von Ingo Martin » Mi, 15. Feb 2012, 20:00
Hallo Jule,
wir waren letztes Jahr zwei Tage auf Runde.
Wie wir es erlebt haben kannst Du aus unserem Reisebericht "erlesen":
Montag, 11. Juli 2011 Prinsen Strandcamping Alesund – Goksöyr Camping Runde, 3 Tage CP incl. Strom und Internet 570 NOK
Ab 09:20 Uhr, 15 Grad, bewölkt 54.562 km
An 12:45 Uhr, 15 Grad, Regen 54.641 km, gefahren 79 km
Es scheint so, dass die täglichen Fahrtstrecken immer weniger werden! Heute sind wir von Alesund nach Runde, der Vogelinsel, gefahren.
Aufstehen bei leichtem Regen um 07:30 Uhr, danach duschen und frühstücken. Ich zahle 250 NOK für einen Stellplatz mit Strom, die Stadtnähe zu Alesund kostet halt auch mehr. Danach kaufen wir bei KIWI die ausgegangenen Lebensmittel ein und versuchen zu tanken und an Geld zu kommen. Das mit dem tanken ist erst mal bei Bunkeroil schief gegangen, sie haben meine beiden Karten abgelehnt. Aber die Zufahrt mit dem Gespann war gut. Der nächste Versuch bei einer ESSO war, was das bezahlen anging gut, die Zu- und Abfahrt dagegen etwas schlechter. Und Geld bei irgendeiner Minibank zu holen, ist insoweit schwierig, weil es nicht immer leicht ist, die Verstecke der Bankschalter, geschweige denn die protzigen Bank-/Sparkassengebäude, die es bei uns in Massen - aber hier nicht gibt, zu finden. Ganz abgesehen davon, dass das 12,5 m – Gespann davor einen geeigneten Parkplatz finden würde. Genug der „Nörgelei“, die vielleicht etwas wetterabhängig ist. Auf der Weiterfahrt zur Fähre Sulesund – Hareid hat es auch etwas geregnet, es war sehr viel Verkehr, weil Montag ist. Die 11:00 Uhr -Fähre (194 NOK) war eine ¾ Stunde über den Sulafjorden unterwegs. Danach ging es auf der 654 weiter nach Ulsteinvik und Froystad. Bei Leinestranda haben wir den Ausweich-CP gesehen, falls der auf Runde besetzt sein sollte. Die Straßen wurden immer kleiner und enger, die Brücke auf die Insel Runde ist einspurig. Man sieht jedoch, ob es Gegenverkehr gibt. Kurz nach der Brücke sahen wir die ersten Basstölpel, die ein sehr schönes Flugbild haben und wie Pfeile in die See stürzen, um Fische zu fangen. Nach dem Runde-Hafen geht eine einspurige Straße zum CP. Wir wurden gerne aufgenommen und haben einen sehr schönen Platz direkt an der Mauer mit Blick aufs Meer. Weil es regnet, machen wir vorab Brotzeit und wärmen uns mit einer Tasse Tee. Wenn es dann mal zu regnen aufhört, werden wir das Gelände erkunden. Eigentlich glaubte ich gelesen zu haben, dass es am CP WLAN gibt, es sind jedoch keine Verbindungen verfügbar. Egal – zumindest für den Augenblick, wir haben ja Morsezeichen durch den Regen am Wohnwagendach. Gerti strickt, ich schreibe den Bericht. Nicht nur wir, sondern alle CP-Gäste, sitzen in den div. fahrbaren Reiseuntersätzen und warten darauf, die Tour zu den brütenden Vögeln zu beginnen.
Gerade habe ich auf der Excel-Reiseliste festgestellt, dass wir seit 7.100 km und den 47 Reisetag unterwegs sind. So sind sie, die Rentner. Immer unterwegs und keine Zeit!
