schiffes sowie der „Nordstjernen“ aus. Es wird Zeit, denn diese macht bereits Anstalten den Hafen zu verlassen. Dicke, schwarze Rauchwolken steigen aus ihrem Schornstein auf. Kurz darauf schiebt sich das Schiff langsam und vorsichtig aus dem Hafen, an der sagenumwobenen Insel Munkholmen vorbei in Richtung Süden. Komisch, ein abfahrendes Schiff löst bei mir immer ein Wehmutsgefühl aus.
Um 12.00 Uhr geht es dann auch für uns weiter. Leichte Schneeschauer begleiten die Weiterfahrt. Trotzdem stehen wir zusammen mit vielen anderen Passagieren an Deck und genießen die Fahrt. In diesem Jahr sind mehr begeisterungsfähige Mitreisende an Bord. Anders als im letzten Jahr, als die meisten nur drinnen gesessen haben und kaum eine Gefühlsregung zu spüren war. Ob es regnet oder schneit, kalt ist oder die Sonne scheint, das interessiert niemanden. Nach dem Motto: Wir sind ja nicht aus Zucker! Besonders die Gruppe aus Elmshorn ist ein lustiges Völkchen. Aber auch mit anderen Passagieren kommen wir häufiger ins Gespräch. Mehrere Alleinreisende sind darunter und oft stellt sich heraus, dass es einen besonderen Anlass für die Reise gegeben hat. Ein Mann erzählt uns, dass er nach dem Tod seiner Frau endlich diese Reise, die er eigentlich mit ihr hatte machen wollen, in Angriff genommen hat. Allerdings fotografiert er nicht mehr, er hat bis auf ein paar Ausnahmen alle Fotos vernichtet. Das ist wohl seine Art der Schicksalsbewältigung. Oft sehen wir ihn leise mit tiefer Stimme singend nur mit Jackett und Schal bekleidet über Deck laufen.
Auch ein junger Mann, der nach einem Sportunfall an den Rollstuhl gefesselt ist, befindet sich unter den Passagieren. Den bewundere ich besonders. Er ist immer fröhlich und sehr interessiert an allem und jedem. Gegenstand seiner Fragen sind in erster Linie Fototechnik, Fotomotive usw. Es macht Spaß mit ihm zu sprechen.
Einen anderen Passagier sehen wir häufig mit einem Skizzenblock an Deck. Anstatt schnell ein Foto zu machen, bringt er seine Eindrücke als Zeichnung zu Papier.
Eine Dame - sie muss hoch in den 70igern sein - sitzt tagtäglich solange es die Temperatur zulässt in einen warmen Fellmantel und eine Decke gehüllt an Deck und genießt die Fahrt, hängt ihren Gedanken nach.
Und alle haben eines gemeinsam: Sie teilen ihre Eindrücke und Begeisterung mit anderen! Das ist in diesem Jahr sehr viel schöner als im vergangenen Jahr.
Allmählich nähern wir uns der Mündung des Trondheimfjords und damit dem Leuchtfeuer Agdenes. Für Schatztaucher wird es hier spannend. Um das Jahr 1540 herum soll an dieser Stelle ein Schiff mit dem wertvollen „Olavsschatz“ gesunken sein. Es soll sich dabei u.a. um ein silbernes Prozessionskreuz aus dem Jahr 1052 sowie Kirchenglocken vom Nidarosdom gehandelt haben. Bis heute ist allerdings vergeblich nach dem versunken Schatz gesucht worden, denn der Fjord ist sehr tief und hat eine starke Unterströmung. Man sollte also gewarnt sein.
Kurz darauf nähern wir uns dem wohl dekorativsten Leuchtturm der gesamten Reise: Kjeungskjær. Auch in diesem Jahr müssen wir ihn wieder auf Foto bannen. Es führt einfach kein Weg daran vorbei. Der „Fotozeigefinger“ drückt ganz automatisch auf den Auslöser.
Weiter geht die Fahrt an der schönen, schneebedeckten Küste entlang, bis langsam der Stokksund aus dem Dunst auftaucht. Es ist immer wieder ein Erlebnis, diese enge Passage zwischen der Insel Stokkøya und dem Festland, unter einer Brücke hindurch und um enge Ecken herum zu durchfahren. Neben uns werden fleißig Fotos geschossen und Videofilme gedreht, trotzdem die Sicht nicht besonders gut ist. Auch wir sind davon nicht ausgenommen. Besonders als bei der Ausfahrt aus dem Stokksund auch noch gefrorene Wasserfälle zu bewundern sind.
Inzwischen ist es Abend geworden, das Abendessen naht. Die beiden Frauen an unserem Tisch sind umgezogen, angeblich weil sie Bekannte getroffen haben. Also versuchen wir erneut unser Glück, mit dem Hamburger Ehepaar ins Gespräch zu kommen. Zunächst klappt es auch ganz gut und wir sind schon guter Hoffnung, als plötzlich die Stimmung kippt. Der Mann ist derart rechthaberisch, korrigiert wo er nur kann und schießt spitze Bemerkungen wie Pfeile ab. Das ist zuviel. Bis dahin war Ronald wirklich sehr geduldig und hat immer wieder versucht deeskalierend zu wirken. Doch jetzt reicht es ihm. Erbost verlässt er unter Protest unseren Tisch. Ich hinterher. Beschwerden beim Restaurantchef treffen auf offene Ohren, denn auch er hat schon ähnliche Erlebnisse mit den Hamburgern gehabt. Weil wir wissen, dass Frieda auch gerne an einem anderen Tisch sitzen würde, versuchen wir unser Glück. Der Restaurantchef verspricht, eine Lösung zu finden.
Mittlerweile sind wir in Rørvik angekommen.

