Jens Piske hat geschrieben:ein Unwohlsein in Deutschland, zu wenig Perspektiven, zuviel Streß und Undankbarkeit am Arbeitsplatz, den eigenen Kindern etwas besseres bieten - das sind schon Faktoren, die meiner Meinung nach bei den Auswanderwilligen eine Rolle spielen.
Hei Jens,
ich lese ja nu schon seit Jahren mit Interesse die Forumbeiträge und insbesondere die zur Auswanderung. Nun gestehe ich, um es gleich eingangs zu betonen, jedem seine individuellen Gründe hierfür zu.
Trotzdem vertrete ich die Auffassung, daß sich einige Auswanderungswillige vorher ganz entscheidend kritischen Fragen unterziehen sollten - und das, bevor sie ihre Entscheidung getroffen oder gar umgesetzt haben.
Zu diesem Fragenkatalog gehören - es tut mir ja wirklich leid - meines Erachtens die oben von dir genannten Faktoren wirklich nicht existentiell dazu.
- Unwohlsein in D
das ist ja nu wirklich eine völlig indifferente Aussage, die keiner als Messlatte anlegen kann und die sich (mit Verlaub) ruck zuck in ein "Unwohlsein in N" umkehren kann. Will sagen: hier geht es nicht um eine landesspezifische sondern vielmehr um eine rein persönlich strukturierte Kritik.
- Streß und Undankbarkeit am Arbeitsplatz
heidenei, was soll das denn heißen
sollten wir denn nicht heilfroh sein, daß, bzw. wenn wir überhaupt diesen Arbeitsplatz besitzen. Und sind wir in N davor gefeit, die gleichen Probleme erneut zu bekommen. Liegt's dann nicht vielleicht doch ein bissken auch an uns
- den eigenen Kindern etwas besseres bieten
das ist ja nu geradezu ein Synonym an Pauschalität. Was, bitteschön, hat denn dieser, zugegebenermaßen, legitime Wunsch zwingend mit Norwegen zu tun

Mal ehrlich - kommt da nicht ein wenig zu großer N-Idealismus durch
Nein Jens, für mich würden da schon andere Gründe zählen. Beispielsweise:

Die norwegische Handhabung der Begriffe Familie und Soziales.

Der Stellenwert alter Menschen in der Gesellschaft Norwegens.

Die Vereinbarkeit von Broterwerb, Freizeitgestaltung und persönlicher Freiheit in Norwegen.

Die umfassende Einmaligkeit der norwegischen Natur und Landschaft

die landesspezifischen Möglichkeiten mich persönlich - gerade in Norwegen - verwirklichen zu können.
All das bewirkte für mich bereits vor mehr als 30 Jahren intensivste Überlegungen, mich in Norwegen niederzulassen, was bei meinen Norwegisch-Kenntnissen und der Zahl meiner Verwandten in N nicht die geringsten administrativen Probleme aufgeworfen hätte.
Trotzdem habe ich mich für's Hierbleiben entschieden.
Und nun möchte ich auch mal ne Lanze für unser Land brechen. Heidenei, wenn man manchen Beitrag liest, hat man den Eindruck, man bewege sich unter politsch und religiös Verfolgten oder Hungernden.
Es wird hierbei völlig vergessen, daß WIR ein Einwanderungsland sind. Daß Menschen ihr Leben riskieren, um in UNSER Land zu gelangen. Erscheint unter diesem Aspekt gar manch vorschnell geäußerter Auswanderungswunsch nicht doch zu fadenscheinig und eventmäßig geprägt
Ohne Frage - auch bei uns gibt es Randgruppen und soziale Brennpunkte mit all ihren negativen persönlichen Auswirkungen. Aber gibt es die in Norwegen etwa nicht

Und wer garantiert dem Auswanderungsfreak, daß es ihm in N deutlich besser geht
Wo ist denn die schweigende Fraktion der enttäuscht und frustriert Zurückgekehrten
Also - eh daß der Sturm der Entrüstung wieder über mich hereinbricht:

Ich habe nichts gegen Auswanderungswillige und drücke ihnen ganz fest die Daumen

ich plädiere allerdings dafür, diesen Entschluß ganz massiv und selbstkritisch zu durchleuchten

ich warne davor in N das Paradies und die automatische Lösung meiner (oft persönlich verursachten) Probleme zu sehen
Und wenn der Entschluß unverändert und fest steht, dann zieh in durch und lykke til. (En lever bare en gang i livet

)
und daß das gut geht
wünscht Euch
Björn