Back to the road

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

Re: Back to the road

Beitragvon Mainline » Di, 03. Okt 2017, 11:00

Hallo Martin,
schön, dass Du wieder einen so ansprechenden Reisebericht einstellst.
Auf deinen Reisen sIehst Du bestimmt vieles schon durch die Brille eines Reisereporters, oder? :D

Ich freue mich auf die Fortsetzungen.
Gruß,
Gerhard
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Re: Back to the road

Beitragvon Kumulus » Di, 03. Okt 2017, 17:20

Mainline hat geschrieben:Auf deinen Reisen sIehst Du bestimmt vieles schon durch die Brille eines Reisereporters, oder?


Nein, eigentlich nicht. Vielleicht liegt dein Eindruck an meinen bürokratischen Schreibstil. Ich bin Beamter; da fällt es schwer, so persönlich und liebevoll zu schreiben, wie zum Beispiel Julindi.

Auf alle Fälle freut es mich, dass es euch freut und ich bedanke mich für die netten Kommentare.

Und es geht auch gleich weiter mit dem nächsten Tag meiner Reise:


5. Tag – 08. August 2017

Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg weiter in den Norden. Das Wetter ist schlechter geworden, bei der Abfahrt regnet es sogar. Schade, denn so ist die Aussicht schlechter und auch der Urlaubsgenuss.


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Ich fahre den Saltfjellveien (E 6) immer geradeaus. Mein nächster Stopp ist am Polarsirkelsenter – 66° 33’ N!! Es gibt in diesem touristischen Hotspot keinen Artikel zu kaufen, auf dem das nicht deutlich aufgedruckt, aufgenäht oder aufgeklebt ist.


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Natürlich mache auch ich das übliche Foto an der Weltkugel. Und natürlich lege auch ich ein kleines Steinchen in die Sammlung aller Steinmännchen oberhalb des Sirkelsenter.


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Aber das Wetter lädt nicht gerade zum Verweilen ein. Nach einer Waffel und einem frischen Kaffee geht es weiter zu ganz lieben Freunden nach Rognan.

Nach der großen Wiedersehensfreude verabschiede ich mich für den weiteren Nachmittag doch noch mal, um mir den Ort anzugucken, einen USB-Adapter für das Ladekabel am Zigarettenanzünder für „teuer Geld“ (400 NOK) zu kaufen und vor allem, um mir das dortige Blutwegmuseum anzuschauen.


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Rognan, ein kleiner Ort und Sitz der Kommune Saltdal mit knapp 3.000 Einwohnern, einem Rema 1000, einer Sporthalle und einem Flugplatz. Na ja, das ist jetzt von mir übertrieben. Denn eine Tankstelle gibt es auch. Und auch ein Heimatmuseum. Letztes unmittelbar neben dem Blutwegmuseum und sehr sehenswert.


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Das Heimatmuseum Saltdal ist rund um das prachtvolle Haus eines Skippers entstanden. Hier wohnte der Schiffseigner Ellingsen mit seiner Familie von 1750 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Im Haupthaus gibt es ein kleines Café mit leckeren Spezialitäten, unter anderem eine berühmt-berüchtigte „Møsbrømlefse“ mit geschmolzenem brunost = saulecker!!


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Das Freilichtmuseum selbst besteht aus etwa 20 Häusern aus dem 17. bis zum 20. Jahrhundert. Backhaus, Speicher, Kornspeicher, Schmiede und Schule sind nur einige der Häuser entlang des Mu-seumspfades.


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Ich besuche dieses Heimatmuseum und natürlich auch das Blutwegmuseum. In einer ehemaligen Lagerbaracke der deutschen Wehrmacht wird das Schicksal der Kriegsgefangenen in Saltdal unter der deutschen Okkupation in den Jahren 1942-1945 geschildert. Zehntausende osteuropäische Kriegsge-fangene wurden nach Norden verschleppt, um sie im Bahn- und Straßenbau einzusetzen. Sie litten unter unmenschlichen Verhältnissen. Viele kehrten niemals in ihre Heimat zurück. Der Straßenabschnitt von Saltnes nach Saksenvik wurde von den Kriegsgefangenen als Blutweg bezeichnet.