Sonnabend, 21. Februar

Um 07.20 Uhr ertönt das Schiffstyphon. Der Polarkreis ist erreicht. Erneut beherrschen tief hängende Wolken das Bild als wir gegen 09.15 Uhr Ørnes anlaufen. Im weiteren Verlauf kreuzt die „Kong Harald“, unser Schiff vom letzten Jahr, unseren Weg. Die Begrüßung erfolgt wie üblich mit jeweils drei langen Tönen aus dem Schiffstyphon. Auch dieses Mal ist die Gänsehaut bei dieser Begrüßung vorprogrammiert. Zwischendurch regnet oder schneit es immer wieder, wodurch der Blick auf die phantastische Küste zwischen Ørnes und Bodø leider etwas beeinträchtigt wird. Dazu bläst ein kräftiger Wind. Im letzten Jahr hatten wir auf dieser Strecke strahlenden Sonnenschein, was den Eindruck dieser unglaublichen Landschaft entscheidend verbessert hatte. Dennoch lassen wir uns von diesen Widrigkeiten nicht beeindrucken und stehen unverdrossen an Deck. Mit uns die anderen Passagiere!
Warum bei diesem Wetter mit kräftigen Böen die Fenster des Panoramasalons von außen geputzt werden müssen, erschließt sich uns allerdings nicht. Dieses Unternehmen ist kein ganz ungefährliches Unterfangen, wie wir feststellen. Die Männer müssen sich quasi abseilen, um an die Fenster heranzukommen. Einer wird von einer Bö erfasst und über das Deck geweht. Gerade rechtzeitig kann er sich festhalten. Dazu passt Ronalds Ausspruch: „Jeder Seemann ein Artist, zwei Seeleute ein ganzer Zirkus.“ Ich finde, solche Arbeitsbedingungen sind eine Zumutung!
Es geht weiter an der zum Teil unter Naturschutz stehenden Insel Fugløya vorbei. Von den einstmals 200 Einwohnern ist keiner mehr da. Die alten Häuser am Fuß der Insel werden heute als Ferienwohnungen genutzt. Beim Anblick dieses Felsmassivs kommt mir der Gedanken: Viel Steine gab’s und wenig Brot.
In Bodø gehen wir auch dieses Mal nicht ausgiebig an Land. Diese Stadt ist nicht besonders sehenswert. Wir versuchen nur kurz uns am Kai die Beine zu vertreten und den Kiosk/Touristeninformation/Andenkengeschäft zu besuchen nur um festzustellen, dass dieser geschlossen hat. Versuchen heißt: die Eisbahn zu überwinden. Es ist derart glatt, dass wir uns kaum halten können. Obendrein herrscht Schneeregen. Da schlittern wir doch lieber vorsichtig zurück an Bord, wärmen uns im Panoramasalon auf und schreiben Postkarten, bis das Schiff Bodø wieder verlässt und sich anschickt, die Lofoten anzusteuern. Doch bis dahin dauert es noch etwas.
Kurz nachdem wir Bodø verlassen und die Ecke beim Leuchtfeuer Nyholmen umrundet haben, traut sich die Sonne zwischen den niedrig hängenden Wolken und dem Horizont hervor. Es ist ein unglaublicher Anblick. Wie verzaubert erscheint mit einem Mal die Landschaft. Gleißendes Licht hinter schneebedeckten Bergen. Hat so die Erschaffung der Welt ausgesehen? Wieder stehen wir vereint mit den anderen an Deck und genießen dieses Schauspiel. Natürlich klicken überall die Fotoapparate. „Ist das nicht wunderschön? Seht euch mal dieses tolle Licht an“. So und ähnlich schallt es über Deck. Die Stimmung muss unbedingt eingefangen werden. Übrigens steht die Fahrt unter dem von Reiseleiter Nils kreierten Motto: „Hunting the light“ (Fang das Licht ein). In diesem Moment haben wir es eingefangen. Leider ist es nicht von langer Dauer und als der Leuchtturm Landegode auftaucht, ist es wieder grau. Die See wird jetzt rauer, der Ritt über den Vestfjord beginnt, was etwa 3 Stunden in Anspruch nehmen wird.
Inzwischen findet draußen auf Deck 7 die Polarkreistaufe statt. Wir halten uns dezent im Hintergrund. Das haben wir alles schon erlebt. Die „Neulinge“ lassen sich jedoch Eisstücke in den Kragen kippen.
Als wir Stamsund auf den Lofoten erreichen ist es dunkel, weswegen wir die faszinierende Bergkette in diesem Jahr nicht genießen können. Auch der Sonnenuntergang hinter den Bergen bleibt uns dadurch leider verborgen. Das macht aber nichts, Ähnliches hatten wir ja bereits vor 3 Stunden bei Bodø erlebt.
Abends, wir haben es uns gerade im Panoramasalon bequem gemacht, taucht Frieda mit zwei Frauen im Schlepptau auf. „Ratet mal, wen ich euch mitgebracht habe, sagt sie. Ich habe „Nordstern“ gefunden.“ Vor uns stehen Nordstern und ihre Mutter aus Franken. Das Hallo ist groß. Nun ist die „Familie“ komplett. Den Rest des Abends verbringen wir gemeinsam.

