Fragen zu einer Hardangervidda - Tour Mitte/Ende September

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Fragen zu einer Hardangervidda - Tour Mitte/Ende September

Beitragvon ManBearPig » So, 28. Aug 2011, 12:06

Hallo alle zusammen,

meine Freundin und ich sind gerade dabei eine circa 10-tägige Norwegentour zu planen. Neben ein paar touristischen Zielen in Bergen, Stavanger oder entlang des Weges wollen wir auch einige Tage (5-7) durch die Hardangervidda wandern. Da die Tour ohne den Besuch von Hütten o.ä. ablaufen soll und wir etwas mit ähnlichem Umfang noch nicht gemacht haben, habe ich dazu mal ein paar Fragen und hoffe ihr könnt mir ein klein wenig helfen

Zunächst erst einmal zu uns: Wir sind konditionell schon ziemlich fit und haben Erfahrungen mit 1-2 Tagestouren im alpinen Gelände (schwierige Wanderrouten und Bergsteigen im ersten und zweiten Grad). Übernachtet haben wir aber immer in Hütten. Eine "Sightseeing-Tour" mit Zelt haben wir schon mal in Island gemacht, allerdings waren wir da auf dem Zeltplatz mitten in Reykjavik, der natürlich alle Versorgungsmöglichkeiten bietet.

Habe in diesem Forum und natürlich im Internet schon einige Infos zur Hardangervidda gefunden, aber alle Fragen, besonders zu dieser Jahreszeit konnten mir nicht beantwortet werden.

1) Startpunkt und "Sehenswürdigkeiten"
Als Startpunkt, zu welchem wir mit dem Auto hinfahren wollen, kommt wohl entweder Middalsbru oder Øvre Eidfjord in Frage (starten an der Fähre in Stavanger). Gibt es bestimmte "must-haves", welche man in der Hardangervidda unbedingt mitnehmen sollte? Wo sollte da unsere Tour am besten starten?
Die Straßen (E134, 7, 13, ...) sind alle mautpflichtig oder?

2) Die Frage nach dem Wetter
Also Ende September kann man in der Hardangervidda wohl schon mit Schnee, Schneeregen und nächtlichen Minustemperaturen rechnen. Besteht überhaupt die Chance, dass das Wetter auch gut wird?

3) Ausrüstung
Als Zelt nutzen wir das Hilleberger Nallo 2. Die Isomatte ist ca. 2cm dick und von Therm-a-rest. Bei den Schlafsäcken handelt es sich um zwei BigPack Ultralight mit einem Komfortbereich bis 5 Grad und einem Risikobereich bis -10 Grad. Für Island im August war das völlig in Ordnung, aber ich denke in der Hardangervidda reichen die allein nicht mehr, oder? Geht es, wenn man da einfach nachts noch einen Jogginganzug o.ä. anzieht oder sollten wir uns hier noch unbedingt Schlafsäcke für niedrigere Temperaturen zulegen?
Da ich mich beim Wetter ja mal auf viele verregnete Tage einstelle wären dann Gamaschen von Vorteil oder ist das nur unnötiges Gepäck?
Wird es abends schlagartig dunkel oder hat man genügend "Vorwarnzeit"? Stirnlampen nehmen wir sicher mit, aber kann man grundsätzlich auch nachts laufen, wenn man gerade keinen guten Lagerplatz findet oder ist das Gelände zu anspruchsvoll für eine Nachtwanderung?
Benötigt man sonst noch irgendeine besondere Ausrüstung speziell für dieses Gebiet, die man keinesfalls vergessen sollte?

Nachtrag: Wie ist das mit Gas für den Kocher? Sollte das alle sein, bekommt man da "Nachschub" in den Hütten am Weg oder sollte man darauf nicht spekulieren?

4) Essen und Trinken
Gefriergetrockenete Trekking-Lebensmittel sind ja recht teuer, dafür aber platzsparend. Hier habe ich gar keine Erfahrung. Was wären denn Alternativen, wie man trotzdem eine einigermaßen ausgewogene Ernährung hinbekommt ohne sich dabei totzuschleppen? Bei Tagestouren ernähr ich mich immer von Äpfeln und PowerBars, aber das kann man ja keine Woche durchhalten
Wie sieht das mit Trinkwasser aus? In der Hardangervidda ist, wenn ich mir die Karte so anschaue ja überall Wasser. Kann man dieses Wasser aus jedem (fließenden) Gewässer ohne Probleme trinken oder sollte man das abkochen/filtern?