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Ein junger Student führt mich durch die Ausstellung und erläutert mir auf Englisch die Ereignisse und Ausstellungsstücke. Für mich ist der Umgang mit diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte sehr beklemmend.


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Rechtzeitig zum Abendessen bin ich dann wieder bei meinen Freunden zurück und am Tisch (lach). Anschließend wird bis in die halbe Nacht hinein geratscht.

Euch allen wünsche ich einen schönen Abend und dann

bis dann und demnächst
Martin
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Re: Back to the road

Beitragvon Kumulus » Mi, 04. Okt 2017, 16:02

6. Tag – 09. August 2017

Bodø, und vor allem das Norwegische Luftfahrtmuseum stehen heute auf meinem Programm.
Doch zuvor fahre ich zu „Biltema“, um mir eine neue Batterie für den Wohnwagen zu kaufen. Die bisherige hatte irgendwie und irgendwann ihren Geist aufgegeben. 85 Kilometer für eine neue Batterie. Wenn ich zu Hause von Rendsburg nach Hamburg für einen Batterie fahren würde, müsste ich damit rechnen, in die Klappsmühle eingeliefert zu werden. Aber hier im Hohen Norden scheint auch das völlig selbstverständlich und normal zu sein.

Eine Batterie bekomme ich nicht - na ja, dann geht es halt ohne 12 Volt weiter durch Norwegen. Aber ich weiß jetzt endlich, wo ich diese Blaubeerpflücker finde, die ich vor drei Jahren immer wieder vergeblich gesucht hatte.

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Der Parkplatz vor dem Luftverkehrsmuseum ist fast leer. Na ja, ich bin noch sehr früh – das Museum hatte gerade erst geöffnet. Übrigens: Das Parken ist für die Dauer eines normalen Museumbesuchs frei – danach kostet es Gebühren. Und ich habe später auch einen Parkplatzwächter gesehen, der kontrolliert.

Der Eingang wirkt ein wenig futuristisch – die Türen öffnen sich wie von Geisterhand automatisch und man spürt Fernweh, Abenteuer aber auch Technik, Fortschritt und Pioniergeist.


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Das Luftfahrtmuseum in Bodø ist eines der größten im hohen Norden. Es zeigt die Entwicklung der militärischen und zivilen Fliegerei Norwegens von den Anfängen bis heute auf 10.000m². Das Museum befindet sich an der Stelle an der sich während des Zweiten Weltkriegs ein deutscher Luftwaffen-stützpunkt befand.

Für den Rundgang durch die militärische Luftfahrt bekomme ich eine Studentin an die Seite, die mir auf gutem Englisch alles erklärt – angefangen von den ersten Beobachtungsballons vor und während des 1. Weltkrieges bis hin zum Starfighter und der „Black Lady“, dem amerikanischen Spionageflugzeug, das Bodø zu Weltbekanntheit verhalf. 1960 wurde die U-2 über der Sowjetunion abgeschossen. Das Flugzeug war auf dem Weg nach Bodø, kam jedoch nie an. Die Sowjetunion drohte damals mit der Bombardierung der Stadt.


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Die zivile Luftfahrt Norwegens beschäftigt sich natürlich mit dem Traum vom Fliegen, den Expeditionen zum Nordpol, dem Wasserflugzeug Junkers 52 sowie dem Einsatz als „Postflugzeug“ und im Transportverkehr als Ergänzung zu den Schiffen der Hurtigrute. Daneben gibt es interessante Einblicke in die Anfänge der Urlaubs-Charterflüge in sonnige Gefilde, aber auch Ereignisse, wie das Partnair-Unglück 1989, bei dem 55 Menschen ihr Leben verloren.


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160 NOK kostet der Eintritt für einen Erwachsenen, aber der Besuch ist jede Øre wert. Für Familien gibt es Ermäßigung.

