Psychotherapiepraktikum

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Psychotherapiepraktikum

Beitragvon Stef » Di, 04. Mai 2004, 7:15

Hallo! Ich möchte mit meinem Freund ab dem August 2004 für ein halbes Jahr nach Norwegen gehen. Ich studiere im 8.Semester Psychologie und würde während dieser Zeit gern ein Praktikum im Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie, -beratung oder einer ähnlichen sozialen Einrichtung in der Region Bergen machen. Es wär schön wenn mir jemand Adressen schicken oder Tips geben könnte, wie ich an solch ein Praktikum komme.Ich spreche sehr gut englisch, aber leider kaum norwegisch (noch :P ) - aber ich hoffe es klappt trotzdem!!!
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Re: Psychotherapiepraktikum

Beitragvon Arne.R. » Di, 04. Mai 2004, 7:34

Moin.
Ist das dein Ernst? Du sprichst kein Norwegisch, und willst ein Psychotherapiepraktikum in Norwegen machen? Kinder und Jugendliche? :shock: Willst du dich mit denen auf Englisch unterhalten?
Mir fehlen die Worte....ehrlich...selten so´n Blødsinn gehört...meine Güte... :roll:
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Re: Psychotherapiepraktikum

Beitragvon Susanne » Di, 04. Mai 2004, 8:30

Hei,

ich kann Arne da nur zustimmen...
Gerade im Psychotherapiebereich - und gerade mit Kindern und Jugendlichen - ist doch die Sprache die einzige Möglichkeit der Diagnostik / Therapie... was erwartest du ohne Sprachkenntnisse dort zu lernen?? Dass man einem Gast zuliebe auf Englisch umschaltet, kann man wohl kaum erwarten! Ich denke, dass die Chance einen Praktikumsplatz ohne entsprechende Sprachkenntnisse zu bekommen, auch recht bescheiden sein dürfte. Warum nicht erst ordentlich norwegisch lernen und dann ein Praktikum machen?

Hilsen
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Re: Psychotherapiepraktikum

Beitragvon Schnettel » Di, 04. Mai 2004, 8:44

Also bis August sind ja noch vier Monate. Wenn du nix anderes machst, als Tag und Nacht Norwegisch lernen, denke ich schon, dass man da noch einen ordentlich Stiefel Norwegisch drauf bekommt - wenn man Sprachtalent ist.
Aber, ob das dann für psychotherapeutische Zwecke reicht - keine Ahnung. Ich stelle mir schon vor, dass es in solch einem Bereich sehr auf die sprachlichen Feinheiten ankommt.
Und dann darf man nicht vergessen, dass auch in Bergen nynorsk gesprochen wird und kein bokmål, wie man's normalerweise aus Büchern lernt...
Wenn dieses Praktikum allerdings vielleicht weniger mit der Kommunikation mit den Patienten zu tun hat, sondern vielleicht eher administrative Aufgaben, Statistiken erstellen oder so was, sollte es vielleicht reichen.
Aber das hängt, wie gesagt vom Aufgabengebiet ab und wieviel norwegisch du bis dahin noch auf die Reihe kriegst...

Viele Grüße,
Schnettel
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Re: Psychotherapiepraktikum

Beitragvon trolljenta » Di, 04. Mai 2004, 18:39

Einen Praktikumsplatz bekommst du in Norwegen, unabhängig von der Branche, nur durch viel Eigeninitiative. In der norwegischen Ausbildungspraxis ist es nicht üblich, sich neben dem Studium um ein Praktikum zu bemühen, da dieses bereits integrierter Bestandteil des Studiums ist. Es gibt deshalb auch keine Einrichtungen in Norwegen, die sich auf die Vermittlung von Praktika spezialisiert haben.
Vorraussetzung sind in den meisten bereichen gute Norwegisch Kenntnisse. In deinem Bereich, sind diese eigentlich unabdingbar und wenn das Praktikum dir wirklich was bringen soll, wirst du da ohne diese Sprachkenntnisse nicht viel für dich daraus gewinnen kønnen.
Was meine vorschreiber hier zum Thema Sprache gesagt haben, da kann ich mich nur im vollen Umfang anschliessen!
Wenn du bis jetzt kaum norwegisch kannst, kannst du das glaube ich fütr dieses Jahr echt vergessen. So schnell lernt sich das nun mal nicht und wenn ich sehe wie "viel" die Leute kønnen, die einen Intensiv 6 Monats Kurs absolviert haben und hier her kommen... Unrealistisch zu glauben das du bis August fit sein kannst. Nichts für ungut, aber ich glaube jetzt zu versuchen ein Praktikum in Norwegen zu machen währe als ob du versuchst ein Pferd von hinten aufzuzäumen.

