Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

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Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Seawinds » Mo, 18. Mai 2009, 18:25

Im Folgenden der Bericht zu meiner letzten Hurtigruten-Reise und einige Fotos, die Tulilautta und ich während der Reise gemacht haben. Der Bericht ist wesentlich länger geworden als beabsichtigt, aber vielleicht haben ja einige unter Euch die Muße und das Interesse sich mal durchzuackern. Ansonsten habe ich damit immerhin eine gute Grundlage für mein privates Fotoalbum.
Gleich zu Beginn noch als Erläuterung: Ich habe an keinem einzigen Landausflug teilgenommen, sondern alle Strecken mit dem Schiff absolviert.



Hurtigruten-Fahrt Bergen - Kirkenes - Bergen mit MS Nordlys, 26. April - 7. Mai 2009

Reisevorbereitung und -buchung
Extra früh hatten wir uns diesmal Gedanken über die Buchung unserer Reise gemacht. Da wir diesmal gerne direkt mit dem Schiff von Norddänemark nach Bergen anreisen wollten, hatten wir diverse Alternativtermine durchgeprüft und waren letztendlich auf den Abfahrtstermin der MS Nordlys Ende April gekommen, der optimal mit den Abfahrtsterminen der Smyrilline von Hanstholm nach Bergen übereinstimmte. Die Hurtigruten-Fahrt wurde so gebucht, dass noch der Frühbucherrabatt eingesackt werden konnte. Und dann begannen die Probleme: Nicht nur, dass uns das Auflegen der Nordlys in den Wintermonaten einige Unruhe bereitete (wann kommt sie wieder zurück?), auch die Smyrilline stornierte unsere Buchung, weil durch wirtschaftliche Probleme das Anlaufen in Bergen komplett aus dem Fahrplan gestrichen wurde und nur noch die Färöer und Island von Hanstholm aus bedient wurden. Nach einigem Hin und Her und der Prüfung diverser Alternativen entschieden wir uns dann doch für die altbekannte Color Line + Bergenbahn-Verbindung.