Ergänzende Informationen natürlich unter http://luftfartsmuseum.no/

Für den Rückweg zu meinen Freunden in Rognan beschließe ich nicht den Rv 80 und die E 6, sondern die Strecke über den Saltstraumen und den Rv 812 über Misvær zu fahren. Abwechslung belebt den Alltag. Außerdem hatte mir meine Freundin empfohlen, in dem schönen Cafe „Urtehagen på Tofte“ eine Pause einzulegen und zu genießen.


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Der Gezeitenstrom ist schon beeindruckend. Durch einen 2,5 Kilometer langen und etwa 150 Meter breiten Sund strömen im Wechsel der Gezeiten fast 400 Millionen Kubikmeter Wasser zwischen dem äußeren Saltfjord und dem Skjerstadfjord hin und her. Dabei erreicht der Saltstraumen Geschwin-digkeiten von bis zu 40 km/h und es entstehen gewaltige Strudel, die bis zu 10 Meter im Durchmesser betragen können und eine Tiefe von 4 Metern erreichen.


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Mit dem nährstoffreichen Wasser werden auch viele Fische angelockt, was wiederum zu unzähligen Anglern am Ufer führt, die hier alle ihr Glück versuchen.


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Ich schaue ihnen eine ganze Weile zu – erfolgreich war in dieser Zeit niemand. Ich habe also nichts verpasst, als ich meine Angelsachen im Wohnwagen gelassen habe.

Die Weiterfahrt über den RV 812 erweist sich als eine gute Entscheidung. Die Strecke ist einfach traumhaft schön. Zunächst mit der Nähe zum Wasser und später über den nördlichen Rand vom Saltfjellet-Svartisen Nationalpark.
Am Sandsund bzw. der Insel Store Sandøya mache ich auf dem schönen Parkplatz eine kleine Pause und schaue mir das Monument „Protractus“ des isländischen Künstlers Kristjan Gudmundson an. Das Ergebnis habt ihr ja bereits beim Bilderrätsel 1633 sehen können (viewtopic.php?f=47&t=30829).

Die Weiterfahrt über Misvær nach Rognan bleibt schön. Doch zunächst stärke ich mich mit Kaffee und Kuchen in dem Cafe „Urtehagen på tofte“; ein Geheimtipp für diese Region und wirklich mehr als nur einen Besuch wert. Leckere Kuchen, selbstgemachtes Eis und Konfekt sowie kleinere Speisen. Dazu einen herrlichen Platz im Kräutergarten am Haus. Leider war dafür das Wetter nicht so gut – bei Sonnenschein muss es einfach super sein.


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Unterwegs dann noch Kunst zum Anfassen und bestaunen. Witzige Ideen und schön umgesetzt.


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Zum Nachmittag bin ich zurück bei meinen Freunden in Rognan und bekomme die Gelegenheit, einen besonderen Teil norwegischer Straßenbaukunst besuchen zu dürfen. Denn auf dem Riksveien 77 durch das wunderschöne Junkerdal wurde die seitliche Betonkante bei einem massiv abfallenden Straßenprofil schlichtweg nur erhöht, statt die Straße zu reparieren. So etwas ist fast schon grob fahrlässig und man kann nur hoffen, dass dort nicht noch was passiert, wenn die ganze Straße den steilen Abhang hinunter saust.


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Das Junkerdal ist traumhaft schön. Allerdings wird mir ein wenig bange, in den engen Kurven so dicht an dem Abhang zu fahren. Aber ich denke, als Beifahrer erlebt man so etwas ohnehin immer anders.


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Wir fahren kurz nach Schweden rüber und machen uns wieder auf den Rückweg; diesmal die alte Straße durch das Junkerdal, denn auf solchen Nebenstrecken ist Norwegen eh am Schönsten. Glücklicherweise kommt nun auch noch die Sonne deutlich aus den Wolken, so dass es in Rognan einen kleinen Abstecher zur Kriegsgräberstätte Botn-Rognan gibt, auf der 2.742 Soldaten bestattet sind. Ein Ort der Ruhe und der Andacht und für mich als Ergänzung zu meinem Besuch im Blutwegmuseum.


