Reisebericht über unsere diesjährige Reise in den Norden, über Dänemark nach Schweden und Norwegen, vom 12. Mai bis 30. Juli 2016
Zuletzt waren wir im Jahr 2011 im Norden, damals zum Ersten Mal mit unserem 12,5 Meter-Wohnwagen-Gespann und einer gehörigen Portion Respekt und Neugierde im Bauch.
Wir fuhren über Fehmarn nach Kopenhagen, weiter nach Stockholm, hoch in den Norden Schwedens nach Ramvik, links rüber nach Norwegen nach Mo i Rana und weiter auf der E6 bis Bognes. Von dort ging es mit der Fähre nach Lodingen zu den Lofoten und Vesteralen, wo wir viele schöne Wochen verlebten.
Die Rückfahrt bis Trondheim erfolgte auf der RV17 immer am Atlantik entlang. Danach ging die Reise Richtung Westen über Bud und Molde bis zur Vogelinsel Runde. Anschließend quer durch Norwegen nach Oslo. Eine Stadt, die uns sehr gut gefallen hat. Weiter ging die Reise wieder südwärts über Fredrikstad, Varberg nach Trelleborg. Die Fähre nach Rostock kam sehr spät an, wir übernachteten auf einem Autohof, bevor wir über Dresden nach München zurückkehrten. Es war eine wunderschöne zweite Reise in den Norden, gerne erinnern wir uns daran.
Nun sind fünf Jahre vergangen, wir machen uns wieder auf den Weg in den Norden.
Der PKW und der Wohnwagen sind die alten, beide haben einige Kilometer mehr auf dem Buckel, sollten aber die anstehenden Kilometer meistern können.
Der Wohnwagen wurde mit einer Sackmarkise und einer mobilen SAT-Anlage mit neuem TV aufgerüstet. Mal sehen, wie sich diese Errungenschaften bewähren.
Die Angelsachen wurden auch auf Süßwasserangeln erweitert, wir sind ja einige Tage mehr in Schweden. Die Süßwasserseen mit Hechten, Zander und Barsch locken einen schon. Mal sehen, wie die Bilanz ausgeht.
Am 09. Mai haben wir unsere Kleidung und Küchenkram nach Fischerhäuser (Hallenstellplatz) zum Wohnwagen gebracht. Am nächsten Tag sind wir mit dem Gespann nach München umgezogen, haben einen TOP-Stellplatz in der Nähe gefunden. Am Mittwoch wurden die restlichen Vorräte ergänzt und die Räder auf’s Dach des Galaxy montiert. Nun sind wir fast abfahrbereit. Geplant ist die Abfahrt für Donnerstag, 12. Mai um 06:00 Uhr früh. Wir wollen über Karlsruhe nach Hinsbeck zu Julia, Stefan und dem kleinen Hannerl fahren und die Pfingsttage dort verbringen, bevor wir uns nach Dänemark und weiter in den Norden verabschieden.
Wir beide sind auch 5 Jahre älter geworden, mal sehen, wie die Kräfte und die Reisebelastungen miteinander harmonieren. Vor dem Start hat es kleinere Probleme gegeben, die aber gelöst zu sein scheinen.
Der nachfolgende Reisebericht wurde unterwegs für die Familie und Freunde geschrieben, um sie an unserer diesjährigen Reise teilnehmen zu lassen.
Weil ich aus dem Forum immer wieder gute Anregungen erhalte, lasse ich auch euch wieder mitlesen. Bilder und ggf. Videos hochzuladen erspare ich mir wg. des Aufwandes.
Und schon geht es los, viel Spaß beim lesen:
Donnerstag, 12. bis Dienstag 17. Mai 2016, München – Hinsbeck, Abfahrt 06:00 Uhr, an 15:00 Uhr
Wir fahren am Donnerstag früh am Morgen und ohne Frühstück los, um dem Münchner Berufsverkehr aus dem Wege zu gehen. Es ist noch kühl, die Eisheiligen haben sich für die kommenden Tage angesagt. Wir fahren über Augsburg und Stuttgart Richtung Karlsruhe, machen zwischen Stuttgart und Pforzheim eine Frühstückspause, bevor wir in Karlsruhe rechts nach Norden abbogen. Es ist ein Graus, dass hunderte LKW die Autobahn verstopfen, die Überholvorgänge der LKW von hinten anzusehen ist ermüdend. Um 13:00 Uhr machen wir am Moselblick Kaffeepause, das Thermometer zeigt 19 Grad. Im Laufe der Fahrt steigt die Temperatur bis 27 Grad. Nach 9 Stunden Fahrt stellen wir in Hinsbeck den Motor ab und werden freudestrahlend von unserem Sohn und der Enkelin in Empfang genommen. Wir richten uns im Haus ein, später kommt unsere Schwiegertochter von der Arbeit heim, wir gehen bei diesem schönen Wetter zum Abendessen in den nahen Biergarten. Es ist schön, wieder mit unserer Jugend zusammen zu sein. Die Enkelin ist vom Baby zu einem ganz lieben Kleinkind gewachsen, sie hat uns schon nach kurzer Zeit in ihr Herz geschlossen.
Wir sind über Pfingsten in Hinsbeck geblieben, das Wetter war eher kalt. Viele Spaziergänge in die umliegende Gegend, Gartenarbeit und zuletzt noch eine Säuberung des PKW und ein Nachkauf der verbrauchten Lebensmittel folgten.
Mittwoch, 18. Mai 2016, Hinsbeck – Hadersleben (DK), Abfahrt 06:00 Uhr, 12 Grad, bedeckter Himmel, an 15:00 Uhr
Um 06:00 Uhr werden wir von unserer Jugend verabschiedet, wir setzen unsere Reise in den Norden fort. Wieder fahren wir ganz früh und ohne Frühstück los, um dem berufsbedingten Verkehr im Ruhrpott zu entgehen. Das hat bis einen kurzen Stau vor Duisburg ganz gut geklappt. Wir kommen zügig voran, schauen das Land an, durch das wir fahren. Es ist gänzlich anders, als wir das von Bayern kennen, total und großflächig bewirtschaftet. Am Straßenrand der A1 blüht Ginster. LKW-Kolonnen ohne Ende, leider auch immer wieder Überholverbot für uns, die Fahrt wird langweiliger. Um 09:00 Uhr machen wir Frühstückspause und warten darauf, dass sich ein unfallbedingter Stau endlich auflöst. Baustellen, LKW-Kolonnen und immer fortwährende Staus wechseln sich ab.
Manche LKW-Fahrer rasen durch Parkplätze, um zwei oder drei Fahrzeuge voraus wieder auf die Autobahn einzubiegen. Man glaubt es nicht, was hier abgeht. Bis Bremen kommen wir nicht richtig voran. Danach kann ich wieder mit Tempomat 100 die LKW zügig überholen. Hamburg wird um 12:00 Uhr durchquert, endlose Baustellen bis zum Abzweig Kiel folgen. Noch in Deutschland tanken wir und trinken Kaffee. An der dänischen Grenze sind Polizeikontrollen eingerichtet, wir wurden durchgewunken. Um 15:00 Uhr erreichen wir den CP Danhostel Haderslev Vandrerhjem, beziehen einen schönen Stellplatz mit Blick aufs Wasser. Die Sonne scheint, es ist angenehm warm. Ich bezahle für eine Nacht incl. Strom umgerechnet 30 EUR. WIFI ist vorhanden, kostet aber.
