Hallo, Danke Gudrun, es wird langsam.
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Mit MS AMADEA auf Nordkurs – Teil 13
Mittwoch, 18. Juni 2014 – Island: Akureyri 
AMADEA in Akureyri mit dem 1.300 m hohen Hlídarhryggur
Bereits um 08.00 Uhr erreichten wir nach der Durchfahrt durch den Eyjafjord unser erstes Ziel in Island: Akureyri. Da wir hier einen Ausflug zum Goðafoss und zum Museumsdorf Laufás gebucht hatten, hieß es heute wieder etwas früher aufstehen. Im Anschluss an den Ausflug sollten wir Gelegenheit haben, uns ein wenig in der Stadt umzusehen. Daher ging es zunächst auf zum Museumsdorf Laufás. Eigentlich fahren wir nicht so gerne mit dem Bus, aber, da wir auch gerne etwas mehr von Island als „nur“ die Küste sehen wollen, blieb uns keine andere Wahl.
Los ging’s um 09.00 Uhr mit einem deutschen Guide, der nunmehr in Island lebt und wie er uns erzählte sich hier sehr wohl fühlt.

Ringstraße Nr. 1
Während der Fahrt nach Laufás über den Hringvegur, die Ringstraße 1, erzählte er anschaulich – aber nicht nervig, das können einige Guides auch ganz gut, wenn ich nur an die „jolkende“ Dame auf unserem ersten Hurtigruten-Ausflug zum Nordkapp denke - - über das Leben in Island aber auch über die Entstehung des Museumsdorfes.

Laufás Hof

Laufás Hof und Kirche
Der Torfhof wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut, die Kirche 1865. Erwähnt wurde die erste Kirche hier bereits 1047, also kurz nach der Christianisierung des Landes.

Älter als die Kirche ist die sehr hübsch bemalte Kanzel von 1898.

Laufás Hof mit dem 662 m hohen Berg Laufáshnjúkur

Interessant war die Bauweise der Häuser: Die Vorderfront war aus Holz, die Seiten und Rückwände aus getrockneten Torfballen gebaut.

Auf dem Giebel eines der Häuser war ein geschnitzter Eidererpel zu sehen, ein Hinweis auf die Brutkolonien der Eiderenten, deren Daunen nicht nur zu jener Zeit begehrt waren, sondern auch zum Einkommen der nicht gerade mit Reichtum gesegneten Kleinbauern beitrugen.
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Nach etwa einer halben Stunde Besichtigung innen und außen – wobei die meiste Zeit damit verging, dass man wartete, um ein Motiv ohne Mitreisende zu bekommen, ging es durch die grüne Landschaft zum Goðafoss. Bisher hatten wir in Island – lang, lang ist’s her – im Juni 1996 den im Süden Islands gelegenen Gullfoss gesehen. Nun waren wir auf den zweiten Wasserfall gespannt.

Der Goðafoss und der Skálfandafljót
Schon gegen 11.00 Uhr erreichten wir den nicht sehr hohen, aber dennoch imposanten „Wasserfall der Götter“, denn der Sage nach – und davon gibt’s viele in Island und viele sind auch schriftlich belegt – soll um 1.000 n.Chr der isländische Häuptling Þorgeir beschlossen haben, dass sein Volk das Christentum annehmen als Staatsreligion annehmen soll. Es heißt, dass er die alten Götterbilder in den Wasserfall geworfen haben soll, um zu beweisen, dass die alten Götter keine Macht mehr haben. Damit soll der Wasserfall zum „Götterwasserfall“ geworden sein.
Wer aber weiß, dass ein mehr oder weniger großer Teil der Isländer auch heute noch an Elfen und Trolle glaubt, wird der zweiten Version mehr Glauben schenken. Demnach soll der norwegische König Olav, der ja die Christianisierung in Norwegen vorantrieb, angedroht haben, kein Holz mehr nach Island zu liefern, wenn sie nicht den Göttern abschwören sollten. Auf einer Thingsitzung soll dann beschlossen worden sein, mit dem Wurf der Götterbilder in den Wasserfall ein Zeichen zu setzen.

