Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Schweden, Finnland, Svalbard, ...

Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon Fjellwanderer » So, 20. Apr 2003, 11:34

Hallo,


Wir hatten vor kurzen eine Diskussion über den Fall Deutschlands als Witrschaftsmacht. Steigende Abgaben, die eine deutliche Veringerung der Kaufkraft nach sich ziehen, die wiederum der Wirtschaft schwer zuschaffen macht weil nur noch wenige für nicht lebensnotwendige Dinge Geld haben. Der Weg vom normalen Leben bis zum sozialen Abfall kann heute jeden, innerhalb kurzer Zeit und unverschuldet treffen.
Im Gegenzug eine Schar von Politikern, die das normale Leben der einfachen Leute nicht mehr kennen und ständig von sinkenden Arbeitsosenzahlen reden und sich selbst die Diäten erhöhen.

Die skandinavischen Länder stehen alle mit einer fast makellosen Wirtschaftsbilanz da.
Was macht Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark anders?
Wie funkioniert das Abgabensystem eines Arbeitnehmers, wie werden die solzialen Einrichtungen unterhalten ....


Wer kann uns darauf eine Antwort geben?

Thomas
Ein Tag Urlaub, der nicht in Skandinavien verbracht wird, ist ein verlorener Tag. Das Fjell, die Menschen sowie allgemein das Leben in Norwegen und Schweden verzaubern meine Sinne immer wieder. Bitte erlöst mich nicht!
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Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon scotti » So, 20. Apr 2003, 17:22

Hallo!
Obwohl ich keine absoluten Zahlen kenne, so kann man doch bei genauerem Hinschauen sehen, dass es auch in diesen Ländern Probleme gibt. Der folgende Text stammt z.B. von dieser Seite:
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/l ... nd_id=45#1

„Nachdem das finnische Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2000 noch mit 6,1 % etwa doppelt so hoch war wie im Durchschnitt der Eurozone, fiel die Wachstumsrate im Jahr 2001 auf 0,7 %. Regierung und Wirtschaftsforschungsinstitute gehen jedoch von einer Erholung der Wirtschaft zum 4. Quartal 2002 aus und rechnen mit einem Wachstum von ca. 1,5 % für 2002 und ca. 3 % für 2003. Die Arbeitslosigkeit liegt bei ca. 9 % „

Dabei muss man bedenken, dass mit dem wirtschaftlichen und auch geographischen Zusammenbruch der UdSSR, zu Anfang der 90er Jahre, Finnland der größte Handelspartner abhanden gekommen ist. Der Beitritt zur EU hat dann auch reichlich EU Finanzen ins Land gebracht und so ging es vom Agrarland (Holzwirtschaft) mit industriellen Zügen (Holzverarbeitung) recht flott zur Industrienation über.


Hier noch ein Auszug aus der oben genannten Quelle:
„Der traditionelle Schwerpunkt der finnischen Wirtschaft, die Forstindustrie (Papier, Zellstoff, Holz) trägt immer noch 25,9 % zu den Ausfuhren bei. Sie wird inzwischen deutlich von den verschiedenen Zweigen der Metall-, Maschinenbau- und Elektroindustrie übertroffen, die 2001 55,4 % zur Ausfuhr beitrugen. Besonderes Gewicht hat immer noch der Mobiltelefonhersteller Nokia, obwohl seine früheren hohen Zuwachsraten von 25-35 % p.a. in diesem Jahr auf ca. 10 % gefallen sind. Er trägt jedoch immer noch ca. ein Viertel zu den finnischen Exporten bei.“

Schweden nimmt vielleicht eine Sonderstellung ein.
Die Schweden sind seit alters her sehr „sozialorientiert“. Neid und Missgunst waren fast völlig unbekannt. (Jeder Schwede hat z.B. das Recht, alle Steuererklärungen seiner Landsleute einzusehen) Es war nicht das erklärte Ziel eines jeden Schweden, unbedingt mehr materiellen Wohlstand zu erwerben als sein Nachbar. Aus diesem Grund konnte der Staat einen gehörigen Teil vom Lohn in soziale Bereiche umleiten. Mit fortschreitender Industrialisierung hat sich aber auch hier eine Mentalität herausgebildet, die man in D als soziale Hängematte bezeichnet.

