heico hat geschrieben:Als Deutscher kann ich nicht erkennen, womit die Bauern ihr Geld in Norwegen verdienen.
Land ist knapp, Acker gibt es fast gar nicht, Gebäude sind nicht einfach zu errichten.
Betriebe viel zu klein. Da kann es nur über die Zuschüsse gehen, entweder direkt oder über die Produkte.
Milch ist in der Hand von Tine und Fleisch bei Gilde zu haben.
Bei der "Planwirtschaft" gibt es keinen Wettbewerb, der dafür sorgt, dass die Produkte besser werden.
Da hast du aber einen sehr oberflächlichen Eindruck von der norwegischen Landwirtschaft.
1. Land ist knapp: Falsch
Das Land ist anders, aber nicht knapp. Sicherlich hat man keine endlosen Weideflächen und auch die Ackerflächen sind nicht mit denen der Magdeburger Börde zu vergleichen. Aber es gibt durchaus größere Kornanbaugebiete und in der Tierwirtschaft werden werden fehlende Weideflächen in der
innmark durch die Nutzung der "wilden" Weideflächen in der
utmark kompensiert. Immerhin kommt auf nahezu jeden zweiten Norweger ein Schaf.
Viele landwirtschaftliche Flächen sind unbenutzt, von Knappheit kann man da also nicht sprechen
.
2. Acker gibt es fast gar nicht: Naja... immerhin fast 1 Million Hektar (10.000 km2) (4x die Größe des Saarlandes)
3. Gebäude sind nicht einfach zu errichten: Aha? Also ich ziehe eine Grundmauer, setze ein Fachwerk darauf, Dach, Außenverkleidung, etc. - fertig ist der Stall. Ist eigentlich sehr einfach.
4. Betriebe viel zu klein: Naja, es sind Familienbetriebe (oft arbeitet sogar nur der Mann auf dem Hof)... finde ich persönlich besser als LPG-Nachfolgebetriebe.
5. Milch ist in der Hand von Tine und Fleisch bei Gilde zu haben: Jein! Tine ist sicherlich groß, bestimmt auch zu groß. Aber es gibt viele kleine lokale Produzenten und auch ein paar größer, wie z.B. Synnove Finden, Q-Meieri, Rørosmeieri. Bei Nortura (Gilde) ist es wie mit Tine, aber auch hier gibt es lokale Konkurenz. Außerdem hat Nortura gar kein großen Interesse an "Spezialprodukten, wie Rentier, Altnorwegisches Schaf, etc. Auch hier sind es kleine Schlachtereien.
6. Da kann es nur über die Zuschüsse gehen, entweder direkt oder über die Produkte: Ja, Zuschüsse gibt es und die sind wichtig. Ein Hauptgrund hierfür ist zum einen die nördliche Lage und damit einhergehenden schwierigeren Bedingungen und aber auch die viel zu niedrigen Preise für Lebensmittel.
7. Bei der "Planwirtschaft" gibt es keinen Wettbewerb, der dafür sorgt, dass die Produkte besser werden: Das kann man sehen wie man will... ein zu hoher Wettbewerb geht leider in erster Linie auf die Kosten der Tiere oder bringt umweltfeindliche Anbaumethoden mit sich.
Ich habe lieber meinen subventionierten norwegischen Familienbetrieb, mit 150 Schafen, die im Sommer in den Bergen sind, als eine US-amerikanische Rinderfarm.
Gruß, René