Goðafoss und Skjálfandafljót
Der Goðafoss ist zwar nur 12 m hoch, aber durch seine Hufeisenform eindrucksvoll. Er wird gespeist vom 180 km langen Skjálfandafljót, der im nordwestlichen Teil des Vatnajökull entspringt. „Skjálfandafljót” bedeutet so viel wie der „Zitternde“, da es hier in diesem Landesteil häufiger zu Erdbeben an der Tjørnes-Bruchzone kommt. Die Fallkante entstand vor etwa 8.000 Jahren.
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Nach einem kurzen Besuch im Souvenir-Shop und den auch hier nicht reichlich gesäten Örtlichkeiten ging es zurück nach Akureyri. Dort sollten wir am Botanischen Garten stoppen. Allerdings war uns nicht nach botanischen Gärten, sondern einer Tasse Kaffee, auch dieser Garten die erste öffentliche Parkanlage Islands war und 1910 entstanden ist. Später sollten wir erfahren, dass dieser botanische Garten nicht der nördlichste in Island ist.
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Übrigens: Wenn ich schreibe IN Island und nicht AUF Island, dann liegt der Unterschied darin, dass sich die Isländer nicht gerne als Inselbewohner sehen. Und das, obwohl immer wieder geschrieben wird, dass Island flächenmäßig der zweitgrößte Inselstaat Europas ist und die größte Vulkaninsel der Erde.
Und ich schreibe IN Island, weil ich IN einem Staat bin!
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Nun aber zurück nach Akureyri und unserem Kaffee-Stopp. Hier genossen wir nicht nur den Kaffee, sondern auch andere Besucher, nicht nur die, die von unserem Schiff kommen, sondern auch von der ebenfalls im Hafen liegenden AIDAcara und einen der Guides von diesem Schiff der doch allen Ernstes „Two coffees mit Milch“ bestellt. Wir konnten uns vor lauter Prusten kaum halten.
Nach dem Stopp am Botanischen Garten ließen wir uns in der Stadt absetzen, was andere Passageire auch machten. Su mussten wir nicht erst vom Schiff wieder zurücklaufen.

Zunächst standen wir unterhalb der Akureyrarkirkja, die 1940 gebaut und von einem isländischen Architekten entworfen wurde.

Wir besuchten die Haupteinkaufsstraße, die Hafnarstraeti mit ihren bunten Häusern. Die viertgrößte Stadt Islands machte auf uns einen interessanten Eindruck. Sollten wir noch einmal nach Island kommen, würden wir diese Stadt wohl sicherlich ausgiebiger angucken wollen.
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Hier, in der Hafnarstraeti, trafen wir auch einige der philippinischen Besatzungsmitglieder, die vor der Buchhandlung Eymundsson saßen und das – in Skandinavien fast überall übliche – freie WLAN nutzten, um mit ihren Angehörigen auf den Philippinen zu sprechen.
Aber Eymundsson ist mehr als nur ein Buchladen: Café, Treffpunkt, kleine Leckereien, Schreibwaren, Souvenirs – geschmackvolle und weniger geschmackvolle. Auf jeden Fall sind die Eymundsson-Treffpunkte ein Besuch wert, gleich ob hier oben kurz unter dem Polarkreis, in Reykjavik oder in anderen kleinen Orten Islands.
https://en.wikipedia.org/wiki/EymundssonMeine Frau hatte wieder ein kleines Erlebnis:
„Auch hier wundern wir uns erneut über eine unserer Mitreisenden, wie sie selbstverständlich die Kassiererin auf Deutsch anspricht. Pech gehabt, das klappt hier nicht.“
Wir bummelten langsam zum Schiff zurück. Am Sportboothafen trafen wir auf eine kleine „Eiderenten-Familie“ mit vier Küken im Schlepptau.

