Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Norwegenbezogene Themen, die in keine andere Kategorie passen

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon snowstorm » Di, 06. Jan 2004, 15:49

Hallo!
Ich stimme mit mh überein. Der Durchschnitts-Norweger nimmt die Preise einfach hin und versucht sich durchs Leben zu mogeln. Die Menschen in Sørlandet sind für ihre Trägheit bekannt. "E gidder ikke" zerrt oft arg an meinen Nerven.

Ich finde es interessant, dass die Gründung von Lidl Norwegen sehr grosse Wellen schlägt. Es ist noch kein einziger Laden eröffnet worden und das Thema ist schon seit einem ganzen Jahr regelmässig in der Presse. Konkurrenz von aussen wird diesem Land guttun. Wenn hier nicht zu teuer verkauft wird, wie können sonst bei den paar Verbrauchern die Eigentümer von Rema und Rimi Milliarden anhäufen? (demnach muss es bei Lidl ja auch noch Sparpotenzial geben :wink: )

Was ich in Deutschland immer zum normalen Lebensstandard gezählt habe, regelmässig ins Kino gehen, zum Italiener um die Ecke -auch in der Woche- mit Freunden einen Kaffee trinken: alles Fehlanzeige. Natürlich kann man all das auch in Norwegen tun, bloss macht das kaum jemand. In meinem Bekanntenkreis gibt es niemanden, der schlecht verdient, dennoch werden solche kleinen Sachen durchweg als Luxus betrachtet. Das gibt mir zu denken.

Weihnachten war mir hier eigentlich zu viel. Herrje, was wird hier ein Geld verpulvert. Es wird an absolut nichts gespart. Ob es normal ist, dass der Baum vor lauter Geschenken nicht zu sehen ist? Kleines Beispiel meines Neffen, er ist 11 Jahre alt. Ich zähle nur auf, was mir im Gedächtnis geblieben ist. Der neue Gameboy, 3 Playstation II-Spiele, Handy mit Farbdisplay (Zitat: er ist wirklich der letzte seiner Freunde, der noch keines hat), Sportausrüstung, Brettspiele, Kleidung und diversen Kleinkram.

Lorenz Beitrag "Kinder kommen vom Bauch direkt in den Kindergarten" ist schon hart. Immerhin wird hier im Erziehungsurlaub 42 Wochen das Gehalt weitergezahlt (oder 52 Wochen 80%). Doch danach fällt die Klappe. Kündigungsschutz? Und schon wirtschaftlich können es sich die wenigsten erlauben, dass einer länger zu Hause bleibt und die Kinder betreut. Gleichstellung ist ja schön und gut, in Norwegen ist die Arbeitstätigkeit aber nicht nur Lust sondern Muss. Meine Freundin ist gerade schwanger und obwohl beide Akademiker sind haben sie nicht das Geld, dass sie/er über die 12 Monate hinaus das Kind selber betreuen können. Vielleicht auch deshalb die volle Breitseite an Geschenken zu Weihnachten: Das ewig schlechte Gewissen, den Kindern nicht genug Zeit gewidmet zu haben.

Gruss Patricia
snowstorm
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 465
Registriert: Fr, 23. Aug 2002, 11:59
Wohnort: Arendal

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon lorenz » Di, 06. Jan 2004, 15:56

Da hier so doch so viele Norwegischsprechende sind, hier ein schøner Kommentar aus der Aftenposten. Nicht um zu jammern, sondern um Fragen zu stellen. :) lorenz

Hvorfor har vi ikke råd?

Nordtvet bibliotek ble vedtatt stengt denne uken. Hvorfor har vi ikke lenger råd til de fine tingene?

Kommentar, KJETIL S. ØSTLI, Aftenposten, 28.11.03

Det er så mye fint vi ikke har råd til lenger. Det fine koster ikke stort, men det koster for mye.

Tirsdag vedtok Høyre, Fr.p., Venstre og Kr.f. å stenge dørene på Deichmanske bibliotek på Nordtvet. Bare et bibliotek. For folk på Kalbakken, Nordtvet, Grorud og Rødtvet. Det var her partiene i valgkampen sa de ville satse. Vår nye kulturbyråd Torger Ødegaard (h) gikk inn for nedleggelse, og flere andre filialer kan vente på døden. For slik, tenker kulturbyråden, kan andre biblioteker brukes av flere.

