Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

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Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon daZza » Fr, 12. Jul 2024, 15:23

Hallo zusammen,
das Thema wurde bestimmt schon 100x durchgekaut, aber insb. in der letzten Zeit hat sich ja noch einmal vieles verändert / verschärft hinsichtlich der ganzen Bürokratie, die für das tägliche Leben und im Rahmen der Auswanderung notwendig ist.

Vielleicht kurz zum allgemeinen Hintergrund: Ich möchte gerne innerhalb des nächsten Jahres nach Norwegen ziehen. Wahrscheinlich eher Richtung Sommer, einen konkreten Zeitplan oder eine Deadline gibt es aber erst einmal nicht.

Meine Freundin ist Norwegerin, hat ihr eigenes Häusschen in der Nähe von Trondheim (komplett abbezahlt), ein Auto, etc.
Ich bin also zumindest in der glücklichen Situation mich zu Beginn nicht um einen Platz zum Leben oder die Mobilität kümmern zu müssen (mein Auto kann ich ja nicht mitnehmen, da die Einfuhr-/Zollgebühren jenseits von Gut und Böse sind).

Ich war über die Zeit auch schon für einige Monate zu allen Jahreszeiten dort, bin also auch was Klamotten & Co. anbelangt ausreichend für alle Eventualitäten ausgestattet und würde zumindest behaupten auch bereits Teile der lokalen Kultur zu kennen und grundsätzlich zu wissen, dass es auch langfristig passt.

Meine Hauptsorgen gelten eigentlich der ganzen Bürokratie, die mit dem Umzug und dem Leben dort verbunden sein wird. Auf der einen Seite finde ich es super, dass fast alles komplett digitalisiert ist - auf der anderen Seite ist das anfangs aber auch eine Vollkatastrophe, da ohne BankID nichts läuft. Das sehe ich aktuell wirklich als größtes Problem und Risiko...

Daher meine Hauptfrage: Was ist aktuell der beste und schnellste Weg eine BankID zu bekommen?

Daran anknüpfend bzw. als Voraussetzung für die BankID: Was ist der schnellste Weg zur P-Nummer? Gibt es da irgendwelche "Tricks"?

Kann ich die D-Nummer überspringen, oder brauche ich diese sowieso zuerst? Eigentlich ist sie ja nutzlos... Im Zweifel würde ich mir das beantragen also eher sparen wollen, sofern ich irgendwie auf direktem Weg an eine P-Nummer kommen kann. Selbst ein normales Bankkonto bekommt man offenbar mittlerweile nur mit P-Nummer, wenn ich es richtig überblicke...

Dieses ganze Geraffel mit BankID und P-Nummer führt daher irgendwie auch zu einer Menge an Henne-Ei-Problemen.
Ein potentieller Arbeitgeber müsste mir den Lohn ja auf ein Konto überweisen können und benötigt die P-Nummer damit er mich anmelden kann. Ich bekomme aber keine P-Nummer ohne bereits einen Arbeitsvertrag zu haben. Das passt nicht zusammen :/


Hinsichtlich meiner "Anmeldung" in Norwegen hätte ich auch noch ein paar Fragen. Es werden ja, wenn man sich für einen längeren Aufenthalt >3 Monate anmelden will, diverse Nachweise verlangt (bspw. Mietvertrag, Stromvertrag, etc.). Da ich das alles nicht habe / haben kann - denn meine Freundin besitzt ihr Haus ja bereits und die Verträge laufen natürlich auf ihren Namen (abgesehen davon, dass auch hier gar kein Vertragsabschluss ohne BankID möglich wäre... Henne-Ei und so) - kann ich stattdessen eine Art "eidesstattliche Versicherung" von ihr einreichen, mit der sie versichert, dass ich dort gemeinsam mit ihr wohnhaft bin?

