Ich war jetzt schon 21x im Norden, im Land der Fjorde und des Fjells, oder Fjäll, wie es in Scheden geschrieben wird. Viele Leute fragen mich, warum ich immer wieder dort hin gehe, es gibt doch auch noch andere schöne Gebiete auf der Welt, zum Wandern.
Da haben sie recht, die gibt es, in Amerika, in Afrika, in Asien, ich kenne sie ja auch teilweise (eigentlich nur sehr wenige) aus eigener Anschauung. Und sie sind wirklich schön, jedes für sich.
Aber ich kann auch in Norwegen 3x die selbe Strecke wandern und ich finde sie immer noch toll, denn es war zwar 3x der selbe Weg, die selben Steine, über die ich stolperte, aber es war jedes mal eine andere Landschaft.
Ich kann mich am Fjord 3 Wochen ans Fenster des Ferienhauses setzen und ich sehe jeden Tag, jede Stunde eine andere Landschaft, mit den Augen des Fotografen vielleicht.
Wenn ich draußen im Fjell unterwegs bin, fühle ich jeden Tag eine andere Landschaft, eine andere Natur. Ich fühle die wärmende Sonne, den kühlen Nebel, den Regen, den kalten Nordwind, der manchmal auch im August Schneeschauer über das Fjäll weht.
Ich höre immer wieder andere Vögel, ich höre anderes Wasser rauschen und manchmal höre ich gar nichts. Es ist als Mitteleuropäer auch mal ein Erlebnis, gar nichts zu hören, im Herbst, im Winter, wenn die Landschaft schläft, wenn keine Vögel da sind, wenn keine Mücken summen, wenn kein Wasser fließt, wenn die Kälte selbst den Wind scheinbar gefrieren lässt.
Und die Gerüche: Moor, Wasser, Tiere, Gras, Schnee, Blüten, Früchte...
Wenn ich anders wo wandere, muss ich immer vorsichtig sein, mit dem Wasser. In Norwegen kann ich eine Handvoll aus dem Bächlein schöpfen und das Wasser schmeckt in jedem Bächlein anders, mal nach Moor, mal nach Steinen, mal nach Gras.
Ich wandere ja oft barfuß und auch das ist im Fjell ein Feuerwerk der Gefühle. Kein Stein fühlt sich wie der andere an, keine Wurzel ist wie die andere, jeder Schritt ist eine Gefühlswelt für sich, jede Stunde, jeden Tag.
Ich lese immer wieder von Leuten, die in Schweden oder in Norwegen wandern möchten. Sie setzen sich ins Flugzeug und fliegen nach Kiruna, oder nach Narvik, in 2 - 3 Stunden sind sie da. Sie wandern 2 Wochen durch die Landschaft, erzählen dann zu Hause von den Mücken und überlegen, wo sie nächstes Jahr hinkönnen. Afrika, Kanada und Nepal, Australien und Argentinien waren sie schon...
Ich fahre mit dem Zug nach Nordskandinavien, dauert so um die 45-50 Stunden von Karlsruhe aus, in der Zeit könnte ich 2x um die ganze Welt fliegen!
Aber, jede Zugfahrt ist anders, nach jeder Station sehe ich neue Leute, meine Sitznachbarn wechseln, es sind welche dabei, die lieber nichts reden, es sind welche dabei, die mir das Ohr "abkauen", aber auch die, die nichts reden erzählen mir doch eine ganze Menge über die Stille ihrer Heimat. Und oft gibt sich auch ein ganz nettes Gespäch, in norwegsich, schwedisch, englich oder deutsch, oder alles zusammen, gleichzeitig, jedes Wort in einer anderen Sprache, wie im letzten September im Zug von Kobenhagen nach Rödby, als ich zusammen mit einem Norweger und einer Schwedin im Abteil saß.
Zug fahren in Norwegen ist ja auch nicht Zug fahren in Deutschland. Wenn man aus dem Fenster schaut, zieht eine Bilderbuch vorbei, mit vielen bunten Seiten, die im Wind dahinblättern - bei uns knallen die Blicke an die vorbeirasende Tunnelwand...
Und irgendwo steige ich aus, an einem kleinen Bahnhof im Fjell, Kongsvold vielleicht - es passt nur ein Wagen an den Bahnsteig - und dann gehe ich los....
http://www.nordland.im-licht-der-natur.de
Viele Grüße,
der padjelantaelch