Hvorfor har vi ikke råd til å lønne noen få bibliotekarer som kan låne bort bøker i Groruddalen? Tror kulturbyråden at barn vil kjøre bil eller T-bane for å låne en bok? Det er så vanskelig å forstå dette, enda jeg er ganske lur i matematikk. Hvor mange ganger har Høyres Erling Lae snakket om skaterne? Oslo har rundt 10 000 skatere, men byen har fremdeles ingen innendørs hall. Hvorfor har vi ikke råd til det?

I kommunens budsjettforslag for 2004 var det ikke satt av penger til drift eller oppussing av badene på Lambertseter, Bislett, Sagene, Sogn eller Vestkantbadet. Kommunen vil helst selge badene. Tøyenbadet skal selges, og kjøperen får et tidsbestemt krav om badedrift. Utendørsbassenget der har vært i ustand i tre år nå. Vi hadde jo bad før, men hvorfor koster det for mye nå? Det er jo så fint å bade.

Symra og Frogner kinoer ble stengt i sommer. Kinoene Soria Moria, Felix og Vika har lenge stått på dødslisten. På Søndre Nordstrand ble tre ungdomsklubber foreslått nedlagt i år - og to klubber på Holmlia, der Benjamin Hermansen ble drept, der det skulle satses. Etter "Lille Lørdag" er det lett å le av rockeverksteder og fritidsklubber. Ordene lyder så gammeldags. Men må man være gammeldags for å se at unge vil ha noe å gjøre? Hvem vinner i lengden på å bygge ned de fine tingene? Røde Kors åpnet nylig sitt fjerde senter for ungdom. Fordi de er bekymret for oslo-ungdommen. Må Røde Kors ta over biblioteket? Er man dum hvis man føler at ting som ikke kan måles i penger, kan ha verdi? Vi har ikke råd til vask på grunnskolene, ikke råd til mat til heimkunnskapen, vi mangler penger til oppvarming av kirker, mangler penger til PC'er på skolene. Hvorfor har vi ikke råd lenger? Vi hadde råd før?

Kommunalminister Erna Solberg mener kommunene må få "mer igjen for pengene". Det har hun sikkert rett i. Men et bibliotek har aldri vært der for å tjene penger. Oslobadene ble ikke bygget for avkastning. En ungdomsklubb har aldri kunnet vise til inntjeningspotensial. En kirke snakker ikke om overskudd etter skatt. Det er jo nettopp det som er fint med de tingene. De er pengefrie soner. De er fine ting som skal være nettopp fine ting. Er man dum hvis man i 2003 tror at alt ikke må lønne seg?

De flotteste skreddere skal de neste årene sy en deilig dress til Oslo. Oslo skal bli fin. Oslo skal kunne håndhilse på andre kulturbyer. Oslo skal ikke lenger sparke i grusen og se dum ut. Oslo kommune skal drikke vin fra Italia og bli europeisk kulturby i 2011. Da skal operaen, Tjuvholmen og Vestbanen med kinosenter og nytt bibliotek stå klart. Det er uten tvil en flott drakt. Men tenk om vi kler oss nakne på veien. Tenk om Oslo plutselig står der i en dress som er litt for stor.

http://www.aftenposten.no/meninger/komm ... eID=679752
lorenz
 
Beiträge: 67
Registriert: Di, 06. Jan 2004, 2:27
Wohnort: Oslo

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Erika » Mi, 07. Jan 2004, 0:05

Hei alle sammen!
Nun habe ich viel gelesen über Norwegen, Preise, Löhne, Handwerkerrechnungen usw.