Auch hier wieder ein Ausschnitt aus der o.g. Quelle:

„Ein immer größer werdendes Problem sind die dramatisch angestiegenen Zahlen der Langzeitkranken (derzeit mehr als 5 % der arbeitenden Bevölkerung), die einerseits die staatlichen Kassen belasten und andererseits die Erfolge bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit relativieren. Die Regierung arbeitet derzeit an umfassenden Vorschlägen, wie durch stärkere Einbindung der Arbeitgeber und der Betroffenen in den Reintegrations- und Wiedergenesungsprozess dieser Entwicklung Einhalt geboten werden kann. Motivation ist einerseits die Kostenlawine, die hierdurch auf den Staat zurollt, und die Befürchtung, dass die derzeitige Entwicklung die allgemeine Akzeptanz des allumsorgenden Wohlfahrtsstaats untergraben.“

Norwegen hat natürlich den großen Vorteil, dass es Erdöl besitzt. Mit den Petrolkronen kann man so manchen wunden Punkt in der Wirtschaft schmieren. Aber wie Geir in einem seiner letzen Beiträge hier im Forum schon schreibt: viele Norweger sind gar nicht mehr so glücklich mit ihrer Wirtschaft und deshalb gibt es schon eine Mehrheit für einen EG Beitritt.

Was Deutschland angeht, so bin ich übrigens der Meinung, dass es gar nicht so schlimm aussieht wie allgemein beschrieben.
Jedes Land hat schon ein oder mehrmals wirtschaftliche Rezessionen gehabt. Wenn man dann aber sieht, dass die Deutschen 2001 Spareinlagen in Höhe von 586 530 Millionen € (das sind über eine Billion Mark und etwa 71000 € pro Person) haben, so frage ich mich, ob wir nicht ganz einfach mal ein bisschen mehr konsumieren sollten, um unsere Wirtschaft anzukurbeln. Sicher ist der ganze „Reichtum“ ungerecht verteilt, aber wenn jeder mal sein Konto anguckt und sich sagt: „ O.k. jetzt leiste ich mir mal was! 10 % meines Sparguthabens gebe ich mal für was aus, was mir Spaß macht- ohne lange zu überlegen“ ich glaube unsere Wirtschaft würde sich freuen- und wir uns auch ;-)!
Leider herrscht aber in Deutschland dieses lähmende Sicherheitsdenken. Zum einen wird gespart wie blöd (man muss ja vorsorgen weil es ja Wirtschaftkrisen gibt) wenn es dann aber wirklich mal soweit ist, bleibt man auch auf seinen Kröten sitzen- es könnte ja noch viel schlimmer kommen ;-) .
Gruß scotti
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Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon Gast » Di, 22. Apr 2003, 7:55

Schade das es hier so wenig Antworten gibt- scottis "Außenansicht" kann doch nicht der Weißheit letzter Schluss sein, wo bleiben denn die persönlichen Erfahrungen!?
Gruss von Otto
Gast
 

Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon Rolf » Do, 24. Apr 2003, 13:56

Hei,

Gast hat geschrieben:Schade das es hier so wenig Antworten gibt- scottis "Außenansicht" kann doch nicht der Weißheit letzter Schluss sein, wo bleiben denn die persönlichen Erfahrungen!?


Eine aktuelle Innenansicht kann ich leider auch nicht bieten, es ist schon einige Jahre her, dass ich in Norwegen gelebt habe - und das auch nur als Student, der weiterhin im deutschen Sozialsystem seinen Platz hatte.

Ich halte das Thema für hochkomplex und man kann sicher nicht sagen "macht es wie die Skandinavier, dann läuft der Laden" - dafür sind die Rahmenbedingungen einfach zu unterschiedlich (z.B. unterschiedliche Bedeutung des landwirtschaftlichen und industriellen Sektors). Scotti hat ja auch bereits auf die Probleme hingewiesen, die z.B. die Finnen und Schweden ebenfalls haben.