Anreise: Color Magic und Bergenbahn
Die Color Line bot immerhin den Vorteil, dass ich am 24. April in Kiel gemütlich von der Arbeit direkt zum Terminal laufen konnte, wo meine fünf Mitreisenden schon auf mich warteten. Aus unserem Sechser-Grüppchen war nur einer (Tulilautta nämlich :P ) Hurtigruten-„Anfänger“; alle anderen machten die Reise zum zweiten oder dritten Mal.
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Auf der riesigen Color Magic mit ihrer glitzernden Einkaufs- und Restaurantpassage und ihrem Entertainmentprogramm fühlte ich mich erwartungsgemäß mal wieder nicht so richtig wohl. Dennoch wurden das Abendbuffet, die Atmosphäre an Deck und das schöne Wetter genossen. Und dann vor allem dieses Gefühl: Du hast Urlaub und die Hurtigrute wartet wieder auf dich. *freu* So ganz begreifen wollte ich es noch gar nicht.
Viele Leute an Deck trieb am Abend der Anflug eines Rettungshubschraubers, der eine ganze Weile um das Schiff kreiste und ein Winsch-Manöver an Oberdeck absolvierte. Lässt sich nur hoffen, dass der Einsatz rechtzeitig kam und der Hubschrauber 'Retter in der Not' sein konnte.
Am kommenden Morgen empfing uns der Oslo-Fjord mit dichtem Nebel, der sich langsam lichtete, je näher wir Oslo kamen. Pünktlich legten wir an und ließen uns per Taxi zu unserem Hotel direkt gegenüber vom Bahnhof kutschieren. Das Rica Oslo Hotel kannten wir schon von früheren Aufenthalten, und trotz der frühen Zeit konnten wir erfreulicherweise schon einchecken. Mittlerweile hatte sich der Nebel vollständig gelichtet und wir nutzten den Tag für eine Fahrt mit der kleinen Fähre vom Rathaus zur Museumshalbinsel Bygdøy und dort zu einem Besuch des Norsk Folkemuseet, das auf einem großen Gelände verschiedene Originalgebäude und Nachbauten aus alten Zeiten präsentiert. Ich hätte mir von dem Freilichtmuseum mehr Häuser gewünscht, die man auch von innen besichtigen kann. Nur wenige Häuser waren begehbar und eingerichtet. Aber auch von außen waren die Gebäude durchaus eindrucksvoll, und man bekam einen Eindruck vom anstrengenden und entbehrungsreichen Landleben früher Tage. Vor allem die Stabkirche war natürlich ein ganz besonderes Highlight.
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Anschließend fuhren wir mit dem Bus zurück zum Nationaltheater und stiegen dort in die T-Bahn Nummer 1, die uns über den Holmenkollen bis zur Endstation hoch auf die Berge oberhalb Oslos brachte. Es war relativ diesig, so dass der Ausblick auf Oslo ziemlich getrübt aber trotzdem beeindruckend war. Nach einem abendlichen Essen beim Peppe's Pizza-Lokal im Aker Brygge-Viertel ging es relativ früh ins Hotel-Zimmer. Und trotz wegen der Wärme offener Fenster, die den Lärm vom partywütigen Oslo-City bis zum Morgengrauen ungefiltert zu uns vordringen ließen, fanden wir genug Schlaf.
Der kommende Morgen begann mit ein wenig Irritation. Wir hatten uns entschieden, den frühen Zug nach Bergen zu nehmen, der in Oslo um kurz nach acht Uhr abfährt. Vor der Abfahrt unseres Hurtigruten-Schiffchens wollten wir in Bergen noch Zeit für einen Stadtbummel haben. Da das Frühstück im Hotel erst ab 7:30 Uhr bereitstehen sollte und alles so etwas stressig werden würde, hatten wir bei unserem Eincheck darum gebeten, etwas früher frühstücken zu können. Dies war uns vom Personal an der Rezeption am Vortag direkt angeboten, dann aber offensichtlich nicht entsprechend weitergegeben worden. Nach einiger Verwirrung und einem äußerst hektischen Mahl landeten wir aber rechtzeitig und schwer beladen am Bahnhof und richteten uns im komfortablen Zug gemütlich ein. Ich hatte die Zugfahrt so früh wie möglich gebucht und dadurch wunderbar günstige Sparpreise für unser Grüppchen ergattert. Und wieder mal war die Fahrt mit der Bergenbahn ein Erlebnis für sich. Wunderbarer Sonnenschein begleitete unsere Fahrt an Flüssen entlang und auf die schneebedeckte Hardangervidda. Sogar einen Elch sahen wir während der Fahrt neben den Gleisen im Gebüsch verschwinden. In Geilo und Finse stiegen viele Skifahrer mit noch viel mehr Gepäck zu, so dass der Zug proppevoll wurde. Pünktlich um kurz vor drei kamen wir in Bergen an. Nun konnte es richtig losgehen…
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26. April 2009, Abfahrt Bergen
Vom Bahnhof in Bergen fuhr ein Teil mit dem Taxi; ein anderer (ich zum Beispiel) gingen zu Fuß zum Hurtigruten-Terminal. Und von wegen regenreichste Stadt... Bergen präsentierte sich sonnig und mit fast sommerlichen Temperaturen. Die MS Nordlys erwartete uns schon am Kai. Wir checkten im Terminal ein, bekamen einen Tisch fürs Abendessen zugeteilt (zum Glück in der ersten Sitzung) und erfuhren so nebenbei, dass etwas über 370 Personen in Bergen an Bord gehen würden. Nicht schön; mit so vielen hatte ich nicht gerechnet. Fast genau fünf Jahre zuvor waren an Bord der Kong Harald nur ein Drittel dieser Anzahl von Personen an Bord. Aber die Zeiten sind wohl vorbei. Gut für Hurtigruten, nicht so schön für uns....
Da noch viel Zeit war, nahmen wir uns Zeit für einen kleinen Bergen-Spaziergang bis zu den historischen Häusern von Bryggen. Die Stadt brummte im wahrsten Sinne des Wortes. Offensichtlich war irgendein Motorrad-Event, und in der ganzen Innenstadt knatterten immer wieder kleine Korsos mit ohrenbetäubendem Lärm an uns vorbei.
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Anschließend gingen wir an Bord der Nordlys, wo sich schon eine Menge Gäste tummelten und darauf warteten, Zugang zu ihren Kabinen zu bekommen. Das Schiff wurde einer ordentlichen Inspektionen unterzogen und von uns für nett befunden. Ich fühlte mich sofort zu Hause; fast logisch, wenn man vorher mit den beiden Schwesternschiffen gefahren ist... Punkt 18 Uhr bekamen wir Zugang zu unseren Kabinen. Wir hatten eine der wenigen P-Kabinen auf Deck 6 im hinteren Schiffsbereich ergattert, während unsere vier Mitreisenden zwei P-Kabinen weiter vorne an Deck 6 bekommen hatten. Das sollte sich im Laufe der Fahrt für sie noch als kleiner Nachteil erweisen... Die Kabine wurde für klein, aber absolut ok befunden, und dann ging es zum Buffet. Die Mitreisenden gönnten sich zu viert ein Weinpaket, und ich meldete bei der Oberkellnerin meine vegetarischen Extravaganzen fürs zukünftige Abendmenü an. Alles kein Problem... Das Buffet bot wie von den vorherigen Reisen gewohnt eine reichliche Auswahl an kalten und warmen Speisen. Und auch ich als "Beilagenesser" wurde ausreichend fündig. Dann wollten die Koffer ausgepackt und selbstverständlich die Abfahrt von Deck aus miterlebt werden. Mit ein klein wenig Verspätung tutete die Nordlys zur Abfahrt, und gemächlich verließen wir Bergen, das vom Licht der langsam sinkenden Sonne wunderschön beleuchtet wurde. Tief durchatmen - es geht los; nachdem man so lange drauf gewartet hat... Durch den Byfjord ging es Richtung Norden, und gegen halb neun stand bereits das Informationstreffen für die deutschsprachigen Besucher an. Der Panoramasalon war mehr als nur voll, und mein vorheriger Eindruck, dass der größte Teil der Passagiere aus Deutschland stammte, bestätigte sich. An Bord fanden sich aber auch einige Briten, Niederländer, Franzosen und natürlich Norweger.
Der Abend, das langsame Vorbeiziehen der Landschaft und die Farben, die die untergehende Sonne zauberte, wurden anschließend noch eine Weile an Deck genossen, bevor es in die Kabine ging.
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27. April 2009 - Måløy, Ålesund, Geiranger, Molde
In der Nacht fand ich wenig Schlaf. An die Geräusche von Schiffsmotor und Lüftung musste ich mich erst gewöhnen. Mehrmals späte ich in der Gegend rund um unseren ersten Anlegehafen Florø aus dem Fenster.
Trotzdem fing der Tag früh an. Um halb fünf waren mein Freund und ich in Måløy zum ersten Mal an Deck. Es war noch relativ dunkel, als wir in Måløy ablegten und dann den Weg durch den schmalen Sund aufnahmen, an dessen Ende uns die MS Richard With begegnete und langsam an uns vorbeizog. Ein sehr schöner Anblick am frühen Morgen…
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Während der Fahrt um die Halbinsel Stadhavet schlummerten wir noch ein wenig, um dann das Anlegemanöver in Torvik wiederum an Deck zu beobachten. Im hellen Morgenlicht wirkte die kleine Häuseransammlung hinter dem Kai noch relativ verschlafen. Nur für kurze Zeit lagen wir am Kai und fuhren anschließend weiter nach Ålesund, wo wir pünktlich festmachten. Leider blieb wegen der Geiranger-Fahrt diesmal nur eine gute Dreiviertelstunde für die Stadt mit der wunderschönen Jugendstilarchitektur. Ein Gang auf den „Hausberg“ Aksla mit dem großartigen auf unzähligen Postkarten abgebildeten Panorama-Motiv der Stadt war daher leider nicht möglich, aber das schöne Wetter und der Anblick der sich im Wasser des Hafenbeckens spiegelnden verschiedenfarbigen Häuser entschädigte zu Genüge.
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Pünktlich nahm die Nordlys Kurs auf Geiranger. Auf dem Weg dahin fuhren wir zunächst durch den Storfjord, der sich nach und nach immer mehr verengte, während die Berge links und rechts immer näher rückten und höher wurden. Hinter jeder Kehre verbargen sich immer neue Fotomotive, und spätestens im Sunnylvsfjord fragte man sich, wie dieser Anblick noch weiter steigerbar sein sollte. Unzählige kleine und große Wasserfälle stürzten die steilen Hänge herab, und der Anblick und die Atmosphäre lässt sich weder in angemessene Worte fassen, noch mit Fotos annähernd originalgetreu wiedergeben. Trotzdem gönnten wir uns einen kleinen Abstecher ins Restaurant zum Mittagsbuffet, in der Gewissheit, auf dem Rückweg ja alles noch einmal sehen zu können.
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Kurz bevor wir die Kurve in den Geirangerfjord nahmen, waren wir wieder an Deck, um den bekannten Fjord inklusive der berühmten Wasserfälle Brudesløret (Brautschleier), De Syv Søstre (Die sieben Schwestern) und Friaren (Freier) zu bewundern. Man konnte sich einfach nicht satt sehen und fühlte sich im Angesicht der gigantischen Natur ziemlich klein. Ein weiterer Passagier hatte sich mittlerweile auf Deck 7 dazugesellt – und es war kein gewöhnlicher. Eine Möwe hatte das Schiff schon eine ganze Weile von einer Seite zur anderen schwirrend begleitet und hockte eine Zeit lang als „blinder Passagier“ ganz zutraulich auf der Windschutzwand. Erst im Laufe unseres Rückweges nach Ålesund hat sie sich wieder verabschiedet, nicht ohne das Schiff noch eine Weile fliegend zu verfolgen. Bald waren wir direkt vorm kleinen Örtchen Geiranger angekommen, wo die Passagiere, die den Busausflug nach Ålesund mitmachten, ausgeschifft wurden. Nachdem die Nordlys gewendet hatte, konnten wir die Fahrt nun noch einmal erleben – nur in umgekehrter Reihenfolge. Auch wenn ich die Fahrt in den Geirangerfjord schon einmal erlebt hatte – das schöne Wetter steigerte das Erlebnis noch einmal und setzte dem Tag die Krone auf. Eine Wahnsinnserfahrung…
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Zurück in Ålesund blieb wieder Zeit für einen kleinen Spaziergang. Dann lockte das Abendessen (zu den einzelnen Speisen: siehe Tulilauttas Auflistung im Topic zum Thema Essensfolge). Zum Abendessen bleibt eigentlich insgesamt nur zu berichten, dass wir –wie von den vorherigen Fahrten gewohnt- von sehr aufmerksamen und freundlichen Kellnern und Kellnerinnen bewirtet wurden. Das Essen war durchgängig schön angerichtet und lecker. Wem die Portionen nicht reichten, konnte immer nachbekommen, aber wir hielten uns zurück. Und auch meine vegetarischen Speisen waren kein Problem und immer sehr schmackhaft.
Abends zauberte das Wetter bei der Anfahrt auf Molde für uns noch einen Regenbogen an den Himmel und die hinter dem Berghang untergehende Sonne tauchte die Stadt und den Fjord nach und nach in ein kitschiges rosarot. Wir hatten zunächst aber vor allem Augen für die MS Nordstjernen, die bei unserer Ankunft bereits an der Pier lag und kurz danach ihren südgehenden Weg fortsetzte. Nach dem Ablegen in Molde endete der Abend für uns auch bald. Ursprünglich wollte ich nachts für die schöne Einfahrt nach Kristiansund aufstehen und an Deck gehen, fand aber nicht genug Motivation aus der Koje zu kriechen und linste nur kurz aus dem Fenster.
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28. April 2009 – Trondheim, Rørvik
Pünktlich zu einem recht frühen Frühstück waren wir wach und stellten fest, dass uns der Trondheimsfjord mit Regen begrüßte, der bei unserem Anlegen in der Stadt zunächst auch nicht weichen wollte. Wir legten direkt hinter der MS Trollfjord an, und unser erster Gang nach Verlassen der Nordlys führte genau dorthin. Auf unsere Anfrage, ob eine Besichtigung möglich sei, wurden uns Besucherkarten ausgehändigt – und los ging es. Wie schon hier im Forum erwähnt: Die MS Midnatsol hatte ich bereits vor einigen Jahren besichtigt und habe keinen großen Gefallen an ihr gefunden. Dementsprechend hatte ich auch keine großen Erwartungen an die Trollfjord, musste aber positiv vermerken, wie viel Farben doch ausmachen können. Die grau- und blau-Töne lassen das Schiff sehr elegant und schön wirken. Ganz eventuell für mich ein Schiffchen für eine Fahrt im tiefsten Winter, wenn man sich nicht stundenlang in einen Liegestuhl gemummelt an Deck aufhalten kann, sondern viel im Schiffsinnern bleibt. Man wird sehen…
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Als wir wieder von Bord der Trollfjord gingen, hatte sich der Regen erfreulicherweise verzogen, und wir nutzten die verbliebenen Stunden zu einem Spaziergang ins Stadtzentrum und dort entlang des Flusses Nidelva mit den schönen alten bunten Holzhäusern und zum beeindruckenden Dom. Dort enttäuschten mich ein weiteres Mal die Öffnungszeiten, die es für Hurtigruten-Besucher so gut wie unmöglich machen, den Dom von innen zu sehen (mal abgesehen von den Ausflugs-Buchern, für die wohl eine Ausnahme gemacht wird). Letztes Mal hatte ich Glück, und der Dom war kurz geöffnet. Diesmal standen wir und viele andere Neugierige aber ein weiteres Mal vor verschlossenen Türen. Schade, denn das Gebäude ist von innen mehr als sehenswert. Schon komisch, dass der Souvenirshop am Dom geöffnet hatte, der Dom selber aber nicht. Schade…
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Nach dem Mittagessen suchte ich mir mit meiner Wolldecke einen gemütlichen Platz im Liegestuhl hinten an Deck 7. Die Sonne kam hervor und machte die Fahrt durch den Trondheimsfjord zu einem außerordentlich schönen Erlebnis. Schöne Ausblicke bewegten mich immer wieder zum Verlassen meines Liegestuhls. Dann eine überraschende Durchsage der Reiseleiterin: Eine „Mann über Bord“-Übung sollte durchgeführt werden. Heißt: viel Betrieb mit Neugierigen an Deck, eine schnelle Wende der Nordlys, Motoren-Stopp… Dafür voller Einsatz für zwei Besatzungsmitglieder, die zunächst eines der beiden Schnellboote an Bord testeten und mit dem zweiten dann die „Mann über Bord“-Puppe sicher, aber etwas grob wieder aufs Schiff beförderten. Dann konnte es weitergehen – heraus aus dem Trondheimsfjord und vorbei an unzähligen Schären weiter nach Norden.
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Die Landschaft wurde zusehends wilder und karger. Besondere Beachtung fanden mal wieder der denkmalgeschützte rote Leuchtturm Kjeungskjær und natürlich der berüchtigte enge Stokksund. Richtig eng wurde es bei der Einfahrt in den schmalen Sund und unter der Brücke durch. Ein schöner Anblick waren die Holzhäuser und die vor Anker liegenden kleinen Boote direkt hinter der Brücke. Wieder mal ein Erlebnis… Bald darauf markierte der Leuchtturm Buholmsråsa den Beginn der offenen Meerestrecke Folda. Zeit zum Abendessen…
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Zur Einfahrt in Rørvik unter der Marøysundbrücke hindurch waren wir wieder an Deck. Die MS Kong Harald lag bereits am Kai und wurde von mir sehnsüchtig betrachtet. Nicht nur, dass sie mein erstes Hurtigrutenschiff bei einer unvergesslichen Fahrt vor fünf Jahren war, auch war im Speisesaal gar kein Betrieb mehr. Bedeutete das etwa, dass hier nicht in zwei Schichten gegessen wurde und entsprechend weniger Besucher an Bord waren? Immerhin war die Bergen-Abfahrt der Kong Harald genau eine Woche früher unsere Alternative zur Nordlys gewesen. Egal, bloß nicht zu viel nachdenken…An Bord der Kong Harald gingen wir nicht, beobachteten aber noch unser Ablegen und die Fahrt aus dem Hafen heraus und zwischen Schären hindurch immer weiter nach Norden.
Der nächste Tag versprach spannend zu werden: Der Polarkreis und die Lofoten warteten…
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29. April 2009 – Ørnes, Bodø, Stamsund, Svolvær, Trollfjord
Ein Hurtigrutenschiff am frühen Morgen kurz nach sieben Uhr bei schönem Wetter unterwegs an der Küste Helgelands. Ein paar Holzhäuser sind zu sehen und weiter hinten die Insel Hestmannøy. Ein toller Anblick, aber warum sind so früh schon so viele Leute an Deck? Die Antwort folgt um 07:12:06 Uhr mit einem lauten ‚Tuuuuuuuuuuuuut’ und den unzähligen klickenden Fotoapparaten, die auf die Insel Vikingen gerichtet sind. Der Polarkreis ist überquert. Die symbolische Grenze wird markiert durch einen kleinen, gut befestigten Globus, der den magischen Punkt gut sichtbar macht. Fein, dass wieder ein Globus da ist – bei meiner letzten Polarkreisüberquerung war nicht viel zu sehen, da der Globus sich bei einem Sturm verabschiedet hatte. Beim Tippen des genauen Zeitpunkts der Polarkreisüberquerung lag mein Freund nur um zwanzig Sekunden daneben. Der glückliche Gewinner war aber noch näher dran…
Nächster Programmpunkt nach dem Frühstück: Ein lautstarkes Treffen mit der MS Lofoten. Leider kamen sich beide Schiffe nicht so nah, weil eine kleine Insel just zum Treffzeitpunkt dazwischen lag.
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Der Himmel bezog sich wieder etwas; die Reiseleiterin pries aber mehrmals über Lautsprecher die Restplätze für den Ausflug zum Gezeitenstrom Saltstraumen an, der ab Bodø stattfinden sollte und berichtete von tollem Wetter weiter nördlich. Zunächst einmal war die Einfahrt nach Ørnes eine Augenweide. Kleine Inselchen, hohe Berge, idyllische Holzhäuser, glattes Wasser mit Spiegeleffekt, Strände, zwei Seeadler, Fischerboote, Wasserfälle und und und… Man wusste gar nicht, wohin man zuerst schauen sollte.
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Weiter ging es, und die Prognosen unserer Reiseleiterin wurden war: In Bodø empfing uns Sonnenschein pur. Da ich die Stadt als nicht sonderlich spannend in Erinnerung hatte, wurde erstmal in Ruhe zu Mittag gegessen. Dann wagten wir uns doch kurz in die Stadt zu einem Marsch durch die Fußgängerzone und in einen Supermarkt. Seit der Hurtigruten-Doku (haben bestimmt einige von Euch gesehen; wurde vor nicht allzu langer Zeit wiederholt), in der u.a. auch über die Fiskeboller-Produktion auf den Vesterålen berichtet wurde, hatte meine Mutter reges Interesse an den Fischklößen gezeigt. Unser Plan: Eine Dose Fiskeboller muss her. Im Supermarkt war genau dieses Regal jedoch gerade leer, und nur die billige Alternativversion war zu bekommen. Wir wollten aber die original grüne Vesterålens Fiskeboller-Dose anschleppen und vorschoben das Thema auf später. Letztendlich wurden wir in Tromsø fündig, nachdem wir vorher noch einige weitere Supermärkte durchkämmt hatten. Die Dose kam jedoch gut an…
Bei der Reiseleiterin lagen jeden Tag Pläne mit dem jeweiligen Tagesprogramm aus. Außerdem fanden jeden Tag Informationen über den Folgetag und die anstehenden Ausflüge in unterschiedlichen Sprachen statt, bei der wohl auch Fotos etc. gezeigt wurden. Uns reichten jedoch unsere Reiseführer und Karten und das Tagesprogramm, so dass wir diese Info-Veranstaltungen nie besuchten. Jedenfalls ließ uns an diesem Tag der Programmpunkt „23 Uhr – Trollfjord“ aufmerken. Vorsorglich wurde ein kleines Nickerchen während der Überquerung des Vestfjordes auf dem Weg zu den Lofoten eingeschoben. Rechtzeitig bevor wir die Lofoten erreichten, waren wir wieder an Deck. Ein toller Anblick bot sich uns, während die Nordlys noch mitten durch den Vestfjord pflügte – übrigens bei absolut ruhiger See; es ging kaum ein Lüftchen. Hinter uns das Festland, vor uns die majestätische Lofoten-Wand, deren Gipfel noch mit ordentlich Schnee bedeckt waren und teilweise von Quellwolken umgeben waren. Unser Aufenthalt an Deck wurde vom Abendmenü unterbrochen, das wir rund um unsere Liegezeit in Stamsund einnahmen. Die Fahrt entlang der Lofotenwand, hinter der die Sonne langsam versank, und die Aussicht auf die Orte Henningsvær und Kabelvåg genossen wir wieder an Deck. Die Midnatsol kam uns mit etwas Verspätung entgegen; an Deck war kaum ein Passagier zu sehen. Wohl alle beim Essen oder beim Lofoten-Ausflug. Schade, denn ich hatte extra ein Handtuch zum Winken mit an Deck genommen.
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Svolvær empfing uns mit einer Menge Gestelle voller Kabeljau direkt an der Mole. Ungewohnt war auch der Anblick des neuen modernen Glasgebäudes direkt am Kai. So so eine Mischung aus Kulturzentrum und Thon-Hotel… Svolvær scheint in Sachen Tourismus in den letzten Jahren mächtig aufzurüsten. Mittlerweile hatten wir von der Reiseleitung die Bestätigung erhalten, dass am späten Abend nicht nur der Raftsund, sondern auch ein Besuch im Trollfjord auf uns wartete. Zunächst stand aber ein kleiner Spaziergang durch Svolvær auf dem Programm, inklusive Zusammentreffen mit einer einheimischen Glückskatze und Umschauen beim Rorbu-Hotel.
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Danach zogen wir uns so warm wie möglich an, denn draußen war es empfindlich kalt geworden. Lange Zeit waren wir fast alleine an Deck. Erst als wir uns dem Trollfjord näherten, wurde es voller. Vorher bekamen wir aber bereits wieder Anblicke geboten, die man nur schwer beschreiben kann. Die Sonne war verschwunden, es war aber noch außerordentlich hell. Der Himmel war blau bzw. an der Stelle, wo die Sonne verschwunden war, leicht orange – und dies spiegelte sich mitsamt den Felsen im spiegelglatten Wasser, durch die das Schiff langsam seine Bahn zog. Wieder so ein Moment, den man nicht in Worte fassen, sondern einfach nur in sich aufnehmen und bewahren kann. Vom Raftsund bogen wir in den Trollfjord ab. Ein schmaler Mond hing über den schneebedeckten Felsen und sonst war alles in ein bläuliches Dämmerlicht getaucht. An Deck gab es als kleinen Aufwärmer eine Fischsuppe für die Passagiere, während wir bis zum Ende des Trollfjords fuhren und vorsichtig wendeten. Langsam fuhren wir wieder aus dem Fjord heraus, bogen in die Richtung ab, aus der wir gekommen waren und absolvierten dann eine 180 Grad Drehung um die Inselchen im Raftsund, um unsere Fahrt durch den nun enger werdenden Sund Richtung Stokmarknes fortzusetzen. Der Raftsund gehört seit der ersten Fahrt zu meinen absoluten Lieblingspassagen, und ihn nun im Dämmerlicht um Mitternacht herum zu erleben, war für mich ein unbeschreibliches Erlebnis. Ich war völlig durchgefroren, konnte mich aber einfach nicht losreißen, während fast alle Passagiere nach dem Trollfjord in ihre Kabine verschwunden waren. So war ich eine ganze Zeit lang alleine an Deck und verfolgte die Fahrt durch den Sund, in dessen Wasser sich die Felsen spiegelten, eine Weile vorne von Deck fünf aus. Erst als wir unter der Raftsund-Brücke hindurchfuhren, riss ich mich los und verschwand in die Kabine, wo meine Füße ewig zum Auftauen brauchten. Doch dieses Erlebnis war jegliche Eisfüße wert. Ursprünglich wollten wir auch am frühen Morgen um kurz nach vier Uhr in Risøyhamn aufstehen und die Fahrt durch die Risøyrenna im Morgenlicht erleben. Dafür waren wir jedoch nach der späten zu-Bett-geh-Zeit nicht zu motivieren, was ich auf der Rückfahrt dann wirklich mehr als nur bereute. Doch dazu später mehr.
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Übrigens war dieser Abend auch der erste, an dem an Bord der Nordlys in der Bar auf Deck 7 ein Duo bis um nach Mitternacht Musik für die Passagiere bot. Davon bekamen wir aber kaum etwas mit, da wir uns fast nur an Deck tummelten.


