Gravelroads

Schweden, Finnland, Svalbard, ...

Re: Gravelroads

Beitragvon Voronwe » Fr, 10. Dez 2021, 15:35

Genauso wie den Besuch im Park des isländischen Dichters Thorsteinn Erlingsson (1858 bis 1914). Er liegt nur gut einen Kilometer westlich vom Gluggafoss und ist ein Kleinod in dieser sonst sehr trostlos wirkenden Gegend. Der Park ist schön angelegt mit einem etwas unscheinbar wirkenden Wasserfall und strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Hier bin ich allein und kann die Ruhe genießen. Bänke und Tische laden zum Verweilen.


Das ist vermutlich das wirklich exotische und besondere für Isländer: Ein Wald.

Da denkt man schon in Norwegen, die Wasserfälle wären gewaltig, und dann das hier. Da merkt man dann schon so richtig die Kraft der Natur, obwohl mir einige so aussahen, als ob da im Juni bei der Schneeschmelze noch wesentlich mehr runterdonnern würde.
Kennst Du eventuell eine Website: auf der ordentliche topographische Karten von Island zu finden sind? (so wie ut.no).
Ich verfolge jetzt den Bericht bei Google Maps, aber da fehlt halt viel Topographie.
Da bin ich mal gespannt, was noch so kommt und wann Du die Wasserfälle über hast :D

@MarkusD: Das Vogelbräu kenne ich tatsächlich und habe es auch in guter Erinnerung. Ich hab auch einen Krug von denen, Anlass des Besuchs war immerhin meine erste Teilnahme an einem Bundesfachschaftstreffen anno 1995
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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Sa, 11. Dez 2021, 15:32

Julindi hat geschrieben:Es gab zwei Dinge, die uns davon abgehalten haben, den Trip zu unternehmen: zum einen die lange Fährüberfahrt (mit Hund fällt fliegen flach).......


Eine kurzer Hinweis von mir zum Thema "Hund in Island". Ich habe dort keine Touristen mit Hunden wahrgenommen. Vereinzelt habe ich Border Collies und auch mal den Islandspitz gesehen. Das liebt bestimmt an den strengen Einreisebestimmungen für Haustiere. Denn neben unzähligen Impfungen müssen Hunde in eine vierwöchige Quarantäne bevor sie ihre Pfoten auf isländischen Boden setzen dürfen. Da macht es bei einem meist nur sehr kurzen Urlaub keinen Sinn, den Hund mitzunehmen. Hinweise dazu gibt es haufenweise im Netz. Tante Google hilft sie zu finden.

Voronwe hat geschrieben:Kennst Du eventuell eine Website: auf der ordentliche topographische Karten von Island zu finden sind? (so wie ut.no).

Leider nein - ich hatte bei meiner Planung selber vergeblich gesucht.
Voronwe hat geschrieben:Da bin ich mal gespannt, was noch so kommt und wann Du die Wasserfälle über hast

Never - ich liebe Wasserfälle! Da kann es mir nie zuviel werden. Wie zum Beispiel am 11. Tag mit dem Besuch beim schönsten Wasserfall Islands.

11. Tag – 15. August 2021 – Sonntag

Ich habe mir vorgenommen, heute etwas früher aufzustehen und meine Rundreise fortzu-setzen. Denn ich bin jetzt im so genannten „Golden Cirkel“ unterwegs, eine Region mit einigen repräsentativen Sehenswürdigkeiten. Die erste davon besuche ich deshalb gleich in der Frühe, den Geysir und das drumherum liegende Geothermalgebiet Haukadalur.

Zu dieser Tageszeit sind tatsächlich nur wenige Touristen vor Ort und ich kann ruhig ein paar Mal darauf warten bis der Geysir Strokkur seine Wasserfontäne von 20 bis 30 Metern in die Höhe bläst.

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Für die Aufnahme muss man tatsächlich den Finger auf dem Auslöser der Kamera oder des Smartphone parat halten, denn die Fontäne kommt so unberechenbar und so plötzlich, dass man nur noch abdrücken kann. Ein phantastisches Naturschauspiel.

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Auch andere heiße Quellen sind in dem Geothermalpark zu bestaunen. Und überall das Hinweisschild: „80 bis 100 Grad“! Das will man gerne glauben, denn diese Quellen strahlen natürlich eine spürbare Wärme aus.

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Ich spaziere noch ein wenig durch das Gebiet, gehe auf die Aussichtsplattform auf dem Berg, merke dann aber, dass es rapide voll wird.

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Gegen 10:00 Uhr waren die ersten Reisebusse eingetroffen und haben ihre „Ladung“ aus-steigen lassen. Der Park füllt sich. Und vor dem Strokkur stehen die Menschen dicht beiei-nander, um natürlich den nächsten Auswurf nicht zu verpassen. Dann folgt ein „Ah“ und „Oh“ wie zu Sylvester, wenn die Feuerwerksraketen losgelassen sind.

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Natürlich ist das angrenzende „Geysir-Center“ gut gefüllt. Doch auch hier nur der übliche Touristen-Ramsch und überteuerte Speisen und Getränke. Aber solange die Touristen kommen und zahlen ist das wohl in Ordnung.

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Ich ziehe nach einer kurzen Pause weiter und folge dem Reisetipp eines ehemaligen Arbeitskollegen, der meinte, „wenn schon Wasserfälle, dann jedenfalls den Brúarfoss“!

Ich hatte im Vorfeld diese Reise und der heutigen Tour bzw. Wanderung viel über den Weg zum Bruarfoss gelesen. Früher ging man noch durch eine angrenzende Ferienhaussiedlung, bis die Eigentümer sich beschwerten. Danach ging es immer am Fluss Brúará entlang, mit der Herausforderung von Matsch und Nässe.

Heute gehören diese Strapazen der Vergangenheit an; es gibt einen Wanderparkplatz, eine gute Kennzeichnung des Wanderweges sowie ein gut hergerichteter Wanderweg.

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Die ersten 1,5 Kilometer und die letzten 500 Meter sind breit angelegte Wege mit Schotter, damit der Tourist immer schön „in der Spur“ bleibt und die Botanik nicht zertrampelt.

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Zwischen dem Hlauptungufoss (das ist der Erste, den man auf der Wanderung erreicht) und dem Midfoss wird das Gelände etwas urbaner und es ist schon mal der eine oder andere Stein zu übersteigen. Aber auch das ist keine wirkliche Herausforderung.
Der Wanderweg ist kurzweilig, weil er weitgehend an dem Ufer der Brúará entlang führt. Es gibt zwischendurch mal ein Stück in einem Birkenhain, aber das ist auch schön zu durchwandern.

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Schon die Wasserfälle Hlauptungufoss und Midfoss sind großartig und gewaltig. Aber der Brúarfoss ist sensationell und zählt (auch für mich) zu den schönsten Wasserfällen Islands.