Sonntag, 22. Februar

Es ist bedeckt, aber trocken als wir morgens Harstad Richtung Finnsnes verlassen. Die Sonne versucht mit einigem Erfolg ihr Glück und taucht die tief verschneite Landschaft in helles Licht. Rote, verstreut liegende Häuschen, Puppenstuben gleich, strahlen im weißen Schnee. Bis Tromsø hält der Sonnenschein an, dann bezieht sich der Himmel wieder.
In Tromsø wartet ein Ausflug auf uns. Wir haben eine Hundeschlittenfahrt gebucht. Eine solche Fahrt wollte ich schon immer gerne einmal machen und so haben wir uns entschlossen es zu versuchen. Ronald hat dieses Abenteuer wohl nur mir zuliebe mitgemacht; er ist ja nicht so ein großer Hundefreund. Eine Menge Hundefreunde haben sich eingefunden, die nun mit dem Bus zur Hundefarm gebracht werden. Die Fahrt über schneebedeckte Straßen dauert eine Dreiviertelstunde. Endlich angekommen, werden wir in drei Gruppen aufgeteilt, weil es nicht so viele Hundeschlitten gibt, um alle Teilnehmer gleichzeitig fahren zu lassen. Wir sind in der dritten, also letzten, Gruppe. Zur Überbrückung der Zeit führt man uns in ein Lavvo (Samenzelt mit offener Feuerstelle). Wir nehmen auf den mit Rentierfellen bedeckten Bänken Platz. Später gibt es auch noch Kaffee und Kuchen. Zwei junge Mädchen beginnen nun, uns in deutscher und englischer Sprache mit Informationen über die Schlittenhunde und deren Besitzer sowie Hundeschlittenrennen zu versorgen. Es dauert und dauert, die Ausführungen nehmen kein Ende. Darüber hinaus ist die Luft in dem Zelt durch das offene Feuer nicht besonders gut. Auch wenn das Zelt oben offen ist, fällt das Atmen immer schwerer. Draußen schwindet inzwischen das Fotolicht. Auf Ronalds Frage, wann wir denn Fotos machen können, bekommt er nur zur Antwort, dass es um diese Jahreszeit bis ca. 18.00 Uhr hell sei. Inzwischen ist es aber schon 17.00 Uhr und der ist Himmel bedeckt. Für Fotos ist es fast schon zu dunkel. Davon verstehen die beiden Mädchen aber nichts, für sie zählen nur die Schlittenhunde. Langsam wird uns die Informationsflut der beiden zu bunt. Wir gehen hinaus. Lautes Bellen begrüßt uns. Die daheim gebliebenen Hunde zerren an ihren Leinen und wollen spielen, balgen sich auch untereinander. Andere liegen auf ihren Hundehütten und schauen die menschlichen Besucher groß an. Das Gebell wird lauter und dann sehen wir auch den Grund dafür: Die zweite Gruppe kehrt von ihrer Schlittenfahrt zurück. Jetzt sind wir an der Reihe. Zwei Stunden haben wir darauf gewartet. Nicht nur Ronald ist verärgert, auch andere äußern ihren Unmut. Man habe Schlitten fahren und nicht stundenlang in einem Zelt zubringen wollen. Das sei schlechte Planung. Dieser Meinung schließen auch wir uns an. Für die Schlittenfahrt müssen wir uns einen warmen Overall und dicke Stiefel anziehen. Ich bekomme zusätzlich eine Fellmütze. Der Sinn ist mir nicht ganz klar. Wir sind warm genug angezogen. Also gut. In dieser Verkleidung schicken wir uns an, in den Schlitten zu steigen, was einige Schwierigkeiten bereitet, denn sie sind sehr flach. In unserer dicken Verpackung ist es daher etwas umständlich. Ronald steigt als erster ein, ich muss zwischen seinen Beinen sitzen. Dadurch ist seine Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt, um nicht zu sagen gar nicht vorhanden, was dann auch der Grund dafür ist, dass Ronald die Fahrt verweigert. Ich sage ihm, er kann ruhig aussteigen, ich fahre alleine mit. Gesagt, getan. Ronald schält sich aus dem Schlitten. Inzwischen ist es übrigens so dämmerig, dass an Fotografieren nicht mehr zu denken ist. Ein weiteres Ärgernis. Das nächste ist das Unverständnis des Hundeschlittenführers sowie des jungen Mädchens (eine deutsche Austauschstudentin), das im Zelt schon so lange geredet hat.
Für mich geht es jetzt aber erst mal los. Im Konvoi und begleitet durch das aufgeregte Gebell der Hunde setzen sich die Schlitten in Bewegung. Die Geräuschkulisse ist enorm. Ich filme den Start, mehr ist nicht möglich. Wir fahren querfeldein über Stock und Stein und mehr oder weniger tiefe Löcher, sodass ich manchmal befürchte, wir kippen im nächsten Moment um. Der Schlittenführer hat das aber alles prima im Griff und nichts passiert. An Fotografieren ist unter diesen Umständen überhaupt nicht zu denken. Für Menschen mit Rückenproblemen ist solch eine Fahrt allerdings nichts. Die Wegstrecke ist wirklich sehr uneben. Ich bin froh, dass Ronald nicht dabei ist. Das hätte ihm bestimmt nicht gefallen. Ich genieße sie dennoch, denn die atemberaubende Aussicht vom Hochplateau auf das beleuchtete und von weißen Bergen eingerahmte Tromsø entschädigt für diesen etwas misslungen Ausflug. Es ist bereits stockdunkel als wir wieder an der Farm ankommen. Die Fahrt hat eine halbe Stunde gedauert.
Mein ziemlich verärgerter Mann erwartet mich. Ich höre von ihm, dass die deutsche Studentin ihm gesagt hätte, es könne gar nicht angehen, dass man in dem Schlitten Platzangst bekommt und er solle sich nicht so anstellen. Wenn man bedenkt, dass dieses junge Ding so etwas überhaupt nicht beurteilen kann, ist diese Bemerkung in der Tat eine Frechheit!!! Ich kann verstehen, dass man dann wütend wird. Schnell schäle ich mich aus meiner dicken Verpackung. Der Bus wartet und unser Schiff (hoffentlich) auch.
Bedenkt man, dass die Schlittenfahrt (die ja eigentlich die Hauptsache war) nur eine halbe Stunde gedauert hat und die Organisation insgesamt nicht so gut gelungen war, ist dieser Ausflug entschieden zu teuer. 990 Kronen (ca. 112 Euro) pro Person ist wahrlich zuviel. Aber hinterher ist man bekanntlich immer schlauer.
Wir erreichen das Schiff gerade noch rechtzeitig. Ronald grummelt immer noch still vor sich hin. Doch ein Drink an der Bar hebt die Stimmung dann wieder.
Das Abendessen genießen wir zusammen mit Frieda, Nordstern und ihrer Mutter. Denn: Der Restaurantchef hat Wort gehalten. Heute sitzen wir am Kapitänstisch, wenn auch ohne Kapitän, und freuen uns über die nette Gesellschaft. Am nächsten Abend werden wir dann einen anderen Tisch zugewiesen bekommen und ab Kirkenes endgültig einen eigenen Tisch für uns haben. So hat sich die Beschwerde doch gelohnt.
Bis in die Bar hat sich unser „Tischtheater“ inzwischen herumgesprochen und von Seiten der Bedienungsmannschaft haben wir volle Unterstützung. Alle finden es gut, dass wir uns beschwert und den Tisch gewechselt haben. Es sei unglaublich, wie unsere ehemaligen Tischgenossen sich benehmen, ist die einhellige Meinung. Damit ist dieses Thema nun wohl endgültig abgeschlossen.
Nach dem Abendessen ist ein Vortrag des Kapitäns vorgesehen. Viele Interessierte - auch wir - versammeln sich im Konferenzraum und lauschen gespannt, was der Kapitän zu erzählen hat. Doch dieser kann wohl besser Schiffe führen als Vorträge halten. Oft hat er das jedenfalls noch nicht gemacht, ist unser Eindruck. Etwas unprofessionell und viel zu leise versucht er uns in englischer Sprache und unterstützt durch Fotos sein Leben als Kapitän sowie seine Reiseerlebnisse zu vermitteln. Das gelingt nur mäßig. Immer wieder muss Reiseleiter Nils helfend eingreifen, sei es, weil die Powerpoint-Präsentation Schwierigkeiten bereitet, die Lautstärke des Mikrofons nicht richtig eingestellt ist oder die englischen Begriffe fehlen. Na ja, es ist gut gemeint und wäre auch sicher interessant gewesen, wenn nicht ... sie oben.
Nun ist es 22.15 Uhr und wir befinden uns in Skjervøy. Die hübsche kleine Kirche wird angestrahlt, was uns veranlasst, erste Versuche von Nachtaufnahmen zu starten. Die Stative werden aufgebaut, die Kameras entsprechend ausgerichtet und die Fernauslöser angeschlossen. Nun kann es losgehen. Da ich in solchen Dingen nicht so versiert bin, versuche ich alle möglichen Einstellungen. Irgendeine wird sicher gelingen. Und siehe da, ich bin selbst erstaunt, scheinen gute Fotos dabei herausgekommen zu sein. Ich bin ganz stolz auf mich.
Kurz nachdem wir Skjervøy wieder verlassen haben, ertönt die Durchsage, dass schwaches Nordlicht gesichtet wurde. Endlich! Nichts wie raus an Deck! Vorne auf Deck 4 drängeln sich die Leute. Jeder möchte den besten Platz ergattern. Tatsächlich, ein schwaches grünes Licht zeigt sich am Himmel. Es ist zwar noch nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe, aber besser als gar nichts. Gespannt suchen wir den Himmel nach weiteren Lichtern ab, doch richtig farbintensiv wird es leider nicht mehr. Immerhin ist es ein kleiner Vorgeschmack dessen, was noch kommen könnte. Nach etwa einer halben Stunde ist der Spuk vorbei. Ronald hat einige gute Fotos im Kasten. Dieser Zweck der Reise ist erfüllt, nun können wir beruhigt schlafen gehen.