Ich habe einige Blitzlichter zum norwegischen System zusammengetragen, die v.a. zeigen sollen, dass dieses ebenfalls mit ähnlichen Problemen kämpft wie das deutsche System - vielleicht dank der Ölmilliarden nicht ganz so extrem (wenn auch der größte Teil der Öleinnahmen bewusst auf die hohe Kante gelegt wird und nicht in den Staatshaushalt fließt).
Bezogen auf das norwegische Sozialsystem habe ich den Eindruck, dass die Leistungen, die der/die Einzelne erhalten kann, im Wert etwa den deutschen Leistungen entsprechen - nur sind sie anders verteilt. Beispiel: In D sind Eltern für den Unterhalt ihrer Kinder verantwortlich, solange die Kinder in Ausbildung sind, max. bis zum 27. Lebensjahr. Solange wird auch Kindergeld ausbezahlt. In N endet die Unterhaltspflicht der Eltern für ihre Kinder mit deren Volljährigkeit (18 J.), ab dem Moment gibt es aber auch kein Kindergeld mehr. Dafür erhalten praktisch alle norwegischen Studierenden ein Studiendarlehen (bei uns: BAFöG), bei uns sind es nur wenige. Wir erhalten BAFöG zu einem großen Teil als Zuschuss, der Darlehensanteil wird nicht verzinst - in N ist die staatliche Studienfinanzierung zum größten Teil bzw. ganz ein verzinstes Darlehen (kenne den aktuellen Stand nicht, es war mal in der Diskussion, einen Teil als Zuschuss bzw. zinslos zu gewähren). So ziehen sich die Unterschiede durch das System.
Im Gesundheitsbereich gibt es in N schon längst eine Zuzahlung bei Arztbesuchen, die Budgetierung im Krankenhausbereich wurde schon vor langem eingeführt (mit ähnlichen Nebenwirkungen wie bei uns), und eine Zahnbehandlung muss man selber zahlen ...

Von einer Freundin weiß ich, dass sie sich mit dem Sozialamt (Trygdekontor) ebenso herumschlagen muss wie wir uns mit unserem Sozialamt bzw. den Krankenkassen. Im Mai wurde ihr das Krankengeld gestrichen, eigentlich hätte sie dann Erwerbsunfähigkeitsrente bekommen müssen - tatsächlich musste sie bis Herbst von ihren Ersparnissen leben, bis dann ein neuer Bescheid kam.

Soweit ich weiß, wird das norwegische Sozialsystem aus Steuermitteln und nicht aus Kassen/Versicherungsbeiträgen finanziert. Dadurch werden alle Steuerzahler an der Finanzierung beteiligt. Dies ist vielleicht tatsächlich etwas, das für Deutschland hilfreich sein könnte. Also: Abschaffung der Kranken- und Rentenkassen sowie der Arbeitslosenversicherung, statt dessen Einführung einer Sozialsteuer, die alle Lohn/Einkommensteuerpflichtigen zu zahlen haben. Damit würde die Abgabenlast auf mehr Schultern verteilt, v.a. Besserverdienende, Selbstständige und Beamte müssten dann auch einen Beitrag leisten (mich würde es auch treffen, ich zahle derzeit auch keine Sozialabgaben). Das ist sicher kein Allheilmittel, könnte aber ein Baustein in einem reformierten Sozialsystem sein (was derzeit diskutiert wird, ist ja keine echte Reform, sondern nur eine verkappte Leistungskürzung und Mittelumschichtung).
Ich hielte es weiter für wichtig, dass alle Mittel in einen gemeinsamen Topf fließen und aus diesem verteilt werden. Derzeit werden die Kosten von Bund, Land, Kreisen, Kommunen und verschiedenen Kassen zu je einem Teil getragen. Dies regt zwar die Phantasie in den Amtsstuben ungeheuer an, aber nur zu dem Zweck, dass Wege gesucht werden, wie Lasten abgewälzt werden können (Beispiel: Baden-Württemberg als Land streicht die Mittel für die ambulante Betreuung von psychisch Kranken. Diese müssen nun stationär in psychiatrischen Krankenhäusern behandelt werden, was sehr viel teurer ist - aber es ist nicht mehr das Land, das für die Kosten aufkommen muss).