Weil wir wieder 9 Stunden unterwegs waren, haben wir den Nachmittag in den Stühlen ausklingen lassen und uns ausgeruht. Später habe ich die neue SAT-Anlage zusammengesteckt, nachdem sich der DOM den Astra1 Satelliten gesucht hatte, waren wir mit allen Programmen bedient, die von dort oben in 36 Kilometer Höhe über dem Äquator abgestrahlt werden.
Passt schon, die neue Technik. Trotzdem ist der Blick in die Natur oft berauschender, als der in die Politik, der wir zu Zeit unterliegen.
Die Vogelwelt veranstaltet ein wunderschönes Konzert, auch Gänse, Nebelkrähen, Kormorane, Möwen, die einen Fischadler attackieren, wurden gesichtet. Wir sitzen bis zum Sonnenuntergang draußen, langsam wurde es kälter, als die Sonnenstrahlen verblassten.
Abends gab es aus der Bordküche zu Essen. Der erste Tagesbericht wurde im Laptop begonnen, die Bilder von der Kamera geladen und angesehen. Um 22:30 haben wir Schluss gemacht und uns in die Betten zurückgezogen.
Donnerstag, 19. Mai 2016, 08:00 Uhr, Rollos hoch, grauer Himmel, 15 Grad, wir wollen heute über Kolding, Odense, Storebaelt-Brücke nach Ishoj bei Kopenhagen fahren
Morgenritual nach ruhiger und erholsamer Nacht: Therme und Heizlüfter an, erstes Frühstück drinnen, die Sonne dringt durch die Wolkendecke, Vogelkonzert am frühen Morgen. Die Abläufe werden wieder eingelernt. Der Kaffee war zu stark, wie viele Löffel Kaffeemehl waren das im letzten Jahr? Und so ging es weiter, bis wir alle Routinen wieder eingelernt hatten. Um 10:10 Uhr sind wir vom CP abgefahren, fahren auf die E 45 Richtung Kolding. Die Verkehrsdichte ist überschaubar, alles fährt max. 110 km/H, wir mit max. 100 km/H. Auch wenn wir nur max. 80 km/h in Dänemark fahren dürften. Bei Frederica fahren wir über die erste Brücke auf die Insel Fünen. Die Gegend wird landschaftlich durchgängig genutzt, Rapsfelder, Windräder, kleine Anwesen und später Industrieansiedlungen ziehen an uns vorbei. Nach einigen Kilometern auf guter Autobahn fahren wir über die Storebaelt-Brücke auf die Insel Seeland. Am Ende der Brücke zahlen wir 51.- EUR Brückenmaut und fahren weiter Richtung Kopenhagen. Die Autobahn wird kurz vor Kopenhagen stark verbreitert, überall wird gebaut und gebuddelt, vierspurig genügt nicht mehr, es müssen 2x 4 Spuren (mit Standspur) sein. Scheinbar wird alles dem Verkehr geschuldet. Die Autobahn E 20 ist gut ausgebaut, links und rechts der Autobahn ist die Böschungsbepflanzung schön anzusehen. Flieder blüht. Unterwegs haben wir zwei Rehe und einige Bussarde gesehen. Die Zufahrt zum CP Ishoj Tangloppen war gut ausgeschildert, wir sind um 13:00 Uhr angekommen, haben uns die freien Stellplätze angesehen und gemerkt. Ab 14:00 Uhr war die Rezeption wieder besetzt, wir haben den Stellplatz 101 direkt am Wasser bezogen, gegenüber ist der Jachthafen von Ishoj. Vor 5 Jahren standen wir am Stellplatz 73. Nach dem aufstellen und ausrichten des Wohnwagens habe ich die Räder vom Dach geholt. Wir machten eine gute Brotzeit bei Sonnenschein und fuhren danach mit den Rädern nach Ishoj Station. Dort besorgten wir im angrenzenden Einkaufszentrum vom Bankomaten die notwendige Landeswährung für Aufenthalt und Einkäufe. Im Bilka Supermarkt, der sehr gut sortiert war, kauften wir Obst, Gemüse und Fleisch für die kommenden Tage, die wir hier verbringen werden. Einiges frieren wir auch ein. Wir erkundigen uns noch nach einem Tagesticket, um Morgen Kopenhagen mit dem Zug/S-Bahn zu besuchen. Leider wird das Wetter nicht schön, Wolken und Regen kündigen sich für die nächsten Tage an.
Zurück am CP genießen wir die letzten Sonnenstrahlen, grillen noch Bratwürste, die wir mit Salat zu Abend essen. Eine Runde um den CP bei untergehender Sonne folgte. Wir verstauen Tisch und Stühle in Anbetracht des sich änderndes Wetters und ziehen uns in den Wohnwagen zurück.
Jetzt um 22:00 Uhr schauen wir uns das Spiel Frankfurt gegen Nürnberg (1:1) an, ich schreibe meinen Tagesbericht, Gerti strickt für unsere Enkelin eine Trachtenjacke.
Für den morgigen Kopenhagen-Besuch habe ich die Kamera und den Camcorder geladen, wir freuen uns schon, Kopenhagen wieder zu sehen.
Freitag, 20. Mai 2016, CP Ishoj Tangloppen, 08:30 Uhr stark bewölkt, 15 Grad.
Weil sich das Wetter nicht für einen Kopenhagen-Besuch eignet, verschieben wir ihn auf Morgen. Wir frühstücken drinnen während das Wetter sich bessert. Weil es gerade nicht regnet, bauen wir erstmals unsere neue Sackmarkise auf. Für den Fall der Regenfälle. Sonne und Wärme tun ja gut und sind willkommen. Später einigen wir uns darauf, einen Radausflug in Richtung Osten, immer am Strand entlang. Mit Regengewand. In der Ferne sind ein KKW und viele Windräder zu erkennen. Der Strand ist Menschenleer, die Luft ist diesig, die Sicht auf ein paar Seemeilen beschränkt. Wir radeln insgesamt 20 Kilometer um uns einzugewöhnen. Wir sehen Graugänse mit Jungen, brütende Möwen und Schwäne auf unserer Tour. Bei der Rückfahrt schauen wir uns im Ishoj-Hafen um, schöne und teure Segel- und Motorjachten liegen im Hafen. Weil sich am Himmel ein Regenschauer ankündigt, fahren wir wieder zum Wohnwagen zurück. Mit Brotzeit, Kaffee und Lesestunden verbringen wir den Nachmittag, schauen dem Treiben im Hafen zu, beobachten Graureiher, Kormorane, Eiderenten und Schwäne. Es ist windig und verstärkt die niedrige Temperatur, wir sind deshalb nicht gerade sommerlich angezogen. Am CP ist Internetzugriff vorhanden, jedoch an unserem Stellplatz nur mit einem Balken. Auch mein WLan-Verstärker bringt keine schnellere Verbindung zustande, Mails kann ich jedoch empfangen und Internetseiten besuchen.
