Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon Schnettel » Mi, 12. Okt 2011, 14:14

bine hat geschrieben:und für psychotherapie wartet man ja in norwegen monate, wenn nicht bis zu einem jahr, ist das wirklich so.
Das ist aber auch in Deutschland so. Kam erst vor kurzem eine Reportage darueber (ich glaube, im ZDF?). Da wartet man unter Umstænden længer noch als ein Jahr auf einen allerersten Termin.
Ich weiss aber nicht, ob es als "nicht-fliessend-norwegisch-Sprechender" soviel Sinn macht zu einem norwegischen Psychotherapeuten zu gehen? Vielleicht stelle ich mir das zu einfæltig vor - aber gerade solche Dinge, wo es auf das Gespræch ankommt, darauf, wie man sich ausdrueckt, auch zwischen den Zeilen lesen zu kønnen etc. - wie soll das richtig funktionieren, wenn es Verstændigungsprobleme gibt?
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon bine » Mi, 12. Okt 2011, 14:21

ja, das mag wohl so sein, nur, wenn ich dann rübergehe, dann will ich auch die sprache fliessend sprechen können und das werde ich mit bestimmtheit schaffen, denn auch portugiesisch ist nicht einfach, ich habe es aber gelernt...in der schweiz wartet man auf alle fälle niemals ein jahr, bis man in psychotherapeutische behandlung gehen kann. liegt wohl daran, dass hier das angebot auch wirklich gross ist und es soviele therapeuten hat wie wohl kaum an einem anderen ort. ich kriege auf alle fälle spätestens innerhalb von zwei monaten einen termin oder auch vorher. ebenfalls gibt es hier ja spezialtherapeuten, die sich auf diverse erkrankungen wie z.b. burnouts etc. spezialisieren. was ich aber so gehört habe von norwegen, falls man dort krank wird, gibt es einfach ein jahr krankengeld, man kann zum arzt, aber psychotherapie..nee, eher nicht. ich meine, in solchen fällen benötigt doch die seele auch unterstützung, aber vielleicht trinken sich die skandinavier ja lieber unter den boden, dann hat sich das problem auch gelöst.
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon Morfie » Mi, 12. Okt 2011, 15:04

bine hat geschrieben: was ich aber so gehört habe von norwegen, falls man dort krank wird, gibt es einfach ein jahr krankengeld, man kann zum arzt, aber psychotherapie..nee, eher nicht. ich meine, in solchen fällen benötigt doch die seele auch unterstützung, aber vielleicht trinken sich die skandinavier ja lieber unter den boden, dann hat sich das problem auch gelöst.


Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, woher du diese Infos hast. Ich arbeite im Gesundheitswesen und es gibt hier ein gutes Angebot an Psychotherapie. Die Wartezeiten betragen in unserer Kommune 6 Wochen und ich habe die Erfahrung gemacht, das gerade für die psychische Gesundheit einiges getan wird.

Ich weiß nicht, wie es in der Schweiz ist, aber in Deutschland ist es mittlerweile katastrophal, was Therapeutensuche angeht, entweder frühestens nach 3 Monaten, halbem Jahr oder komplett voll. Dann hast du in Deutschland immer noch das Damoklesschwert einer begrenzten Stundenanzahl über deinem Kopf hängen. In der Regel werden nur 25 Stunden durch die Krankenkasse bewilligt, allenfalls werden dann nochmal 25 Stunden bewilligt, aber dann ist auch Schluss. D.h. du musst in den 50 Stunden deine psychischen Probleme bewältigt haben.

Auch mit dem "sich unter den Boden trinken" ist eine Paiuschalisierung, die so nicht stimmt. Hier, wie in allen anderen Ländern auch, leben Menschen und jeder ist einzigartig. Zu sagen, das alle Skandinavier saufen, ist einfach daneben. Ich kenne Menschen hier, die gern mal einen über den Durst trinken, Menschen, die es in Maßen genießen und Menschen, die überhaupt keinen Alkohol trinken. Genauso, wie in anderen Ländern auch.

Da ich in beiden Gesundheitssystemen durch meine Arbeit und auch durch "selbst betroffen sein" Einblick hatte, kann ich nicht sagen, das ich das norwegische System als schlechter empfinde. Im Gegenteil, wenn ich von den Zuzahlungen ausgehe, haben mich zwei komplizierte Operationen in Deutschland finanziell sehr, sehr stark belastet. Wie gesagt, ich weiß nicht, wie es in der Schweiz ist, ich kann es nur mit dem deutschen System vergleichen.

LG, Kirsten
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon Löwin » Mi, 12. Okt 2011, 17:42

Schnettel hat geschrieben:Ich weiss aber nicht, ob es als "nicht-fliessend-norwegisch-Sprechender" soviel Sinn macht zu einem norwegischen Psychotherapeuten zu gehen? Vielleicht stelle ich mir das zu einfæltig vor - aber gerade solche Dinge, wo es auf das Gespræch ankommt, darauf, wie man sich ausdrueckt, auch zwischen den Zeilen lesen zu kønnen etc. - wie soll das richtig funktionieren, wenn es Verstændigungsprobleme gibt?