Im politischen Bereich ist in Norwegen so etwas wie ein "nationaler Konsens" zu beobachten. Strittig ist nicht das "dass" eines Sozialstaats (wenn man mal die Frp. vernachlässigt), sondern im Einzelfall die Frage, welches das beste Mittel ist. Dabei sind die Parteien durchaus in der Lage, sich auch zu bewegen - ob das nun die Voraussetzung oder das Resultat dessen ist, dass Norwegen seit Jahrzehnten erfolgreich von Minderheitsregierungen regiert wird (die auf Kompromisse angewiesen sind), weiß ich nicht.
Hier brech ich mal ab ...

Ich hielte es für wünschenswert, wenn über Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik ein intensiverer Austausch zwischen D und den nordischen Ländern gepflegt würde - nicht, weil dort alles perfekt ist und man nur die Systeme kopieren muss, sondern weil es auf beiden Seiten gute Ideen gibt, die sich gegenseitig befruchten könnten, und dabei im Kern in eine ähnliche Richtung streben - nämlich eine möglichst sozial gerechte Gesellschaft.

Hilsen
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Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon sgm » Do, 24. Apr 2003, 18:53

Vielleicht noch was zu diesem Thema.
Hab mich darüber schon häufiger mit Dänen unterhalten (irgendwie landet man immer wieder bei dem Thema, da uns viele dort beneiden).
Die Verbrauchssteuern sind dort wesentlich höher als bei uns. Zudem existiert eine sog. Luxussteuer z.b. auf Autos, was den Autokauf zu einem wirklich teuren Vergnügen macht. Bsp: ein Nissan Primera kostet in Grundausstattung in .dk 34.227 Euro - in .de 22.150 Euro
Daneben sind die Einkommensteuern auch höher als in .de, was allerdings wegfällt sind die übrigen abgaben wie Krankenkasse usw., da das alles Steuerfinanziert ist.
Die Rente ist auch Steuerfinanziert und in den letzten Jahren erheblich gekürzt worden, so dass man eigentlich nur noch von einer "Grundversorgung" sprechen kann.
Was ich auch interessant fand, die dänischen Banken müssen wohl am Ende des Jahres dem Finanzamt alle Kontobewegungen melden, so dass dadurch quasi der "gläserne Bürger" entsteht.
Natürlich wird trotzdem schwarz gearbeitet und ich behaupten sogar mehr als bei uns, ausgezahlt wird halt immer in Bar und das Geld dann teilweise im Koffer nach Deutschland gebracht :wink: Alle die ich bis jetzt kennengelernt habe, hatten nämlich irgendwie einen "Nebenjob". Wie sollte man auch sonst die hohen Steuern ausgleichen :?:
Gruss Stefan G. 8)
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Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon scotti » Do, 24. Apr 2003, 21:12

Dann ist D wohl doch nicht so übel ???
scotti
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Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon snowstorm » Fr, 25. Apr 2003, 9:39

scotti hat geschrieben:Dann ist D wohl doch nicht so übel ???


Hallo!
Ja, kommt ganz drauf an wie man das sieht. Ich persönlich finde das deutsche System der Sozialversicherung zutiefst ungerecht und antiquiert. Das Steuersystem will ich gar nicht erst erwähnen..

In Deutschland ist der Aufschrei groß, wenn irgendwo ein Einschnitt erfolgen soll. Beispiel Zahnarztkosten, die privat bezahlt werden sollten: "Dann erkennt man den sozialen Status am Gebiß!" Das Killerargument. Ich sehe darin kein Problem mit dem sozialen Status sondern ob jemand bei der Zahnpflege fleißig war bzw. sich regelmäßig hat untersuchen lassen. Ein kleines Loch zu füllen ist billiger als wenn mit 35 das Gebiß zerbröckelt. Dessen Restaurierung wird in Deutschland von der Allgemeinheit getragen.

In D will man die Alhi mit der Sozialhilfe zusammen legen. An sich keine dumme Idee, aber vielleicht sollte man dann auch ein Klima schaffen, in der es dann auch Betriebe gibt, die noch AN über 50 haben. Seine Belegschaft auf Kosten der Sozialversicherungen zu verjüngen ist ein politisches Problem. Ansonsten ist es logisch, daß das Arbeitslosengeld (für das man ja vorher während der Arbeitstätigkeit Beiträge gezahlt hat) irgendwann ausläuft und man eine Stufe nach unten fällt.

