Hallo Simon und willkommen im Forum!
Da melde ich mich auch mal zu Wort.
Damit du ein Bild bekommst, 'wer' jetzt antwortet, kurz zu mir:
In Dtl. Betriebswirtschaft studiert, Auslandssemester in Dænemark, Abschluss als Diplomkauffrau. Danach 7 Jahre in einem IT-Unternehmen. Hab dort fuer die Unternehmen Konzepte entwickelt, programmiert, geschult, eingefuehrt, mit dem Chef Præsentationen gehalten. Ich war Projektleiter und "nebenbei" noch Geschæftsbereichsleiter mit Personalverantwortung fuer ca. 10 Leute.
Es hat mir Spass gemacht - aber DAS wollte ich so nicht wieder machen, nicht in diesen Ausmassen.
Der Sprung nach Norwegen war nicht wirklich leicht. Ich habe unzæhlige Bewerbungen geschickt. Im kaufmænnischen Bereich (ich hatte sehr gute Kenntnisse v.a. im Rechnungswesen/ Controlling) und selbst in der IT war da nichts drin - nicht von Deutschland aus.
Solange man kein Profi fuer irgendwas gaaaaaaaanz spezielles ist.... Oder eben zu einer Berufssparte gehørt, die in Norwegen tatsæchlich gesucht werden - wie eben Handwerker oder Ærzte. Im kaufmænnischen Bereich hat Norwegen grundsætzlich erstmal selbst genug Leute.
Eine IT-Firma in Bergen (die auch wirklich Leute suchte und ich entsprach deren Profil bis auf den I-Punkt) antwortete mir, man sei sehr interessiert, ich solle mich doch dann wieder melden, wenn ich denn in Bergen wohne.... Das war denen einfach zu anstrengend!
Auch in Buchhaltungen, Steuerbueros, selbst in Firmen mit deutschen Anknuepfungspunkten oder hauptsæchlich deutschen Kunden (also Stellen, wo Deutsch-Kenntnisse gefordert waren) - keine Chance.
Ich bin dann nach Norwegen gegangen und habe in einer Kommune stundenweise als Hilfskraft gearbeitet - war bei alten Leuten putzen, habe im Altenheim die Leute gewaschen, angezogen und gefuettert. Ich will diese Arbeit nicht missen und ich bewundere Leute, die das tagtæglich machen kønnen. Aber fuer mich wære das kein Job auf Lebenszeit. Die Geduld hætte ich nicht. Es war fuer mich ein Uebergang. Denn: von Norwegen aus bewirbt es sich wesentlich leichter!
Nach einem halben Jahr bekam ich dann eine IT-Stelle in einer Firma, die intern jemanden fuer ihr BW-System brauchten - das, was ich als Berater jahrelang in Dtl. gemacht hab, aber eben "inhouse". DIE perfekte Stelle fuer mich. Und vor allen Dingen: endlich eine feste Stelle (das war ja auch extrem wichtig fuer mich bzgl. der Aufenthaltsgenehmigung).
Eine nette Episode nebenbei: Die IT-Firma in Bergen, die mich hatte "abblitzen" lassen, war unser Lieferant der Software. Als der Chef dort mitbekam, dass ich diejenige bin, die sich ein Jahr vorher bei denen beworben hatte, hatten die sich fast ein Bein rausgerissen und wollten mich tatsæchlich abwerben! Aber da wollte ich nicht mehr...
Ich bin nun seit ueber 9 Jahren in Norwegen und hab
meine Stelle gefunden. Leiten will ich nicht mehr, ich will auch keine Personalverantwortung mehr haben. Das, was ich mache, ist perfekt fuer mich und mein Privatleben. Und damit bin ich zufrieden. Dieser Job gibt mir genug Abwechslung und Herausforderung, aber auch Freiheit.
Soweit zu mir.
Nun weiss ich nicht, inwieweit sich der Markt fuer kaufmænnische Stellen in den letzten 10 Jahren geændert hat. Und es ist ja auch sehr stark von den persønlichen Voraussetzungen und den regionalen Gegebenheiten abhængig.
Wie bereits erwæhnt - ist man ein Spezialist fuer etwas ganz Besonderes, was gesucht wird, hat man sicher ne Chance, dass ein Unternehmen auch jemanden aus Dtl. zu einem Vorstellungsgespræch holt oder auch ueber Telefon/Webkonferenz/Skype Interviews durchfuehrt.
Simon72 hat geschrieben:Wie das halt bei den kleinen Unternehmen ist, hat man da ein sehr breites Aufgabenspektrum (Vertrieb, Einkauf, Controlling, Kundenbetreuung, etwas Technik und natürlich alles Rechtliche). Allrounder halt, aber das kann man nicht suchen. Eigentlich sagt mir das sehr zu und ich würde das gern in Norwegen auch machen. Nur weiß ich nicht, ob es dafür dort Bedarf gibt und wie ich die Suche beginne.
