Winterwunderland Norwegen 2018
Teil 14
8. März 2018 – Dombås, Kristin Lavransdatter und Fornebu
Heute könnten wir uns eigentlich Zeit lassen. Aber etwas über 350 km bei möglicherweise doch nicht gerade tollen Straßenverhältnissen lassen uns dann doch wie üblich aufbrechen, nämlich kurz vor 10.00 Uhr. Heute sollte es durch das Gudbrandsdal, an Lillehammer vorbei direkt nach Oslo Fornebu gehen.

Um kurz nach 10.00 Uhr sah die Straße noch recht passabel aus.

Am Abzweig der Straße 437 von der E 6 nach Høvringen sah es allerdings schon etwas anders aus. Das Informationsschild war heftig vollgeschneit.

Die ist der Abzweig auf den FV 437


Und vom Fluss Lågen war nur eine dicke Eisschicht zu sehen.

Um 10.40 sah es schon anders aus, denn es hatte angefangen zu schneien.

Und die Kurven wollten schon vorsichtiger genommen werden.

Kurz vor dem Abzweig zum FV 51 zeigte uns das Hinweisschild an, dass diese wunderschöne Straße gesperrt sei. Und dabei wollten wir doch noch einmal die Ansicht über die Valdresfly genießen.

Jetzt hieß es aufpassen, denn wir wollten den Abzweig nach Nord-Sel nicht verpassen. Auf der Hinfahrt sind wir daran vorbeigefahren, ebenso letztes Jahr. Warum wollten wir dort hin? Wir hatten vor einigen Jahren – als unser Norwegen-Enthusiasmus so richtig begonnen hatte – den dicken Wälzer „Kristin Lavransdatter“ gelesen, für den die norwegische Schriftstellerin den Literaturnobelpreis erhalten hatte. Wir waren davon so angetan von dem Roman, dass wir auf unserer ersten Wohnmobilreise die Figur der Kristin Lavransdatter fotografiert hatten. Und dann sahen wir seinerzeit die – unserer Meinung nach – schöne Statue vor der Nord-Sel Kirche stehen. Wir hatten also „nur“ ein Analog-Foto – und jetzt sollte es ein Digitalfotos werden.

Und um 10.50 Uhr erreichten wir die Kirche. Kein Mensch war zu sehen. Absolute Stille. Und das verstärkte die Stimmung natürlich, auch angesichts des weißen Umfeldes.

Jetzt standen wir wieder vor der Figur, die sehr grazil wirkte. Wenn man sich vorstellt, wie sehr sich Kristin Lavransdatter gegen ihre Umwelt, die Intrigen und Widerständer der Mitmenschen seinerzeit durchgesetzt hatte, unglaublich!
Ich glaube, ich muss das Buch noch einmal lesen – wenn ich mit dem Buch vom Meer durch bin.

Die Statue von 182 geschaffen von Kari Rolfsen.
Wer mehr über den Inhalt des Romans wissen möchte, hier ist ein Link:
https://literaturgefluester.wordpress.c ... nstochter/-
Die Kirche Nord Sel war geöffnet. Offensichtlich ist sie eine Pilgerkirche am St-Olavs-Weg nach Trondheim. Die Langkirche aus Holz wurde 1932 geweiht. Da 1624 in Sel eine Kupfermine gegründet wurde, erforderte dies den Bau einer Kirche für die Arbeiter.
Bereits in 1536 ordnete die Kirchenverwaltung den Bau einer Kirche an. Diese wurde 1612 (?) fertiggestellt, wies aber so schwere Baumängel auf, dass eine neue gebaut werden musste. So gab es verschiedene Kirchenbauten und glücklicherweise hatte man stets die alten Einrichtungen wie Altartafel aus 1681, Taufstein aus Speckstein aus 1923 und die alten Türklinken und Schlösser gerettet.

Die Nord-Sel Kirche


Geschnitzte Holzdeckenleuchter

Die Altartafel von 1681.