Hoffe ihr könnt mir bei dem ein oder anderen Punkt helfen :-)

Schon mal vielen dank,
Christian
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Re: Fragen zu einer Hardangervidda - Tour Mitte/Ende September

Beitragvon fcelch » So, 28. Aug 2011, 18:01

Hei,

ich bin dort schon einige Male gelaufen, aber immer im Juli und in Hütten übernachtet und deshalb kann ich viele deiner Fragen nicht beantworten.
Persönlich würde ich immer die Hütten vorziehen. Wenn der geldbeutel das Argument ist verstehe ich das. Ansonsten findest du auch auf den Hütten Einsamkeit.

Aber:
Wir haben immer aus Bächen und Seen getrunken, ohne abzukochen. Dieses Jahr ist es sehr speziell da ein Lemmingjahr ist. Die toten Tiere liegen überall rum und können ein übeles Virus übertragen. Deshalb musst du sas Wasser abkochen. Infos dazu findest du hier:
http://www.huettenwandern.de
Dort auch weitere Infos.

Du solltest dich unbedingt auf den Wegen halten, ansonsten ist es mühsam vorwärts zu kommen.

Die Lichtverhältnisse sind im September in N genauso wie in D zu gleicher Zeit.

Mit Lampe würde ich nicht laufen.

Orientiere dich trotzdem an den Hütten und den Gehzeiten. Du kannst die noch offenen Hütten ja für Notfälle nutzen. Die Gehzeiten sind reine stramme norwegische Zeiten. Mit Gepäck und Pausen kannst du mal 50 % draufschlagen. Halte das Wetter unter yr.no im Auge. Bei Schnee stelle ich mir das dort nicht lustig vor. Deshalb auch zur Vorsicht einen Kompass mitnehmen und den Umgang vorher Üben. Bei Schnee sind ja die Wege nicht mehr zu erkennen.

Anspruchsvoll im Sinne von Klettern oder so ist da gar nichts. Bloss die Bachquerungen können schonmal kniffelig sein wenn viel Wasser drin ist.

Von Midalsbu (oder besser Haukeliseter, per Bus erreichbar um das Auto abzuholen) oder in Övre Eidfjord (besser beim Garen Camping staten) eine Süd-Nord oder umgekehrte Querung ist auch mein Favorit. Retour dann mit Bus....da sieht man ja auch viel.

Gruß,
FCElch
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Re: Fragen zu einer Hardangervidda - Tour Mitte/Ende September

Beitragvon Det22 » So, 28. Aug 2011, 20:18

ManBearPig hat geschrieben:........... Nachtrag: Wie ist das mit Gas für den Kocher? Sollte das alle sein, bekommt man da "Nachschub" in den Hütten am Weg oder sollte man darauf nicht spekulieren?....


Wirst du in den Huetten nicht nachkaufen koennen. Aber es besteht die Moeglichkeit in den Huetten (unbedient und selbstbedient) gegen Entgelt die Kueche zu nutzen. Bei Nutzung der Huetten, auch bei nur Tagesaufenthalt, also ohne Uebernachtung, wird eine Tagesgebuehr faellig.

fcelch hat geschrieben:............ Deshalb auch zur Vorsicht einen Kompass mitnehmen und den Umgang vorher Üben....


Ganz wichtig dabei:
die Karte nicht vergessen.
Det22
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Re: Fragen zu einer Hardangervidda - Tour Mitte/Ende September

Beitragvon ManBearPig » So, 28. Aug 2011, 20:53

Ok vielen Dank für die Hinweise. Besonders interessant finde ich das mit den Lemmingen. Ich habe mal ein bisschen gegoogelt und es sieht wohl so aus, dass diese Tulurämie auch durch Mücken übertragen werden kann. Gibt es zu dieser Jahreszeit denn noch Mücken? Impfungen gibt es in Deutschland ja nicht dagegen, aber wie sieht es damit aus, sich prophylaktisch das entsprechende Antibiotikum verschreiben zu lassen?
Wenn man das Wasser abkocht, sterben die Bakterien dann in jedem Fall? Bekommt man andererseits auf den Hütten auch "richtiges" sauberes Trinkwasser? Übernachten wollten wir da nicht, weil es zu teuer werden würde, aber eventuell kann man ja ein Trinkwasser dort kaufen.