Das klingt mir eher nach eierlegender Wollmilchsau - also jemand, der alles macht. Wie du bereits sagst, in einem kleinen Unternehmen.
Wenn also Projektleiter mit Ingenieurausbildung gesucht werden, sehe ich eher keine Chance fuer dich, so "von aussen" einen solchen Job zu bekommen. Was die Suche betrifft, kannst du (z.B. bei den Stellenangeboten in NAV oder FINN) nur die Bereiche erstmal filtern, die insofern in Frage kommen (bzw. die ausschliessen, die nicht in Frage kommen) und dann "handverlesen".
Hubi59 hat geschrieben:Ich wuerde z.B. mal so zum Test ein Søknad beim NAV einstellen und abwarten was kommt, du kønntest auch nen direkten Telefonkontakt zum NAV Eures
https://www.nav.no/Lokalt/Rogaland/Kont ... 321190.cms aufbauen und dich dort fachmænnisch beraten lassen , ist das norw. Arbeitsamt fuer Auslænder, die haben mir damals in 10min nen Job organisiert, nach 3 Stunden hatte ich nen Arbeitsvertrag.
Hier sollte nicht uebersehen werden, dass Hubi Handwerker ist, und da ganz andere Chancen hatte. Deine Frau wuerde darueber wahrscheinlich auch nach 3 Stunden eine Stelle bekommen.... Aber bei dir sehe ich das nicht sooooo rosig.
Den CV bei NAV einstellen ist sicher eine Møglichkeit, die man nutzen sollte. Aber versprechen solltest du dir nicht
zuviel davon.
Unternehmen direkt anschreiben, ist auch eine Møglichkeit (so hab ich es damals ja auch gemacht). Aber fuer eine Stelle als kaufmænnische Fuehrungskraft??? Da sehe ich eher keine Chancen auf diesem Weg. Aber warum soll man nicht auch mal Riesenglueck haben?!
Du solltest dir evt. Gedanken machen, wie du vielleicht erstmal etwas kleiner anfangen kannst, um dann ggf. in eine leitende Position hineinzuwachsen. Das sehe ich schon eher realistischer.
Du brauchst ein Netzwerk, Leute, die Leute kennen - Vitamin B. Lies auch mal
diesen Thread!
Aber mal eine ganz andere Frage:
Wieso willst DU vor gehen? Bei dir sieht ja die Frage des Jobs viel kritischer aus als bei deiner Frau.
An eurer Stelle wuerde ich das Ganze andersherum angehen: Deine Frau hat reelle Chancen, eine gute Stelle zu bekommen. Warum kann sie nicht vor gehen? Dann kann sie bereits anfangen, ueber ihren Kollegenkreis Kontakte zu knuepfen. Du hættest dann die Møglichkeit, quasi "vor Ort" zu suchen, auch wenn du dort noch nicht wohnst. Aber dann kannst du schon mal eine norwegische Adresse angeben, du hast bereits einen Anknuepfungspunkt zu Norwegen und vielleicht kennt ja dann auch der eine oder andere Kollege oder Patient deiner Frau jemanden, der jemanden kennt.
Der Grossteil freier Stellen wird ueber private Kontakte vergeben!
Hubi59 hat geschrieben:Legt sehr viel Wert auf die Anerkennung euerer Ausbildung in Norge (unverzichtbar fuer deine Frau), ...Ich kønnte mir dabei gut vorstellen das die Anerkennung vom Bergentest abhængig gemacht wird
Ich hab noch nicht davon gehørt, dass eine Berufsanerkennung von einem Bergenstest abhængig sein soll. Bei der Berufsanerkennung geht es doch um
Inhalte der Ausbildung.
Allerdings kann es gut sein, dass deine Frau zusætzlich zum anerkannten Berufsabschluss
auch einen bestandenen Bergenstest braucht. Das kønnte man bei (potenziellen) Arbeitgebern erfragen.
Wie das bei dir mit der Anerkennung des Jurastudiums wird, keine Ahnung. Ich kannte hier eine, die hatte in Dtl. das erste Staatsexamen in Jura zwar noch fertig gemacht (einfach, um es abzuschliessen - weil man ja nicht weiss, wofuer man es noch gebrauchen kann), aber anerkannt wurde ihr das hier nicht. Jedoch spielt das bei dir, wenn du im kaufmænnischen Bereich arbeiten willst, sowieso eher eine untergeordnete Rolle. Hier in Norwegen wird es
bei dir aber wohl eher auf die Erfahrung und das Kønnen ankommen, als auf einen entsprechenden Abschluss.