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Beitragvon laurina&eike » Mo, 31. Jan 2011, 22:03

hallo!

wir wohnen nun sei 7 monaten hier in südnorwegen - und ich wollt mal hören, wie es euch auswanderern nach diesem zeitraum so ging!
also unsere kinder haben sich recht gut akklimatisiert, auch wenn der trennungsschmerz von freunden und schule lange weh tat.
leider passen sie sich auch bzgl. des reichlichen data- und fernsehkonsums an und ein handy brauchen sie auf einmal auch! das nervt sehr, zumal wir vorher dorf-draußen-spiel kinder hatten. viel kampf und theater deswegen, und sie sind erst 8 und 9.

beruflich und menschlich haben wir schon ordentlich lehrgeld bezahlt, oft nichts böses gedacht und falschen geglaubt.
aber auch schon supernette leute kennengelernt, hilfe bekommen und schöne zeit verbracht.

wir lernen norwegisch wie verrückt, mein mann tut sich sehr schwer. es klappt schon wirklich gut, aber es fehlt oft das spezielle-eben das, was das zwischenmenschliche ausmacht. das umgangssprachliche, spontane...und da fehlt es natürlich noch.
und das macht sehr einsam, und man hat das gefühl, man wäre mit der familie auf einer insel...

wie ging es euch so im ersten jahr, auch mal alles satt gehabt, dann wieder alles supertoll? in deutschland schon fremd, aber hier noch nicht puschenwarm?
ich würd mich sehr über verschiedene an-und aussichten freuen...
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Re: auf-und-ab

Beitragvon Dirk i norge » Mo, 31. Jan 2011, 23:05

Hallo laurina&eike !

Jeh nach Engasjement würde ich sagen, dass man nach 7 Monaten noch mitten in der Eingewöhnungsphase ist. Jedenfalls war es bei mir so. Da kommen die Sætze " kan jeg få fem poser?" beim Rema noch nicht so locker bei der Kassiererin an. Auch dem Werkstattmenschen zu erklæren, dass der Motor bei kaltem Wetter immer aus geht, ist auch noch nicht so einfach. Aber du solltest nicht vergessen, dass du selbst die deutsche Sprache nicht mit der Muttermilch aufgesogen hast. Du , ich und alle anderen Leute mussten erstmal lernen.

Der soziale Kontakt kommt mit den Jahren. Die Sprache sitzt besser und es wird einfacher jemanden anzusprechen. Dann sollte man versuchen einen Witz auf norwegisch zu erzæhlen. Lacht die Meute dann haben sie dich verstanden. Also hast du das næchste Level erreicht. Das dritte Level des Lernprozesses ist wenn du anfængst auch mal auf norsk zu meckern. Dabei darf man nicht stottern ansonsten ist man wieder bei Level zwei und die Meute lacht wieder. Kannst du norwegisch meckern, wissen die "Bemeckerten", dass man mit dir nicht alles machen kann denn du kannst dich bereits gut verteitigen. Ist zwar jetzt nicht so das ganz perfekte Deutsch aber was ich eigendlich mit diesem Geschwafel sagen will ist, die Sprache ist das aller wichtigste Werkzeug für ein angenehmes Leben damit du und deine Umwelt miteinander kommunizieren kønnen.

Das Erste was ich nach meinem Umzug nach Norwgen getan hatte war, die Demontage einer Satelitenschüssel. Also kein Pro7, RTL2, SAT1 und Kabel1 mehr. Auf diesen Schrott kann ein normaler Mensch eh verzichten. Meiner Tochter war es egal aber meine Frau fragte mich øfter ob ich die Hælfte meines Gehirns in Deutschland gelassen hatte. Es war ihr zu radikal. Ausserdem habe ich nach dem Verlassen der Wohnung mit keinem mehr deutsch gesprochen. Auch hier war es meiner Tochter egal. Meine Frau hat das so genervt, dass sie schon lachen musste wenn ich versucht habe norwegisch zu sprechen. So nach und nach haben wir alle begriffen, dass diese Schritte schon etwas strange waren aber es hat uns geholfen. Als næchstes habe ich versucht nochmal Nachwuchs zu bekommen. Ich habe festgestellt, dass dies auch mit nicht so perfektem norwegisch sehr gut klappt und ich sogar recht erfolgreich bei diesem Vorgang war.