Danke auch für den Tip mit der "One-Way" Tour und zurück mit dem Bus, das klingt interessant.

Gas nehmen wir also lieber ausreichend mit, vor allem, wenn wir so viel Wasser abkochen müssen. Mit Karte und Kompass sollten wir fit sein ;-)
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Re: Fragen zu einer Hardangervidda - Tour Mitte/Ende September

Beitragvon arippich » Di, 30. Aug 2011, 23:38

Hallo Christian,
Das wichtigste vorneweg, ich empfinde Eure Schlafsäcke als viel zu dünn für die Jahreszeit, auch mit Sachen.

Ich halte sie sogar für den Sommer in den norwegischen Bergen für grenzwertig..
Nach EN Norm bedeutet "Unterer Grenzbereich" für den Durchnittsmann, dass man die Nacht ohne größere gesundheitliche Gefärdung überstehst, mehr nicht.
Ist man müde, erschöpft oder nassgeschwitzt braucht man zusätzlich Reserven. Frauen brauchen meist dickere Schlafsäcke als Männer (oberer Komfortbereich).
Meine Frau kommt im Sommer mit einem Sack klar, der einen oberen Kopfortbereich - also für die Durchschnittsfrau - von -7 hat. Im August hat sie auf einer Tour bei -4°C im Zelt gemessen mit dicken Sachen drin gelegen.

Ich hatte auf Touren im Sommer schon Tempraturen bis -5°C, im Herbst können das auch -10°C sein. Soweit sollte dann auch der enstsprechende Komfortbereich (oberer für eine Frau, unterer für einen Man) des Schlafsacks gehen.

Wie Du schon richtig vermutest, auf Herbstouren wird es relativ früh dunkel. Da hilft früh aufstehen und eine realitische Streckenplanung (mit Reserve). In Norwegen kann das nach meiner Erfahrung bedeuten angegebene Gehzeiten zu verdoppeln, vor allem wenn man mit schwerem (Zelt) Gepäck unterwegs ist.
Eine gute Stirnlampe sollte jeder dabei haben, schon für Notfälle, aber im Zweifel lieber das Zelt noch im Hellen aufbauen, als im Dunkeln durch die Gegend zu stolpern

An Nahrung bietet sich alles an, was dehydriert ist. Wasser gibt es vor Ort genug. Nudeln, Reis, Couscous - scheckt mit ein bisschen Brühe gemacht unterwegs ziemlich lecker, man kann aus einer Mehl/Backpulver/Salz Mischung Bannoks backen. Zum Früstück gibt es bei uns immer Müsli mit Trockenmilch.
Bei 10 Tagen brauchst Du Dir nach meiner Erfahrung keine Sorgen um die Ausgewogenheit der Ernährung zu machen (Vorllkornprodukte nehmen).

An wichtigen Ausrüstunggegenständen würde mir noch einfallen:

Regenzeug (Hose + Jacke)
warme Mütze
Handschuhe
lange Unterwäsche
warmen Fleece, Kunstfaserjacke (z.B. Primaloft) o.ä. für Pausen und Lager
1x Wandersocken zum Wechseln
Wasserflasche
Regenhülle für den Rucksack - ich habe zusätzlich Schlafsack + 1x Wechselsachen in wasserdichten Packsäcken.
Kompass+Karte
Kocher+genügend Brennstoff
Klopapier + kleine Schippe zum vergraben
Erstehilfeset
Wasserflasche

Wir planen je Woche mindestens einen Ruhe- bzw. Reservetag ein und nehmen entsprechend Futter mit.

Gamaschen halte ich für diese Jahreszeit für überflüssig. Mücken sollte es keine mehr geben.

Was die Lemmige angeht, ich war dieses Jahr mit der Familie u.a. im Junkerdalen NP auf Tour, es gab Massen davon. Wir haben das Wasser vorsichtshalber abgekocht (für Essen oder warme Getränke) oder gefiltert.

Der Herbst ist auf jeden Fall eine sehr schöne Jahreszeit zum trecken.

Gruß,
Andrej

P.S: Eine Ergänzung zum Futter. Nüsse und Trockenfürchte habe ich ganz vergessen zu erwähnen (Vorsicht nur bei Pflaumen in größeren Mengen, die wirken abführend :D)
arippich
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