Dienstag, 12. Juli 2011 Goksöyr Camping Runde, Wanderung zu den Vogel-Brutgebieten
Wir hatten eine regnerische Nacht. Die Wellen schlagen ans Ufer, es rauscht ganz schön. Beruhigend, dass wir geschützt im Wohnwagen schlafen. Aufstehen um 08:00 Uhr um den Heizlüfter anzustellen und das Bugfenster-Rollo zu öffnen, um den Blick auf Meer vom Bett aus zu genießen. Noch ist es etwas trüb draußen, als wir um 09:00 Uhr aufstehen. Ich gehe zum duschen. Besser zur 10 NOK – Tröpfchenbewässerung. Aus dem Duschkopf tröpfelt etwas warmes Wasser, das sich gerade noch zur Kopfwäsche eignet. Bis zu den Füssen wäre die geringe Wassermenge schon verdunstet. Danach Frühstück bei Hochwasser und bewölktem Himmel. Enten mit ihren Jungen schwimmen in der Brandung, die kleinen Federbündel tauchen auch schon nach Nahrung. Die Möwen sind immer auf Nahrungssuche und patroullieren den Strand auf und ab. Nach dem Frühstück schaut das Wetter ganz manierlich aus. Wir ziehen uns für eine Wanderung zu den Brutplätzen auf der Insel Runde an. Auch die Gummistiefel, der Regen hat die Wanderwege zu Schlammwegen gemacht. In den Rucksack kommen einige Objektive, um für alle Fälle gerüstet zu sein. An steilen, felsigen Brutplätzen sehen wir Basstölpel und Lummen, die zum Teil schon Junge haben. Papageitaucher, die zu 100.000enden hier brüten sollten, sind kaum zu sehen. Wir haben gehört, dass sie zwischen 21:00 Uhr und 22:00 Uhr vom Meer zurück in die Bruthöhlen kommen. Das ist uns für heute zu spät, da ist uns der gemütliche Abend im Wohnwagen wichtiger als die Papageitaucher. Wenn mal einer in Richtung Nisthöhle unterwegs war, war er auch gleich darin verschwunden. Auf dem Meer haben wir mit dem Fernglas Lummen und Tordalken aber auch Papageitaucher schwimmen sehen. Was uns aufgefallen ist, die Basstölpel haben stundenlang keine Nahrung gefunden. Die rasanten Sturzflüge ins Meer sind aus geblieben. Und die Jungen haben nichts zum fressen bekommen.
Heute war Seeadler-Tag. Bis zu 4 Seeadler waren gleichzeitig zu sehen. Es war sehr schön aus nächster Nähe zu beobachten, wie sich die Seeadler in der Thermik nach oben schrauben. Immer wieder attackiert von den Möwen und Skuas (Raubmöwen). Um die Angreifer abzuwehren, haben sich die Seeadler auch auf den Rücken gedreht (Rolle gemacht) und den Möwen die Krallen gezeigt.
Nachdem wir zurückgekommen sind haben wir Kaffee im Freien getrunken. Danach sind wir zum fischen an die Rundebrücke gefahren. Es war Niedrigwasser und sehr windig. Die Folge war, dass ich nichts brauchbares gefangen habe, egal, wo immer ich auch gefischt habe. Beim fischen habe ich einen Seeadler beim fischen gesehen, der seine Beute an zwei Möwen abtreten musste! Zwei Schweinswale sind laut schnaufend keine 5 Meter von mir entfernt, vorbei gezogen. Auch an der Runde – Hafenpier habe ich mein Fischerglück versucht und keinen Erfolg gehabt. Deshalb hat es zu Abend Putengeschnetzeltes mit Nudeln und Salat gegeben.
Jetzt um 22:00 Uhr geht im Westen die Sonne unter die Wolken und leuchtet im Osten Alesund, das wir von unserem Stellplatz aus am Horizont sehen können, an. Ein großes, weißes Kreuzfahrtschiff mit einem C am Schornstein zieht am Horizont vorbei, den Namen können wir nicht erkennen. Gerti liest, ich schreibe meinen Tagesbericht und lade die Bilder des Tages von der Kamera auf den Laptop.
Nachdem es hier auch WLAN in der Küche gibt, bin ich noch schnell online gegangen. Nichts von Bedeutung, also alles in Ordnung.
Mittwoch, 13. Juli 2011 Goksöyr Camping Runde, Fischen und Wanderung zu den Vogel-Brutgebieten
Heute war ein sehr schöner Tag. Von der Witterung her gesehen und auch von den Ereignissen.
Aufstehen erst um 09:00 Uhr, obwohl die Möwen bereits viel früher auf dem Wohnwagendach herumspaziert sind und auch einen Möwenlärm gemacht haben. Frühstück im Freien, hinter uns der Nordatlantik und die Brandung. Gewiss riecht es auch bei Ebbe und auflandigem Wind. Es ist der Seetang, der verfault.
Nach dem Frühstück bin ich zum fischen unter die Runde-Brücke gefahren. Das Wasser war hoch und ich hatte fischerglück. Zwei große Schellfische, einen Seelachs und eine Makrele. Ein Schellfisch hatte, nachdem ich ihn abgeschlagen hatte, einen „Ausschlag“ am Kopf. Bei genauerem hinsehen war das keine Verwachsung von einem Drilling aus früherer Zeit, sondern eine Geschwulst. Dann habe ich auf der Haut kleine Larven, ähnlich männlichem Sperma, gesehen. Nachdem ich ihn ausgenommen habe, konnte ich auch an der Leber kleine Lebewesen erkennen. Daraufhin habe ich den Fisch ins Wasser zurück geworfen. Die Krabben werden damit schon fertig!
