Charly hat geschrieben:Meistens ist dieser Edelspezies auch jeder zivilisatorische Fortschritt (Bruecken, Tunnel und aehnlicher Kleinkram) fuer die Einheimischen zuwider, da damit ihr Idealbild des Traumzieles empfindlich gestoert wird...
Hei Carly,
es ist natürlich richtig, dass Einheimische nicht auf eine gesunde infrastrukturelle Entwicklung verzichten müssen, nur damit touristischen Gutmenschen eine Naturidylle erhalten bleibt, die sie in ihrer Heimat nicht mehr zu finden glauben.
Es ist auch nicht richtig, wenn Touristen mit erhobenem Zeigefinger in diese "Reservate" kommen, in ihrer Heimat aber jeglichen Raubbau an den natürlichen Ressourcen ohne Murren hinnehmen.
Andererseits glaube ich nicht, dass jede infrastrukturelle Maßnahme ein zivilisatorischer Fortschritt ist.
Beispiel: Auf der dalmatinischen Insel Hvar werden große Anstrengungen unternommen, an der Südküste das Straßennetz auszubauen und zahlreiche Hotels gebaut. Das Erschließungsgebiet war vormals ein ökologisch wertvoller, da relativ abgeschiedener Naturraum. Der Bürgermeister unterstützt das Vorhaben - zufälligerweise ist die lokale Bauwirtschaft in den Händen seiner Familie. Zivilisatorischer Fortschritt?
Anderes Beispiel: In den tunesischen Sahara-Oasen wie z.B. Ksar Ghilane oder Tozeur werden immer mehr Hotels errichtet. Mitten in der Sahara entstehen Golfplätze. Durch den enormen Wasserverbrauch der Touristen, der um ein Vielfaches höher ist als der der Einheimischen, sinkt der Grundwasserspiegel rapide. Die Oasen vertrocknen und sterben ab. Zivilisatorischer Fortschritt?
Was ich sagen will: Es ist sehr schwierig die Grenze zu ziehen zwischen einer gesunden Entwicklung, die der Naturraum verkraftet und einer durch kurzfristige Interessen geleiteten Entwicklung, die den langfristigen Zustand des Gesamtsystems aus den Augen verliert.
Ich will den Lofotingern den Zugewinn an Mobilität durch den Ausbau des Straßennetzes nicht vergönnen, doch ich frage mich, ob der Naturraum Lofoten dem Ansturm an Touristen, den ein Ausbau des Verkehrsnetzes mit sich bringt, wirklich gewachsen ist. Ich frage mich auch, ob diese Überlegungen auch ernsthaft stattfinden, oder ob es nicht dort wie in anderen Gegenden eine kurzfristig denkende, achselzuckende Gleichgültigkeit gibt.
Ich finde es auch dumm, wenn das Problem bei
den anderen Touristen gesucht wird und man sich selbst aber außerhalb dieser Menge wähnt nach dem Motto: Der Stau sind die anderen.
Die Frage ist halt immer: Wie verhalten sich die Touristen in dem Gastland? Und hier gibt es meiner Erfahrung nach sehr wohl Unterschiede hinsichtlich des sozialen und ökologischen Verhaltens. Das wurde hier im Forum ja auch schon hinreichend diskutiert.
Und somit behalte ich mir das Recht vor, bestimmten Touristen einfach nicht begegnen zu wollen.
Viele Grüße
Matthias