68,68°Nord

Eure Berichte von Reisen in Norwegen, Wander- und Bergtouren, Hurtigrutenfahrten oder Spezialtouren

Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Di, 21. Nov 2023, 12:32

Montag, 14.8.23

Die letzten zwei Tage waren suuuuper schön, aber auch echt anstrengend, somit gammeln wir bis halb zehn im Bett rum. D.h. ich bin die einzige, die dann aufsteht, die anderen bleiben noch länger liegen. Heute einfach mal faul sein.

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Natürlich zieht sich unser gemütliches Frühstück in die Länge, danach wird erst Tennis und dann Federball gespielt. Erst zu dritt und später ausgiebigst zu viert. Wir spielen tatsächlich über eineinhalb Stunden unter großem Gelächter und Gejohle auf der Wiese. Macht richtig Spaß!

Dann wird wieder etwas gechillt und gesnackt, am späten Nachmittag fahren wir noch in den Austerfjorden (ein Seitenarm des Gullesfjorden) hinein, hier bekamen wir den Tipp von Bernd, dass es einen Naturspielplatz mit Klettermöglichkeiten gibt. Angekommen toben unsere zwei direkt los und probieren alle Klettereien und Schaukeln aus.

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Mein Mann spitzelt in den angrenzenden Wald - er wittert etwas, das sehe ich ihm an… Bald höre ich ihn rufen… Pfifferlinge! Lecker. Das lassen sich unsere Trolle nicht zweimal sagen, sie essen zwar keine Pilze, suchen sie aber gern. Während die drei am Suchen sind, schlendere ich zum Strand, der direkt gegenüber liegt. Es ist mal wieder so herrlich ruhig. Naja fast - die Möwen und die Austernfischer sind heftig am Meckern, als ich auftauche. Ich genießen diese kurzen Momente, in denen ich auch mal ganz alleine bin, sehr. Kurz darauf tauchen die Pilzsammler mit einer vollen Tüte gelber Pracht auf und meine Tochter kommuniziert mit dem Austernfischer - beide haben beim Piepsen dieselbe schrille Tonlage – ich glaube, sie verstehen sich!

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Zuhause werden natürlich die leckeren Pilze in der Pfanne gebrutzelt, es schmeckt vorzüglich.

Da die Kinder noch angeln wollen, macht sich die Dreier-Angel-Gang wieder auf zur Mole nach Borkenes (der Motor unseres Bootes hier geht leider immer noch nicht und hier ist das Wasser zu flach, um vom Fels aus zu angeln).

Ich lasse die Gang ziehen und bleibe zu Hause. Es regnet, ich kann hier die Ruhe und den Ausblick genießen, mache es mir in der Hütte gemütlich und lausche dem Getropfe des Regens. Ich bin mal wieder sehr dankbar, hier zu sein.
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Di, 21. Nov 2023, 12:43

Dienstag, 15.8.23
Heute Nacht hat es geregnet, der Fjord ist wolkenverhangen. Das ist wirklich wieder ein Panorama, an dem ich mich nicht satt sehe! Gerade die wechselnden Wolkenformationen machen das alles so interessant - ist viel spannender als blauer Himmel.
Heute wollen wir die sogenannte Adolfskanone in Harstad anschauen. Da sie sich mitten in einem Militärgelände befindet, muss man sich anmelden und über die Website die Tickets buchen. Als wir losfahren, beginnt es zu regnen, kalt ist es aber nicht. Wir treffen uns auf einem Parkplatz in der Nähe des Haupteingangs zum Militärgebiet. Alle über 12 Jahre müssen sich mit Lichtbildausweis identifizieren, alles wird dokumentiert, bevor wir (drei Autos) in Kolonne hinter dem Guide herfahren und das Tor zum Sperrgebiet passieren (zu Fuß ist das Passieren nicht erlaubt). Erst nach Erreichen des abgesperrten Bereichs um die Kanone herum dürfen wir aussteigen. Die Gruppe besteht nur aus zehn Personen und wir werden stets von einem Soldaten überwacht, der die ganze Führung über bei uns bleibt.

Zunächst geht es hinein in den Bunker und ein Rückblick in die Geschichte des Zweiten Weltkrieges beginnt. Wahnsinn, wie viele Forts Hitler entlang der gesamten Küstenlinie Norwegens errichten ließ. Einerseits eine echt beeindruckende Leistung, was hier in vier Jahren durchgezogen wurde, andererseits absolut erschreckend, welch kriminelle und größenwahnsinnige Energie dahintersteckte und wie viele Kriegsgefangene ihr Leben dabei ließen. Die Führung ist auf Englisch, umfangreich, aber kurzweilig. Imposant ist die Größe der Geschossgranaten, die ganze Apparatur unter der Kanone ist ein ausgeklügeltes System, ich bin perplex… man schwankt zwischen Bewunderung für die damalige Technik und dem Graus vor dem, für was diese Kanone erschaffen wurde, welche Zerstörungskraft dahinter steckt.

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Dann kommen wir endlich zur Kanone selbst. Da bleibt mir wirklich kurz mal die Luft weg… Fotos habe ich ja schon gesehen, aber wenn man vor der „Barbara“ steht, ist es nochmal etwas anderes. Wir gehen in sie hinein und der Guide erklärt uns den kompletten Ablauf, der zum Abfeuern nötig ist - 68 Mann braucht man dafür!