Am Hafen lag das Kultur- und Konferenz-Center „HOF“. Das runde Gebäude ist wirklich eine gelungene architektonische Attraktion, die weit entfernt von unserer derzeitigen deutschen „Lego-Architektur“ entfernt ist. Das 2010 eröffnete Gebäude ist mit dunkelgrauen Basaltplatten verkleidet. Hier finden regelmäßige Ausstellungen sowie die unterschiedlichsten Musik- und Theatervorstellungen statt – in einer Stadt mit gerade einmal 18.500 Einwohnern. Im HOF befindet sich die Touristeninformation, ein sehr gutes Restaurant direkt am Wasser sowie ein Geschäft mit sehr mit sehr geschmackvollen isländischen Kunstgegenständen und Strickwaren. Bei dieser Auswahl sollte man das „Nicht-Einkaufs-Prinzip“ beherrschen: Hände in die Hosen- oder Jackentaschen, auf- und abspringen und Pfeifen, dann kann man nämlich nichts kaufen, wenn die Versuchung zu groß sein sollte.

Über die Strandgata bummelnd waren wir am späten Nachmittag wieder am Schiff angekommen. Zwischenzeitlich trafen auch die Ausflügler von der Walbeobachtung wieder ein. Hier im Eyjafjord war die Chance Wale zu beobachten sehr groß – dies sollten wir bei anderer Gelegenheit erfahren.
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Um 18.00 Uhr hatten wir wieder unsere Ausgucks- und Beobachtungsposition auf Deck 11 eingenommen. Natürlich interessierte mich, wie Kapitän Flohr sein Schiff von der Pier brachte. Und Kapitän Flohr hatte mittlerweile mitbekommen, dass ich seine Manöver jedes Mal beobachtete und so schickte er auch heute einen „Kopf-Nick-Gruß“ nach oben. Netterweise warnte er uns auch, wenn er beabsichtigte das Typhon zu betätigen, denn wir standen ziemlich nah davor. Und wer einmal vor so einem Typhon stand und es plötzlich dröhnte, der weiß, wie schmerzhaft das Geräusch sein kann.

Auf dem Nordufer des Eyjafjord konnten wir den Austritt eines hydrothermalquelle beobachten. Faszinierend, wie aus den grünen Wiesen weißer Dampf auftaucht. Da dieser Rauch oder Dampf von dem heißen Wasser oben unterhalb der Straße herrührte, war es kein „Weißer Raucher“, wie es in diesem interessanten Artikel beschrieben wird:
https://de.wikipedia.org/wiki/Raucher_(Hydrothermie)
Meine Frau schrieb über die Ausfahrt:
„Langsam fuhr die „AMADEA“ durch den Eyjafjord dem Meer entgegen vorbei an grünen Wiesen, verstreuten Häusern, kleinen Leuchttürmen und hohen Bergen. Dann nach dem Abendessen, wir haben es uns gerade in der Vista Lounge bequem gemacht, Walalarm. Das hält uns natürlich nicht auf den Sitzen. Nichts wie raus! 
Buckelwale im Eyjafjord
Und wirklich: Jede Menge Buckelwale tummeln sich am Fjordausgang. Das ist ja Wahnsinn. Wir wissen gar nicht, wohin wir zuerst schauen sollen. Grandios! Auch wenn sie ziemlich entfernt ihre Auf- und Abtauchspiele spielen, sie sind dennoch ganz gut auszumachen. Auf jeden Fall sind die Eindrücke atemberaubend. 
Buckelwale im Eyjafjord
Inzwischen haben sich die üblichen Verdächtigen mit ihren Kameras auf Deck 11 versammelt. Gemeinsam beobachten wir das Treiben der Tiere. Es ist unglaublich schön! Ein gelungener Abschluss dieses Tages.“Fortsetzung folgt.