Montag, 23. Februar

Gegen 07.00 Uhr bemerke ich einen roten Schein am Himmel. Hinter den Bergen geht glutrot die Sonne auf. Ich springe aus dem Bett und greife die Kamera. Da ich gar nicht so schnell in meine Kleidung huschen kann, bevor die Situation vorbei ist, mache ich Fotos von der Kammer aus. Ronald ist auch wach geworden und tut dasselbe. Wieder einmal können wir uns nicht satt sehen an diesem atemberaubenden Anblick.
Als wir eine Stunde später aufstehen herrscht blauer Himmel bei -2°C. Endlich ein Wetter wie es uns gefällt! Das südgehende Schiff „Nordkapp“ kreuzt unseren Weg. Kurz darauf taucht vor uns der kleine Ort Havøysund auf. Die bunten Häuser strahlen in der Sonne, unterstützt von funkelndem Schnee. Großartig!
Gegen Mittag erreichen wir Honningsvåg. Auch hier nehmen wir nicht an Ausflügen teil. Nordkap und Skarsvåg kennen wir bereits. Also erobern wir den Ort zu Fuß. Viel gibt es nicht zu sehen. Der Schnee liegt meterhoch. Die Bewohner bewegen sich mittels Gehschlitten vorwärts. Ein eisiger Wind bewirkt, dass unser Spaziergang recht kurz ausfällt. Stattdessen besuchen wir das kleine Museum, das sehr anschaulich über das Leben während und nach dem 2. Weltkrieg berichtet. Honningsvåg wurde genau wie alle anderen Orte in der Finnmark von den deutschen Besatzungstruppen beim Rückzug 1944 abgebrannt und die Bevölkerung zwangsevakuiert. Als einziges Gebäude blieb die hölzerne Langkirche von 1885 stehen. Göttliche Vorsehung? Heutzutage ist der Ort einer der größten Fischerorte in Nordnorwegen und darüber hinaus Ausbildungszentrum für Berufe in der Fischwirtschaft.
Zwischenzeitlich hat die Sonne die Umgebung in rosa Licht getaucht. Ein Fischkutter kämpft sich tapfer bei starkem Wind und kabbeliger See in Richtung Hafen. Wir verkriechen uns in unsere dicken Jacken und gehen zum Schiff zurück. Die Weiterfahrt gestaltet sich schiffschaukelmäßig.
Da es mittlerweile dunkel geworden ist, ist uns der Anblick der außergewöhnlichen Klippenformation Große und Kleine Finnkirke leider verwehrt. Zwar wird sie von unserem Schiff aus angestrahlt, doch es herrscht dichtes Schneetreiben und dazu starker Sturm, sodass man sich außerhalb der Überdachung auf Deck 4 kaum halten kann. Wir ziehen es also vor darunter zu bleiben und widmen uns lieber den riesigen Königskrabben (auch Kamtschatkakrabben genannt), die von einem auf den Wellen tanzenden, eisüberkrusteten Fischerboot aus an Bord gebracht werden. Eigentlich war diese Krabbenart vor der Ostküste Russlands beheimatet. Nachdem jedoch russische Forscher sie in den 1960er Jahren im Murmanskfjord ausgesetzt hatten, hat sie sich frei von natürlichen Feinden enorm verbreitet, und lebt nun auch im nordnorwegischen Varangerfjord. Sie kann bis zu 14 kg wiegen und der Abstand zwischen den Beinen bis zu 2,5 m betragen. Das Bein- und Scherenfleisch gilt als Delikatesse. Böse Zungen behaupten, das Fleisch sei besser als Hummerfleisch. Ronald hat es probiert und diese Aussage bestätigt.
Wieder einmal herrscht Gedränge an Deck mit dem dazugehörigen Schieben und Schubsen, sodass wir schnellstens das Weite suchen, nachdem wir einige Fotos machen konnten. Mit etwas mehr Rücksicht hätten alle genug sehen können, doch das beherrscht leider nicht jeder.
Während des Abendessens werden wir von einer jungen Kellnerin unterhalten, die selbst komponierte Lieder singt. Nun gut. Trotz intensiver Bemühungen sind sowohl Gesangsstücke als auch Stimme eher Geschmacksache. Den Applaus bekommt sie mehr für ihren Mut als für ihr Können, denn: Beifall ist des Künstlers Lohn.
Den Abend verbringen wir in der Bar u.a. mit der quirligen Berlinerin Sigrid. Sie feiert heute ihren Abschied, weil sie morgen von Bord geht.
Allmählich haben wir die nötige Bettschwere, doch als wir in unserer Kammer sind und uns bereits bettfertig gemacht haben, kommt die Durchsage, dass Nordlicht gesichtet wurde. Leider ist es auch heute wieder sehr schwach, sodass ich mir nicht die Mühe mache mich wieder anzuziehen. Ronald geht zwar noch einmal an Deck, doch viel ist nicht zu sehen. Es heißt weiter hoffen.

Dienstag, 24. Februar

Der Endpunkt der nordgehenden Reise ist erreicht: Kirkenes. Es ist trübe bei ca.
-7°C. Eisiger Wind fegt über die schneebedeckte Landschaft. Wir haben einen Ausflug zum Schneehotel gebucht. Der Bus wartet bereits und als wir einsteigen stellen wir fest, dass uns derselbe nette Führer begleitet wie im letzten Jahr, als wir zur russischen Grenze gefahren waren. Frank, so sein Name, versorgt uns mit denselben Geschichten und Anekdoten wie im vergangenen Jahr - aber das wissen ja nur wir.
Einige Kilometer außerhalb von Kirkenes verlassen wir den Bus und stapfen dick eingepackt im Gänsemarsch durch den Schnee in Richtung Schneehotel. Etwas entfernt ist ein riesiger Schneehaufen auszumachen, der so allerdings nicht auf den ersten Blick als Hotel zu erkennen ist. Ein Schild weist jedoch darauf hin.
Das Hotel wird jedes Jahr neu errichtet. Dazu werden große Ballone aufgeblasen und diese, wenn die Temperatur mindestens -7°C beträgt, solange mit künstlichem Schnee besprüht, bis ein „Gebäude“ entstanden ist, das groß genug ist, um „Zimmer“ darin einzurichten. Die Innentemperatur beträgt etwa minus 4-6°C.
Durch eine ovale Öffnung gelangen wir zur „Rezeption“, die gleichzeitig als „Eis-Bar“ dient. Die gesamte „Einrichtung“ besteht aus blau schimmerndem Eis. Eis-Bänke mit Rentierfellen sowie Eis-Tische mit Eis-Leuchtern, deren Kerzenlicht der Umgebung ein märchenhaftes Flair verleiht, runden das Bild ab. Grün schimmerndes Polarlicht tanzt über eine Eiswand. An der Bar bekommen wir ein Getränk - natürlich eiskalt - aus Krähenbeeren serviert - von den Einheimischen auch „Rudolphs Rache" genannt. Vielleicht, weil sich das Hotel in einem Rentierpark befindet?
Wir tasten uns vorsichtig durch das Dämmerlicht einen langen, glatten Gang entlang. Sogar einen „Kamin“ gibt es hier, der durch stetig wechselndes elektrisches Licht indirekt beleuchtet wird. Rechts und links befinden sich die Zimmer, die mit Vorhängen vor fremden Blicken geschützt sind. Dicke Matratzen und Rentierfelle liegen auf den Eis-Betten. An den Stirnseiten der Betten befinden sich Eisskulpturen, Schneeskulpturen zieren die Wände und Kerzen sorgen für romantische Stimmung.
Von Dezember bis April kann man dieses außergewöhnliche Übernachtungserlebnis für 50 Euro im Doppelzimmer genießen. Spezielle Schlafsäcke, Socken und Mützen werden gestellt und sind im Preis inbegriffen. Wer allerdings nachts das dringende Bedürfnis verspürt aufstehen zu müssen, sollte gewappnet sein. Es ist glatt und das stille Örtchen befindet sich ca. 50 Meter vom Hotel entfernt. Also: Taschenlampe mitnehmen, Spikes unter die Schuhe schnallen und warm anziehen!!! (Anm.: Die Spikes kann man an Bord, aber auch in jedem Schuhgeschäft, kaufen.)
Wir verlassen nun den Eispalast und wenden uns den Rentieren zu, die sich im angrenzenden Park von den Besuchern füttern lassen. Alsdann versammeln wir uns alle im Lavvo und probieren gegrillte Rentierwurst. Sie ist sehr fest und geschmacklich etwas gewöhnungsbedürftig. Ronald mag sie nicht, aber ich finde, sie lässt sich essen.
Wieder einmal ist die Zeit viel zu schnell vergangen. Wir machen uns auf den Weg durch die melancholisch wirkende Landschaft zurück zum Bus. Die Sonne versucht nach Kräften die graue Wolkendecke zu durchdringen. Mit mäßigen Erfolg. Doch die dadurch entstehende mystische Stimmung hat durchaus ihren Reiz. Ein Hauch von Doktor Schiwago liegt in der Luft.
Die Weiterfahrt - jetzt wieder südwärts - gestaltet sich feucht. Schneefall begleitet uns nach Vardø und Båtsfjord. Zeit zum lesen.