Heute hat meine Frau viel mehr norwegische Kontakte als ich. Das liegt nicht nur daran, dass sie eine viel sprechende Person ist. Nein, es liegt daran, dass ich von Natur ein sehr weicher, sensibler Mensch bin der statt Worte Taten sprechen läßt :wink:

Macht weiter und haltet durch. Lasst euch von niemanden rein reden . Macht das was ihr für richtig haltet und hørt bloß nicht auf die selbsernannten Auswanderungsexperten. Davon kenne ich auch den Einen oder Anderen. Die leben aber wieder in deutsche Lande.

Ich habe dein Posting mit Begeisterung gelesen weil mich viel an uns erinnert hat. Dein Mut zur Ehrlichkeit ist sehr bewundernswert und passt sehr gut hier ins Forum hinein.

Viel Erfolg !
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Re: auf-und-ab

Beitragvon Marika Anna L » Mo, 31. Jan 2011, 23:56

Uns ging es ähnlich. Nun sind wir 2 jahre hier. Im ersten jahr habe ich die Ruhe hier komplett genossen , hatte alles hinter mir gelassen. Es war ein richtiger Neuanfang. Deutschland empfanden wir nur noch als stressig,was es auch wohl war...Mein Mann mag den winter nicht so gern, und somit blühte er im Sommer mehr auf und hat auf seinen Angeltouren Leute kennengelernt, und sich ein kleines miniboot zugelegt.. nun hat er sich dran gewöhnt..er spricht super..
Die Kinder nun 15 und 11 wurden sehr gut aufgenommen, sie sprechen nun perfekt. Haben garkeine Probleme jemanden zu verstehen.
Sie sind im Sportverein von anfang an, dadurch habe ich , weil ständig dabei, viel gelegenheit gehabt mit den einheimischen zu,,reden,,...also ich kam mir vor wie ein fisch in einem wasserglas , umgeben vom grossen meer. habe da gesessen und rein nix verstanden. Jetzt verstehe ich fast alle, lerne die leute besser kennen, plappere einfach drauf los. hatte zuerst immer angst etwas zu sagen. freundschaften bauen sich auf....meine kontakte werden immer mehr..
auf der arbeitsstelle habe ich übrigens komplett ohne norwegisch angefangen, eher wohl selten, und es war eine riesige herausforderung für mich....habe ich nicht bereut..

das fernseh und Pc problem kennen wir auch...meist arbeiten beide eltern und nach der schule sitzen die kinder vor dem flimmerkasten...ich mache ihn dann aus , packe die kinder ein und zur zeit fahren wir oft ski,,was ich auch erstmal lernen musste...aber immer geht das nicht...
also uns hat es sehr geholfen nur mit norwegern zu sprechen....dabei haben wir die sprache am besten gelernt..
wir wohnen auch so ein wenig im süden...kannst gern persönlicheres bei bedarf als PN schreiben..
nur als wir in den letyten urlaub im herbst in deutschland waren, war alles fremd für uns, ein gefühl wie ich es nicht dachte....wir waren froh wieder zuhause zu sein...unser sohn hatte eine kleine krise, etwas erschreckend, er dachte er könne kein norwegisch mehr und wollte nicht mehr in die schule....nach 2 tagen und ein paar gesprächen mit ihm und der schule hat es sich gott sei dank in schall und rauch aufgelöst...

liebe grüsse aus buskerud
http://www.facebook.com/groups/342649565842431/

Meine Facebokgruppe fuer Leute die eine Mitfahrgelegenheit suchen. Wer moechte kann sich gerne dazufuegen :
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Re: auf-und-ab

Beitragvon hobbitmädchen » Di, 01. Feb 2011, 8:40

Hei!

Ich kann mich Dirk nur anschliessen: vielen Dank fuer diesen ehrlichen Beitrag!
Und ja, lasst Euch nicht entmutigen, lasst Euch nicht reinreden!

Die Eingewøhnungsphase ist sicher bei jedem anders und ich denke es macht auch einen Unterschied, ob man alleine oder mit Familie auswandert. Ich habe den Schritt vor knapp drei Jahren alleine durchgezogen, auch mit dem Vorteil davor schon mal 2 Jahre in Norwegen gewohnt zu haben und dadurch die Sprache zu kønnen.
Es dauert seine Zeit sich komplett vor Ort zu integrieren, besonders wenn die Sprache noch nicht richtig sitzt. Aber macht Euch mal keine Sorgen. Ihr macht auf mich den Eindruck, dass Ihr wirklich aktiv daran arbeitet und bald klappt das ganz von selber! Versucht so viel wie møglich zu sprechen, zu lesen und ja, eben auch norwegische TV-Kanæle zu guckn. Hat mir am Anfang sehr geholfen, weil man es z.B. bei englischen Serien dann auch gleich geschrieben im Untertitel sieht.