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Der Fluss stürzt in zwei Stufen von zusammen 5 Metern in die Tiefe und man meint, das Wasser kommt vorher aus allen Richtungen und sammelt sich an der Stelle des freien Falls.

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Der Brúarfoss ist wirklich sehr schön und mir reichen die Bilder von der Brücke aus, die an dieser Stelle den Fluss überquert. Andere Besucher klettern zwischen den Steinen unterhalb der Brücke herum, um vielleicht ein noch besseres Motiv zu entdecken.

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Sensationell auch das türkisfarbene Wasser der Brúará.

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Für mich war das ein schöner Spaziergang in einer phantastischen Landschaft, mit einem Zielpunkt, den ich nur empfehlen kann. Der Brúarfoss zählt wirklich zu den schönsten Wasserfällen, die ich je gesehen habe.

Rund 1 Stunde, 45 Minuten reine Gehzeit waren es für mich auf diesen 6,5 Kilometern Hin und zurück. Ich finde, durchaus gut zu bewältigen.

Nach dieser schönen Tour hatte ich vor, mir selber noch etwas Gutes anzutun; nämlich im Friðheimar Restaurant zu essen. Das Besondere an diesem Restaurant ist, dass man mitten in einem Tomatengewächshaus sitzt, die dort gezüchtet und gezogen werden. Natürlich gibt es nur Gerichte mit Tomaten. Am Beliebtesten scheint die Tomatensuppe vom Büfett zu sein, von der man sich nach Herzenslust bedienen darf. Dazu gibt es leckeres Brot in etlichen Variationen.

Doch leider will diese Tomatensuppe nicht zu mir. Oder ich will nicht eine Stunde auf die Suppe warten. Das Restaurant ist proppenvoll und bis auf den letzten Platz besetzt. Na klar, die Isländer haben frei und machen ebenfalls ihre Sonntagsausflüge.

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Vor mir steht bereits eine Schlange von ca. 20 Personen vor der Bedienkraft, die erklärt, sie werde weiter Zuweisungen vornehmen können, wenn die Plätze frei werden. Man (oder Frau) könne ja erst einmal in der Bar einen Aperitif genießen.

Also: Nur noch einen Blick in das Gewächshaus und weiter geht’s. Denn Geduld ist eine Tugend, die mir nicht in die Wiege gelegt wurde.

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Auf dem Weg zu meinem heutigen Nachtquartier, dem Campingplatz Skjol, mache ich noch einen Boxenstopp am Faxafoss (oder Faxifoss).

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Ebenfalls gigantisch und zum Anfassen nah, wenn man will. Einziger kleiner Makel: Es kostet 700 ISK Parkgebühren, weil sich das Gelände rundherum in Privatbesitz befindet. Aber ärgern hilft nicht, wundern auch nicht. Und wer in Island auf die Krone schaut, sollte lieber gleich zu Hause bleiben.

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Auf der Weiterfahrt zum Campingplatz nehme ich zwei junge Anhalterinnen mit die zum Gullfoss wollen. Aus Freundlichkeit fahre ich für sie die 5 Kilometer Umweg und setze die Beiden dort ab. Sie kommen aus Tschechien und machen hier Ferien. Ich frage sie nicht weiter aus, sondern wie erzählen uns von unseren Erlebnissen. So waren die beiden zum Beispiel beim Vulkan Fagradalsfjall, der am 19. März ausgebrochen war und konnten vor Ort so gut wie nichts sehen. Eigentlich nur Rauch und Qualm. Na ja, für mich stand ein dortiger Besuch ohnehin nicht auf dem Programm.

Der Campingplatz besteht eigentlich nur aus einer großen Wiese mit ein paar Stroman-schlüssen und einem Restaurant. Die dortigen Toilettenanlagen können von den Campinggästen mitbenutzt werden und sind deshalb Tag und Nacht geöffnet. Im Außenbereich befindet sich eine völlig verdreckte Abwaschgelegenheit, die man nicht nutzen möchte. Duschen sind im Preis, der dem Standard entspricht, inbegriffen, aber nur von 09:00 bis 23:00 Uhr geöffnet. Wer früher los will kann vorher also nicht Duschen.
Die Toiletten sind nicht nach Geschlecht getrennt und im Vorraum befinden sich auch nur kleine Handwaschbecken. Nicht besonders geeignet für eine vollständige Morgentoilette. Wofür dort Geld verlangt wird ist schon fast unverschämt, denn die sanitären Anlagen waren nachmittags nicht sauber, auch nicht am Abend und am nächsten Morgen schon gar nicht.

Trotzdem leiste ich mir dort im Restaurant einen mächtigen BBQ Burger und frisch gezapftes Bier vom Fass. Alles nicht ganz billig, aber auch nicht unbezahlbar. Außerdem hatte ich mir ja die Tomatensuppe gespart.

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Gegen 20:00 Uhr gehe ich ins Bett, nachdem es draußen wieder richtig kalt geworden ist. Ich schlafe auch sofort ein.
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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » So, 12. Dez 2021, 15:41

12. Tag – 16. August 2021 – Montag

Ich stehe sehr früh auf, weil ich den Anspruch habe, am Gullfoss, einer der spektakulärsten Sehenswürdigkeiten Islands, nahezu alleine zu sein. Kurz nach 07:00 Uhr sitze ich auch schon im Auto und bin 10 Minuten später doch tatsächlich völlig allein am Wasserfall. Zum Glück muss ich dafür nicht weit fahren.

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Ich kann ihn von unten, von oben und von der Mitte in aller Ruhe bestaunen und natürlich auch fotografieren. Und das alles ohne Menschenmassen, die üblicherweise hier zu finden sind.

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Auch nachdem ich auf beiden Parkplätzen (ihre Größe lässt erahnen, mit welcher Besucherzahl hier täglich zu rechnen ist) bzw. von allen Aussichtsplattformen meine Runde abgelaufen bin, ist noch keine weitere Person vor Ort. Das wundert mich, denn inzwischen ist es nach 08:30 Uhr.

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Etwas unspektakulär, wenn nicht geradezu enttäuschend sind die Schlackenkegel des Seyðishólar, einem 5.000 bis 6.000 Jahre alten Vulkansystem mit einem sehr eisenhaltigen Gestein. Es dient inzwischen als Baumaterial.

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Bei meinem nächsten Etappenziel bin ich dann aber nicht mehr alleine unterwegs; auf dem Parkplatz beim Krater Kerið stehen schon einige Fahrzeuge. Dieser Krater ist rund 6.500 Jahre alt und misst 270 mal 170 Meter, bei einer Tiefe von 55 Metern. Die Wassertiefe des Sees wird mit 7 bis 14 Metern angegeben.

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Der Krater ist schon etwas Besonderes. Ich spaziere einmal um die Krone herum und gehe auch die über 150 Stufen zum See hinunter. Hier posieren gerade ein paar junge Mädchen für das beste Foto. Interessant zu beobachten.

