Back Roads

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

Re: Back Roads

Beitragvon Voronwe » So, 13. Sep 2020, 10:30

Sehr schöne Wasserfälle wieder, und in Kolonne über die Hardangervidda - auch nicht ohne.

Und dann Lothe: Die Kinder schwärmen immer noch vom traumhaften Badestrand dort am Platz. Bei schönem Wetter genau der richtige Ort, um mal einen Nichts-tu-Tag einzulegen (Bei Regen sind die Hütten allerdings doch arg spartanisch)
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Re: Back Roads

Beitragvon Fjellpolo » So, 13. Sep 2020, 12:11

Was für ein schöner Tag: Tolle Wanderungen/Spaziergänge zum Glopefossen, Byklestigen und Låtefossen und die wunderbaren Passstraßen... Was Du alles an einem einzigen Tag geschafft hast!
Da müssen wir auch überall mal nochmal hin - sind wir vor ein paar Jahren nur "vorbeigefahren".
Ich freue mich schon auf den nächsten Tag!
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Re: Back Roads

Beitragvon Heidrun » So, 13. Sep 2020, 16:27

Es macht wirklich große Freude, Deinen Bericht zu lesen und anzuschauen, und ich finde es auch immer wieder so schön, Bekanntes aus einer neuen Perspektive zu erfahren, wie zum Beispiel den Låtefossen mal von oben zu betrachten. :D
Deine neue Markise begeistert mich natürlich als Caddyfahrerin auch sehr, und ich überlege, ob ich meine selbstgebastelte durch so eine schicke ersetze :D
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Re: Back Roads

Beitragvon Kumulus » So, 13. Sep 2020, 18:28

Danke für die lieben Rückmeldungen und Kommentare. Ich finde es gut, dass es euch gefällt, mich auf meiner kleinen Tour begleiten zu dürfen.

Es soll auch gleich weiter gehen


3. Tag – 04. August 2020 – Tag der Wasserfälle

Am Morgen muss ich leider im Nassen einpacken. So gibt es auch nur ein kleines Frühstück im Stehen.

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Die Entscheidung, die Nationale Touristenroute Hardanger gefahren zu sein, gefällt mir heute früh noch besser. Die Strecke ist und bleibt sensationell. So stellt man sich Norwegen vor; enge Straßen, schlechtere Qualität, Berg und Tal, alte Häuser und einen grandiosen Ausblick auf Fjord und See. Hinzu kommen die unendlichen Obstplantagen, die zurzeit Süßkirchen von ausgezeichneter Qualität bieten.

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An zwei besonderen Aussichtspunkten mache ich jeweils einen kurzen Boxenstopp und bestaune die Schönheit dieser Landschaft.

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Aber viel Zeit kann ich mir aber nicht lassen; die Fähre von Jondal nach Tørvikbygd fährt nur jede Stunde und ich möchte ungern, dass sie mir gerade vor der Nase davon fährt.

Trotzdem halte ich am alten Kvernhus und am Bootshafen von Herand. Gerade die alte Mühle und das Sägewerk waren mir bei einem früheren Besuch gar nicht aufgefallen. Ich muss aber zugeben, wenn ich auf der Piste den Wasserfall der Storelvi nicht bemerkt hätte, wäre ich wohl wieder daran vorbei gerauscht.

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Kurz danach kommen der Bootshafen und die Tourismusinformation für die Region. Aber allzu lange halte ich mich dort gerade bei diesem schlechten Wetter nicht auf. Denn es regnet unaufhaltsam.

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Am wunderschön angelegten Rastplatz Hereiane beobachte ich einen Wohnmobilfahrer mit einem riesigen „Dickschiff“, der ungeniert sein Grauwasser auf der Straße entsorgt. Die graue Brühe ergießt sich über eine riese Fläche. Auf meine Aufforderung, er möge dafür eine Entsorgungsstation aufsuchen, reagiert der Mann gar nicht. Ich will mich aber nicht darüber ärgern und fahre auch schnell weiter und komme gerade noch rechtzeitig für die 10:20 Uhr-Fähre an den Fergekai.

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Entgegen früherer Praxis wird nicht mehr abkassiert, sondern nur noch die Autokennzeichen fotografiert. Ich hatte diese Neuerung bereits im Forum lesen können.

