Drei Monate wandern in Norwegen ab Anfang Juni.

[Heinz Domin]

Hallo Norwegenfreunde,

mit 65 Jahren will ich mir einen Wunsch erfüllen und drei Monate durch Norwegen wandern. Start soll in Haukeliseter Anfang Juni sein. Nun bekomme ich langsam kalte Füsse, da auf der Hardanger Vidda die Sommerbrücken erst Ende Juni installiert werden und die Hütten erst teilweise ebenso spät öffnen. Liegt Anfang Mitte auf der Vidda noch zuviel Schnee oder ist es zu naß? Wer kann mir Tipps geben, wann ich starten kann?

[Jürgen Humbert]

Hallo Heinz,

ich wage zu bezweifeln, daß es eine gute Idee ist, Anfang Juni schon durch die Vidda wandern zu wollen. Mag ja sein, daß es "technisch" machbar ist - je nach Restschneedecke (über die Brücken weißt Du ja Bescheid). Aber ich denke, der Genuß wird dabei auf der Strecke bleiben. Die Natur braucht da oben einfach etwas länger. Statt durch - für "arktische" Verhältnisse - üppiges Grün zu wandern, wirst Du durch Schneefelder stapfen oder durch "braunes Gras" aus dem Vorjahr. Für mich sieht's da oben um diese Jahreszeit einfach ein bissel zu trostlos aus... Ganz im Gegensatz zur Küstenregion beispielsweise.
Wenn Du soviel Zeit hast - warum wanderst Du in der Vidda nicht einen oder zwei Monate später?

Grüße
Jürgen

[Julia]

Anfang Juni ist im Gebirge die Schneeschmelze noch in vollem Gang, mit allem, was dazugehört: viel Wasser, feucht und alter Restschnee(matsch). je nach Höhenlage kann es Anfang Juni sogar auf Skiern noch besser sein als zu Fuss. Der Juni ist sozusagen (trotz der hellen Tage und der vielen Sonne) im Gebirge "Nichtssaison": zum Wandern zu früh, zum Skilaufen zu spät.

Ich würde im Juni weiter südlich (bzw. südöstlich) anfangen (schon, weil im Osten erfahrungsgemäss weniger Schnee liegt, der also auch schneller weg ist), also Telemark (Skim, Blefjell, Lifjell), Buskerud (Norefjell), Oppland (Fjellregionen östlich und westlich Lillehammers), evtl. auch schon Rondane.

[Kerstin i Norge]

hallöchen.

ich hab Mitte Juni auch schon Schneesturm auf der Hardangervidda erlebt. Also es gibt nix, was es nicht gibt.

lg

Kerstin

[Julia]

Dass es auf der Vidda und in Jotunheimen etc. auch im Sommer Schlechtwetter mit Schneestürmen usw geben kann, sollte eigentlich klar und die Ausrüstung (auch für Tagestouren) dementsprechend sein.

Doch solcher Schnee ist nicht unbedingt ein Fortbewegungshindernis, da der Boden drunter (normalerweise) schon abgetrocknet war, d.h. der Schnee liegt leicht oben drauf und bedeckt vielleicht einige Markeriungen oder so, aber man kann durchlaufen (mit normalen Wanderschuhen).

Hier war, glaube ich, eher die Frage nach der generellen "Bewanderbarkeit" des Bodens nach der Schneeschmelze, und das ist im Juni in den Hochlagen generell noch nicht der Fall: das allgegenwärtige Wasser durchnässt und versumpft den Boden derart, dass das Wandern nicht besonders spassig ist, auch bei schönem Wetter!

[Kerstin i Norge]

ich wohn in einem "Schneeloch" ...regnet es woanders , schneit es oft genug bei uns.

Aber Du kannst mir glauben Julia, die meisten Touris denken nicht daran, dass sie im Sommer in Südnorwegen von einem Schneesturm heimgesucht werden, Schlechtwetter ja, Schneesturm nein. Daher würde ich das nicht als was selbstverständliches ansehen. Ich hab auf der Tour genügend ungläubige Gesichter gesehen, wobei ich dann insgeheim dachte : hjertelig velkommen i Norge .


lg

Kerstin

[Jürgen Humbert]

Letztes Jahr gab's im A u g u s t in der Geiranger-Region ab ca. 500 m 5-10 cm Neuschnee. Innerhalb von wenigen Minuten war alles weiß...