Der nahe Flugplatz von Kopenhagen bringt es mit sich, dass die startenden Flugzeuge bei Westwindlage vom CP Tangloppen aus vernommen werden. Wir hatten eine ruhige Nacht, lediglich in der Frühe war einmal Sprühregen zu hören. Die zusätzlichen warmen Decken helfen uns, die Nächte ohne Frostbeulen zu überleben.
Samstag, 21. Mai 2016, 08:00 Uhr, 15 Grad, schwach windig, bedeckter Himmel, unsere Enkelin Hannah wird heute 1 Jahr alt
Nach dem Frühstück fahren wir mit den Rädern zur Ishoj Station, kaufen zwei Tagestickets (260 DKK) und steigen in die S-Bahn Richtung Kopenhagen Zentralstation. Das Wetter hat sich gebessert, die Sonne scheint immer wieder durch die Wolken. Wir gehen am Tivoli vorbei zum alten Rathaus, sehen einige Brautpaare in der wunderschönen Innenhalle, viele Touristen (wie wir auch), bevölkern die Innenstadt. Wir wandern die große Einkaufsstraße Stoget Richtung Nyhavn, kaufen Tickets für eine große Hafenrundfahrt (160 DKK), die eine Stunde dauert. Kopenhagen vom Wasser aus haben wir noch nicht erlebt, ein neuer Einblick in eine schöne Stadt am Wasser. Die Fahrt geht durch viele Kanäle, an der Oper, natürlich auch an der kleinen Meerjungfrau und der Amalienburg vorbei. Am Dach der im Bau befindlichen neuen Müllverbrennungsanlage soll eine Skipiste entstehen, die Architektur kennt keine Grenzen. Natürlich ging die Fahrt auch an der königlichen Jacht vorbei, beim letzten Besuch haben wir viele Gäste an Deck gesehen.
Nach Rückkehr in den Nyhavn sind wir zu Fuß Richtung Amalienburg gewandert, haben die Wachablösung beobachtet und die Marmorkirken besucht. Später haben wir Kaffee und ein Bier getrunken (10,71 €) und die Beine langgestreckt. Über die Haupteinkaufsstraße sind wir müde zur Zentralstation gegangen, haben uns in die S-Bahn gesetzt und sind nach Ishoj zurückgefahren. Mit den Fahrrädern sind wir anschließend zum CP Tangloppen zurückgefahren, haben ausgecheckt und für drei Nächte 768 DKK, rund 100 € bezahlt. Danach haben wir die Räder aufs Dach gepackt und die Markise eingerollt, wir wollen Morgen nach Karlskrona (Schweden) weiterfahren. Zu Abend haben wir noch draußen gegessen, danach haben wir auch Tisch und Stühle verstaut. Im Fernseher läuft jetzt das DFB-Finale Bayern: Dortmund noch ohne Ergebnis. Ein kalter Wind bläst aus Süd-West, im Wohnwagen ist es gemütlich warm, während draußen einheitliches grau herrscht. In Deutschland werden etwa 30 Grad Wärme in den nächsten Tagen erwartet, in Südschweden die Hälfte. Man kann halt nicht alles haben. Nach einem dramatischen Elfmeterschießen hat der 1. FC Bayern das Pokalfinale gewonnen. Wir sind danach in die Kojen gegangen, es ist nicht mehr ganz so kalt.
Sonntag, 22. Mai 2016, 08:00 Uhr sonnig, 12 Grad, Wind aus SW, einige Kanuten sind schon beim Frühsport, wir schließen uns an und machen uns abfahrfertig.
Die Nacht war ruhig, wir stehen um 08:00 Uhr auf, frühstücken und spannen an. Heute wollen wir über die Öresundbrücke nach Malmö und weiter auf der E 20/ E 22 nach Karlskrona, unserem heutigen Etappenziel.
Abfahrt um 09:30 Uhr bei 110.956 km. Wir tanken noch in Ishoj/Dänemark, weil Schweden und später in Norwegen bei den Dieselpreisen noch höher liegen. Diese erste Tankerei ist wieder spannend. Ich gehe in den Shop, frage ob ich mit EC-Karte zahlen kann, zahle 300 DKK, gehe zur Zapfsäule, gebe den Kode der Quittung ein, versuche Diesel zu bekommen, und das mehrere Male, bis die Pumpe mir den sehnlich erwarteten Diesel spendete. Um 10:30 Uhr fahren wir schon über die Öresundbrücke und erreichen Schweden. Am Ende der Brücke ist die Mautstation, wir zahlen 700 SEK/96 EUR mit Karte und werden danach von einem freundlichen Polizisten nach unseren Ausweisen gefragt. Zwischenzeitlich ist die Temperatur auf 22 Grad gestiegen. Die Autobahn führt um Malmö herum, in Lund fahren wir dann kurze Zeit in Richtung Stockholm, danach Richtung Kalmar/Karlskrona. Die Autobahn ist zum Teil ein bzw. zweispurig, es war wenig Verkehr. Wir sind 90 km/h gefahren und haben die entspannte Fahrweise der Schweden wohlwollend verspürt. Die Landschaft der Region Schonen wird landwirtschaftlich genutzt, viele gelb leuchtende Rapsfelder sind zu sehen, einige Gewächshäuser und landwirtschaftliche Gebäude umringt von Bäumen ziehen vorbei. Hasen, Nebelkrähen, viele Milane wurden gesehen, tote Marder, Hasen und Dachse lagen auf der Autobahn. Bei Karlshamn wurden wir auf einen Lachsfluss hingewiesen, mein Fischjagdinstinkt wurde geweckt. Er wird noch auf eine lange Folter gespannt, bis wir in Norwegen am Atlantik sind.
Um 13:15 Uhr erreichen wir nach 256 Kilometern den Skönstaviks Camping 5 Kilometer vor Karlskrona und nahe der Autobahn, checken für zwei Tage auf dem Stellplatz 62 ein. Zwei Nächte um 480 SEK/52,80 EUR. Das aufstellen, ausrichten, TV-einrichten, Markise-aufstellen, Räder vom Dach holen klappt schon gut, wir machen eine Brotzeit, bevor wir mit den Rädern eine erste Erkundungsrunde nach Karlskrona unternehmen. Wir durchstreifen das kleine Städtchen und den Hafen, holen beim Bankomaten 1.000 SEK (mehr gab es nicht?!) und fahren gegen 17:00 Uhr wieder zum CP zurück. Waren 15 Kilometer unterwegs. Danach gehen wir zum Strand, sehen auf völlig überdüngtes und veralgtes Meer-Wasser an den Schären und fragen uns, wer dafür die Schuld trägt. Nachdem hier auch ein öffentlicher Badestrand ist scheinen die Badegewohnheiten der Bevölkerung etwas anders zu meinen zu sein. Nicht einmal meine Füße würde ich da reinhängen. Zum Abendessen werfe ich den Grill an, Gerti hat lange vorher Kotelett eingelegt, dazu gibt es Grillkartoffeln und Gemüse vom Grill. Bei Sonnenschein und 20 Grad sitzen wir beim Abendessen draußen und genießen unseren Aufenthalt bei Karlskrona. Lediglich der Verkehr der kleinen Straße, die nach Karlskrona führt, wirkt störend. Am CP sind viele feststehende Wohnwägen, heute am Sonntag-Abend fahren einige Bewohner wieder nach Hause.