Ich wohne hier auf einer kleinen Insel da sind die Lebensmittel noch teurer als sonst in Norwegen. Ich jammere nicht, da das Leben hier ohne Stress abläuft. Aber ich benötige hier auch nicht mehr als in Deutschland. Ich habe nicht viel Möglichkeiten abends auszugehen und wenn ich ins Pup gehe (geht nur im Sommer) zahle ich ohne zu jammern den höhen Preis.
Die Natur und die Ruhe auch die Menschen hier ist etwas, was uns auf der Insel ein Ferienhaus kaufen ließ.
Ich sehe hier auf der Insel , dass die Menschen nur ein Bruchteil von dem an Kleidung ausgeben, was wir in Deutschland ausgeben.
Im Winter benötige ich hier nur meinen Overal und keiner schaut, ("Was hat sie heute wieder an")
Wenn ich einen Handwerker benötige, frage ich meinen Nachbar, der weis immer Bescheid wo es am günstigsten ist. Ich hatte am Anfang auch schon horente Beträge bezahlt.
Schade dass ich schon soo alt bin, wo man beruflich nicht mehr Fuß fasst, sondern schon an die Rente denkt. Ich würde sofort auswandern.
So begnüge ich ich so oft wie möglich lhier zu sein.
Ich lgaube die Menschen in NOrwegen haben eine andere Lebenseinstellung als wir Deutsche.
Grß Erika
Gruß Erika
Erika
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 390
Registriert: Fr, 30. Aug 2002, 3:01
Wohnort: Bayern-Schwaben

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon geir » Mi, 07. Jan 2004, 2:15

Keiner hat ja wohl behauptet dass Norwegen das Paradies ist, aber was Erika geschrieben hat ist ja fast Unsinn. Wenn es so schlecht waere, wie kann es sein dass Norwegen das hoechste Lebensstandard der Welt hat? Wenn ich mich nicht falsch erinnere brauchen die Norweger nur etwa 6% seiner Einkommen fuer Lebensmittel zb. Fast alle kann sich ein eigenes Haus leisten, Auto, Huette/Boot, Reisen in den Sueden uzw. Wo steckt das Problem. Man kann ja vielleicht diskutieren ob alle diese genannte Dinge eine Aufgabe des Staates ist. Das sieht man ja ueberall, man kann nicht so veitermachen wie frueher, das kennt ihr wohl viel besser in Deutschland als hier. Und dann eine Frage: was in den Artikel stimmt nicht?
geir
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 887
Registriert: Fr, 23. Aug 2002, 16:36
Wohnort: Digermulen/Lofoten

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Jürgen Wulf » Mi, 07. Jan 2004, 16:38

Hei Geir,

recht hast Du!

Gerade hier in Deutschland geht es eben nicht so weiter! Dies bekommen die Rentner, Arbeitslosen, Sozailhilfeempfänger etc. auch hart zu spüren.
Daher ist wohl dieser Satz

mh hat geschrieben:Ich finde es genauso falsch wenn die Leute in Deutschland wirklich jeden Kram kaufen, aus Angst Sie könnten mal wieder ein Schnäppchen verpassen, aber immerhin hat man dort noch die Wahl.


der größte Blödsinn, zumindest für die Gegenwart! Der Einzelhandel in Deutschland steht enorm unter Druck, weil eben die Kaufkraft der Verbraucher abgenommen, und ein wenig das Sicherheitsdenken die Oberhand gewonnen hat. Wer sowas schreibt, war lange nicht in Deutschland oder lässt ein wenig den Realismus außen vor.
Mh, erzähle mal den Rentnern, Arbeitslosen, Hilfeempfängern und Durchschnittsverdienern in D, sie kaufen sich jeden Kram. Die lachen Dich aus!

Und Patricia,

auch in Deutschland ist es nicht einfach mit einem Gehalt auszukommen, im Gegenteil:
Wer sich noch einen Urlaub gönnen will, muß ebenfalls das zweite Einkommen erzielen. Nach dem bezahlten Erziehungsurlaub fängt Frau auch wieder an zu Arbeiten, wenn sie denn Arbeit findet. Allein die Gebühren für den Kindergarten, ca. 150 € im Monat, schlagen hart in den Geldbeutel ein. Zumal es ja nur 4 Stunden Kinderbetreuung am Vormittag beinhaltet (und in den Ferien musst Du selber für Deine Kinderbetreuung sorgen).
Ganztagsangebote sind rar (und teuer), so dass manche Frau nicht arbeiten gehen kann, weil die zeitliche Flexibilität dermassen eingeschränkt ist und ein zeitlich passender Job nicht zu finden ist.
Beim Deutschen Durchschnittsverdiener sind Extras auch schon lange nicht mehr drin, wenn nicht zwei Einkommen pro Haushalt erzielt werden.

Es lässt sich endlos Diskutieren, nur ohne Reformen wird es in ganz Europa nicht mehr funktionieren. Das Anspruchsdenken sollte der Vergangenheit angehören; Flexibilität und Einsatz sind gefragt.
Armen!