Auf der Fähre muss ich in die „Tiefgarage“, so kommt es mir jedenfalls vor. Durch eine Luke geht es in den Laderaum. Durchfahrtshöhe 2,20 Meter – gerade gut für Pkw!

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Auf der Fähre selber begegne ich „Corona“ ein weiteres Mal – überall stehen Desinfektionsmittel bereit, die Toiletten an Bord sind verschlossen und der Ausschank/Verkauf im Bordbistro ist eingestellt. Für Beschwerden hängt auf einem Mast am Sonnendeck ein Kummerkasten.

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Die Überfahrt dauert 20 Minuten und das Ausschiffen geht schnell und lautlos.


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Kurze Zeit später bin ich in Norheimsund und auf dem großen Besucherparkplatz für den Steinsdalsfossen, mit dem auch auf der Seite der Nationalen Landschaftsroute „Hardanger“ geworben wird.


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Der Steinsdalsfossen hat zwar nur eine Fallhöhe von rd. 50 Metern, ist aber sehr besonders, weil man hinter dem Wasserfall gehen kann ohne besonders nass zu werden. Ein wirklich einmaliges Erlebnis.

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Wieder erreicht mich hier „Corona“, denn dieser touristische Hotspot ist nahezu menschenleer. Mit ein wenig Geduld hätte ich alle meine Bilder ohne jegliche Touristen auf dem Foto machen können. Ich denke, so menschenleer ist es sonst in der Saison nicht.


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Mein Aufenthalt dauert nicht allzu lange; was will man an einem Wasserfall auch noch sehen: Von vorne, von hinten, von rechts und von links. Souvenirs und kalte Waffeln im Info-Center brauche ich nicht – also weiter auf meiner heutigen Tour der Wasserfälle.


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Nummer zwei ist der Fossen Bratte, ein Wasserfall der Superlative, der mit einer Höhe von 79 Metern aus der Eikedalselva nahezu senkrecht in die Tiefe stürzt.

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Entgegen der touristischen Erschließung des Steinsdalsfossen erreicht man den Brattenfossen von einem kleinen Parkplatz am Fv 7 aus über einen kleinen Fußweg. Unten hat man dann die Möglichkeit bis fast an den Fuß des Wasserfalls zu gelangen. Allerdings braucht es dafür regenfeste Kleidung, denn die Gischt ist gigantisch. Innerhalb weniger Sekunden ist man klitschnass.

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Weiter geht’s auf dem Fv 7 in Richtung Bergen sowie der E 16 durch kleinere und größere Tunnel bis nach Dale, bzw. zum Fabrikverkauf von „Dale of Norway“, dem Hersteller von sehr hochwertigen Strickwaren.

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Seit 1879 entwirft und strickt Dale of Norway Kleidung aus 100 % reiner Wolle höchster Qualität und inspiriert von wunderschönen norwegischen Mustern. Seit 1956 entwirft Dale of Norway das Design der offiziellen Teilnehmerpullover für alle Olympischen Spiele und Weltmeisterschaften. Deswegen ist der Markenname Dale of Norway heute überall in der Welt bekannt.

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Auch hier wieder besondere Hygienemaßnahmen aufgrund von „Corona“; beschränkte Besucherzahlen, überall Desinfektionsmittel, geschlossene Besuchertoiletten und selbst das Museum ist nicht buch- und besuchbar.

Der Verkauf ist natürlich perfekt hergerichtet; für mich ist leider nichts dabei. Was ich leiden mag, ist mir zu teuer und was erschwinglich ist, mag ich nicht leiden. So ist das manchmal. Außerdem habe ich bereits zwei Klassiker von Dale of Norway in meinem Kleiderschrank, die ich viel zu selten trage. Wenn ich vorher gewusst hätte, wie kalt der Sommer in Norwegen ist, hätte ich mit Sicherheit ein Teil davon im Gepäck gehabt.

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Wenn mich jemand nach Ratschlägen und Tipps für eine Norwegen-Rundreise fragt, kommt von mir als erstes der Hinweis, soweit möglich keine Hauptstraßen, sondern Nebenstraßen zu nutzen. Und so eine Nebenstrecke gibt es von Dale nach Voss durch das Bergsdalen; anstelle der E 16 fährt man einfach den Fv 314 und damit durch das rund 16 Kilometer lange Flusstal entlang der Bergsdalselvi bis zum Hamlagrøvatnet. Atemberaubend schön und spektakulär sowie, zumindest für die ersten Kilometer, beängstigend gefährlich bzw. dramatisch. Von Dale bis zum Storefossen geht es in Haarnadeln meist einspurig bergauf und man fragt sich alle 500 Meter, „warum bin ich nur hier bloß langgefahren“? Spätestens bei den phantastischen Aus- und Anblicken weiß man warum.

