Mein Sommerurlaub im August 2016
Der Herbst beginnt – und so finde ich sicherlich ein wenig Zeit, meine diesjährige Norwegenreise dem kritischen „Publikum“ zu präsentieren. Wer nun spektakuläre Erlebnisse, atemberaubende Highlights und ungeahnte sowie völlig neue Hot Spots erwartet, wird vermutlich enttäuscht werden. Ich hatte mir für die Fahrt ausdrücklich all diejenigen Orte, Sehenswürdigkeiten und Attraktionen im Fjordland ausgesucht, die ich aus irgendwelchen Gründen bisher noch nicht habe besuchen können. Sei es, weil sie nicht auf der Strecke meiner ersten Reisen lagen, sei es, weil meine Reisebegleitung auf früheren Touren nicht ganz so wander-affin oder weil einfach mal die Zeit knapp war. So wollte ich bereits auf meiner ersten Reise 2012 unbedingt ins Husedalen und ein Jahr später auf den Gaustatoppen – beides wurde in diesem Jahr nachgeholt. Dazwischen all die Attraktionen und Sehenswürdigkeiten, die die meisten der Norwegenfreunde schon besucht und gesehen haben. Schließlich auch immer wieder Orte, die ich seit meinen ersten Reisen immer wieder sehenswert finde.

Seid also nicht enttäuscht, wenn euch vieles von dem, was ich hier aufschreibe, bekannt vorkommt. Lasst eure Erinnerungen schweifen und nehmt es als kleine Rückschau. Schließlich stammen viele Anregungen für meine Reise aus euren Reiseberichten. Und für den einen oder anderen Neuling in dieser Runde mag es doch Anreiz für eigene Unternehmungen sein.
Anreise
Ich bin natürlich wieder verspätet losgekommen. Hatte mich irgendwie verplant und dann doch nicht alles geschafft. Aber die große Gassi-Runde mit dem Hund ganz zum Schluss war mir wichtig. Wohnwagen gepackt, Haus einigermaßen sauber, Auto aufgetankt – los geht’s.
Obwohl es den Vormittag über trocken war fing es pünktlich mit dem Anlassen des Motors an zu regnen. Ich hoffe, das ist kein Vorzeichen und mache mich auf den Weg nach Hirtshals.
Auf alle Fälle bleibt es weitgehend nass! 6 Stunden Autofahrt durch Dänemark, 430 km und Dauerregen – der Urlaub fängt ja gut an. Allein um Aalborg herum kommt die Sonne für kurze Zeit ein wenig aus den Wolken. Bitte mehr davon!!! Meine Bitte blieb unerfüllt.
Die Fahrt durch Dänemark verläuft weitgehend störungsfrei. Im Bereich der Städte (Kolding, Vejle, Aarhus, Aalborg) gibt es kleinere Staus und Stop-and-Go’s. Aber alles halb so schlimm und schnell zu bewältigen.

Kurz vor Hirtshals biege ich ab an den Kjulstrand; ein angeblicher Geheimtipp für Wild-Campen. Etwas weiter zum Fährterminal, am Ende des Willemoesvej hatte ich 2014 selber die Nacht am Strand verbracht. Durch die Veränderung der Zufahrt zum Fjordline-Terminal ist diese Möglichkeit aber inzwischen versperrt. Und auch am Kjulstrand wird freies Übernachten anscheinend nicht mehr geduldet. Überall Schilder mit „Camping verboten“. Da möchte ich kein Ticket riskieren und schon gar nicht, nachts aus dem Schlaf geklopft zu werden. Ich habe das noch gut von einer Rømø-Tour vor rund 20 Jahren in Erinnerung. Das ist kein Vergnügen, mit den Ordnungskräften verhandeln zu müssen. Die dänische Polizei ist gnadenlos. Im Übrigen kann ich die Tourismusfürsten vor Ort auch verstehen. Überall Ferienhäuser und Campingplätze und die Infrastruktur dazu. Da wirkt Wildes Campen kontraproduktiv. Zumal damit häufig auch Unrat und Belästigungen einhergehen.


Also ab auf den nächsten Campingplatz Kjul Camping, ein eigentlich sehr schön gelegener und mit seinen Einrichtungen empfehlenswerter Platz, wenn nicht gerade Dauerregen ist. Das Wiesengelände ist völlig aufgeweicht; die hinteren Plätze zum Meer hin sind nicht mehr anzufahren, weil auch die Wege durchgeweicht und morastig sind. Selbst mit meinen kleinen Wohnwagen brauche ich Rangierhilfe. So macht (mir) Campen keinen Spaß, zumal alles brav in Parzellen eingeteilt ist. Na ja, für eine Nacht ist das auszuhalten.
1. Tag – 04. August 2016
Die Nacht über hatte es weiter geregnet. Der Platz und die Wege waren der reinste Sumpf. Kein Wunder, dass sich die schweren Wohnmobile reihenweise festfahren. Bei mir und meinem kleinen Gespann klappt die Ausfahrt noch ganz gut.
Ich bin relativ früh beim Check-In der Color Line und wundere mich über den großen Ansturm. Die Ferienzeit macht sich natürlich auch hier bemerkbar. Aber ich bin mir sicher, dass sich das später in Norwegen schon irgendwie „verlaufen“ wird.


