gudrun55 hat geschrieben:Ich bin gespannt, wie es jetzt mit der Hurtigrute weitergeht.
Dann will ich euch mal nicht länger auf die Folter spannen!!!
18. Tag – 21. Juni 2019
Ich werde um 07:30 Uhr wach und wundere mich, weder Schiffsbewegungen zu verspüren noch Maschinengeräusche zu hören. Ich schaue aus dem Bullauge und kann ein Hafengebiet erkennen. Komisch, denke ich, Ørnes müsste eigentlich schon vorüber sein, schließlich war Ablegen fahrplanmäßig dort für 07:15 Uhr vorgesehen. Na ja, Verspätungen kann es immer mal geben.
Ich mache mich frisch und begebe mich auf Deck 4 zum Frühstück. Doch zuvor erhalte ich bei der Rezeption die Nachricht, dass das Schiff mit einem Schaden im Hafen von Bodø festliegt und auf die Reparatur wartet. Für 09:30 Uhr werden weitere Informationen angekündigt. Zeit genug für ein gutes Frühstück.
Kurz vor 10:00 Uhr erfolgt die Durchsage, man warte auf einen Vertreter von der Reederei, um weitere Maßnahmen abzustimmen. Bis dahin bitte man alle Reisenden um Geduld. Etwa eine Stunde später werden alle Passagiere zu einer Information durch den Kapitän in die Konferenzräume auf Deck 4 gebeten.
Ab hier zitiere ich mal meine Information im Hurtigforum vom 21. Juni 2019:
„Ich bin zurzeit auf der Nordnorge - das Schiff wird quasi evakuiert. Die Reparatur eines der Bugstrahlmotoren wird mit Sicherheit 12 bis 15 Stunden dauern, so dass der Zielhafen Bergen bis Sonntag nicht mehr erreichbar sein wird. Daher wird für alle Passagiere eine Alternative gesucht, wie sie möglichst heute noch, sonst aber morgen nach Hause kommen können.
Für die Kurzreisenden mit PKW ist die Fahrt unmittelbar zu Ende. Sie werden gebeten, das Schiff zu verlassen.
Man kann sich vorstellen, was hier an Bord augenblicklich für eine Aufregung und ein Chaos herrscht. Menschenschlangen vor der Rezeption und überall ratlose Gesichter.
Ich werde gleich erst mal lecker Mittagessen und danach sehen, was die Crew für mich und mein Auto tun kann. Dann geht's halt auf dem Kystriksveien in den Süden.
Gruß von Bord der M.S. Nordnorge“
Nach dem leckeren Mittagsbüfett erkundige ich mich auch an der Rezeption, was zu tun sei. Mir wird geraten, das Schiff zu verlassen, da man augenblicklich nicht wisse, ob und bis wann die Reparatur durchgeführt werde. Die Monteure aus Schweden müssten erst einmal eingeflogen werden und mit ihren Arbeiten beginnen. Erst dann habe man Klarheit. Immerhin entschuldigt sich die freundliche Dame an der Rezeption für die Unannehmlichkeiten, bittet aber um Verständnis, dass es für mich nicht mehr weiter geht. Also bin ich dann tatsächlich von Bord, habe mein Auto abgeholt und mich für den Nachmittag/Abend und die Nacht bei meinen Freunden in Rognan einquartiert. Echt schön das man Freunde hat.
(Foto)
Hurtigruten hat mir natürlich den nicht in Anspruch genommenen Fahrpreis vollständig erstattet. Also die Kurzstrecke von Bodø nach Kristiansund incl. Übernachtung in der Kabine sowie aller Mahlzeiten. Das fand ich dann völlig in Ordnung. Die Alternative, die Hurtigruten mir ebenfalls angeboten hat, nämlich mir den entstandenen Schaden (Wegstreckenentschädigung und Hotelübernachtung incl. Mahlzeiten) zu ersetzen, habe ich nicht in Betracht gezogen, weil ich keine Quittungen dafür vorweisen konnte. Aber die Rückerstattung des Fahrpreises war in Ordnung.
Tja, soviel zu meinen Erfahrungen mit der Hurtigrute. Ist jetzt alles etwas „knapper“ ausgefallen, als ich es mir gewünscht hätte. Auf alle Fälle hatte ich so die Gelegenheit, eine besondere und nicht alltägliche Situation an Bord hautnah erleben zu dürfen.
19. Tag – 22. Juni 2019
Auch der heutige Tag ist schnell erzählt. Meine Planung, die natürlich auch darin bestand, durch die Hurtigrute bis Kristiansund auch eigene Kilometerleistungen sparen zu können, ist völlig über den Haufen. Denn eigentlich wollte ich heute Nachmittag bereits über den Atlantikhavsveien gefahren sein, um schließlich in der Nähe von Bud Station zu beziehen. Daraus wird natürlich nichts! Ich muss die Kilometer jetzt selber bestreiten.
Ich fahre die E6 bis Trondheim und weiter die E39 bis Orkanger. Die E6 ist stellenweise grottenschlecht. Baustelle an Baustelle reihen sich wie Perlen an einer Schnur. Hinzu kommt unentwegter Regen, der das Fahren zusätzlich erschwert. Dabei hatte ich es mir so gut vorgestellt. Aber Jammern und Wehklagen hilft jetzt nicht weiter – ich muss an die Kilometer.
Abends stelle ich fest, es sind von Rognan schließlich knapp 700 Kilometer geworden, für die ich dann gute 9 Stunden gebraucht habe.
Ich lande auf dem Høgkjølen Fjellcamp, ca. 20 Kilometer südlich von Orkanger an der E39. Dort werde ich von dem Campingwirt sehr freundlich empfangen; er spricht Deutsch und Englisch. Für meine Übernachtung zeigt er mir die verschiedenen Möglichkeiten und lädt mich schließlich in das Tipi zur Mittsommerfeier des Platzes ein. Und ganz nebenbei macht er mir einen sensationell günstigen Preis, weil ich ja „nur im Auto schlafe“.
Die Einladung zur Feier nehme ich später aber nicht wahr. Es sind dort nämlich ausschließlich norwegische Dauercamper mit ihren mitgebrachten Verpflegungen und Getränken. Da komme ich mir dann mit meinem Dosenbier doch etwas verloren vor. Ich genieße es später allein in meinem Camper.