Hallo in die Runde!
Da ist sie, der unvermeidlich letzte Folge meines Berichtes:
Ungewohnte Geräusche holen uns am nächsten Morgen sehr früh aus dem Schlaf – ach ja, der Wecker – die Flamsbahn!
OK, also los!
Die Flåmsbana ist eine 20km lange, eingleisige Eisenbahn- Stichstrecke. Auf der Hardangervidda zweigt sie von der Hauptstrecke Oslo-Bergen (auch Bergensbahn genannt) ab und führt hinab bis an den Aurlandsfjord nach Flåm, wo sie in einem Sackbahnhof endet.
Auf dieser kurzen Distanz überwindet sie 863 Höhenmeter. 16 km der Strecke haben eine Steigung von über 28 ‰; die größte Steigung beträgt 55 ‰ (das entspricht einer Steigung von einem Meter auf 18 m Strecke). Auf diese Weise gehört die Flåmsbana zu den steilsten normalspurigen Adhäsions-Eisenbahnen der Welt. Um die Züge sicher zu machen haben sie 5 Bremssysteme, von denen jedes einzelne den Zug zum Stehen bringen könnte.
Die Strecke führt durch 20 Tunnel, wobei einer von ihnen als Kehrtunnel ausgeführt wurde, um Höhe zu gewinnen. Die Gesamtlänge der Tunnel beträgt 5.692,4 m: Damit liegen 28 % der Strecke im Tunnel. Die meisten davon wurden von den Erbauern, den so genannten “Ralleren” mit Hand in den Berg getrieben. Dementsprechend betrug die Bauzeit fast 20 Jahre. Fertiggestellt wurde die Linie Anfang der 1940erJahre.
Die Bahn kreuzt während der Fahrt dreimal den Fluss, was auf die Lawinengefahr in Flåmsdalen zurückzuführen ist. Man versuchte so, die gefährlichsten Stellen zu umgehen. Allerdings überquert die Bahn den Fluss Flåmselva nicht über Brücken, sondern der Fluss wurde durch das Gestein unter der Eisenbahnlinie hindurchgeführt, es gibt nur eine Brücke.
In den 60er Jahren, als der Güterverkehr, für den die Bahn gebaut worden war zurückging, dachte man daran, sie still zu legen. Mit dem Kreuzfahrtboom stiegen aber die Fahrgastzahlen wieder, da die Schiffe direkt am Bahnhof anlegen können. Heute ist die Flambahn eine der meistbesuchten Attraktionen in ganz Norwegen.
Das Innere des Zuges ist klassisch und sehr gemütlich. Die bequemen roten Sessel und die Holzvertäfelungen lassen dich in eine andere Zeit eintauchen und ich genieße die Fahrt mit allen Sinnen.
Allerdings, beim Einsteigen gibt es ein kleines Problem: Wir haben nicht bedacht, dass die hohen Stufen für Paco ein Problem sein könnten - und sie sind es natürlich –
aber ein Schubs von hinten, ein Locken von vorne, und er ist drin! Übrigens müssen wir für ihn nichts nachzahlen.
Da wir so früh morgens fahren, ist der Andrang erfreulich gering. Wir sitzen in einem Abteil mit 6 anderen Reisenden und in den hinteren Waggons ist eine große Gruppe japanischer Touristen.
Von Flåm geht es zunächst durch das Fjordtal mit seinem satten Grün. Mit maximal 40 km/h schraubt sich der Zug weiter bergauf.
Die Ziegenalm Kårdal mit dem Kårdalsfossen.
Das letzte Drittel ist der beeindruckendste Teil, was sich auch durch die Länge der Tunnel bemerkbar macht. Am 93m hohen Kjosfossen, der direkt zwischen zwei langen Tunneln liegt, wird ein Stopp eingelegt und wir können kurz aussteigen, um uns von einer Aussichtsplattform den tosenden Wasserfall anzuschauen.
Nach rund einer Stunde hält der Zug dann schließlich auf 866,8m ü.d.M. in Myrdal, von wo aus man zu Fuß weiterwandern, sich ein Fahrrad leihen oder, nachdem man sich einige Minuten die Beine vertreten hat, mit dem Zug wieder hinunter ins Tal fahren kann.
Wir fahren natürlich wieder mit runter und genießen alles nochmal in umgekehrter Reihenfolge, erst jetzt machen wir die meisten Fotos, die Hinfahrt haben wir einfach nur auf uns wirken lassen.
Vatnahalsen
Die Strecke am Reinungavatnet
Dann folgt ein Wendetunnel, der im Inneren des Berges einen Bogen von 180° macht. Eine Öffnung in der Bergwand ermöglicht eine wunderbare Sicht über das Tal und die Schienen. Es ist gar nicht so einfach, zwischen den Holzbalken in der richtigen Millisekunde auf den Auslöser zu drücken, besonders wenn man so beeindruckt ist!