Speziell Schweden hat mit dem Umbau des Sozialstaates Erfolg. Dies liegt auch am Konsens, der in der Bevölkerung herrscht. Alle sehen das Problem und sind bereit, deswegen bisweilen schmerzhafte Einbußen hinzunehmen.

Norwegen hat aber ein Problem am Hals, das viele nicht sehen. Das Land ist einfach zu teuer. Die Industrieproduktion siecht dahin weil Löhne teuer und die Zinsen hoch sind. Also wandert (wer kann) die Industrie aus oder gibt auf. Um sein Zeug zu verkaufen muß man a) billiger oder b) besser sein als die Konkurrenz. In vielen Bereichen ist das zumindest derzeit leider nicht der Fall. Aber die Bilanz Norwegens ist trotzdem noch gut, denn das Öl hilft ja ein bißchen.

Die Wirtschaft in Skandinavien sieht aber generell besser aus als in D - wir tragen die rote Laterne ja schon eine Weile und das wird sich so schnell auch nicht ändern.

Gruß Patricia
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Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon scotti » Fr, 25. Apr 2003, 10:30

Hallo Patricia!
Du schreibst:

"Speziell Schweden hat mit dem Umbau des Sozialstaates Erfolg. Dies liegt auch am Konsens, der in der Bevölkerung herrscht. Alle sehen das Problem und sind bereit, deswegen bisweilen schmerzhafte Einbußen hinzunehmen. "

Und genau da sehe ich das deutsche Problem, es geht vielen Deutschen noch zu gut, als das sie an Veränderungen interessiert sind.
Ich kann mich an Aufrufe von mehreren gesellschaftlichen Organisationen erinnern die Arbeitslose zu Demonstrationen auf die Straßen bringen wollten- und da ist kaum jemand erschienen!

Weiterhin schreibst du:

"Die Wirtschaft in Skandinavien sieht aber generell besser aus als in D - wir tragen die rote Laterne ja schon eine Weile und das wird sich so schnell auch nicht ändern."

Hier möchte ich meine Zweifel anbringen.
Es ist lediglich die rote Laterne für das Wachstum- aber wo sollen wir noch hinwachsen, wo doch jeder schon fast alles hat.
2001 hatten 53 % der deutschen Haushalte Pc`s, 75% Pkws, 96 % Fernseher, 69 % Videorecorder und hungern tut sowieso niemand.

Ich bin recht oft in Europa unterwegs (vor allem abseits der Touristenzentren) und ich muss wirklich sagen: Von der materiellen Seite gesehen (und das ist ja das was "Wirtschaft" betrifft) möchte ich in keinem anderen Land leben.
Da ich unlängst in Portugal war, hat mich ein Artikel im STERN interessiert in dem es heißt: "Die durchschnittliche Verschuldung der Lisaboner Haushalte beträgt mehr als einen Jahreslohn!" Und da sind noch keinen Immobilienschulden eingerechnet!
„In Griechenland sieht es ganz ähnlich aus“, hat mir ein Kollege bestätigt.
Wenn also Wachstum nur durch Verschuldung erzielt wird, frage ich mich wie lange so etwas gut gehen soll. Übrigens haben auch 25% der deutschen Haushalte Schulden bei ihrer Bank! (Wie sieht es in Norwegen aus?)

Was ich damit sagen will ist: „Wirtschaftliches Wachstum ist ein sehr schlechter Indikator für persönliches Wohlergehen.“
Viel wichtiger finde ich eine gewisse Selbstzufriedenheit und eine Besinnung auf die wirklichen wichtigen Dinge des Lebens- GESUNDHEIT, DACH ÜBER DEM KOPF, GENUG ZU ESSEN UND AB UND AN FREIZEIT NACH EIGENEN VORSTELLUNGEN.

Na, vielleicht kommen noch ein paar interessante Meinungen von Forumsbesuchern !?
Gruß scotti
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Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon sgm » Fr, 25. Apr 2003, 14:51

scotti hat geschrieben:Was ich damit sagen will ist: „Wirtschaftliches Wachstum ist ein sehr schlechter Indikator für persönliches Wohlergehen.“
Viel wichtiger finde ich eine gewisse Selbstzufriedenheit und eine Besinnung auf die wirklichen wichtigen Dinge des Lebens- GESUNDHEIT, DACH ÜBER DEM KOPF, GENUG ZU ESSEN UND AB UND AN FREIZEIT NACH EIGENEN VORSTELLUNGEN.