Mittwoch, 25. Februar

Gegen viertel vor drei wacht Ronald auf und traut seinen Augen nicht. Grüne Schleier tanzen über den Himmel. Nordlicht direkt vor unserem Kammerfenster. Unglaublich! Ich kann mein Glück kaum fassen, sitze fasziniert auf dem Bett und genieße dieses überwältigende Schauspiel, während Ronald sich verzweifelt bemüht, die Kamera mit Stativ und Fernauslöser schussbereit zu machen. So ganz klappt das in der Eile nicht. Er macht Fotos von der Kammer aus. Die Ausbeute kann sich sehen lassen. Nach 20 Minuten ist der Spuk vorüber. Noch ganz unter diesem Eindruck stehend versuchen wir wieder einzuschlafen, was zunächst nicht recht gelingen will, doch dann kommt das Sandmännchen doch noch einmal wieder.
Im Laufe des Vormittags erreicht unser Schiff bei starkem Schneetreiben Hammerfest. Wir schließen uns dem Marsch der Lemminge an und gehen an Land. Weil an Ronalds Jacke der Reißverschluss kaputt gegangen ist, versuchen wir in einem Geschäft für Sportartikel in Erfahrung zu bringen, ob der Reißverschluss repariert werden kann. Das ist leider nicht möglich, ist die Auskunft, es müsse ein neuer Reißverschluss eingenäht werden. Pech gehabt. Wir müssen eine neue Jacke kaufen, denn bei winterlichten Temperaturen ist eine offene Jacke wohl nicht das Richtige. Trotzdem machen wir einen kurzen Spaziergang. Das Eismeerportal vor dem Rathaus mit den beiden Eisbären und die Skulptur Eismeerschoner im Packeis passen perfekt in die winterliche Umgebung. Damit beenden wir unseren Rundgang auch schon, nur einen Besuch in „unserem“ Club, dem Eisbärenclub, lassen wir uns nicht entgehen, nachdem wir im letzten Jahr Mitglieder geworden sind.
Zurück an Bord halten wir Ausschau nach einer Jacke für Ronald und finden auch das Passende. Jetzt kann er wieder hinaus in die Arktis.
Auf dem Weg nach Øksfjord herrscht rauhe See, dafür verwöhnen uns atemberaubende Lichtspiele. Dunkel, hell, Sonne, Wolken, Schnee - alles ist dabei. In Øksfjord hat sich auch nichts verändert, es riecht immer noch penetrant nach Fischmehl.
Abends hören wir einen Vortrag über arktische Landschaften und sehen einen Film über Antarktis, Grönland und Spitzbergen. Unser netter, immer aktiver Reiseleiter Nils tut sein Bestes, um die Passagiere zu unterhalten. Lustig finden wir manchmal seine Durchsagen auf Deutsch, die z. B. so lauten: „Wir haben auch ein Wetter und etwas Sonne“, oder: „...da gibt es auch Eintritt...“, oder: „Hinnøya, eine der steifsten Inseln“. Er meinte, dass Hinnøya die größte Insel mit den steilsten Bergen ist. Das klingt sehr amüsant und zum Glück lacht Nils selbst darüber. Wir sagen uns allerdings, wenn wir so gut Norwegisch könnten wie Nils Deutsch, wären wir zufrieden.
Das Schiff hat inzwischen Skjervøy erreicht. Es herrscht wieder einmal starker Schneefall, ebenso wie in Tromsø, das wir gegen Mitternacht erreichen.