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Kurz danach geht es über eine Schlaglochpiste bis zum Ende des Botnvatnet und der Knallerdalselva. Auch hier Ruhe und Idylle und Ausgangspunkt für viele Wanderungen durch das Knallerdal und die angrenzende Bergwelt.


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So, da war’s für heute – Fortsetzung folgt !
Gruß Martin
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Re: Back to the road

Beitragvon Voronwe » Mi, 04. Okt 2017, 18:19

Schöner Bericht und interessante Museen.

Das Beifahrerproblem kenne ich, ich hab da auch immer das Gefühl gehabt, daß es gleich runter geht und mich doch teilweise etwas verkrampft :D
Das liegt aber auf keinen Fall an de Fahrkünsten meiner Frau (die sind gut), sondern einfach daß ich es nicht gewohnt bin, so nah am Abgrund zu sitzen und gefühlt keine Kontrolle zu haben. Ich bin halt einfach der, der so enge Sachen gerne auch selber fährt.
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Re: Back to the road

Beitragvon Heidrun » Mi, 04. Okt 2017, 18:42

Bin wieder ganz begeistert von Deinem Reisebericht mit den tollen Fotos und so vielen Informationen und Hintergründen.
Und so ganz und gar nicht bürokratisch geschrieben - im Gegenteil :)

Vielen, vielen Dank! Zum Glück ist die Reise ja noch lange nicht zu Ende...
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Re: Back to the road

Beitragvon Kumulus » Do, 05. Okt 2017, 18:56

7. Tag – 10. August 2017

Meine Tagesetappe: https://goo.gl/maps/osLWwneQQW72

Mit Wehmut aber auch mit Vorfreunde auf die Dinge, die auf mich zukommen verabschiede ich mich am Morgen von meinen Freunden und mache mich auf den Weg in Richtung Bodø bzw. dem Krystriksveien. Doch zuvor noch tanken! Anders als bei uns in Norddeutschland ist der Kraftstoff hier nicht am Abend am billigsten, sondern vormittags. Während ich am Abend in Rognan noch 14, 83 NOK für den Liter Diesel bezahlen sollte scheint es jetzt am Vormittag so etwas wie eine „Happy hour“ zu geben: Der Dieselpreis liegt bei 11,50 NOK – ein Unterschied zum Vortag in Höhe von rd. 0,35 Euro. Das finde ich heftig.


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Der Himmel ist wolkenverhangen und verheißt nichts Gutes. Aber immerhin bleibt es trocken und für das Fahren sind mir die Außentemperaturen egal. Mit gefülltem Tank steuere ich den Kystriksveien an, fahre an dem ersten Hotspot, den Saltstraumen vorbei; ich hatte ihn ja bereits am Vortag besucht.


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„Willkommen auf dem Kystriksveien - einer der schönsten Touristenstraßen der Welt. Die Reise beginnt in Steinkjer im Herzen von Trøndelag und führt bis nach Bodø. Nordland nimmt für sich in Anspruch, die schönste Küste der Welt zu besitzen. Wenn Sie auf dem Kystriksveien fahren,
werden Sie verstehen warum“, lautet die Offenbarung in dem Reisehandbuch der Firma „Kystriksveien Reiseliv AS“.


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(Die Åselibrua über dem Åselistraumen – in der Ferne der Børtinden)


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Rund 650 km für die schönste Strecke der norwegischen Küste. Ich freue mich darauf. Einziger Unter-schied: Ich fahre von Nord nach Süd, also von Bodø nach Steinkjer und nicht von Süd nach Nord, wie in dem Reisehandbuch empfohlen.


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Bereits nach 45 Minuten verlasse ich den Fv 17 für einen Abstecher auf die Insel Sandhornøya und vor allem dem traumhaft schönen Sandstrand „Langsanden“ im Norden der Insel. Leider ist der Himmel noch sehr bedeckt. Schade – ich hätte mich allzu gerne in den Sand und in die Sonne gelegt. Aber so genieße ich die Tatsache, den großen langen Strand ganz für mich allein zu haben. Und das sogar mit einem neuen Toilettenhäuschen, das bei meiner Ankunft gerade gesäubert wird.