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Ich frage mich: was wollte Hitler denn eigentlich so weit hier oben im Norden? Die Antwort ist relativ einfach: den Posten Narvik, den „Erzhafen“ halten. Von Kiruna aus wurde das Eisenerz mit dem Zug direkt nach Narvik zum Hafen gebracht und von hier aus verschifft, somit hatte Hitler immer genug Nachschub, um die Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten. Um dies zu gewährleisten, war ihm der Norden Skandinaviens so wichtig.
Puh – das Ganze haut einen echt um. Bis aus dem Militärgelände hinaus werden wir natürlich wieder von der MP begleitet.
Nach so viel Kriegsgedanken tut der Abstecher zur Trondenes Kirke, die hier auf der Halbinsel liegt, gut. Leider ist sie geschlossen.

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Ich erblicke von hier aus eine Holzkirche, zu der wir schlendern und stellen fest, dass wir hier direkt am Trondenes Historiske Senter (ein Teil der Sør-Troms Museen) stehen. Um zur Holzkirche zu kommen, müssen wir Tickets kaufen. Erst einmal setzen wir uns gemütlich in das zughörige Café, essen Kuchen und trinken Kaffee, bevor wir ins Museum gehen. Die Geschichte von Trondenes, angefangen bei den Wikingern, über das Mittelalter bis heute wird hier thematisiert. Die Ausstellung ist sehr gelungen und auch für die Kinder gibt es viel zu entdecken, überall gibt es Schaukästen, Tafeln, Figuren, Trennwände, hinter denen es wieder etwas Neues zu sehen gibt. Zum Schluss kommt man in den Außenbereich, der den Hof einer mittelständischen Bauern-Fischer-Familie im Mittelalter nachbildet, die Gebäude sind alle begehbar.

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Zur Freude der Kinder gibt es hier meckernde Ziegen und glücklicherweise kommt gerade eine als Bäuerin gekleidete Norwegerin, um die Ziegen mit Milch zu versorgen - sie lächelt uns zu und winkt uns zu sich, wir dürfen zu ihr ins Gehege und mit in den Hinterhof, wo es für die Zicklein eine Futterstation mit Milchnuckeln gibt. Was ein Geschmatze ;-)
Nach diesen gelungenen Führungen und Ausstellungen machen wir uns auf den Heimweg. Jetzt regnet es immer wieder, also machen wir uns es im Haus gemütlich. Als ich nach dem Abendessen gerade abspüle (spüling-with-a-view), schwimmt tatsächlich der Zwergwal nochmal bei uns vorbei - natürlich taucht er nicht nochmal auf, als ich dann mit gezückter Kamera im Regen stehe. Egal, zweimal habe ich ihn gesehen :-)

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Dieser verregnete Abend ist perfekt, um weitere spannende Abenteuer mit Atreju in der Unendlichen Geschichte zu erleben.
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Gudrun » Di, 21. Nov 2023, 12:52

Du kannst ganz schön Sehnsüchte wecken!

Grüße Gudrun
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Do, 23. Nov 2023, 9:57

Gudrun hat geschrieben:Du kannst ganz schön Sehnsüchte wecken!

Grüße Gudrun

Das mache ich doch gern :lol: :D

Mittwoch, 16.8.23

Tief hängende Wolken und eine triefnasse Terrasse verhindern heute mein Draußen-Panorama-Yoga, also schnell drinnen auf die Matte und die ganze Bande aus den Federn werfen. Da wir ja bootslos sind, haben wir eine Bootsangel-Tour bei einem Bekannten von Bernd gebucht. Hannes ist auch ein deutscher Auswanderer, der verschiedene Touren mit seinem Boot anbietet ("arcticwaters" in Harstad). Um 10 Uhr müssen wir am Hafen sein, also heute kein Getrödel. Nach ein paar Baustellen-Umleitungen finden wir endlich den Weg zum Hafen und treffen Hannes. Die Chemie zwischen uns stimmt und wir machen uns auf zu seinem Boot, komfortabel mit einer Kabine und Sitzbänken. Leider ist uns heute das Wetter nicht so gesonnen. Es regnet zwar nicht, dafür ist es aber ziemlich windig, sodass uns nach der Ausfahrt aus dem Hafen kräftige Wellen entgegenschlagen. Das Töchterlein hat etwas Angst, ich fühl mich auf dem Boot sicher und bin auch überzeugt, dass Hannes weiß, was er tut. Das beruhigt die Kleine. Doch trotzdem können wir leider die anvisierten Stellen wegen zu hoher Wellen nicht anfahren und bleiben lieber im Windschatten einer kleinen Insel. Jetzt wird geangelt, mit Erfolg.

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Ein paar Mal wechseln wir die Stelle, müssen aber sowieso relativ oft den Stand des Boots korrigieren, weil wir so schnell abdriften. Es macht Spaß, wir haben nette Gespräche, die Kinder haben einen guten Draht zum Käpt‘n und bringen ihn dazu, über die Bootslautsprecher Musik zu hören, so dröhnt kurze Zeit später nicht nur „Believer“ und „T.N.T“ aus der Box, sondern auch die Titelmusik der „Eiskönigin“… Wir nehmen nur mit, was wir essen können, so gehen wir mit Dorsch, Seelachs und Lumb nach Hause. Die drei Stunden sind schnell um, die Kinder dürfen noch das Boot fahren und sind glücklich als dann noch wirklich direkt neben dem Boot zwei Schweinswale auftauchen - so nah, dass man die Grauschattierungen der glänzenden dicken Haut gut erkennen kann.

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Den restlichen Tag machen wir es uns daheim hyggelig, während es draußen regnet wird gechillt und Monopoli gespielt. Abends mache ich den Fisch im Ofen (denn für‘s Grillen ist es draußen einfach zu nass) und wir machen einen gemütlichen DVD-Abend.

