Für alle diejenigen, die am vergangenen Wochenende keine Zeit, keine Lust, kein Geld oder keine passende Kleidung für eine Teilnahme an dem international- berühmt-berüchtigten „Norwegenfreundetreffen“ hatten, will ich gerne ein paar Zeilen zum Besten geben. An „was Besserem“ kann es nicht gelegen haben, dass ihr diese kleine „Spritztour“ nach Leipzig nicht angetreten sein, denn besseres als dieses Treffen konnte es an dem vergangenen Wochenende für echte Norwegenfreunde gar nicht geben.
Freitag, 21. Oktober Okay – die Prognosen der Wetterpäpste dieser Welt verheißen zunächst keine gute Aussicht, aber sie sollten – glücklicherweise – nicht Recht behalten.
Etwas ermüdet von Flieger, Bus, Bahn und Autobahn fand sich bis zum frühen Abend eine kleine Meute Schicksalsgenossen (natürlich auch –genossinnen) in dem idyllischen Jugendcamp Machern an Lübschützer Teichen ein, rechtzeitig genug, um sich noch vor kulinarischen und kulturellen Höhepunkt des Abends mit Kaffee und leckerem Kuchen zu stärken.
Zugegeben, die Anfahrt war tückisch und nicht einfach – aber dafür bot das Jugendcamp Abgeschiedenheit, ostdeutschen Charme der späten 70iger, wohnliche Atmosphäre und einen Gourmet-Tempel der Superlative. Nur das mit der Heizung, der Lüftung und den Betten müssen die Freistädter noch ein wenig üben.
Etwas verspätet (na ja, das Taxi !!! ) ging’s am Abend gleich zur „Traditions- und Begegnungsgaststätte der Eisenbahner. Das etwas andere Restaurant in Leipzig Engelsdorf ließ die Herzen aller gestandenen Eisenbahnern und Eisenbahnfans höher schlagen. Inmitten von historischen Eisenbahnrequisiten verspeisten wir kulinarische Köstlichkeiten und tranken so manch leckeres Bierchen – ob klein oder groß – echt lecker.
Ein besonderes Erlebnis gab es dann noch durch einen Gastauftritt von unserem ehemaligen Generalsekretär (nee – nicht der von der Deutschen Bahn), der uns zu Sport und Spiel animierte.
Dabei waren die Norwegenfreunde mal wieder (fast) unschlagbar gut und konnten mit dem gewonnenen Wartburg nach Hause. Ein perfekter Abend !
Zurück in dem gemütlichen Salon ostdeutscher Spießbürgerlichkeit wurde sodann ganz schnell die Bar eröffnet und Bier, Wein, Kräuter und Knabberkram gereicht. Und wie von Geisterhand oder von den sächsischen Heinzelmännchen wurde das Gemüse, die Wurst und die weiteren Zutaten für die Soljanka am kommenden Tag geschnettelt. Die anschließende Fachdiskussionen dauerten schließlich bis in die frühen Morgenstunden (hab ich mir sagen lassen!).
Samstag, 22. Oktober „Frühstück“ oder „Brunch“ – alles fing an diesem Tag etwas später an, dauerte dafür aber auch etwas länger. Die Gespräche vom Vorabend wurden fortgesetzt, aber auch schnell neue Themen gefunden. Dazu gab’s Leckeres von Feinkost Albrecht und anderer sächsischer Spezialitäten-Kaufhallen. Frische Brötchen, köstlicher Kaffee und frisches Obst (Danke Anna!!!) waren selbstverständlich. Und natürlich auch die eine oder andere mitgebrachte Leckerei.
Schnell war Frühstück/Mittag vorbei und das nächste Event wartete bereits auf uns. Die Nachstellung der Völkerschlacht bei Leipzig. Nur kurz zur Erinnerung, wer im Geschichtsunterricht gerade krank oder auf Toilette war: Die Völkerschlacht im Oktober 1813 war die Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege gegen die Vorherrschaft Kaiser Napoleons. Mit bis zu 600.000 Soldaten aus über einem Dutzend Ländern, wie Russland, Preußen, Österreich und Schweden, war dieser Kampf bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts die größte Schlacht der Weltgeschichte.
Und jetzt wir – mittendrin und nah dabei !!!
Lasst die Bilder auf euch wirken – die Szenerie war großartig von den Mitgliedern vom „Verband Jahrfeier Völkerschlacht b. Leipzig 1813 e.V.“ nachgestellt. Dazu eine gute Moderation zu den Ereignissen der damaligen Zeit, die aber so manches Mal im Kanonendonner unterging.
Nach so viel spektakulären Geschichtsunterricht gab es erst einmal eine Volksspeisung der großen und kleinen Veteranen: Schnettel’s original ostdeutsche Soljanka. Was soll ich sagen – saulecker, einfach gut und total Nachschlag-verdächtigt. Aber bitte nicht so viel und nicht so lange – denn um 20.00 Uhr wartet Nachtwächter Johann Sylvester Bremme auf uns für einen Rundgang durch das nächtliche Leipzig. Über lauschige Plätzchen und dunkle Gassen führt uns sein Weg vorbei an den schönsten Sehenswürdigkeiten der Leipziger Altstadt. Dazu gibt es Kurioses und Interessantes über Prominente und Stadtväter. Von Bach, Goethe, Schiller und dem berüchtigten Bürgermeister Romanus.