Und als vorerst letzten Punkt noch eine Frage in Richtung Job: Ich arbeite in der IT-Branche und bin seit ~10 Jahren bei meinem Unterhehmen tätig. Dort habe ich nach dem Abi allerdings nur eine Ausbildung gemacht (Informatikkaufmann) und nicht studiert. Für die Jobsuche ist das an sich glaube ich kein allzu großes Problem, da bereits Headhunter auf mich zugekommen sind und sich interessiert zeigten - trotz fehlender formaler Qualifikation (Bachelor/Master). Zwar passten die konkreten Stellen noch nicht perfekt, aber zumindest weiß ich nun schon, dass es definitiv möglich sein sollte einen Job zu bekommen (meinen jetztigen Job in Deutschland kann ich alternativ auch voll remote machen, sodass hoffentlich zumindest ein paar Monate überbrückbar wären ohne in zu große steuerliche Probleme zu kommen). Gehaltstechnisch wirkte es auch in Ordnung, beide haben für die Branche grundsätzlich ein Gehalt irgendwo zwischen 800.000 bis 1.000.000 NOK als Spanne genannt (je nach konkreter Position). 800k NOK decken sich auch in etwa mit meinem bisherigen Jahresgehalt in Deutschland, das wäre also voll in Ordnung (zumal ich hier >50% Steuern zahle und man in Norwegen eher so bei 30-35% liegt wenn ich das richtig sehe)

Die Frage ist nun aber, ob es vor diesem Hintergrund überhaupt notwendig / sinnvoll ist, meine schulischen Qualifikationen (Abi, IHK Abschluss) übersetzen, beglaubigen und schlussendlich anerkennen zu lassen (sofern der IHK-Abschluss überhaupt ein äquivalent in Norwegen hat), oder ob da sowieso niemand drauf schaut bei 10+ Jahren Arbeitserfahrung.

Vielleicht habe ich ja Glück und jemand hat das ganze Prozedere erst frisch hinter sich gebracht und kann ein wenig davon berichten :)

Danke und beste Gruß!
daZza
 
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Re: Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon ChristianAC » So, 14. Jul 2024, 6:58

Der beste Trick um schnell an eine P-Nummer zu kommen. Geh Arbeiten und hab nen festen Wohnsitze
ChristianAC
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Re: Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon Binou » So, 14. Jul 2024, 10:18

Und wie schnell ist schnell wenn beides vorhanden ist?
Beste Grüße
Sybille
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Re: Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon ChristianAC » So, 14. Jul 2024, 11:12

So schnell wie man nen Termin beim UDI bekommt. D-Nummer gibts dann beim Skatteetaten ToGo. Mit der D-Nummer
gibts dann auch nen Konto und ne Debit-Karte. Damit kann man durchaus das Leben in Norwegen starten, auch wenn
das im Eingangspost anders klingt. Es ist sinnvoll für die ersten Monate eine Private Auslandskrankenversicherung
zu haben.
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Re: Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon Binou » So, 14. Jul 2024, 12:36

Danke!
Beste Grüße
Sybille
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Re: Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon ChristianAC » So, 14. Jul 2024, 17:08

Es hängt letztendlich alles davon ab, wann man die nötigen Termine bei der Polizei und beim Skatteetaten bekommt.
Das kann je nach Region schnell gehen aber sich auch schnell 6 Monate hinziehen.

Wichtig ist das man alles nötige was bei UDI.no steht dabei hat und sich via UDI.no die Termine bucht.

Zu den wichtigen Dokumenten gehört unter anderem der Reisepass. Der Perso kann anerkannt werden, muss aber nicht.
Speziell meist nicht bei der Kontoeröffnung, da im Perso kein Geschlecht angegeben ist.
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Re: Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon Sohaber » So, 04. Aug 2024, 13:51

