Reisebericht Norge 2008
25.07./26.07.
Meine Große hat mit ihrem Freund den Lakritzschnaps, der mit nach Norwegen sollte, halb leer gemacht...
Meinem Knirps ist eine Füllung rausgefallen,
also gleich noch Zahnarzt...
Einkaufen für die Fahrt...
Fresskiste packen...
Auto packen...
Überall durchwischen...
20.30 Uhr Abfahrt. Wir wollen die günstige Nachtfähre kriegen und sind tatsächlich um 5 vor 12 in Puttgarden. Bis zur Fähre hat mannen min uns gefahren, ich fahre durch Dänemark, mannen min in Schweden bis zum ersten Frühstück, ich weiter bis kurz hinter Oslo. Für Espa-Boller haben wir kein Bargeld, der nächste Bankautomat ist erst in Hamar. Dann also Bøller auf der Rückfahrt...
Irgendwie haben wir vergessen, das Samstag ist, wir fahren und fahren und in Lom haben alle KIWIs, COOPs und REMAs zu. Dafür ist es immer noch an die 30grad warm, es ist Sommer und Urlaub und Norwegen.
Decken uns an einer Tankstelle Richtung Strynefjell mit dem Nötigsten ein und fahren Richtung Fjordland. Mein Göttergatte lässt sich nicht zur Fahrt über den gammle Strynefjellveien überreden, da er grad fährt, ist er Chef...was soll’s.
Dafür bin ich Chef ab Stryn und fahre nicht durchs Horningdal, sondern über den Panoramavei nach Lote. Horningdal hat mich als Kind schon immer genervt, Stryn liegt ja schon am Ende von „unserem“ Fjord, aber erst mussten wir über den Berg ins Horningdal, dann am Berg entlang bis Nordfjordeid und wussten genau: “Jetzt fahren wir an unserer Hütte vorbei“ mussten aber erst noch durch den Berg und dann auf der anderen Seite ein Stück zurück nach Lote, nee! Jetzt können wir an „unserem“ Fjord entlang bis zur Hütte fahren, allerdings ist die Straße nicht so toll. Mir egal, nur mein Gatte denkt eher an das Auto. Es fährt ja immer noch...
Um 21.30 oder so sind wir da. Nach 25 Stunden endlich zuhause! Um auf dem Hof Hallo zu sagen ist es mir zu spät und zu kaputt bin ich auch. Das einzige, was wir noch tun, ist, das Auto ausräumen, Flaggenstange aufstellen, den „Uglebo“-Vimpel hissen und Betten beziehen, um die Hütte laufen und nachsehen, ob alles in Ordnung ist, Wasser anstellen und ankommen.
Die Kühlbox ist kaputt. So’n Schiet, zum Glück läuft etwas Wasser im Bach und wir können den Naturkühlschrank nutzen!
Ansonsten alles beim Alten, alles vertraut und heimelig.
27.07.
Ich werde wie immer als erste wach, koch mir einen Kaffee und mache wie immer das „früh am ersten Morgen“ - Foto.
Später kommen erst Lars, Bauer vom Hof, 86 Jahre alt, schwer schwerhörig (auf meine Frage, wo ich am günstigsten eine neue kjølebox bekomme, erzählt er mir, auf welchen Lotsberghöfen neue Kinder geboren wurden...) und dann Irene, Lars Schwägerin, die grade bei der Himbeerernte hilft, zum Willkommen sagen. Wir können erst einmal Irenes Kühlschrank nutzen und gleich die Reste von ihr aufbrauchen, weil sie heute abend zurück nach Volda fährt. Ein bisschen später steht Lillian vor der Tür, Irenes Tochter, und lädt uns zu einem abendlichen Støylenbesuch ein. Auf Lotsbergstøylen haben wir immer unsere Ferien verbracht als wir unsere Hytte noch nicht hatten, dann war die alte Alm lange Zeit ungenutzt, weil eine neue Sammelalm eingerichtet wurde und die alte verlotterte so langsam. Jetzt hat Lillian sie wieder renoviert und es ist jetzt „ihre“. Mit Lillian haben meine Schwester und ich als Kinder immer die Ferien verbracht und ich freu mich sehr, sie wiederzusehen!
Es wird heiß. Und heißer. Knirps-Zitat: „In Italien war es schon zu heiß und ich hab mich soooo auf Norwegen gefreut, weil es da sonst nie so heiß ist!“ Also gehen wir runter zum Bootshaus, ohne meinen Gatten. Der sitzt vor der Hytte mit Musik auf dem Ohr und betreibt ausgiebiges hardcore-chillen (O-Ton Töchterlein). Steil runter...in den Fjord fallen, leider alles voll mit glipschigen Algen, und steil wieder hoch! Runter 10 Minuten, hoch 30 Minuten, mindestens, es ist verdammt steil. Und heiß!