30. April 2009 – Harstad, Finnsnes, Tromsø
Beim ersten Blick aus der Kabine wurden wir in Harstad von schönstem Sonnenschein begrüßt. Das sah viel versprechend aus. Beim Frühstück schipperte die MS Vesterålen langsam an uns vorbei und machte hinter uns am Kai fest. Kurze Zeit später konnten wir ihr schon wieder von Deck aus „Auf Wiedersehen“ sagen, denn es ging weiter die Küste hinauf, an der Trondenes Kirche vorbei. Eher unscheinbar wirkt die Kirche, ihre Bedeutung als nördlichste mittelalterliche Steinkirche in Norwegen und die Innenausstattung macht sie aber zu einer Attraktion.
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Um zehn Uhr morgens stand die Polartaufe an, die an Deck 7 von der Reiseleiterin, dem Hotelmanager und dem Meeresgott Neptun vorgenommen wurde. Drei Wannen mit Eiswasser standen bereit, und es wurde nicht zimperlich mit dem Vorrat umgegangen. Manche Leute bekamen gleich zwei volle Kellen in den Nacken geschüttet.
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Ansonsten wurde der schmale Sund vor und nach dem Anlaufen von Finnsnes ausgiebig bewundert und fotographisch festgehalten. Ein kleiner Landgang im Hafen war auch noch drin. Ein kleines Mittagessen musste auch wieder sein, bevor bereits Tromsø auf uns wartete. Nach über zwei Tagen wieder eine relativ große Stadt mit viel Betrieb auf den Straßen anzulaufen, war schon fast ungewohnt. Nachdem wir die letzten beiden Male zu Fuß den Weg über die Tromsøbrua zur Eismeerkathedrale auf uns genommen hatten, musste diesmal etwas Neues her. Unser Ziel war das Polaria-Museum, nur einen kurzen Fußmarsch vom Anleger entfernt. Fast zeitgleich mit uns trafen die zwei Stadtrundfahrt Busse von unserem Schiff ein, was bedeutet, dass das Museum erstmal proppevoll war. Schlechtes Timing, aber da eine Gruppe gleich im Kinosaal verschwand und ich schnell den Weg zu den schön gestalteten Aquarien und dem Robbenbecken ausfindig machte, entzerrte sich die Situation etwas. Nachher bei der Robbenfütterung war jedoch wieder sehr viel los, so dass ich nicht so besonders viel mitbekam. Den schönen Film über Flora und Fauna auf Svalbard gönnten wir uns noch im Kino. Anschließend blieb noch Zeit für einen Spaziergang am Hafen entlang (bei dem wir auf ein zweites Schiff namens Nordlys stießen), durch die Fußgängerzone und durch zwei Supermärkte, wobei wir im letzten endlich die heiß begehrten Fiskeboller entdeckten.
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Zum Abendessen kamen wir diesmal erst mit zwanzigminütiger Verspätung, was unsere Stammkellnerin mit einem verständnisvollen Lächeln quittierte. Das Ablegen und die Durchfahrt unter der Tromsøbrua waren jedenfalls erstmal wichtiger. Und auch nach dem Essen war weiter volles Programm: Die von der sinkenden Sonne angestrahlten Lyngen-Alpen wollten ausgiebig bewundert werden. Die beeindruckenden hohen Gipfel waren noch mit viel Schnee bedeckt. Bald darauf gab es wieder etwas zum Winken: Die MS Nordkapp gab sich die Ehre…
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1. Mai 2009 – Hammerfest, Havøysund, Honningsvåg, Kjøllefjord, Mehamn, Berlevåg
Der Tag begann früh – sehr früh…Ein kleiner Spaziergang im verschlafenen Hammerfest um sechs Uhr morgens macht wach. Kaum eine Menschenseele trafen wir auf der Straße – mal abgesehen von einzelnen Hurtigruten-Passagieren. Eine leicht unruhige See sorgte beim Frühstück dafür, dass mein noch leerer Magen ein wenig rumzickte und ich mich kurz hinlegen musste. Das fing ja toll an... Beim Zusammentreffen mit der MS Finnmarken und dem Anlegen in Havøysund war ich aber bereits wieder guter Dinge. Interessiert beobachteten wir, was aus dem Schiffsbauch alles für den kleinen Ort ausgeladen wurde. Eine Menge Lebensmittel waren dabei…
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Die Fahrt Richtung Honningsvåg durch den Magerøyasund verbrachten wir im Panoramasalon und stellten uns schon mal auf freie Bahn beim Buffet an. Ein großer Teil der Gäste ging dann in Honningsvåg auch von Bord, um an der Buskarawane zum Nordkap teilzunehmen. Nachdem ich den Ausflug bereits zwei Mal gemacht hatte, konnte ich diesmal guten Gewissens verzichten. Für ein drittes Mal war es mir das Geld nicht wert. Meinem Freund zuliebe wäre ich eventuell noch einmal mitgefahren, aber da er das Thema mit „Ach was, das ist ja noch nicht mal der wirklich nördlichste Punkt Europas…“ abtat, hatte sich das auch erledigt… Dafür bot sich die willkommene Gelegenheit für ein sehr ruhiges Mittagessen mit wenigen Leuten und für einen Spaziergang durchs noch unbekannte Honningsvåg. Wir gingen bis zur kleinen Holzkirche, dem einzigen Gebäude im Ort, das den zweiten Weltkrieg überstanden hat, und anschließend noch ein wenig am Hafen herum, wo unzählige kleine Fischerboote lagen. Auf der Nordlys wurde währenddessen eine kleine Rettungsübung absolviert, und nachdem wir und alle Nordkapp-Ausflügler sicher wieder an Bord waren, wurde die Fahrt pünktlich fortgesetzt.
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Den Rest des Tages entspannten wir die meiste Zeit in der Kabine oder im Panoramasalon und gingen nur bei den Hafenanläufen an Deck. Kjøllefjord und Mehamn mit ihren vielen verschiedenfarbigen Häusern bildeten schöne Farbtupfer in der sonst extrem kargen baumlosen Landschaft. Zwischen den beiden Häfen stand das große Abendbuffet mit allem, was das Meer so hergibt, an. Wunderschön war alles angerichtet, und besonders reizvoll schienen für den Großteil der Passagiere Hummer, Königskrabben, Krebse und Co. zu sein. Ich hatte zum allerersten Mal Mühe, genug Vegetarisches zu finden. Diverse Beilagen waren dann aber doch nach meinem Geschmack. Der Seegang war wie häufig in der Barentsee für meine Verhältnisse schon grenzwertig. Nicht aus dem Fenster schauen und aufs Essen konzentrieren half aber recht gut. Etwas zu spät fiel einer Kellnerin dann ein, dass in der Küche sogar noch ein Sonderessen für mich bereit gestanden hätte. Da war ich dann aber doch schon satt. Eigentlich schade, hätte mich schon interessiert, was der Koch diesmal wieder für mich gezaubert hatte…
Spät am Abend näherten wir uns Berlevåg und mussten eine ganze Weile vor dem Hafen warten, weil die südgehende MS Polarlys sich verspätete hatte. Als wir nach ausgiebigem Tuten und Winken letztendlich doch in den von gigantischen Molen geschützten Hafen hineinfuhren, gab es viel auszuladen. Der Fahrer des Gabelstaplers musste ganz schön schuften. Offensichtlich hatte der örtliche Kaufmann eine Riesenbestellung aufgegeben.
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2. Mai 2009 – Vadsø, Kirkenes, Vardø, Båtsfjord, Berlevåg
Ein sehr grauer Anblick bot sich uns am Morgen in Vadsø. Und das Wetter wurde nicht besser. Auf dem Weg nach Kirkenes kamen wir in kräftige Regengüsse, und es wurde so nebelig, dass man kaum noch etwas sehen konnte. Ein weniger mehr Sicht bekam man wieder, als wir in den Bøkfjord hineinfuhren. Einige kleine Eisschollen trieben noch auf dem Wasser und bald kam Kirkenes in Sicht. Wie gewohnt lag ein Haufen russischer Schiffe, einige mehr, einige weniger gut in Schuss, vor der Stadt. Trotz Nieselregen, der zum Glück bald aufhörte, machte ich einen kleinen Spaziergang ins Zentrum zur kleinen Fußgängerzone und suchte dann den Aufgang zum Aussichtspunkt auf einem der Hügel der Stadt. Ein Stadtplan hätte geholfen; so gab ich nach einer Weile auf, weil ich immer in irgendwelchen Sackgassen landete.
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Am Nachmittag schaute ich dann zum allerersten Mal für längere Zeit in eins meiner eingepackten Bücher. Soviel gab es draußen einfach nicht zu sehen, und das Wetter ließ die Landschaft noch grauer wirken. So gingen wir wieder nur in den angelaufenen Häfen an Deck und schauten uns von dort aus ein wenig um – immerhin hat man so einen guten Überblick. Ein Regenschauer in Vardø sorgte dafür, dass wir unsere Spaziergangpläne kurzfristig auf Eis legten.
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Interessant wurde es am späten Abend wiederum in Berlevåg. Während unseres Aufenthalts im Hafen hielten wir Ausschau nach der MS Richard With, die aber ein wenig verspätet war. Bei uns auf dem Schiff war eine deutsche Reisegruppe, und an Bord der Richard With sollte eine größere Gruppe vom gleichen Veranstalter sein. Als wir die Richard With dann circa 15 Minuten nach unserer Abfahrt trafen, wurden wir von einem Riesenspektakel an Deck begrüßt. Deck 5 war voller Menschen, die wie wild mit Handtüchern winkten und johlten. Ähm ja, und wir üben das dann noch mal… Netter Anblick jedenfalls! Trotzdem war ich froh, als ich mich in meine Koje verkriechen konnte. Draußen im Fahrtwind war es doch recht ungemütlich.
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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Seawinds » Mo, 18. Mai 2009, 18:27