Ich treffe auf den Staudamm Storefossen, von deren Scheitel die Serpentinen nahezu Postkartenmotive darstellen.

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Nach einer kurzen Pause geht es weiter ins Bergsdalen und in eine schöne norwegische Landschaft, in der auch viele Norweger ihre Ferienhäuser oder Skihütten haben. Verständlich, denn das Gelände liegt hier über 500 M. ü. M.

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Am Nachmittag erreiche ich Vossevangen und fahre zum zweiten Mal an dem Abzweiger zum Bordalsgjelet Gorge vorbei; die Schlucht wird wohl noch etwas länger auf mich warten müssen. Oder es ist ein Grund, in kommenden Jahren noch einmal hierher zu fahren.

Kurz darauf die nächste „Panne“ oder ungeplante Gegebenheit. Die Serpentinen der 1,6 Kilometer langen Stalheimskleiva sind gesperrt.

Doch zuvor erreiche ich noch den Tvindefossen, der auf meiner Sammlung an meinem „Tag der Wasserfälle“ natürlich nicht fehlen darf. Und wenn man schon mal daran vorbei fährt, kann man auch kurz anhalten.

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Auch hier so gut wie keine Touristen. Üblicherweise werden hier regelmäßig ganze Busladungen an Urlaubern „ausgekippt“. Aber jetzt bin ich fast allein. „Corona“ macht‘s möglich.

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Doch weiter zu der Straßensperrung an den Serpentinen der Stalheimskleiva. Ich bin die bereits dreimal runter gefahren und finde sie immer wieder faszinierend. Doch diesmal ist mir – und natürlich auch allen anderen Besuchern – die Durchfahrt verwehrt. Straßenschäden, wie ich später feststelle sind ursächlich für diese Sperrung, was ich aber auch verstehen kann. Denn die Stalheimskleiva sind mit 18 Prozent Gefälle eine der steilsten Straßenabschnitte Nordeuropas.

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Ich fahre zurück und über die E 16 durch den Stalheimtunnel und Sivletunnel. Unmittelbar dahinter biege ich rechts auf die alte Strecke und fahre bis zur Brücke über die Nærøydalselvi und nutze den kleinen Parkplatz, von dem aus ein schmaler Pfad am Fluss entlang bis zum Stalheimsfossen führt.

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Die Strecke ist etwa 900 Meter lang und gut zu bewältigen, bis man vor dem mächtigen und 129 Meter hohen Stalheimsfossen steht. Ein lohnender Abzweiger.

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Danach geht es vom Fußpunkt der Stalheimskleiva zu Fuß die Straße hinauf bis zu dem Streckenpunkt, von dem man den Sivlefossen aus erreichen kann. Unterwegs kann ich in das wunderschöne Nærøydalen schauen, aber auch die Straßenschäden auf der Kleiva zur Kenntnis nehmen.

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Doch nun endlich zur Aussichtsplattform mit Blick auf den Sivlefossen. Deswegen war ich ja hierher gefahren, weil ich diesen Wasserfall in den letzten Jahren zwar vom Vorbeifahren habe sehen, aber nicht aus nächster Nähe bestaunen können.

18 Prozent Gefälle bedeuten auch 18 Prozent Steigung, wenn man zu Fuß die Serpentinen wieder zurück läuft. Es ist etwas anstrengend, aber dafür werde ich mit einem phantastischen Blick auf den Sivlefossen belohnt. Richtig schön!

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Für den Rückweg zum Auto auf dem kleinen Parkplatz nutze ich eine eigens eingerichtete Wanderstrecke mit Holztreppen und Geländer an den kritischen Stellen. Das geht zwar nicht schneller voran, ist aber schöner und noch naturverbundener als die Straße.

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Der Rest des Tages ist schnell erzählt – den Rv16 bis Gudvangen und von dort am Nærøyfjord entlang bis nach Bakka.


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Ein Traum!! Camping, Grillen, Wein trinken direkt am Fjord. Besser geht’s nicht!!