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Bernd meldet sich noch und will morgen einen Motor vorbei bringen - wäre schön, wenn wir wenigstens noch ein bisschen auf dem Fjord herum tuckern könnten.
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Do, 23. Nov 2023, 10:13

Donnerstag, 17.8.23

Es ist schon bemerkenswert, wie lange wir hier alle schlafen…

Um halb zehn wachen wir beiden auf, von den Kindern hören wir nichts. Als ich (bei gerade mal 14 Grad) auf der Terrasse zum Morgen-Kaffee sitze kommt Bernd vorbei und befestigt den Motor am Boot.

Mit den Kindern mache ich einen kleinen Frühstückssnack, bis mein Mann vom Joggen zurück kommt, dann wird ordentlich gemeinsam gebruncht.

Die gestern begonnene Monopoli-Partie wird fortgesetzt, bevor wir uns auf den Weg zum Fjordende machen, von hier aus kann man auf‘s Fjell hoch wandern. Ein echtes Ziel haben wir nicht, wir laufen einfach so lange wir Lust haben. Keine fünf Minuten nach Beginn des Pfades finden wir uns in einem Pfifferling-Paradies wieder, da können wir nicht widerstehen und schneiden einen Pilz nach dem anderen ab.

Einen kleinen Zwischenstopp machen wir an der Fossestua (geschlossen), die - wie der Name schon sagt - an einem kleinen schönen Fossen liegt.

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Weiter geht es bergauf durch Birkenwäldchen und (durch den Regen) sehr feuchte Wiesen und matschige Pfade. Nach einer letzten steilen Partie kommen wir an einen schönen Felsen, der eine herrliche Sicht auf Fjord, Berge und einen Wasserfall bietet.

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Hier machen wir unsere Trink- und Kekspause. Von hier oben sehen wir unten im Tal eine kleine Brücke über den Fluss und auf der anderen Seite ein Lávvu (davon hatte uns Bernd schon erzählt). Wir wollen dort hinunter, können aber keinen Pfad erkennen. Also beschließen wir, querfeldein zu gehen. Gesagt, getan, vorsichtig steigen wir hinab und finden tatsächlich die Brücke und somit auch das Zelt.

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Es ist gemütlich hier drin, man kann Feuer machen, genug Holz ist vorhanden, Sitzmöglichkeiten, Geschirr und Besteck, Äxte zum Holzhacken… einfach wieder toll, was hier für die Allgemeinheit zur Verfügung steht. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum geparkten Auto. Unterwegs stellen sich uns Schafe in den Weg. Das Leitschaf kommt aufmüpfig auf uns zu, das macht den Kindern dann doch etwas Angst, ich lasse es schnüffeln und dann sind wir Freunde … so gute Freunde, dass die ganze Mannschaft hinter uns her läuft (norwegische Follower sozusagen), voll süß. Aber am Gatter lassen wir sie natürlich nicht mit durch und unsere Weggefährten meckern zum Abschied. Hier unten mündet der Fluss ins Meer, ein richtig schöner Fleck, auch hier bleiben wir noch ein Weilchen.

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Da in unserem Kühlschrank Ebbe herrscht, müssen wir unbedingt noch in Borkenes einkaufen gehen. Endlich daheim bereite ich die Pfifferlinge zu und wir lassen es uns schmecken.

Die Männer wollen nochmals angeln gehen und wir Mädels machen uns einen gemütlichen Abend mit Strandspaziergang, einem schönen Film und jeder Menge Chips :-)
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Sa, 25. Nov 2023, 14:39

Freitag, 18.8.23

Gammeltag! Auch das muss mal sein … einfach mal gar nix machen, ausschlafen, lümmeln… das Wetter ist okay, man merkt hier oben wirklich, dass es Richtung Herbst geht, nachts ist es richtig frisch (8 Grad). Mein Yoga heute findet dann draußen langärmelig statt.

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Wir schlafen lange, frühstücken lange… spielen Monopoli (auch lange) und trotz Windes versuchen wir immer wieder mal Federball zu spielen. Natürlich gehen wir auch an unseren Steinstrand, der uns nach jeder Flut ein paar kleine neue Schätzchen präsentiert, von wunderschönen Schneckenhäuser über Seeigelskelette, schönen Steine oder abgeschliffenem Holz. Immer wieder finden wir auch tote Kreis- und Kreuz- oder auch dicke Feuerquallen (Kreis-/Kreuzqualle heißen die natürlich nicht wirklich, aber wir haben sie wegen Ihres Aussehens so getauft).

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Im klaren Wasser können wir hunderte Seeigel sehen, hin und wieder einen Seestern oder ein paar kleine Fische. Wer allgegenwärtig ist, das sind die Möwen und die Seeschwalben, ab und zu kommen Kormoran, Austernfischer und Nebelkrähen vorbei.

Am Nachmittag kommt Bernd noch mit seiner Lebensgefährtin Frederike auf einen gemütlichen Kaffee zu uns ins Häuschen - wie gut, dass ich selbst gekauften Kuchen da habe ;-)

Nach knapp zwei Stunden verabschieden sich die beiden, wir essen zu Abend und währen die Kinderlein einen Film schauen, genießen wir ein bisschen „we-time“ auf den Felsen am Meer - mein Mann angelt und ich sammel mal wieder …

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Natürlich darf aber auch heute das nächste Abenteuer von Bastian nicht fehlen, der mittlerweile selbst in die Unendliche Geschichte eingetaucht ist… immer wieder faszinierend dieses Buch!
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Sa, 25. Nov 2023, 14:52

Samstag, 19.8.23

Heute vor zwei Wochen sind wir aufgebrochen … wir haben schon so viel erlebt - und doch haben wir noch eine ganze Woche vor uns… drei Wochen frei und drei Wochen Urlaub - das hatten wir noch nie und wir genießen es in vollen Zügen!