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Trotzdem mache ich mich nach gut einer Stunde wieder auf den Weg zum Kystriksveien und zur Fort-setzung meiner „schönsten Reise der Welt“. Mein heutiges Etappenziel ist Furøy Camping in der Ge-meinde Halsa. Von dort möchte ich am nächsten Tag eine Tagestour zum Engabreen, dem westlichen Ausläufer des Svartisen unternehmen. Aber dazu später mehr.

Kaum habe ich den Strand verlassen beginnt es wie aus Eimern zu schütten und zu regnen. Der Himmel ist nur noch grau in grau und die Wolken fliegen extrem tief. Es verdirbt mir zwar nicht die Laune, macht aber deutlich weniger Spaß.


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Vor allem sind die Outdoor-Aufenthalte erheblich kürzer als ursprünglich gedacht. Wie zum Beispiel am Storvika-Rastplatz, mit seiner schönen Steingewölbebrücke und seinem phantastisch langen Sandstrand. Kaum bin ich aus dem Auto, bin ich auch schon pitschnass. Das macht keinen Spaß. Und so wie mir, scheint es auch anderen Touristen zu gehen. Ein Pärchen in so einem kleinen Wohnwagen, wie ich ihn fahre, sitzt beim Lunch und zwei Fahrradtouristinnen aus der Schweiz haben es sich samt Hund im Vorraum zur WC-Anlage bequem gemacht.


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(Am Strovika-Rastplatz)


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Ich fahre also schnell weiter – immer durch den Regen. Nach Glomfjord und vor allem dem Fykantunnel wollte ich eigentlich zu der Fykantrappa abbiegen und eventuell die Tour über die 1.100 Stufen bis zum Nedre Navarvatnet hinauf „stiefeln“. Ich hatte davor im Forum gelesen und auch Videos gesehen. Atemberaubend und faszinierend zugleich. Aber bei diesem Regen macht das keinen Sinn und ist zudem viel zu gefährlich. Und wer weiß, ob ich mich dann schließlich an die Stufen gewagt hätte. Denn die 400 Meter Höhenunterschied sind schon eine Herausforderung.


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Also nicht lange drüber nachdenken, vormerken für eine der Reisen in den nächsten Jahren und weiter den Kystriksveien bis nach Halsa und weiter auf die Halbinsel Esøya zum Furøy Camping. Davor natürlich noch den 7,6 km langen Svartisentunnel und einen Boxenstopp am Aussichtspunkt Brasetvik mit einem phantastischen Blick zum Engabreen auf der gegenüberliegenden Fjordseite.


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Abends auf dem Campingplatz wird es für eine Stunde tatsächlich trocken. Schnell den Grill raus, bevor es dann doch wieder mit dem Regen weiter geht.


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(Am Furøy Campingplatz)


Morgen geht's weiter
Schönen Abend
Martin
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Re: Back to the road

Beitragvon Julindi » Do, 05. Okt 2017, 21:41

Vielen Dank für die schöne Fortsetzung und die vielen tollen Bilder!
Und auch Danke für das Kompliment über meinen Schreibstil :D
Das mit dem Regen kann ich gut nachvollziehen, letztes Jahr am Hardanger hatten wir auch teilweise echt mieses Wetter... und man denkt an die tollen Sachen, die man so gerne unternehmen würde... :|
Aber du hast ja bisher dass Beste daraus gemacht, ich bin gespannt wie es weiter geht :D
Reiseberichte mit Fotos auf http://www.ju-cara.jimdo.com
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Re: Back to the road

Beitragvon cani#68 » Fr, 06. Okt 2017, 12:56

Moin,
schöner Reisebericht und passenden Bildern.
Mit dem Wetter hast du ja bisher nicht soviel Glück gehabt. Aber muss halt das Beste aus der Situation machen,
Der Kystriksveien ist aber immer eine Reise wert, wir sind ihn 2015 von Nord nach Süd gefahren und habe Regen und Sonne gehabt.
____________
Schöne Jrooß
Uwe