3. Mai 2009 – Havøysund, Hammerfest, Øksfjord, Skjervøy, Tromsø
Nebel begleitete unsere Fahrt am Morgen. In Havøysund wurde er so dicht, dass man bei der Ausfahrt gar nichts mehr sehen konnte – nur weiße Watte. So sahen wir die MS Nordstjernen auch nicht, als sie uns passierte. Aber hören konnten wir sie… In Hammerfest war es wieder klarer, und die halbe Stadt wollte offensichtlich an Bord unseres Schiffes, um einen Kaffee zu trinken. Ansonsten wirkte die Stadt an diesem regnerischen Sonntag ziemlich ausgestorben. Einige Wagemutige inklusive meinem Freund und mir machten sich auf den Weg, den Aussichtspunkt Salen zu erklimmen. Dies war, wie sich schnell herausstellte, keine gute Idee. Der Weg war größtenteils mit festgetretenem Schnee bedeckt und sehr glatt. So gingen wir nur ein kleines Stückchen für ein paar Fotos hinauf und traten dann schnell wieder den ziemlichen rutschigen Rückweg an, weil ein Regenschauer niederging.
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Die Fahrt nach Øksfjord war landschaftlich eigentlich relativ reizvoll. Tiefhängende Wolken trübten den Blick aber oft. Auch unsere Stimmung war ein wenig gedrückt. Unsere Mitfahrer mit den zwei P-Kabinen weiter vorne an Deck 6 hatten jeden Abend unter der Musik des Duos zu leiden, das in der Bar an Deck 7 spielte. Ihre Kabinen lagen praktisch direkt unter den Lautsprechern und der Fläche, die einige Leute fürs Tanzen nutzten. Jeden Abend bis nach Mitternacht das gleiche, wenn auch von der Reihenfolge her variierende Programm und das Getrampel der Tanzenden zwangsweise erdulden zu müssen, war nicht besonders angenehm. Nachdem dies drei Abende so gelaufen war, hatten sie sich bei der Reiseleiterin beschwert, die versprach, das Problem weiterzugeben. Geschehen ist scheinbar rein gar nichts… Spätestens nach Kirkenes wären genug gleichwertige oder ähnliche Kabinen frei gewesen, die man als Alternative hätte anbieten können. Eine Rückmeldung kam nicht, so dass das Gefühl entstand, dass das Problem nicht ernst genommen würde. Ich hätte mich wahrscheinlich anders verhalten und einfach eine andere Kabine verlangt, aber zumindest bei meinen Eltern hatte sich über die Situation einfach nur Verbitterung breit gemacht. Man hatte sich mit der Lage abgefunden und hielt tapfer bis zum letzten Tag durch – und die Band spielte tatsächlich jeden Abend bis zum Ende der Reise. Ein Brief an Hurtigruten Hamburg bezüglich Unterhaltungsprogramm während der Reise und Umgang mit unserer Beschwerde an Bord ist jedenfalls unterwegs.
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Bei unserem kurzen Stopp in Øksfjord ging ein kräftiger Regen nieder. In einer großen Vertiefung am Kai hatte sich deshalb eine mehrere Zentimeter tiefe Riesenpfütze gebildet. Die Leute, die an Bord wollten, mussten nun zwangsläufig durch diese Pfütze, was zu etwas skurrilen Szenen führte. Der Rest des Tages wurde auch wieder recht unmotiviert verbracht. Der Regen schlug mir langsam ein wenig aufs Gemüt. Skjervøy mit seiner wunderschönen Lage bekam allerdings wieder gebührende Aufmerksamkeit geschenkt.
In Tromsø, wo man an der Helligkeit gegen Mitternacht herum deutlich merken konnte, dass es auf die Zeit der Mitternachtssonne zuging, machten mein Freund und ich einen kleinen Spaziergang im Nieselregen. Zwei Busse fuhren die Konzertbesucher zur Eismeerkathedrale; ansonsten gingen nur wenige Leute von Bord.
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Meine Stimmung hatte sich jedenfalls gebessert und ich schwelgte in Vorfreude auf den kommenden Tag, an dem die für mich landschaftlich schönste Strecke entlang der Vesterålen und Lofoten anstand. Hoffnung auf besseres Wetter hatte ich auch.