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Auf meiner Weiterfahrt mache ich von der Straße 35 einen Abstecher zur Úlfljótsvatnskirkja für einen kurzen Fototermin.

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Die schöne kleine Kirche liegt direkt am Úlfljótsvatn und ist tatsächlich ein phantastisches Fotomotiv.

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Die Kirche wurde 1863 gebaut. Auf einem Betonsockel (rd. 7,5 m lang und gut 5 m breit) wurde das Holzgebäude errichtet und mit Wellblech verkleidet. Der heutige Kirchturm stammt aus dem Jahr 1961. Die beiden Kirchenglocken sind allerdings bereits von 1744.

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(Für die christliche Eitelkeit?)

Schließlich fahre ich zum UNESCO Weltkulturerbe Þingvellir Nationapark, der Geburtsstätte der isländischen Demokratie. In einer Grabenbruchzone im Grenzbereich zweier tektonischer Platten gelegen, ist das Gebiet auch geologisch von Bedeutung, denn hier wird das Auseinanderdriften der amerikanischen und der eurasischen tektonischen Platten durch imposante Felsspalten und Risse sichtbar.

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(Öxarárfoss)

Ich halte mich lange auf dem Gelände auf, komme dabei am Öxarárfoss vorbei, gehe bis zum Langistigur, einer Grabenspalte von besonderer Schönheit und besuche natürlich auch die Sommerresidenz der isländischen Regierungschefin. Der Park um das Besucherzentrum wirkt sehr familiengerecht; man kann dort gut spazieren, aber auch Picknicken, wenn man will.

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Letztendlich suche ich mein Nachtquartier auf einem der Campingplätze der Nationalpark-verwaltung. Leider ist der, den ich mir bereits zu Hause bei der Planung ausgesucht hatte, nur für Zelt-Touristen zugelassen. Aber ich finde beim Service-Center Ersatz für wirklich „kleines Geld“.
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Der Campingplatz ist in mehrere größere und kleinere Felder gegliedert. Aber Sicht- und Wind-Schutz fehlen. So ist es nicht verwunderlich, dass es am Abend wieder saukalt wird. Dabei hatte die Sonne heute am Nachmittag wieder ihr Bestes gegeben.

Die öffentlichen Einrichtungen des Platzes sind gerade noch akzeptabel; drei Toiletten für alle und nicht nach Geschlecht getrennt; kein Waschraum und nur zwei Duschen. Alles ein wenig knapp, finde ich. Die Duschen selber bestehen aus einem Raum, einem Wandhaken und das war’s. Keine Ablagemöglichkeit, keine Chance seine Wechselkleidung irgendwo vernünftig aufzubewahren, hinzulegen oder aufzuhängen. Da kann man sich doch nur vor der Tür aus- und wieder anziehen; oder man läuft gleich nackig vom Camper zur Dusche und wieder zurück. Ich finde das alles gedankenlos und suboptimal. Die letzte Reinigung von WC und Dusche war ausweislich der Kontrollzettel vor 7 Tagen.
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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Mo, 13. Dez 2021, 16:18

13. Tag – 17. August 2021 – Dienstag

In der Nacht hatte es angefangen leicht zu regnen bzw. zu nieseln. Da macht das Aufstehen nicht so viel Spaß; hilft aber nichts – die Bedürfnisse sind nun mal so, wie sie sind.

Erst jetzt, im Nassen, macht sich die schlecht gemähte Wiese bemerkbar. Ich habe sofort nasse Hosenbeine und die dicken Grasbüschel kleben an den Latschen. Nicht gut. Aber es kommt noch schlimmer. Vor den beiden Duschen stehen bereits drei Leute und vor den drei Toiletten weitere drei Personen. Und das morgens um 07:00 Uhr. Wie soll das hier erst aussehen, wen die Camper alle hoch sind und sich frisch machen wollen? Ich habe Glück, eine Toilette wird schnell frei und ich kann mit „Katzenwäsche“ einigermaßen zurechtkommen. Mehr ist bei diesen kleinen Handwaschbecken in den winzigen Kloräumen auch nicht möglich. Ich empfinde diese ganze Situation als eine Schande für die Nationalparkverwaltung, zudem ich selber noch habe feststellen können, dass auf dem WC kein Papier ist.
Kurz vor 09:00 Uhr bin ich wieder „on the road“, mache aber bereits nach 30 Minuten am þórufoss den ersten Boxenstopp.

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Ein schöner Wasserfall, der aufgrund seiner Lage sicherlich nicht die Beachtung findet, die seiner Kraft und Schönheit eigentlich zusteht. Immerhin gibt es einen extra Parkplatz. Aber den dort muss man sehen, geht man nach oben zum Top mit einem schönen Anblick oder quält man sich den steilen Hang hinunter, um ggf. zum Fuß des Wasserfalls zu gelangen.

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Mir reicht der Blick von oben und durch das hohe Gras sind meine Schuhe und Hosenbeine wieder pitschnass. Die Heizung im Auto bekommt heute gut zu tun.
Ich bin auf dem Weg nach Akranes in der Region Vesturland und komme an einem weiteren Wasserfall, dem Fossárrétt vorbei, der mit seinen 6 Metern nicht besonders viel Strahlkraft hat.

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Unmittelbar daneben befinden sich Ruinen einer ehemaligen Siedlung. Man kann noch deutlich die Reste der Mauern sehen.

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Ein kleines Stückchen auf der 47 weiter halte ich noch einem kurz, um die beiden Schiffs-wracks zu bestaunen, die bereits vor Jahren gegenüber einem großen Mineralöllager an den Strand gezogen wurden und seitdem dort vor sich hingammeln.

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Die Fahrt entlang des Hvalfjörðurs ist traumhaft schön. Es ist zwar diesig und die Wolken hängen extrem tief. Aber schön ist der An- und Ausblick trotzdem. Ich mache noch einen Abstecher zur Hallgrímskirkja i Saurbæ direkt am Fjord. Die Kirche wurde am 28. Juli 1957 geweiht und ist Hallgrímur Pétursson (1614–1674) geweiht, der zwischen 1651 und 1669 Pfarrer der örtlichen Pfarrei war.

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Akranes empfinde ich als eine Hafenstadt, die ihre goldenen Jahre auch längst hinter sich hat. Viele Geschäfte geschlossen; die Fenster verklebt oder verhängt; Häuser baufällig und kaum Menschen auf der Straße. Selbst in der Eisdiele, sonst sicherlich der Treffpunkt für Jung und Alt, ist zur Mittagszeit kein einziger Gast. An der Sonne kann es nicht liegen, die hatte kurz vor Mittag wieder die Kurve gekriegt und den Nebel beiseitegeschoben.