Die Sonne ist jetzt um 21:30 am untergehen, es wird friedlich und ruhig am CP. WIFI gibt es am Platz, vier Anbieter mit vier Balken, also optimal, ich habe vergessen, mir einen Zugang zu kaufen. Oder bin ich zu geizig, für Normalitäten wie free WIFI Geld auszugeben?
Montag, 23. Mai 2016, 08:30 Uhr sonnig, 18 Grad, Wind aus SO
Wir frühstücken bei Sonnenschein, planen einen zweiten Radausflug nach Karlskrona. Zuvor lesen wir uns in den div. Reiseführern ein, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten nicht zu verpassen. Dann fahren wir in leichter Bekleidung wieder „runter“ nach Karlskrona, der Weg war schon bekannt und umrunden auf unserer Erkundungstour den Ort. Er ist im Süden geprägt von der Marine. Sie wurde vor langer Zeit von Stockholm, das nicht immer Eisfrei war, weiter nach Süden verlegt, so ist nun Karlskrona Stützpunkt der Marine Schwedens. Es liegen sehr futuristische Kriegsschiffe im Hafen, die aufgrund ihrer Bauform schwieriger durch das Radar zu orten sind. Karlskrona ist ein schöner, lebhafter Küstenort mit langer Geschichte. Wer erinnert sich noch an U 137? Das russische U-Boot, das 1981 vor Karlskrona in die Schären gekracht ist? Vermutlich niemand. Es war auch ein amerikanisches U-Boot, das die Friedenspolitik von Olof Palme unterlaufen sollte. Schon damals haben die Cowboys getrickst, nicht erst Bush der den Nahen Osten restlos destabilisiert hat, dessen Folgen wir täglich wahrnehmen.
Besonders schön empfanden wir die kleine Insel Stumholmen mit der Bastion Kungshall und dem Marinmuseum. Bei der Heimfahrt haben wir bei Lidl noch Frischwaren eingekauft. Die Lachsfilets am Grill mit Gemüsereis haben wir zu Abend gegessen. In der Badehose bei herrlichem Sonnenschein und warmen Wind. Wir waren 20 Kilometer unterwegs, schön war‘s.
Während in Südtirol unsere Freunde im Regen versinken, die Schneefallgrenze auf 1.000 Meter fiel, Unwetter in Deutschland wüten sollen, haben wir im Norden beste Wetterbedingungen.
Ein paar Vorbereitungen haben wir für die Morgige Abfahrt nach Kalmar bereits getroffen, Wasser, WC und Abwasser sind aktuell, Gerti hat die Koordinaten des nächsten CP ins Navi eingegeben, wir haben die Reiseführer durchgelesen und uns auf die neue Gegend eingestimmt. Das Wetter scheint es gut mit uns zu meinen.
Dienstag, 24. Mai 2016, 08:30 Uhr sonnig, blauer Himmel, 20 Grad, Ab 111.213 km, 10:00 Uhr, 23 Grad
Für heute haben wir die Weiterfahrt von Karlskrona nach Kalmar geplant. Die Sonne brennt auf den Frühstückstisch, wir haben die Markise gestern schon abgebaut. Es ist irgendwie unnatürlich, im gleißenden Morgenlicht im Süden Schwedens zu Frühstücken, während im Süden Deutschlands Landuntergangsstimmung im Frühsommer ist. Wir packen unsere 7 Sachen zusammen, hängen den Wohnwagen an und fahren zur E 22, die uns weiter nach Nord-Osten bringt. Die Autobahn ist zum Teil einspurig, dann wieder zweispurig befahrbar, das Tempolimit ist meist auf 110 km/h begrenzt. So fahren wir gemütlich durch die Landschaft immer darauf bedacht, die Tempoangaben der Schilder und die Ankündigungen auf die fest installierten Blitzampeln nicht zu übersehen. Landwirtschaft wird hier im südlichen Schweden groß geschrieben, viele Raps- und Maisfelder ziehen an uns vorbei. Auch Pferdezucht wird betrieben. Flieder in allen Farben und Obstbäume in Blüte überall. Der Verkehr ist überschaubar und die Fahrweise der Schweden zurückhaltend. Wir empfinden das als sehr angenehm. In einem Maisfeld sehen wir einen Trupp von 45 Kranichen, die sicher nicht zur Freude des Ökonomen Mais-Brotzeit machen. Lupinen am Wegesrand bilden bunte Kleckse im vielschichtigen Grün der Landschaft. Bei Kalmar nimmt der Verkehr etwas zu, wir fahren 10 Kilometer weiter, um beim CP Rafshagsudden für drei Tage Halt zu machen. Drei Tage scheinen lange zu sein. Der heutige Tag mit Anfahrt, Morgen eine Radtour nach Kalmar, Übermorgen eine Autofahrt auf die Insel Öland – und schon sind die drei Tage vorbei.
Wir beziehen den Stellplatz 44, direkt an der Ostsee mit Blick auf die ferne Ölandbrücke. Die Sonne scheint intensiv, ich ziehe mir die Badehose an, bevor ich den Wohnwagen fertig aufbaue. Im Gegensatz zu gestern gibt es hier keinen Verkehrslärm, wir werden vom Vogellärm beschallt! Stare, Schwalben, Schwäne, Graureiher, Graugänse, viele Möwenarten sind hier in unmittelbarer Nähe und in der Bucht vor uns zu sehen. Gerade hören wir Austernfischer, die ihr Gelege vor den Möwen beschützen.
Wir machen eine erste Radtour nordwärts auf eine Landspitze, fahren durch schöne Waldgebiete mit uralten Eichen, kehren bei einem Reiterhof um. Und schon sind wieder 15 Kilometer geradelt, als Training für Morgen. Da werden es sicher 50 Kilometer im Sattel sein.
Im sich neigenden Sonnenlicht essen wir zu Abend, eine wunderbare Stimmung. Am CP ist auch eine geführte Truppe von etwa 20 Holländer-Caravanern, die im Pulk zusammenstehen. Eine scheinbar neue Geschäftsidee für ältere holländische Menschen liegt darin, sie in Gruppen von einem zum anderen CP für schleusen, der bereits vorgebucht ist.
Wir sind da anders aufgestellt, im Winter wird ein Reiseland ausgemacht, wo ich dann im Detail die Reiseroute und einen ungefähren Zeitplan aufstelle.
