Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

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Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon Wollina » Mi, 08. Mai 2024, 6:17

Oh je, nun die ganz große Dramatik, vor allem für nicht Auto-Fachmänner und das im Winter. :flenner: :flenner:

Ich tue mir selbst leid vom lesen :wink: :wink:
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Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon MarkusD » Do, 09. Mai 2024, 14:26

nautiker hat geschrieben:Ich bin kein Auto-Fachmann, aber wir sind uns ziemlich sicher, dass wir mit dem Reifen nicht weiterkommen werden...

Uha, so ein „Drama“ wollten wir nun alle wirklich nicht haben. In ähnlich gelagerten Fällen ist bei mir dann doch immer alles noch gut gegangen, ich hoffe bei euch auch. Gruß, Markus
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Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon nautiker » Do, 09. Mai 2024, 23:29

mmh, das Drama entfaltete sich gerade.

Reifenwechsel an sich ist ja nicht soo kompliziert, haben meine Frau und ich oft genug im Leben gemacht (zwar nur Wechsel Sommer/Winter/Sommer, aber ist ja vom Prinzip her dasselbe): etwas Zeit, bisschen blöd, wenn man dafür bei Nieselregen auf einer durchaus stärker befahrenen Landstraße ran muss etc., aber machbar.

aber

ABER

A!B!E!R! leider leben wir im 21. Jahrhundert.

Was bedeutet, dass Autos nicht mehr automatisch mit Reservereifen ausgestattet werden (Kosten, Gewicht und so, wer weiß), sondern oft nur noch mit den sparsamen Notfall-Kits ("Luftpumpe"). Wir müssen gar nicht erst nachgucken, wir wissen noch von der Übergabe, dass wir keinen Ersatzreifen an Bord haben. :x :x :x
(und das Notfall-Set - naja, es ist ziemlich offensichtlich, dass dieser Patient nicht zu retten ist)

We are fxxxxd!

Also: Warnblinker ist an, Warndreieck aufstellen, was machen wir mit den KIndern? Eigentlich Warnweste an und raus, aber das kann jetzt dauern, und draußen ist es ungemütlich. :roll: Wir riskieren, dass sie (angeschnallt) im Wagen bleiben.

Zum Glück leben wir im 21.Jahrhundert: Pannendienst anrufen ist kein Problem, wir müssen nicht zu Fuß zum nächsten Haus stapfen. Und es ist so toll, dass alle hier fließend Englisch sprechen. Die Zentrale bittet um unsere Position, diverse andere Angaben und teilt uns mit, der zuständige Pannendienst werde sich bei uns melden. 30min später klingelt unser Telefon - ein Abschleppdienst aus Harstad meldet sich:

Er: 'We'll be at your place in 1h30 and tow you back to Harstad.' (1h30 ist tatsächlich die reine Fahrzeit zu uns-flott!)
Ich: 'Does it have to be Harstad? We are on our way to Svolvær - can't you send a truck from Svolvær?'
Er: 'Sorry, Harstad it is.'
Ich will nicht nach Harstad. Wir fanden es nicht schön dort heute Mittag. Die Vorstellung, über Ostern in Harstad festzusitzen gruselt mich (aber vielleicht bin ich auch nur ungerecht?). Ich wage noch einen Versuch.
Ich: 'But we are already in Nordland! No longer in Troms!' (korrekt, wenn auch nur um in paar Kilometer: Wir haben eben den Sørdalstunnel durchquert und gerade Austerstraumen- und Versterstraumenbrücke hinter uns gelassen).
Er: 'I will check but cannot promise.'

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Die Kinder sind sehr ruhig. Leider sind sie (sind wir) leidgeprüft: Vor ein paar Jahren ist uns in Italien der Renault Master, den ich von meinem Onkel geliehen hatte, verreckt. Vom Urlaub blieb nur Flickwerk übrig und finanziell war es sehr schmerzhaft. Gerade einmal zwei Jahre später ließ uns unser Astra am Reschenpass im Stich (blockierte Bremssättel - wir konnten kilometerlang nur Schrittempo fahren und nirgends ausweichen, während sich hinter uns die Autos stauten - für niemanden eine schöne Erinnerung).