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Fortsetzung folgt
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Re: Back Roads

Beitragvon Voronwe » Mo, 14. Sep 2020, 7:13

Sehr schön. Da werden Erinnerungen wach, wenn man dieselbe Strecke (nur andersrum) gefahren ist.

Kumulus hat geschrieben:
Am wunderschön angelegten Rastplatz Hereiane beobachte ich einen Wohnmobilfahrer mit einem riesigen „Dickschiff“, der ungeniert sein Grauwasser auf der Straße entsorgt. Die graue Brühe ergießt sich über eine riese Fläche. Auf meine Aufforderung, er möge dafür eine Entsorgungsstation aufsuchen, reagiert der Mann gar nicht. Ich will mich aber nicht darüber ärgern und fahre auch schnell weiter und komme gerade noch rechtzeitig für die 10:20 Uhr-Fähre an den Fergekai.



Und dann wird sich gewundert, wenn man als Wohnmobilfahrer nicht wirklich beliebt ist. Ob diese Drecksäcke ihr Klo auch im eigenen Garten ausleeren? :keppler:


Kumulus hat geschrieben:Entgegen früherer Praxis wird nicht mehr abkassiert, sondern nur noch die Autokennzeichen fotografiert. Ich hatte diese Neuerung bereits im Forum lesen können.


Funktioniert das dann wie bei der Maut, daß man irgendwann eine Rechnung bekommt? Oder muß man sich da vorher irgendwas besorgen?
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Re: Back Roads

Beitragvon Julindi » Mo, 14. Sep 2020, 8:09

Der Tag der Wasserfälle - das ist ganz nach meinem Geschmack :D :D :D
Ein paar bekannte und auch unbekannte Fälle - seeeehr schön!!
Reiseberichte mit Fotos auf http://www.ju-cara.jimdo.com
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Re: Back Roads

Beitragvon Kumulus » Mo, 14. Sep 2020, 8:39

Voronwe hat geschrieben:Funktioniert das dann wie bei der Maut, daß man irgendwann eine Rechnung bekommt?


Davon gehe ich aus. Denn ich habe mich nirgends registriert und auch nichts vorher buchen oder besorgen müssen.

Guten Start in die neue Woche
Martin
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Re: Back Roads

Beitragvon Kumulus » Mo, 14. Sep 2020, 17:50

4. Tag – 05. August 2020

Wie vom Wetterbericht vorhergesagt hat es in der Nacht zu regnen angefangen. Und es soll auch nicht besser werden! Aber deshalb bleibe ich nicht im Bett. Denn irgendwas geht immer.

Frühstücken, aufräumen, einpacken, Duschen und Geschirr spülen – um 09:30 Uhr starte ich in Richtung Gudvangen; ca. 5 Kilometer von Bakka entfernt.

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Noch am Ortsausgang sammele ich zwei Rucksacktouristen auf, um sie bei diesem Schietwetter ein Stückchen mitzunehmen. Wie sich herausstellt, zwei Deutsche aus Hamburg. Wir unterhalten uns über Norwegen und Reisemöglichkeiten und kommen in den Bakkatunnel; nur noch gut einen Kilometer von Gudvangen entfernt.

Im Bakkatunnel kommt mir ein Pkw entgegen, der eigentlich gar nicht hätte dort sein können. Denn der Tunnel ist durch eine Ampelanlage wechselseitig als Einbahnstraße zu befahren. Das Auto hält an einer Ausweichbucht und gibt mir zu verstehen, dass am Tunnelausgang ein Erdrutsch die Straße versperrt habe und ein Durchkommen nicht möglich sei. Na klasse !!

Also umdrehen und wieder zurück. Die beiden Rucksacktouristen steigen am Tunneleingang aus und wollen zu Fuß am Fjord entlang bis nach Gudvangen laufen. Ich verbringe meinen Vormittag auf dem Campingplatz. Die Inhaberin lächelt als ich erscheine und meint, jetzt sei Geduld angesagt!

Kurzen Augenblick später meldet sich auch der Campingplatzinhaber bei allen Touristen und klärt über die Lage auf. Danach habe eine Steinlawine die Straße versperrt und ein Wohnmobil, das gerade dort gestanden habe, beschädigt. Er stehe in Kontakt zu den Rettungskräften und der Polizei vor Ort. Gegen 12:00 Uhr erwarte man neuere Erkenntnisse.

