Nynorsk/Bokmal

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Nynorsk/Bokmal

Beitragvon tama » So, 27. Aug 2006, 17:12

da ich leider keinn norwegisch spreche, und mich damit so gut wie null auskenne, wollte ich mal fragen wie groß eigentlich der Unterschied zwischen Nynorsk und Bokmal ist.
Nur Aussprache und Betonung etc.? Oder komplett? Was ist einfacher?

danke tama
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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon geir » So, 27. Aug 2006, 22:17

Moin. Mit dem Gefahr, einen neuen Diskussion auszuloesen: was sollst du mit Nynorsk? Das ist ja nicht die Sprache die man braucht, nur wenige Prozent der Norweger nutzen Nynorsk.
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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon erik-turambar » Mo, 28. Aug 2006, 8:29

Hei,

dass würde ich nicht mal so sagen. Wenn ich mir das ganze Westland ansehe, wieviel nynorsk da in der Aussprache steckt. :roll:
Aber wie gesagt, ist halt alles Dialekt und wo nur reines nynorsk gesprochen wird, da kenne ich hier nur Ålesund, weil unser ehemaliger Vermieter von dort stammt und uns das sagte (wobei man das auch hörte). Aber die Hochsprache ist bokmål und wird von den Meisten gesprochen. Logisch, wenn die Hälfte der Einwohner in Oslo wohnen. :wink:

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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon Heico-M » Mo, 28. Aug 2006, 10:03

Okay, aber um die Frage mal zu beantworten: stelle dir den Unterschied zwischen reinem Hochdeutsch (was ja angeblich in der Region Hannover am besten gesprochen wird) und tiefstem Bayrisch vor. Ich denke das trifft es so ungefähr.

Mein Erfahrung war, dass ich als dänisch sprechnder Norddeutscher nach einer Woche in N in der Lage war, den Nachrichten im Fernsehen zu folgen, und auch Nynorsk im Radio leidlich verstehen konnte. Also kann der Unterschied nicht so gross sein.

Vielmehr ist es die Vielzahl der Dialekte, die in Norwegen so auffällig ist, und die nicht nur gesprochen sondern sogar geschrieben werden (schau mal ins Forum på norsk, da schreiben sie gerne mal auf trøndersk).

Da spricht der eine "norrsk" und der andere "noschk", ist mir sogar im Fernsehen aufgefallen.

Ich habs jetzt so verstanden, dass es eigentlich gar kein "hochnorwegisch" gibt, und das dafür der Oslo-Dialekt herhalten muss, weil, wie schon gesagt, dort die meisten Menschen leben.

Aber im Prinzip kann man davon ausgehen, wenn man bokmål lernt, dass man dann auf jeden Fall verstanden wird. Und dass man auch das meiste an nynorsk verstehen sollte.

Lernen kann nynorsk angeblich gar nicht, damit muss man geboren sein. Plattdeutsch kann man schließlich auch nicht auch nicht lernen, das versuchen die bei uns immer in den Schulen, aber das ist grausam, das ist kein richtiges Plattdeutsch.

Was ich mich dann immer so frage: inwieweit haben sich bokmål und nynorsk schon miteinander vermischt? Ich denke da an so Schreibweisen wie vei und veg (auch in bokmål) sowie høgskole und høyskole.

Die Experten bitte...

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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon erik-turambar » Mo, 28. Aug 2006, 12:43

Hei,

also ich finde (zumindest hier im Raum Molde etc.) dass mehr nynorsk als bokmål in den Dialekten vorkommt. Und die Leute sind stolz darauf. Mir auch egal, ich finde beide Sprachen schön, wobei ich immer überlege, wie das jenige Wort wohl auf bokmål heißt. :lol:

Übrigens heißt es "høgskule". :wink:

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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon Jokey » Mo, 28. Aug 2006, 12:49

Ich würde keinem Ausländer empfehlen, Nynorsk zu lernen. Das wird sich einfach zu gebrochen anhören.. Sad but true.
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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon Frøken Ur » Mo, 28. Aug 2006, 18:01

Hallo,

Heico-M hat geschrieben:Ich habs jetzt so verstanden, dass es eigentlich gar kein "hochnorwegisch" gibt, und das dafür der Oslo-Dialekt herhalten muss, weil, wie schon gesagt, dort die meisten Menschen leben.