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Ich fahr zu den Leuchttürmen alt (1918) und neu (1946), die direkt in unmittelbarer Nähe stehen.
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Als Senior genieße ich sogar das Privileg eines kostenfreien Eintritts bzw. Aufstiegs im Inneren des Leuchtturms. Aber meine Höheangst bringt mich nur zwei Etagen nach oben. Dann wird es mulmig und ich muss zurück. Okay, dann eben keine Rundumsicht von Akranes und Umgebung.

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Dafür besuche ich im Hafen die alte Schiffsruine bzw. das Schiffswrack der Höfrungur AK 91, das vermutlich nur noch aus touristischen Zwecken dort vor Ort gelagert wird. Denn ein schönes Fotomotiv ist es allemal.

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Das Schiff, übersetzt „Dolphin“, wurde 1955 in der Werft Akranes gebaut und war lange Zeit Teil der Heringsflotte eine regionalen Fischereibetriebes, bis es schließlich 1986 an die Portugiesen verkauft, aber nie ausgeliefert wurde. Seitdem gammelt es vor sich hin.

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Schnell noch Tanken, Einkaufen, Auto waschen und wieder ab in die „Prärie“ in Richtung Husafell. Denn das „Byggðasafnið í Görðum“, das Volkskundemuseum der Region, hatte leider wegen Corona geschlossen.

Ich verbringe den Abend auf dem Fossatún Camping und Trollgarten und empfinde mich dort als Gast. Freundlich und höflich werde ich dort empfangen; mir wird alles gezeigt und erklärt und ich werde eingeladen am Abend auch einen der Hot Pots zu nutzen. Ich habe den Eindruck an diesem Ort richtig willkommen zu sein.

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Der Campingplatz besteht aus mehreren Parzellen, die mit Baum und Strauch voneinander abgetrennt sind und dadurch etwas Sichtschutz bieten. Der Wind lässt sich dadurch leider nicht ganz aufhalten.

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Die Stellplätze sind großzügig und der Campingplatz ist schön und angenehm sauber. Zwei Toilettenhäuser mit Küche zum Abwaschen, Duschen und die drei Hot Pots – alles pikobello. „Geht doch“! – mehr fällt mir im ersten Augenblick nicht ein. Am Abend kommt noch mal die Sonne raus und wärmt ein wenig. Denn auch der Wind hatte etwas an Kraft verloren. Schön. So nutze ich die Zeit, um mir den Trollgarten, eine Anlage für Jung und Alt, um mehr über Trolle und ihr Wirken zu erfahren.

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Der Inhaber des Hotel- und Campingkomplexes hatte vor Jahren ein illustriertes Buch „Der letzte Troll“ herausgebracht, das in der Bevölkerung gut angenommen wurde. Zur Veran-schaulichung der dort gesammelten Geschichten hat er dann, vor dem Hintergrund der Trollwasserfälle auf der Grimsá, den Trollgarten geschaffen. Daneben gibt es so genannte „Trollspiele“, wie Torwandschießen oder Tauziehen.

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Den Abend verbringe ich in einem der 40 Grad heißen Hot Pots, nachdem ich im kostenfreien WLan meine Emails und Finanzen gecheckt habe. Durch die ständige Bezahlung mit der Kreditkarte verliert man schnell den Überblick.

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Re: Gravelroads

Beitragvon syltetoy » Di, 14. Dez 2021, 12:18

Der frühe Vogel……kann man bei deinen Aufnahmen nur bestätigen.

Das Bad hast du dir auch wirklich verdient. Ich bin weiterhin sehr begeistert von deinen Aufnahmen und Berichten.
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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Di, 14. Dez 2021, 15:26

14. Tag – 18. August 2021 – Mittwoch

Ich lasse mir an diesem Morgen viel Zeit, frühstücke in aller Ruhe – nachdem ich das Wasser der heißen Dusche genossen habe. Der Campingplatz ist wirklich empfehlenswert. Er ist zwar ein wenig teurer als die bisherigen Standardplätze, aber er ist deutlich besser und daher jede Krone wert.

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Mein Weg führt mich zur Geothermalquelle Deildartunguhver. Kochend heißes Wasser blubbert einfach so aus dem Boden. Das ist ein Phänomen. Diese Wärme wird genutzt für die umliegenden Häuser, für einen Spa-Bereich mit 5 Hot Pots und für die Gewächshäuser in der Region. Selbst der Campingplatz Fossatún speist seine Energie für die Hot Pots aus solchen Geothermalquellen.

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Leider ist bei den Quellen von Deildartunguhver eine Baustelle und alles abgesperrt. Es gelingt mir nur ein kleiner Blick und das war’s auch schon. Der Imbiss daneben sieht und riecht nicht einladen. Also lieber keinen Kaffee. Aber ich kaufe mir einen kleinen Beutel junger Möhren zum Knabbern für unterwegs.

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Kurze Zeit später bin ich auch schon in Reykholt, einem der Haupt-Historien-Center des Landes. Bekannt wurde der Ort aber durch den ältesten Hot Pot Islands aus dem 12./13. Jahrhundert.

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Der Ort wirkt sehr gepflegt und lädt zum Spazieren ein. Aber zu entdecken gibt es, außer der neuen und alten Kirche, dem Friedhof sowie dem Hot Pot eigentlich nicht. Es sei denn, man interessiert sich für die historische Sammlung des Mittelalters.

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Mich interessiert eher die Natur und so fahre ich zum Hraunfoss und dem daneben befindlich Barnafoss und bestaune, wie sich die Natur hier auf ungewöhnliche Weise zeigt. Das klare Wasser scheint über eine Länge von einem Kilometer aus allen Poren aus der Lava zu fließen, so als ob das Gelände „blutet“. Beeindruckend.

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Der Barnafoss dagegen ist ein in einer sehr engen Klamm sich zwängenden Fluss, der reißend und aufbrausend wirkt. Den Namen hat der Barnafoss (Barn = Kind) von der Sage, dass die Leute des Hofes Hraunsás ihre zwei Kinder zu Hause ließen, als sie zur Weihnachtsmesse gefahren waren. Als sie zurück kamen, waren die beiden Kinder verschwunden, aber ihre Spur führte zu einem alten Steinbogen, die damals noch den Fluss Hvítá überquerte. Dort waren sie hineingefallen und ertrunken. Die Mutter ließ daraufhin den Steinbogen zerstören.

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Das Cafe neben dem Hraunfoss machte keinen guten Eindruck auf mich. Und auch die Toilettenanlage für die Besucherinnen und Besucher war nicht gerade „einladend“ – also nichts wie weiter, nachdem ich zuvor noch zwei besonders auffällige Fahrzeuge bestaunen konnte, die dort geparkt waren.

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Um 14:00 Uhr bin ich mit dem Víðgelmir Cave Centre verabredet, um dort die größte und tiefste Höhle Islands zu besuchen. Die Tour hatte ich bereits im Voraus von zu Hause aus gebucht.