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Eigentlich wollten wir heute noch zu einer schöne Angelstelle fahren, die uns Hannes empfohlen hatte. Doch meinem Mann geht’s leider nicht so gut, sodass ich mit den Kindern spontan beschließe, etwas wandern zu gehen. Naja, sagen wir mal anders: nach dem Faultag gestern habe ich einen starken Drang, mich zu bewegen … die übliche „Mama-braucht-mal-Ruhe-Tour“… Die Kinder sollten eigentlich daheim bleiben, das hieße aber auch: kranken Papa in Ruhe lassen, kein Fernsehen, kein iPad oder Ähnliches (denn es gibt ja viele andere Beschäftigungsmöglichkeiten). Mit Aussicht auf null Minuten Bildschirmzeit möchten dann beide lieber mit wandern gehen. Also gut, wer braucht schon Ruhe (Mama-braucht-keine-Ruhe-Tour)… seit wir in Norwegen sind, bin ich absolut tiefentspannt. Und insgeheim freue ich mich natürlich J Nur 10 Minuten von hier entfernt habe ich unterwegs ein Schild gesehen „Ti på toppen“ und auf Godtur.no die passende Tour. Auf geht’s beschaulich ein paar Minuten einen kleinen Forstweg entlang, auf dem wir Elchköddel und auch Elchspuren entdecken. Kurz darauf kommen wir auf einen Pfad, so einen, wie ich ihn liiiiebe: schmal, gewunden, hindurch durch ein Wäldchen mit knorrigen kleinen Birken, der Boden von Farn, Moos und Blaubeeren bedeckt, die Sonne spitzelt durch die Blätter, ein herrliches Licht - und das bei perfektem Wanderwetter.

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Mein Sohnemann ist aber heute irgendwie auch nicht so fit, hatte heute Morgen schon über einen „komischen Bauch“ geklagt. So ist er nicht gerade begeistert, als es immer steiler und steiler wird. Nach circa einer Stunde kommen wir an einen schönen Aussichtspunkt mit einer kleinen Bank, meine Trolle beschließen, dass hier nun der Ess- und Umkehrpunkt ist.

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Okay, bin ja froh, dass sie überhaupt mit gekommen sind. So machen wir hier ein kurzes Päuschen mit kleinen Snacks und reichlich zu Trinken, um dann den steilen Rückweg anzutreten. Zufrieden mit der schönen Kurztour steigen wir ins Auto und fahren zurück. Mein Mann schläft noch und während die Kinder eine halbe Stunde „Bildschirmzeit“ haben, schlendere ich mal wieder am Meer entlang - ich genieße das so, das Meeresrauschen, die meckernden Möwen, die piepsenden Seeschwalben und die lauten Austernfischer.

Zurück im Haus wird erst mal was gegessen, mein Mann ist halbwegs fit und wir wollen noch ein letztes Mal angeln. Morgen müssen wir leider wieder packen.

Diesmal werfen wir die Angeln vom Kai der Dachstuhlfabrik ins Wasser (vorher haben wir geklärt, dass wir dort auch wirklich hindürfen). Und dort ist es echt der Knüller, ein Fisch nach dem anderen geht an den Haken, und das bei strahlendem Sonnenschein. Ein schöner Angelabschluss.

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Noch tanken und einkaufen, dann zum Abendessen zurück ins Haus. Die Monopoli-Runde spielen wir abends noch fertig, bevor wir dann wieder (wie jeden Abend) in die Unendliche Geschichte eintauchen.

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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Mi, 29. Nov 2023, 10:31

Sonntag, 20.8.2023

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Packtag … also passiert heute nichts. Naja fast nichts. Leider geht es meinem Mann richtig schlecht, er hatte heute Nacht Schüttelfrost und hat kaum geschlafen. Also heißt es nach meinem Yoga und meinem Käffchen: packen für alle, mein Mann bleibt im Bett. Da wir noch mehrere Tage gemütlich durch Norwegen tingeln wollten und unsere Fähre erst am Freitag in Oslo geht (wir also noch mehrere Zwischenübernachtungen haben), ist es eine logistisch knifflige Aufgabe alles so zu packen, dass man an die wichtigen Sachen zum richtigen Zeitpunkt dran kommt, genügend Wechselklamotten für alle Viere greifbar hat, Essen für unterwegs, Sachen für den Campingplatz …

Naja, hilft ja nix – da muss ich nun allein durch, aber da ich den ganzen Tag Zeit habe, ist das okay. Das Wetter ist der Knüller, Sonnenschein und T-Shirt-Temperaturen. Eigentlich wollten wir heute, da es auch noch fast windstill ist, endlich mal mit dem Boot raus, aber es sollte wohl nicht sein.

Immer wieder zwischendurch setze ich mich auf die Terrasse oder auf die Bank hinters Haus, genieße die Sonne oder beobachte einfach die Vögel. (Ganz à la Astrid Lindgren: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.“ – Ich liebe dieses Zitat!)

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Als ich soweit mit allem durch bin, lege ich mich mit dem Töchterlein auf die Liegestühle in die Sonne und wir chillen gemeinsam (ein Hoch auf alle Hörspiele - im Moment sind Die drei ??? Kids der Renner). Später schaffe ich es sogar durch eine akrobatische Klettereinlagen trotz meiner geringen Körpergröße, die Dachbox zu beladen. Das heißt, morgen früh muss nicht mehr viel ins Auto geladen.