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Aber gegen Mittag wird die Lage nicht besser. Auf der App von Statens vegvesen, der norwegischen Straßenverkehrsbehörde, lese ich, dass es für heute keine Entscheidung geben wird; neueste Einschätzungen soll es nun am Donnerstag (06. August) um 15:00 Uhr geben!

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Das bedeutet für mich und alle anderen Gäste in Bakka, dass wir von der Außenwelt so gut wie ausgeschlossen sind – zumindest auf dem Landweg. Darüber hinaus weiß ich jetzt, dass die geplante Wanderung über den Kongevegen in Borgund nicht stattfinden wird. Keine Wanderung, kein Lærdalstunnel, kein Aurlandsfjell, keine Stabkirche. Dafür eine trotz Regen und Wolken eine schöne Aussicht auf den Næroyfjord und in der Campingplatzküche nette Gespräche mit meist jungen Menschen aus allen Teilen Europas. Meist nur mit einem kleinen Zelt unterwegs hat es diese Touristen noch viel stärker getroffen, finde ich.

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Die Reservierung im Lærdal Ferie- og Fritidspark sage ich schriftlich ab und richte mich an meinem Platz der vergangenen Nach wieder häuslich ein. Die Wettervorhersage verspricht ein Ende des Dauerregens. Immerhin ein Lichtblick.

Um 16:45 Uhr zieht die „Future auf the Fjord“, Norwegens erste Elektrofähre majestätisch und geräuschlos an mir vorbei. Die Silhouette der 45 Meter langen und 15 Meter breiten Fähre erinnert mich an das Opernhaus in Oslo.

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Eine viertel Stunde später kommt noch die Motorfähre durch den Fjord, die neben den Passagieren auch Fahrzeuge transportiert. Wenige Minuten danach auch noch die Charteryacht Stardust. Luxus pur!

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Zwischendurch fällt zweimal der Strom aus, weil die Feuchtigkeit des Dauerregens den Sicherungen nicht besonders gut tut. Trotz allem Ungemach ist es hier sehr schön !!

Am Abend legt sich der Regen und die Wolkenschwaden ziehen wie Schleier an den steilen Bergwänden hinauf. Ein sehr mystisches Bild. Da kann man gut verstehen, dass Norwegen die Welt der Trolle und Mythen ist.

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Morgen geht’s weiter.
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Re: Back Roads

Beitragvon Heidrun » Mo, 14. Sep 2020, 21:53

Achja, der Regen...aber die Fotos sind toll! :D Und alles andere auch! Unglaublich, was Du in den vier Tagen schon alles erlebt hast!
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Re: Back Roads

Beitragvon Voronwe » Di, 15. Sep 2020, 7:33

Diese Wolken, die im Fjord hängen, einfach herrlich. Auch morgens sehr schön, und dazu dann Grieg hören (tausendmal gehört, abgnudelt bis zum Ende, aber hier passt es).

An die Oper in musste meine Frau (Ehre, wem Ehre gebührt) auch denken, als sie damals das Schiff gesehen hat. Aber schön, so lautlos und ohne Dieselabgase durch den Fjord zu gleiten - wir hatten damals die klassische Autofähre von Kaupanger. Und jemand schrieb hier mal, daß die Form so gewählt wurde, damit alle am Bug stehen können.

Ja und das mit dem Steinschlag: Das dachte ich mir öfters bei den Stichstraßen: Wenn hier jetzt ein Steinschlag ist, kommt man nicht mehr so schnell weg.

Aber Du konntest den Tag ja wenigstens in schöner Umgebung aussitzen (wenn auch nicht bei guten Wetter, um eventuell eine Wanderung zu machen). Und so eine erzwungende Entschleunigung tut ja auch mal ganz gut (wenn die Proviantsituation gesichert ist :D )

Freue mich schon auf die Fortsetzung
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Re: Back Roads

Beitragvon Ronald » Di, 15. Sep 2020, 10:17

Moin Martin,
wieder mal eine tolle Fortsetzung mit unglaublichen Erlebnissen bis hin zum Erdrutsch/Steinschlag. Na ja, das muss man zwar nicht haben, aber man ist um eine oder mehrere Erfahrungen reicher.

Super interessant geschrieben, auch mit den Einblendungen von Statens Vegvesen. Danke!