Nach dem Abendessen und Abwasch sitzen wir noch draußen, ich schreibe meinen Reisebericht, Gerti liest. Mal sehen, ob und wann ich zur Rezeption gehe, wo es kostenloses WIFI geben soll. Vielleicht klappt unsere erste Kontaktaufnahme mit der Außenwelt hier in Kalmar.
Es hat später geklappt, ins Internet zu kommen, habe den Kindern eine erste kurze Mail über unseren Standort gegeben. Die Nacht war sehr ruhig, es war kalt und ein heftiger Nordwind setzte ein.
Mittwoch, 25. Mai 2016, 08:30 Uhr, 15 Grad, starker Nordwind mit 4-5 Bft, die Bucht schäumt, es ist noch diesig, aber die Sonne kommt langsam durch. Auto und Wohnwagen sind voller gelbem Pollenstaub.
Wir beobachten den Aufbruch der Holländer, die sich in Richtung Stockholm davonmachen. Die gelbe Gefahr wird uns sicher noch öfter im Urlaub begegnen. Frühstück draußen, ein Pullover schadet nicht. Wir nehmen danach unsere Räder und fahren von Ravshagen über Lindsdal nach Kalmar Centrum, wo wir kurz vor 12:00 Uhr nach 23 Kilometer Fahrt und 1 ¼ Stunden Fahrt ankommen. Wir gehen in die Domkirche und erfahren, dass um 12:00 Uhr ein Orgelkonzert (Lunchmusik) stattfinden soll. Gespielt werden Stücke von Jaques-Nicolas Lemmens und J. S. Bach, der eine besonders schaurige laute und dramatische Musik geschrieben hat, die die Organistin in die Kirche zauberte. Unverhofft haben wir einen kleinen Kulturbeitrag genossen. Nach einer halben Stunde war das Konzert beendet, alle spendeten Beifall. Draußen auf dem Kirchplatz war herrlichstes Wetter, die Sonne scheint und der Wind pfeift durch die Straßen. Wir durchkämmen mit den Rädern die Altstadt, fahren anschließend Richtung Schloss Kalmar, um es von außen zu fotografieren, ein imposanter Renaissancepalast. Dann fahren wir in den Stadtpark, suchen uns eine windstillere Bank und machen Brotzeit mit Blick auf das Schloss. Dann besuchen wir das Schloss mit seinen vielen sehenswerten Räumen und Ausstellungen. Zum Senioreneintrittspreis von 200 SEK/ 22.- EUR. Die Könige lebten in Saus und Braus, monatlich 63 Ochsen, 28 Kälber und 298 Schafe/Lämmer wurden gebraten etc. Von den Mengen Bier und Wein, die getrunken wurden, wird berichtet, dass im Jahr 1551 3.654 Fässer Bier zusätzlich zur heimischen Produktion importiert, also auch getrunken wurden. Prost, Mahlzeit.
Zwei Stunden haben wir uns das Schloss angesehen, zuletzt noch eine Schilderung und Ausstellung zu den Frauen, die in einem Wachturm gefangen waren. Ihre Unterkünfte wurden gezeigt, auch Folter- und Mordwerkzeuge aus damaliger Zeit.
Die kleine Ausstellung über Astrid Lindgren, die Kinderbuchautorin, erinnerte uns an unsere Kindheit und an die unserer Kinder.
Unser Eindruck von Kalmar war schön, wir werden uns gerne daran zurückerinnern. Wir fahren mit der Rädern zurück zum CP Rafshagsudden, meist direkt am Wasser entlang, manchmal auch durch Wald und Flur. Die Kennzeichnung des Weges hat immer mehr nachgelassen, zuletzt landeten wir in einer Sackgasse. Über Schotterwege ging die Fahrt weiter, bis wir wieder auf vertraute Wege kamen. Insgesamt sind wir 47 Kilometer geradelt, zurück haben wir 2 ¼ Stunden gebraucht.
Zu Abend haben wir eine Portion Lachsfilet gegrillt, noch draußen gegessen. Bei 14 Grad und heftigem Wind hörte aber alle Gemütlichkeit auf, wir haben uns in den Wohnwagen zurückgezogen.
Wir werden noch lesen und uns auf den morgigen Besuch der Insel Öland vorbereiten.
Donnerstag, 26. Mai 2016, 08:30 Uhr, 15 Grad, sonnig, wenig Wind aus NO, ruhige Nacht ohne dass die Markise schlägt
Wir wachen wohlgelaunt auf, heute steht ein Besuch der Insel Öland auf dem Programm. Wie immer Frühstücken wir draußen, beobachten Möwen, Graureiher, Bachstelzen, Stare. Der CP ist wenig besucht. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem PKW auf die Insel Öland – die Königsinsel (Sommersitz der schwedischen Königsfamilie). In Kalmar biegen wir auf die Brücke nach Öland ab, sie ist 6,5 Kilometer lang, und fahren auf die Insel Öland. Gleich beim Ort Färjestaden fahren wir zum i-Punkt und besorgen uns Informationen über die Insel. Wir machen eine Runde in den Süden, besuchen den Strand bei Mörbylänga. Zwei ältere Mitbürger gehen zum schwimmen, noch haben wir keine Lust auf dieses kalte Vergnügen. Die Ostsee stinkt, Tang und Algen am Strand verfaulen. Gegenüber am Festland sehen wir Kalmar und das Schloss. Weiter geht die Fahrt nach Eckelsudde, einem Robben- und Vogelschutzparadies. Viele sehr gut mit optischem Gerät ausgestattete Beobachter stehen am Strand vor der Kolonie. Brandgänse, Strandläufer, Säbelschnäbler, Kiebitze, Küstenseeschwalben und Möwen sehen wir, ein Schwan brütet. Küstenseeschwalben streiten um jeden Meter Nistgebiet. Und als Highlight sehen wir viele Robben, die sich auf Steinen sonnen. Halbmonde im Wasser auf Steinen. Unterwegs sehen wir auf der Insel viele Rinder und Schafe, es gibt auf dieser Tour in den Süden der Insel kaum einen Quadratmeter, der nicht landwirtschaftlich genutzt wird. Ein Besuch der rekonstruierten Burg Eketorp, Ölands einziger erforschter Fluchtburg, gab uns einen Einblick in längst vergangene Zeiten. Innerhalb einer Ringmauer ist ein ganzes Dorf wieder aufgebaut worden. Eine Schulklasse saß in damaliger Kleidung beim Essen, wir wurden Zeitzeugen. Danach fuhren wir zurück nach Färjestaden, tankten bei Statoil voll und kauften bei ICA die ausgegangenen Lebensmittel für die kommenden Tage. Dann ging die Fahrt über die Brücke zurück zum CP. 170 Kilometer sind wir gefahren. Am CP zurück haben wir Brotzeit gemacht und Kaffee getrunken. Danach wurden die Räder am Dach verstaut, auch die Markise wurde eingerollt. Für die kommende Tour durch Mittelschweden habe ich den Reifendruck beim Wohnwagen und PKW geprüft und korrigiert. Bei noch starkem SW-Wind haben wir Kotelett gegrillt, aber drinnen gegessen. Jetzt um 19:30 Uhr hat der Wind nachgelassen.