Am Goethedenkmal überlässt uns Nachtwächter Bremme unserem Schicksal, dass wir eigentlich im Auerbachs Keller zünftig beschließen wollen. Aber leider, leider, leider sind die Schankherren nicht auf unseren Besuch vorbereitet – wir ziehen also von Dannen. Aber nicht, ohne vorher noch an Klangbrunnen in der Speckshof-Passage unser Können unter Beweis zu stellen. Wenn man nämlich mit nassen Händen gefühlvoll an den Griffen reibt, gerät das Wasser ins Schwingen und erzeugt zusätzlich einen Klang. Ich verrate jetzt aber nicht, wer die meisten Gefühle auf Metall bringen konnte.
Zurück zum Ferien-Camp und zu Quarkbällchen, Bier und weiteren Törfchen. Super Tag !!
Sonntag, 23. Oktober Nach dem Frühstück und den herzergreifenden Abschiedsszenen zwischen den Fcelchen und dem Rest der Truppe reisten wir erneut zurück in die Geschichte – nämlich zu einer Schulstunde des 19. Jahrhunderts, als unser „guter Herr Kaiser“ noch das Land regierte. Wir hatten unglaublich viel Spaß, wir waren alle gelehrig und fleißig, wir konnten das Wort „Mäuse“ rhythmisch buchstabieren, hatten saubere Hände und Fingernägel und wurden für den Kirchenchor vorgeschlagen, so dass alle Fleißbildchen bekamen. Alle?? – Leider nicht – Knut-Inge, der Hofphotograph der altpreußischen Lügenpresse ging leer aus. Na ja, er wird’s verschmerzen.
Anschließend noch ein Blick in unsere jüngere Geschichte – im Museum in der runden Ecke, dem ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit. Diese Zeitgeschichte in Originalräumen und mit Dokumenten und Exponaten macht nachdenklich und bewegt. Ich erspare es mir daher, intensiver darüber zu berichten.
Nach so vielen Einblicken in die deutsche Geschichte brauchten wir jetzt erst einmal Ausblicke – und eine Currywurst oder ähnliches.
Ausblick ging gut und schnell – im rasanten Tempo brachte uns der Aufzug in die letzte Etage des 120 Meter Hohen Panorama-Towers in der Innenstadt zwischen Universität und Gewandhaus. Inzwischen hatte sich auch die Sonne wieder am Himmel gezeigt, so dass wir hier oben auf der Aussichtsplattform einen fantastischen Blick auf Leipzig genießen konnten.
Und mit dem Aufzug sind ins immerhin die von Schnettel angedrohten 500 Stufen auf die Spitze des 91 Meter hohen Völkerschlachtdenkmals erspart geblieben.
Weiter ging’s zu dem „Ähnlichen“, denn Currywurst in Leipzig ist ja wohl ein absolutes „No-go“! Auch dafür hatte Schnettel einen grandiosen Tipp – dem Leipzig Bayerischer Bahnhof, zugleich die einzige Gosebrauerei Deutschlands. Ach was sag ich – weltweit!! Die Gose ist ein edles, spritziges Goldgelb mit feiner Trübung und einem Geschmack von Säure und Koriander. Na dann – „Goseanna“!!
Dazu leckeren Ziegenkäse, Bratkartoffeln, Gurken-Kartoffelsalat, Bratwürstchen und manch weitere Leckerei. Ach – das Leben ist schön.
Doch schnell zurück, das eigentliche Abendessen wartet, eine leckere Pizza, von unseren Küchenchefs liebevoll zubereitet, gegart und serviert. Aber zuvor noch einen Boxenstop am Völkerschlachtdenkmal!! Denn so schnell kommt man hier ja nun doch nicht wieder hin.
Montag, 24. Oktober Tja, das waren spannende und erlebnisreiche Tage in Leipzig. Und es waren schöne Gespräche unter den vielen freundlichen Gesichtern. Schnell noch aufgeräumt, Betten abziehen, Koffer packen und die Reste aufteilen.
Danke Schnettel, Danke Anna und auch Danke Benno für diese großartige Organisation und Bewirtung. Das war ganz, ganz großes Kino. Wenn’s euch nicht schon gäbe – euch müsste man erfinden.
Mir habt ihr den Einstieg in die Norwegenfreunde spielend einfach gemacht. Ich habe mich bei euch und mit euch sehr wohl gefühlt. Dieses Treffen wird bei mir noch lange nachwirken. Danke
Martin
P. S. Ich habe mir erlaubt, auch Bilder anderer Norwegenfreunde hier mit einzustellen. Bitte nicht überempfindlich reagieren.