Norwegen Bilder - https://www.flickr.com/photos/uwe_cani/albums/72157647598018725
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Re: Back to the road

Beitragvon Kumulus » Fr, 06. Okt 2017, 18:09

8. Tag – 11. August 2917


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Der Svartisen ist Norwegens zweitgrößter Gletscher. Für heute hatte ich mir vorgenommen, den Engabreen zu besuchen, der fast bis an den Holandsfjord hinunter reicht. Ausgangspunkt für diese Tour ist ein kleiner Rastplatz an der Küstenstrasse Fv17 zwischen dem Aussichtspunkt Brasetvik und dem knapp 2,5 km weiter gelegenen Rastplatz Holand, mit einem schönen Blick auf den Fjord.


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Das Boot „MS Isprins“ fährt ab 10:15 Uhr zunächst jede volle Stunde über den Fjord bringt mich in gut 10 Minuten auf die andere Seite. Die Wolken hängen tief und das Wetter könnte deutlich besser sein; es nieselt. Für Hin- und Rückfahrt zahle ich 170 NOK.


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Auf der anderen Seite angekommen kann ich entweder zu Fuß gehen oder auch eines der Fahrräder ausleihen, die dort haufenweise zur Verfügung stehen. Ich entscheide mich für den Fußweg und laufe bis zur Brestua. Von der Restaurantterrasse habe ich einen phantastischen Ausblick über den Engabrevatnet hinweg zur Gletscherzunge.


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Das Wetter ist leider nicht besser geworden. Aber da es kein schlechtes Wetter, sondern allenfalls schlechte Kleidung gibt, setze ich meine Wanderung zum Gletscher fort. Der ca. 2 km lange Weg dorthin gleicht eher einem Spaziergang. Ab dann wird es allerdings schwierig und anstrengend.


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Die nächsten rd. 1.000 Meter geht es teilweise steil bergauf, geführt an Ketten. Der Weg ist gut mit weißen Pfeilen aber auch mit Steinmännchen markiert. Aber das Gelände wird immer schwieriger. Teilweise ist Klettern angesagt und so mancher kleine Rinnsal entpuppt sich als echtes Hindernis. Auf halber Strecke bis zum Fußpunkt des Gletschers breche ich meinen Aufstieg ab. Es hat angefangen stärker zu regnen. Die Felsen sind spiegelglatt und extrem rutschig. Und mit hier mutterseelenallein in Gefahr zu begeben ist extrem leichtsinnig. Die Chance, nach einem Unglück hier schnell gefunden und gerettet zu werden, ist bei diesem miesen Wetter sehr gering. Etwas enttäuscht, aber von der Entscheidung überzeugt gehe ich zur Brestua zurück.


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Völlig durchnässt komme ich dort an und genieße Kaffee und ein leckeres Lachs-Sandwich. Meine nasse Jacke hänge ich vor die Heizung, damit sie ein wenig abtrocknen kann, bevor es dann bis zum Fähranleger später weiter geht.


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Relativ früh bin ich dann am Nachmittag wieder zurück auf dem Campingplatz und erhole mich erst einmal von den Strapazen. Schade – ich hätte mir gerne noch mal den Svartisen von dieser Seite aus angesehen. Hat nicht sollen sein.


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Schönen Freitagabend und einen guten Start ins Wochenende
Martin
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Re: Back to the road

Beitragvon skandinavian-wolf » Fr, 06. Okt 2017, 19:26

Danke, Martin,
*Neugier* - heißen die Freunde in Rognan Schnettel und Alex? :wink:
Ich warte auf den nächsten Teil.