Abends besuchen wir Lillian und Familie auf Støylen, , bekommen eine „alles neu-Führung“, sitzen in der Abendsonne, futtern Schokolade, trinken roten Wein, unterhalten uns „grammatikk grufull“ dreisprachig, Thorge geht mit Lillians Sohn Blaubeeren pflücken und norwegisch lernen („stor blåbær heißt große Blaubeere!“) und es ist ein verdammt schöner Abend.
28.07.
Großeinkauf in Nordfjordeid, wir plündern REMA. Alles, was wir vermisst haben, worauf wir uns gefreut haben, Gudbrandsdal-ost, Vestlandlefse, Blåbær-und Bringebærsyltetøy, Kaviar, Non-Stops, Sild..............und tatsächlich reicht mein Norwegisch um einen kleinen Kühlschrank zu kaufen. Bin ich mutig...
Abends fallen wir noch einmal in den Fjord, aber am Årskogvika-„Badestrand“ ohne Algen. Ohne meinen Gatten. Der sitzt vor der Hytte mit Musik auf dem Ohr und betreibt ausgiebiges hardcore-chillen.
29.07.
Gibt es eigentlich noch Wolken? Seit Tagen keine gesehen. Wir gehen ein bißchen wandern, ohne meinen Gatten. Der sitzt immer noch vor der Hytte mit Musik auf dem Ohr und betreibt ausgiebiges hardcore-chillen. Laufen von Hanshjellen zum Takloveten und es ist zu heiß. Aber schön (wenn man die Ohren vor pubertärem Gejammer verschließt...).
30.07.
Beobachten morgens Tümmler im Fjord, fallen mittags in denselbigen, zur Abwechslung mal in Nordfjordeid, kaufen ein Geburtstags-Barometer für meinen Gatten, weil das Hyttebarometer zu seinem Bedauern hin ist, backen Geburtstagsmuffins und gammeln ausgiebig herum. Abends gibt es um uns herum ein Gewitter, überall ziehen Regenwolken, nur bei uns nicht. Also gibt es eine Wasserschlacht vorm zubettgehen, ohne meinen Gatten. Der sitzt vor...nein, in der Hytte und betreibt weiterhin ausgiebiges hardcore-chillen.
31.07.
Mannen min hat Geburtstag und seltsame Pickel auf der Nase. Vom hardcore-chillen in der Sonne. Also, Schluß damit, er wünscht sich einen richtigen Sonnenuntergang. Wir packen wir eine fette Fresskiste und fahren Richtung Vågsøy. Der Blick von der Brücke in Måløy ist phantasisch, der Hafen liegt voller Windjammern, große, kleine und es werden immer mehr. Tall Ship Race! Umdrehen, parken, zu Fuß über die Brücke und den halben Tag in Måløy verbummeln. Geburtstagsüberraschung, Lennart freut sich wie ein Kind, unser Sohn auch.
Später fahren wir nach Kråkenes, futtern die Fresskiste leer, uns den Bauch voll und sehen die Sonne ins Meer fallen.
01.08./02.08.
Thorge kommt verschlafen aus der Hytte und setzt sich mit den Worten „oh, geil, die Wolken!“ neben mich auf die Bank. Kurze Zeit später müssen wir den halb gedeckten Frühstückstisch nach drinnen verlagern. Es regnet. Die zwei Tage verbringen wir häuslich, helfen Lars beim Beerenpflücken, kochen Solbærgelee, holen die Spiele vom Boden und gammeln so vor uns hin.
03.08.
Es ist nicht mehr so heiß, also Schluß mit gammeln! Das hält ja kein Mensch aus! Außer mein Gatte. Der sitzt vor...... nein, wir gehen wandern. Und er kommt freiwillig mit!
Da unser Urlaubsbudget dieses Jahr knapp ist, beschließen wir, immer heimatlich zu bleiben und die Stellen zu erwandern, die direkt vor der Haustür liegen. Wir fahren ins Traudalen und wandern einmal um den See. Und wie es so oft ist in Norwegen, dicke Regenwolken hängen zwischen den Bergen, aber in dem Tal scheint die Sonne. Es ist eine schöne kinderfreundliche „über Stock und Stein und barfuß durch die Bäche“ - Wanderung um einen glasklaren See. Man kann auch weiter zu den kleineren Seen oberhalb des Traudalvatnet wanden, das machen wir, wenn der Knirps ein bißchen älter ist.