Wir fanden's klasse

Hilsen
Jürgen

[Heinz Domin]

Hallo Kerstin, Jürgen und Julia,

Ihr seid ja richtige Norwegenkenner. Für Eure Beiträge danke ich sehr. Na klar gibt`s im Sommer im Hochland auch einmal Schnee und Sturm. Mir geht es hauptsächlich darum, ob ich sicher durchkommen kann. Ich möchte nicht der Touri sein, der von nichts Ahnung hat und die Rettungsdienste beschäftigt.

Mir geht es um eine schöne Tour über ca. 3 Monate, wobei ich am Ende die Lofoten sehen möchte. Ich will viel wandern ohne Auto (ich komme mit Fähre und Bus) und dabei viele schöne Stellen sehen. Die Zwischenverbindungen werde ich mit dem Bus machen. Wenn die Vidda im Juni noch zu nass ist muß ich eben später oder woanders starten. Frage: Wenn ich ca. Mitte Juni starte (Ende ca. Mitte September) wo würdet Ihr mit raten zu starten?

[Stefan]

Wie wäre es mit dem Rondane-Stien. Du startest in Lillehammer und langsam aber sicher kommt man nach Rondane, wo man sich dann auch noch austoben kann und auch noch weiter bis in das Dovrefjell und auch noch weiter vorarbeiten kann. Ich bin die Strecke zwar noch nie gelaufen, aber sie reizt mich schon lange. Es fängt in einer "lieblicheren" Gegend an und man steuert langsam aber sicher einigen Höhepunkten zu. Ich denke von Lillehammer bis ins Rondane-Gebiet dürfte es Anfang Juni gut machbar sein.

[Julia]

Rondane-stien: die Region meinte ich mit östlich von Lillehammer, evtl. Rondane.

Ja, die Strecke ist sicher reizvoll, aber zweifellos streckenweise auch ziemlich eintönig: Fjellbirkenwald und Fjellbirkenwald und nochmal Fjellbirkenwald, bis man endlich das Venabufjell und nach und nach Rondane erreicht.

So gesehen ist die Route durch die zentralen Fjellregionen (Vidda, Skarvheimen, Jotunheimen, Dovre, Trollheimen) schon um einiges attraktiver.

Heinz, wenn Du zeitlich flexibel bist, würde ich das Ganze in die Monate Ende Juni - Mitte September verlagern. Im September wird es zwar nachts schon kühl (d.h. im Gefrierbereich), aber dafür bekommst Du gleichzeitig die im Gebirge schönste Jahreszeit mit - die Ruska.

Wenn Du nicht früher loskannst, fang in Lillehammer an über Rondane und dann Dovre-Trollheimen oder weiter westlich in die Tafjordfjella, bevor Du nach Norden weiterdüst.

Über einige der Gebiete kannst Du auf unserer Homepage nachlesen. Z.B. in der Bildergalerie unter Andere Fjellregionen gibt es zwei Galerien von Skarvheimen, wie die Vidda nördlich der RV7 auch genannt wird, wo Du die Verhältnisse dort im Juli sehen kannst.

Viel Spass bei diesem spannenden Vorhaben!

[usch]

Offenbar mache ich mir ähnliche Gedanken wie Heinz.

Auch wir werden vom 1. - 21. Juni unterwegs sein und haben (mit Auto u. Zelt unterwegs) als nördlichstes Ziel die Lofoten angepeilt.

Ich verfolge die Diskussionen hier und habe auch ein wenig im Internet recherchiert. Meine Sorge ist einfach, dass wir entweder auf zu viel Schnee stoßen (Vidda u. Jotunheimen) oder aber auf karge Vegetation.

Die Frühlingsblüte in den Fjorden im vergangenen Jahr war so atemberaubend schön - ist das überhaupt noch zu toppen?

Der Vorschlag, sich vom Gudbrandsdalen aus nach u. nach je nach Witterung in den Norden "vorzuarbeiten" gefällt mir am besten. Einfach die Webcams vor Abreise abgrasen u. kurzfristig entscheiden, wie weit wir in den Norden vorstoßen, wird wohl das Vernünftigste sein.

Geirs Bilder von den Lofoten werden dabei sicher die wichtigste Info-Quelle sein. Hoffentlich bleibt er ein regelmäßiger Bilderlieferant!