Alles in allem für mich dann doch ein ziemlich entspannter Tag, trotz Packen, Krankenversorgung und Kinderbespaßung. Mein Mann tut mir so leid, ich hoffe so sehr, dass es mit ihm jetzt bergauf geht, sonst wird die Rückfahrt eine Tortur.

Wie schön, dass ich noch eine Runde mit Atreju und Bastian durch Phantasien reisen kann, bevor ich früh ins Bett gehe.
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Mi, 29. Nov 2023, 10:46

Montag, 21.8.2023 - 352 km

Der Wecker geht viel zu früh… aber muss ja leider sein, dass wir heute diesen schönen Ort verlassen. Der Fjord ist wolkenverhangen und es nieselt - Abschiedsstimmung halt. Es klappt trotz kränkelndem Mann alles gut, die Kinder helfen beim Betten abziehen, beim Abspülen und Auto einräumen. Um zehn Uhr erreichen wir wie geplant die Fähre nach Flesnes, von dort geht es zur nächsten Fähre nach Lødingen, um nach Bognes überzusetzen. Auf der Zweiten Fähre gehen wir gemütlich etwas essen, das Frühstück kam heute nämlich definitiv zu kurz.

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Normalerweise bin ich unterwegs immer am Schauen, heute muss aber ich den Fahrerpart übernehmen und kann leider nicht die Landschaft betrachten. Da heute durchgehendes Schietwetter ist (es regnet nur einmal - aber das den ganzen Tag), zerschlägt sich leider mein Plan, im Rago Nationalpark zu wandern. Total schade, aber es schüttet so richtig – naja, den Mann während der Wanderung im Auto lassen wäre aber eh nicht so die beste Option gewesen. Also beschließe ich (wenn es schon so schüttet), dann fahren wir halt einfach weiter, als ursprünglich gedacht. Unterwegs, als es mal aufhört zu schütten und nur noch nieselt, kommen wir an einer tollen Hängebrücke über den Luonosjåhkå vorbei, da muss ich einfach mal halten und rüber gehen und ein bissl laufen.

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Ach ist das schön hier, diese karge Weite, dieser tolle Fluss… Zehn Minuten später halten wir noch (nur für Fotos) am nördlichen Polarkreis, das muss natürlich sein.

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Hier halten wir wirklich nur ganz kurz, es ist schon halb sechs durch und wir wissen noch immer nicht, wo wir schlafen werden. Aufgrund des kränkelnden Mannes wollen wir unbedingt eine Hütte mit eigenem WC. Beim ersten Campingplatz, bei dem wir halten, ist niemand da, also fahren wir weiter, landen beim Krokstrand Fjellpark und mieten uns dort ein Häuschen, teuer, aber wir wollen nicht weiter suchen, es ist schon nach sechs und sie haben nur noch das eine Haus mit Bad frei. Es ist ein super tolles Haus direkt am Fluss - ein Ferienhaus, keine Hütte. Die Betten sind schon bezogen, und darüber bin ich echt froh. Gestern alleine packen, heute alleine fahren, jetzt einfach gemütlich sitzen und die Fertignudeln wärmen. Zu meiner Freude bereitet mein Sohnemann alles fürs Abendessen vor, deckt den Tisch und rührt den Topf immer wieder um, sodass ich mich dann einfach zum Essen an den Tisch setzen kann.

Nach dem Essen gehe ich mit den Kindern noch spazieren – es geht ein Pfad direkt Fluss entlang und wir entdecken tolle Felsformationen, durch die der Fluss in kleinen Wasserfällen hindurch rauscht. Das liebe ich so an Norwegen, dass man durch Zufall an so herrlich schöne Plätze gerät. Wir kraxeln über die Felsen und genießen die Bewegung im Freien.

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Nach einer Weile kehren wir zurück ins Haus, in aller Ruhe machen wir uns fertig und natürlich wird wieder gelesen … Atreju und Bastian warten schon :-)
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Mo, 04. Dez 2023, 11:46

Da dies für mich wieder ein Urlaubshighlight ist, gibt's wieder mehr Bildchen auf der Homepage :D

Dienstag, 22.8.23 - 340 km
Das Wetter hält, 14 Grad und Wolken - wir frühstücken, sitzen 20 nach zehn im Auto und ich fahre uns direkt zum Ausgangspunkt der Wanderung zum Marmorslottet. Da wollte ich schon immer mal hin, habe ich doch soooo schöne Fotos gesehen – doch bisher war es ja immer zu weit nördlich... Die Fahrt dorthin führt auf einer einspurigen Straße entlang eines wunderbaren Sees, immer wieder bieten sich tolle Ausblicke.

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Es folgt eine Schotterstraße, die kurz vor dem Ziel vor Schlaglöchern nur so wimmelt. Am Parkplatz (klein und mäßig gefüllt) angekommen überweisen wir die 70 NOK Parkgebühr per Paypal und los geht’s. Nach nicht mal einer halben Stunde Gehzeit mit kurzer Klettereinlage, erreichen wir schon diese unfassbar schönen Felsformationen, noch einmal kurz an einem Seil hinabhangeln, dann stehen wir unten: Es ist wirklich unglaublich, dass diese Schönheit nur durch die Natur geschaffen wurde.

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Ich bin restlos begeistert, kann mich nicht satt sehen und will gar nicht mehr weg. Außer uns ist nur noch eine weitere Familie da, es ist einfach nuuuuur schön. Die Farbe des Wassers, die Maserungen des Marmors, die Wassermassen, die sich ihren Weg bahnen … grandios. Überall entdecken wir neue Formationen, es sieht aus wie ein Gemälde. Das lädt nicht nur zum Kraxeln und Staunen, sondern auch zu einer kleinen Snackpause ein, wo sonst könnte es schöner sein? Da ich mich nicht losreißen kann, bleiben wir ziemlich lange hier, bis mein Mann wieder über Bauchschmerzen klagt.
Nach dieser rundum gelungenen Kurz-Wanderung geht es zurück auf die E6, wir fahren durch wunderbare Landschaften und ich finde es wieder sehr schade, dass ich als Fahrer so wenig schauen kann.