Bereits der Weg dorthin ist eine kleine Herausforderung, denn die Schotterpiste ist von einem langanhaltenden Waschbrett geprägt und schüttelt mich und mein Auto tüchtig durch.

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Doch irgendwann geht auch die schlechteste Straße mal zu Ende und ich finde schnell einen Platz zwischen Bussen und Campervans auf dem Parkplatz.

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Natürlich bin ich wieder mal zu früh und in dieser Lava-Wüste gibt es keine Abwechslung. Trotzdem geht die Zeit schnell um und ich melde mich mit meinem Ticket an. Ein junger Mann verpasst mir einen Helm, sagt, dass wir uns um 14:00 Uhr treffen und erklärt, dass ich für die Kälte in der Höhle gut gerüstet sein soll. Die Temperatur beträgt dort im Sommer wie im Winter Null Grad. Ich also noch schnell zurück zum Auto Mütze und Handschuhe holen und vorsichtshalber noch die „lange Unnerbüchs“ anziehen. Schaden kann’s ja nicht.

Kurze Einführung vor der Höhle und dann geht’s auch schon bergab und in den Berg bzw. unter Tage.

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Natürlich ist auch hier touristisch alles perfekt: Treppen und Holzstege mit beidseitigem Geländer sorgen nicht nur für Sicherheit, sondern halten die Touristen auch von 1.100 Jahre alten Lavaformationen fern.

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An markanten Punkten gibt es ausführliche Erklärungen zur Entstehung, zu den Lava-Strömen, zur Eisbildung in der Höhle und zu den unterschiedlichen Ausprägungen der Lava, wie sie an den Wänden und an der Decke gut zu sehen ist.

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Die Tour dauert eineinhalb Stunden und führt 600 Meter in die Höhle hinein, die selber etwas länger als 1.500 Meter sein soll. Ganz am Ende der Führung gab es noch die letzten Erklärungen und Hinweise sowie die Bitte, Helmlampen auszuschalten und absolut still zu sein. 15 Sekunden lang: Es ist stockfinster – man sieht nicht einmal seine eigene, vor die Augen gehaltene Hand. Und die einzigen Geräusche sind ein paar Wassertropfen, die von der Decke fallen.

Ich fand den Besuch lohnenswert und sehr informativ. Die Führung war sehr sachkundig und vor allem auch sehr verständlich. Auch wenn der Preis mit 7.000 ISK (rd. 48 €) pro Per-son nicht ganz günstig ist, kann ich diesen Besuch nur empfehlen.

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Den Abend verbringe ich auf dem Campingplatz in Húsafell, ein riesiges Gelände, unterteilt in mehrere kleine Bereiche, die alle mit Hecken und Sträuchern voneinander abgeschirmt sind. Das so genannte „Activity Center“ beherbergt noch ein Hotel, einen Imbiss, Tankstelle und Schwimmbad. Die Bewertungen bei Google Maps sind voller Lobes, vor allem, weil mit dem Preis pro Person alles weitere abgegolten ist. Also keine Dusche extra, Küchenbenutzung incl., Waschmaschine und Trockner auch zur freien Verfügung. Fehlt nur noch WLan auf dem Platz und das Glück wäre perfekt.

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Aber weit gefehlt: Dusche, Küche, Waschraum mit all den Maschinen sind allesamt geschlossen. Wegen Corona. Ich frage an der Rezeption, wo ich mich denn bitte duschen könne und erhalte die Antwort, das sei nur am Abend bis 20:00 Uhr im Schwimmbad möglich, morgens allerdings nicht. Na toll – und wofür die Gebühr? Mehr als einen Wasserhahn im Klo mit kalt und warm Wasser haben die auch nicht. Ich bin enttäuscht.

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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Mi, 15. Dez 2021, 16:03

15. Tag – 19. August 2021 – Donnerstag

Nun bin ich bereits 14 Tage in Island und die Zeit vergeht wie im Fluge. Ich habe bereits unendlich viel gesehen und erlebt, dass man sich an manche Begebenheiten tatsächlich noch mal besinnen muss.
Heute also mal wieder ohne Dusche am Morgen – auch gut, dann weicht die Haut nicht so schnell auf.
Ich bin gegen 08:00 Uhr vom Platz und mache mich auf dem Weg zum Grábók Krater, ein ehemaliger Vulkan, wie man ihn sich bilderbuchmäßig vorstellt: ein großer Kegel mit einem Loch in der Mitte, aus dem Feuer, Asche, Glut und Lava quillt.

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Na ja, Fantasie – der Grábók lebt schon seit 3.400 Jahren nicht mehr. Heute haben Moose und Flechten die Aufgabe übernommen, auf der Lava und der Schlacke neues Leben werden zu lassen.

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Der Krater ist natürlich mit Wegen, Treppen und Handläufen für jedes Alter von Besuchern gerüstet. Nach gut 700 Stufen ist man oben auf dem 170 Meter hohen Kraterrand und kann in das Innere hineinschauen. Hier ist es nur Erde, aber in den Farbschattierungen ist der Schlackekrater doch interessant.

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Einmal rauf, einmal rundherum und wieder hinunter – dauert, wenn man schnell ist 30 Minuten, wenn man sich wie ich – Zeit lässt, gerne auch mal 40 Minuten.

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Ich fahre weiter nach Borganes, der „Hauptstadt“ der Region, besteige dort am Ortseingang den Wasserturm

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und suche den „schönsten Sehnsuchtsort der Welt“, wie der Journalist, Autor und Moderator Thilo Mischke ihn in seine Buch „Huh! Die Isländer, die Elfen und ich“ beschrieben hat. Es ist der Platz hinter der N1- oder auch OTIS-Tankstelle, von dem man über das Wasser sehen kann. „Wer sich dort etwas zu trinken kauft, etwas zu essen, setzt sich hin und blickt schweigend durch vom salzigen Wind matt gewordene Fenster in die Landschaft: Der legendäre Snæfells-Gletscher am Horizont, eine lange schwarze Brücke, die sich über das Wasser des Borgarfjörður erstreckt und wie ein Lidstrich den Atlantik vom Land trennt“. (Zitat: Mischke o.a.O)

Ich probiere das auch – hole mir einen Kaffee und Wienerbrød in der Tankstelle und verbringe meine Pause genau an diesem Platz. Aber so etwas wie Erleuchtung oder Harmonie oder Sehnsucht will sich bei mir nicht einstellen – vermutlich, weil Geschmäcker dann doch verschieden sind.

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Nach einem kurzen Einkauf geht’s weiter in die Welt der Vulkane, der Lava und der unendlich wirkenden Wiesen. Riese Felder davon begleiten mich auf meinem weiteren Weg in den Westen bzw. über die Halbinsel Snæfellsnes. Rechte Hand hohe Berge, links Lava und weite Felder und Wiesen. Und irgendwann das Meer – den Ozean.