Donnerstag, 26. Februar

Um 08.00 Uhr sind wir in Harstad. Hier gehen einige Passagiere von Bord, um eine Busfahrt über die Vesterålen nach Sortland zu unternehmen. Auch Frieda, Nordstern und ihre Mutter sind dabei. Wir bleiben an Bord und genießen die enge Durchfahrt nach Risøyhamn, die Risøyrenna. Vorsichtig durchfährt unser Schiff die enge, flache Fahrrinne. Wieder einmal ist es wechselhaft mit Schneeschauern. Im Augenblick scheint allerdings die Sonne und gibt den Blick auf die grandiose Bergkulisse frei. Am Kai von Risøyhamn winken uns Zwerge zu. Eine Kindergartengruppe macht dick verpackt einen Ausflug.
Für uns geht es weiter nach Sortland. Kurz bevor wir die Brücke von Sortland erreichen, werden die Maschinen gedrosselt. Wir warten auf die Busse mit unseren Ausflüglern. Und da kommen sie auch schon langsam angefahren, eine lange Autoschlange hinter sich her ziehend. Das Schiffstyphon ertönt und kollektives Winken mit Händen, Taschentüchern und Bettlaken setzt ein. In den Bussen werden die Fotoapparate aktiviert, was an den Blitzlichtern zu erkennen ist. Hier unten ist es auch nicht anders. Natürlich gehört das alles zum Programm, erzeugt aber ein Wir-Gefühl. Kurz darauf ist die Familie wieder zusammen. Auch unser Drei-Mädel-Haus (Frieda-Karin-Inge) ist wieder bei uns. Begeistert erzählen sie von dem Ausflug. Es muss ein großartiges Erlebnis gewesen sein. Genau das richtige Geschenk für Karin. Sie hat nämlich heute Geburtstag.
Der nächste Hafen ist Stokmarknes, die Wiege der Hurtigruten. Ein phantastischer Blick auf den Ort belohnt uns für die Wetterkapriolen. Strahlend leuchten die roten Häuser im weißen Schnee. Dahinter erheben sich hohe Berge. Ein Bilderbuchanblick! Hier befindet sich das Hurtigrutenmuseum. Da wir dieses aber bereits während unserer ersten Reise besucht hatten, besichtigen wir heute das zum Museum gehörende alte Hurtigrutenschiff „Finnmarken“. Bei Ronald stellen sich Erinnerungen an seine Seefahrtszeit ein. Die alten Instrumente sowie Einrichtung der Kammern rufen in Vergessenheit geratene Bilder zurück. Er stellt sich sofort hinter das Ruder und sagt: „So haben wir damals gestanden.“ Anderen Besuchern, die offenbar ebenfalls zur See gefahren waren, geht es ähnlich. Fachgespräche über den Seemannsalltag vergangener Tage werden geführt.
Wir wenden uns wieder der Gegenwart zu und gehen zur „Polarlys“ zurück. Doch was ist das? Hatte eben noch die Sonne geschienen, ist jetzt ein Unwetter im Anmarsch. Pechschwarz ist der Himmel und es dauert nicht lange bis ein heftiger Schneesturm einsetzt. Wie ein schwarzer Vorhang wälzt sich das Unwetter über unser Schiff. Im Nu wird auch das letzte kleine blaue Loch verschluckt. Nichts ist mehr zu sehen. Die Berge sind verschwunden, kleine Inseln versinken im Grau. Gebannt stehen wir an Deck und beobachten das Schauspiel. Und wir sind nicht allein. Unsere Mitreisenden sind ebenso fasziniert von dem Geschehen wie wir. Nach ca. 20 Minuten ist alles vorbei und der Wettergott tut so als wäre nichts gewesen.
Nun sieht es wieder etwas freundlicher aus. Doch zu früh gefreut. Wir nähern uns dem Raftsund und wieder ist es uns nicht vergönnt, diese enge Durchfahrt zwischen den Vesterålen und den Lofoten bei klarer Sicht zu genießen. Hatten wir die letzten beiden Reisen gedacht, dass eine Steigerung nicht mehr möglich ist, sehen wir uns dieses Mal eines Besseren belehrt. Pünktlich zur Einfahrt in den Sund setzt Schneetreiben ein. Die Berge sind wieder einmal verschwunden. Es soll einfach nicht sein. Und trotzdem: Trotzig stehen wir an Deck und spähen ins Grau. Auch andere lassen sich nicht von dem Wetter abhalten. Gemeinsam beobachten wir die dicken Schneeflocken, die das Deck in einen weißen Teppich verwandeln. Kleine Leuchtfeuer mit roten Köpfen tauchen auf und blinken kräftig vor sich hin. In Abwandlung des Liedes Ein Männlein steht im Walde ... könnte man singen: Ein Männlein steht im Wasser im tristen Grau, es hat von lauter Purpur ein Mützchen auf.
Bei besserem Wetter wäre der Kapitän in den engen Trollfjord gefahren, doch angesichts der Nicht-Sicht fährt er nur bis zum Eingang. Das haben allerdings die Kapitäne der „Richard With“ und der „Kong Harald“ nicht getan! Das fast undurchdringliche Grau lässt jedoch nur eine Ahnung auf den Eingang zu.
Fing es pünktlich zur Einfahrt in den Raftsund an zu schneien, hört es genauso pünktlich bei der Ausfahrt aus dem Sund wieder auf. Für kurze Zeit hebt sich der Schleier und wir können unsere Umgebung wieder erkennen. Als wir jedoch auf Svolvær zufahren schneit es wieder heftig. Trotzdem versuchen wir erneut Nachtaufnahmen zu machen. Sie sind gar nicht schlecht geworden.
Beim Abendessen gibt es Sekt von Karin, schließlich müssen wir auf ihren Geburtstag anstoßen. Ein Geschenk ist uns auch eingefallen. Unsere umfangreichen Reiseausarbeitungen wechseln nun hübsch verpackt und mit einem kleinen Eisbären versehen den Besitzer. Die Idee kommt an. Nun kann Nordstern zu Hause den Reiseverlauf nachvollziehen und ihre Erlebnisse damit verknüpfen. Zuguterletzt erscheint Fähnchen schwenkend die Bedienungsmannschaft mit einer kleinen Torte und singt ein norwegisches Geburtstagslied.

Freitag, 27. Februar

Der letzte Tag an Bord zeigt sich von seiner schönsten Seite - jedenfalls vormittags. Kurz bevor wir den Polarkreis erreichen, taucht der Berg Rødøyløva (Rotinsellöwe) vor uns auf. Er ist 443 Meter hoch und ähnelt einem liegenden Löwen oder auch einer ägyptischen Sphinx. Dieser markante Berg ist seit langer Zeit als Erkennungszeichen für die Schifffahrt bekannt. Seinen Namen Rotinsellöwe hat er dem rötlichen Gestein zu verdanken. Kurz darauf passieren wir bei -2°C und Sonnenschein wieder den Polarkreis. Den ganzen Vormittag bleiben wir an Deck und genießen Sonne und Landschaft. Dabei entstehen phantastische Fotos. Ob wir die „Sieben Schwestern“ - die Bergkette bei Sandnessjøen - heute endlich vollständig zu Gesicht bekommen? Im Moment sieht es so aus, doch der Schein trügt. Als wir in Sandnessjøen ankommen, ist es grau, und als wir auslaufen trübt starker Schneefall die Sicht. Die markante Bergkette ist daher leider überhaupt nicht zu sehen, nicht einmal ansatzweise. Der Wind hat wieder aufgefrischt, neben uns kämpft ein Fischerboot mit den Wellen. Das Deck hat sich erneut in eine Winterlandschaft verwandelt. Und was tut man bei so viel Schnee? Man baut einen Schneemann! Offenbar haben wir einen Künstler unter uns. Ein kleiner Schneemann mit Hut und Knopfaugen sitzt auf der Kiste mit den Rettungswesten, daneben eine Schneefrau, die allerdings noch „geboren“ wird. Kurz darauf schauen die beiden vereint auf das Meer hinaus. Das Material ihrer Entstehung fällt unvermindert vom Himmel.
In Bronnøysund ist der Himmel wieder klarer. Die tief stehende Nachmittagssonne verbreitet Pastellfarben auf dem Wasser und ein Feuerwerk hinter den Bergen. Im Hintergrund leuchtet der verschneite Torghatten - der Berg mit dem Loch in der Mitte. Fotomotive en gros. Was wir natürlich ausnutzen. Heute tut uns der Kapitän allerdings nicht den Gefallen und fährt so an den Torghatten heran, dass das Loch zu sehen ist. Man kann es nur auf der Rückseite erahnen. Schade, aber dafür sehen wir den Berg schneebedeckt, was wir ja auch noch nicht erlebt haben.
Den letzten Abend verbringen wir gemeinsam mit Frieda, Nordstern und ihrer Mutter. Abschiedsstimmung kommt auf, denn wir steigen morgen in Trondheim aus. Frieda fährt dann die letzte Strecke bis Bergen alleine weiter.
Wie schnell ist doch die Zeit vergangen.