Viele Grüße aus Bremen


Jogi
Zuletzt geändert von Jürgen Wulf am Mi, 07. Jan 2004, 21:55, insgesamt 1-mal geändert.
heerrsteitdedejimmerheersteit!
Jürgen Wulf
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 598
Registriert: Sa, 24. Aug 2002, 23:12
Wohnort: Norwegen/Åvik

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Arne.R. » Mi, 07. Jan 2004, 20:09

Jürgen Wulf hat geschrieben:Armen!


...nettes Wortspiel in diesem Zusammenhang...absichtlich? :mrgreen:

Gruß,
Arne
Der Haushaltstipp (Nr. 1378):
Fleckenentfernungmittelflecken gehen mit Teer weg!
Arne.R.
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 672
Registriert: Fr, 23. Aug 2002, 11:44
Wohnort: Norge

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Christoph » Mi, 07. Jan 2004, 21:34

Jürgen Wulf hat geschrieben:... weil eben die Kaufkraft der Verbraucher abgenommen, und ein wenig das Sicherheitsdenken die Oberhand gewonnen hat.


...und fragt Euch mal, warum seit einigen Jahren die Nachfrage in D so nachgelassen hat..., aber da das Thema ja wohl nicht ins Norwegenforum gehört, walzen wir es lieber mal nicht weiter platt.

Grüßlis vom rundum zufriedenen NarVikinger Christoph
"Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land am Polarkreis (Helgeland)."

frei interpretiert (erweitert) nach einem Zitat von Dr. Ludwig Ganghofer
Christoph
NF-Mitglied
NF-Mitglied
 
Beiträge: 7587
Registriert: Sa, 24. Aug 2002, 21:01
Wohnort: Mo i Rana

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Jürgen Wulf » Mi, 07. Jan 2004, 22:02

"aber da das Thema ja wohl nicht ins Norwegenforum gehört, walzen wir es lieber mal nicht weiter platt"

Lass raus Vikinger!

1. steht der Beitrag unter sonstiges

und

2. ist auch Norwegen ein Teil Europas. Sicherlich mit etwas anderes Voraussetzungen, jedoch auch mit Problemen, wie z.B. dem z.Zt. sehr schwachen Dollar etc.

und

3. möchte ich noch was lernen.

Viele Grüße aus Bremen


Jogi
Zuletzt geändert von Jürgen Wulf am Do, 08. Jan 2004, 10:22, insgesamt 1-mal geändert.
heerrsteitdedejimmerheersteit!
Jürgen Wulf
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 598
Registriert: Sa, 24. Aug 2002, 23:12
Wohnort: Norwegen/Åvik

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Erdmænnchen » Mi, 07. Jan 2004, 22:05

Sind hier nicht zwei Dinge etwas durcheinander geraten?

Auf der einen Seite die Frage, wieviel eine Gemeinde, der Staat bzw. allgemein die öffentliche Hand für Infrastruktur ausgibt.
Zum andern die Sparsamkeit des einzelnen Bürgers.

Die Infrastruktur ist doch staatlich Aufgabe. Ob der Staat Geld hat ist ja erst mal nicht unbedingt davon abhängig, wie es den einzelnen Bürgern geht. Es gibt ja noch andere Ölstaaten neben Norwegen, die zum Teil auch einen besseren Haushalt haben als Deutschland, trotzdem geht es der Mehrheit der Bürger schlechter als uns in D. Insbesondere in einem dünnbesiedeltem Land wie Norwegen ist es eben auch sehr teuer, wenn man für relativ wenig Leute Schulen, Schwimmbäder etc. bezahlen muß. Eine Stadt/Dorf von 10.000 EW hat nur 10T Steuerzahler. Das ist eben nicht zu ändern. Wenn diese 10.000 in einer dichtbesiedelten Region leben, kann man vielleicht in die 10 km entfernte Nachbarstadt ins Schwimmbad fahren. Wenn im Umkreis von 100 km keine größere Stadt ist, muß man entweder darauf ganz verzichten, oder man leistet sich den Luxus, obwohl nicht mehr Leute Steuern zahlen als in einer dichter besiedelten Region. Da stellt sich im Fall Norwegen vielleicht die Frage, wie man das Geld aus dem Öl dann vielleicht doch umverteilt und Kommunen zugute kommen läßt, um Infrastruktumaßnahmen zu finanzieren. Und das kann dann ein Politikum werden. Verzichten, Schulden machen usw. Alles Fragen die sich dann stellen und die man abwägen muß. Auch, weil verschiedene Bürger/Interessengruppen einzelne Infrastrukturmaßnahmen als unterschiedlich wichtig ansehen können.