Da hast du natürlich recht! Allerdings hängt doch das persönliche Wohlergehen sehr häufig mit der eigenen wirtschaftlichen Situation zusammen, die wiederum von der wirtschaftlichen Situtation des Landes in dem man lebt abhängt.
Aber ich sehe die Situation in .de nicht so mies, wie sie gerne gemacht wird. Wenn man vielen Politikern zuhört, dann hat man das Gefühl wir würden uns auf dem Weg in die "3. Welt" befinden.

snowstorm hat geschrieben:Norwegen hat aber ein Problem am Hals, das viele nicht sehen. Das Land ist einfach zu teuer. Die Industrieproduktion siecht dahin weil Löhne teuer und die Zinsen hoch sind. Also wandert (wer kann) die Industrie aus oder gibt auf. Um sein Zeug zu verkaufen muß man a) billiger oder b) besser sein als die Konkurrenz. In vielen Bereichen ist das zumindest derzeit leider nicht der Fall. Aber die Bilanz Norwegens ist trotzdem noch gut, denn das Öl hilft ja ein bißchen.

Könnte möglicherweise daran liegen, dass man nicht in der EU ist :?: :!:

Nur mal so zum Nachdenken 8)
Gruss Stefan G. 8)
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Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon Martin Menzel » Mo, 28. Apr 2003, 17:19

Hei,
ich denke auch das die Lebensqualität eben etwas mehr als ein dickes Bankkonto beinhaltet.
Ein interessanter Ansatz zur Messung der Lebensqualität wird in einem weltweiten Ländervergleich jährlich von der UN im Human Development Report veröffentlicht und beinhaltet neben dem Einkommen auch Faktoren wie Bildung sowie die Lebenserwartung bzw. Gesundheit.
Im Bericht von 2002 (http://www.undp.org/hdro) war Norwegen an erster Stelle, gefolgt von Schweden und Kanada.Finnland liegt auf Platz 10,
Deutschland auf Platz 17 hinter Östereich und Luxemburg.
Dargestellt wird auch die Veränderung im Ranking seit 1990, also ein Indikator für eine Verbesserung oder Verschlechterung der gemessenen
Faktoren im Vergleich zu anderen Ländern.Deutschland hat demnach 2 Plätze eingebüßt, während Norge (+6) und Schweden (+9) eine positive
Entwicklung aufweisen.
In einer anderen Studie (http://www.bertelsmann-stiftung.de/docu ... nalneu.pdf ) über die norwegische Wirtschaft habe ich u.a. folgendes gelesen :

Norwegen ist der zweitgrößte Ölexporteur der Welt und hat einen beträchtlichen Anteil an der Öl- und Gasversorgung Westeuropas. Bezieht man die Gewinne aus dem Ölgeschäft mit ein, so hat Norwegen in den letzten beiden Jahren jeweils Haushaltsüberschüsse in Höhe von reichlich 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erzielt. Rechnet man die Effekte des
Öls allerdings heraus, so ergibt sich ein Defizit von ca. 0,6 Prozent für 2000. Insgesamt wird der Haushaltsüberschuss im Jahre 2002 als Folge der Steuersenkungen und der vermehrten Investitionen um ca. 50 Mrd. Kronen sinken. Die Größe des Finanzierungssaldos hängt allerdings in hohem Maße von der Entwicklung des Ölpreises ab; ein durchschnittlicher jährlicher Preisanstieg von einem Dollar pro Barrel erhöht den Haushalts-
überschuss Norwegens um ca. 10 Mrd. Kronen.

Interessant finde ich die Zahlen über den Staatshaushalt 2000 ohne Öleinnahmen mit einem vergleichsweise geringen Defizit von 0,6 %.
Das zeigt, das Norwegens Wirtschaft - zumindst im Jahr 2000 - auch ohne die Öl - Mrd. relativ gut dastand.
(Leider weis ich die Zahlen für Deutschland im Jahr 2000 nicht mehr, dieses Jahr wird jedoch ein Defizit von ca. 3,7 % erwartet.)
Die Einahmen aus dem Erdöl werden in einem Fonds angelegt um die Renten der zukünftigen Generationen zu sichern, denn wie in anderen
Industrieländern auch wird die Bevölkerung in Norwegen immer älter (vgl. aktuelle Rentendiskussion in Deutschland).
Weis jemand zufällig wie groß die norwegischen Ölreserven sind bzw. wie lange sie in etwa noch zum Wohlstand des Landes beitragen können ?