Viele Grüße
Uwe
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Re: Back to the road

Beitragvon Stina_M » Fr, 06. Okt 2017, 19:59

Klasse - vielen Dank für den Reisebericht und die Fotos! Besonders die ausgewaschenen Felsformationen am Fluß finde ich unglaublich faszinierend! Aber auch den groooßen Holzteddy und auch den sympathischen Kramladen... :D

LG

Christina
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Re: Back to the road

Beitragvon Kumulus » Fr, 06. Okt 2017, 21:16

9. Tag – 12. August 2017

Meine Tagesetappe: https://goo.gl/maps/U71Z4cEVkYv

Das Wetter ist über Nacht leider nicht besser geworden. Der von mir nach meinem Urlaub im ver-gangenen Jahr angeschaffte kleine Heizlüfter ist nahezu im Dauereinsatz. Das macht alles keinen Spaß mehr, wenn alles nur noch nass und klamm ist. Wenn man keinen Schritt über normale Pfade laufen kann, ohne nasse Füße zu kriegen. Na ja – Jammern hilft nicht. Ich mache mich gleich morgens auf zur Fähre Furøy – Ågskardet, die mich pünktlich in 15 Minuten über den Holandsfjord bringt.


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Die Fahrt ist unspektakulär; der Fähranleger in Ågskardet schnell erreicht. Weiter geht die Fahrt über den Kystriksveien - einer phantastischen Aussicht auf Berge und Fjorde. Vorbei am Ågvatnet und entlang des Tjongsfjorden und später der Strømdalselva. Zwischendurch noch der 3,2 km langen Straumdaltunnel.


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In Jetvik bin ich fast der Erste in der Schlange für die Fähre nach Kilbognhavn.


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(Kunst am Klo – Architektur an der Landschaftsroute Helgelandkyste)


Für die Fahrt durch den Værangfjord und anschließend den Sørfjord braucht das Schiff 70 Minuten – Zeit zum Entspannen im Salon, Zeit für einen Kaffee und Wiener Brød und auch Zeit für schöne Fotos vom Außendeck. Denn inzwischen kommt sogar die Sonne ein klein wenig aus den Wolken hervor.


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Ich passiere zum zweiten Mal den Polarkreis und mache, wie unzählige Touristen, die vor und auch nach mir diese Strecke fahren, das übliche Beweisfoto von der stilisierten Weltkugel. Obendrauf sitzt ein Greifvogel – ein junger Seeadler vielleicht? Ich kann es nicht erkennen und will auch gar nicht erst spekulieren.


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Kaum an Land fliegen die Wolken wieder tiefer und verschlechtern das Wetter schlagartig. Ein klein wenig kann ich jetzt all die Menschen verstehen, die „Einmal Norwegen und nie wieder“ sagen. Die Fahrt auf dem Kystriksveien und immer entlang dem Wasser bleibt traumhaft schön. Ich versuche mir vorzustellen, wie schön das alles bei Sonnenschein sein muss.


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In der Nähe von Aldersund Brygger steht ein Rentier am Wasser und lässt sich beim Äsen überhaupt nicht stören. Es schaut nur kurz hoch, als ich fotografiere und frisst dann unvermittelt weiter. Gegen-über auf der Insel Aldra der knapp 1.000 Meter hohe Hjarttinden sieht schon faszinierend aus. Also: das nächste Mal unbedingt Sommer und Sonne vorbestellen. Die Landschaft ist es wert, ein zweites Mal besucht zu werden.


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Kurze Zeit später erreiche ich das Grønsvik Kystfort. Das Fort war eine deutsche Armee-Artillerie-Batterie, die zwischen 1942 und 1945 als eine der Küstenbatterien innerhalb der Verteidigungslinie „Atlantikwall“ gebaut wurde. Die Hauptaufgabe der Artillerie-Gruppe Sandnessjøen war es, die Fjorde Sjona, Ranfjord und Vefsnfjorden gegen eine alliierte Invasion zu verteidigen. Die Hauptstraße und die Eisenbahn vom Süden Norwegens nach Nordnorwegen liefen am Ende dieser Fjorde und mit ihnen die Versorgungsstrecke zur deutschen Murmansk-Front und eine wichtige Versorgungsstrecke für Eisen aus dem Norden Schwedens nach Deutschland.


