15. Tag – 17. August 2018 Heute muss ich den Schlüssel zur Ferienwohnung leider wieder abgeben. Trotzdem frühstücke und packe ich in aller Ruhe. Und natürlich mache ich die Wohnung wieder so sauber, wie ich sie vor einer Woche vorgefunden hatte. Das ist der „deal“ bei AirBnB. Schließlich wohnt man für „kleines Geld“ und nicht in einem Hotel.
Gegen 11:30 Uhr verabschiede ich mich von meinem Vermieter und mache mich auf den Weg in Richtung Svolvær. Etwa eine halbe Stunde später bin ich an der 840 Meter langen Gimsøystraumen bru. Sie verbindet die Inseln Austvågøya und Gimsøya in der Kommune Vågan und wurde im Jahr 1980 eröffnet. Ihre Durchfahrtshöhe beträgt maximal 30 Meter. Ich glaube, mehr muss man nicht wissen. Allenfalls die Geschwindigkeit des Windes, der ein Fahrzeug eventuell heftig von der Seite treffen. An diesem Freitag waren es zunächst 10 Meter pro Sekunde; das sind 36 km/h.
Ich suche an dem Bushäuschen auf der Westseite nach einem Geocach (den ich aber nicht finde) und mache mich anschließend auf den Weg nach Barstrand und noch einmal nach Gimsøysand. Dort will ich mir die Kirche am Ufer des Gimsøystraumen ansehen. Heidrun hatte sie vor zwei Jahren, und Gudrun vor sechseinhalb Jahren schon mal in einem Bilderrätsel (Rätsel 1477 bzw. 253) vorgestellt.
Die Gimsøy kirke ist sehr schön und die Grabsteine auf dem vorgelagerten Friedhof zeugen von einer jahrzehntelanger Nutzung bis ins 19. Jahrhundert zurück.
Vor der Kirche gibt es einen kleinen Park-/Rastplatz, der sicherlich auch als Übernachtungsplatz genutzt werden könnte, wenn’s einem dort nicht zu einsam ist. Denn bei dem vorherrschenden „Schietwetter“ ist dort natürlich weit und breit niemand zu sehen. Das kann bei Sonnenschein natürlich schlagartig anders sein, denn der neben der Kirche befindliche Sandstrand ist sehr schön.
Ich fahre zurück und über die Gimsøystraumen bru; der Wind drückt jetzt mit 14m/s (= 50 km/h). Weil ich noch reichlich Zeit für die Überfahrt von den Lofoten auf das Festland habe, mache ich einen Abstecher über den Fv 864 nach Sydalen und Brenna. Sydalen besteht aus einem Bauernhof und einer Handvoll Häuser. Eine sehr ruhige Gegend und touristisch nicht besonders empfehlenswert. Das gilt für mich auch für den Rystad Lofoten Camping. Klein, einfache Wiesenfläche ohne irgendeinen Windschutz und alles sehr überschaubar. Im Sanitärgebäude weisen Schilder darauf hin, wie man sich bitte zu verhalten habe. Na ja, die Betreiber werden ihre Gründe für solche Reglementierungen haben.
Ich mache noch ein Bild über den Straumen von der Gimsøy kirke und von der Gimsøystraumen bru und habe dann auf diese Einsamkeit keine Lust mehr.
Was macht man bei totalem Regenwetter, wenn man auch noch ein wenig Wartezeit zu überbrücken hat? Klar – man verlagert sich auf Indoor-Aktivitäten. Das gefällt mir gut und so mache ich mich auf den Weg ins Lofotakvariet in Kabelvåg.
Ein interessantes kleines Aquarium, das sich trotzdem für einen Besuch lohnt. Besonders für Familien mit Kindern.
Schön ist auch die „Raubtierfütterung“, also die Fütterung von Robben und Fischottern. Sollte man sich nicht entgehen lassen, denn der Tierpfleger macht es sehr launisch und es hat den Anschein, dass die Tiere auf die spielerischen Einlagen direkt warten.
