bgh hat geschrieben:Sachen gibt es...Kai-Erik hat geschrieben:... in Kiel hat sich Heute ein Tanker *selbst* getauft.
dazuhttp://www.presseportal.de/polizeipress ... ?nr=842844
hilsen, bgh
Unter der (Kieler) Sonne nichts Neues!
„ - - - Am 19. Mai 1931 liegt heller Sonnenglast ueber der Kieler Foerde ( - - - ) Auf dem Werftgelaende sind es schliesslich 60 000 Menschen, die Kiels grosser Stunde entgegenfiebern: Dem Stapellauf von „Panzerschiff A - Ersatz Preussen“. ( - - - ) Aber Bruenings Rede wird nicht bis zur Ende uebertragen. Es knackt ploetzlich deutlich vernehmbar im Lautsprecher - die Stimme des Kanzlers bleibt weg. Gedaempfte Ausrufe des Erstaunens und ein vielstimmiges Gemurmel des Publikums registrieren die unfassbare Tatsache, dass sich das neue Panzerschiff, wie von Geisterhand geschoben, unerwartet in Bewegung setzt. Balken zersplittern mit Getoese, Qualm steigt von der Ablaufbahn auf. In immer schnellerem Tempo rauscht der graue Schiffsrumpf seinem Element entgegen, ohne die Taufe abzuwarten. Die Verwirrung ist betraechtlich. Die durch Hindenburg zu werfende Sektflasche bleibt zwangslaeufig heil. ( - - - ) So bleibt auch nach dem Taufspruch gemurmelte humorige Bonmot des Generalfeldmarschalls unerhoert: „Donnerwetter, ich glaube, der Kahn ist partout Abstinenzler!“ ( - - - ) Die Werftzimmerleute hatten wie ueblich schon die Stopper der vorderen Schlittenwiege teilweise herausgeschlagen, in welcher der Neubau auf der eingeseiften Ablaufbahn lag. Sie hatten die Wiege damit vorsorglich gelockert, um das Schiff beizeiten fuer Taufe und Ablauf vorzubereiten und hielten es allein noch mit der Ablaufbremse fest. Sie konnten freilich nicht wissen, dass der Kanzler mit seiner Rede die Zeit so weit ueberziehen wuerde. Inzwischen gab die Ablaufbremse durch Bruch zweier Stahlseile der allzu lange daranhaengenden Ueberlast unerwartet nach. ( - - - ) Marineleitung und Werftsdirektion hatten den missglueckten Taufakt doch nicht auf sich sitzen lassen wollen. ( - - - ) Also fuhr man nach dem Stapellauf den Reichspraesidenten mitsamt der so schmaelig heilgebliebenen „Buddel“ sowie den ranghoechsten Gaesten zum Ausruestungskai der Deutschen Werke hinueber. ( - - - ) Der Kommandant des Panzerschiffes stnad direkt neben Hindenburg und hoerte deshalb genau, was der Generalfeldmarschall - ausser dem nachgeholten Taufspruch - dem Taeufling auch noch privat zugerufen hat: „Siehste, du Racker, nun haben wir dich doch noch erwischt!“ - - - - “
(aus Hans Georg Prager: Panzerschiff Deutschland / Schwerer Kreuzer Luetzow, Koehler, Hamburg, 2001)