4. Mai 2009 – Finnsnes, Harstad, Svolvær, Stamsund
Gut gelaunt wachte ich morgens auf und machte innerhalb von Sekundenbruchteilen drei Feststellungen: Nummer 1: Juchhuuu, die Sonne scheint!! Nummer 2: Wieso ist unser Kabinenfenster von innen so beschlagen? Nummer 3: Wir sind nicht da, wo wir sein sollen. Warum liegen wir in Finnsnes, wenn wir schon fast in Harstad sein müssten? Punkt 1 war zwar toll; Punkt 2 ließ sich schnell mit einem offensichtlichen Ausfall der Klimaanlage begründen, aber Punkt 3 machte mich extrem unruhig. Was war los und warum ausgerechnet jetzt?! Bis nach dem Frühstück wurde spekuliert; dann gab es Informationen von der Reiseleitung. Wegen technischer Probleme (welcher Art genau, weiß ich leider nicht) konnten wir Finnsnes erst mit dreistündiger Verspätung verlassen. Der Vesterålen-Landausflug wurde abgesagt. Alles kein Thema; ich war froh, dass wir weiterfuhren und es offensichtlich keine schlimmen Probleme gab. Außerdem hatte sich das Klimaanlage-Problem zehn Minuten, nachdem wir an der Rezeption Bescheid gesagt hatten, erledigt. Offensichtlich war der ganze hintere Gang auf Deck 6 betroffen und kurz nach unserer Meldung turnten die Techniker bei uns durch die Gegend. So geht man mit Beschwerden um…
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Dann folgte jedoch für mich der Supergau: Wegen der Verspätung hatte der Kapitän beschlossen, die Häfen Risøyhamn, Sortland und Stokmarknes nicht anzulaufen, sondern die Strecke ab Harstad durch den südgehenden Tjeldsund abzukürzen, um rechtzeitig für die Seeadlersafari und den Lofoten-Ausflug im Trollfjord bzw. in Svolvær zu sein. Ein kurzer Blick auf die Karte zeigte mir, dass damit nicht nur die drei Häfen, der Toppsund, die wunderbare Risøyrenna, die Sunde rund um Sortland und das Hurtigrutenmuseum gestrichen waren, sondern auch der größte und schönste Teil des Raftsundes. Mit dieser Erkenntnis war der Tag für mich erstmal gelaufen… Der Raftsund und alles andere soeben erwähnte ist für mich so ziemlich der Inbegriff der Hurtigruten-Reise geworden. Darauf verzichten zu müssen, setzte mir erstmal ziemlich zu.
Ein kleiner Landgang in Harstad und die Erwartung auf eine noch unbekannte Strecke besserten meine Laune aber ein klein wenig. Auf dem Weg nach Harstad hatten wir noch die MS Kong Harald getroffen. Ein Passagier von unserem Schiff, der offensichtlich auf dem Weg zu einem der gestrichenen Häfen war, hatte sich wohl entschlossen, in Anbetracht der Situation lieber wieder den Rückweg anzutreten. So wurde er von dem kleinen Motorboot der Kong Harald bei uns abgeholt. Wegen des Tjeldsundes, der entlang der Küste der Insel Hinnøya führt, verschoben wir das Mittagessen auf unbestimmte Zeit – und wir taten gut daran. Neben der großen Tjeldsundbrua boten sich unzählige tolle Blicke auf kleine Dörfer, hohe Berge oder auch das Städtchen Evenskjær mit schönem blauem oder türkisem Wasser im Vordergrund. Keine vollwertige Entschädigung für Raftsund, Risøyrenna und Co. aber sehr hübsch. Und was vom Mittagbuffet naschen konnte man danach auch noch.
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Als wir aus dem Tjeldsund herausfuhren, war bereits die Lofotenkette gut zu sehen. Wir nahmen Kurs auf den Beginn des Raftsundes. Den Trollfjord wollte man den Passagieren nicht vorenthalten. Auf dem Weg zum Eingang des Raftsundes wurde durchgesagt, dass von der Brücke aus ein Wal gesichtet worden wäre. Dieser mochte sich allerdings nicht mehr zeigen, auch wenn die Durchsage an Deck einen ziemlichen Wirbel verursachte. Auch bei unserer Fahrt in den Trollfjord war natürlich viel Betrieb an Deck. Im Anfangsteil des Raftsunds angekommen durften zunächst die Seeadlersafari-Ausflüger auf ein kleines Bötchen umsteigen, das uns anschließend in den Trollfjord begleitete. Leider war die Sonne mittlerweile hinter dicken Wolken verschwunden, aber trotzdem war die Fahrt in den Trollfjord natürlich wieder eine Augenweide, wenn auch nicht ganz so bezaubernd wie einige Tage vorher kurz vor Mitternacht. Viele Wasserfälle, die ich auf der Hinfahrt im Dunkeln gar nicht wahrgenommen hatte, stürzten die Felsen hinab und teilweise hatte man wirklich das Gefühl, die Felsen fast berühren zu können. Dann wieder etwas, was mich gewaltig störte: Die Reiseleiterin machte direkt vorm Trollfjord eine Durchsage, dass es draußen an Deck 7 frische Waffeln und Kaffee zu kaufen gebe. So so, schön und gut... Dies wiederholte sie allerdings noch einmal äußert ausführlich mit Preisen und allem, als wir gerade mitten im Trollfjord waren. Dieses Anpreisen, was mir auch im Voraus schon manchmal bei einigen Ansagen negativ aufgefallen war, ging mir in dem Moment extrem auf die Nerven. Ich wollte im Trollfjord stehen und in Ruhe die gigantische Natur um mich rum genießen und musste mir nebenbei mehrmals sagen lassen, dass ich jetzt für den und den Preis wunderbar frische Waffeln kaufen könne. Ich fand das in dem Moment äußerst deplatziert… Der Blick in den Raftsund, als wir aus dem Trollfjord heraus waren und Kurs auf Svolvær nahmen, machte die Sache nicht besser. Wir gerne hätte ich diesen Teil der Strecke auch genossen (wenn möglich aber bitte ohne Waffel-Werbung). Svolvær erreichten wir fast eine Stunde vor der Ankunftszeit im Fahrplan, und viele Leute gingen entweder spazieren oder brachen zum Lofoten-Landausflug auf.
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Mein Freund und ich waren dann so gut wie alleine im Panoramasalon und mussten uns mit einem Gespräch erstmal abreagieren. Dieses Gespräch brachte einiges an Frustration an die Oberfläche. Natürlich die Enttäuschung über die abgekürzte Strecke; verständlich, dass diese Entscheidung getroffen wurde, aber schade blieb’s trotzdem. Dann die Ansagen der Reiseleiterin, die uns schon mehrmals (wenn freie Plätze bei Ausflügen angeboten wurden etc.) relativ aufdringlich und übermäßig anpreisend erschienen waren; die Waffelgeschichte war da nur das Sahnehäubchen. Logisch, dass Hurtigruten gerne viele Leute für ihre Ausflüge begeistern wollen und dass das Schiff gerne seine Waffeln loswerden will. Trotzdem wurde hier der schmale Grad zwischen Ansage/Empfehlung und aufdringlicher Bewerbung in meinen Augen mehrmals überschritten. Nur damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Ich bin kein Feind von Ansagen und freue mich über Informationen. Bei den vorangegangenen Fahrten sind mir die Ansagen auch nie negativ aufgefallen, sondern waren tolle zusätzliche Ergänzungen zu Dingen, die man sich schon im Voraus angelesen hatte. Und im Gegensatz zu einigen Leuten an Bord der MS Nordlys habe ich mich nicht darüber aufgeregt, dass das Deutsch unserer Reiseleiterin nicht perfekt war. Ich weiß, dass ich als Deutsche im Ausland nicht erwarten kann, dass andere Leute sich mir anpassen und ausgerechnet meine Muttersprache perfekt können. Spätestens nach der englischen Durchsage hatte ich verstanden, was die Reiseleiterin mitteilen wollte und war aufs Deutsche sowieso nicht mehr angewiesen. Ansagen sind sicher auch ein schmaler Grad; der eine fühlt sich zu wenig informiert, der andere zu viel. Mich störte diesmal die Art und Weise der Ansagen und dass viele mit kurzem Zeitabstand wiederholt wurden. Oftmals wirkte es einfach so marktschreierisch, was ich von Hurtigruten bisher einfach nicht kannte. Ich kam mir manchmal nur noch vor, wie ein Kunde, der möglichst viel konsumieren soll, und das war ich in dieser Form bisher nicht gewohnt. Im Zusammenhang damit sei auch diese Shopmodenshow an einem Abend erwähnt. Das kam mir einfach merkwürdig vor; war aber insofern kein Problem, dass man einfach nicht hingegangen ist. Aber solche „Unterhaltungsdinge“ werden eben dann problematisch, wenn man nicht die Möglichkeit hat, ihnen auszuweichen, siehe: Lärmbelästigung durch die Musik bei unseren Mitfahrern bzw. ein Übermaß an Ansagen. Für mich war letzteres diesmal eindeutig zuviel des Guten. Ich habe Hurtigruten als Quelle der Ruhe kennen gelernt, wo erfreulicherweise die Natur komplett im Mittelpunkt der Reise steht und nicht durch irgendwelche Dinge davon abgelenkt wird, und diesmal war dies an manchen Stellen leider einfach nicht der Fall.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Stimmung war an diesem Abend nicht besonders gut. Trotzdem genossen wir das wie immer leckere Abendessen und aßen das Dessert etwas schneller als normal, denn die MS Lofoten war genauso pünktlich im Zeitplan wie wir. Kaum waren wir an Deck rauschte sie auch schon sehr nah an uns vorbei. Fast das gesamte Bordpersonal der Lofoten schien mit Handtüchern an Deck versammelt und machte Begrüßungskrawall. Spannend gestaltete sich das Wetter noch einmal, als wir uns mit unserer Abfahrt in Stamsund von den Lofoten verabschiedeten. Die Wolken sanken immer tiefer und hüllten einige Berggipfel schon vollständig ein. Und kurz nach unserer Abfahrt brach ein kräftiger Regenschauer los. Geschützt beobachteten wir von Deck 5 hinten noch eine Weile das Wolken- und Farbschauspiel am Himmel und verzogen uns dann in die Kabine, während das Schiff über den Vestfjord Richtung Bodø schaukelte.
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5. Mai 2009 – Nesna, Sandnessjøen, Brønnøysund, Rørvik
Ein weiterer landschaftlich schöner Tag lag vor uns. Und gleich am Morgen gab es eine kleine Überraschung. Das übliche Begrüßungsritual mit dem nordgehenden Schiff, diesmal die Midnatsol, war absolviert, und wir näherten uns dem Polarkreis. Der Kapitän wich nun ein wenig vom normalen Kurs ab und steuerte das Schiff durch enge Gewässer an einigen schmalen Inselchen vorbei. Dadurch kamen wir an dem alten, unter Denkmalschutz stehenden Handelsplatz Selsøyvik vorbei, eine kleine Ansammlung von Holzhäusern, idyllisch auf einem kleinen Inselchen gelegen. Nette Abwechslung…
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Regen trübte ein wenig unseren Spaziergang in Sandnessjøen; und auch die Bergkette „Die sieben Schwestern“ hüllte sich fast komplett in Wolken. Auch in Brønnøysund hatten wir weniger Glück. Die tolle Ausfahrt durch den schmalen Sund war wie immer sehr schön, aber als wir dann einen Bogen fuhren, um einen guten Blick auf das Loch im Berg Torghatten zu haben, zogen genau in dem Moment dicke Regenwolken auf und trübten den Blick auf den Berg erheblich. Am Abend in Rørvik schien wieder die Sonne, und auch ein Seeadler zeigte sich in der Nähe des Schiffes. Die überpünktliche Vesterålen legte zur gleichen Zeit mit uns am Kai an, und so hatten wir genug Zeit, mal einen Blick auf das einzige noch in der Hurtigruten-Flotte verbliebene Schiff der mittleren Generation zu werfen. Ziemlich schnell verloren wir den Überblick auf dem Schiff mit den vielen Treppen und Türen, stellten aber zügig übereinstimmend fest, dass dies kein Schiff für uns ist. Interessant und etwas besonderes sicherlich, aber eine zehntägige Fahrt möchte ich damit lieber nicht auf mich nehmen. Bin wohl verwöhnt…
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Nach unserer Abfahrt aus Rørvik hatten wir noch die Schnapsidee, uns Getränke an der Bar zu holen. Dies war das einzige Mal, dass ich ein wenig von dem Duo mitbekam, das wie jeden Abend in der Bar spielte. Die Musik war sehr laut; eigentlich zu laut, um dort gemütlich zu sitzen und sich zu unterhalten. Auch das, was gespielt wurde, konnte mich nicht zum Bleiben verführen. Eine Instrumentalversion des deutschen Schlagers „Herzilein“ verpasste mir einen langanhaltenden Ohrwurm und das Cover von Mike Oldfields „Moonlight Shadow“ fand ich nicht besonders gelungen. Also verzogen wir uns mitsamt unseren fertig gemixten Cocktails in den Panoramasalon. Eins hatten wir aber nicht bedacht: Die freie Seestrecke Folda… Ziemlich schnell wurde der Seegang ziemlich ungemütlich, so dass die Getränke eher runtergekippt als genossen wurden und wir uns die Kabine verzogen.