Ich druecke Euch auf jeden Fall die Daumen und bleibt am Ball!
Fænde es auch schøn, wenn Du uns hier ein bissl auf dem Laufenden hælst, wie es Euch geht!

Høyr ikkje på om dei skrik du er feig. Om kruna di skjelv, så er rota di seig.
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Re: auf-und-ab

Beitragvon laurina&eike » Di, 01. Feb 2011, 11:43

hei,

vielen dank für die netten beiträge!

die norwegisch-lehrerin sagt auch, immer locker bleiben, sprachlich richtig gut im rennen - und ich hab schon mal einen witz gemacht, und konnte sogar schon mal mitlachen, wenn ein norweger einen witz gemacht hat (dieses grimassenhafte mitlächeln ist auch einfach zu doof).

und wir gucken norwegisches fernsehen und quatschen die nachbarn voll :D ....

aber wir sind froh, wenn die eingewöhnungsphase in die selbstverständlichkeit übergeht und man sogar freunde gefunden hat.
das soll gar kein jammern sein, sondern eher ein zustandsbericht.
und wenn wir dann so aus dem fenster gucken, der berg ist von wolken umgeben, die kinder hatten einen super kreativen tag in der schule und bei der arbeit wars richtig lustig, dann wissen wir: alles richtig gemacht!
wißt ihr, was gemeint ist?

herzlichst!
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Beitragvon Hubi59 » Di, 01. Feb 2011, 12:11

laurina&eike hat geschrieben:............wißt ihr, was gemeint ist?........


natürlich wissen wir das, aber nicht vergessen, nicht immer läuft alles glatt und nicht jeden Tag ist Sonnenschein, stellt dann nicht die Auswanderung in Frage sondern lösst die Probleme. O sorry, ein norw. Freund hat mir gelernt " Vi har ingen problem, vi har bare en ny utfordring".
Das hilft wirklich wenn`s mal dick kommt :wink:
Gruss Hubi
und euch weiterhin alles Gute
Tyskland liker vi, men kun for Norge slår våre hjerter
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Re: auf-und-ab

Beitragvon hobbitmädchen » Di, 01. Feb 2011, 12:21

laurina&eike hat geschrieben:wißt ihr, was gemeint ist?

Ja, wissen wir 8)

Finde Eure Einstellung :super: Bin mir sicher, dass Ihr Euch bald sehr Zuhause fuehlen werdet!

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Re: auf-und-ab

Beitragvon Dirk i norge » Di, 01. Feb 2011, 12:51

laurina&eike hat geschrieben:und wenn wir dann so aus dem fenster gucken, der berg ist von wolken umgeben, die kinder hatten einen super kreativen tag in der schule und bei der arbeit wars richtig lustig, dann...


positive Gedanken helfen natuerlich .
Es wird einem auch einfach gemacht, sich hier wohl zu fühlen. Jeden Fall ab und zu.
Wenn man z.B. mit seinem Kind zu Hause bleiben muss weil ein hartneckiges Virus den Weg zum Kind gefunden hat und der Chef in der Firma sagt, dass man sich richtig gut Zeit nehmen soll um den Genesungsprozess des Kindes zu überwachen, dann bekomme auch ich ein breites Grinsen ins dicke Gesicht. Übrigens ermøglicht mir dieses aktuelle Ereignis auch einen Blick ins Forum um diese Uhrzeit. :wink:

hobbitmädchen hat geschrieben:ich denke es macht auch einen Unterschied, ob man alleine oder mit Familie auswandert


Das, liebes hobbitmädchen, sehe ich auch so. Das ist auf jeden Fall ein großer Unterschied...
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Re: auf-und-ab

Beitragvon hobbitmädchen » Di, 01. Feb 2011, 13:48

Dirk i norge hat geschrieben:Das, liebes hobbitmädchen, sehe ich auch so. Das ist auf jeden Fall ein großer Unterschied...

Manches macht es einfacher, manches aber auch schwieriger.

Dann mal gute Besserung an Deinen Nachwuchs! Streckt dem bøsen Virus einfach die Zunge raus :P

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Re: auf-und-ab

Beitragvon Morfie » Di, 01. Feb 2011, 23:04

Du hast ne PN :wink: .