Morgen geht es weiter nach Lidköping am Vänernsee. Etwa 370 Kilometer über Landstraßen.
Freitag, 27. Mai 2016, Fahrt von Kalmar (Ostsee) nach Lidköping am Vänernsee, Ab 110.505 km, an 111.845 km, gef. 341 Kilometer
Wir sind schon um 07:45 Uhr aufgestanden, weil wir heute eine Fahrt quer durch Süd-Schweden, von unten rechts nach oben links vorhaben. Das Wetter ist kühl, es hat gerade mal 13 Grad, der Himmel ist bedeckt. Das angekündigte Wetter, Regenwetter und starker Wind aus NW (genau gegen an) ist nicht eingetroffen. Ich sehe einen Fischadler in der Bucht, der von einer Krähe angegriffen wird. Nach einem inhäusigen Frühstück hat die Bordroutine, anspannen bis zahlen (735 SEK/80 EUR) und zuletzt PKW-Fenster sauber machen prächtig geklappt. Um 09:40 Uhr sind wir vom empfehlenswerten CP abgefahren. Die Fahrt geht über die A 22 nordwärts bis Alem, dann links die 34 bis Vimmerby, weiter die 33 bis Eksjö, dann die 31 nach Jönköping, die 26 nach Skövde, links ab die 49 nach Skara und die 184 nach Lidköping. Fast die ganze Strecke fuhren wir auf Landstraßen, zum Teil wie auf einer Achterbahn, rauf und runter, Kurven links und Rechts. Ein Hinweisschild auf einen Skilift zeigt, dass hier im Winter auch Skigefahren wird. Bis Jönköping war der Verkehr sehr gering, wir sind Kilometerlang ohne einen anderen Verkehrsteilnehmer zu sehen, gefahren. Immer wieder ELCH-Warnschilder, leider haben wir keinen gesehen. Lupinen am Straßenrand, ein Bussard, ewig singen die Wälder links und rechts der Straßen. Kleine Ortschaften, Viehwirtschaft, manche bäuerlichen Anwesen sind runtergekommen. Überall Blitzampeln, auf die vorher immer hingewiesen wird. Ortsdurchfahrten oft 30 – 40 km/h, insbesondere bei Schulen, Kindergärten und Fußgängerüberwegen. Und alle Verkehrsteilnehmer halten sich daran. Später ab Vetlanda wird das Land flacher, LKW mit 5-achsigen Anhängern fahren Kolonne. Wir sind mitten drin. Warten darauf, dass sie an einer mehrspurigen Bergstrecke schwächeln und wir sie zügig überholen können. Wir sehen ein Stück vom Vättern See, stehen in Jönköping im Baustellen-Stau und sind froh, dass ein Großteil des Verkehrs sich rechts Richtung Stückholm bewegt. Wir fahren die letzten Kilometer bis Lidköping, das Navi findet den CP Kronocamping auf Anhieb. Es ist 14:30 Uhr, 13 Grad sind nicht gerade warm. Alles ist Gewohnheitssache. Wir checken für zwei Nächte ein (610 SEK/67 EUR), beziehen den Stellplatz 414, stellen alles auf und gönnen uns eine Kaffeepause. Später lesen wir uns ein, was uns in Lidköping und Umgebung alles erwartet und machen einen Spaziergang am Ufer entlang zum Yachthafen. Ich schreibe meinen Tagesbericht, Gerti kocht, Percy Sledge singt dazu. Und der CP füllt sich am heutigen Freitag zusehends. Der kleine Heizlüfter und lange Schlafanzüge werden uns später warm halten.
Es ist spannend, zuzusehen, wie andere Caravaner ihre Gespanne auf die Stellplätze stellen. Einige sind Könige im rückwärtsfahren, bewegen das Gespann ohne Mover traumhaft. Andere tun sich etwas härter. Wir stehen in dritter Reihe, kommen hoffentlich am Sonntag, unserem Abreisetag wieder auf den Fahrweg, oder wir werden eingeparkt? Wir haben aber einen Radantrieb (Mover) und können Zentimetergenau (aus)rangieren.
Durch die schwedische Niedrigalkoholpolitik hat sich mein Bierdurst verringert. Mein Biervorrat aus Deutschland hatten jeweils über 5 VOL %, hier habe ich ÖL von Heineken mit 3,5 VOL % im Supermarkt kaufen müssen, es schmeckt nicht so. Ich sehe schon traurigen Zeiten entgegen. Pfefferminztee zum Abendessen, Mist!
Samstag, 28. Mai 2016, 08:30 Uhr 15 Grad, leicht bewölkt, Stadtbesuch von Lidköping und PKW-Ausflug zum Schloss Läckö auf der Insel Kallandsö
Die Nacht mit den langen Schlafanzügen war wohlig warm, der Tag begann gut. Der Vänernsee hinter uns rauschte an den Strand, der CP wurde ab 24:00 Uhr ruhig, vorher war noch eine wummernde Discomusik zu hören, die nur durch ein zusätzliches Kopfkissen auf dem Ohr zu ertragen war. Was bilden sich denn die Kneipenbetreiber ein, dass sie die Musik so laut stellen, dass der CP mitbeschallt wird?
Frühstück drinnen bedeutet, dass es draußen zu kalt war. Um 10:00 Uhr sind wir zu Fuß zu dem Nya standens Torg (Rathausplatz) gegangen, wo jeden Samstag Markt ist. Viele Blumen, ein wenig Obst z. B. Erdbeeren aus Belgien!?, Kleidung, Schuhe, Lederwaren etc. Es war wie ein kleiner Gardasee Markt, viel Gruscht, aber schön anzusehen. Heute stand auf dem Veranstaltungsplan: Liebevolles Lidköping mit Drop-in-Trauung und Singlevestival. Im Rathaus sind wir darauf hingewiesen worden, weil wir den schönen Blumenschmuck bewunderten. Später in der Nicolaikirche wurden wir informiert, dass heute Hochzeitstag ist, jeder kann kommen und sich (wieder) trauen lassen. Wir haben uns mit einer Dame gut in Deutsch unterhalten, die uns abschließend den Tipp gegeben hat, unbedingt das Läckö Slott, das 25 Kilometer vom CP entfernt ist, anzusehen. In Lidköping haben wir noch ein kleines Stadtviertel, den Handwerksgarten beim Hafen, angesehen, hier stehen noch Häuser aus dem 17. Jahrhundert, auch Ateliers und werden zum Teil bewohnt. Beim nach Hause gehen sind wir noch in das Outlet des Rörstrand Porzellan Museum gegangen und haben gesehen, mit welchen Gerätschaften in Schweden gekocht und womit getafelt wird.