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(Gerðuberg Cliffs)


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Das Meer bekomme ich – nach Borganes – das erste Mal am Arnarstapi Cliff zu sehen, eine Felsformation von der Lava im Meer geschaffen.
Doch zuvor mache ich noch einen kurzen Abstecher zu den Basaltformationen des Gerðuberg Cliffs, eine 500 Meter lange und spektakuläre Felswand, die durch bis zu 14 m hohe Säulen aus schwarzem Lavagestein geformt wurde. Man will es kaum glauben, wozu die Natur alles fähig ist.

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Genau wie die Rauðfeldsgjá Gorge, eine tiefe, hohe und schmale Schlucht in den Klippen südlich des Gletschers Snæfellsjökull. Von der Straße aus gesehen sieht es aus wie ein kleiner Riss im Berg, der nur ein wenig rutschte, damit Leute eintreten können. Es gibt einen Parkplatz an der Straße und fünf bis zehn Minuten zu Fuß bis zum Eingang der Schlucht.

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Wer sich traut kann durch den Haupteingang der Schlucht treten und findet dort einen Art Tempel sowie etwas weiter einen Wasserfall. Allerdings nichts für Leute mit Platzangst, denn die Schlucht ist wirklich sehr eng.

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Deshalb lasse ich anderen Besuchern den Vortritt und fahre weiter zum Arnarstapi-Cliff, eine außergewöhnlich säulenförmige Basalt- und Klippenformation von besonderer Schönheit. Man kann entlang des Cliffs ein ganzes Stück spazieren gehen. Der Rundweg ist natürlich gut markiert und einfach zu bewältigen. In jeder Bucht gibt es wieder andere Felsformationen zu bestaunen.

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Am Weg zur Aussichtsplattform steht ein Gedenkstein zu Ehren Bárður Snæfellsás, dem Beschützer der Halbinsel Snæfellsnes. Er war Siedler in dieser Gegend, halb Troll und halb Mensch; seine Mutter war ein Mensch. Über Bárður Snæfellsás gibt es viele Geschichten und Sagen.

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Der Ort ist natürlich fest in touristischer Hand. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Parkplätze voll sind und die Toiletten im Restaurant und im Imbiss den Gästen vorbehalten sind.

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Von derartigen Felsformationen gibt es viele auf der Süd- und Westseite der Halbinsel Snæfellsnes. Aber ich belasse es bei dem Besuch bei Arnarstapi, besuche aber noch den Leuchtturm von Malarrif.

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Unterwegs dann noch überraschenderweise ein „Lost Places“ – ein verlassenes und verfallenes Haus, das sicherlich auch mal gute Zeiten hatte.

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Die alte Ruine Dagverðará a Snæfellsnesi ist sicherlich ein beliebtes Fotomotiv, zumal es gut über einen kurzen Schotterweg zu erreichen ist.

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Das Highlight des Tages ist für mich aber der Strand in Djúpalónssandur. Schon die zwei Kilometer Anfahrt durch ein wild zerklüftetes Lavafeld ist eine Sensation. Und dann kommt der schwarze Sand. Erst Kieselgroße Steine, die schließlich Bohnen- und dann Linsengroß werden bis sie ganz fein am Wasser sind. Dazu die Wellen, die sich an den Strand und an den Felsen brechen. Ein tolles Spiel der Natur.

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Weiter hinten am Strand liegen unzählige große und kleine Metallteile, die Überreste eines im März 1948 gestrandeten britischen Trawlers. Die Strandbesucher werden gebeten, die Überreste nicht zu stören oder gar zu entwenden.

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Gegen 18:00 Uhr bin ich dann in dem kleinen Ort Hellissandur und auf dem dortigen Cam-pingplatz. Eine schön, in Abschnitte unterteilte Wiese (allerdings ohne Sicht- und Wind-schutz) mit einem neuen Gebäude für Küche, Aufenthaltsraum, freien Duschen und sanitären Einrichtungen. Alles wirkt sauber und freundlich. Es geht also auch zu Corona-Zeiten.

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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Do, 16. Dez 2021, 15:57

16. Tag – 20. August 2021 – Freitag

Heute war mal wieder ein Tag der Gravelroads – und erlebnisreich zu fahren.
Ich starte nach gutem Frühstück und heißer Dusche mit einer Kunstausstellung. Hellissandur hatte nämlich einigen Graffiti-Künstlern Flächen zur Verfügung gestellt, auf denen sie sich verwirklichen und verewigen konnten. Interessante Bilder sind dabei herausgekommen, die heute diesen kleinen Fischerort zieren.

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Das Mufflon (oder ist das ein ganz normales Schaf?) gefällt mir besonders.

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Im Übrigen macht der kleine Ort einen gepflegten und liebevollen Eindruck. Die kleinen Häuser wirken eher wie Ferienhäuser und Industrie oder Gewerbe sind nicht vertreten. Ein kleines Seefahrtsmuseum, das aber so früh noch nicht geöffnet hat.

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Ich fahre also, wie vorgesehen, zu den beiden Leuchttürmen an die westliche Spitze von Snæfellsnes: Öndverðarnesviti und Svörtuloft. Dafür muss ich mitten durch ein Lavafeld, deren Gravel mehr aus Steinen als aus Schotter besteht. Außerdem befindet sich Schlagloch an Schlagloch. Ich komme die sechs plus zwei Kilometer nur sehr mühsam voran. Und zurück muss ich diese Strecke ja auch wieder fahren.

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Die Leuchttürme bestechen natürlich durch ihren orangefarbenen Anstrich. Besonders der Svörtuloft Leuchtturm wirkt besonders gut.

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Steile Klippen, tiefschwarzes Lavagestein und das tiefblaue Wasser des Atlantiks. Sensatio-nell. Der Vulkan, der hier vor über 3.000 Jahren getobt hat, muss es gut gemeint haben. Wie schon in Akranes reicht die Lava bis ans Meer und hat dort sowohl eine bemerkenswerte Steilküste als auch bizarre Formen geschaffen. Eine sensationelle Landschaft. Aber auch immer wieder Warnhinweise (man beachte die Schreibweise von „Achtung“!)

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Da überrascht es, dass mit dem Skarðsvík Beach plötzlich mitten zwischen den Steilküsten ein schöner Strand mit vorwiegend orange-gelbem Sand geblieben ist, der vor der Kulisse eines hellen bis türkisblauen Meeres besonders schön ist. Echt verwunderlich.

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Ich mühe mich also die Straße durch das Lavafeld zurück und fahre direkt weiter nach Ólafsvík und zum dortigen Stadt-Wasserfall, dem 50 Meter hohen Bæjarfoss. Er ist schnell in einem kleinen, ca. 500 Meter langen Spaziergang von der Kirche aus zu erreichen. Und auch hier wurden natürlich alle Vorkehrungen getroffen, das der Tourist sicher und mit trockenen Füßen zum Wasserfall gelangt. Immerhin ist dafür der Bachlauf des Fossen zu überqueren.