6. Mai 2009 – Trondheim, Kristiansund, Molde, Ålesund
Blauer Himmel und kleine Wolken begrüßten uns morgens, als wir gerade in Trondheim anlegten. Später sahen wir der MS Nordkapp zu, wie sie sich langsam an unserem Schiff vorbei schraubte und hinter uns anlegte. Dann wurde ein kleiner Spaziergang absolviert und anschließend der MS Nordkapp ein Besuch abgestattet. Ich verliebte mich sofort in dieses Schiff; das schlichte, schöne Holztreppenhaus mit den Gemälden und vor allem der toll gestaltete Panoramasalon hatten es mir ziemlich angetan und wurden sehr positiv für künftige Reisen vermerkt. Im Shop erstanden wir endlich das Poster, das sämtliche jemals existierenden Hurtigruten-Schiffe zeigt. Nach diesem Poster hatten wir an Bord der MS Nordlys vergeblich Ausschau gehalten und von der Reiseleiterin den Tipp bekommen, uns auf anderen Schiffen umzusehen.
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Bei der Fahrt durch den Trondheimsfjord begleitete uns noch die Sonne. Auf unserem Weg nach Süden würde das Wetter zusehends schlechter und der Wind nahm zu. Die Einfahrt in den geschützten Hafen von Kristiansund beobachteten wir wieder von Deck aus und bekamen bei einem Mini-Landgang mal wieder eine ordentliche Portion Regen ab.
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Anschließend wollte ich eigentlich meinen Koffer packen, musste dieses Unternehmen aber mittendrin abbrechen, weil ich die Hustadvikka und den Wind offensichtlich unterschätzt hatte. In der Koje liegen war für mich die einzige Möglichkeit, die heftige Schaukelei einigermaßen zu ertragen. Meinem Magen gefiel es jedenfalls überhaupt gar nicht… Mein Freund war gegen die Turbulenzen offensichtlich völlig immun und spazierte draußen an Deck rum, bis er ziemlich durchnässt wieder reinkam und von heftigem Seegang und diversen hohen Wellen, die das Deck erreichten, berichtete. Das Wetter führte dazu, dass das Abendessen um eine halbe Stunde verschoben wurde. Und gerade als unsere Gruppe mit Ausnahme meines Freundes besprochen hatte, nicht zum Essen zu gehen, kamen wir in Höhe des Fischerortes Bud endlich wieder in geschützte Regionen, wo die Schiffsbewegungen fast schlagartig aufhörten. Also doch Essen… Mein Magen erholte sich erfreulich schnell von der Schaukelei, so dass auch ich das letzte Abendessen noch genießen konnte.
Trotz Seegang waren wir pünktlich in Molde, wo gerade ein Fußballspiel zu Ende gegangen war und wahre Menschenmassen aus dem Stadion die Straßen entlang strömten. Wir ärgerten uns im Anschluss noch ein wenig. Laut Fahrplan hätten wir nur zehn Minuten Zeit gehabt, die nach uns eintreffende MS Finnmarken zu besichtigen, was uns dann doch zu wenig erschien. Entgegen aller Vermutungen blieben wir aber eine ganze Weile länger im Hafen, so dass die Zeit doch gereicht hätte. Aber wer konnte das vorher ahnen…?
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Ålesund bei Nacht erschien uns eine recht reizvolle Vorstellung, so dass wir dort um Mitternacht noch einen kleinen Landgang einschoben und kurz zum inneren Hafenbecken und entlang der Fußgängerzone schlenderten, bevor wir uns zum letzten Mal in unsere Kojen bequemten.


7. Mai 2009 – Florø – Bergen
Der letzte Tag… Nachts wurden wir beim Passieren von Stadhavet noch einmal ordentlich durchgeschaukelt. Ich vertrug es ganz gut, bekam aber die ganze Nacht kaum ein Auge zu. Daher drückte ich mich auch vor dem sehr frühen Aufstehen und bekam die MS Polarlys, die uns kurz vor Måløy passierte, nicht mehr zu Gesicht. Auch ansonsten lag meine Motivation ein wenig brach. Nachdem wir unsere Kabine geräumt und unsere Koffer vor dem Fahrstuhl deponiert hatten, verbrachte ich fast den gesamten Rest der Fahrt bis Bergen in der Bar an Deck 4. Ab und zu schaukelte es noch heftig, und ich hatte so die Gelegenheit, mich auf den Sofas noch halbwegs hinzulegen. An Deck ging ich so gut wie gar nicht mehr und betrachtete auch die Fahrt durch den Steinsund und die Einfahrt in Bergen lieber durchs Fenster. Irgendwie war die Luft ein wenig raus, und so war ich auch nicht übermäßig traurig, als wir in Bergen das Schiff verlassen mussten. Vom Gefühl her hatte ich die Reise im Kopf schon zwei Tage vorher abgeschlossen. Trotzdem war es schön, dass sich ein Teil der Crew persönlich von den Passagieren verabschiedete. Auch im Restaurant hatte es noch schöne Abschiedsszenen zwischen manchen Passagieren und dem Personal gegeben.
Diesmal bekamen wir unsere Koffer alle im Terminal zum Glück schnell zu fassen (das war bei der Reise davor extrem schief gegangen, als mein Koffer verschwunden war, sich letztendlich aber noch in einem Bergener Hotel wieder einfand).


Rückfahrt: Bergenbahn und Color Magic
Mit Taxi bzw. wieder mal zu Fuß machte unser Grüppchen sich auf den Weg zum Thon Hotel Bergen Brygge, eines der Budget-Hotels der Thon-Kette. Kein schöner Anblick von außen (Hochhaus), aber mit einer guten Lage zwischen Bryggen und der Festung Bergenhus und innen mit allem, was man zum Wohlfühlen braucht. Auch in Bergen blies ein ordentliches Windchen, aber immerhin war kein Regen in Sichtweite. Wir machten uns auf zu einem der touristischen Höhepunkt in Bergen: Mit der Bahn ging es auf den Fløyen, wo wir die neue Aussichtsterrasse in Augenschein nahmen, den Blick auf die Stadt genossen und einen kleinen Spaziergang im Wald absolvierten, wo viele Holzfiguren uns amüsierten. Zurück in der Stadt ging es zur Allzweckwaffe gegen den kleinen Hunger: Peppe’s Pizza… Pappsatt wurden wir vom Rückenwind zurück ins Hotel gepustet, wo unser Zimmer so günstig im neunten Stock lag, dass wir der MS Nordlys noch winken konnten, als sie sich um kurz nach 20 Uhr wieder auf den Weg machte.
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Am nächsten Tag nahmen unsere Mitfahrer bereits am Morgen den Zug nach Oslo. Mein Freund und ich blieben noch bis zum Nachmittag in Bergen. Mittlerweile war hier neben kräftigem Wind auch Schauerwetter eingekehrt. Eine regenfreie Phase nutzten wir, um zum Aquarium zu laufen und uns dort umzusehen. In dem Gebäude wimmelte es bereits von Schulklassen und überall herumflitzenden Kindern aller Altersgruppen. Wir nahmen uns besonders viel Zeit für die einzelnen Aquarien; die Reptilienecke mit verschiedenen Krokodilen und Kaimanen sprach uns nicht so an. Viele schön gestaltete Aquarien und informative Erläuterungen gab es zu sehen; trotzdem fand ich den Eintrittspreis für das gebotene doch relativ happig. Nachmittags regnete und hagelte es sich dann richtig ein – Bergen-Wetter…
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So waren wir auch nicht traurig, dass wir die Stadt verlassen mussten und machten es uns im Zug gemütlich. In Finse schneite es sogar. Leider fuhr unser Zug einiges an Verspätung ein und musste auch immer wieder auf entgegenkommende Züge warten, so dass wir letztendlich mit über einer Stunde Verspätung um nach halb zwölf in Oslo ankamen und dort nur noch in unserem Hotel (dasselbe wie auf der Hinfahrt) eincheckten und ins Bett fielen. Am kommenden Morgen besuchten wir noch die Oper – eine spektakuläre architektonische Glanzleistung. Das weiß des Gebäudes blendete bei der Sonneneinstrahlung so heftig, dass ich richtige Probleme mit den Augen bekam. Mit der Tram fuhren wir zum Color Line Terminal und gingen dort an Bord. Ein kräftiger Wind und dicke Wolken hatten mittlerweile auch in Oslo Einzug gehalten und machten den Aufenthalt an Deck nach einer Weile recht unangenehm. Pünktlich um 14 Uhr verließen wir Oslo, wurden im Kattegatt ein wenig hin und her geschaukelt (wenn auch wenig im Vergleich zu Hurtigruten) und am kommenden Tag in Kiel von Sonnenschein begrüßt.
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Kurzes Fazit
Diese für mich dritte Hurtigruten-Reise bleibt mir mit gemischten Gefühlen in Erinnerung. Vor allem von den ersten Tagen bleiben einige wunderbare unvergessliche Eindrücke. Es bleibt aber auch die Reise mit den größten Tiefpunkten. Ein Nachteil bei mir war wohl, dass die Vorfreude über so lange Zeit ins absolut Unermessliche gewachsen ist, so dass einige Rückschläge zwischendrin meine Laune doch ziemlich absinken ließen. Wenn man etwas im Kopf zu sehr idealisiert, kommt man um kleine Enttäuschungen eben nicht herum. Da sollte ich wohl mal auf dem Teppich bleiben…
Wettertechnisch hatten wir auch schon mal mehr Glück; das ist aber das kleinere Übel, denn jedes Wetter bringt auch seine Reize mit sich (es sei denn man sieht vor lauter Nebel gar nichts mehr) und man findet immer ein gemütliches Plätzchen auf den Schiffen. Zum ersten Mal erlebte ich aber, dass mir auf einem Schiff etwas nicht gefiel, also u.a. das Thema Musik bzw. wie mit Leuten umgegangen wurde, die davon beeinträchtigt wurden und das Thema überzogene Ansagen.
Obwohl mir die Reisezeit eigentlich sehr gut gefallen hat mit den langen, schon recht hellen Nächten im Norden, ist die Zeit, wo man Mitte bis Ende April mit noch relativ leeren Schiffen und in völliger Ruhe fahren kann, wohl vorbei. Daher würden mein Freund und ich nächstes Mal wohl entweder den März oder den Oktober ins Auge fassen. Favorisierte Schiffe, nachdem ich die „Stralsund-Drillinge“ durchhabe, sind wohl die MS Nordkapp und die MS Polarlys. Soweit mag ich aber eigentlich noch gar nicht denken, weil ich erstmal die gemachte Reise sacken lassen muss und bis zur nächsten sicher mindestens zwei bis drei Jahren vergehen werden.
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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Eiskristall » Mo, 18. Mai 2009, 20:34

