Die Sonne ist gerade untergegangen und überall brennt schon die Beleuchtung.
Ich spaziere langsam am Sandtorkai entlang und bewundere die schönen Backsteinhäuser der Speicherstadt.
Es herrscht mäßiger Verkehr, allerdings muss ich das eine oder andere Mal einer Baustelle ausweichen.
Ich biege rechts in die Osakaalle ein und kann schon das große Gebäude des Internationale Maritime Museum sehen.
Ich betrete das Museum und frage ob es hier auch noch eine Abendkasse gibt, da almidi auch Interesse signalisiert hatte. Leider ist dem nicht so und ich rufe almidi an, um ihm dies mittzuteilen und eine Zeit für ein Treffen auszumachen. Wir einigen uns auf ein Treffen nach der Veranstaltung und wollen uns zu diesem
Zweck dann nochmal anrufen. Das Foyer des Museums ist bereits gut gefüllt.
Ich gebe meine Jacke an der Garderobe ab und schaue mich erstmal um. An der Seite entdecke ich verschiedene kleine Modellschiffe vor dem Museumshop, ganz vorne gleich die Midnatsol.
In einer Ecke steht ein Tisch mit Getränken und kleinen Snacks. Nun wird es plötzlich hektisch, es werden
Tische hereingetragen und mit Tischdecken belegt. Auch Stühle werden ins Foyer gebracht. Ich setzte mich an einen der Tische, ebenso wie ein älterer Herr mit Schiffermütze. Nach wenigen Minuten kommen wir ins Gespräch und nachdem ich von meinem Trip ins Museum Oevelgoenne erzählt habe, berichtet er mir, das er früher selbst als Heizer auf einem Dampfschiff tätig war. Er schildert mir sehr anschaulich den harten Alltag eines solchen Arbeitsplatzes.
Dann wird es formell. Ein Vorstand des Museums (hab den Namen nicht genau verstanden, meine aber es war Heiko Hermans) begrüßt uns im Namen des Museums und des Hamburger Abendblattes. Dann entschuldigt er sich erstmal für die noch nicht vorbereitete Empfangshalle, es war wohl ursprünglich noch ein Pasta-Buffet geplant. Als Entschädigung sagt er den Kartenbesitzern in den nächsten zwei Wochen einmal freien Eintritt mit einer Begleitperson zu. Tja, dumm gelaufen, denn ich bin Sonntag wieder weg. Endlich gibt er gegen 20:20 Uhr das Signal das Museum jetzt auf eigene Faust zu erkunden, es stünden auf jeder der neun Etagen ausreichend Museumspersonal für Fragen und Erklärungen bereit. Die Masse der Besucher stürmt die Treppe hoch, ich hatte mich schon vorher zum Aufzug durchgekämpft und fahre in den 10ten Stock.
Dort ist eine Art Restaurant in dem eine andere Sonderveranstaltung stattfindet, also wieder runter zum Neunten. Hier beginne ich meinen Rundgang, für den ich bis 23:00 Uhr Zeit habe.Die neunte Etage ist prall gefüllt mit Wasserlinienmodellen im Masstab 1:1000/1250.
Es sollen über 35000 Modelle sein.
Ich frage einen Mitarbeiter nach Modellen alter HR-Schiffe. Er führt mich zum Norwegenteil und ich finde tatsächlich einige Modelle, ein Modell der Midnatsol oder Trollfjord, dahinter ein Schiff der Generation Nordnorge oder Nordkapp, da bin ich mir nicht sicher.
Etwas weiter oben stehen zwei ältere Schiffe, von denen ich das vordere fälschlicherweise für eines der Italienschiffe halte. Erst Harald96 macht mich am Sonntag dann darauf aufmerksam, daß das Schiff zwei Schornsteine hat und auch viel zu groß wirkt. Peinlich, das hätte mir auch selbst auffallen müssen, na ja, solange ich nicht die Hanseatic mit der Nordnorge verwechsle ...
Es soll sich wohl, wie auch bei dem Schiff dahinter, um alte norwegische Fähren handeln, vielleicht im Verkehr nach Dänemark tätig. Die Modelle stehen dicht gedrängt in den Glasvitrinen,
aber auch liebevoll aufgebaute Dioramen sind zu sehen, Docks, ein Containerterminal und sogar die New Yorker Fingerpier.
Auf den anderen Etagen finden sich maritime Gemälde, Uniformen, Waffen und immer wieder Modelle, Modelle, Modelle.
Da gibt es Modelle aus Kunststoff, Holz, Glas, Bernstein, getrockneten Nelken, Knochen und sogar
Elfenbein.
