syltetoy hat geschrieben:...vielen Dank dafür.
Sehr gerne!
syltetoy hat geschrieben:Røros ist ein Muss und kann ich nur empfehlen .....ein wirklich toller Ort mit viel Kultur, traumhaften Ecken und vielen Künstlern.
ja, ist für dieses Jahr fest eingeplant!
Nun geht es erst mal mit 2017 weiter:
Der Aufenthalt auf Nordkyn hat uns landschaftlich total begeistert, ich möchte nun noch nachtragen, dass dort auch Internet – Geschichte geschrieben wurde:
Das Logo der Webseite "Visitnordkyn" ist eine sechseckige Grafik, die an einen Kristall erinnert. Es ist mit einer Wetterstation verbunden, je nach Temperatur ändert es seine Farbe, je nach Windrichtung dreht sich seine Spitze und je nach Windgeschwindigkeit spitzt es sich zu oder verflacht.
https://visitnordkyn.comMittwoch, 2. August, 5759 km, 14°, Abfahrt 9.15
193 km bis Berlevag
https://goo.gl/maps/ZWR38HZk6WB2Da es gestern Abend doch schon recht spät geworden war, haben wir auf einem Parkplatz an der 98 gestoppt und dort gut geschlafen. Sich draußen aufzuhalten war aber nicht gut möglich, es wimmelte von Mücken, typisch – es war windstill, relativ warm und feucht
Das nächste Ziel ist die Varanger Halbinsel und dorthin geht es heute Morgen relativ früh weiter.
Natürlich nicht ohne einen Fotostop an der Tana Kirche in Rustefjelbma. Das Dach der 1964 gebauten, schönen Holzkirche wurde mit Quarzschiefer aus Alta gedeckt. Der neben der Kirche freistehende Kirchturm ist 26 Meter hoch.
Neben der Kirche das am 24. Oktober 2014 enthüllte Kriegsdenkmal "Muitu", was übersetzt "Erinnerung" heißt und von einer samischen Künstlerin gestaltet wurde.
Jede der sechs Tafeln gibt den Text in einer anderen Sprache wieder.
Dann erreichen wir Tana Bru,
den Verkehrsknotenpunkt in der Ost-Finnmark. Hier ist die einzige Möglichkeit, den Fluss Tana oder Deatnu, wie er auf samisch heißt, zu überqueren und deswegen laufen hier die Straßen aus allen Richtungen zusammen.
Die alte Brücke wurde beim Rückzug der deutschen Wehrmacht gesprengt, die heutige wurde 1948 gebaut und hat eine Hauptspannweite von 195 Metern. Die nächste Möglichkeit, den Fluss zu überqueren, gibt es 170 km weiter südlich in Karigasniemi / Finnland.
Man soll aber nicht meinen, das wäre ein großer Ort – nein, wir sehen einen Campingplatz, ein Hotel, ansonsten hauptsächlich Geschäfte und tatsächlich sogar 2 Tankstellen!
Wir tanken, bunkern Vorräte und ich schaue mich im Silbershop um, denn ich brauche ein paar Geburtstagsgeschenke. Im Jahre 1977 wurde in einem alten, restaurierten Blockhaus die erste Silberschmiede der Ost-Finnmark eröffnet. Hier werden samische Schmuckstücke aus Gold, Silber und Bronze hergestellt.
Doch ein Gebäude sticht heraus und erinnert mich einerseits an ein Gapahuk, aber andereseits an das Sami – Parlament in Karasjok.
Es ist das für die Gemeinden Nesseby, Tana, Karasjok, Porsanger und Kautokeino zuständige Amtsgericht und das erste, wo Gerichtsverfahren in samischer Sprache abgehalten werden können.
Wir überqueren die Brücke,
und biegen links ab auf den Rv 890, der zum westlichen Teil der Varangerhalbinsel mit den Orten Berlevåg und Batsfjord führt. Diese Straßenverbindung wurde im Jahre 1959 fertiggestellt. Doch erst seit 1980 war die Strecke auch im Winter befahrbar - mittels Kolonnefahren hinter Räumfahrzeugen her.
Zunächst haben wir links das riesige Delta des Tanaflusses neben uns, dann fahren wir über das 326 m hohe Kongsfjordfjellet. Es ist wieder eine baumlose, grüne weite Ebene mit beeindruckenden Felsformationen. Doch das windstille, trübe Wetter, die Mücken und die den Laufdrang behindernden Rentierweidezäune verleiten uns, relativ zügig Richtung Kongsfjord zu fahren.
Der nächste Winter kommt bestimmt!
Wie so oft in Norwegen, kurze Zeit später und einige Kilometer weiter sieht es ganz anders aus. Wir bleiben auf der 890 Richtung Berlevag und kommen runter an die Küste, bald ist der Himmel strahlend blau und Mücken- was sind Mücken?
Zunächst fahren wir durch Kongsfjord, unter anderem vorbei am schönen alten Gulbrandsenhuset .
Die letzten Kilometer vor Berlevag an der Küste entlang sind ein Erlebnis für sich. Die wilde und bizarre Landschaft ist geprägt von Felsen und Klippen, schräg verlaufenden, "gefalteten" Gesteinsschichten und wunderbaren Stränden.
Wir passieren Løkvika, hier steht eine restaurierte FischerHütte, welche beim Untergrundkampf eine wichtige Rolle spielte. Sie gehört zu den 103 Kulturdenkmälern, von denen je eines von jeder Kommune Nordnorwegens unter dem Motto „Fotefar mot nord“ ( Fußspuren gen Norden ) zugänglich gemacht wurde.