Tja, und Bakka stand auch auf der Planungsliste für unsere Tour 2020, die ja nun nicht stattfindet. Wir wären jetzt schon wieder aus Norwegen zurück. Mal sehen, ob und wann es nächstes Jahr klappt.

Und wir hatten 2019 im September ja diese tolle Sicht auf Bakka und Bakkanosi während unserer Fjordfahrt.
-
@Voronwe: „Und jemand schrieb hier mal, dass die Form so gewählt wurde, damit alle am Bug stehen können“
Nee, guck mal genau hin auf das Foto von „Future of the Fjords“. Die weißen Linien, die Du siehst, sind alles Bereiche, in denen Passagiere stehen können.

Hier noch drei Fotos, auf denen man die „Laufstege“ besser sehen kann:

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Gruß
Ronald
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Man kann sich jeden Tag ärgern, aber man ist nicht verpflichtet dazu!
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Re: Back Roads

Beitragvon Voronwe » Di, 15. Sep 2020, 10:33

Ronald hat geschrieben:-
@Voronwe: „Und jemand schrieb hier mal, dass die Form so gewählt wurde, damit alle am Bug stehen können“
Nee, guck mal genau hin auf das Foto von „Future of the Fjords“. Die weißen Linien, die Du siehst, sind alles Bereiche, in denen Passagiere stehen können.[/url]


Hallo Ronald

ich glaube, du warst das sogar, und ich habe Deine Aussage einfach nur verkürzt. Das Schiff ist ja terrassenförmig aufgebaut und daher stehen sich die Passagiere vor allem nicht gegenseitig im Weg (hoffentlich). Gerade bei der Autofähre ist es ja so, daß am Bug eigentlich kaum Platz und sich da gedrängelt wird (ist ja auch Aussichtstechnisch die interessanteste Stelle).

Ich glaube, wir meinen schon dasselbe. :prost:

Wäre schon mal interessant, mit der zu fahren - vielleicht nächstes Jahr
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Re: Back Roads

Beitragvon syltetoy » Di, 15. Sep 2020, 10:40

Wieder herrliche Fotos von deiner Tour, in Norge muss man mit solchen Einschränkungen rechnen, bei uns gibt es ja immer mehrere Möglichkeiten von A nach B zu kommen das ist dort selten der Fall.
Zum Glück hat man Urlaub :wink:
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Re: Back Roads

Beitragvon Kumulus » Di, 15. Sep 2020, 19:12

Kurzer Nachtrag zum Vorfall der Steinlawine vor dem Bakkatunnel: Berichten der regionalen Presse zufolge sind zwei Schweizer Touristen nur knapp einem Unglück davongekommen. Sie hatte unterhalb des Berghanges auf einem kleinen Rastplatz in ihrem Wohnmobil geschlafen und wurden von lauten Donner-Geräuschen geweckt. Ohne sich anzuziehen wollten sie mit ihrem Fahrzeug die Gefahrenstelle verlassen, wurden aber von einem Norweger, der die Situation beobachtet hatte, aufgefordert, das Wohnmobil unverzüglich zu verlassen. Zum Glück, denn nur wenige Sekunden später kamen die Felsen den Berg hinunter.

5. Tag – 06. August 2020

Selbst ein- und derselbe Blick in den Fjord wird auch nach Stunden nicht langweilig, weil es doch immer wieder Unterschiede gibt; Tageszeit, Farben, Wolken, Bötchen und gelegentlich Kanuten und Stand-up-Paddeler.

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Aber was macht man den ganzen Tag, wenn man in einem kleinen Ort ohne Infrastruktur quasi von der Außenwelt abgeschnitten ist? Und dazu noch bei Regen? Regenzeug an und dann spaziert man die Straße auf und ab. 700 Meter nach links – bis zum Schild „Privat“.

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Danach 350 Meter nach rechts – bis zum Ortsausgang. Wieder zurück, über den Hügel beim Campingplatz und Geocaching. Aber auch das ist schnell erledigt. Denn es gibt in ganz Bakka nur einen Cache an der Kirche. Und der ist eher ein „Drive Inn“ als eine echte Herausforderung.