Man sieht Geräte zur Unterwasserforschung, den Tiden, Fischerei und auch der Seenotrettung, hier läuft permanent ein interessanter Film.
Plötzlich stehe ich vor dem wunderschönen Modell der Finnmarken. Der Modellbauer kannte SchneidersRacer nicht, der Pool war leer!
Auch einen Marinebereich mit Torpedotechnik und Modellen von U-Booten, Zerstörern, Kreuzern und Schlachtschiffen existiert in einer Etage.
Im Treppenhaus hängt ein großes Modell eines Linienschiffes von der Decke herab.
Dann komme ich in die Abteilung der Maschinentechnik. Hier gibt es Modelle von allen möglichen Antriebstechniken. Auch ein Modell des Backbordtriebwerkes der Titanic ist ausgestellt.
Schließlich kommt noch der Schiffsbau dran, von der Antike bis zum modernen Dock.
Krönender Abschluß ist ein Modell der QM2 aus Legosteinen, Länge ca. 5-6 Meter oder sogar leicht darüber.
Mittlerweile ist es 22:15 Uhr und ich spüre meine Füße kaum noch. Auch kann ich kaum noch etwas aufnehmen und nicke eigentlich die Modelle und Ausstellungsstücke nur noch ab. Also Zeit sich mit almidi
in Verbindung zu setzen. Als ich meine Jacke von der Garderobe hole, sehe ich, das mittlerweile auch das Pasta-Buffet angekommen ist. Jetzt habe ich auch keinen Hunger mehr.
Ich gehe aus dem Museum heraus und einige Schritte zur Seite um ungestört telefonieren zu können. Almidi ist auch direkt am Telefon. Ich frage ihn, wo er gerade ist. "Ich stehe direkt vorm maritimen Museum" sagt er. Ich drehe mich nach rechts und sehe ihn auch direkt, er telefoniert gerade. Wir beenden unser Telefonat und begrüßen uns.
Er nimmt sein Fahrrad und wir machen uns auf die Suche nach einer gemütlichen Kneipe. Unterwegs beginnt es richtig stark zu regnen. Almidi hat seine Regenjacke vergessen, aber ich finde in meiner Fototasche zum Glück noch einen durchsichtigen Plastikregenschutz, der ihm zumindest ein wenig hilft.
Da das Westminster, in dem wir uns morgen Abend treffen wollen, auf dem Weg liegt, wollen wir dort einkehren. Wir treffen kurz nach 23:00 Uhr dort ein, die Stühle stehen auf den Tischen und die Türen sind bereits verschlossen. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen für morgen Abend.
Nach kurzer Überlegung, beschliessen wir, da wir uns noch nicht auskennen, zum Feuerschiff zu gehen, in der Hoffnung, das wir dort noch gepflegt ein oder zwei Bier trinken können. Im hinteren Teil des Feuerschiffes ist das Restaurant, vorne ein Pub und oben in der Mitte eine Bar. Wir entscheiden uns für den Pub. Der hat bereits geschlossen, und das Mädel das noch dort sitzt weist uns lachend auf das Schild am Aufgang zum Pub hin. Als wir zurückgehen, lese ich auf dem Schild, das der Pub geschlossen ist und man zur Bar ausweichen soll. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Wir betreten die Bar, die eigentlich auch nur ein Pub ist, und finden Platz direkt am Tresen. Wir fragen den Mann hinter dem Tresen, obs noch Bier gibt, er bejaht. Fünf Minuten später fragt er uns, ob wir denn auch mal bestellen wollen. Wir bestellen uns jeder ein Bier, mit der Erkenntnis, das man auch an der Küste den feinen Humor zu schätzen weiß. Einige Bierchen, und ausgiebige Gespräche später bestellen wir noch schnell eine letzte Runde, bevor die Bar schließt.
Wir beschließen uns am nächsten Morgen anzurufen, sobald der erste fit ist, aber nicht zu früh. Almidi schwingt sich auf sein Fahrrad um zu seinem Campingplatz zurückzuradeln, der Regen hat zum Glück längst aufgehört. Ich schlendere langsam zu meinem Schiff. Fünfzig Meter vorher rufe ich dort an, damit man mir öffnet. Ich schaue nicht mehr auf die Uhr, schätze aber, das es so zwischen 1:30 und 2:00 Uhr ist, als ich meine Koje entere. Zuvor war ich noch schnell in meiner Nasszelle, die ausgesprochen klein ist. Mit einem letzten Blick auf die Hafenfront, lasse ich mich von den Elbwellen in den Schlaf schaukeln.
..... Fortsetzung folgt ....