Das Einchecken dauert länger als erwartet bzw. wie ich es von meinen früheren Reisen gewohnt bin. Aber das Boarding-Personal hat alles gut im Griff und sortiert die Fahrzeuge nach Typ, Länge, Höhe und anscheinend auch nach Nationalität und sorgt so für eine passgenaue Abfertigung. Erstmalig muss ich meinen Personalausweis beim Einchecken vorlegen. Tja, die Flüchtlingswelle schlägt auch bis in den hohen Norden Europas seine Wellen.

Zum Mittag kommt die Sonne doch noch aus den Wolken hervor. Superspeed ist pünktlich und unzählige Fahrzeuge warten auf das Einschiffen. Der Parkplatz/Wartebereich ist vollkommen mit Möwenschiet verdreckt. Die müssen anscheinend in der letzten Nacht eine Mega-Party veranstaltet haben. Überall quengelnde Kinder und genervte Eltern sowie Eheleute, die sich anmachen. Ich muss innerlich ein wenig grinsen. Wird Zeit, dass die Fahrt los geht.

Pünktlich legt die Fähre ab und die Überfahrt ist gewohnt ruhig, das Essen am Büfett spitzenmäßig. Ich habe sogar Glück; trotz des Massenansturms erhalte ich einen eigenen Tisch im Panoramabereich.
Das Ausschiffen und die Zollabfertigung in Kristiansand gehen unglaublich schnell. Ich kann mich noch gut an meine erste Reise erinnern; da haben Abfahrt vom Schiff und Abfertigung durch den Zoll eine geschlagene Stunde gedauert.
Von Kristiansand aus fahre ich die E 39 in Richtung Stavanger. Das Wetter könnte zwar besser sein, aber zum Fahren ist das in Ordnung. In Flekkefjord biege ich auf den RV 44 ab; meine „Tante“ im Navi dreht fast durch. Ich schalte sie einfach ab.



Endlich fühle ich mich in Norwegen angekommen. Die Straße ist genial: Kurvenreich und mit einem Wechsel von Auf und Ab. Dazu noch im bedauernswerten Zustand. So macht Norwegen Spaß. Am Botnevatnet und bei Åna-Sira mache ich jeweils einen kurzen Boxenstop. Interessant an dem kleinen Ort Åna-Sira mit nur rund 200 Einwohnerinnen und Einwohnern ist, dass es den Fylke Rogaland und Vest-Agder sowie den Gemeinden Flekkefjord und Sokndal zugeordnet wird. Die Ortsteile werden von dem Fluss Sireåna und dem Fjord getrennt.

Ich fahre den RV 44 weiter bis zum Ende des Jøssingfjords und zu den Helleren-Häusern. Sehr schön dort. Ich erreiche die Häuser über einen Schotterplatz auf dem bereits einige Wohnmobile parken und sich eingerichtet haben. Am Anfang dieses Platzes überquere ich einen kleinen Bach, gehe an einem unbesetzten Kiosk vorbei und sehe bereits erste Grundmauern einer Siedlung aus dem 18. Jahrhundert. Weiter geht es an mächtigen Felsbrocken vorbei bis zu den zwei letzten Häuschen einer uralten Siedlung. Die Häuser scheinen sich an den Fels zu schmiegen. Dieser hängt so weit über, dass die Häuser bei Regen im Trockenen stehen. Demzufolge haben die Häuser auch keine wasserdichte Bedachung.



Die Häuser sind nicht beaufsichtigt und ich kann sie betreten. Ein paar Alltagsgegenstände und ein Gästebuch befinden sich in der „guten Stube“. Sogar eine Ünnerbükx baumelt auf der Leine neben dem rechten Haus. Ich finde dieses Vertrauen den Besuchern gegenüber bemerkenswert, denn bei uns in Deutschland wäre sicherlich vieles kaputt oder auch entwendet.


Nach meinem Besuch bei den Häusern und der näheren Umgebung beschließe ich, die Nacht am Fjord zu verbringen. Schließlich bin ich mit Gas und 12 Volt-Anlage ziemlich autark. Neben mir haben auch andere Wohnmobiltouristen diese Idee; am Abend zähle ich aber nur sechs Fahrzeuge. Das ist überschaubar. Und der Platz am Fjord ist groß ---- und traumhaft schön. Nur die Turbinengeräusche des nahegelegenen Jøssingfjord kraftverk, dass sein Wasser aus dem Lonavatn und dem Tellenesvatn bezieht, stören die ansonsten friedliche Stille ein wenig.


Peu á peu folgen demnächst wie weiteren Tage meiner Reise.
Gruß Martin