Klar gibt es hochnorwegisch, nennt sich bokmål. Aber nur in der Schrift, genau so wie mit Hochdeutsch in D. . Die Aussprache ist dann mehr oder weniger Dialekt. Auch nynorsk ist schriftlich klar definiert, wie es dann gesprochen wird ist eine andere Frage.

Aber im Prinzip kann man davon ausgehen, wenn man bokmål lernt, dass man dann auf jeden Fall verstanden wird. Und dass man auch das meiste an nynorsk verstehen sollte.

Dann kommst du mal hierher zu Besuch, und du wirst trotz Kenntnisse von daenisch und gutem bokmål erstmal gar nix verstehen :shock: :lol:

Lernen kann nynorsk angeblich gar nicht, damit muss man geboren sein.

Und was lernt unser Sohn dann hier in der Schule? :o

Was ich mich dann immer so frage: inwieweit haben sich bokmål und nynorsk schon miteinander vermischt?

Per definitionem: gar nicht! Beide haben festes Regelwerk.
Klar ist vieles aehnlich bzw. auch gleich.

Die Experten bitte...

Bin ich nicht.
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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon Harald96 » Di, 29. Aug 2006, 5:01

http://de.wikipedia.org/wiki/Norwegische_Sprache

Was hier zu lesen ist, scheint korrekt zu sein.
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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon Heico-M » Di, 29. Aug 2006, 9:29

@Frøken Ur, in welcher Gegend wohnst du denn?

Hilsen

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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon Frøken Ur » Di, 29. Aug 2006, 16:17

Heico-M hat geschrieben:@Frøken Ur, in welcher Gegend wohnst du denn?

Im Nordhordland.
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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon Wick1e » Di, 29. Aug 2006, 20:41

Bokmål und nynorsk sind schriftsprachen.

Gesprochen werden dialekte.
Die dialekte in Oslo kommen teils nache an der schriftsprache bokmål heran.

Beide schriftformen sind offizielle sprachen und man muss in der schule beide lernen.


Kurze erlaeuterung der beiden (schrift)sprachen:

bokmål:
eine "vernorwegischte" form des daenisch, man kann auch bokmål als "schwestersprache" des daenischen nennen. (frueher war daenisch die offiziele schriftsprache in N, da N 400 jahre ein teil von Daenemark war)

nynorsk:
eine kuenstlich konstruierte sprache die auf eine samlung von norwegischen dialekten baut, hautsaechlich aus laendlichen gegenden und dem westlandet.


Nynorsk ist naeher an das "alt-norwegisch" (norrønt) orientiert, gehoert zu den west nordischen sprachen wie islaendisch und færingerisch.
Bokmål gehoert zu den ost nordischen sprachen wie Daenisch und Schwedisch.


Es gab mal eine bestrebung die beiden sprachen zusammen zubringen. Es sollte das sog. "samnorsk" gebildet werden.
Heute ist diese bestrebung voellig weg, die zusammenfuehrung ist wieder weiter auseinander gegengen und beide sprachen sollen gleichberechtigt fuer sich erhalten bleiben (zum frust der mehrheit, die bokmål verwendet).
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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon Heico-M » Mi, 30. Aug 2006, 8:32

Ist es denn so, dass die Leute im Alltag die jeweilige Sprache in ihrer reinen Form benutzen oder gibt es da in Praxis nicht doch Vermischungen?

@erik-turambar:

Zitat aus Wikipedia:

Høyskole, skrevet høgskole på nynorsk og radikalt bokmål, er betegnelse for et lærested der det bedrives forskning og utdannelse.


Die Schreibweise "Skule" kenne ich auch, was ist denn nun was :?:

Grübel...

