Mittwoch, 27.03.
Wir werden früh wach, weil es schon so hell ist - klar, die Tag/Nachtgleiche liegt schon fast eine Woche hinter uns, aber als wir um 7 Uhr aus dem Wohnmobil treten überrascht es uns doch, wie hoch die Sonne bereits am Himmel steht:

Alle anderen Übernachtungsgäste schlafen noch, wir haben das Nordkapp komplett für uns allein! Das Wetter ist fantastisch, aber der Wind ist immer noch scharf. Wir frieren nicht, aber der Aufenthalt im Freien ist nicht wirklich spaßig. Mal ein Blick Richtung Nordpol (naja, ungefähr so, jedenfalls nicht nach Süden):

Die KInder würden gerne im Schnee spielen, aber der ist leider alt und vereist...

Die obligatorische Referenz an den Knivskjelodden:

Wir wollten zum Abschluss noch ein Familienporträt von der Webcam machen lassen, aber die Aufnahme-Intervalle sind irgendwie schwer unregelmäßig: Statt ordentlich vereint vor dem Globus, sieht man aus nur ein paar Minuten später über das Gelände verteilt (von links nach rechts: meine Tochter, meine Frau, ich, mein Sohn)

(ääh, ich musste das Bild irgendwie sehr klein rechnen lassen, ansonsten wollte das Forum es nicht akzeptieren - man sieht im Original aber auch schon sehr wenig

)

Für's Frühstück ist uns der Parkplatz am Nordkapp zu unspektakulär, wir fahren erst einmal ein Stück. Der Wind bläst den Schnee über die Straße, es ist wunderschön:

Das zugefrorene Kjeftavatnet

Frühstück dann am hübschen Hafen von Skarsvåg...

(ich hab auch noch schöne Panoramas, aber das Forum besteht darauf, dass die Bilder maximal 640pixel/Seite haben dürfen ?!?)
Zeit für die neue Tagesplanung. Wir alle sind von der Gegend sehr begeistert, viel stärker, als wir es erwartet hätten. Das Nordkapp mag ein Nepp sein, aber jedenfalls ein sehr schöner Nepp. Wir sind uns einig, dass die lange Anreise, so unsinnig sie erschien, sich definitv doch gelohnt hat. Aber was nun? Die Wetterprognose für den Norden ist gut, aber auch weiter westlich soll es jetzt besser werden. Wir wägen ab zwischen der 'unentdeckten' Finnmark und dem, was ursprünglich Ziel der Reise war: Senja, Vesterålen, Lofoten. Alles geht natürlich nicht. Zurückfahren müssen wir irgendwann sowieso. Schwierig. Sehr schwierig.
Noch ein wenig länger im Norden bleiben? Vielleicht wenigstens die Strecke nach Håvoysund fahren? Dann müssen wir etwas anderes streichen - eigentlich haben wir mit dem Abstecher hierhin bereits die meisten unserer Spielräume aufgebraucht. Widerwillig einigen wir uns darauf, zur Ursprungsplanung zurückzukehren, d.h. wieder Richtung Tromsø zu fahren. Wir trösten uns: Egal wie wir entscheiden - es ist richtig und es ist falsch zugleich.
Der Schnee tanzt wieder wunderschön über die Straße, es ist berauschend:

Schneepflüge sind im Einsatz, und wir verstehen jetzt auch, warum: Zwar ist es wolkenlos und sonnig, aber der Wind baut Schneeverwehungen auf die Straße. Wir treffen auf eine Wehe, die ist schon ganz oho - mehr oder größer darf es wirklich nicht sein!

Auch am Straßenrand bilden sich bizarre Schneeskulpturen:

Es sieht aus wie die fernste Einsamkeit, ist aber nur aus dem fahrenden Fahrzeug entlang der E69 geschossen...

(ha, das ist jetzt mit Link zum Draufklicken für-in-groß, ich lerne hier von Post zu Post dazu!)
Die viele Schönheit nutzt uns auf Dauer doch ab

- es tut ganz gut, zu Abwechslung mal ein paar rostige Öltanks zu sehen (bei Honningsvåg) (aber im Ernst, ich mag solche Kontraste ganz gerne)

Uns wird warm - zu spät bemerken wir, dass wir die Heizung nicht runtergestellt haben, wir haben also zurzeit (Gas-)Heizung + Warmluftgebläse (Motor) + Sonneneinstrahlung (naja, kann man vielleicht vernachlässigen) = 30°C Innenraumtemepartur bei 10% Luftfeuchte - wir machen uns ganz schonend zu Dörrobst.. (viel ärgerlicher: wir müssen feststellen, dass ein Warmluftauslass der Heizung direkt neben/unter einer der Küchenschubladen endet, in der wir Vorräte lagern - unsere Schokolade fand das 'nicht lustig')

Draußen will es nicht aufhören, wunderschön zu sein:

Wir nähern uns wieder Olderfjord. Letzte Chance, geradeaus in die tiefste Finnmark zu fahren - nein, wir biegen rechts ab, Richtung Alta...

Es folgt das Programm von gestern im Rückwärtslauf. Zwei Tage fast nur auf der Straße - so sollte es eigentlich nicht sein. Die Stimmung ist auch etwas gereizt. Für die Übernachtung haben wir uns nach 2x Freistehen diesmal auf einen Campingplatz geeinigt. Wir haben mehrere Apps am Start: campercontact, park4night und noch eine, die wir im Bordbuch des Wohnmobils gefunden haben. So groß ist die Auswahl in der Nebensaison dann doch nicht. Ein sehr schöner Platz liegt in der Nähe von Alta (Arctic Fjordcamp, empfohlen von Susanne hier im Forum

) - für uns leider 'zu früh'. Vielversprechend: Ein Campingplatz bei Djupvik, mit Blick auf die Lyngen-Alpen. Problem nur: Morgen ist Gründonnerstag, und dann geht es mit den Feiertagen los. Wir wollen mehrere Fähren nutzen, aber wenn wir in Djupvik schlafen, geht der Fahrplan nicht auf. Also: Zähne zusammenbeissen, die erste Fähre muss noch heute Abend geknackt werden...
Man kann sehen, dass der Frühling nicht mehr fern ist: Fantastische, bizarre Eiszapfen entlang der Straße:
(und natürlich kann man nirgends halten *nörgelnörgel*)
Es wird spät. Wir nähern uns den Lyngen-Alpen, gerade als die Zeit des schönen Lichts beginnt:



(hier geht es von Meereshöhe auf 1.600m hoch - nicht schlecht)
und, wer erkennt's?

Der Fähranleger in Olderdalen natürlich (ich hätte es auch nicht erkannt). Da kommt auch unsere Fähre:

Und mit diesen kitschigen Abendrotbildern beschließen wir den Tag. Die schönen Lyngenalpen (oder doch 'Lyngen-Alpen'?) durchqueren wir in der tiefen Dämmerung - wieder etwas, was so nicht geplant war. Unser Ziel ist der Campingplatz in Svensby, ganz in der Nähe vom Fähranleger nach Breivikeidet - er ist überraschend gut belegt, u.a.mit Wiesbadenern, die hier Tourenski fahren. Wir haben den ganzen Tag nichts getan und sind doch todmüde. Der Himmel über uns zieht sich mit hohen Wolken zu - nix mit Aurora heute Nacht...