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Die Stellung wurde von russischen und polnischen Kriegsgefangenen gebaut und 1942 in Betrieb genommen. Nach dem Krieg wurden die Waffen abgerissen und Teile der Batterie gesprengt und die Trümmer für den Straßenbau verwendet. Heute ist der Großteil der Batterie wieder aufgebaut und steht den Besuchern das ganze Jahr über offen. Der Blick in die teilweise noch gut wieder aufgebauten Stellungen ist kostenfrei – der Eintritt in das zugehörige Museum mit einer Ausstellung von Waffen und Kriegsgütern sowie zum Thema Menschenrechte kostete 50 NOK. Daneben gibt es einen kleinen Museumsladen und eine Cafeteria. Aber ich hatte nach so viel bedrückender deutscher Geschichte kein Verlangen nach Waffeln und frischem Kaffee.


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Ich fahre also weiter, um mein abendliches Etappenziel zu erreichen. Schließlich habe ich dafür auch noch eine Fährverbindung zu nutzen. Und die wartet nicht auf mich. Allenfalls müsste ich dann auf die Fähre warten. Der Kystriksveien bleibt faszinierend schön, auch wenn die umliegenden Gipfel etwas flacher werden. Insgesamst erscheint mir dieser Teil der Helgelandküste flacher; es gibt auch wieder üppige Wiesen und Weiden zu sehen.
Am Rastplatz Hellåga mache ich eine etwas längere Pause und genieße die Landschaft und den Blick über den Sjona. Die Anlage mit den Treppen zum Wasser und den Angelplätzen finde ich genial gelöst. Norwegische Landschaftsarchitektur halt.


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Schließlich fahre ich weiter in Richtung Nesna; die Strecke über den Nesnaveien empfinde ich besonders schön. Leichte Schwingungen und mäßige Steigungen und Gefälle machen ihren besonderen Reiz aus.


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Die Fähre Nesna – Levang überquert den Ranfjorden nahezu im Stundentakt. Die Überfahrt selber dauert knapp 25 Minuten – ich zahle den ermäßigten Tarif für ein Gespann unter 10 Metern Länge und darf gleich auf das Schiff. Alles nach dem Motto „Bil og tilhenger inntil 10 m“. Schließlich hatte ich erst im Forum die Bestätigung dafür erhalten, dass Gespanne unter 10 m Länge nur den doppelten Pkw-Tarif zu entrichten haben.


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Auf der gegenüberliegenden Seite angekommen mache ich mich gleich auf den Weg zu „Sjøbakken Gårdsferie", dem ehemaligen Sjøbakken fiske-camping. Für mich einer der schönsten Campingplätze an der Helgelandküste.


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Demnächst geht es weiter !!
Martin
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Re: Back to the road

Beitragvon syltetoy » Sa, 07. Okt 2017, 19:33

Es ist einfach nur schön dir zu folgen....wunderschöne Aufnahmen die da mit uns teilst.

Vielen Dank
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Re: Back to the road

Beitragvon gudrun55 » Sa, 07. Okt 2017, 20:41

Wir waren nochmal 2 Wochen in Deutschland unterwegs- und jetzt lese ich ganz genüsslich und in Ruhe die Reiseberichte.

Das ist so schön und schürt ganz stark das Fernweh, ich fange an, für eine Reise 2018 zu planen :D

Auch an dich ganz lieben Dank für die herrlichen Bilder, Beschreibungen und Informationen. Ich freu mich auf die Fortsetzung!

LG gudrun55
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Re: Back to the road

Beitragvon skandinavian-wolf » Sa, 07. Okt 2017, 21:47

Hallo Martin,
jetzt hat Dich das schlechte Wetter also auch eingeholt?
Schön Deine Reisebeschreibung.Du siehst es scheinbar mehr aus historischer Sicht und als Angler. Wir genießen einfach die Natur als solche.
So ergänzt man sich mit Tipps.
Und vielleicht können wir 2019 so planen, das wir uns irgendwo in Norge treffen!?

Viele Grüße
Uwe
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