Sie sind schon sehr imposant, diese Lawinenschutzbauten.
Zweiter Stopp am Kjosfossen, wieder wird fotografiert, was das Zeug hält, viele lassen sich mit dem Schaffner verewigen.
Es ertönt Musik, getragene folkloristische Weisen und auf der alten Ruine tanzen Huldra dazu. Das sind wunderschöne Waldfeen mit langen blonden Haaren, die Männer mit ihrem Gesang betören und vom Weg abbringen. Dabei verstecken sie ihren Schweif, der je nach Region dem einer Kuh oder eines Fuchses ähnelt…
Klar, alles Show für die Touristen, aber die Musik in Verbindung mit der grandiosen Natur ist sehr stimmungsvoll und hat was. Ich genieße es.
Genauso wie den Blick an der Felswand entlang Richtung Myrdal – man sieht die Höhenstufen, welche die Strecke überwindet und gleichzeitig die alte Transportstraße, die sich über 21 Kurven am steilen Berg Myrdalsberget nach oben schlängelt, den Rallarvegen, hierüber gelangten Mensch und Material nach oben.
Etwa auf der Hälfte, in Berekvam, ist die Strecke kurz zweigleisig, um dem entgegenkommenden Zug auszuweichen.
Und weiter abwärts.
Der Rjoandefossen, 140 Meter stürzt er senkrecht in die Tiefe, und der Sonnenschein bildet einen Regenbogen an seinem Fuß.
Der Ort Flam, es gibt ihn tatsächlich, wir fahren daran vorbei.
Die fantastische Fahrt geht zu Ende. Als wir unten ankommen, sind wir froh, so früh aufgestanden zu sein. Es liegt ein Kreuzfahrtschiff vor Anker, noch viel größer als das von gestern, die Parkplätze sind voll und vor den Gleisen stehen lange Menschenschlangen.
Das Schiff, riesig groß,
für die Taue muss extra eine Gasse gebildet werden,
es lässt alles andere, sogar die großen Busse, winzig wirken.
Wahnsinn das alles, und dann fährt man nur ein paar Kilometer und hat wieder Natur und Einsamkeit- was wir denn auch schleunigst tun. Natürlich noch nicht zum Campingplatz, sondern ins Örtchen Bakka am Narøyfjord.
Es ist der engste Fjord Europas und UNESCO- Weltkulturerbe. Nur wenige hundert Meter breit, 18 km lang, aber umgeben von über 1000m hohen, senkrecht aufsteigenden Felswänden und Wasserfällen erlebst du Norwegen wie aus einem Bilderbuch.
Ein paradiesisches Fleckchen Erde, wir lassen das Auto bei der Kirche stehen und gehen zu Fuß weiter entlang des Fjord.
Hier beginnt ein "steiler Wanderweg mit beeindruckendem Panoramablick über den Nærøyfjord", der Rimstigen. Aber das Schneefeld scheint nicht ohne zu sein, wir sehen mehrere Wanderer (deren Autos norwegische Kennnzeichen haben!), die abbrechen und umkehren.
Wohnt hier ein Troll?
Die Strasse zurück am Fjord entlang ist sehr schmal und die freilaufenden Tiere nehmen sie ziemlich in Beschlag, lassen uns nur gaaaaaanz langsam durchfahren...
Wir fahren zurück nach Gudvangen, ein Fährort am Ende des Narøyfjord, ein Touristenmagnet, der sich dem Thema Wikinger verschrieben hat.
Hier steht ein schickes Fjordhotel: ein runder Bau, bei dem die Zimmertüren nach außen liegen und die Zimmer ein großes Glasdach mit Blick auf die Bergspitzen haben,
und auf den Kjelfossen, der ca. 840 m in die Tiefe fällt und an dem ich mich einfach nicht satt sehen kann!
Den Rest dieses fantastischen Tages verbringen wir ganz entspannt auf dem Campingplatz und "drumherum".
Ja, und wenn es am schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören, deshalb endet hier unsere Reise, es geht jetzt relativ zügig nach Hause.
Am nächsten Morgen ein vollkommen anderes Bild, tiefhängende Wolken und Regen.
Wir bauen ab und machen uns an den Heimweg.Zunächst wieder an Flam vorbei (auch an so Regentagen sind dort die Kreuzfahrer),
führt uns der Weg über den RV50 am östlichen Rand der Hardangervidda entlang nach Süden. Die Strasse führt durch wunderbare Hochgebirgslandschaft mit irren Felsformationen und sehr vielen, teilweise langen Tunnel. Aber darin ist es wenigstens trocken- denn es wird heute wieder eine absolute Regenfahrt- deswegen kommen wir auch sehr weit.
Wir würden bei trockenem Wetter noch mal länger Halt machen. Doch das wird uns nicht beschert. Heute kommen wir bis Vikersund, ca 60 km vor Oslo. Dort übernachten wir und fahren über Drammen und durch den Oslofjordtunnel auf die E6 Richtung Süden.
Wir befinden uns jetzt in Østfold, dieser Landesteil ist mit frühgeschichtlichen Zeugen wie Felszeichnungen, Geröllgräbern und Steinsetzungen reich gesegnet, ähnlich wie das nahe Tanum in Schweden. Die bei Fredrikstad von der E6 abzweigende R110 wird Altertumsstrasse, Oldtidsvei, genannt, sie führt durch liebliche Landschaft und ließe uns allerhand kulturhistorisches entdecken.
An ihrem Startpunkt lädt der Rastplatz Solbergtarnet als Informationszentrum ein. Das ist richtig gut gemacht, und ein 28 m hoher Turm dient als Aussichtspunkt. Die 7 Installationen zeigen, was es wo am Oldtidsvei zu sehen gibt.
... aber wir verzichten heute darauf, ihn zu fahren und uns alles anzusehen, er kommt auf die Liste für nächste Reisen, denn diesen historischen Spuren zu folgen ist schon was Besonderes.
Kurz vor der schwedischen Grenze verlassen wir die E6 und fahren via Halden über den sog. blau- grünen Weg,die 22. Es ist eine landschaftlich schöne Alternative, die 6 km kürzer ist als die E 6 und kaum LKW- und Busverkehr hat.
Dafür fahren wir durch Halden, einer alten, kleinen Festungsstadt, die Festung Fredriksen ist wunderschön und sehr beeindruckend- und es hat aufgehört zu regnen! An diesem Freitag findet aber ein Festival statt und der ganze Ort und auch das Festungscamping ist hoffnungslos überfüllt. Überall steht "Fullt", und es ist schwer, mit dem Gespann durch den kleinen Ort zu kurven. Erst im Nachhinein fällt mir auf, dass wir gar keine Fotos gemacht haben.
Hier gebe ich die letzten norwegischen Kronen aus, nochmal für leckeren Lachs.
Am Elgafossen, kurz vor der schwedischen Grenze ist ein schön gestalteter Rastplatz, hier machen wir Pause- im Gegensatz zum Regen, der hat seine Pause beendet. Hier liegen viele Mühlsteine, belegen die Nutzung des Fossen in früheren Zeiten.
Der blau - grüne Weg hält, was er versprochen hat, ist sehr schön und entspannt zu fahren.
Der Grenzübergang total unspektakulär, ohne Kontrollen. Nach ca. 80 km treffen wir wieder auf die E6 und fahren Richtung Malmö, Südschweden. Da weiter schlechtes Wetter ist, fahren wir zügig und übernachten auf einem Parkplatz.
Inzwischen ist Freitag, das Wetter ist durchwachsen. Heute wird Mittsommer in Schweden gefeiert. Wir sehen tatsächlich relativ viele Frauen in schönen, luftigen Kleidern und mit Blumenkränzen im Haar.
Unser LPG Tank ist leer, aber die Tankstellen, die wir anfahren, haben keinen Kartenautomaten und sind nicht besetzt - trotz regulärer Öffnungszeit-, wegen Mittsommer?
In Göteborg kaufe ich nochmal ein und gebe auch die letzten schwedischen Kronen aus.
Am Abend klart das Wetter tatsächlich auf,
und wir erhaschen vor Malmö von der Autobahn aus einen ersten Blick auf die Öresundbrücke, die wir ja morgen überqueren werden.
Wir finden abseits der Autobahn nochmal einen schönen Übernachtungsplatz. Beim Abendspaziergang erfreuen uns ein Weinberg, blühende Rosen, singende und feiernde Menschen.
Samstag kommen wir früh nach Malmö und wollen tanken, fahren zuerst zum LPG Tankautomat.
Doch da müssen wir entsetzt feststellen, dass unsere Kreditkarten beide nicht akzeptiert werden! Ein deutscher Reisender, tankt ganz problemlos mit seiner Visa, aber alle unsere Karten werden weiter nicht angenommen. Sein nettes Angebot, ihm den Betrag bar zu geben, können wir nicht annehmen, wir haben so gut wie kein Bargeld mehr.
Na gut, dann wenigstens den Benzintank füllen, aber auch dort werden wieder keine Karten akzeptiert. Jetzt breitet sich Panik aus, wir können uns nicht erklären warum wir diese Probleme haben. Hat etwa jemand unsere Daten abgegriffen und das Konto geplündert???????????