Danach sind wir noch ins nahe Einkaufszentrum gegangen und haben uns inspirieren lassen, was wir heute zu Abend essen würden. Wir sind bei Köttbullar (Fleischklößchen) gelandet, auch frische Lachsfilet waren gut im Rennen. Am CP angekommen haben wir unsere Einkäufe verstaut und sind dann mit dem Wagen zum Läckö Slott, die Stammburg der Bischöfe von Skara, die 1298 auf der äußersten Landzunge der Insel errichtet wurde, gefahren. Aus Zeitgründen haben wir die Räume nicht besichtigt, sind weiter zum Fischerdorf Spiken gefahren und haben es erwandert. Danach sind wir wieder zum CP zurück gefahren, ich habe mit dem Tagesbericht begonnen und eines von den schwedischen Bieren konsumiert. Es war draußen leider zu kalt und zu windig, um zu schreiben, im Wohnwagen war es gemütlicher, Gerti hat gekocht. Später haben wir uns noch über die Landkarte gebeugt, um die morgige Route ans andere Ende des Vänernsees, nach Karlstad, an zu sehen. Bei den Nachrichten um 19 Uhr, konnten wir schwere Unwetter in Deutschland verfolgen, mit Wassermassen und kniehohem Hagel und das alles bei 27 - 30 Grad. Da sind wie mit unserem Wetter zufrieden, etwas kühl aber ohne Regen. Der Vänernsee wirft immer noch Wellen, so windig ist es noch.
Sonntag, 29. Mai 2016, 08:30 Uhr, durchgängig grauer Himmel, 15 Grad, fast windstill. Gef. 350 km
Für heute haben wir die Reise von Lidköping nach Karlstad geplant, an das nördliche Ende des Vänernsees. Wir haben gestern Abend schon die Markise eingerollt und Tisch und Stühle im Wohnwagen verstaut, die Wettervorhersage war nicht positiv. Aber an einem nicht schönen Tag zu reisen ist besser, als ihn am CP auszusitzen. Wir fahren nach dem Frühstück und dem auschecken (100 SEK Strafe für eine verlorene Karte) aus Lidköping auf die Straße 44 Richtung Mariestad, danach auf die 26 Richtung Mora. Die Fahrt ging an Golfplätzen, Flachhasen (überfahrene Kaninchen), Maisfeldern und am Berg Kinnekulle (306 m über NN) vorbei. Der Himmel ist grau, manchmal sprüht es Regen. Nach Mariestad fasse ich den Beschluss, an diesem grauen Tag nicht nach Karlstad, einer weiteren Stadt zu fahren, sondern weiter auf der 26 nach Mora zu fahren, das wir nach Karlstad im Reiseprogramm hatten. Das Wetter wird immer schlechter, ein erster Halbregentag auf unserer Reise beginnt. Wir fahren auf der 26 auf rotem Straßenbelag nach Norden, durch endlose Wälder, an Seen und Flüssen entlang. Oft kilometerlang ohne einen anderen Verkehrsteilnehmer zu sehen. Die Natur ist etwas weiter zurück, Obstbäume sind in beginnender Blüte, Löwenzahn, der weiter südlich schon verblüht war, beginnt zu blühen. An einem der vielen Seen machen wir um 13:00 Uhr eine kleine Pause, ab 14:45 Uhr regnet es nicht mehr, es wird wieder wärmer (14 Grad). Um 15:20 Uhr erreichen wir den Sollerö Campingplatz am Siljan See bei Mora, sind 350 Kilometer meist auf gut zu befahrenden Landstraßen gefahren. Das Navi hat uns metergenau geleitet.
Am CP angekommen suchen wir den Besitzer, haben den Wunsch, einen sonnigen Platz für zwei Tage zu beziehen und checken auf Platz 182 ein. Er ist frei vor dem Siljan See Strand, WIFI und Südrichtung für SAT-Empfang scheinen gut zu sein. Wir fahren in Richtung des Stellplatzes und der PKW kommt im weichen Untergrund ins stocken. Ich wühle mich im Untergrund ein. Pause. Steine unter den Vorderrädern und ein freundlicher Mithelfer sowie Vor- und Rückwärtsschaukeln des Gespannes brachten die rettenden Meter zum Stellplatz, der etwas aufgeschottert war. Es begann wieder zu regnen, als wir den Wohnwagen aufstellten und die Markise ausfuhren. Beim einrichten der SAT-Anlage gab es zwei Mal keine Verbindung zum ASTRA 1 Satelliten, eine Birke und eine Kiefer standen im Wege. Erst beim dritten Versuch klappte die Verbindung, wir konnten die Niederlage der Nationalmannschaft in Augsburg sehen. Bei uns in Mora regnete es genau so, wie in Augsburg. Der Heizlüfter läuft, die Bordküche wurde für das Abendessen bemüht, ein erster Halbregentag auf unserer Reise geht zu Ende. Internetverbindung ist kostenlos und klappt. Die Verbindung zur Außenwelt ist hergestellt, schaun wir mal, was wir heute und Morgen noch machen.
Montag, 30. Mai 2016, 08:30 Uhr grauer Himmel, 15 Grad, Wolkendecke bei 300 m, der Skiberg hinter uns ist in Wolken, Ausflug nach Mora, 37 km gefahren
Mora ist der Ort am Siljan See, wo der Wasa-Lauf nach 90 Kilometern endet. Er beginnt in Sälen. Die schnellste gelaufen Zeit für diese Strecke beträgt 3:38 Std. Aus Mora kommen auch die kleinen roten Dala-Holzpferdchen, die ganz früher noch in winterlicher Heimarbeit von den Bauern geschnitzt wurden. Soviel habe ich gestern Abend noch aus dem Schweden-Reiseführer entnommen und behalten.
Wir hatten eine ruhige Nacht, kein Wunder bei einem Ferien-CP, der nur von ein paar älteren Pärchen, uns eingeschlossen, bevölkert wird. Beim Frühstück ist noch alles grau in grau und kühl. Nach dem Frühstück fahren wir nach Mora, tanken voll und parken kostenlos am See. Wir machten einen kleinen Stadtbummel, schlenderten durch das Zieleinlaufssgebiet des Vasalaufes beim Vasa Museum, gingen durch ein Wohngebiet mit vielen kleinen Holzhäusern und schönen Gärten, besuchten die Kirche, gingen durch das Zorn-Museum (Maler und Kunstsammler) und kauften schließlich noch ein rotes Dala-Pferdchen und Frischwaren ein. In Mora ist auch ein schöner Stadtcampingplatz, den wir beim Spaziergang entdeckten.
Weil wir wissen, dass in Schweden der Wein preiswerter als in Norwegen ist, habe ich noch je ein Blockpack Pinot Grigo und Umbala Red, je drei Liter, um 368 SEK/40,25 € gekauft. Beide Packs hätten in Deutschland höchstens 12 € gekostet. Soviel zur Alkoholsteuer im Norden.
Die Sonne kam langsam durch und machte dem Einheitsgrau den Garaus. Danach fuhren wir zum CP zurück und machten im Sonnenschein Brotzeit. Die Welt sieht mit Sonne einfach viel freundlicher aus. Auf dem gegenüberliegenden Skiberg liegt auf der Piste noch etwas Schnee. Gerti nutzt den nachmittäglichen Freiraum zur eigenen Renovierung, ich schreibe den Tagesbericht und schaue auf die Landkarten um zu sehen, was die nächsten Tage alles bringen.