04.08.
Wanderung von Grøndalseter am Grøndalselva entlang zur Hattenmakartjørna, so war es jedenfalls geplant. Auf unserer alten Wanderkarte ist da auch noch ein Weg. Allerdings ist die Karte wirklich schon alt und der Weg nicht zu finden. Aber da wir ja nur am Bach lang (und durch Moormatsch und durchs Unterholz...) müssen, kommen wir doch ans Ziel, mit mehr oder weniger nassen Füßen. Ich liebe meine Wanderschuhe, meine Füße sind trocken!
06.08.
Wir fahren ins Ulvedal und wollen zur Ulvedalseter laufen. So war es jedenfalls geplant. Auf unserer alten Wanderkarte ist da auch noch ein Weg...Diesmal finden wir viele Wege, alle führen ins Nichts. Wir finden nur ein paar überreife Moltebeeren. Querfeldein geht diesmal nicht, weil es steil, nass und zugewachsen ist. Und es fängt an zu regnen, aber richtig. Ab nach Hause. Leicht gefrustet.
Nächsten Urlaub spendiere ich eine neue Karte...
07.08.
Wanderung zum Fossevatnet oberhalb von Nordfjordeid. Ohne Karte. Da geht nämlich ein Traktorvei hoch! Den Weg geht Lennart, wir laufen den alten Fußweg zur Alm. Oben erwartet uns ein kalter Wind, ein toller Ausblick und ein wunderschöner See.
Zurück geh ich mit den beiden Kerls den Traktorvei runter, ich blöde Kuh, steil runter auf Schotter...bin ich dämlich! Svenja hopst derweil munter den alten Weg wieder runter...
08.08.
Svenjas Wunschtour: Wanderung Indre - Ytre Fure.
Es ist phantastisch, ein Superweg, weil abenteuerlich für achtjährige Superhelden, schönes Wetter, schöne Steine („Lennart, nur einen für deine Mutter, einen für deinen Vater und einen Trittstein für meinen Garten...und den, der bleibt aber in Uglebo...und drei pro Kind...und..., na gut“)
09.08.
Es wird herbstlich kühl morgens und abends, tagsüber grade mal 15 Grad. Svenja rupft mir mein erstes dickes graues Haar aus. Ich hab bestimmt noch mehr, aber die findet man in dem blonden Haar so schlecht. Wir bleiben häuslich und machen Dinge, die noch gemacht werden müssen, bevor wir unser Uglebo bis nächstes Jahr alleine lassen.
10.08.
Thorge und ich laufen die „Hauswanderung“, die Ytre-Indre-Øvre-Ytre Åsane-Runde. Eigentlich ist heute die jährliche Lotsberg-Fjelltur, aber das Wetter ist uns zu unbeständig um mitzuwandern. Wir sind 2006 mitgelaufen und wir kennen den Weg...
11.08.
Rausschmisswetter. Es schüttet den ganzen Tag, das Barometer sackt stündlich. Acht und Sechszehn Jahre prallen auf 30qm aufeinander. Wir beschließen, einen Tag früher zu fahren. Lars kommt und lädt uns zum Abschiedswaffelessen ein. In seinem Regenmantel sieht er aus wie ein Troll.
Eine lichtscheue Gestalt schwebt überm Fjord...
Und dann geht es ganz schnell:
12.08.
Packen, putzen, Waffeln essen...
Und das obligatorische Foto: Lars findet seine Kamera nicht, ich hole meine, Speicherkarte voll, Svenja holt ihre neue, bekommt fast einen Infarkt, weil Lars so damit zittert, Lars macht Fotos, wir nach Hause, 10 Minuten später kommt Lars mit der wiedergefundenen Kamera zum noch mal Foto machen vorbei, Speicherkarte voll, 10 min. rumfummeln, bis er ein altes Bild gelöscht hat um ein neues zu machen und dann, endlich! ist das obligatorische Abschiedsfoto im Kasten!
13.08./14.08
Abfahrt 8.00 Uhr bei Scheißwetter, Espa-Boller bei etwas besserem mit viel Wind, Schweden mit Gewitter, Fähren mit Sturmwindbrausen und Ankunft 7.00Uhr bei Sonnenschein.
Das war’s.
Unser Norgeurlaub 2008, von dem bis zwei Wochen vorher nur als „vielleicht“ - Urlaub die Rede war.
War eine schöne Zeit.
Anette und die drei „Hardcore-chiller“
Mehr Fotos sind hier:
http://picasaweb.google.de/piggsvin63/Norge2008