Wir suchen ein ruhiges Plätzchen und checken die Kontodaten, zum Glück alles in Ordnung!
Also etwas beruhigt weiter ( noch ist ein Tank ja nicht leer), bei schönstem Wetter zum Aussichtspunkt an der Öresundbrücke.
Sie ist mit 7845 Metern die weltweit längste Schrägseilbrücke, die Straßen- und Bahnverkehr kombiniert. Auf dem Oberdeck ist die vierspurige Autobahn, im Fachwerkträger liegen die zwei Eisenbahngleise. Eine Nutzung für Fahrradreisende ist nicht möglich. Die Bauarbeiten der Brücke verschluckten Kosten in der Höhe einer Milliarde Euro und dauerten rund 40 Monate.
Wir staunen und fotografieren. Dann geht es weiter, mit der bangen Frage, wird an der Mautstelle die Kreditkarte akzeptiert, oder sollen wir doch lieber noch nach Malmö rein zum Bankautomaten? Wir riskieren es, und siehe da, die Schranke geht hoch, "god Tur", die Karte wurde akzeptiert!
Na denn!
Auf einmal haben wir das Gefühl, demnächst ins Wasser zu fahren, wir können keine Strasse mehr erkennen! Ein Wahnsinnsblick! Hat aber seinen Grund, denn wer wie wir von der schwedischen Seite die Brücke befährt, erreicht am Ende der Brückenkonstruktion die künstliche Insel Peberholm, deren einzige Daseinsberechtigung es ist, dass die Brücke in den unterirdischen Dogdentunnel übergeht. Sie sorgt sozusagen dafür, dass der Tunnel, der unter der Wasseroberfläche liegt, nicht geflutet wird. Die Verbindung musste unterirdisch gelegt werden, da eine Brücke aufgrund der Nähe zum Kopenhagener Flughafen den Flugverkehr gestört hätte.
Das Betreten der künstlichen Insel ist jedoch strikt verboten. Nur Biologen dürfen ihr einen Besuch abstatten. Sie möchten herausfinden, welche Pflanzen und Tiere das Eiland ohne menschlichen Einfluss zu ihrem Territorium machen.
Nachdem wir nun glücklich in Dänemark sind - einen Grenzübergang haben wir übrigens gar nicht wahrgenommen, nur das Navi hat uns informiert - wollen wir jetzt natürlich als erstes tanken.
Doch dasselbe Spiel wie in Malmö - keine Akzeptanz unserer Karten am Tankautomat! Shit! Was ist bloß los????? Johannes will nach mehreren Fehlversuchen einfach mal seine Krankenkassenkarte ausprobieren – nein, er nimmt die normale EC-Karte, und siehe da, die wird akzeptiert! Irre!!!!
Naja, wenigstens können wir jetzt Benzin volltanken. LPG ist auch hier in Dänemark wie in Schweden und Norwegen nicht üblich und wir fahren dafür keine Umwege.
3 Stunden später überqueren wir die nächste gigantische Brücke - die Storebeltbrücke. Ab hier werden wieder alle Karten akzeptiert...
Na, die haben einen luftigen Arbeitsplatz.
Die Insel Sprogo, der letzte schöne Blick,
denn dann haben wir eigentlich nur noch gemacht, dass wir schnell nach Hause kamen,dem Regen und den altbekannten Staus auf unseren Autobahnen zu entkommen.
Sonntagabend kommen wir zu Hause an, sehr müde und angefüllt mit Erlebnissen!
Wie lautet unser Fazit?
Nun, es war unbestreitbar eine ganz fantastische und geniale Reise. Wir waren 6 Wochen unterwegs, doch die Zeit ist nur so geflogen. Wir haben unendlich viel Einmaliges gesehen und erlebt, Kontakt zu vielen interessanten Menschen gehabt, es war gigantisch, und wir hatten neben einigem Regen auch wirklich viele schöne Tage.
Norwegen, dieses Land hat uns echt gepackt. Es wird uns auf jeden Fall wiedersehen! Darauf freuen wir uns jetzt schon, schwelgen bis dahin in Fotos und Erinnerungen.
Damit ist dieser Reisebericht zu Ende.
Schön, wenn er Euch angesprochen und gefallen hat, ja, wenn der ein oder andere vielleicht sogar eine Anregung rauspicken konnte, freut mich das besonders.
Für die schönen Feedbacks und netten Kommentare sage ich ganz herzlichen Dank, auch schonmal im Voraus für die, die evtl. noch kommen.
Es hat großen Spaß gemacht und dabei auch noch die Zeit bis zum nächsten Start verkürzt!
bis denn, liebe grüße!
gudrun55