Sonnabend, 28. Februar
Trondheim. Abschied von Frieda, Nordstern und ihrer Mutter. Mit dem Bus fahren wir bei schönstem Sonnenschein durch Norwegens Winterwunderland zum Flughafen etwas außerhalb von Trondheim. Am liebsten würde ich hier bleiben. Doch wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören. Heute fällt es schwer.
Mit einer Propellermaschine, die uns nach Kopenhagen bringt, fliegen wir über das Reich des Schneekönigs mit seinen dicken zuckergussverzierten Bergen. Ein unglaublicher Anblick. Nur das laute Brummen der Propeller stört dabei.
In Kopenhagen haben wir drei Stunden Aufenthalt. Die Zeit vergeht schleppend, dafür startet die Maschine nach Hamburg pünktlich. Spätestens da hat uns der Alltag wieder.
Es war das dritte Mal, dass wir eine solche Reise gemacht haben und noch immer hat sie nichts an Faszination verloren. Die norwegische Küste ist eben unglaublich schön, besonders im Winter, wenn Schnee selbst die kleinste Schäre bedeckt. Auch wenn wir mit dem Wetter nicht ganz so viel Glück hatten, war es wieder einmal eine wunderschöne Reise, von der wir noch lange zehren werden.
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon Harald96 » Sa, 04. Apr 2009, 17:37

Woww! Ein schoener Bericht! Vielen Dank! :D :wink:
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon hella49 » Sa, 04. Apr 2009, 18:58

hallo Ronald

ich weiss nicht wie deine Frau mit Vornamen heisst........


eine schöne Reisebeschreibung...... ziemlich realistisch....das freut mich besonders, denn
es gibt nun mal immer auch negative Seiten und die hat sie auch wunderbar beschrieben

ein paar mal habe ich geschmunzelt und gedacht: ja so isses......eigentlich jedes Mal

Es ist viel Geldmacherei auf dieser Reise......und ich denke je öfter man fährt und je mehr Leute diese Tour fahren, je mehr wird einem das bewusst.

aber die Landschaft und die eigene Verfassung bestimmt diese Reise....... eben die schönste See(h)reise der Welt

vi sees i norge

Hella
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon lajobay » Sa, 04. Apr 2009, 19:31

Hei Ronald.Toller Reisebericht,durch den ich mich nun am Stück durchgearbeitet habe.Wem muss den nun das Lob gebühren,Dir oder deiner Frau (die ja wohl den Bericht verfasst hat)? Dann bist Du also kein echter Hundefreund :-? Dabei sind Hunde sowas Schönes :P
Aber das nenn ich doch echte Liebe: Hunde nicht so mögen und trotzdem mit seiner Frau eine Huskyfahrt machen wollen :!: Wenns halt nicht so eng gewesen wäre auf dem Sch...schlitten,gell :( Sehr schön fand ich die Beschreibung der Charaktere einiger Mitreisender und die Erwähnung diverser kleiner Episoden am Rande. Und tief in der Nacht vom Nordlys aufgeweckt zu werden,das dürfte der Ritterschlag des HR-Fahrers sein.Wäre sicher schon so manchem passiert,hätte man es nicht verpennt... Da du ja ein begnadeter Fotograf bist (Danke für das Stokmarknes-Foto!!) muss hier nach einem Bild von Schneefrau&Schneemann gefragt werden. Ich denk mal,das möchten viele hier gerne sehen :roll: Grüsse aus Oberbayern, Lars
P.S. in PN-Sache: Chruseli in CH ist begeistert von deinen Fotos der Schiffsbegegnung.Ich werde die Bildchen dann bei ihr demnächst auch mal sehen.Sie ist momentan zeitlich arg im Stress,aber man schaut dort auf jeden Fall,ob ihrerseits auch brauchbare Fotos der POLARLYS von Bord NORDKAPP für dich dabei sind.
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon Jobo » Sa, 04. Apr 2009, 20:39

@Ronald,

vielen Dank für den super Reisebericht, vor allem natürlich an deine Frau. Da ich gerade meine Bilder vom Januar bearbeite und beschrifte, kann ich das alles hervorragend nachvollziehen.

Das mit der Hundeschlittentour tut mir leid für euch. Ich habe diese Tour im November 2006 gemacht, und war damals vollauf begeistert. Wir waren aber auch nur 7 oder 9 Passagiere (bin mir da nicht mehr sicher). Allein die Fahrt mit den Schlitten hat damals ca. zwei Stunden gedauert. Das Mädel das uns mit dem Bus am Schiff abholte (eine Muscher), erzählte uns auf dem Hinweg alles Wissenswerte und interessante über Hundeschlitten und Hundezucht.
Angekommen, wurden wir aufgefordert zu den Hunden zu gehen, und diese zu streicheln, was diese auch dankbar annahmen. Danach gabs die warmen Klamotten und dann gings auch schon los. Kaum zurück wurden wir noch zu den Welpen geführt und durfen (ja sollten) diese auch auf den Arm nehmen. Das wird dort gemacht, damit sich die Hunde schon früh an Fremde gewöhnen. Erst danach gab es Kaffe und Kuchen im Zelt, bevor es wieder zurück ging zum Schiff. War damals eine richtig tolle Tour.

Ronald hat geschrieben:Von Dezember bis April kann man dieses außergewöhnliche Übernachtungserlebnis für 50 Euro im Doppelzimmer genießen.


Upps, da hat euch aber jemand einen Bären aufgebunden (falls es kein Tipfehler ist). Ich habe für die Übernachtung € 265,- gezahlt (gebucht über HR). Ich hatte vorher aber auch im Internet gesucht, um es evtl. woanders zu buchen, aber der günstigste Preis waren € 250,-. Ich bin dann bei HR geblieben, weil ich auch alles andere dort gebucht hatte.

Bedauerlich, daß ihr anfangs auf solche Tischnachbarn getroffen seid. Ich hatte bisher immer richtig Glück mit meinen Tischnachbarn. Sogar mit einem älteren englischen Ehepaar (absolute MS Lofoten-Freaks), habe ich mich äußerst nett unterhalten, auch später dann an Deck.

Zum Glück hört es sich aber so an, als wäret ihr den NOR/HR-Virus nicht losgeworden. Stell doch, wenn möglich, ein Paar Bilder hier rein, oder einen Link zu deinen Bildern.
Gruß, Joachim

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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon RichardWith » Sa, 04. Apr 2009, 21:35

Hallo Ronald,

vielen Dank für Euren schönen Reisebericht!!

Ich bin in Gedanken "mit gefahren" und habe mich an unsere Winterreise mit der Nordlys im Februar 2006 erinnert.