LG, Kirsten
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Re: auf-und-ab

Beitragvon moni 13 » Mi, 09. Feb 2011, 18:31

Hei, ich möchte auch meinen Senf dazu geben.
Beim lesen der vorherigen Beiträge ist mir richtig warm ums Herz geworden.
Eigentlich wollte ich im November schon nach Norwegen, hat leider nicht geklappt.
Jetzt ist mein Ziel ca. Mai 2011. Auch in mir purzeln die Gefühle auf und ab..
Ich bin seit vorigem Jahr mal intensiver mal weniger beim Norwegisch lernen.
Ich hatte Einiges zu bewältigen, was ich jetzt hier nicht ausbreiten will.
Nur soviel ich gehe auch alleine nach Norwegen und dies mit einerseits großer
Freude und natürlich auch andererseits mit einem mulmigen Gefühl.
Ich habe mir vorgenommen jetzt mit meinem Alter endlich mal an mich zu denken.

god kveld, Moni
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Re: auf-und-ab

Beitragvon hobbitmädchen » Do, 10. Feb 2011, 10:45

moni 13 hat geschrieben:Nur soviel ich gehe auch alleine nach Norwegen und dies mit einerseits großer
Freude und natürlich auch andererseits mit einem mulmigen Gefühl.

Kann ich gut verstehen! Das soziale Backup ist anfangs eben weitweg und es dauert ein wenig, bis man sich ein neues aufgebaut hat. Aber ich denke, das kriegst Du schon hin :) Haben andere auch geschafft! Und wenn die Sprache sitzt, geht alles ein wenig leichter!

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Re: auf-und-ab

Beitragvon moni 13 » Do, 10. Feb 2011, 11:25

hobbitmädchen hat geschrieben:
moni 13 hat geschrieben:Nur soviel ich gehe auch alleine nach Norwegen und dies mit einerseits großer
Freude und natürlich auch andererseits mit einem mulmigen Gefühl.

Kann ich gut verstehen! Das soziale Backup ist anfangs eben weitweg und es dauert ein wenig, bis man sich ein neues aufgebaut hat. Aber ich denke, das kriegst Du schon hin :) Haben andere auch geschafft! Und wenn die Sprache sitzt, geht alles ein wenig leichter!




Danke Dir ! Genau daran arbeite ich jetzt.
Ich bin seit September wirklich nur noch für mich verantwortlich.
Ja auch daran muß man sich gewöhnen.
liebe Grüße Moni
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Re: auf-und-ab

Beitragvon orcajump » Sa, 12. Feb 2011, 23:09

Hei!
Ach, wie gut kann ich das nachfühlen!! Meine Freundin ist im Juni 2009, ich bin im September 2009 nach Norwegen gekommen. Da ich Verwandte in Norwegen habe, konnte ich schon vorher „ganz gut“ norwegisch, da ich auch einige Jahre Kurse auf der VHS besucht hatte. Meine Freundin konnte nach drei kurzen Intensivkursen und Selbstlernen am PC noch nicht allzu gut sprechen, wurde aber auf der Arbeit mehr oder weniger sofort ins kalte Wasser geschmissen und musste schon nach 3 Tagen Telefonanrufe entgegennehmen! Und wie erstaunt war ich, als ich im September nachkam und sie quasselte wie ein Buch ;-)… Sie hat, glaube ich, erst mal mehr verstanden als ich. Und trotzdem: Auch wenn wir überall für unser Norwegisch gelobt werden und fast niemand glauben will, dass wir erst so kurz hier sind, befällt mich ab und zu genau das von Dir beschriebene Gefühl. Mir fehlen oft die Worte, um bestimmt Dinge, die vielleicht etwas weiter in die Tiefe gehen, auszudrücken, die Spontaneität fehlt (noch?), das rasche Antworten, das „Auf-den-Punkt-Treffen“, das problemlose Teilnehmen an einem Gespräch. Es gibt Tage, da geht alles problemlos und ich kann alles sagen, was ich will, und es gibt Tage, da bin ich nach der Arbeit so erschossen und leer im Kopf, dass ich nicht mehr viel brauche. Und deshalb habe ich auch das Gefühl und die Angst, dass mich die Anderen ja gar nicht als den Menschen kennenlernen können, der ich eigentlich bin. Aber vielleicht macht man sich selbst da viel zu viele Gedanken, und die anderen empfinden das gar nicht so? Als ich das mal einem Norweger erzählt habe, hat er gesagt, es ist nicht nur die Sprache, nach der man sein Gegenüber einschätzt, es gehört noch einiges Andere auch dazu, ich solle mir mal keinen großen Kopf deswegen machen, das sei alles gar nicht schlimm und würde ja sowieso immer besser werden… Und das Wichtigste: Nicht „ja ja“ sagen, wenn man was nicht versteht, sondern gleich nachfragen! Damit hat er sicher recht! Und über mangelnden Kontakt hier draußen im Busch können wir uns wirklich nicht beklagen: Wir waren schon zu einer Hochzeit und am Heiligabend (und auch schon mehrmals ohne besonderen Anlass) eingeladen, werden bei allen möglichen Veranstaltungen gefragt, ob wir auch kommen, und meine Freundin sitzt sogar schon als Kassiererin in der Styre eines kleinen Vereins, der hier draußen für die Erhaltung der alten Schule sorgt… Viel zu lange Rede, kurzer Sinn: Man stellt wohl wirklich selbst erst mal zu hohe Ansprüche an sich und erwartet zu viel auf einmal – und denkt, den anderen geht´s mit Dir genauso! Ist aber vielleicht gar nicht so, und die anderen können Dich sehr wohl einschätzen, auch wenn die Sprache (noch) nicht perfekt sitzt… Aber trotzdem muss man sicher sehr viel dafür tun, dass man mehr und mehr integriert wird, und irgendwann auch richtige Freundschaften schließt – und das ist in einer fremden Sprache mit Sicherheit sehr viel schwieriger und anstrengender, da beißt keine Maus ´nen Faden ab!