Hallo Seawinds,

schön geschrieben dein Reisebericht :P , da fühle ich mich gleich wieder als wäre ich auf einem Hurtigrutenschiff :wink: . Das die Schiffe immer voller werden haben wir auch erlebt, sogar im Febr./März. Ja, so ist das, wenn man ein Wiederholungstäter ist, dann kommen schon einmal so kleine Enttäuschungen auf, die meiner Meinung nach aber schnell wieder verschwinden. Kann es verstehen, wenn die Risøyrenna/Risøyhamn, Sortland, Stokmarknes und einTeil vom Raftsund ausfällt ist schon hart. Unsere Reise endete in diesem Jahr in Tromsø (mit der MS TROLLFJORD). Mit etwas Abstand ist es dann meist trotzdem eine schöne Reise.
Nordgehend hatte ihr ja fantastische Lichtstimmungen und dir sind tolle Fotos gelungen. Ist schon ein Unterschied ob die Reise im Febr/März oder Apr./Mai gemacht wird.

Vielen Dank für deine ausführliche Schilderung und schöne Grüße nach Kiel :winkewinke: ,

Gerhild

PS. Waren am 10.Mai mit der FRAM dort.
Wer niemals träumt, wird auch nie erleben, dass sich ein Traum erfüllt.

http://www.allzeit-mobil.de
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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Jojoslf » Mo, 18. Mai 2009, 20:45

vielen, vielen dank für diesen tollen ausführlichen bericht :)
ich teile viele deiner eindrücke, wir waren im märz mit der nordlys unterwegs.
mir persönlich gefällt die nordkapp auch besser.
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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Seawinds » Mo, 18. Mai 2009, 20:46

@ Eiskristall: Oh, du warst auf der Trollfjord, als sie im März (?) ihre großen Probleme hatte? Das ist natürlich richtig mies...
Da nörgel ich hier dann ja wirklich auf hohem Niveau. :nixwissen:

@ Jojoslf: Das mit den Eindrücken, die du teilst, interessiert mich jetzt - wenn du davon erzählen magst. Was meinst du denn für Eindrücke?
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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Rock Lobster » Mo, 18. Mai 2009, 21:43

Ein sehr ausführlicher Reisebericht, der in mir schon wieder Lust auf eine zweite Tour weckt. Ich habe aber erst die nordgehende Route gelesen. Ist etwas viel au einmal :-). Vielen Dank dafür.
Gruss, Rock Lobster.
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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Trolline » Mo, 18. Mai 2009, 22:08

Hallo Seawinds,

und nach Deinem Reisebericht kann ich es denn kaum noch erwarten.
Ich will auch wieder auf's Schiff...und all das sehen was Du uns so anschaulich erzählt hast. Spannend war es ...und nicht mit dem Weichzeichner geschrieben. Das imponiert mir. Denn es ist ja nicht immer alles so wie man es gerne möchte.
Aber dennoch gibt es nichts schöneres wie Norwegen...außer Norwegen und dann noch Hurtigrute.
Da ich danke Deinem Bericht schon mal vorerleben durfte was da nun wieder so alles auf mich zu kommt...kann ich die paar Tage kaum noch erwarten.
Morgen geht es los nach Bergen und am Donnerstag auf die Trollfjord.....
Ich freue mich schon so sehr ...und Dir sage ich vielen Dank für Deinen tollen Reisebericht.

Ganz liebe Grüße von der Trolline
Und ewig rufen die Trolle.....
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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Revolera » Mo, 18. Mai 2009, 23:17

Vielen Dank für den ausführlichen, spannenden und lesenswerten Bericht! Bestärkt mich in meinem Vorhaben irgendwann - vielleicht noch nicht auf der nächsten Tour - die gesammte Strecke zu fahren.

Betr. Trollfjord - bei uns gab es im Fjord auf Deck Bier und (scheusslich schmeckende) Fischfrikadellen, die man aber schon beim Abendessen bestellte und zahlte. Trotzdem - bei der Einfahrt in den Fjord ging dadurch eine schon fast an einen Jahrmarkt erinnernde Unruhe los, was ich sehr schade fand und die Stimmung etwas trübte (wer sich erinnert - unsere Fahrt war ja die Vollmondfahrt um Mitternacht im Januar!).

@Trolline - wünsche dir eine schöne Reise!
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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Jobo » Mo, 18. Mai 2009, 23:27

@seawinds,

danke für den schön zu lesenden, ausführlichen und auch kritischen Bericht. Passend dazu auch noch die guten Bilder, super. :)

Seawinds hat geschrieben:Auf der riesigen Color Magic mit ihrer glitzernden Einkaufs- und Restaurantpassage und ihrem Entertainmentprogramm fühlte ich mich erwartungsgemäß mal wieder nicht so richtig wohl.

Geht mir auch immer so, aber da ich bisher immer im Winter reiste, hatte ich den Vorteil, das abends auf der Ostsee kaum noch einer oben auf Deck war. Da hatte ich immer die nötige Ruhe, da man dort nichts von dem Trubel mitbekommt.

Seawinds hat geschrieben:Eine „Mann über Bord“-Übung sollte durchgeführt werden.


Dafür scheint der Trondheimfjord ideal zu sein. Bei meiner letzten südgehenden Fahrt mit der Midnatsol, wurde eine solche Übung dort auch durchgeführt.

Seawinds hat geschrieben:Der Raftsund gehört seit der ersten Fahrt zu meinen absoluten Lieblingspassagen, und ihn nun im Dämmerlicht um Mitternacht herum zu erleben, war für mich ein unbeschreibliches Erlebnis.


Das kann ich voll nachempfinden. Die Fahrt durch den nächtlichen Raftsund ist, da ich Trollfjord und Geiranger noch nicht kenne, auch für mich einer der absoluten Höhepunkte, wenn nicht DER Höhepunkt.

Seawinds hat geschrieben:Eine leicht unruhige See sorgte beim Frühstück dafür, dass mein noch leerer Magen ein wenig rumzickte

Du scheinst da echte Probleme zu haben. :kotzuebel: Eine Reise im Winter wäre da wohl eher nichts für dich.

Seawinds hat geschrieben:Soviel gab es draußen einfach nicht zu sehen, und das Wetter ließ die Landschaft noch grauer wirken.

Ich denke, die Ecke rund um Kirkenes ist wirklich nur im richtig Winter schön, aber wer weiß. :wink:

Seawinds hat geschrieben:hatten jeden Abend unter der Musik des Duos zu leiden, das in der Bar an Deck 7 spielte.

Ja, auf der Midnatsol gab es auch so einem Möchtegernmusiker, der sich allabendlich einen abkrampfte, für zwei, drei Gäste die ihm, wohl mehr aus Höflichkeit, zuhörten. Hoffentlich wird das bei der HR kein Trend. :shock:

Seawinds hat geschrieben:Wegen der Verspätung hatte der Kapitän beschlossen, die Häfen Risøyhamn, Sortland und Stokmarknes nicht anzulaufen,

Auweia, das ist ja schon ein richtiger Grund für eine massive Beschwerde, wenn nicht sogar für eine Teil-Reisepreis-Erstattung. :(

Seawinds hat geschrieben:Ich wollte im Trollfjord stehen und in Ruhe die gigantische Natur um mich rum genießen und musste mir nebenbei mehrmals sagen lassen, dass ich jetzt für den und den Preis wunderbar frische Waffeln kaufen könne.

Ich bewundere deine Ruhe, ich glaube, ich wäre da SEHR laut geworden. :keppler:

Seawinds hat geschrieben:Im Shop erstanden wir endlich das Poster, das sämtliche jemals existierenden Hurtigruten-Schiffe zeigt.

Das hab ich damals im HR-Museum in Stokmarknes bekommen. Upps, wollte damit aber nicht in offene Wunden stossen. :oops:

Seawinds hat geschrieben:Soweit mag ich aber eigentlich noch gar nicht denken, weil ich erstmal die gemachte Reise sacken lassen muss und bis zur nächsten sicher mindestens zwei bis drei Jahren vergehen werden.

Kopf hoch, die nächste Reise wird bestimmt wieder besser. :rocker:
Gruß, Joachim

Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.
- Joseph Joubert -

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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Seawinds » Di, 19. Mai 2009, 7:21

Jobo hat geschrieben:
Seawinds hat geschrieben:Eine leicht unruhige See sorgte beim Frühstück dafür, dass mein noch leerer Magen ein wenig rumzickte

Du scheinst da echte Probleme zu haben. :kotzuebel: Eine Reise im Winter wäre da wohl eher nichts für dich.

Tja, da stecke ich so ein wenig in der Zwickmühle. Ich möchte nächstes Mal gerne früher oder eben später im Herbst fahren, um etwas mehr Ruhe auf dem Schiff zu haben. Ich weiß aber auch, dass da die Gefahr für unruhige See natürlich größer ist. :-?
Vermutlich war mein Magen an dem Morgen bei dem bisschen Seegang einfach so sensibel, weil er relativ leer war. Danach habe ich ja noch einige heftige Strecken wesentlich besser überstanden - nur südgehend auf der Hustadvika war es richtig gemein. Ich hab's immer noch nicht mit Medikamenten gegen Seekrankheit probiert, weil ich keine Lust auf die Nebenwirkungen (->Müdigkeit) hatte. Vielleicht würden die bei mir ja wunderbar anschlagen...
Der Gedanke, mehrere Tage liegend in der Kabine verbringen zu müssen, ist jedenfalls nicht sehr erstrebenswert. Das habe ich auf der vorangegangenen Fahrt mit der Richard With in der Barentsee schon mal zweieinhalb Tage erlebt.
Jobo hat geschrieben:
Seawinds hat geschrieben:Soviel gab es draußen einfach nicht zu sehen, und das Wetter ließ die Landschaft noch grauer wirken.

