Der Rallarvegen zwischen Haugastøl und Flåm ist bei weitem der beliebteste Fahrradweg in den norwegischen Bergen. Jährlich etwa 20 000 Radfahrer fahren durch die herrliche Berglandschaft des Skarvheimen - den Übergang zwischen dem östlichen und westlichen Norwegen. Haugastøl - Finsehytta - Hallingskeid - Myrdal / Flåm. Die Tour folgt der Bauarbeiterstraße, die angelegt wurde, als die Bergenbahn um die Jahrhundertwende gebaut wurde. Es gibt viel schöne Landschaft und das kulturelle Erbe einer der größten Nationalparks. Das Terrain wechselt von sanften Bergen im Osten und steilen Tälern im Westen. Im Norden liegt das Hochplateau des Nationalparks „Hallingskarvet“ mit seinen 1.900 Metern Gebirgshöhe; im Süden befindet sich der Hardangerjøkulen Gletscher.
Mit dieser „Beschreibung“ aus dem weltweiten Netz startete ich meine ganz persönliche Fahrradtour auf dem Rallarvegen. Wie die meisten Fahrradtouristen startete ich von Haugastøl; allerdings nicht gleich mit dem Fahrrad, sondern zunächst mit dem Ticket der Norwegischen Staatsbahn bis Finse, dem höchstgelegenen Bahnhof Norwegens (1.222 m).
Die Teilabschnitte des Radweges sind unterschiedlich lang:
Haugastøl – Finse = 27 km;
Finse – Hallingskeid = 21 km;
Hallingskeid – Myrdal = 17 km;
Myrdal – Flåm = 20 km. Die Gesamtstrecke also rund 85 km lang.
Das war und ist für mich zu viel und nicht an einem Tag zu schaffen. Und da ich einen Teil des Rallarvegens im vergangenen Jahr gewandert bin (Vatnahalsen – Blomheller) hatte ich mich für eine „Rentnervariante“ entschieden:
Anmietung des Fahrrades in Haugastøl; Fahrt mit der Eisenbahn bis Finse und anschließend die Fahrradtour von Finse nach Myrdal. Dort Rückgabe des Fahrrades und Rückfahrt mit der Bahn wieder zum Ausgangsort.
Bereits die Fahrt mit der Bahn von Haugastøl bis Finse vermittelte mir einen ersten Eindruck dieser grandiosen Landschaft des Hardangers. Dreimal am Tag fährt die Bergenbahn von Oslo bis Bergen über die Hardangervidda. Zustieg in Haugastøl ist um 11.01 Uhr möglich – die anderen Zeiten (03.43 Uhr und 16.14 Uhr) passen eher nicht für eine anschließende Radwanderung. Und die NSB ist auf die Fahrradtouristen sehr gut gerüstet. Am Ende des Zuges hängen zwei Waggons für die Räder und zwei Bahnbedienstete kümmern sich für eine fachgerechte Be- und Entladung am jeweiligen Zu- und Ausstiegsbahnhof. So konnte ich mein in Haugastøl gemietetes Mountainbike in fachmännische Hände geben und in Finse stand es bereits auf dem Bahnsteig.
Nach 20 Minuten hatte ich Finse erreicht. Dort besteht die Möglichkeit für einen Imbiss oder eine Pause sowie die Fahrradausleihe, sofern man das nicht – wie ich – bereits in Haugastøl erledigt hat. Die Miete eines Mountainbikes ist in Norwegen alles andere als preiswert; aber was ist hier schon billig? Außerdem sind in der Ausleihe auch die Kosten für den Rücktransport des Fahrrades von Myrdal (oder ggf. auch Flåm) enthalten.
Einen kleinen Eindruck über meine Fahrt können eventuell die Bilder vermitteln. Ich will mich mit detaillierten Beschreibungen der Route hier zurück halten. Dafür gibt es auch andere Internetangebote, die besser sind, als ich sie jemals beschreiben könnte. Allen voran die Seite
http://www.bikeandboots.de/Radtour-Norw ... gen-1.htmlIch will abschließend nur erwähnen, dass die Tour für mich als Flachlandeuropäer schon eine kleine Herausforderung darstellte. Als Norddeutscher bin ich solche Steigungen wie auf dieser Radtour nicht gewohnt. Und auch eine derartige Schotterstrecke sucht man hier zu Hause vergeblich. Insbesondere der teilweise sehr grobe Zustand der Strecke stellt eine echte Herausforderung dar.
Eine zweite Bemerkung betrifft das Fahrrad. Bei den Planungen meiner Norwegenreise war ich zeitweise am überlegen, mein eigenes Rad mitzunehmen. Gut, dass ich das nicht getan habe; es wäre vermutlich nach 500 m in Bruch gegangen. Die dortigen Mountainbikes sind m. E. besser für diese „Buckelpiste“ ausgelegt und mit drei parallel wirkenden Bremsen auch besser gerüstet und kann nur empfehlen, den Rallarvegen nur mit dem wirklich geeigneten „Material“ zu befahren.
Am Ende der Tour war ich „platt“ und erleichtert. Und natürlich glücklich über diesen herausragenden Höhepunkt meiner diesjährigen Reise. Ich kann diese Fahrradtour nur jedem empfehlen, der sich körperlich dazu in der Lage sieht. Es sind phantastische und nachhaltig wirkende Eindrücke.