Die Kanzel von 1932

Selbst ein alter Feuerlöscher war hier zu finden.

Das alte Türschloss
Wir waren sehr angetan von der schlichten Ausstattung der Kirche.
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Da wir beim Eintritt in die Kirche wohl Schnee mitgebracht hatten, fegte meine Frau diesen wieder raus mit dem vor der Tür stehenden Besen.

Auf dem Friedhof lag der Schnee so hoch, dass die Grabsteine gerade aus dem Schnee guckten.
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Auf dem Kirchhof befindet sich noch ein Friedhof für 31 gefallene britische Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg.
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Um 11.00 Uhr setzten wir – nach einem Blick über den Kirchhof – die Fahrt nach Süden fort.

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Zwar war die E 6 hier geräumt. Trotzdem war es ratsamer, dass meine Frau die Fotos machte und ich mich auf das Fahren konzentrierte.
Hätte jetzt die Sonne geschienen, so wäre dieser ein traumhafter Anblick gewesen. Aber auch so sah es toll aus.

Und wenn der Bauer jetzt Silage oder etwas anderes aus dem Speicher holen wollte, müsste er wohl erst einmal „schippen“.

Jetzt schneite es unaufhörlich – eben Winter-Wunderland!

Hier konnten wir nur schätzen: 30 cm? 40 cm? Auf jeden Fall viel.

