6. Tag – 09. August 2017 Bodø, und vor allem das Norwegische Luftfahrtmuseum stehen heute auf meinem Programm.
Doch zuvor fahre ich zu „Biltema“, um mir eine neue Batterie für den Wohnwagen zu kaufen. Die bisherige hatte irgendwie und irgendwann ihren Geist aufgegeben. 85 Kilometer für eine neue Batterie. Wenn ich zu Hause von Rendsburg nach Hamburg für einen Batterie fahren würde, müsste ich damit rechnen, in die Klappsmühle eingeliefert zu werden. Aber hier im Hohen Norden scheint auch das völlig selbstverständlich und normal zu sein.
Eine Batterie bekomme ich nicht - na ja, dann geht es halt ohne 12 Volt weiter durch Norwegen. Aber ich weiß jetzt endlich, wo ich diese Blaubeerpflücker finde, die ich vor drei Jahren immer wieder vergeblich gesucht hatte.
Der Parkplatz vor dem Luftverkehrsmuseum ist fast leer. Na ja, ich bin noch sehr früh – das Museum hatte gerade erst geöffnet. Übrigens: Das Parken ist für die Dauer eines normalen Museumbesuchs frei – danach kostet es Gebühren. Und ich habe später auch einen Parkplatzwächter gesehen, der kontrolliert.
Der Eingang wirkt ein wenig futuristisch – die Türen öffnen sich wie von Geisterhand automatisch und man spürt Fernweh, Abenteuer aber auch Technik, Fortschritt und Pioniergeist.
Das Luftfahrtmuseum in Bodø ist eines der größten im hohen Norden. Es zeigt die Entwicklung der militärischen und zivilen Fliegerei Norwegens von den Anfängen bis heute auf 10.000m². Das Museum befindet sich an der Stelle an der sich während des Zweiten Weltkriegs ein deutscher Luftwaffen-stützpunkt befand.
Für den Rundgang durch die militärische Luftfahrt bekomme ich eine Studentin an die Seite, die mir auf gutem Englisch alles erklärt – angefangen von den ersten Beobachtungsballons vor und während des 1. Weltkrieges bis hin zum Starfighter und der „Black Lady“, dem amerikanischen Spionageflugzeug, das Bodø zu Weltbekanntheit verhalf. 1960 wurde die U-2 über der Sowjetunion abgeschossen. Das Flugzeug war auf dem Weg nach Bodø, kam jedoch nie an. Die Sowjetunion drohte damals mit der Bombardierung der Stadt.
Die zivile Luftfahrt Norwegens beschäftigt sich natürlich mit dem Traum vom Fliegen, den Expeditionen zum Nordpol, dem Wasserflugzeug Junkers 52 sowie dem Einsatz als „Postflugzeug“ und im Transportverkehr als Ergänzung zu den Schiffen der Hurtigrute. Daneben gibt es interessante Einblicke in die Anfänge der Urlaubs-Charterflüge in sonnige Gefilde, aber auch Ereignisse, wie das Partnair-Unglück 1989, bei dem 55 Menschen ihr Leben verloren.
160 NOK kostet der Eintritt für einen Erwachsenen, aber der Besuch ist jede Øre wert. Für Familien gibt es Ermäßigung.
Ergänzende Informationen natürlich unter
http://luftfartsmuseum.no/ Für den Rückweg zu meinen Freunden in Rognan beschließe ich nicht den Rv 80 und die E 6, sondern die Strecke über den Saltstraumen und den Rv 812 über Misvær zu fahren. Abwechslung belebt den Alltag. Außerdem hatte mir meine Freundin empfohlen, in dem schönen Cafe „Urtehagen på Tofte“ eine Pause einzulegen und zu genießen.
Der Gezeitenstrom ist schon beeindruckend. Durch einen 2,5 Kilometer langen und etwa 150 Meter breiten Sund strömen im Wechsel der Gezeiten fast 400 Millionen Kubikmeter Wasser zwischen dem äußeren Saltfjord und dem Skjerstadfjord hin und her. Dabei erreicht der Saltstraumen Geschwin-digkeiten von bis zu 40 km/h und es entstehen gewaltige Strudel, die bis zu 10 Meter im Durchmesser betragen können und eine Tiefe von 4 Metern erreichen.
Mit dem nährstoffreichen Wasser werden auch viele Fische angelockt, was wiederum zu unzähligen Anglern am Ufer führt, die hier alle ihr Glück versuchen.
Ich schaue ihnen eine ganze Weile zu – erfolgreich war in dieser Zeit niemand. Ich habe also nichts verpasst, als ich meine Angelsachen im Wohnwagen gelassen habe.
Die Weiterfahrt über den RV 812 erweist sich als eine gute Entscheidung. Die Strecke ist einfach traumhaft schön. Zunächst mit der Nähe zum Wasser und später über den nördlichen Rand vom Saltfjellet-Svartisen Nationalpark.
Am Sandsund bzw. der Insel Store Sandøya mache ich auf dem schönen Parkplatz eine kleine Pause und schaue mir das Monument „Protractus“ des isländischen Künstlers Kristjan Gudmundson an. Das Ergebnis habt ihr ja bereits beim Bilderrätsel 1633 sehen können (
viewtopic.php?f=47&t=30829).
Die Weiterfahrt über Misvær nach Rognan bleibt schön. Doch zunächst stärke ich mich mit Kaffee und Kuchen in dem Cafe „Urtehagen på tofte“; ein Geheimtipp für diese Region und wirklich mehr als nur einen Besuch wert. Leckere Kuchen, selbstgemachtes Eis und Konfekt sowie kleinere Speisen. Dazu einen herrlichen Platz im Kräutergarten am Haus. Leider war dafür das Wetter nicht so gut – bei Sonnenschein muss es einfach super sein.
Unterwegs dann noch Kunst zum Anfassen und bestaunen. Witzige Ideen und schön umgesetzt.
Zum Nachmittag bin ich zurück bei meinen Freunden in Rognan und bekomme die Gelegenheit, einen besonderen Teil norwegischer Straßenbaukunst besuchen zu dürfen. Denn auf dem Riksveien 77 durch das wunderschöne Junkerdal wurde die seitliche Betonkante bei einem massiv abfallenden Straßenprofil schlichtweg nur erhöht, statt die Straße zu reparieren. So etwas ist fast schon grob fahrlässig und man kann nur hoffen, dass dort nicht noch was passiert, wenn die ganze Straße den steilen Abhang hinunter saust.
Das Junkerdal ist traumhaft schön. Allerdings wird mir ein wenig bange, in den engen Kurven so dicht an dem Abhang zu fahren. Aber ich denke, als Beifahrer erlebt man so etwas ohnehin immer anders.
Wir fahren kurz nach Schweden rüber und machen uns wieder auf den Rückweg; diesmal die alte Straße durch das Junkerdal, denn auf solchen Nebenstrecken ist Norwegen eh am Schönsten. Glücklicherweise kommt nun auch noch die Sonne deutlich aus den Wolken, so dass es in Rognan einen kleinen Abstecher zur Kriegsgräberstätte Botn-Rognan gibt, auf der 2.742 Soldaten bestattet sind. Ein Ort der Ruhe und der Andacht und für mich als Ergänzung zu meinem Besuch im Blutwegmuseum.
Kurz danach geht es über eine Schlaglochpiste bis zum Ende des Botnvatnet und der Knallerdalselva. Auch hier Ruhe und Idylle und Ausgangspunkt für viele Wanderungen durch das Knallerdal und die angrenzende Bergwelt.
So, da war’s für heute – Fortsetzung folgt !
Gruß Martin