Küstenkultur: Norwegens Leuchtfeuer
„Leuchtturmreise“ entlang der norwegischen Küste
Teil 89
Barøy – Ballangen - Nordland
Leuchtfeuerstation Barøya – Im Hintergrund der 1.355 m hohe Frostisen
Die Leuchtfeuerstation Barøy liegt zentral an einem „Verkehrskreuz“: Im Norden liegt Lødingen mit der Lotsenstation für den Tjeldsund, der von vielen Schiffen für die weitere Fahrt nach Norden genutzt wird. Zwischen Lødingen und Bognes verkehrt eine Fähre als Verlängerung der Europastraße 6. Im Osten liegt der Ofotfjord mit Narvik als zentralem Knotenpunkthafen. Barøy hängt eng zusammen mit dem Hafen von Narvik und dessen Aktivitäten.
Die Station Barøy ist ein typisches Beispiel für eine kleine Küstenstation. Die großen Küstenfeuer mit den Leuchtfeuertürmen stehen in einem größeren Abstand zueinander. Aber ein kleines Richtfeuer, wie Barøy, ist erheblich kleiner.
Bereits 1855 wollte die Leuchtfeuerkommission am äußeren Ende des Ofotfjords ein Leuchtfeuer errichten lassen, um der Schifffahrt eine sichere Einfahrt nach Narvik zu gewähren.
Es brauchte jedoch fast 50 Jahre bis dieser Plan umgesetzt werden konnte. Dies geschah erst, als Narvik als Verschiffungshafen für das schwedische Eisenerz von Kiruna benutzt wurde, nachdem die Eisenbahnstrecke für den Transport von schwedischem Eisenerz von Kiruna nach Narvik 1903 offiziell in Betrieb genommen wurde.
Der Bau von Barøy war dann Teil eines größeren Plans zur Befeuerung des Ofotfjords, da das Erz von immer mehr und immer größeren Schiffen von Narvik erfolgte.
Die Lage der Leuchtfeuerstation wurde beibehalten und am 1. Oktober 1903 ging die Leuchtfeuerstation Barøy in Betrieb.
Das Leuchtfeuergebäude von Barøy ist ein kleines Blockhaus, das zugleich als Wohnhaus für den Leuchtfeuerwärter und seine Familie diente. Das Leuchtfeuerhaus aus Gusseisen mit einer Linse 3. Ordnung war an der zum Fjord liegenden Wand auf derselben Höhe wie die Wohnstube angebracht, so dass es von dort aus überwacht werden konnte.
Im Laufe der Jahre hatten die Leuchtfeuerbediensteten die Station ausgebaut. So kamen ein Wirtschaftsgebäude mit Stall, ein Holzschober mit Werkstatt sowie ein Bootshaus mit Landungssteg hinzu.
Die Station liegt auf einer Insel, jedoch nahe dem Festland. Barøy gehört nicht zu den meist isolierten oder gar zu den dem Wetter am heftigsten ausgesetzten Stationen. Daher war bei solch einer Leuchtfeuerstation der Lohn für den Leuchtfeuerwärter ein Drittel niedriger gegenüber den anderen Stationen. Gleichwohl kann das Wetter am Vestfjord bei südwestlichen Winden heftig sein.
Am Landungssteg konnte das Boot das ganze Jahr ausgesetzt bleiben. Lediglich bei südwestlichen Winden musste es mit dem Kran an Land geholt werden.
Das Land um die Station konnte für den Anbau von Gemüse genutzt werden, als auch für die Haltung einer Kuh und weiterem Kleinvieh.
Der erste Leuchtfeuerwärter auf Barøy war Konrad Johnsen. Die Familie bestand aus ihm selbst, seiner Frau, drei Kindern und einem Dienstmädchen. Zufolge den Dienstanweisungen hatte der Leuchtfeuerwärter mit seinem Hausstand die Verantwortung für die Instandhaltung des Leuchtfeuers. Das bedeutete in der Regel, dass die Frau des Leuchtfeuerwärters auf das Feuer zu achten hatte, wenn der selbst verhindert war.
Der Wasservorrat bestand aus dem über die Dachrinnen im Keller gesammelte Wasser, wie bei vielen anderen Leuchtfeuern. Die Insel Barøy hatte keine Landverbindung. Sie lag aber nahe am Festland. Auf Barøy lagen mehrere Höfe und so wohnten dort 30 Einwohner.
1958 wurde Barøy in eine Wachstation geändert, d.h. fest angestellte Leuchtfeuerwärter wechselten sich nach einem Wachplan regelmäßig ab, um das Leuchtfeuer zu beaufsichtigen und zu warten. Die Besatzung bestand nun aus dem Leuchtfeuerwärter, einem Assistenten und einem Assistenten in Reserve. Dies bedingte einen Umbau des bisherigen Familiengebäudes, um die Besatzung entsprechend unterbringen zu können.
1962 wurde die Station elektrifiziert mit Strom aus dem lokalen Netz und einem Notstromaggregat in Reserve.
1980 wurde die Station automatisiert und die Besatzung abgezogen. 2010 wurde das Leuchtfeuer Barøy durch ein Leuchtfeuer auf einer Säule ersetzt.
Die Leuchtfeuergebäude wurden mehrere Male renoviert und Veränderungen unterzogen. Die Eternitverkleidung wurde entfernt und die Holzverkleidung weiß gestrichen. Ebenso wurde der alte Öltank entfernt.
Heute werden Führungen über die Station und Übernachtungen angeboten.
Quellen:
Finn et fyr, Eli Johanne Ellingsve, Tapir Akademisk Forlag, Trondheim 2007, S. 38
sowie
https://kystverket.no/Nyheter/2018/juni ... k---baroy/
https://fyr.no/fyr/baroya-fyrstasjon/
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Fortsetzung folgt