Lykke til og hold på – det ordner seg, men ting tar tid :wink: !
Gruß orcajump
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Re: auf-und-ab

Beitragvon Tina&Kei » Mo, 21. Feb 2011, 13:56

Hei

lach......sieben Monate habe ich noch nicht erreicht (grade mal 4,5), aber ich kann auch gut nachfuehlen :lol: .
In der Anfangszeit hatte ich mehrere Chaos- Tage, an denen ich echt dachte: Mich versteht hier niemand!!! 8) Aber nun denke ich.....das war mein bløder deutscher Perfektionismus, der mir da selbst im Weg stand. Alles wollte ich perfekt machen und irgendwie ging fast alles schief.
Aber nun hat sich alles gegeben, ich habe einen Job gefunden und es laeuft prima. Alle fragen mich immer nach Heimweh, und...NEIN, ich hab keines. Und bløderweise mag mir das fast keiner glauben - aus D auf jeden Fall.
Nach den anfaenglichen Problemchen besuchte ich meine Sprachkurse in Oslo, um meine selbst erlernten Kenntnisse via Norwegish aktiv auszubauen. War zum groessten Teil auch Kopfschuettelgarantie, weil ich nicht so recht schlau daraus wurde, was so manche in diesen Kursen verloren hatten. Ich begann auch mit Bewerbungen schreiben, die erst mal wenig Erfolg hatten. Im NAV hatte ich dann eine sehr nette Beraterin, mit der ich meine Bewerbung umschrieb und schwubs.......nachdem ich so die zweite Bewerbung verschickte, meldete sich auch jemand. 8) Nun arbeite ich in einer Pizzaria. Ok, kein Traumjob aber man muss ja erstmal wo beginnen. Es macht sehr viel Spass ist aber auch anstrengend. Jeden Tag 9 Std stehen.....da hat man nachts das Gefuehl, man geht mit Plattfuessen nach Hause. Aber alle sind super nett und ich lerne viel zu sprechen. Man wird mit viel Herzlichkeit und Respekt behandelt und es kommt oft ein Lob.
Wenn ich an meinen letzten Job in D zurueckdenke.....wann hatte ich da mal in drei Jahren ein Lob bekommen???? Ich kann es sagen....es kam keines! Ich freue mich auf jeden Fall auf alles, was jetzt hier noch kommen mag. Und ich bin dankbar fuer Arbeitgeber, die Geduld mit mir haben und mir bei der Grammatik helfen. Auch meine Angst vor dem Telefon habe ich ueberwunden. Mittlerweile verstehe ich die Kunden und die Gaeste.....und sie mich :P

Ich weiss, dass meine Eingewoehnung auch noch etwas braucht. Aber ich kann sagen, dass ich mich wohl fuehle und auf dem richtigen Weg bin. Was will ich also mehr.......alles ordnet sich :wink: :wink: :wink: :wink:

Hilsen Tina
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