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Re: Psychotherapiepraktikum

Beitragvon Charly » Mi, 05. Mai 2004, 19:38

Schnettel hat geschrieben:Und dann darf man nicht vergessen, dass auch in Bergen nynorsk gesprochen wird und kein bokmål, wie man's normalerweise aus Büchern lernt...


Interessante These, jedoch voelliger Humbug.

Natuerlich wird in Bergen AUCH Nynorsk gesprochen - wie in vielen anderen Gegenden Norwegens auch. Jeder Bergenser wird Dir im besten Fall lauthals ins Gesicht lachen, wenn Du ihm erzaehlst er spraeche Nynorsk. In Bergen spricht man Bergensisch. Bergensdialekt.

Es ist vielmehr sogar so, dass von Bergen aus das Bokmål ins umliegende Bygdenorge getragen wird und so das dort traditionell verbreitete Nynorsk zu verdraengen beginnt. Die einstige Hochburg Nordre Askøy ist so ein Beispiel. In Bergen selbst wird an den meisten Schulen Bokmål unterrichtet und die wichtigste Tageszeitung - die BT - erscheint in Bokmål. Noch Fragen? Sicherlich ist im Vestlandet und in den Gebirgsgemeinden des Ostlandes zum Teil Nynorsk vorherrschend, aber zu behaupten in Bergen spraeche man primaer Nynorsk ist Nonsens.

Und zweitens: wenn einer vernuenftig Bokmål gelernt hat, wird er UEBERHAUPT kein Problem haben Nynorsk zu verstehen. Es ist naemlich ein ausserordentlich deutlich und klar artikuliertes Idiom, dass sich eigentlich nur in wenigen Nuancen wesentlich vom Bokmål unterscheidet.
Geschrieben schaut es zugegebenermassen komisch aus, aber zu verstehen ist es allemal besser als das Gewaesch aus dem Gudbrandsdal oder das Genuschel der Trønder. Ein Osloværinger hat wesentlich groessere Probleme einen Bauern aus dem Indre Troms zu verstehen als einen aus Ørsta.

Mvh,
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Re: Psychotherapiepraktikum

Beitragvon Arne.R. » Mi, 05. Mai 2004, 21:37

Charly hat geschrieben:(...)wenn einer vernuenftig Bokmål gelernt hat, wird er UEBERHAUPT kein Problem haben Nynorsk zu verstehen. Es ist naemlich ein ausserordentlich deutlich und klar artikuliertes Idiom, dass sich eigentlich nur in wenigen Nuancen wesentlich vom Bokmål unterscheidet.
Geschrieben schaut es zugegebenermassen komisch aus, aber zu verstehen ist es allemal besser als das Gewaesch aus dem Gudbrandsdal oder das Genuschel der Trønder.(...)

DAS kann ich nur unterschreiben.... :mrgreen:

Gruß,
Arne
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Re: Psychotherapiepraktikum

Beitragvon snowstorm » Mi, 05. Mai 2004, 21:41

Lieber ein gepflegtes nynorsk als -wie Charly schon sagte- das Genuschel der Trønder.

Das gehört jetzt zwar nicht so ganz hierher, aber schaut jemand "typisk norsk" auf NRK? Das ist eine Sendung, die sich mit der norwegischen Sprache beschäftigt, noch dazu auf unterhaltsame Art und Weise. U.a. gibt es ein Rätsel "Identifiziere den Dialekt". Ich bin meist schon froh wenn ich halbwegs verstehe was derjenige erzählt. Wirklich schwierig, ich kann so die grobe Richtung raten, das war's dann aber auch schon. Ich glaube, man kann das auch bei nrk im online Angebot schauen. Tipp!