Sollen wir mitten auf der Straße stehen bleiben oder können wir noch etwas weiterhumpeln? Riskieren wir weitere Schäden? Etwas vor uns ist laut googlemaps eine Ausweichbucht - ich laufe voraus, aber der Platz existiert wohl nur im Sommer, hier türmt sich zurzeit bloß der Schnee. Ein Stück zurück ist zwar ein richtiger Rastplatz, aber es wäre absurd, hier mitten auf der Straße wenden zu wollen. Also bleiben wir stehen.

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Wir warten und zur Abwechslung passiert etwas Schönes: Die E10 ist schon ganz gut befahren. Permanent halten nun Autos an um sich zu erkundigen, ob sie helfen können. Auch wenn uns niemand helfen kann - die kleinen Gesten berühren uns alle! Im Laufe unserer Wartezeit stoppen sicherlich über ein Dutzend Fahrzeuge. Tatsächlich geschiet es zwischenzeitig so häufig, dass ich hin- und hergerissen bin, überhaupt jedes Mal wieder einzusteigen - es lohnt sich einfach nicht... :lol:

Aber eigentlich ist uns nicht zum Lachen zumute: Wir versuchen abzuschätzen, wie es weitergeht. Heute Abend werden wir in Harstad sein (oder Svolvær?). Morgen ist Ostern, Montag ist immer noch Ostern. Dienstag werden die Werkstätten wieder aufmachen. Ist unser Reifen etwas, was man so auf Lager hat? Was, wenn er bestellt werden muss? Was, wenn die Felge oder sonstwas Schaden genommen hat? Was, wenn ein Ersatzteil erst am Mittwoch eintrifft? Mittwoch ist Rückgabetag, Frist ist 11 Uhr, Nordkjosbotn ist von Harstad aus über 3h Fahrzeit entfernt... Donnerstag ist unser Rückflug, müssen wir uns da jetzt schon irgendwelche Gedanken machen?

Haben wir irgendeine Versicherung, die irgendwas hiervon abdeckt? Auto oder Zusätzliches? Reifen und Unterboden sind von der Versicherung ausgenommen, da kommen auf jeden Fall Kosten auf uns zu. Wie viel? Wir haben keine Vorstellung. Werden wir im Wohnmobil bleiben können oder brauchen wir kurzfristig ein Hotel? Noch mehr Kosten? Wer weiß.

Tatsächlich trifft kurz nach 18Uhr der Abschleppwagen ein. Eine gute Nachricht direkt zu Beginn: Der Fahrer will uns tatsächlich bis Svolvær bringen (das sind für ihn immerhin zwei Stunden extra!) - wie wissen gar nicht, wie wir unsere Dankbarkeit zum Ausdruck bringen können. Dann kommt das Aufladen - gar nicht so einfach, da das Wohnmobil -bauarttypisch- nach hinten sehr weit überragt. Der Pannenhelfer baut aus Kanthölzern und Brettern eine Konstruktion, mit der er den Neigungswinkel optimiert - am Ende sind es einige wenige Zentimeter Luft, die das Heck des Wohnmobils beim Hochziehen vom Asphalt trennen :o

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Das am wenigsten erfreuliche Panorama unserer ganzen Reise:

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Wir fahren also nach Svolvær. Draußen wird es dunkel und Schneeregen setzt ein. Wir fahren über den Raftsund - ich dachte, das wird ein Höhepunkt heute, aber wir sind alle sehr still. War es eine gute Idee mit Svolvær? Das ist noch einmal deutlich weiter weg von Nordkjosbotn, als es Harstad schon gewesen wäre...