Ich denke, die Ecke rund um Kirkenes ist wirklich nur im richtig Winter schön, aber wer weiß. :wink:

Ich habe die Strecke einmal bei Sonnenschein im April erlebt. Da war sie jedenfalls sehr hübsch...
Jobo hat geschrieben:
Seawinds hat geschrieben:hatten jeden Abend unter der Musik des Duos zu leiden, das in der Bar an Deck 7 spielte.

Ja, auf der Midnatsol gab es auch so einem Möchtegernmusiker, der sich allabendlich einen abkrampfte, für zwei, drei Gäste die ihm, wohl mehr aus Höflichkeit, zuhörten. Hoffentlich wird das bei der HR kein Trend. :shock:

Das mit der Musik ist das eine. Das finde ich zwar auch komisch, weil es bei mir Assoziationen ans Kreuzfahrtambiente weckt, von dem sich Hurtigruten meiner Meinung nach bisher positiv abgegrenzt hat. Ich habe das Konzept auch nicht verstanden, weil man in der Bar ja eigentlich gemütlich zusammen sitzen sollte mit einem Getränk und sich dabei unterhält. Und die Musik als Hintergrundbegleitung dazu. Die Musik war aber so laut, dass eine normale Unterhaltung gar nicht mehr möglich war.
Ich bin ja gerne bereit, das zu tolerieren, solange es so stattfindet, dass man es umgehen kann. Das war ja auch eigentlich der Fall; in der Bar auf Deck 7 war ich eh fast nie. Meine Eltern und Verwandtschaft hatten dann eben nur leider den Lärm in den Kabinen, mussten also zwangsläufig drunter leiden. Und dann wird das ganze wirklich zum Problem...
Jobo hat geschrieben:
Seawinds hat geschrieben:Ich wollte im Trollfjord stehen und in Ruhe die gigantische Natur um mich rum genießen und musste mir nebenbei mehrmals sagen lassen, dass ich jetzt für den und den Preis wunderbar frische Waffeln kaufen könne.

Ich bewundere deine Ruhe, ich glaube, ich wäre da SEHR laut geworden. :keppler:

Na ja, wenn ich nach außen wirklich noch ruhig war, dann aber innerlich jedenfalls gekocht. Ich möchte ungern überreagieren und unnötigen Aufstand mache und halte mich deshalb gerne zurück. Man wirkt dann gerne so übermäßig kritisch und kleinkariert. Aber ich weiß immerhin, dass zumindest meine fünf Mitreisenden auch Probleme mit diversen Ansagen hatten, ganz besonders mit dieser... :roll:
Jobo hat geschrieben:
Seawinds hat geschrieben:Im Shop erstanden wir endlich das Poster, das sämtliche jemals existierenden Hurtigruten-Schiffe zeigt.

Das hab ich damals im HR-Museum in Stokmarknes bekommen. Upps, wollte damit aber nicht in offene Wunden stossen. :oops:

Genau das hatten wir uns auch vorgenommen; ging bloß eben nicht... :( Aber die MS Nordkapp war ja bestens ausgestattet.
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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Jobo » Di, 19. Mai 2009, 8:16

@seawinds,

Seawinds hat geschrieben:Vermutlich war mein Magen an dem Morgen bei dem bisschen Seegang einfach so sensibel, weil er relativ leer war.

Ja, das ist absolut schlecht. Der Magen sollte weder leer, noch halb leer oder übervoll sein.
Seawinds hat geschrieben:Ich hab's immer noch nicht mit Medikamenten gegen Seekrankheit probiert, weil ich keine Lust auf die Nebenwirkungen (->Müdigkeit) hatte.

Versuchs doch mal mit den Akupressurbändern, die habe ich sogar schon bei HR-Besatzungsmitgliedern gesehen. Kannst dir ja Reisetabletten für den Notfall mitnehmen. Die musst du dann aber mindestens eine Stunde vor dem Seegang einnehmen, sonst bringen die auch nichts mehr.
Also so richtig lange im Bett liegend habe ich noch nie einen Passagier erlebt. Meistens war es den Seekranken besser, sobald sie sich gelegt haben, spätestens wenn die Schaulelei aufgehört hat.
Seawinds hat geschrieben:Die Musik war aber so laut, dass eine normale Unterhaltung gar nicht mehr möglich war.

Bei uns wars damals noch schlimmer. Da hat dieser Teilzeitmusiker an die wenigen Gäste in der Bar den Plan mit den Ankunftszeiten der Midnatsol verteilt und wollte dann diesen Plan mit den Gästen singen :kopfmauer: :kopfmauer: :kopfmauer: . Spätestens da wußte ich, das dieser Carusoverschnitt wohl einmal zu dicht an seine Lautsprecher geraten ist. :lol:
Gruß, Joachim

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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon almidi » Di, 19. Mai 2009, 9:40

Hallo seawinds,

einen schönen Bericht hast Du uns da geliefert. War spannend zu lesen, und jetzt fange ich schon wieder zu spät an mit Arbeiten.
Vor allem eine Menge gelungener Fotos hast Du geschossen.
Was mir dabei auffiel, daß sich die Perspektive von einem großen, hohen Schiff gegenüber der fast auf Wasserhöhe liegenden Decks der MS Lofoten stark unterscheidet.
Viele Dinge, die ich auf Augenhöhe betrachtet habe, hast Du eher "von oben herab" gesehen.

Die Geschichte mit den Waffelansagen wurde meines Wissens bislang nur von der MS Lofoten Anfang April getopt, als sie mit neuester Lasertechnik die Waffelreklame in den Trollfjord projeziert haben soll. :wink: Da solls dann zwar keine Ansagen gegeben haben, die Bilder sollten ja für sich wirken. Aber das hat dann wohl auch nichts mehr mit Romantik oder so zu tun.

Aber im Ernst : Hoffentlich liest HR hier ab und zu mal mit und läßt solche Kritik auch mal irgendwann in ihre Reisen einfließen.

Vielen Dank noch mal für die spannende Lesestunde
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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Tulilautta » Di, 19. Mai 2009, 11:18

Eiskristall hat geschrieben:Kann es verstehen, wenn die Risøyrenna/Risøyhamn, Sortland, Stokmarknes und einTeil vom Raftsund ausfällt ist schon hart. Unsere Reise endete in diesem Jahr in Tromsø (mit der MS TROLLFJORD). Mit etwas Abstand ist es dann meist trotzdem eine schöne Reise.

Nordgehend hatte ihr ja fantastische Lichtstimmungen und dir sind tolle Fotos gelungen. Ist schon ein Unterschied ob die Reise im Febr/März oder Apr./Mai gemacht wird.


Da sehe ich den Vorteil drin das es meine erste Fahrt war: so weiß ich wenigstens gar nicht was ich da verpasst habe und hab mich deshalb auch nicht allzu sehr darüber geärgert - dieser Streckenabschnitt wird dann halt auf der nächsten Fahrt angeschaut :) . Der einzige Kritikpunkt ist es das nachdem wir die Abkürzung gefahren sind das Schiff sehr früh dran war - da stellte sich mir die Frage ob es nicht möglich gewesen wäre die eigentlich geplante Strecke trotzdem zu fahren und das auszugleichen indem man wo es geht etwas schneller gefahren wäre und die Liegezeiten in den Häfen (von der in Stockmarknes wegen des Museums mal abgesehen) verkürzt hätte.

Ja, das Licht war schon toll; ich habe es jedenfalls nicht bereut mir dafür extra noch eine neue Kamera geholt zu haben. Das Problem mit der Reisezeit ist es dass ich die nächste Tour lieber im Herbst fahren würde, aber da ist es halt schwer einzuschätzen was einen da an Sturm und dergleichen erwartet - an sich stört mich das offenbar nicht aber schönes Sonnenwetter ist mir natürlich trotzdem lieber.

Revolera hat geschrieben:Betr. Trollfjord - bei uns gab es im Fjord auf Deck Bier und (scheusslich schmeckende) Fischfrikadellen, die man aber schon beim Abendessen bestellte und zahlte. Trotzdem - bei der Einfahrt in den Fjord ging dadurch eine schon fast an einen Jahrmarkt erinnernde Unruhe los, was ich sehr schade fand und die Stimmung etwas trübte


Richtig gestört haben mich nur die viel zu häufigen Durchsagen - welche auch noch teils in einer Lautstärke waren an Deck dass der Ton schon in den Ohren weh getan hat. Ansonsten wäre das ganze gar nicht so schlimm gewesen. Als wir das erste Mal nachts in den Trollfjord gefahren sind gab es auch Fischsuppe (aber kostenlos) und irgendwas zu trinken (alkoholisch - daher natürlich nicht umsonst) . Nur das kam ohne große Werbung und war daher ganz nett; nach der Zeit in der Kälte eine warme Suppe spendiert zu bekommen. Etwas frech fand ich es nur das man für die Waffeln halt bezahlen musste; bei den Preisen sollte sowas doch inbegriffen sein.

Hier nochmal alle meine Bilder (naja, fast alle; so vielleicht 50 Stück waren nicht so toll geworden) : http://s624.photobucket.com/albums/tt322/Tulilautta/ . Viel Spaß beim anschauen :winkewinke:
What if i`m an snowstorm burning
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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon Jobo » Di, 19. Mai 2009, 11:34

Tulilautta hat geschrieben:Da sehe ich den Vorteil drin das es meine erste Fahrt war: so weiß ich wenigstens gar nicht was ich da verpasst habe

... es kann nur noch schöner werden .... 8)
Tulilautta hat geschrieben:Richtig gestört haben mich nur die viel zu häufigen Durchsagen - welche auch noch teils in einer Lautstärke waren an Deck dass der Ton schon in den Ohren weh getan hat.

Da kann ich nur die MS Lofoten empfehlen, da hört man auf dem Oberdeck sowieso nichts mehr von den Durchsagen. :nixwissen:
Tulilautta hat geschrieben:Viel Spaß beim anschauen :winkewinke:

Schöne Bilder, das weckt doch gleich wieder Erinnerungen ... :viking:
Hast du das Pro-Packet bei Photobucket? Frage weil du dort mehr als 10 Alben hast.
Gruß, Joachim

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Re: Reisebericht MS Nordlys, 26.04. - 07.05.2009

Beitragvon bergen » Di, 19. Mai 2009, 11:36

Hei seawinds

Danke für deinen Bericht. Sehr schöne Fotos. Vorallem die Schiffe gefallen mir sehr.
Ich hoffe dein Äger ist schon etwas gewichen und es bleiben die schönen Errinnerungen.
Betreffend der Seekrankheit, wenn es dich wieder trifft auf der Reise. An der Rezeption haben sie gut wirkende Tabletten. Vielleicht machen sie etwas müde muss aber nicht sein. Und ich finde es tausendmal besser weder "Grün" und "Kot...." zu leiden. Ich nehme immer bei offenen Seestrecken wenn kräftiger Wind angesagt ist Stugeron. So überstehe ich auch Orkans auf MS Lofoten und MS Nordstjernen. Einfach ca. eine Stunde vor der "Schaukelei" einnehmen, sonst begegnest du sie wieder :wink:

Hilsen fra Sveits
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