Gruss Patricia
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Re: Psychotherapiepraktikum

Beitragvon Schnettel » Mi, 05. Mai 2004, 23:54

Charly hat geschrieben:Es ist vielmehr sogar so, dass von Bergen aus das Bokmål ins umliegende Bygdenorge getragen wird und so das dort traditionell verbreitete Nynorsk zu verdraengen beginnt.

Ich lasse mich ja gern belehren. Aber so war das gar nicht gemeint.
Ich meinte, dass in Bergen bezogen auf das angestrebte Psychotherapiepraktikum eines Norwegisch-Anfängers
a) AUCH nynorsk gesprochen wird und
b) bokmål nicht so gesprochen wird, wie man's aus Büchern lernt...
Da kommt's wohl auf die Betonung an und war vielleicht etwas missverständlich.
Man muss sich ÜBERALL an DIALEKTE gewöhnen. Denn, wo wird denn hoch-norwegisch gesprochen? Das gibt's in Deutschland ja auch nicht.
Ich habe das extra betont, weil dieses Thema hier um ein Psychotherapiepraktikum ging und nicht um den Alltags-small-talk.
Nichts anderes sollte das bedeuten. Und, wenn jemand nur ein bisschen norwegisch spricht, ist das schon schwierig.
Dass Bergen, was bokmål betrifft, "moderner" ist als z.B. Sogndal, mag vielleicht auch daran liegen, dass es eine norwegische Großstadt ist...
Für mein Verständnis wird in den Orten, wo "born leikar" - Schilder stehen, (auch?) nynorsk gesprochen, oder?


Charly hat geschrieben:Und zweitens: wenn einer vernuenftig Bokmål gelernt hat, wird er
UEBERHAUPT kein Problem haben Nynorsk zu verstehen.

Also "überhaupt" kein Problem, das bezweifle ich sehr stark. Wenn schon z.B. Osloer und Sogndaler teilweise Probleme haben, sich gegenseitig zu verstehen. Ein Sogndaler Arbeitskollege meines Freundes wurde von einem Osloer gefragt, ob er aus Island käme..... Beides gebürtige Norweger...
Würdest du z.B. das Wort "byrja" spontan mit "begynne" gleich setzen???
Also ganz so lapidar ist das auch wieder nicht. Und das ist nicht nur meine (Anfänger-)Meinung...


Charly hat geschrieben:Es ist naemlich ein ausserordentlich deutlich und klar artikuliertes Idiom, dass sich eigentlich nur in wenigen Nuancen wesentlich vom Bokmål unterscheidet.

Hier musste ich jetzt wirklich grinsen...
Unterhalte dich mal mit unserem Vermieter!
Das, was ich bisher an nynorsk gehört habe, war eher ein Nuscheln - aber das mag auch an der Ecke liegen.
Und in ein paar Monaten werde ich genau so nuscheln - passt zum sächsisch :lol: :lol: :lol:


Unterm Strich möchte ich aber trotzdem sagen, dass auch ich, die kein nynorsk spricht außer egg und ikkje :lol: mich verständigen kann. Auf jeden Fall wird man verstanden und wenn das Gegenüber bissl Rücksicht nimmt und nicht so nuschelt, dann klappts auch. Vor allem in Behörden usw. hatte ich da eher weniger ein Problem.

Mit der Dialekt-Sendung, das finde ich ne nette Idee. Das kommt bestimmt gut an. Man überlegt ja immer mal, wenn man jemanden reden hört, wo derjenige her kommt...

Na dann schönen Abend noch!
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Re: Psychotherapiepraktikum

Beitragvon Charly » Do, 06. Mai 2004, 7:44

Schnettel hat geschrieben:Man muss sich ÜBERALL an DIALEKTE gewöhnen. Denn, wo wird denn hoch-norwegisch gesprochen? Das gibt's in Deutschland ja auch nicht.


Meine Rede, wie ich hier in diesem Forum auch schon wiederholt geschrieben habe.

Schnettel hat geschrieben:Wenn schon z.B. Osloer und Sogndaler teilweise Probleme haben, sich gegenseitig zu verstehen. Ein Sogndaler Arbeitskollege meines Freundes wurde von einem Osloer gefragt, ob er aus Island käme..... Beides gebürtige Norweger...