Das hat aber soweit doch nichts mit der Sparsamkeit der Bürger zu tun. Im Prinzip gibt doch niemand gerne mehr Geld aus als nötig. Doch was ist nötig? In einer dünnbesiedelten Region sind die Entfernungen nunmal größer, was - unabhängig von den Steuersätzen - die Kosten in die Höhe treibt. Nur wie verhalten sich die Bürger? Die einen kaufen dort, wo es billig ist, vergessen aber möglicherweise die Kosten für den Weg dorthin (z.B. Sprit). Andere wiederum kaufen bewußt vor Ort, auch im Hinblick darauf, daß man vielleicht auf die Einkaufsmöglichkeit um die Ecke mal angewiesen ist und der Laden am Leben gehalten werden soll. Da setzt eben jeder so seine Prioritäten. Zumal ein Pleite gehen der kleinen Geschäfte immer die Gefahr der Monopolbildung durch wenige Ketten birgt. Dem sollte sich jeder Verbraucher bewußt sein.

Das ist ein sehr sensible Thema, ich hoffe nicht, daß diese Diskussion für zu viel Ärger sorgt. Schließlich definiert sich Reichtum wohl am besten als das, was der andere hat (und ich gerne hätte). :wink:
Also: Schön lieb bleiben! :)
Erdmænnchen
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 240
Registriert: Di, 22. Jul 2003, 20:35
Wohnort: östliches Ruhrgebiet/NRW

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon snowstorm » Do, 08. Jan 2004, 3:08

Jürgen Wulf hat geschrieben:Beim Deutschen Durchschnittsverdiener sind Extras auch schon lange nicht mehr drin, wenn nicht zwei Einkommen pro Haushalt erzielt werden.


Hallo Jogi!
Ich gebe dir natürlich recht, auch in Deutschland kann man sich bei nur einem Einkommen keinen Luxus erlauben.

Was Persönliches. Ich frage mich, ob ich seltsam altmodisch bin, doch geht mir die Vorstellung, ein Kind, das noch nicht laufen kann, ganztags in den Kindergarten zu geben, gewaltig gegen den Strich. Ich bin sicher, es schadet den Kindern nicht, und ich halte auch keine Mutter/Vater für schlechte Eltern, die dies tun. Mir missfällt allerdings der Druck, der hier ausgeübt wird. Nicht nur ökonomisch, sondern auch gesellschaftlich. "Wie, du willst zu Hause bleiben (und dabei verblöden/deine teure Ausbildung nicht nutzen/faul sein..)?" Man muss sich für den Wunsch, sich die ersten Jahre um die Kleinen zu kümmern, praktisch entschuldigen.

Zur norwegischen Situation: Ich gebe zu, deutsche Familien können derzeit nur davon träumen, was man hier unter Kinderbetreuung versteht. Ganz besonders, da die Preise für einen Ganztagsplatz begrenzt werden sollen. 2000 NOK sind glaube ich im Gespräch.

Norwegen ist ein reiches Land. Und grosszügig dazu. Mehr als 10 Milliarden gehen jedes Jahr an die armen Länder dieser Welt. Der Staatsminister hat es mal wieder in seiner Neujahrsrede angesprochen, dass man diesen helfen muss. Manchmal habe ich den Eindruck, Norwegen hat ein regelrechtes Schuldgefühl, was seinen Ölreichtum angeht.

Norwegen hat einen Fehler gemacht, als es voreilig seinen Energiemarkt privatisiert hat. Das Ergebnis sieht jeder auf seiner Stromrechnung (und plötzlich ist meine sehr deutsche Angewohnheit, das Licht hinter mir zu löschen auch nicht mehr so spleenig). Um es mal überspitzt zu sagen: die Kommunen haben den Privaten freudig ihre Kraftwerke verkauft und neue Turnhallen gebaut, haben jetzt aber nicht mehr das Geld, diese auch zu heizen.

