Christoph hat geschrieben:
Ansonsten kenne ich zwei Familien, die wieder zurück nach D sind. Die haben für mein Gefühl auch viele der bisher genannten Fehler gemacht und hatten vor allem ein "Problem": Sie kamen wg. dem Job und nicht wegen dem Land. Ihnen fehlte die Liebe zu Norwegen und damit fehlte auch der Enthusiasmus, sich mal durch nicht so gute Zeiten durchzubeißen. ...
vom NarVikinger Christoph
Eine der 2 Familien, die Christoph hier anspricht, ist meine Familie.
Will auch gerne als Ex-Norwegen-Auswanderer mal kurz Stellung beziehen:
Als dreifacher, verantwortungsbewusster Familienvater betrachte ich es nicht "als Problem", wenn man den Job ins Zentrum der Auswanderungspläne rückt. Die Dinge rund um den Job müssen schon stimmen, wenn man auswandern will - es sei denn, man hat keine Familie und viel Geld und kann jahrelang ohne Job auskommen. Nur Liebe + Enthusiasmus? Dann kann man überspitzt formuliert auch Nordkorea etc. als Auswanderungsland anvisieren...
Jetzt zu mir: Ich war gut 6 Monate in Nordnorge als Assistenzarzt tätig. Man versprach mir bei Einstellung, als Assistenzarzt in Weiterbildung problemlos meine fortgeschrittene Facharztausbildung abschliessen zu können. Nach 2-3 Monaten merkte ich dann zufällig, dass eine Weiterbildungsgenehmigung gar nicht vorlag, ja nichtmal beantragt war. Man versprach daraufhin, diese binnen 3 Monaten zu beschaffen. Als diese dann nach der vereinbarten deadline noch immer nicht vorlag, habe ich gekündigt und bin Ende November wieder zurückgezogen, um seit 01.12. hier in D die Ausbildung abzuschliessen. Das Risiko, jahrelang ohne Chance auf Weiterbildungabschluss in Nordnorge vor mich hinzuwursteln, um dann irgendwann mit meiner family ganz ohne Job+Ausbildung dazustehen, wollte ich nicht eingehen.
Keine Frage: Ich war hochmotiviert, durch 1 Jahr USA schon vorher "auslandserfahren", und kam mit einer überaus positiven Einstellung und großer Aufgeschlossenheit Land+Leuten gegenüber nach Norwegen. Sprachlich hatte ich wenig "drauf", lernte aber recht schnell und suchte auch Kontakte. An Frustrationstoleranz hat es sicher nicht gemangelt. Dabei gab es durchaus Probleme.
Nur ein Beispiel: Ich bin gerne Sportschütze und habe auch nach 7-monatiger Antragszeit nichtmal mein Kleinkaliber - Einzelschussgewehr aus D in Norwegen bewilligt bekommen. Der Antrag wurde einfach nie bearbeitet, trotz ca. 50 eingereichten Dokumenten, trotz meiner Mitgliedschaft in 2 norwegischen Schützenvereinen, trotz Fürsprache norwegischer Schützenfreunde, trotz meiner bestandenen norwegischen jegerprøve osv. - und das in einem Land mit viel lascherem Waffengesetz, wo in 80.000 norwegischen Familien Maschinengewehre stehen (HV), obendrein viele Sammler sowas besitzen+schiessen und viele meiner Sportschützenkollegen großkalibrige halbautomatische mit Schalldämpfer versehene Sturmgewehre besitzen, deren Besitz in D einem geradewegs in den Knast bringen würde...
Aber genug davon. Das schikanöse Verhalten des einen Beamten nehme ich nicht persönlich und wenn es mal ein stimmiges Jobangebot geben sollte, fasse ich auch Norge wieder ins Auge. Bin Norwegen ((etc.)-Freund geblieben!
Nur kann ich jedem raten: Prüft genauestens ALLE Rahmenbedingungen eures Jobs+die für eure Familie (wohnen, Schule etc.) und evtl. auch Hobbies/Finanzen etc. ab. Wenn alles passt: hochziehen! Wenn nicht: "durchbeissen" und irrationaler "Enthusiasmus" führen zu keiner wirklich geglückten Auswanderung. Sondern zu fortwährendem Selbstbetrug (auch wenn das jetzt manche nicht gerne hören werden).
Schöne Grüsse von einem Exauswanderer,
Uwe