Ebenso hier.
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Sehr viel mehr war auf der Weiterfahrt nicht zu sehen, besonders auch deswegen, weil wir wieder die etwa 40 km Baustelle zu bewerkstelligen hatten. Zudem wurde der Verkehr in Richtung immer stärker und wir bemerkten, dass wir in die Großstadt-Zivilisation zurückkehrten, denn es wurde wieder rücksichtsloser gefahren – also auch hier.
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Und jetzt schließt meine Frau diesen Tag mit ihren Endrücken ab:
„Das bestätigt sich auch im Scandic Hotel Fornebu, wo wir gegen 16 Uhr ankommen. Ein riesiger Kasten mit viel Betrieb. Wir hatten es ausgewählt, weil wir dann morgen nur noch 10-15 Minuten bis zum Color Line Terminal benötigen.
In der enormen Lobby tobt das Leben. Leute laufen hektisch hin und her, den Blick starr auf ihr Smartphone gerichtet. Meine Güte, warum rennen die denn so? Das soll wohl die Wichtigkeit unterstreichen oder was auch immer der Grund dafür ist. Darüber hinaus findet eine Konferenz der Vita Apotek statt, deren Mitglieder sich in der Lobby ausbreiten, so dass es schwer fällt, einen Platz zu finden. Dazu Musik aus jeder Richtung. Nervig! Ich will zurück nach Stokmarknes!!!
Für ein so großes Hotel ist die Speisekarte allerdings sehr übersichtlich. Für uns ist kaum etwas dabei, das uns zusagt. Notgedrungen entscheiden wir uns für Pizza. Ziemlich einfallslos, finden wir, aber etwas Besseres gibt es nicht. Als sie dann gebracht wird, ist Ronalds Pizza nur lauwarm. Auf seine Beschwerde hin, bekommt er zur Antwort, der Koch hätte gesagt, für ihn sei das okay. Unverschämtheit! Da mir meine Pizza nicht schmeckt, verlassen wir zügig das Restaurant und verbringen den Rest des Abends in unserem Zimmer.“-
Freitag, 9. März – Oslo – Kiel
Da wir bis zum Check-Out im Hotel und Check-In an der Fähre sehr viel Zeit hatten, ruhten wir uns noch auf dem Zimmer aus. Dort war es auch wesentlich wärmer als im Auto am Terminal.
Wir parkten in Reihe 2, also sollten es nicht allzu viele Autos werden. Das war zwar für die Pkw korrekt, aber nicht für die Lkw. Das merkten wir, als wir zum Schluss auf ein halbes Pkw-Autodeck fuhren und der Laderaum „knackvoll“ mit Lkw war, so dass wir auch in Kiel ziemlich zum Ende vom Schiff fuhren.
Wir hatten wieder die Kabine 8400, also die „Handicap-Cabin“ – daher Vorsicht mit dem Notruf-Knopf! War es auf der Hinreise meiner Frau passiert, war ich jetzt dran und es kam die Rückmeldung von der Rezeption. „Sorry.“ Ich wollte ja nur das Licht einschalten …
Wenn wir gedacht hatten, dass zu dieser Jahreszeit und an einem Freitag nur wenige Passagiere an Bord sein würden – Pustekuchen. Es waren wieder um die 1.500 Passagiere an Bord, die meisten davon Norweger, die wohl einen Wochenend-Vergnügungs-Familienausflug machten: Freitag ab Oslo, Sonnabend in Kiel, Sonntag wieder in Oslo.
Demzufolge war es mehr als schwierig einen Sitzplatz zu bekommen. Panoramalounge, Bibliothek, Café, Bar mittschiffs, Café achtern neben dem Restaurant alles voll.
Mit zunehmender Verweildauer an Bord stieg auch der Stimmungs- und Lautstärkepegel der Passagiere, besonders in der Bar. Zusätzlich fand jetzt noch eine Laser-Show auf der Empore statt mit einer Lautstärke, die wohl mit jeder Disco mithalten konnte – vermuteten wir, denn Disco ist in unserem Alter nicht mehr.
Glücklicherweise lichteten sich die Reihen in der Panoramalounge, denn die Show hatte begonnen und ebenso die abendlichen Essenszeiten. Glücklicherweise hatten wir – als Alternative zu anderen Sitzplätzen – in der Pizzeria schon Pasta gegessen, so dass wir jetzt den Sonnenuntergang von der Panoramalounge aus genießen konnten. Bereits um 20.00 Uhr waren wir in der Koje.
Sonnabend, 10. März 2018
Nach einer ausgesprochen ruhigen Überfahrt erreichten wir Kiel pünktlich um 10.00 Uhr bei typisch norddeutschem Wetter: So um die 3° C und Nieselregen.
Um 12.00 Uhr waren wir bei unserem Bäcker, kauften die üblichen „Ankunftsbrötchen“ und nach einem Kaffee und Brötchenessen wurde ausgepackt – was bei uns ja langsam zur Routine wird.
Meine Frau zieht das Fazit:
„Das war eine super Tour! Die Ausgewogenheit zwischen Autofahren und Schiffsreise hat uns ausgesprochen gut gefallen. So entspannt sind wir selten unterwegs gewesen, trotz der manches Mal schwierigen Straßenverhältnisse. Und dann die traumhaften Winterwunderland-Landschaften. Besonders Lofoten und Vesterålen haben uns begeistert mit ihren Schnee- und Eislandschaften und den Pastellfarben. Das war ein Traum, der nicht schöner sein konnte! Waren auf den Lofoten noch relativ viele Winterurlauber unterwegs, so waren wir auf den Vesterålen allein, was wir genossen haben. Und natürlich, nicht zu vergessen, das Nordlicht. Nach langem Warten durften wir es in Stokmarknes genießen. Ziel erreicht, Reise gelungen. Wiederholung??? Wohl eher nicht, denn was wir erlebt und gesehen haben, ist nicht zu toppen. – Aber: Sag‘ niemals nie!“Der Engländer würde sich jetzt so ausdrücken: „I wouldn‘t necessarily disagree“ – also: Volle Zustimmung!!!
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PS. Nach einigen Tagen legte mir meine Frau auf meinen Schreibtisch folgendes Dokument hin:

Na, wenn das so ist, dann können wir ja im Spätherbst wieder losfahren.
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Das war’s.
Gruß
Ronald