Zweimal waren wir schon zu Ostern auf den Lofoten und haben uns beide Male geärgert, dass wir an den Feiertagen festsaßen - ein drittes Mal soll uns das nicht passieren. Wir suchen online nach Mietwagen. Avis will für die zwei Tage von Sonntag bis Dienstag umgerechnet über € 330,- - wir schlucken...

Dann sind wir in Svolvær. Der Fahrer bringt uns auf den Hof einer großen Werkstatt in Hafennähe, südliche Buchtseite vom Zentrum aus gesehen. Er lädt uns ab und verschwindet in der Dunkelheit. Danke!!!

Schnee fällt, es ist sehr still, einige Laternen und Scheinwerfer verbreiten etwas Licht. An der Bürotür finden wir eine Telefonnummer - aber als wir anrufen läutet es nur, niemand nimmt ab (kein Wunder, es ist schließlich Ostern!!). Wir beschließen, dass wir einfach bleiben - wer würde etwas dagegen haben, das wir die Nacht hier verbringen? Wir versuchen den Kindern gegnüber ein wenig Optimismus zu verbreiten - hey, das Wetter soll morgen wieder besser werden! - aber ehrlich gesagt sind wir alle ziemlich niedergeschlagen...
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Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon Andrea.t77 » Fr, 10. Mai 2024, 10:24

nur für's Protokoll: Forumsteilnehmerin andrea.t wünscht sich mehr Drama *Geräusch von Stift auf Papier*

An dem Punkt schwankte ich zwischen einem peinlich berührten Nach-unten-schauen und einem frechen "Wer fragt, bekommt Antworten." :lol:

@andrea: gut so mit Drama?

Hier dachte ich nun, "Glück gehabt. Das reicht mir dann aber auch mit Drama." :wink:

Und nach dieser Anmerkung...
Gudrun hat geschrieben:
... auch dramatisch, besonders der letzte Akt.
naja, unangenehm war es, von einem Drama erwarte ich noch etwas mehr... :lol:

...hatte ich eine ungute Vorahnung, die sich nun gerade im letzten Teil bestätigt hat :cry:

Da fiebert man ja richtig mit.
Ich hoffe sehr, dass Ihr das noch ins Positivere wenden konntet.

Und verkünde ganz offiziell: Mir reicht es mit Drama :D

Danke für den authentischen Bericht und VG,
Andrea
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Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon Wollina » Fr, 10. Mai 2024, 14:08

Ja, ausgesprochen großes Drama, brauch niemand! Hoffentlich geht es glimpflich aus.Ich bedauere euch, kann sehr gut die Dramatik mitfühlen.
Unser eigenes Wohnmobil ging in Süd-Schweden in einem Sommer kaputt, abgeschleppt, vor der Werkstatt übernachtet, konnte nicht repariert werden, waren ohne Kinder unterwegs. Mussten über Schutzbrief mit kleinem Mietwagen nach Hause, Wohnmobil kam 14 Tage später.
Hoffentlich halten sich die Kosten in Grenzen.

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Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon jonn68 » Fr, 10. Mai 2024, 14:49

Das ist natürlich :shock:

Was einem wieder zeigt, so etwas oldschoolhaftes wie einer Ersatzrad ist halt dann doch sinnvoll. Kann man leider halt bei einem Mietmobil nicht erwarten.
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Re: Ostern 2024 - Nordnorwegen mit dem Wohnmobil

Beitragvon Julindi » Mo, 13. Mai 2024, 11:36

Oh wow, fast schon ein bisschen zu viel Drama... etwas weniger hätte auch gereicht :lol:
Ja, ich kenne das - wir haben Erfahrung mit einer Autopanne bei Hitze am Latefossen mit drei Stunden Wartezeit und eine in Schweden im Winter mit noch mehr Wartezeit ... Das sind Dinge, die man gar nicht braucht, während des Wartens spielen sich dann Horrorszenarien im Kopf ab was alles passieren kann - im Nachgang war ich dann dankbar für den dann doch glimpflichen Ablauf...
Bin sehr gespannt, was bei euch noch passiert !!!
Danke für's Teilen :D
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