Hilsen

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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon Harald96 » Mi, 30. Aug 2006, 9:49

Heico-M hat geschrieben: Die Schreibweise "Skule" kenne ich auch, was ist denn nun was :?:


Nynorsk.

Edit: Auf nynorsk kann man entweder "skule" oder "skole" schreiben. Auf bokmaal nur "skole".
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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon Wick1e » Mi, 30. Aug 2006, 21:44

Heico-M:

Im schriftlichen benutzt man entweder bokmål oder nynorsk in reinform, keine vermischungen. (Das sind dann die beiden "hochnorwegische" schriftsprachen)

Natuerlich kann man auch in dialekt schreiben, wird oft in chats gemacht, dies ist aber nicht "offiziell". (Genauso kann man ja auch bayerisch schreiben, musste ich sogar in der schule buecher in bayerischer schriftsprache lesen!)


Gesprochen werden, wie schon erwaehnt, dialekte. Diese kommen dann, mehr oder weniger, einer der schriftsprachen nahe.

Man kann natuerlich auch die schriftsprachen in reinform sprechen. Ein der sich die sprache erlernt wird dies am anfang tuen, bekommt dann aber mit der zeit einen dialekt/ akzent von der jeweiligen gegend in der er wohnt.


Durch die beiden sprachen norwegens besteht im land ein alter sprachstreit (målstriden), der bis heute anhaelt.
Momenten hat die bokmål seite die absolute oberhand und nynorsk geraeht leider immer mehr ins abseits.
Viele schueler, die bokmål nutzer sind, bekommen durch den zwang diese sprache zu lernen, eine gewisse abneigung gegen sie.

Der urspruengliche historischen hintergrund fuer diesen streit hat mehr und mehr seine bedeutung verloren.

So waren die anhaenger von bokmål (daenisch) urspruenglich wohlhabende staedter. Es war ja in den staedten das die gebildeten leute wohnten, die schreiben und lesen konnte, die damit eben daenisch konnten. Norw. dialekte wurden auf dem land gesprochen, vom dem ungebildeten bauernfolk (die meist nicht lesen und schreiben konnten).

Als dann in norwegen (im 1900 jhdt.) zum ersten mal das nationalbewusseien aufkam(was es bis dahin in N nicht gab, heute kaum vorstellbar!), wollten sich einige von der daenischen sprache entfernen und eine richtige norwegische schriftsprache haben. Dies erfolgte dann durch die konstruktion des nynorsk. Was dann von leuten genutzt wurde die sich von der daenischen herrschaft distansieren wollten und ein nationalstolz hatten.

Uebrigens, die norw. verfassung, dessen niederschrift immer am 17.mai gefeiert wird, ist in reinster daenischer schriftsprache verfasst!

Alles hier ist ziemich oberflaechig von mir erklaert, da einer vertiefung fuer das forum hier zu viel waere. Da gibt es ganze geschichtbuecher ueber dieses thema.
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Re: Nynorsk/Bokmal

Beitragvon lole » Mi, 30. Aug 2006, 22:29

Hei Wick1e

ich finde ,daß Du das in deinem Beitrag sehr gut erklärt hast!!

Meine Kinder lernen in der Schule nynorsk. Auf der Staße spricht
man Dialekt und wir im Sprachkurs witzigerweise bokmål (weil die
Kommune sich nicht das neue Schulmaterial fürs nynorsk leisten will/kann).

So spreche ich sicher einen Mix aus allem.
Bei den Hausaufgaben meiner Kinder komme ich dann schon mal ins schwitzen wegen nynorsk und bokmål.
Mein Sohn meinte dann mal:" Mensch Mama, du kannst ja gar nicht richtiges "Norwegisch", du bringst alles durcheinander....
Er spricht schönstes nynorsk...
Ab der achten Klasse bekommen sie bokmål als Lernfach dazu.
Als Lehrer muß man auch beide Schriftensprachen beherrschen können.

hilsen lole
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