Zum Nachmittag hat der Regen nachgelassen und der Himmel klart ein wenig auf. So nutze ich die Gelegenheit noch zur Mole von Kabelvåg zu gehen. Eine schöne Kulisse rüber zum Hafen und zum Leuchtturm auf der Spitze der Mole.
Auch der Ort um das Hafenbecken herum ist sehr schön und wirkt einladend. Allerdings ist es für einen Kaffee zu spät und für das Abendessen noch zu früh.
Auf dem Weg nach Svolvær mache ich noch den obligatorischen Fototermin an der Lofotenkathedrale.
In Svolvær fahre ich aber weiter auf die kleine vorgelagerte Insel Svinøya. Diese Insel war zu Beginn des 20. Jahrhundert noch das Zentrum von Svolvær mit eigener Bäckerei, Fassfabrik, Trankocherei, Fischverarbeitung und –versand und natürlich auch Fischerhütten.
Ich gehe in Richtung Mole und zur Fiskerkona; ist doch ganz schön weit zu laufen bis zu Spitze. Zumal der Wind heftig ins Gesicht weht und das Wetter weiterhin unbeständig bleibt.
Interessant sind natürlich die Gestelle, auf denen im Winter der Fisch zum Trocknen aufgehängt wird, bis er schließlich als Stockfisch weiter verarbeitet und in alle Welt verkauft wird.
Schließlich geht es zur letzten Station meiner heutigen Tagesetappe: dem Hurtigrutenkai in Svolvær. Ich stelle mein Auto vor den Kai in die Warteposition und warte auf die „MS Trollfjord“, die mich heute von der Insel auf das Festland bringen soll.
Die Hurtigrute ist pünktlich, aber bevor ich an der Rezeption einchecken kann, muss ich gefühlt an die 1.000 Touristen von Bord lassen, auf die bereits vor der Tür des Terminals fünf Busse für Überlandtouren warten. Schließlich ist die Gangway frei und ich kann mich und mein Auto anmelden. Alles okay – willkommen an Bord der „MS Trollfjord“.
Ich begebe mich zum Auto und erfahre, dass vor mir noch ein anderes Fahrzeug eingeschifft werden muss, dass bis Bergen mitfährt. Da dies noch nicht da sei, müsse ich warten, heißt es schließlich. Darauf habe ich keine Lust. Ich gebe also dem Crewmitglied den Autoschlüssel, weise auf meinen Golf und bitte, zur gegebenen Zeit das Auto ins Autodeck zu fahren. Alles kein Problem. Mit dem Hinweis, dass ich beim Verlassen des Schiffes doch gerne wieder mein Auto zurück hätte und die junge Dame dafür sorgen möge, dass das dann auch klappt, gehe ich wieder an Bord, suche meine Kabine auf und genieße anschließend im Restaurant ein exzellentes Büfett.
Und während ich gemütlich beim Abendessen sitze, sehe ich aus dem Fenster wie mein Golf langsam im Bauch der „MS Trollfjord“ verschwindet. Also muss ich mir keine Sorgen machen, am Zielhafen ohne Auto zu sein.
Kurz vor 21:00 Uhr kündigt die Lautsprecherdurchsage an, dass die „MS Finnmarken“ von Stamsund kommend und auf den Weg nach Svolvær vorbei fährt. Wie von der Tarantel gestochen stürmen die Passagiere von der Steuerbordseite auf die Backbordseite um zu schauen und um vor allem Bilder zu machen. Plötzlich wimmelt es nur so von kleinen handtellergroßen Digitalkameras. Und an den großen Fenstern des Panoramasalons wird geschubst und gedrängelt. Was für ein „Hype“; als ob es das erste Schiff der Welt ist, das man je zu Gesicht bekommen hat.
Wenige Minuten ist alles wieder still; fast unheimlich. Jeder wirkt irgendwie Gedankenverloren, liest im Smartphone oder Tablett oder schaut sich die grandiose Kulisse der Bergwelt an. Den Abend verbringe ich in der Panorama-Lounge bei einem Glas Roten und mit dem schönen Blick auf die Lofoten. Ein toller Abschluss des Tages.
Schönen Freitag, schönes Wochenende
Martin