Hallo zusammen,

Aus aktueller Erfahrungen in der Telemark: die Sparebank hat keinen Zugriff mehr zur Erstellung einer D-Nummer, auch die Polizei und die Kommune als Arbeitgeber fühlen sich nicht zuständig. Beim Skattetaten ist der Antrag erst 14 Tage vor Beginn des Arbeitsvertrages möglich. Essentiell ist die Angabe des Geschlechts im Ausweisdokument. Ein Personalausweis reichte bei uns definitiv aus diesen Gründen nicht aus. Wenn kein Reisepass vorhanden ist, muss eine Geburtsurkunde vorgelegt werden. Diese reicht ggf. auf deutsch aus, ganz sicher war sich die Dame beim Skatteetaten aber auch nicht. Als „mitziehendes“ Familienmitglied (sowohl samboer, als auch leibliches Kind) kann man nicht gleichzeitig eine D-Nummer beantragen. Für das Kind mache dies wohl der Kindergarten, als Partner evtl. Helfo oder NAV. Da der Kindergartenplatz aber online gar nicht ohne BankID beantragt und ein Arbeitsvertrag ohne Kinderbetreuung nicht vorgelegt werden kann, beißt sich hier wie erwähnt die Katze in den Schwanz. Das UDI hat seine (ausschließlich per Mail möglichen) Mailkontakt aber auch über mehrere Wochen ausgesetzt, ggf.gibt hier jemand nach den Ferien wieder Informationen.
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Re: Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon ChristianAC » So, 04. Aug 2024, 18:01

Das was du da berichtest, ist ja aber nichts was wirklich überraschend neu ist.

Das man den Reisepass zu Hand haben sollte und nicht den PA wird nun schon seit über 10 Jahren gessgt.

Auch Sparebank <-> D-Nummer ist nun nicht wirklich neu.

Zentraler Einstiegspunkt ist seit langem UDI.no

Das in der Ferienzeit auch „Norway SummerShutdown“ genannt nicht viel läuft ist genausowenig neu.

Das die Dinge je nach Region auch mal 6 Monate in Anspruch nehmen …..nix neues.
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Re: Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon Sohaber » So, 04. Aug 2024, 23:12

Vielen Dank für deine „freundliche“ Bewertung. Leider wurde nach dieser im Anfangspost aber nicht gefragt, sondern nach aktuellen Erfahrungsberichten. Hier gerne nochmal zum Nachlesen:
daZza hat geschrieben:Vielleicht habe ich ja Glück und jemand hat das ganze Prozedere erst frisch hinter sich gebracht und kann ein wenig davon berichten :)


ChristianAC hat geschrieben:Das man den Reisepass zu Hand haben sollte und nicht den PA wird nun schon seit über 10 Jahren gessgt.


Diese Aussage widerspricht leider deinem eigenen Post, in dem du dies zuvor noch offen gestellt hattest:

ChristianAC hat geschrieben:. Der Perso kann anerkannt werden, muss aber nicht.
Speziell meist nicht bei der Kontoeröffnung, da im Perso kein Geschlecht angegeben ist.


Insbesondere wenn wie in unserem Falle kein Reisepass vorhanden ist, kann die Information, dass alternativ die Geburtsurkunde als Geschlechtsnachweis eingereicht werden muss, auch relevant sein.

Ebenfalls hatte zumindest ich die Information, dass die D-Nummer erst 14 Tage vor Arbeitsbeginn beantragt werden kann, online nicht gefunden. Im IT-Bereich ist dies ggf. nicht allzu entscheidend, im Gesundheitswesen, wo weitere Zugänge mit D-Nummer beantragt werden müssen, kann dies jedoch schon zeitkritisch werden.

Dass das UDI in den Fellesferie nicht direkt telefonisch erreichbar ist, war ebenfalls für mich erwartbar, jedoch nicht, dass selbst der bloße Mailkontakt bereits einen Monat zuvor technisch verhindert wird.
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Re: Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon ChristianAC » Mo, 05. Aug 2024, 6:33

Das widerspricht sich nicht. Wenn der Perso anerkannt ist das meist eine reine Good-Will-Aktion.
Darauf bestehen kannst du nicht. Deshalb wird gebetsmühlenartig darauf hingewiesen —> Reisepass.

Das mit dem Reisepass ist hinlänglich bekannt und hätte in der Vorbereitung geklärt werden können.
Ich hatte mir 2011 auch noch frisch einen vorher geholt, als ich mich auf die Formalien vorbereitet habe.