Ein Phaenomen, das mir bekannt vorkommt. Auch ich zweifle bei Sachsen ganz erheblich an der gemeinsamen deutschen sprachlichen Herkunft.

Schnettel hat geschrieben:Würdest du z.B. das Wort "byrja" spontan mit "begynne" gleich setzen???
Also ganz so lapidar ist das auch wieder nicht. Und das ist nicht nur meine (Anfänger-)Meinung...


Nicht spontan, aber nach dem zweiten mal hat's ein durchschnittlich Begabter ueberrissen und kann sich's merken.

:?: Wenn man Deinen Ausfuehrungen so folgt, koennte man meinen, Du hast schon jahrelang Spracherfahrung in Norwegen gesammelt. Oder irre ich, dass Du erst nach Norwegen ziehst? :!:

Hilsen,
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Re: Psychotherapiepraktikum

Beitragvon Schnettel » Do, 06. Mai 2004, 22:29

Charly hat geschrieben:Auch ich zweifle bei Sachsen ganz erheblich an der gemeinsamen deutschen sprachlichen Herkunft.

Na, na, na, na...
:lol: :lol: :lol:

Charly hat geschrieben: :?: Wenn man Deinen Ausfuehrungen so folgt, koennte man meinen, Du hast schon jahrelang Spracherfahrung in Norwegen gesammelt. Oder irre ich, dass Du erst nach Norwegen ziehst? :!:

Nee, du irrst nicht.
Seit 1,5 Jahren sind wir schon am Vorbereiten. Seit fast einem Jahr ist meine bessere Hälfte schon dort. Und vorher war er auch schon an verschiedenen Ecken Norges zum Arbeiten und Leben. (Über die Sprache hatten wir uns kennengelernt, hatten norwegisch/dänisch kommuniziert, obwohl wir beide Leipziger sind...) :D
Ich war vor 10 Jahren mal für ein halbes Jahr in Dänemark. Ich sprach vorher kein Wort (außer, wie ich heiße, wo ich wohne etc.). Das kam dann aber ruck zuck. Na, und davon ist eben nun noch etwas hängen geblieben, was mir das Norwegisch lernen zum Teil leichter macht. Aber eben nur zum Teil. Ich ertappe mich eben oft, dass ich manches "dänisch" ausspreche.
Aber die künftige Lehrerin von meinem Sohn z.B. hat - wie andere auch - gesagt, dass man mich trotzdem versteht. Bis jetzt konnte ich mich verständigen, ohne nynorsk zu können. Nur Verstehen ist wirklich schwer.
Was mir aber tatsächlich auffiel: In der Nähe von Oslo, wo ich letztes Jahr zum Vorstellungsgespräch war, habe ich bisher das deutlichste Norwegisch gehört, bald besser noch als auf den Übungs-CD's - sowohl auf der Straße, als ich nach dem Weg fragte, als auch dort in der Firma. Und auch der Norweger, bei dem ich hier in Leipzig ein paar Mal zum Unterricht war (er kam von den Lofoten), sprach sehr klar (Kann aber auch sein, dass er sich Mühe gab, um nicht zu frustrieren...)
Wogegen am Nordfjord, wo wir sonst waren und auch jetzt in der Sogndaler Ecke - das ist der Hammer. Jeder schnattert wie er will oder schreibt wie er will. Auch langjährige Einwanderer, Osloer oder Schweden, mit denen wir sprachen, haben nicht den Eindruck, dass das noch irgendwelchen Regeln folgt.... :roll:
Aber egal, man kann das eine nicht wollen, ohne das andere zu mögen. Also füge ich mich und werde künftig wohl auch nynorsk "lernen"... Will ja die Leute verstehen, ohne, dass diese sich Mühe geben müssen...
Bei mir und dem Lütten gehts nun noch vor Pfingsten los. Der freut sich auf die Schule. Wir waren schon zum "Testen" dort und er wurde von der Klasse mit einem deutschen Lied begrüßt. Das war total süß. (Aber das hat ja jetzt gar nichts mehr mit dem Thema zu tun... :wink: )

Also dann,
viele Grüße,
Schnettel
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