Auch wir hatten bei unserer Winterreise etwas Pech mit unseren Tischnachbarn - das Gegenteil haben wir auf unserer Sommerreise auf der Nordkapp im Sommer 2004 erlebt. Dort hatten wir ein sehr nettes älteres Ehepaar (um die 70) als Tischnachbarn. Sie haben uns (Mitte 30) gleich beim ersten gemeinsamen Essen das "Du" angeboten. Man kann also auch Glück haben. Das nette Ehepaar war übrigens auch aus Hamburg ...

Wir würden einer Winterreise immer wieder den Vorzug geben.

Grüße
Frank
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon Revolera » So, 05. Apr 2009, 0:12

Herzlichen Dank dir und deiner Frau für den tollen Bericht! Man sieht vieles wieder vor sich, wundert sich aber auch wie oft das Gleiche anderst wahrgenommen wird - sei es wegen unterschiedlichem Charakter des Reisenden, anderem Schiff oder vor allem auch anderer Jahreszeit. Und zwischen Anfang Januar (wie bei uns) und Ende Februar liegen in dieser Region manchmal schon fast Welten.

Betr. der Hunde, wir sind auch keine Hundefans, ich denke aber Hundeschlittentour hat nichts mit Hundefan zu tun, ich muss die Kerls ja nicht drücken und herzen, kann aber so eine Tour trotzdem geniessen. Schade aber dass ihr so schlechte Erfahrungen gemacht hat - ähnliches habe ich bei unserer Reise auch gehört.

Ronald hat geschrieben:In der Wartehalle läuft uns das erste rote Brillengestell mit Hurtigrutenanhänger am Gepäck über den Weg.

habe auch ein rotes Brillengestell - wäre wieder eine pschyschologische Untersuchung wert - der Zusammenhang zwischen Rotbrillengestellträgerinnen und Hurtigvirus :shock:
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon Harald96 » So, 05. Apr 2009, 9:54

Ronald hat geschrieben:Unser netter, immer aktiver Reiseleiter Nils tut sein Bestes, um die Passagiere zu unterhalten. Lustig finden wir manchmal seine Durchsagen auf Deutsch, die z. B. so lauten: „Wir haben auch ein Wetter und etwas Sonne“, oder: „...da gibt es auch Eintritt...“, oder: „Hinnøya, eine der steifsten Inseln“. Er meinte, dass Hinnøya die größte Insel mit den steilsten Bergen ist. Das klingt sehr amüsant und zum Glück lacht Nils selbst darüber. Wir sagen uns allerdings, wenn wir so gut Norwegisch könnten wie Nils Deutsch, wären wir zufrieden.

:lol:
Fuer die, die es nicht wissen: Der Nils ist Schwede, und bei allen Durchsagen versucht er Norwegisch zu sprechen. Das Resultat: Eine unheilige Mischung von Norwegisch und Schwedisch! Es waere wohl besser, wenn er Schwedisch gesprochen haette...... Alle Norweger verstehen doch Schwedisch. :wink:
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon seebär » So, 05. Apr 2009, 10:48

Hallo Ronald,
danke für den Bericht,mann kann es gar nicht glauben,wie das Wetter immer wieder so schnell wechselt.Als wir mit der Finnmarken fuhren(28.2.)sind wir sogar nordgehend in den Trollfjord gefahren,trotz dickem Schneetreiben,leider haben wir es verschlafen,weil wir nicht geglaubt hätten,dass bei solchem Wetter reingefahren wird.Wenn Ihr bis Bergen gefahren wäret,wären wir uns bei Maloy noch begegnet.
Gruß Seebär P-)
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon Ronald » So, 05. Apr 2009, 12:42

Hallo Seebär,

ja das mit dem Treffen bei Maloey, da htten wir ja auch schon vorher geschrieben.
Aber nach drei Reisen hintereinander planen wir nun doch etwas anderes, auch nicht Spitzbergen (es sei denn wir gewinnen im Lotto). Wird wohl eine kombinierte Reise mit Fähre, Pkw, Hütte auf dem Campingplatz, Rorbua, Hurtigruten von Lofoten nach Bergen und dann mal sehen.


Hallo Harald,
Du mußt mal hören, wenn ich versuche Norwegisch zu sprechen. Da würdest Du wohl auch sagen: "Wäre er doch bei seinem Plattdeutsch geblieben."


An alle, die geantwortet haben:
Doris meine Frau schreibt jedes Mal so einen Bericht. Ich will mal sehen, wo ihr erster und zweiter ist.
Und wenn sie so einen Bericht geschrieben hat im Entwurf, dann geht die Reise bei mir im Kopf noch mal von vorne los. Einer meiner Bekannten hat mal gesagt:"Da kann man mit dem Kopf auf die Reise gehen."

Bis bald
Gruß aus Hamburg
Ronald
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon Ruhrpöttlerin » Mo, 06. Apr 2009, 12:05

Ronald hat geschrieben:
"Da kann man mit dem Kopf auf die Reise gehen."

Bis bald
Gruß aus Hamburg
Ronald


Und schon wieder " mit dem Kopfe auf Reise gegegangen". Ein wunderschöner Bericht...dankeschön an Frau und Herrn "Ronald" :-).

Vor allem hat mir auch "das geschichtliche" gut gefallen in diesem Bericht. Sie, "Frau Ronald" wäre eine sehr gute "HH-Reiseführerin" ;-).

In diesem Sinne "die Ruhrpöttlerin" Kerstin
Ich hasse Zeitwörter wie flott, flink, rasch, schnell usw....aber
"hurtig"
hab ich besonders lieb gewonnen*gg
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon bergen » Di, 07. Apr 2009, 8:01

Ronald hat geschrieben:
Interessant zu beobachten ist das Verhalten unserer Landsleute, wenn es um die Mahlzeiten geht. Bereits 10 Minuten vor Beginn bildet sich eine ungeduldige Schlange vor dem Restaurant, was Bardame Sigrun zu der Bemerkung veranlasst: „Es ist genug für alle da!“ Ja, so sind sie nun mal, die Deutschen. .


Du weisst nicht per zufall ob Sigrun vorher auf der MS Midnatsol gearbeitet hat.

Hilsen fra Sveits
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon Ronald » Di, 07. Apr 2009, 10:08

Hallo Bergen,

nein, das ist mir leider nicht bekannt. Es handelt sich dabei um eine recht stattliche große Frau mit einem langen, blonden Zopf. Genügt das als Identifikation, denn fotografieren lassen wollte sie sich nicht?

Gruß aus Hamburg
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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon bergen » Di, 07. Apr 2009, 10:35

Ronald hat geschrieben:Hallo Bergen,

nein, das ist mir leider nicht bekannt. Es handelt sich dabei um eine recht stattliche große Frau mit einem langen, blonden Zopf. Genügt das als Identifikation, denn fotografieren lassen wollte sie sich nicht?

Gruß aus Hamburg
Ronald


Ja das reicht mir. Ist nicht die Person die ich meinte. Wer hattet Ihr als Hotel Chef?

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Re: POLARLYS Reisebericht 18.-28.02.2009

Beitragvon Ronald » Di, 07. Apr 2009, 10:44

Bergen, da muß ich Zuhause nachschauen.
Gruß
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