Wenn du also auf „wird schon funktionieren“ baust, bist Glückspieler
Zuletzt geändert von ChristianAC am Mo, 05. Aug 2024, 6:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon jonn68 » Mo, 05. Aug 2024, 6:35

Also das mit dem Reisepass ist schon sehr lange bekannt, das war deshalb neben den Anerkennungen meines Berufes, Führungszeugnisse etc mit das erste das ich mir noch in Deutschland besorgt habe.

Vor allem wenn man den Schnellreisepass beantragt, der kostet nur wenig mehr, hat man den Pass innhalb weniger Tage.

Ich kann nur den Tip geben, lasst euch alle wichtigen Dokumente gleich ins norwegische übersetzen, das kostet nicht die Welt und dann geht sehr vieles schneller. Und was ich immer gemacht habe, ich habe statt E-mail mit den Leuten telefoniert, dabei versucht norsk zu reden und wenn wenn es nicht weiterging, dann englisch und uns wurde fast immer unbürokratisch geholfen.

E-mail kann in Norwegen ein wenig dauern, was auch immer gut geht ausserhalb den Ämtern, es sind sehr viele über FB erreichbar, vor allem kleine Firmen.

Und plane für die Berufsannerkennungen 3-6 Monate ein, ich hatte den ersten Kontakt im Juli, Annerkennung hatte ich dann im Dezember.
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Re: Auswandern - Bürokratie und Erfahrungen?

Beitragvon Særling » Mo, 05. Aug 2024, 11:52

jonn68 hat geschrieben:Und was ich immer gemacht habe, ich habe statt E-mail mit den Leuten telefoniert, dabei versucht norsk zu reden und wenn wenn es nicht weiterging, dann englisch und uns wurde fast immer unbürokratisch geholfen.


So habe ich das auch immer erlebt.
Sowohl bei Firmen, öffentlichen Einrichtungen im Allgemeinen, aber auch UDI und Polizei im Speziellen.

Gerade vor zwei Wochen wieder erlebt.
Ich versuche gerade einen neuen Angestellten zu finden, und hatte jemanden zum Probearbeiten da.
Aufgrund des "Crowdstrike"-Computerproblems wurden aber die Flüge gestrichen, und der ganze lange bürokratische (und timingkritische) Prozess, den ich Monate vorher mit (eigentlich) genug Spielraum geplant hatt, fiel in's Wasser.

Sowohl UDI als auch Polizei haben sich nach ein paar Telefonaten wirklich bemüht, und letztlich auch ermöglicht, daß doch noch alles geklappt hat. Kurzfristig und unbürokratisch.

Am Ende arbeiten da halt doch Menschen, und mit denen kann man meist wirklich reden.



Und zum Thema Informationen finden:
Sohaber hat geschrieben:Dass das UDI in den Fellesferie nicht direkt telefonisch erreichbar ist, war ebenfalls für mich erwartbar, jedoch nicht, dass selbst der bloße Mailkontakt bereits einen Monat zuvor technisch verhindert wird.


Ich kann es wirklich verstehen.
Auswandern, und der damit verbundene bürokratische Aufwand, ist an sich schon stressig genug.
Da ist eine mitunter unübersichtliche Webseite ein weiteres und ggf. noch mehr stressendes Hindernis.
Und beim Thema Information ist die Seite des UDI wirklich immernoch verbesserungswürdig.
(Sie ist heute aber schon deutlich besser als noch vor einigen Jahren :wink: )

Mit ein wenig Klicken findet sich aber z.B. die Info mit dem ferienbedingt geschlossenen Mailkontakt:
https://www.udi.no/kontakt-oss/sak-elle ... os&sak=eos
("I sommerferien har UDI redusert kapasitet til å svare på henvendelser. Du kan dessverre ikke kontakte oss på e-post fra 24. juni til 11. august. ")

Ja, es sollte wirklich deutlicher und am besten gleich am Anfang.

Ein Polizeibeamter bei der Ausländerstelle meinte mal ironisch zu mir, daß sei vielleicht Absicht seitens des UDI.
Denn Einwandern soll ja nicht ZU einfach sein :lol:
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