Was die Wasserfälle angeht bin ich als Fossenfan in diesem Urlaub ja etwas zu kurz gekommen, wie gut, dass mein Sohn gerade mal muss, als wir am Laksforsen vorbei fahren – na da biege ich doch gern mal ab. Lachse springen da im Moment natürlich nicht, aber schön ist er trotzdem.

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So um 17 Uhr sagen wir uns, dass wir uns mal nach einem Campingplatz umschauen müssten. Am Schild Storforsen Camping sind wir nämlich eben vorbei gerauscht, denken aber, da kommen ja noch andere. Beim nächsten Schild zum Campingplatz biegen wir ab, fahren bis zum Platz und rufen – da niemand da ist - die angegebene Nummer an. Der Typ an der anderen Leitung behauptet, er hätte nichts frei… wenn ich den Platz aber betrachte, sehe ich vor keiner Hütte ein Auto stehen… Unlust? Wahrscheinlich sitzt er halt gerade mit nem Bierchen beim Kumpel, es sei ihm gegönnt. Also fahren wir weiter. Und weiter. Und weiter. Und noch weiter… es wird später und später. Kein Schild, kein Hinweis auf Campingplatz, Hütten oder sonst eine Übernachtungsmöglichkeit. Okay, erst mal anhalten und auf die Camping-App schauen… puh, da müssen wir noch ne Weile fahren! Aber was soll‘s. Wir hoffen einfach, dass beim nächsten Platz noch was frei ist.

Irgendwann nach halb sieben stehen wir endlich bei Nyheim Camping und beten, dass wir noch irgendwo schlafen dürfen (wie gesagt: mein Mann ist krank und kann absolut nicht zelten). Die Dame hat nur noch eine Dreierhütte frei - ich frage, ob wir da eine Matte auf den Boden legen können. Ich solle mal schauen, ob mir der Platz reicht, sagt sie und drückt mir den Schlüssel in die Hand. Ich schaue… sehr einfach, ein bisschen „verratzt“, aber das geht schon klar. Glücklich über das Dach über dem Kopf genieße ich jetzt bei dem schönen Wetter den Spaziergang am Fluss Namsen, der eher wie ein See aussieht, das Fließen sieht man ihm gar nicht an.

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Gegessen werden gewärmte Käsespätzle, dann nur noch duschen und wieder eintauchen in die Phantasiewelt Michael Endes. Eigentlich braucht man ja echt nicht viel, um zufrieden zu sein…
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon cani#68 » Mo, 04. Dez 2023, 20:01

Moin,
Julindi hat geschrieben: Es ist wirklich unglaublich, dass diese Schönheit nur durch die Natur geschaffen wurde.

ja, da habt ihr wirklich ein schönes Fleckchen gefunden, tolle Farbe und Formen.
____________
Schöne Jrooß
Uwe

Norwegen Bilder - https://www.flickr.com/photos/uwe_cani/albums/72157647598018725
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Fr, 08. Dez 2023, 12:29

Sooo, der Winterurlaub naht, ich muss fertig werden mit dem Sommer... :D
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Mittwoch, 23.8.23 - 292 km
Der Tag beginnt sonnig, leichte Nebelschwaden kann ich beim Blick aus dem Fenster über dem Fluss (der nicht wirklich fließt) erkennen. Es klart schnell auf, die Bande schmeiße ich um halb neun aus dem Bett. Vorher sitze ich aber noch gemütlich mit meinem Käffchen vor der Hütte in der Sonne und schaue auf den See - herrlich.

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Ein kurzes Frühstück, danach geht's wieder auf die E6 - Trondheim ist heute unser Ziel, laut Routenplaner sind das 4 Stunden bis dorthin (ohne Pause), um halb elf starten wir.
Heute darf ich wieder auf den Beifahrersitz - dem Mann geht’s so medium, aber nur nebendran sitzen findet er langweilig und außerdem konzentriert er sich beim Fahren weniger auf die Schmerzen... und ich freue mich umso mehr über die Blicke in die schöne Landschaft. Anfangs noch etwas rauer, wird die Landschaft, je südlicher wir kommen, „weicher“ und lieblicher, irgendwann fühle ich mich an die Telemark erinnert: sanfte Hügel, Felder mit Korn, dahinter die roten Bauernhöfe, Wälder und Seen… Was natürlich auffällt, ist die starke Zunahme an Besiedelung und Verkehr, sind wir gar nicht mehr gewohnt. Um viertel nach drei parken wir in Trondheim in der Fjordgata für teure 15 €, aber wir dafür sind wir ganz zentral und laufen direkt runter zur Nidelva und den Stelzen-Häusern. Das Wetter ist herrlich, 20 Grad und Sonne. Wir schlendern zur Gamle Bybro und von dort aus zum Nidarosdom.

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Letztes Mal waren wir 2010 hier, aber nicht bei so schönem Wetter. Natürlich gehen wir auch in den Dom hinein, im Gegensatz zu damals ist es richtig toll beleuchtet (2010 war es einfach nur düster). Beeindruckt von den vielen Details laufen wir durch den Dom, es gibt ein interaktives Terminal, bei dem man sich Informationen holen kann, die Kinder probieren das natürlich aus und es ist wirklich interessant.