Weil das Wetter schön ist, werden wir heute den Grill anwerfen und Kotelett und Kartoffeln grillen. Dazu gibt es Dünnbier aus der Backskiste, weil ich zu knickrig war, beim halbstaatlichen Alkoholmonopol-Laden teures Bier mit mehr als 5 VOL% zu kaufen.
Wir haben die Markise gerade eingerollt, die Bilder sind von der Kamera geladen, die Sonne scheint, grad schön ist es.
Morgen werden wir nach Sveg und danach nach Östersund weiterfahren.
Dienstag, 31. Mai 2016, Ruhestörung in der Nacht, Fahrt von Mora nach Sveg,
Nachts um 03:00 Uhr, es ist schon so hell, dass man Zeitung lesen könnte, haben wir ein Beziehungsdrama der arabisch/schwedischen Art am CP zu hören und sehen bekommen. Ich bin durch Frauenschreie aufgewacht, stand auf, machte die Wohnwagentüre auf, rutschte auf dem Tritthocker aus und machte eine Rolle vorwärts ins taufrische Gras. Nachdem ich mich wieder aufgerappelt habe, vernahm ich, wie ein Mann und eine Frau heftig und laut stritten und schrien. Sie waren keine Campingplatzgäste. Er, ein arabisch aussehender Mann um die dreißig schrie auf die etwa 25 jährige Frau ein. Zwischenzeitlich sind noch weitere CP-Bewohner aufgewacht und in Richtung der Streitenden gegangen. Wir versuchten dem Treiben des Mannes Einhalt zu gebieten, er ging darauf nicht ein und beschimpfte die Frau weiter. Merkwürdig war, dass die Frau nicht bei uns Schutz gesucht hat, sondern sich die lautstarken Beschuldigungen anhörte. Ein Schwede hat mit dem Handy die Polizei verständigt, die nach einer halben Stunde kam. Der Mann hörte nicht auf, auf die Frau einzuschreien, sie auch zu stoßen. Das war der jungen Polizistin zu viel. Der Dialog zwischen Polizei und dem Mann erfolgte über einen Translator. Zu guter Letzt wurde der Mann in Handschellen in den Polizeiwagen geschoben, die junge Polizistin saß in der Mitte und die junge Frau daneben auf der Rückbank. Dann sind sie abgefahren. Mir war saukalt, ich hatte ja nur meinen Schlafanzug an. Und mich am Knie und an der großen Zehe beim Salto vorwärts gscheit verletzt. Pflaster haben die rote Farbe etwas in Schach gehalten, die Bettsocken haben danach wieder etwas für Wärme im Untergestell gesorgt.
Fazit: Es geht nach meinem Verständnis und Rechtsgefühl nicht, dass ein Mann (gleich welcher Nationalität) eine Frau derart niedermacht, an den Haaren zieht und sie aus Angst zum schreien bringt! Da musste ich aufstehen, mich mit dem Mann auch verbal anlegen und darauf gefasst zu sein, mich mit ihm zu prügeln.
Soviel zur nächtlichen Ruhestörung am Siljan See. Ich finde es gut, dass Strände öffentlich sind, ich finde es nicht gut, dass sich solche Szenen deshalb abspielen können, weil die Schranke zum CP in der Nacht nicht geschlossen ist.
Wir haben noch einige Minuten gebraucht um die Situation zu verdauen, danach konnte ich wieder einschlafen. Um 08:30 sind wir dann bei strahlendem Sonnenschein aufgestanden, haben im Sonnenschein gefrühstückt, die Abfahrt-Bordroutine durchgespielt, 560 SEK für zwei Nächte bezahlt und sind abgefahren.
Unsere Fahrt ging über die E 45 Inlandsvägen wieder nördlich, es war wenig Verkehr, die Straße war bis auf Ausnahmen (kleinere Baustellen) gut befahrbar. Viele Wälder, Berge und Täler haben wir durchfahren, keinen Elch gesehen. In dieser Region wird sehr viel Holz geschlagen, befördert auf LKW und per Bahn. Unser höchster Punkt war heute 530 Meter, wir haben links von uns die Höhenrücken des Fjells gesehen, die Schweden und Norwegen trennen. Unterwegs haben wir auf einem der wenigen Parkplätze an einem See Halt gemacht, ich habe etwas von fiske gelesen, mein Jagdtrieb ist erwacht, ich habe die Angel fertiggemacht und mit Blinker und Gummifisch der Forelle nachgeworfen, die ich gesehen habe. Bis auf einige Unterwasseräste habe ich nichts gefangen, aber schön wars. Später auf der Fahrt an einem Parkplatz hinter einem kleinen Wasserfall habe ich es wieder mit dem Angelglück versucht, leider nichts. Obwohl ich als Forelle an dieser Stelle gerne gelebt und mein Leben an einem wunderschönen neuen Blinker ausgehaucht hätte. Aber jeder sieht das anders.
In Sveg angekommen ist die Außentemperatur bei 25 Grad warm genug, mit freiem Oberkörper die Aufstellangelegenheiten und die nachfolgende Brotzeit zu gestalten. Der CP liegt in der Nähe der E 45, die stark befahren ist und in einem Gewerbegebiet mit Supermarkt, Sportzentrum und Fluss. Leider optisch und akustisch nicht das, was wir uns nach dem bis auf eine nächtliche Ausnahme ruhigen CP am Siljan See vorgestellt haben. Ich habe für eine Nacht einklariert und bezahlt, es werden sicher noch schönere CP kommen, wo wie die bisher drei eingesparten Reisetage verbringen werden. Nach einer Brotzeit haben wir einen kleinen Bummel ins CP-Umfeld gemacht, der i-Punkt war geschlossen, im Monopolladen haben wir 6 Dosen Bier über 5 %Vol erstanden und viel Spaß mit der Verkäuferin wegen der hohen ÖL-Preise gehabt, die ja in Norwegen den Faktor 2 zu Schweden haben werden. Nach Rückkehr zum CP haben wir relaxt, danach den Grill angeworfen und Lachs mit Salat zu Abend gegessen. Und dann ist ja noch jeden Abend die Fingerübung mit dem täglichen Reisebericht zu bewerkstelligen, während Gerti Haus und Hof in Ordnung hält.
Die Drosseln, Stare und Schwalben sind hier genau so emsig dabei, ihre Jungen zu füttern, wie bei uns im Süden. Um 22:00 Uhr kehrt langsam Ruhe ein, es sind nur noch Wanderarbeiter aus dem Osten beim Duschen unterwegs, die hier in Hütten wohnen.
Weil wir am CP wieder WIFI-Verbindung haben, konnten wir die vielen Bilder unserer Enkelin zum 1. Geburtstag runterladen und uns freuen, dass unserer Jugend so ein nettes Butzerl gelungen ist. Jedes Bild von den 56 Bildern zeigt eine kleine, selbstsichere Maus, die das Leben genießt.
Jetzt ist es 21:45 Uhr, die Sonne geht langsam unter, der Verkehr ist nicht zu überhören. Morgen ist ein anderer Tag, mal sehen, was er bringt.