Vier Schiffe und ein Bus - 4Zur Sicherheit habe ich mir den Wecker gestellt. Erfahrungsgemäß dauert es am ersten Morgen im Auto immer etwas länger, bis alles wieder seinen Platz findet. Zudem spielt überraschend mein Gaskocher nicht mit. Die Kartuschen aus dem Baumarkt lassen sich zwar einsetzen, aber das Gas strömt nicht aus, obwohl die Temperatur deutlich über Null Grad ist. Den Parkplatz bedeckt jetzt eine 20 Zentimeter Schneedecke, außerdem steht er voll mit Lastwagen. Die haben freundlicherweise eine Lücke für mich gelassen, sodaß ich lange vor Sonnenaufgang wieder auf die Straße kann.
In Nordhessen hatten wir in diesem Jahr nur wenige Tage mit richtig Schnee, deshalb bin ich zunächst sehr erfreut, angesichts der weißen Landschaft. Allerdings ist das Fahren auf der geschlossenen Schneedecke recht anspruchsvoll, zumal sich stellenweise Eis unter dem Schnee befindet.
Auf der Fahrt begegnen mir auch die ersten Schneepflüge, bis Trondheim sind die Straßen geräumt. Hier treffe ich gegen 8:30 Uhr ein und stelle erleichtert fest, dass die M/S Finnmarken am Kai festgemacht hat. Jetzt noch schnell tanken. Leider nimmt die Shell Tankstelle am Hafen meine Kreditkarte nicht, also im Schneetreiben zurück in die Stadt. In der Kjøpmannsgata, das ist bei den Holzhäusern am Nidelva, soll eine sein.
Nachdem der Energievorrat aufgefüllt ist, mache ich mich endlich auf zur Finnmarken. Noch ein paar Fotos vom Schiff mit Bus, dann melde ich mich auf der Schiffsrezeption. Dort muss ich lediglich meinen Ausweis vorlegen, alles andere steht bereits im Buchungssystem. Ich bekomme zwei Bordkarten ausgehändigt, eine für mich, die zweite für den Bus. Meine Aussenkabine auf Deck 5 wird im Moment noch gereinigt, aber ab 12 Uhr kann ich sie nutzen, - vielleicht auch früher.
Vom Ladepersonal kommt über Funk die Info, dass die Fahrzeuge gegen 11 Uhr verladen werden, bis dahin kann ich in der Lobby Platz nehmen und warten. Na ja, bis jetzt hat ja alles gut geklappt
Als mit der Fahrzeugverladung begonnen werden soll, fahre ich gleich erwartungsvoll Richtung Laderampe, werde unterwegs jedoch von einer netten Mitarbeiterin gestoppt. Dazu muss man wissen, dass das Autodeck auf den Postschiffen nicht direkt befahren werden kann. Im Gegensatz zu Fährschiffen legen die Postschiffe seitwärts an einer Kaimauer an. Wegen den Gezeitenabhängig unterschiedlichen Höhen der Kaimauern ist auch die Laderampe der Schiffe in der Höhe verstellbar. Unmittelbar hinter der Laderampe befindet sich ein Fahrstuhl bzw. Hebebühne. Autos sowie sämtliche Fracht wird zunächst über die Laderampe auf die Hebebühne gefahren und dann nach unten in den Laderaum abgesenkt. Dort können die Fracht von Gabelstaplern übernommen werden und die Autos in den Frachtraum einfahren.
Die junge Mitarbeiterin fragt zunächst nach meinem Zielhafen und danach bei allen weiteren Autos. Dann wird die Reihenfolge der Verladung festgelegt. Auto für Auto verschwindet über dem Fahrstuhl im Schiffsbauch. Das Einweisen meines Busses in den Fahrstuhl würde jedem Sicherheitsbeauftragten die Haare zu Berge stehen lassen. Denn der Einweiser postiert sich mangels seitlichem Platz direkt vor dem Fahrzeug und lässt mich soweit vorfahren, bis er selbst kaum noch Platz zum stehen hat. Anscheinend ist noch niemand vom Kupplungspedal gerutscht :-/
Das einzige, was ich jetzt noch tun muss, ist die Ausfahrt aus dem Fahrstuhl mit einer engen 90° Kurve. So bleibt das Fahrzeug stehen, denn alle weiteren Rangiermanöver übernehmen die Mitarbeiter von Hurtigruten. Nach der Schlüsselübergabe wird der Bus von allen Seiten fotografiert um eventuelle Schäden zu dokumentieren um dann zwischen Fracht und anderen Fahrzeugen abgestellt zu werden. Damit in den Häfen immer die richtigen Fahrzeuge vorn bei dem Fahrstuhl stehen, werden im Verlauf der Reise die Fahrzeuge im Schiffsinneren immer wieder umgeparkt.
Vom „Bildekk“, dem Frachtraum auf Deck 2 mache ich mich auf zu meiner Kabine auf Deck 5. Sie entspricht der Beschreibung und hat wie versprochen, eingeschränkte Sicht
Ich kann also neben einem Rettungsboot ein kleines Stück vom Horizont sehen
Etwas enttäuscht bin ich vom Sanitärbereich, denn vor der recht engen Dusche hängt ein Duschvorhang. Ich muss ständig daran denken, an welchen Körpern der schon alles geklebt hat, - brrr.