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Wir haben ein Parkticket für drei Stunden gezogen, wenn wir noch etwas essen möchten, müssen wir uns jetzt ran halten. Bei Pepes Pizza direkt an der Nidelva gibt es für jeden was und wir schaffen noch rechtzeitig die Rückkehr zum Auto.


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Heute Mittag habe ich vom Auto aus versucht, in der Region Trondheim noch eine Hütte mit Bad zu buchen, vergeblich. Es gab nur noch überall etwas ohne Bad. Da ich heute Abend nicht wieder bis zum letzten Drücker suchen wollte (und es klar war, dass wir nicht allzu früh aus Trondheim rauskommen), hatte ich dann eben bei Øysand Camping direkt am Meer eine kleine Hütte ohne Wasseranschluss gebucht. 20 Minuten später sind wir dort und checken ein. Gleich die Sachen in die Hütte räumen und einen kleinen Spaziergang am Meer machen. Die Hütte an sich ist okay, der Campingplatz liegt zwar am Meer, im Rücken hat man aber das Gewerbegebiet, in dem auch nachts gearbeitet wird. Obwohl der Platz so groß ist, hat er nur zwei öffentliche Duschen und pro Geschlecht drei Toiletten - wie gut, dass hier nichts los ist (nur zwei weitere Hüttennutzer). Und Spielplatz? Fehlanzeige… nicht wirklich so der Burner, der Platz. Aber Hauptsache, Dach überm Kopf.

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Den Abend verbringen wir ganz gemütlich mit Eis essen, unsere Trolle schauen noch ein bisschen Video und gemeinsam wird am Abend noch gelesen. Die Unendliche Geschichte fesselt die Kinder total und sie bestehen jeden Abend auf ihre Leserunde :-)
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Fr, 08. Dez 2023, 12:50

Donnerstag, 24.8.23 - 370 km

Regen prasselt an die Scheibe, heute können wir es uns erlauben, ein bisschen zu trödeln - der Campingplatz in Lillehammer ist bereits gebucht und von Trondheim bis dorthin sagt der Routenplaner uns 4 1/2 bis 5 Stunden an. Meinem Mann geht’s immer noch nicht gut. Es ist schon der sechste Tag… langsam mache ich mir Sorgen - so lange hatte er noch nie so eine Magen-Darm-Geschichte ... und vor allem nicht so heftig.

Bald nach dem Start hört es auf zu regnen, aber überall seitlich der Straße fließt das Wasser von allen Hängen herunter - und schließlich stehen wir vor einer Straßensperrung de E6 und folgen dem Umleitungsschild. Wir vermuten, dass die Sperrung mit den heftigen Regenfällen zu tun hat. Bald wird das Wetter besser und die Temperaturen steigen von 11 auf 19 Grad. Die Landschaft wandelt sich von schmalen schluchtartigen Tälern zu sanften Hügeln, die über und über mit Rentiermoos bedeckt sind, das trotz der fehlenden Sonne zu leuchten scheint. Diese Weite… nur die Hügel, davor kilometerweite Wiesen, teils durchzogen von kleinen Bächen oder kleinen und großen Seen, die Vegetation ist sehr karg hier. Mir gefällt diese karge Weite unheimlich gut.

Wir kommen Richtung Ringebu und hier beginnen die Folgen von Sturm Hans sichtbar zu werden - viele Wiesen stehen unter Wasser, umgeknickte Bäume, an die Ufer gespülte Strohballen… Die E6 ist teilweise wie leergefegt, dann wieder richtig viel Verkehr. Eigentlich wollte ich heute unterwegs zu den Erdpyramiden laufen, aber wegen meines immer noch kränkelnden Mannes fällt das leider aus. Dafür halten wir aber an der Stabkirche in Ringebu, diese wiederum ist heute leider nur von außen zu besichtigen.

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Jetzt ist es nicht mehr weit bis Lillehammer. Unterwegs sehen wir schon, dass der Lågen übervoll mit Wasser ist. Da der Campingplatz direkt am Wasser liegt, hatte ich ihn vorher nochmals kontaktiert, um zu fragen, ob wir überhaupt kommen können. Die Antwort war: wir dürfen, auch wenn der halbe Platz unter Wasser steht.

Gegen halb sechs kommen wir an und sind wir wirklich entsetzt, als wir den Zustand sehen - mir tun die Besitzer so leid… mal ganz davon abgesehen, dass so einiges kaputt gegangen ist, mussten viele Dauercamper den Platz räumen, die ganze Uferfront steht unter Wasser… ich will gar nicht wissen, wieviel Verlust sie dieses Jahr machen :-(

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Eigentlich ganz nett hier!

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...aber Hans hat gewütet!

Der Platz ist entsprechend leer, nur ein paar Hütten sind belegt und auf der anderen Seite des Platzes stehen ein paar Womos.

Mit den Kindern gehe ich noch - soweit es geht - über den Platz spazieren. Kurz darauf sitzen wir auf der überdachten Terrasse unserer Hütte (die übrigens richtig gemütlich ist, die Betten waren auch schon bezogen) und essen zu Abend. Nur schade, dass drinnen kein Tisch und nur ein kleiner Sessel vorhanden ist – zu viert kann man da schlecht rumlümmeln. Trotz des leichten Regens scheuche ich die Kinder nochmal raus, die sollen noch ein bisschen Energie rauslassen. Schade, dass alles so nass ist, eigentlich ist das echt ein schöner Platz und einen netten Spielplatz haben sie auch.