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Besonders beindruckend ist dieser Wasserfall aber nicht. Eher die moderne Kirche von 1967, die so gar nicht in den Gesamteindruck des Ortes passen will, finde ich. Denn der sieht eher langweilig und trist aus. Vom Fußweg des Wasserfalls hat man einen guten Blick auf Ólafsvík und den Hafen.

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Ich tanke noch – denn besser ist besser – und fahre zum Kirkjufellsfoss. Auf der Hinfahrt waren Straße und Landschaft noch „gähnend leer“, aber hier könnte man die Touristen stapeln. Ein Reisebus mit Asiaten sowie mehrere kleinere Busse von TrollTours machen ihren Boxenstopp und sofort klicken die Kameras und Smartphones um die Wette.

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Mir gelingt trotzdem der eine oder andere Schnappschuss ohne fremde Gesichter vor der Linse. Ein schöner Wasserfall, der durch den Kirkjufell im Hintergrund erst an Schönheit und Attraktivität gewinnt. Ein echtes Postkartenmotiv.

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Unmittelbar nach dem Kirkjufell bin ich wieder allein auf den Straßen unterwegs.

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So ein Postkartenmotiv hatte ich mir auch vom Hai-Museum in Bjarnarhöfn versprochen. Aber ich werde enttäuscht. Eine kleine Halle mit zwei alten Fischerbooten, einem Traktor und unendlich viel Sammelsurium vom Fischfang, aber auch aus den Bauernstuben oder deren Werkzeugschuppen.

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Dazwischen eine Sammlung mit Vogeleiern und ausgestopften Seevögeln sowie das eine oder andere Haifischgebiss. That’s all!

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Das heißt, nicht ganz: In einer Art Scheune hingen ca. 30 bis 40 Stücke Haifleisch zum Trocknen von der Decke, wie der Schinken in einer Räucherkammer. Sicherlich um daraus dann den „fermentierten Gammelhai“ zu machen.

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Ich bin enttäuscht, selbst im Norddeutschen Rundfunk wurde bei einem Bericht über Island mehr gezeigt, als ich hier sehen kann.

Die eigentliche Herausforderung des Tages beginnt aber danach – 180 Kilometer Westfjorde, von denen mehr als die Hälfte auf einer Schotterpiste zurückzulegen sind.

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Schon bei der Ansage der Navi-Tante „folgen sie dem Straßenverlauf noch 55 Kilometer“ möchte ich am liebsten wieder umdrehen. Aber es gibt keine Alternative, wenn man da hin will, wo ich hin will.

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Zwischendurch kommt auch immer mal wieder ein Abschnitt, der asphaltiert ist; vermutlich, um mich bei Laune zu halten. Aber auf einer Gravelroad in Serpentinen den Berg hoch und wieder hinunter zu fahren ist für mich eine echte Herausforderung. Und ich habe die Befürchtung, dass es auch an den nächsten Tagen noch so weiter geht.

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Für den Abend hatte ich mir einen relativ neuen Campingplatz in der Nähe des Djúpifjörður ausgesucht, der schön in einem Seitental gelegen ist und für seine Gäste Schwimmbad und Hot Pot zur Verfügung stellt.

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Insgesamt sehr sauber, die Stellplätze windgeschützt durch künstlich angelegte Knicks bzw. Wälle, Dusche und Toiletten natürlich pikobello sauber.

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Den Abend verbringe ich eine Stunde in Hot Pot. Leckeres Bierchen dazu und einfach nur relaxen. Ein schönes Gefühl.

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Der Campingplatz wird von einem Landwirt betrieben, der das große Glück hat, auf seinem Gelände eine geothermische Quelle nutzen zu können. Man kann diese Quelle, die fortentwegt sprudelt, sehr gut sehen.

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Nach einer Weile gesellt sich ein etwa 14/15jähriger Junge zu mir in den Pot und unweigerlich kommen wir ins Gespräch. Er ist der Neffe des Bauern, lebt mit seiner Familie aber auch auf dem Hof. Von Deutschland habe er schon mal etwas gehört und Hamburg ist ihm auch ein Begriff. Dass dort fast 2 Millionen Menschen leben, mag er gar nicht glauben. Und er kann sich das auch nicht vorstellen, wie er sagt.
Er fragt mich nach der Landwirtschaft bei uns und ich deute ihm an, dass in der Viehhaltung sehr oft eine Massentierhaltung von Rindern, Schweinen, Puten und Hühnern vorkomme. „Keine Schafe“ ist seine Frage. „Nein, nur wenige in ganz bestimmten Regionen an der Nordsee“, meine Antwort. Das wiederum kann er überhaupt nicht verstehen.
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Re: Gravelroads

Beitragvon Binou » Do, 16. Dez 2021, 23:17

Zu dem Gemälde des "Mufflons": Es ist der Kopf eines isländischen Schafbocks. Mit dem Alter wachsen die Hörner und haben dann mehrfache Windungen. Dieser ist eher ein junger. Die weiblichen Tiere haben entweder keine oder kurze, 1 - 4 an der Zahl.
Beste Grüße
Sybille
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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Do, 16. Dez 2021, 23:28

Binou hat geschrieben:Zu dem Gemälde des "Mufflons": Es ist der Kopf eines isländischen Schafbocks. Mit dem Alter wachsen die Hörner und haben dann mehrfache Windungen. Dieser ist eher ein junger. Die weiblichen Tiere haben entweder keine oder kurze, 1 - 4 an der Zahl.


Vielen Dank für diese ergänzenden Informationen Sybille. Ich bin jetzt wieder etwas klüger und freue mich über deinen Beitrag. Gerne weiter so!
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Re: Gravelroads

Beitragvon Voronwe » Fr, 17. Dez 2021, 8:43

Ah, geht es doch in die Westfjorde. Hatte mich schon gefragt, ob Du sie mitnimmst. Aber wenn man schon mal da ist... :D

Die Höhlentour klang auch interessant, gut, daß Du sie nicht am Snæfellsjökull gemacht hättest, laut Jules Verne wärst Du ja dann am Stromboli rausgekommen. :D

Und was gibt es besseres als ein heißes Bad nach einem anstrengenden Tag.

Wie ist es eigentlich überhaupt mit dem Verkehrsaufkommen dort oben. Ich meine, großes Land und wenig Leute, da müsste doch eigentlich nicht viel sein.
Und ich glaube auch, daß es für einen Isländer doch ein kleiner Schock sein muß, zum ersten Mal in eine richtige Großstadt zu kommen, Rekjavik hat auch nur ungefähr soviel Einwohner wie Oldenburg.
Wie ein Norweger mal zu mir auf einer Konferenz in Berlin meinte: Es ist schon seltsam, wenn man sich vorstellt, daß diese Stadt soviele Einwohner wie ganz Norwegen hat.

