16. Tag - 18. August 2018 Mein Tag beginnt mit einem guten und ausgiebigen Frühstück. Es ist schön, wenn man sich einfach an den gedeckten Tisch setzen kann. Ich wundere mich über einige Passagiere, die anscheinend Sorge haben, am Büfett nichts mehr abzubekommen. Dabei alles ausreichend und in einer perfekten Güte vorhanden. Trotzdem wird auch hier wieder gedrängelt. Den Gipfel dieser Drängelei erlebe ich aber eine gute Stunde später, als die „Trollfjord“ den Polarkreis überquert.
Dieses Ereignis wird natürlich über die Lautsprecherdurchsage angekündigt. Verbunden mit dem Hinweis einer Polarkreistaufe auf dem Sonnendeck. Ich bin gespannt und halte mich ein wenig von den anderen Reisenden zurück, denn irgendwie fühle ich mich nicht als „Hurtigruten-Tourist“.
Ein Animateur in gelber Öllatzhose und Südwester kündigt das große Ereignis der Polarkreisüberquerung an und ich habe den Eindruck, viele Passagiere warten jetzt sehnsüchtig, dass es einen „Ruck“ oder „Knall“ oder was Ähnliches gibt. Aber nichts von dem passiert. Das Schiff fährt nur an einer kleinen Insel vorbei auf dem eine stählerne Erdkugel auf einem Sockel montiert ist; als sichtbares Zeichen des Polarkreises.
Und dann kommt der Auftritt des Kapitäns, der alle willige Passieren zum Zeichen der „Polarkreistaufe“ mit einem Löffel Lebertran beglückt. Meine Güte, welch eine Drängelei!! Da wird geschubst, da wird getreten und Mitreisenden mit dem Rollator in die Hacken gefahren. Es ist doch bloß ein Löffel Lebertran, von dem auf einem kleinen Tischchen etliche Flaschen vorhanden sind. Genug für alle. Da ich in meiner frühesten Kindheit in katholischen Kinderheimen genug mit diesem Zeug gequält wurde, verzichte ich auf Lebertran und Löffel mit dem Hurtigruten-Emblem.
Nach diesem „Event des Tages“ kehrt wieder Ruhe ein; die Passiere ziehen sich im Panorama-Salon, im Café und dick in Jacken eingehüllt auf dem Sonnendeck zurück und scheinen sich total zu langweilen. Das Smartphone in der Hand scheint dabei die erhoffte Abwechslung zu bieten. Denn ganz, ganz viele Touristen haben diese kleinen Dinger in der Hand und stöbern darin rum. Na ja, vermutlich betrachten und sortieren sie die Bilder der stählernen Erdkugel. Auf alle Fälle scheint niemand von der Kulisse der norwegischen Bergwelt, an der die „Trollfjord“ vorbei zieht, Notiz zu nehmen. Ich finde diese An- und Ausblicke aber phantastisch.
Mit 15 Minuten Verspätung legt die „Trollfjord“ in Nesna, meinem Zielhafen an. Ich checke aus und freue mich, dass mein Auto bereits an der Pier auf mich wartet.
Ich fahre schlichtweg um die Ecke, denn für die Weiterfahrt nehme ich die Fähre Nesna – Levang, die von dort um 11:45 Uhr ablegt.
Meine weitere Reise führt mich nach wenigen Kilometern auf den Fv 78 und durch den erst seit November 2014 bestehenden Toventunnel nach Mosjøen und schließlich nach Grong, meinem heutigen Etappenziel.
Das Wetter wird wieder schlechter und die Fahrerei im Regen nervt ein wenig. So nutze ich den Nachmittag eigentlich nur zum Kilometerfressen. Mein geplanter Besuch im „Namsen Laksakvarium“ und am Fiskefossen in Harran muss leider ausfallen – es ist geschlossen und alles abgesperrt. Schade.
Den Abend verbringe ich in einer neuen, zweckmäßig aber lieblos eingerichteten Campinghütte in Grong.
Schönen Abend
Marzin