Med hilsen

Martin

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Die Schulden von heute sind die Steuern von morgen !
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Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon snowstorm » Di, 29. Apr 2003, 13:23

sgm hat geschrieben:Könnte möglicherweise daran liegen, dass man nicht in der EU ist


Hallo!
Nicht unbedingt. Norwegen ist via EWR stark an die EU gebunden und 60% des Exports geht in die EU. Damit Norwegen auch weiterhin bei dem Abkommen mitmischen darf hat die Regierung sich auch darauf eingelassen einen schönen Batzen Geld (1,8 Milliarden NOK) an die EU zu zahlen. Ich meine Norwegen könnte gleich mit eintreten, dann hätten sie auch eine Stimme im Club.

Das mit der roten Laterne war selbstverständlich auf das (Minus-?)Wachstum bezogen. Ich möchte keinesfalls andeuten, daß Deutschland ein armes Land ist. Im Gegenteil. Doch machen im Moment andere Länder vor wie es besser laufen kann. Ich finde man sollte sich nicht zurücklehnen und feststellen wie gut es einem geht, sondern merken, daß es besser gehen könnte und entsprechend was dafür tun. Das mit dem Wohlstand kann sich ganz flott ändern.

scotti hat geschrieben:Besinnung auf die wirklichen wichtigen Dinge des Lebens- GESUNDHEIT, DACH ÜBER DEM KOPF, GENUG ZU ESSEN UND AB UND AN FREIZEIT NACH EIGENEN VORSTELLUNGEN.


Na sicher. Dennoch muß man die Wirtschaft im Auge behalten. Nach der war hier ja auch gefragt. Was beispielsweise die Gesundheit angeht bzw. deren Erhaltung hat eine ganze Menge mit der Wirtschaft zu tun. Freizeit? Ohne wirtschaftliche Entwicklung/tech. Fortschritt würden wir immer noch 60 Stunden in der Woche arbeiten...

Lieben Gruß
Patricia
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Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon Arne.R. » Fr, 02. Mai 2003, 21:49

Also, ob bei einer EU-Mitgliedschaft fuer Norge ein Nettogewinn uebrig bleibt - ich hab da meine Zweifel. Norwegisches Oel und Gas kaufen die Europaer auch so, und wenn hier erst mal alle fischen duerfen... guckt euch doch die Ostsee an, sind da noch Fische drin? Und dann ist ausserdem wohl noch klar, dass die norwegische Wirtschaft mit den astronomischen Produktionskosten dann die Konkurrenz, und zwar ohne Schutzzoelle, ins Land lassen muss. Und ein Nettobeitragszahler waere N dann auch, aber mit laeppischen 2 Milliarden NOK wirds dann wohl nicht mehr getan sein....

Das wichtigste wurde schon gesagt: Finanzierung des Gesundheitssystems ueber Steuern und ausgepraegte Selbstbeteiligung sind die am meisten ins Auge fallenden Unterschiede zu D. Ausserdem ist der Gehaltsabstand zwischen Arbeitern und Spitzenverdienern so gering wie in keinem anderen Land in Europa - das schafft auch schon mal eine ganz andere gesamtgesellschaftliche Atmosphaere.

Der Wirtschaft geht es z.Z. nicht so dolle, wurde auch schon gesagt. Viele Betriebe schliessen oder entlassen, manche gehen ins Baltikum. Die Banken senken alle 2 Monate die Zinsen um 0,5 %, Haeuser sind so billig wie lange nicht mehr - das sagt ja auch schon viel....Trotzdem ist es wohl immer noch besser als in D.