Folge weiter mit großem Interesse

Schafe gibt es aber auch in anderen Regionen Deutschlands, z.B. auf der Schwäbischen Alb. Aber frei rumlaufend (d.h. ohne Herde und Hütehund) gibt es sie in D wohl tatsächlich nur an der Nordsee

PS: Eine Frage hätte ich noch: Gibt es eigentlich etwas, an dem man erkennen kann, ob eine "Gravelroad" noch mit einem normalen Auto befahrbar ist (so wie in Norwegen) oder ob man Allrad braucht und Furten zu erwarten sind?
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Re: Gravelroads

Beitragvon Canadier » Fr, 17. Dez 2021, 10:08

So, ich hab dann auch mal wieder aufgeschlossen!
War in den letzten Tage zeitlich ein wenig eingespannt.
Zu der "Schafssituation": Nicht zu vergessen sie da auch die vielen Heideregionen!
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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Fr, 17. Dez 2021, 12:47

Voronwe hat geschrieben:Wie ist es eigentlich überhaupt mit dem Verkehrsaufkommen dort oben. Ich meine, großes Land und wenig Leute, da müsste doch eigentlich nicht viel sein.

Sehr überschaubar - in den Morgenstunden war ich oft alleine auf den Straßen. Aber in der Nähe von Hotspots und größeren Orten ist natürlich mehr unterwegs.

Voronwe hat geschrieben:Gibt es eigentlich etwas, an dem man erkennen kann, ob eine "Gravelroad" noch mit einem normalen Auto befahrbar ist (so wie in Norwegen) oder ob man Allrad braucht und Furten zu erwarten sind?

Ja, es gibt eindeutige Ausschilderungen:

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Gerhard (mainline) hatte in seinem Bericht von 2016 auch deutlich darauf hingewiesen.

Voronwe hat geschrieben:Schafe gibt es aber auch in anderen Regionen Deutschlands, z.B. auf der Schwäbischen Alb.

Canadier hat geschrieben:Zu der "Schafssituation": Nicht zu vergessen sie da auch die vielen Heideregionen!

Mir ist das bewusst, aber versuch das mal einem 14jährigen zu erklären, der allenfalls mal etwas von Deutschland gehört hat und eine gewisse Vorstellung, dass es dort einen Stadt namens Hamburg gibt.
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Re: Gravelroads

Beitragvon Kumulus » Fr, 17. Dez 2021, 17:50

17. Tag – 21. August 2021 – Samstag

Westfjorde – wie die Finger einer Hand ragen die Berge bis ins Meer. Und um ihnen herum, quase wie ein Gürtel, schmiegen sich die Straßen. Häufig als Schotterpiste ausgelegt. Das bedeutet: Keine Fahrbahnmarkierungen, kein Mittelstreifen und oft keine Leitplanken. Dafür Schlaglöcher und Wellblechprofil. Über eine kurze Distanz lässt sich das ja noch aushalten, aber heute waren es gleich am Morgen wieder 30 Kilometer rauf und runter in Serpentinen von 0 auf über 500 Metern. Ich frage mich dabei immer, wie die Isländer damit klar kommen und dann auch noch die erlaubten 80 Km/h fahren.

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Ich bin froh, wenn ich den Berg hoch und vor allem wieder hinunter gekommen bin.

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Aber die Bergwelt ist schön; einmalige Panoramen bilden das Blickfeld. Und meist fühlt man sich völlig allein auf den Straßen. Das wird immer schlagartig anders, wenn man sich einer Sehenswürdigkeit nähert, wie zum Beispiel dem alten Walfänger Garðar BA 64, der bereits vor 40 Jahren an den Strand von Patreksfjordur geschleppt wurde und seitdem dort vor sich hingammelt.

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Die Garðar BA 64 ist das älteste Stahlschiff Islands. Es wurde 1912 in Norwegen gebaut und zunächst als Walfangboot eingesetzt. Erst mit seiner Weitergabe nach Island änderte sich die Nutzung; fortan war es ein Heringfangboot bis es 1981 ausgedient hatte und an Land geschleppt wurde. Heute ist das Wrack ein beliebtes Fotomotiv für den Tourismus.

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Einmal links herum; dann rechts herum; Schiff von vorne und von hinten – man kann sich lange dort aufhalten – muss man aber nicht!

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Ich fahre die 612 ein Stückchen wieder zurück, weil ich zum Nachmittag am Dynjandi Was-serfall sein möchte.

Doch vorher genieße ich den wunderschön gelegenen Hot Pot in Birkimelur. Er befindet sich fast an der Straße und grenzt unmittelbar an den Strand. Aus dem 38 Grad heißen Wasser hat man einen herrlichen Blick über Breiðafjörður, den Strand und die angrenzenden Berge.

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Frisch gebadet geht’s weiter zum Dynjandi, der über mehrere Etagen vom Berg in die Tiefe rauscht. Die Strecke dorthin ist mal wieder atemberaubend schön.

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Ein gut angelegter Spazierweg ermöglicht bis an den Fuß des Wasserfalls zu gelangen.

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Das frische Wasser – der einladende See am Fuß des Dynjandi – nutzen zwei junge Mädchen sogleich für ein erfrischendes Bad. Ich glaube, mir wäre das zu kalt.

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Am Abend bin ich die Route 60 ein Stückchen weiter bis nach Þingeyri gefahren. Für mein Verständnis ein „toter Ort“ – die Tankstelle mit Imbiss scheint der Mittelpunkt zu sein. Viele verfallenen Häuser, alles wirkt sehr ungepflegt. Bis auf die Kirche und das Schwimmbad direkt gegenüber.

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Gebadet hatte ich an diesem Tag ja schon. Deshalb nutze ich den Campingplatz hinter dem Schwimmbad als Nachtquartier.

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Ein schöner Platz mit besonders schön gelegenen Wohnmobilstellplätzen direkt am Wasser; ein relativ neues Wasch-, Toiletten- und Küchenhaus in einwandfreiem Zustand. 5 Sterne!
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Re: Gravelroads

Beitragvon skandinavian-wolf » Fr, 17. Dez 2021, 20:42

Ja Martin, nachdem Du nun so ziemlich alle meiner Ziele im nächsten Jahr abgefahren bist, wunderschön illustriert und kommentiert, kann ich mir die eigene Reise eigentlich sparen!? :wink:
Spart Zeit und vor allem viel Geld.
Nein, macht Appetit.
"Fremd gegangen" bin ich deswegen schon: https://www.islandreise.info/index.php
Dort ist man genauso freundlich und hilfsbereit, wie wir hier.
Ich wünsche einen schönen vierten Advent
Uwe
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