Dann die Sandfjord-Bucht, welche im Nordwesten von einem hohen Bergrücken mit markanten, fächerförmigen Steinschlaghalden überragt wird, dem des 288 m hohen Sandfjordfjellet.
Aufgrund der besonderen Küstenvegetation ist die Bucht als Landschaftschutzgebiet ausgewiesen, was bedeutet motorisierter Verkehr und Camping sind verboten.
Nachdem wir dann Kjølnes Fyr passiert haben, den nördlichsten Leuchtturm der Welt mit Übernachtungsmöglichkeit , erreichen wir Berlevåg.
Berlevåg ist einer der ältesten und größten Fischerorte in der Finnmark, der Name hat zwei Ursprünge: er stammt von Perlevåg, aufgrund der Perlmuscheln, die man früher im Storelva gefunden hat und auch von dem samischen Wort Bæral-Vákki, ein Begriff für die riesigen Wellen, die die Seestürme an Land spülen.
Wir finden noch ein Plätzchen auf dem recht vollen Campingplatz und richten uns ein.
Danach erst mal den Ort erkunden. Er ist bunt, vielfältig und erfüllt von unglaublichem Möwengeschrei.
1877 errichtete man in Berlevåg erstmals eine kleine Kapelle und 1939 begann man mit dem Bau der ersten Kirche. Sie wurde am 7.April 1940 eingeweiht, 2 Tage vor dem Überfall der Deutschen Truppen auf Norwegen. Beim Abzug der Besatzer wurde mit dem Ort auch die Kirche zerstört und 1960 auf dem Hochplateau Granbakken in der Nähe des Friedhofs über dem Ort wieder aufgebaut. Im sehr aktiven Kulturleben von Berlevåg spielt die Kirche eine nicht unerhebliche Rolle. Sie wird häufig für Konzerte genutzt. Der berühmte „Männerchor von Berlevåg“ hat ihr sogar ein besonderes Lied gewidmet : „Kom til den hvitmalt kirke “.
In einem der vielen Fischgeschäfte kaufe ich frischen Fisch, der köstlich zum Abendessen schmeckt.
Dann begeben wir uns auf die Svartoksmole, denn jeden Abend laufen zwei Hurtigruten-Schiffe gleich nacheinander den Hafen auf Nord- resp. Süd-Kurs an. Erst kommt das eine Schiff, legt an, fährt ein Stück rückwärts, wendet und verlässt die enge Hafeneinfahrt. Draußen wartet das zweite Schiff, wenn sie einander passieren, gibt es ein lautes Begrüßungskonzert der Typhone. Anschließend vollführt es das gleiche Manöver wie sein Schwesternschiff, und dieses Spektakel wollen wir uns ansehen.
Dass wir uns das überhaupt ansehen können, hat eine besondere Geschichte:
Die Fischbänke vor Berlevåg garantierten einen reichen Fang. Ein Problem stellte es aber dar, dass der Hafen ohne natürlichen Schutz zum offenen Meer lag. Zwei mal wurde ein großer Teil der Fangflotte zerstört. 1875 begann man die ersten Molen zu bauen. 1882 zerstörten riesige Wellen in einer heftigen Sturmnacht erneut fast die ganze Nordlandflotte, für die Fischer eine Katastrophe. 1913 begann man größere Molen zu bauen. Es wurde sogar eine kleine Bahnstrecke angelegt, um Material an den Hafen zu bringen. Doch auch diese Schutzdämme fielen 1932 und 1959 der sturmgepeitschten Barentssee zum Opfer. Beim Sturm 1959 wurde die Hälfte der sogenannten Svartoksmole zerstört.
Erst die im Jahre 1964 neu aufgebaute Svartoksmole und die 1973 erbaute Revnesmole erfüllten den Anspruch, allen Stürmen zu widerstehen. Dies ist einem französischen Patent zu verdanken. Man goss Hunderte über 6,3 m hohe, vierarmige Betonkolosse, sogenannte Tetrapoden, die ein Gewicht von 15 t hatten und schützte damit die Außenflanken der langen Betonmole. Für den Schutz der Molenköpfe, die ja besonders dem Angriff der Wellen ausgesetzt sind, verwendete man Tetrapoden von 10 Metern Höhe und einem Gewicht von 25 t. Sie alle wurden so miteinander verbunden, dass Wasser zwar hindurchfließen kann, aber auch registrierte 9,8 m hohe Wellen den Molen bisher nichts anhaben konnten.
Endlich war der Hafen geschützt. Die Tetrapoden sind zum Wahrzeichen von Berlevåg geworden und stehen für Stärke, Standhaftigkeit und Zusammenhalt.
Danach konnten auch die Schiffe der Hurtigrute im Hafen anlegen. Vorher mussten Passagiere und Fracht mit Booten transpotiert werden, wenn der Seegang es zuließ
Heute ist es die nordgehende „Vesteralen“ die draußen wartet, während die südgehende „Polarlys“ in den Hafen einfährt.
Sie wird be- und entladen, dreht sich einmal um sich selber und verläßt den Hafen wieder.
Währenddessen hat sich die Vesterålen wieder in Bewegung gesetzt und das Konzert bei der Begrüßung hat irgendwie Gänsehautfeeling.
Dann fährt auch sie in den Hafen, vollführt das gleiche Manöver und fährt wieder hinaus.
Wir sind gegen halb zwölf zurück am Campingplatz, zufrieden und erfüllt von vielfältigen Eindrücken, es ist eine wirklich fantastische Reise -
- und noch nicht zu Ende - Fortsetzung folgt!
Einen schönen Sonntag allerseits und liebe Grüße! gudrun55