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Die Idee, den unvorhergesehenen Boxenstopp für eine schöne Wanderung zu nutzen, ließ sich auch nicht in die Tat umsetzen. Die umgehenden Berge sind extrem steil und außer des Fv 5623 gibt es keine Wege. Auch die sehr populäre Wanderung auf den Rimstigen war aufgrund der schlechten Witterung nicht durchführbar. Die Wanderung ist sehr anspruchsvoll, denn auf einer Strecke von 1,5 Kilometer sind 750 Höhemeter zu überwinden. So warnt ut.no auch: „Dieser Weg ist von Anfang bis Ende steil, sehr steil. Im Gegenzug erhalten Sie einen fantastischen Blick über den Nærøyfjord und die Umgebung. Diese Tour wird nur für diejenigen mit guten Knien empfohlen und es erfordert, dass Sie in guter körperlicher Verfassung sind.“ Also nichts für mich !! Im Übrigen sind auch alle anderen Touristen vor Ort nicht aufgestiegen.

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Um 15:00 Uhr kommt von der norwegischen Straßenverkehrsbehörde die Botschaft, mit Neuigkeiten erst um 17:00 Uhr aufwarten zu können.

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Der Campingwirt erzählt, dass inzwischen ein Helikopter am Unglücksort eingetroffen sei, der aber wegen der dichten und tiefhängenden Wolken aktuell nicht mit der Bergung an der Unglücksstelle beginnen könne. Meine Urlaubsplanungen für den Tag wirft das völlig über den Haufen.

Um 15:30 Uhr sehe ich den Helikopter wieder davon fliegen; kurze Zeit später kommt dann auch die Nachricht, dass die Straße in einer Stunde wieder freigegeben werde. So wie ich atmen viele auf. Ich packe meine „7 Sachen“, bezahle die letzte Übernachtung und setze gegen 16:30 Uhr meine Rundreise fort.

Zunächst in einer Kolonne an der Unglücksstelle vorbei und dann weiter durch den Gudvangentunnel. Die Steinlawine hatte ganze Arbeit geleistet; ein völlig verwüstetes Stückchen Wegstrecke!

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Aber nichts wie weg – ich mache mich auf den Weg nach Geilo, meiner nächsten Station. Durch den unerwarteten Zwischenstopp konnte ich drei Wanderungen nicht machen und musste auch den wunderschönen alten Straßenabschnitt zur Stabkirche von Borgund auslassen.

In Aurland gibt’s noch ein wenig Kraftstoff für den zu bewältigenden Berg und weiter geht’s auf dem Fv 50 in einen wunderschönen Straßenabschnitt mit unzähligen Tunnel und grandiosen Aussichten.

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Eine faszinierende Landschaft hier östlich der Harlingskarved. Man möchte alle Naslang anhalten – wenn das nur ginge. Leider sind Parkbuchten auf dieser Strecke rar.

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Um 19:00 Uhr erreiche ich mein für heute geplantes Etappenziel – Geilo Hytter og Camping. Eine moderne Anlage, teuer, aber „all inclusive“. Toiletten gibt es zwei, Waschraum einen und zusätzlich eine Dusche – bei den Herren wohlgemerkt. Aber ich vermute, bei den Damen wird es nicht besser sein.

Die Abwaschküche ist auch eher als „Kammer“ zu bezeichnen, denn eine Waschmaschine mit Trockner sowie zwei große Elektroschränke nehmen nahezu allen Platz in dem kleinen Raum ein. Das angeblich freie WLan funktioniert zudem nicht. Auch das führt bei mir zur Abwertung dieses Campingplatzes, der mit 350 NOK der bisher teuerste Platz ist.


Schönen Abend
Martin
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Re: Back Roads

Beitragvon Julindi » Mi, 16. Sep 2020, 7:48

Das ist ja mal ein Erlebnis... wenn man so wegen eines Steinschlags festsitzt ... nur gut, dass keinem etwas passiert ist.

Kumulus hat geschrieben:Selbst ein- und derselbe Blick in den Fjord wird auch nach Stunden nicht langweilig, weil es doch immer wieder Unterschiede gibt; Tageszeit, Farben, Wolken, Bötchen und gelegentlich Kanuten und Stand-up-Paddeler.

Ich liebe das auch - einfach dasitzen und schauen ... das geht stundenlang. Immerhin hast du an einem schönen Fleckchen Erde festgesessen :wink:

Die Fahrt über das Fjell sieht herrlich aus - diese Strecke bin ich noch nicht gefahren, das muss ich wohl noch nachholen :D
Reiseberichte mit Fotos auf http://www.ju-cara.jimdo.com
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