Nach dem ausnehmen der anderen Fische bin ich zurück zum CP Runde gefahren. Den Seelachs habe ich den CP-Nachbarn geschenkt und dafür eine Dose Tuborg und ein paar Hanuta bekommen. Gerti hat die Fische gleich filetiert und ich habe die Angeln sauber gemacht und verpackt. Wir haben Kaffee getrunken und den späten Nachmittag bei Sonnenschein genossen.
Abends haben wir Makrelenfilets von Vennesund und die heutige Makrele gegrillt. Nachdem es zu viel Fisch auf einmal für uns war, haben wir zwei fertig gegrillte Makrelenfilets den CP-Nachbarn geschenkt, die sich mit einer Flasche Paulaner Weißbier in der Flasche bedankten. Sie haben einen Toyota Landcruiser, der eine hohe Zuladung verträgt und auch ein paar Verstecke für Flaschen in sich birgt. Wir haben das Paulaner Weißbier „nur“ in Dosen mitgenommen. Sechs davon schlummern noch im Galaxy und warten aufs aufmachen. Nach dem abendlichen Abwasch sind wir um 20:15 Uhr noch zu den Papageitaucher-Felsen gewandert. Wenn man schon mal in Runde ist, sollte man das doch tun. Wir waren nicht davon überzeugt, die kleinen quirligen Seevögel sehen zu können.
Mit allen möglichen Objektiven bewaffnet sind wir die ca. 45 Minuten nach oben gewandert. Wir waren nicht verblüfft, wie viele Mitbürger bereits da waren, weil wir die Karawanen, die untertags nach oben pilgern, kennen. Wir haben einen guten Platz ergattert, unten auf dem Meer konnten wir die kleinen Papageitaucher schon sehen. Seeadler, Kolkraben, Dreizehenmöwen und Basstölpel sehen wir fliegen, die kleinen Punkte auf dem Meer wollen sich nicht nach oben bewegen. Dann kommen 14 Seekajak-Fahrer und ein kleines Fischerboot und in die Seevögel kommt Bewegung. Zwischenzeitlich war es bereits 22:15 Uhr, als die ersten Papageitaucher sich auf dem Weg nach oben machten. Das Fotolicht war schon schlecht, deshalb sind die Schnappschüsse der fliegenden Papageitaucher nicht scharf genug geworden. Ist ja ohnehin schwer, einen im Flug zu erwischen. Dann machten sich sehr viele Papageitaucher auf die Reise nach oben in die Nisthöhlen. Die einen mit Nahrung verschwanden gleich in den Höhlen, die anderen -ohne Nahrung für die Jungen!- benahmen sich wie kleine Filmstars. Sie saßen auf Felsvorsprüngen, schauten links und rechts, putzten sich, bevor sie wieder aufs Meer zurück flogen und die Fotoapparate klickten. Die kleinen Filmstars saßen nahe bei den Fotografen und nahmen den Trubel der Zweibeinigen mit den langen Rohren gelassen hin. Ich hatte ein 300er und ein 200er mit 1,7x Konverter im Einsatz und bin mit der Fotoausbeute zufrieden. Andere hatten Teleobjektive vor den Kameras, die so groß wie Mörser waren. Und bestimmt auch so viel gekostet haben. So um 23:00 Uhr sind wir wieder zum CP Runde zurück gewandert. Das Weißbier wurde geleert. Die Bilder von der Nikon in den Laptop gezogen. Dann die Meldung: Kein Speicherplatz auf C:/, die Bilder können nicht runter geladen werden. Warum???? Die C-Platte war voll, die D-Platte hat noch 400 GB. Nach einigem Grübeln habe ich einen Teil der ersten Bilder der Nordlandreise von C:/ auf D:/ kopiert und aus C:/ gelöscht. Und siehe da, plötzlich waren die Bilder von der Kamera zu laden und am Laptop zu speichern. Ein paar habe ich noch angesehen und bearbeitet, dann war um 01:00 Uhr Schluss mit Lustig, wir wollten ja weiter fahren. Ich bin ins Bett und habe versucht, besonders schnell zu schlafen.
Uns hat es in Runde gut gefallen und wir wünschen euch das selbe. Ingo