Hallo@ Schnettel, bin zur Zeit in Behandlung in einer Rheumatagesklinik und mir wurde extra eine deutschprechende Ærztin zur Seite gestellt, obwohl ich norwegisch spreche, aber halt mit den medizinischen Ausdruecken und so da wuerde ich mir schwer tun, mein Hausarzt hat das extra auf die Ueberweisung geschrieben. War kein Problem.
Auch beim NAV bekomme ich nun einen Dolmetscher, weil ich da die Berufsunfæhigkeitsrente in D. beantragen muss, die meinten das wære bei so komplizierten Sachen besser, und es kostet mir nix.
Ob man das in D. als Auslænder auch bekommt????? Oder in der Schweiz???
@Bine ich denke es gibt ueberall das eine oder andere was einem nicht gefællt, aber von vorneherein sagen, das habe ich so oder so gehørt, davon sollte man sich nicht verrueckt machen lassen.

Liebe Gruesse Løwin :D
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon bine » Mi, 12. Okt 2011, 18:04

hi loewin danke fuer deinen beitrag
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon Hubi59 » Mi, 12. Okt 2011, 21:17

bine hat geschrieben:, aber vielleicht trinken sich die skandinavier ja lieber unter den boden, dann hat sich das problem auch gelöst.


richtig bine, einmal richtig besoffen erspart jegliche "psychotherapeutische behandlung" und damit ne menge Kohle und deshalb haben die hier so viel davon (von der Kohle) prost :prost:
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon bayer45 » Mi, 12. Okt 2011, 21:18

trinkst du immer alleine? :prost:
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon bine » Do, 13. Okt 2011, 5:38

selbstverstaendlichaber apropos kohle:haben die wirklich sooo viel???
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon bine » Do, 13. Okt 2011, 7:06

und nein, natürlich trinke ich nicht alleine, sondern gemeinsam mit meinem badezimmer spiegel:)
bine
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon Dixi » Do, 13. Okt 2011, 20:35

bine hat geschrieben:und nein, natürlich trinke ich nicht alleine, sondern gemeinsam mit meinem badezimmer spiegel:)

upps, das ist ja dann die doppelte Menge :?:
:prost: :prost: :prost:
Viele Grüsse Dixi
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon bine » Do, 13. Okt 2011, 21:48

fühlt sich dann eben leichter an:)
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon trolli » Sa, 15. Okt 2011, 19:21

klischee erfüllt.
...
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon Jools » Fr, 29. Jun 2012, 12:33

Ich ergaenze nochmal, habe nach 14 (!) Monaten einen Termin zum Test auf Laktoseintoleranz bekommen. Ich finde das voellig unfassbar :shock:

Kann uebrigens bestaetigen, dass das norw. Gesundheitssystem bei Lebensmittelunvertraeglichkeiten echt hinterherhinkt - z.B. ist man in ganz Norwegen nicht in der Lage, einen Test auf Histaminintoleranz durchzufuehren (habe das schwarz auf weiss von einem Allergologen an der hiesigen Klinik).

@bine: Dass es hier keine "Burnout-Spezialisten" gibt, mag zum einen daran liegen, dass die sog. Work-Life-Balance in Norwegen doch deutlich angenehmer ist, zweitens daran, dass "Burnout" keine Krankheit ist, sondern ein gesellschaftlich anerkanntes Modewort fuer eine (oft stressbedingte) Depression. (Schick, wenn man sich krankschuftet!) Waehrend sich in Deutschland immer mehr Anbieter auf "Burnout-Kranke" spezialieren, mit "Wellness" und "mal ausspannen", wuerde man hier einfach zum Psychologen gehen. Ueber die Wartezeiten weiss ich nichts Genaueres, aber ich glaube, es ist aehnlich wie in Deutschland.
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Re: Erfahrungen mit dem norwegischen Gesundheitssystem

Beitragvon hobbitmädchen » Fr, 29. Jun 2012, 12:55

whatever_happens hat geschrieben:Ich ergaenze nochmal, habe nach 14 (!) Monaten einen Termin zum Test auf Laktoseintoleranz bekommen. Ich finde das voellig unfassbar :shock:

Ja, das ist es wirklich!

Ich finde es echt erstaunlich, denn ich bekomme hier bei meinem Hausarzt einen Termin innerhalb einer Woche und auch Ueberweisungen zu Spezialisten oder irgendwelchen Tests dauert maximal einen Monat. Ist wohl wirklich sehr ortsabhængig. Schade, denn so sollte es nicht sein. Aber so wird es ja auch oft in den Medien berichtet.

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