Morgen müssen wir nach Oslo zur Fähre, das heißt, der Wecker wird gestellt und alle fallen früh ins Bett.
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Fr, 08. Dez 2023, 12:55

Freitag, 25.8.23 - 190 km

Passend zur Abreisestimmung regnet es. Ich schaue von unserer Hütte auf die überflutete Wiese und denke mir nur, dass es doch hier in der Region jetzt mal mit Regen reicht… Ein kurzes Frühstück, alles räumen und putzen und los geht’s um viertel nach neun Richtung Oslo. Und wieder sehen wir Überflutungen, gesperrte Abfahrten und beim Überqueren des Flusses nah unter uns das Wasser… wer weiß wie lange die Brücken noch befahrbar sind?

Wir kommen schon viertel vor 12 am Fährterminal der Colorline an, die Fantasy wird langsam beladen - heute seeeehr langsam. Unsere Warte-Linie kommt tatsächlich als letztes dran, sodass wir erst kurz vor zwei auf die Fähre rollen. Drinnen im Autodeck werden wir auch noch falsch geschickt, müssen rückwärts die Rampe wieder runter fahren und uns zwischen zwei LKWs stellen. Kurz nach Bezug der Kabine ziehen die Kinder und ich uns um, um ins Aqualand zu gehen, mein Mann bleibt in der Kabine und schläft.

Zwei Stunden Spaß haben wir dort, die Kinder toben sich aus (ich natürlich auch ein bisschen – wobei ich es genieße, im Whirlpool zu sitzen) und zufrieden kehren wir kurz in die Kabine zurück, um gleich darauf zum Dutyfree-Shop zu gehen und einen Haufen Schocki zu kaufen. Freia… ich liiiiebe sie! Nachdem die Kinder ein Eis gegessen haben (eine Kugel langt hier dicke - die sind riesig), bringt ein Besuch auf dem Sonnendeck die gerade geföhnten Haare in eine komplett andere Form ;-) - heute ist es wirklich heftig windig.

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Um halb sechs bringen wir den Papa dazu, mit uns Pizza essen zu gehen. Irgendwas muss ja auch er essen… Uns schmeckt‘s wieder richtig lecker, auch nach diesem Essen spazieren wir wieder auf dem Sonnendeck herum, mein Flohgewicht von Tochter wird vom Wind eigentlich eher herumgeworfen … sie hat ihren Spaß dran.

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Nach ein bisschen TV schauen (es läuft die Leichtathletik-WM - nach drei Wochen Fernseh-Abstinenz darf das mal sein) geht es natürlich mit der Unendlichen Geschichte weiter… sie macht ihrem Namen alle Ehre ;-)

Bei einem Hörspiel schlummern wir alle ein.
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Re: 68,68°Nord

Beitragvon Julindi » Fr, 08. Dez 2023, 12:57

Samstag, 26.8.23
Der Wecker geht um 7 Uhr, bis wir alle fertig sind, ist es acht Uhr. Das Frühstücksbuffet wartet und ist wie immer ein echter Genuss - da wir den ganzen Tag noch fahren, muss man natürlich zuschlagen. Der kleine Ausflug zum Sonnendeck wird ein sehr kurzer, wir müssen noch alles in der Kabine packen und dann geht es auch schon zum Autodeck. Das schöne ist: wir sind der allererste PKW, der von der Fähre fährt und stehen somit an der Ampel, die direkt nach dem Fährgelände kommt, nicht im Stau. Die Freude hierüber hält nicht lange, denn kurze Zeit später stehen wir vor und im Elbtunnel eine Stunde im Stau … und als sei es nicht genug, 20 Minuten später schon wieder. Insgesamt läuft es dann aber gut – mit unseren Pausen sind wir nach 9 Stunden wieder in der schönen Pfalz.

FAZIT: Norge, Norge – was soll ich sagen. Immer wieder faszinierst du uns neu und zeigst neue Gesichter, ohne dabei fremd zu wirken.
Wir haben uns super wohl gefühlt, so Vieles erlebt und entdeckt… Norwegen ist im Norden wirklich nochmal etwas anderes – nur schade, dass der „nördliche Norden“ richtig weit weg ist! :lol:
Die lange An- und Abreise zum Ferienhaus hat uns nicht so gelegen, (zumindest solange wir mit Kindern reisen) - jeden Abend einen neuen Campingplatz suchen und hoffen, dass eine Hütte frei ist, ist auf die Dauer eher nichts für uns … jeden Abend suchen, Betten beziehen, jeden Morgen wieder zusammen packen, Betten abziehen, Hütte säubern… Zu zweit könnte ich mir das schon vorstellen, aber zu viert … Es war toll und eine großartige Erfahrung, aber die nächsten Jahre werden wir wohl wieder eher etwas südlichere Ziele aussuchen.
Aber: sag niemals nie – der nördliche Norden hat auf jeden Fall Suchtpotenzial!!

Kleiner Nachtrag:
Im Nachhinein haben wir erfahren, dass der Campingplatz unserer ersten Übernachtung in Schweden durch das Sturmtief extrem in Mitleidenschaft gezogen wurde und teilweise zerstört wurde  Wären wir einen Tag später los gefahren, hätten wir den Sturm volle Breitseite mitbekommen – einfach mal wieder unfassbares Glück auf unserer Seite.

Wen es interessiert:
Kosten:
3 Wochen mit 2 Übernacht-Fährfahrten (Kiel-Göteborg und Oslo-Kiel), 2 Wochen Ferienhaus, 6 Campingplätze, 1 Hotel, Walsafari, eine private Bootstour, alle Eintritte, Essen, Tanken, Souvenirs
für eine 4-köpfige Familie: knapp 7.500 €
Davon Lebensmittel 1000 € (ca. 500 € davon Supermarkt, Rest unterwegs/Restaurants)
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