von Martin Schmidt » Di, 10. Dez 2002, 13:15
Hallo,
grundsätzlich stellt sich natürlich die Frage, wie man Rechtsextremismus definiert. Sicherlich ist das Problem nicht so schwerwiegend, dass ganze Asylbewerberheime brennen. Trotzdem, in Oslo gab es schon einen Mord an einem ausländischen Jungen und die 20-25% für die doch zumindest rechtsliberale Partei "Fremskritspartiet" sprechen für ein gewisses Potential an rechtem Gedankengut.
Allein, man kann die Einstellungen der Menschen in Norwegen und denen einiger Leute im restlichen Westeuropa kaum vergleichen. Wirklich "kriminelle Idioten" gibt es nur sehr wenige, viele äußern jedoch öffentlich ihre Vorbehalte und Bedenken gegenüber (außereuropäischen) Einwanderern, was wohl damit zusammenhängt, dass, wie mir von vielen Norwegern erläutert wurde, man mit einem hohen Ausländeranteil einfach noch nicht umgehen kann. Auch fürchten sich viele vor Gewalttaten von Ausländern. - Als dies u.a. ein Bekannter von mir erwähnte, und ich daraufhin scharf protestierte und meinte, dass die meisten Verbrecher noch immer Norweger seinen, meinte er:
"Ja, aber wir haben von denen schon so viele, da müssen wir nicht noch welche importieren". Fakt ist dabei natürlich, dass es in Oslo schon so etwas wie Bandenkriminatität unter den Pakistanis gibt, und die Beteiligten es nicht bei abentlichen Diskussionsrunden belassen...
Andererseits sprach ich auch einmal mit einem bekennenden Wähler der Fremskritsparti und der meinte, er hätte überhaupt nichts gegen die Ausländer die derzeit in Norwegen wohnen. Diese sind ihm sehr willkommen, aber nun sei das Land "voll" (seine Oma mußte aus dem Altersheim ausziehen, da das Gebäude ein Asylbewerberheim werden sollte). Und in der Tat, viele Probleme tun sich da auf. Zum Beispiel kenne ich eine Inderin in Oslo, welche beim Sozialamt arbeitet (und selbst viele Freunde hat unter den Norwegern). Sie, als Ausländerin, meinte sogar, es sollte strengere Bestimmungen geben. Ein Beispiel: sie vermittelt u.a. Wohnungen (diese zu bekommen sind für Einwanderer kein Problem, für Norweger ohne dicken Geldbeutel aber sehr wohl). Nun sollte eine Familie ein doch recht feines Holzhaus (!) bekommen, verweigerte dies jedoch mit der Begründung, dass ein Haus aus Holz unter ihrer Würde sei. Ihr selbst, also der Inderin, platzte der Kragen, die angestellten Norweger jedoch suchten flugs eine andere Unterkunft ... (was wiederum für ein liberales Denken spricht).
(Zudem meinen viele, dass solche, die es bis Norwegen, aus eigenem Antrieb heraus, schaffen, eh schon nicht gänzlich arm und zumeist, zumindest latent, kriminell sind. - Diejenigen jedoch, die durch Flüchtlingsprogramme und Austauschprojekte (Studenten, Lehrer, Ärzte...) ins Land kommen, waren und sind im Land willkommen.)
Auf der anderen Seite muss angemerkt werden, dass in Ost-Oslo, in Grønland, wo sehr viele Einwanderer leben, die Lebenserwartung, laut einer Studie der Aftenposten, 10% geringer ist als im wohlhabenden Westteil der Stadt!!! Dies lässt auf eine gewisse Armut schließen, woraus wiederum Probleme erwachsen, und Gewalt generiert wird.
Also, Konflikpotential gibt es durchaus vieles. Dennoch, ich kenne viele Afrikaner, Asiaten, Europäer und Amerikaner in Norwegen. Von denen hatte noch keiner irgendein Problem mit Rechtsextremen!!
Viele Grüße von
Martin