In den Zeitungen wird aus jeder Meldung eine Story gemacht, in dem es um Arbeitslohnvergleiche oder Produktionskosten im internationalen Vergleich geht. Und da steht N mit D an der Weltspitze. Wurde ja auch schon gesagt: Wenn hier was produziert wird, dann eigentlich nur fuer den Binnenmarkt. Handwerksleistungen z.B., die Branche brummt. Mit Industrieguetern ist das was anderes. Wer auf der Welt soll das teure Zeug denn kaufen? Ist nun mal NICHT um Klassen besser, als was andere anbieten, und damit fuer den Weltmarkt (und fuer die EU...) meiner Meinung nach einfach zu teuer.

Neulich stand in der Zeitung, dass, um den Wegfall des Oels in 10-20 Jahren kompensieren zu koennen, bis dahin 2000 neue Betriebe gegruendet werden muessten...das zum Thema wie lange das Oel denn noch reicht. Aber vielleicht finden sie ja noch was...

Bitte nicht missverstehen: Ich will Norge hier nicht schlechtreden - es gefaellt mir hier immer noch sehr gut. Es gibt da ja schliesslich noch einen immateriellen Faktor, der sich nicht in Geld messen laesst.

Ich denke auch, es geht Deutschland immer noch zu gut. Viele in der Bevoelkerung haben die Notwendigkeit zu Reformen ja længst eingesehen. Aber wenns dann losgehen soll, gilt das St.-Florians-Prinzip, bzw. das closed-shop-Prinzip (wir sind drin, macht schnell die Tueren zu...).

Ich habe den Eindruck, Gesetze zu machen geht in N viel schneller und einfacher. Und wenns nicht so gut war, korrigiert man das halt wieder. Ich habe den Eindruck, dass die Politik hier sehr viel beweglicher ist als in D. Das hat verschiedene Gruende und ist sicher auch ein wichtiger Faktor. Ich glaube auch, dass man die gegenwaertigen Schwierigkeiten hier bald in den Griff bekommt - es ist alles flexibler hier und nicht so erstarrt wie in D.

Gruss,
Arne
Der Haushaltstipp (Nr. 1378):
Fleckenentfernungmittelflecken gehen mit Teer weg!
Arne.R.
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Re: Die Wirtschaft in Norge, Sverige, Suomi og Danmark.

Beitragvon snowstorm » Sa, 03. Mai 2003, 0:38

Arne.R. hat geschrieben:Ich habe den Eindruck, Gesetze zu machen geht in N viel schneller und einfacher. Und wenns nicht so gut war, korrigiert man das halt wieder. Ich habe den Eindruck, dass die Politik hier sehr viel beweglicher ist als in D. Das hat verschiedene Gruende und ist sicher auch ein wichtiger Faktor.


Finde ich eine der besten Sachen im Lande. Es wird zwar auch viel geschwätzt, aber am Ende kommt was raus. In Norwegen braucht man keine Kommissionen, da entscheiden die Parlamentarier (ist auch ihr Job).

Norwegen wäre für die EU ein richtiger Fang! Soviele Nettozahler gibt es nicht, schon gar keine die netto anfangen. Man bräuchte ja nur nach Schweden zu gucken...

Ausserdem ist der Gehaltsabstand zwischen Arbeitern und Spitzenverdienern so gering wie in keinem anderen Land in Europa


Und das soll was Positives sein? Ich setze mal voraus, daß mit Spitzenverdiener Akademiker gemeint sind? Rechnerisch gesehen ist das in Norwegen eher eine Strafe. 6 Jahre Studium, nachher fleißig den Kredit abbezahlen -zinsfrei wie in D ein Wunschtraum- und am Ende ein Gehalt das sich dank 50% Steuern (alles über 250.000) auch nicht mehr so gewaltig anhört. Weniger adäquate Stellen zwingen zum Umzug etc. Ich sehe es bei der Verwandtschaft. 7 oder gar 8 Jahre weniger Ausbildung, dafür voll gearbeitet, mit 22 Haus gebaut, Feierabend pünktlich um 4... :cry: Breite Schultern sind okay, dann soll aber auch was drauf sein!

Aber was soll's, in D sind es beim guten Gehalt nicht nur die Steuern, sondern auch die Versicherung und schwupps ist man gar noch höher als in N. Da fahr ich doch lieber mit dem Boot aufs Meer.

Gruß Patricia
snowstorm
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