Christoph hat geschrieben:.. warum in seit einigen Jahren die Nachfrage in D so nachgelassen hat


Es ist ein frommer Wunsch, dass die Bürger in D ihre Steuererleichterungen in Konsum umsetzen werden. Es wird auf die hohe Kante gelegt. Das nennt der Wiwi "Angstsparen". Für den einzelnen richtig, für die Volkswirtschaft nicht.

Gruss Patricia
snowstorm
NF-Stammbesucher
NF-Stammbesucher
 
Beiträge: 465
Registriert: Fr, 23. Aug 2002, 11:59
Wohnort: Arendal

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Christoph » Do, 08. Jan 2004, 12:12

snowstorm hat geschrieben: Es wird auf die hohe Kante gelegt. Das nennt der Wiwi "Angstsparen". Für den einzelnen richtig, für die Volkswirtschaft nicht.


Richtig Patricia..., das ist Angstsparen, da in D im Moment zuviel im Ungewissen liegt. Aber es ist nicht nur "Sparen aus Angst ". Es ist auch Zwangssparen. In meiner Bankerzeit hatte ich zig Kunden, deren gesamte Sparguthaben im Aktienrausch verpufft sind. Das waren Sparguthaben von Kunden, die ihre Notgroschen auf der hohen Kante bzw. ihr Alter finanziert hatten und die ansonsten wirklich konsumierten. Diese Leute müssen jetzt wieder sparen. Die Volkswirtschaft leidet natürlich darunter und viele der (Mit-) Verantwortlichen dafür sitzen noch auf ihren gutbezahlten Posten oder wurden mit fettesten Abfindungen entlassen.

Grüßlis vom NarVikinger Christoph
"Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land am Polarkreis (Helgeland)."

frei interpretiert (erweitert) nach einem Zitat von Dr. Ludwig Ganghofer
Christoph
NF-Mitglied
NF-Mitglied
 
Beiträge: 7587
Registriert: Sa, 24. Aug 2002, 21:01
Wohnort: Mo i Rana

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon mh » So, 11. Jan 2004, 10:57

mh
Zuletzt geändert von mh am Mi, 19. Mai 2004, 20:37, insgesamt 1-mal geändert.
mh
 

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Christoph » Di, 13. Jan 2004, 9:36

Fremover, Narviks Lokalblatt, vom 12.01.03:

"Fornøyd med økonomien

52 prosent av Norges befolkning er fornøyde med sin personlige økonomi, noe som gjør nordmenn til verdens mest tilfredse med sin egen økonomi."

Die Leute wurden anscheinend von einer Organisation namens TNS Gallup danach gefragt, ob und inwieweit sie mit Ihrer persönlichen wirtschaftlichen Lage zufrieden sind. Die Umfrage wurde unter 50 Ländern gemacht, ...Westeuropas Durchschnitt lag bei 18%, Frankreich bei 8%, USA 21%, Dänemark 36%...Deutschland ist nicht erwähnt.

Grüßlis vom NarVikinger Christoph
"Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land am Polarkreis (Helgeland)."

frei interpretiert (erweitert) nach einem Zitat von Dr. Ludwig Ganghofer
Christoph
NF-Mitglied
NF-Mitglied
 
Beiträge: 7587
Registriert: Sa, 24. Aug 2002, 21:01
Wohnort: Mo i Rana

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon mh » Do, 15. Jan 2004, 16:57

mh
Zuletzt geändert von mh am Mi, 19. Mai 2004, 20:37, insgesamt 1-mal geändert.
mh
 

Re: Norwegen - ein armes Land am Rande Europas?

Beitragvon Christoph » Do, 15. Jan 2004, 18:27

Man...mh...hast Du Dir ne Arbeit gemacht...bitte sei nicht böse, daß ich nur in K u r z f o r m noch etwas nachschiebe:

Ich wollte nur völlig wertfrei wiedergeben, was im fremover stand. Deine Anmerkung zum Thema Umfragen ist mir auch klar und über den ganzen Rest kann man sicherlich diskutieren.

Grüßlis vom NarVikinger Christoph
"Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land am Polarkreis (Helgeland)."

frei interpretiert (erweitert) nach einem Zitat von Dr. Ludwig Ganghofer
Christoph
NF-Mitglied
NF-Mitglied
 
Beiträge: 7587
Registriert: Sa, 24. Aug 2002, 21:01
Wohnort: Mo i Rana

VorherigeNächste

Zurück zu Sonstiges

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste