Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

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Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon Hubi59 » Mo, 12. Jan 2009, 17:24

Liebe NF Mitglieder

Da mich ja nun gestern der Christoph über PN darauf hingewiesen hat das ich mit meinem Episodenthema in der falschen Rubrik gelandet bin, möchte ich das nun heute mal alles richtig machen, habt Verständnis ich bin alt.
Ich wünschte mir dass dieses Thema eine recht unterhaltsame Lektüre für alle die wird, die in Norge leben und die die nach Norge kommen.
Leider besteht die Gefahr das das Thema in Diskussionen untergeht, um das zu verhindern bitte ich euch Kommentare und Fragen zu den einzelnen Episoden nur über PN zu schreiben und am Schluss euerer Episode immer schreibt „Kommentare und Fragen bitte nur über PN“.
Ich denke so sollte es gehen.
Nun werde ich meine falsch eingesetzte Episode noch einmal hier einstellen und hoffen dass ganz viele nachkommen.


Der ewige Papierkrieg

Oktober 2007 kamen wir nach Norge, der erste Weg war die Polizei, mit allen Papieren, Urkunden
ich hatte alles perfekt. Die Dame ging mit allen Papieren in ein Nebenzimmer um sie zu Kopieren, nach ca. 30min war alles fertig, ich war froh, hatte nichts vergessen.
Danach warten bis die Aufenthaltserlaubnis kommt ca. 6 Wochen, danach wie üblich Fødselnummer, wider warten ich glaube 3Wochen.
Ja es lief alles recht gut, glaubte ich zu diesem Zeitpunkt zumindest, es sollte aber anders kommen. Mit der Fødselnummer ging es dann zum Kindergeld beantragen, alles wurde brav ausgefüllt, nun brauchte ich nur noch die Steuerkarte, die dann auch ca. 2 Wochen später kam.
Nun ich konnte es kaum fassen, ich wurde mit 50% Skatt eingestuft, ich war platt.
Nur nebenbei, ich bin allein erziehend.
Meine Chefin sagt das bedeutet gar nichts, das wird sicher geändert.
Wir haben Januar, es kommt einfach kein Kindergeld, ich frage nach, die Dame fragt mich ob meine Kinder schon Norge sind, ich sage ja, gehen schon 3 Monate in die Schule.
Die Dame sagt nein die Kinder sind nicht in Norge registriert, ich bin wider platt.
Der Fehler war folgender, die Dame auf der Polizei vergaß Kopien von den Geburtsurkunden der Kinder zu machen, somit sind die Unterlagen der Kinder einfach nicht weiterbearbeitet worden und ich musste das ganze Martyrium noch mal durchlaufen.
Die Moral von der Geschicht für alle die noch kommen, „Fragt die Damen auf den Ämtern ob sie wirklich alle Kopien haben“
Mein erstes Kindergeld kam im Februar, es wurde natürlich alles bis Oktober zurück nachgezahlt.
Liebe Grüße von Hubi :rocker: :rocker: :rocker:

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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon Hubi59 » Di, 13. Jan 2009, 20:06

Die falsche Geschichte

Im letzten Sommer an einem Sonntagabend fragte mich meine große Tochter, „ Papa was machen wir nächstes Wochenende, können wir nicht wider Campen fahren das letzte Mal war doch so schön. Nach kurzer Überlegung sagte ich ja können wir machen, aber wohin? Ich rief einen norwegischen Freund an der sich richtig gut mit Campen auskennt, nach 10 Minuten hatten wir ein Ziel das Røssdalsvatnet. Mein Freund versicherte mir totale Einsamkeit und idyllische Lage an einem kleinen See.
Also begannen wir am Montag mit der Vorbereitung des Wochenendes, ich nahm mir den Freitag frei, sodass wir schon am Freitagvormittag fahren konnten. Die Fahrt mit der Fähre, dann durch die Berge, alles in allem ca. zweieinhalb Stunden, wir waren am Ende der Straße auf dem Parkplatz. Der Weg zum eigentlichen Platz stellte sich doch etwas länger dar als ich es von meinem Freund verstanden hatte, “ gleich beim Parkplatz“, nein es wurden ungefähr 15min zu Fuß. Da ich so eingestellt bin „ lieber etwas mehr mitnehmen als zu wenig“ waren die 15min eine echte Herausforderung für uns drei, wir mussten dreimal laufen bis wir alles am See hatten. Ich glaube wir hätten gut und gern auch vier Wochen da bleiben können ohne zu verhungern.
Zelt aufbauen, einräumen alles war in einer Stunde getan, danach schwimmen Pölse grillen, der Freitag war super.
Am Samstag, regnete es den ganzen Tag, kein Problem für uns, wir haben alles, wir verbringen den Tag mit wandern und schauen den Lachsfischern zu. Abends hörte es dann glücklicherweise für eine halbe Stunde auf zu regnen, ich konnte grade so Essen kochen, essen mussten wir im Zelt da es wider zu regnen anfing. Wir gingen an diesen Abend recht zeitig schlafen, alle waren kaputt. In unseren Schlafsäcken angekommen begann das Unheil.
Meine Große fragte „ Papa kannst du uns eine Geschichte erzählen“ meine Kleine „ oh ja Papa, ne Gruselgeschichte „ die Große daraufhin „ ne richtig doll gruselige Geschichte“.

Ich musste nicht lange überlegen da fiel mir ein, das ich einmal vor vielen Jahren nachts angeln war und Aale fischen wollte. Um 01,00 Uhr ca. begann es zu rascheln, erst links dann rechts, ich konnte es mir nicht erklären, als ich dann mit meiner Taschenlampe auf meinen Rucksack leuchtete sah ich das sich zwei, für mich viel zu große Ratten, in meinem Rucksack zuschaffen machten, sie hatte meine Brotzeit gerochen.

Und genau diese Geschichte erzählte ich den Beiden.
Als ich nun begann (alles kuschelte noch mal richtig zusammen) und ich irgendwann an der Stelle mit den Ratten ankam, wurde mir ganz unwohl, ich spürte förmlich das das ein Fehler war. Der Gedanke war noch nicht raus aus meinem Kopf, meine Große „ Papa“ ich dachte nein bitte nicht „Papa können hier auch Ratten kommen?“ die Lawine war nicht mehr aufzuhalten, ich sagte „ nein hier ist es viel zu kalt und die finden auch gar nichts zu fressen hier in den Bergen“ ich hoffte das sie das glaubten, aber da kam die Kleine „ Papa aber im Vorzelt steht unser Essen“ ich sagte „ das ist doch in der Kühlbox, da kommen die nicht ran“.
Es wurde zum Glück ruhig im Zelt bis die Große sagte „ Papa ich hab Angst“ die Kleine „ ich auch Papa“ die große „ Papa ich will nach hause“ wir hatten es halb neun, wider die kleine „ich auch Papa“. Ich hatte alles vermasselt und fing mit den Beiden an in Windeseile alles abzubauen, einzupacken, und zum Auto zu bringen. 10,00 Uhr fuhren wir in Richtung Heimat, verpassten die letzte Fähre, fuhren über Sandnes nach Hause.
01,30Uhr sind wir da gewesen.
Und die Moral von der Geschicht; Überlegt euch genau was ihr eueren Kindern beim Campen für Geschichten erzählt

Hubi :rocker: :rocker: :rocker:

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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon Hubi59 » Do, 15. Jan 2009, 19:37

Es war an keinem Freitag den 13.

Ich fuhr von der Arbeit nach Hause, es war ein superschöner Tag. Als ich auf der Straße fuhr, die meinen Hausfjord begleitete übermannte mich ein Gedanke „ ich könnte doch ein oder zwei Stunden zum fischen rausfahren “. Ich arbeitete an dem Gedanken, Kinder waren beide zu Freunden eingeladen, kamen erst 19.00Uhr nach hause, einkaufen, aufräumen kann warten, mein kleines Boot war ok. Es war alles scheinbar perfekt. Ich kam zuhause an, kochte sofort Kaffe, richtete die Thermoskanne. Ich war richtig aufgeregt und wollte ganz schnell raus auf den Fjord der sich heute in seiner ganzen Schönheit zeigte. Ich wusste genau was ich in der Zeit auf dem Fjord machen würde, ich werde mir einen Kaffe einschenken eine Zigarette dazu rauchen und etwas fischen, einfach nach einem Arbeitstag mal etwas anders abspannen.
Bis zum Boot sind es nur 3 Minuten, der Motor läuft nach dem dritten Versuch, alles ist gut, ich fahre ca. 150m dann geht der Motor aus, was er bis zu diesem Tag noch nie gemacht hatte. Nach etwa dreißig bis vierzig vergeblichen Versuchen sprang der Motor wider an, ich fuhr bis zu meinem Stammangelplatz.
Angel aufbauen, rein damit ins Wasser, beim auswerfen bemerkte ich einen stechenden Schmerz in der rechten Schulter, der Motor hatte seine Spuren hinterlassen.
Alles war bereit, ich konnte zum gemütlichen Teil übergehen, Kaffe, ich konnte die Thermoskanne nicht finden, ein furchtbarer Gedanke überkam mich “Hab ich sie wohl vergessen? „ ja, sie stand noch in der Küche, also gut , dann eben kein Kaffe, ich holte mir meine Zigaretten aus der Tasche und wollte auf den nicht getrunkenen Kaffe eine rauchen, aber wo ist mein Feuerzeug , Nein, dachte ich, bitte bitte nicht das Feuerzeug, ich kontrollierte jede Tasche mindestens fünfzehn mal , ohne Erfolg, ich konnte auch keine rauchen.
Irgendwann fand ich mich damit ab und widmete mich mit meiner ganzen Aufmerksamkeit dem fischen, nach ca. einer Stunde hatte ich einen mittelprächtigen Dorsch, damit war ich zufrieden, ich wollte nach Hause zu meinem Kaffe und meinem Feuerzeug.
Der Dorsch wurde heute besonders fein filettiert, zwei super leckere Teile, die nur für mich allein sein sollten, als kleine Entschädigung.
Den Motor konnte ich nur noch mit dem linken Arm anlassen, nach einigen Versuchen sprang er an und mein Boot brachte mich nach Hause. Auf der Fahrt begleiteten mich die Möwen die ganze Zeit. Am Bootssteg angekommen, wurde wie immer das Boot festgemacht, alles auf den Steg, Angel, Angelkoffer, und Fischfilet. Bis zum Auto waren es nur zehn Meter, ich ging zweimal, beim zweiten Mal wollte ich die Fischteile holen, aber wo waren sie? ich konnte sie nicht finden, über mir flogen etwa zehn kreischende Möwen. Ihr habt meine Fische, ihr habt meine leckeren Dorschfilett's.
Ich holte mir aus dem Auto ein Feuerzeug, setzte mich auf den Steg, rauchte eine Zigarette und schaute noch eine Weile den Möwen zu.
Ich habe bis heute keinem von diesem Tag erzählt.


Liebe Grüße Hubi :rocker: :rocker: :rocker:

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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon Hubi59 » Sa, 17. Jan 2009, 0:15

Mein Autoproblem

Wie alle Auswanderer hatte auch ich das Problem Auto, ich wusste das es kommen würde, im Net wurde jede Menge darüber geschrieben, zum Beispiel das man erst registriert sein muss bevor man eins kaufen kann. Ich begann schon sehr früh mich mit dem Gedanken zu befassen, wie kann ich das auf die Reihe bekommen. Ich erkundigte mich was mein 6 Jahre aller VW Transporter an Zoll kostet, ich konnte es nicht fassen 12000€, es war unmöglich ich musste meinen gepflegten Transporter in Deutschland lassen. Ich brauchte einen Plan, wie kann ich das in den Griff bekommen? Nach einigen Wochen glaubte ich zu wissen was ich machen werde, ich wollte meinen Bus auf keinen Fall in Norge haben, die Probleme mit dem Rücktransport und anschließenden verkaufen wollte ich nicht haben, da sicherlich reichlich andere Probleme meine ganze Aufmerksamkeit brauchten.
Es kam der Tag X, der Tag wo ich ausgewandert bin. Ich fuhr mit meinem Bruder im Bus mit Anhänger, vor uns fuhr das Umzugsunternehmen mit dem LKW. Der Plan war Mittwoch Donnerstag fahren Freitag, Samstag aufbauen, danach Auto suchen, Montag Auto kaufen, Dienstag fuhr mein Bruder wider nach Deutschland. Das gelingen des Planes war sofern wichtig da ich ohne Auto auf einer Insel 15 km hinter Stavanger fest sitzen würde, alles währe problematisch gewesen, Einkaufen ca. 3km, Schule 4 km und und und.
Alles verlief nach Plan, Samstag Mittag war alles in meinem damaligen Mauseloch aufgebaut, der längste Weg den ich in meiner Wohnung gehen konnte betrug sechs Schritte, wir hatten eine Kellerwohnung mit Traumhafter Aussicht und 30m², ein wahrhaftiges Mauseloch für mich und die Kinder für den Wahnsinnspreis von 4700 nk. Aber das habe ich ja alles vorher gewusst, also hatte ich mich auch damit abzufinden.
Samstag startete die Suche nach dem Auto, es war zum heulen, die alten Kisten waren affenteuer, manchmal dachte ich die müssen die falsche Formel haben, die rechnen
Kilometer = Kronen.
Am Sonntag hatte ich ein Auto gefunden, einen 9 Jahre alten Mercedes A140, er sah ganz gut aus, ein paar Kratzer an der Tür, typische Frauenschäden dachte ich, Einkaufswagenhöhe.
Alles andere war gut, hatte nur 58000 km, nur meine Formel für den Preis versagte. Er sollte so viele Kronen kosten, ein Wahnsinn, das war ein Grossteil meines Startkapitals. Ich dachte einige Zeit nach und beschloss das Auto zu kaufen, nur wie?
Am Montag fuhren wir zu dem besagten Autohändler um den Wagen zu kaufen es kam wie es kommen sollte, der Verkäufer fragte mich nach meiner Registriernummer, ich antwortete im schlechten norwegisch und etwas englisch das ich keine Födselnummer habe und er einfach ein paar Wochen warten musste, der Verkäufer saß an seinem Schreibtisch und wartete das ich ging, ich ging aber nicht ich erklärte ihm das ich das Auto brauche und es sehr wichtig ist, er Antwortete wider das gleiche, bei meinem dritten Anlauf legte ich den kompletten ausgeschriebenen Preis in Bar auf seinen Schreibtisch, er konnte es irgendwie nicht fassen, wir hatten doch nicht einmal gehandelt.
Das Problem Auto war vorbei, am Dienstagmorgen hatte ich ein Auto was auf den Händler zugelassen war, mein Plan war aufgegangen, mein Bruder konnte Dienstag wider nach Deutschland fahren und ich war stolzer Besitzer eines viel zu teueren und alten Autos mit Norwegischen Kennzeichen.

Liebe Grüße Hubi :rocker: :rocker: :rocker:

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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon 23 fot » Sa, 17. Jan 2009, 17:25

Na du Hubi,ich muss ja schon sagen das du ein kleines schreib talent hast.Interessante geschichten,spes. die von deiner entspannten angeltour.Nur weiter so..... :wink: :D
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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon Hubi59 » Fr, 11. Sep 2009, 15:15

Der Wutanfall
Ich fuhr mit meinem Kleintransporter zum nächsten Auftrag nach Sandnes, ein Kleinauftrag in einem Storcenter, nichts Großes. Es war mal wider kein Parkplatz zu finden, erst nach einigen Runden fand ich einen, Parkschein kaufen, Kartenzahlung ging nicht, aber ich hatte zum Glück 10nk, das reichte für eine Stunde.
Der Auftrag war erledigt, alles war gut, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Ich stand an der Strasse und wollte auf die andere Seite zum Parkplatz, war ziemlich viel Verkehr, ich musste warten. Ich konnte von da aus mein Auto auf dem Parkplatz gegenüber sehen, aber was war das? Ein Polizist stand da, nein dachte ich, das kann ja wohl nicht sein, die Stunde ist unmöglich um, ich überquerte die Strasse halsbrecherisch mit meiner Werkzeugkiste in der Hand, ich war zu langsam, Der Polizist stieg in sein Auto und fuhr los. Ich konnte förmlich spüren wie in mir der Puls anstieg.
Als ich am Auto ankam sah ich die Plastiktüte mit dem gelben Zettel, ich schrie:“ nein, das kann ja wohl nicht wahr sein“ ich hatte die Zeit nur 5 Minuten überschritten und ich explodierte förmlich. „ verfluchte Sch…….“ „ so ein Mist „ der Strafzettel wurde zusammengeknüllt, flog auf den Boden und wurde weggeschossen, dem davonfahrenden Polizisten schrie ich noch hinterher „ du Trottel “ und noch mal „ so eine Sch….“ .
Was ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht bemerkt hatte, ich stand mit meinem Auto vor der Polizeiwache, genauer gesagt, vor dem Eingang.
Als ich es bemerkte ging auch schon die Tür auf, ein Polizist kam raus, ich ahnte das er zu mir wollte und hob sofort meinen Strafzettel auf, machte ihn wider schön glatt, streichelte ihn regelrecht,
„ går det bra med deg“ sagte er, ich erwiderte mit einem freundlichen Lächeln „ jo jo , det går bra „ er sagte „ har du et problem ? „ ich darauf „nei nei, alt i orden, ingen problem“, der Polizist grinste etwas und ging wider in das Revier zurück, ich war glücklich.
Ich hatte den Kopf noch mal aus der Schlinge gezogen, ich fuhr absolut entspannt und glücklich darüber das ich nur 300nk bezahlen muss, nach Hause.

Gruß Hubi
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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon Tammo » Fr, 11. Sep 2009, 16:11

Trines Geburt
Nun war es soweit, vor 2 Jahren sollte ich auch nochmal in Norwegen Vater werden. Wir bereiteten uns sehr sorgfältig vor, denn damals wohnten wir noch in Øygarden, etwa 1,5 Fahrstunden von Bergen entfernt. Von unseren norwegischen Bekannten wussten wir, dass eine Geburt von den Hebammen "sehr locker" gesehen wird und es durchaus passieren kann, wieder nach aus Haus geschickt zu werden.
Gut geplant trafen 1 Woche vor errechnetem Termin meine ältesten Töchter und meine Tante aus D ein, die auf die beiden anderen aufpassen sollten. Taschen waren gepackt, täglich Hinweise an meine Frau, auf den Benzinstand zu achten...
Nun kam die Nacht, meine Frau weckte mich, sie hätte Blutungen. "Wehen?", "Nein keine Wehen!". Kurzer Austausch mit allen, die mitten in der Nacht auf dem Flur standen und ich rief im Krankenhaus an. "Wehen?", "Nein, keine Wehen", ein wenig hin und her bis ich sagte, ich würde meine Frau besser kennen und bei der letzten Geburt ging es sehr, sehr schnell nach eben solchen Blutungen. OK, es ging los, nach etwa 5 Minuten haben wir die Hauptstrasse erreicht und gleichzeitig setzen die Wehen ein... alle 2,5 Minuten!! Oh Schreck jetzt aber los, Vollgas! Zeitgleich mit diesem Gedanken leuchtete plötzlich auch die gelbe Benzinleuchte, auch das noch, dachte ich! Nun hatte unser Parkplatz Hanglage und die Leuchte war deshalb nicht 100% zuverlässig. "Wann mag sie wohl angegangen sein?", dachte ich mir während die Wehen immer öfter kamen, ich traute mich nicht nachzufragen.
"Sch.. was drauf, konzentrier dich aufs Fahren, wird schon gut gehen ". Es ging gut, brav noch Parkkarte gezogen wg. geschlossener Schranke vor der Entbindungsstation, Fruchtblase platzt noch vor der Eingangstür, Stetoskop versagt, altes Holzrohr wird hektisch geholt und keine 5 Min. später erblickte unsere kleine Trine das Licht der Welt!
Tammo
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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon gs47 » Fr, 11. Sep 2009, 17:16

....ein toller Bericht Tammo!
'''Das Leben lieben,am schönen sich freuen.Die Zeit geniesen und nichts bereuen'''
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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon Beaubacy » Fr, 11. Sep 2009, 17:44

Sehr schöne Geschichten, eben mitten aus dem Leben. Wie sie der Ein oder Andere vielleicht auch schonmal in ähnlicher Weise erlebt hat. Freue mich auf noch ein paar Geschichten
Liebe Grüße Anja und Sebastian + 8 Pfoten
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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon mosaglas » Mo, 14. Dez 2009, 22:55

Die Sache mit dieser verflixten Nummer

In Norwegen braucht sie jeder, der etwas länger im Land bleiben will, diese verflixte Personennummer bzw. D-Nummer für kürzere Aufenthalte. Sie ist der Türöffner für vieles, Mitverträge, Konten aller Art, alles was man eben so braucht, um es länger in Norwegen aushalten zu können.
In meiner Infobroschüre von der Uni hatte ich schon mal darüber gelesen und dass mir die Bank gerne helfen würde, wenn ich sie denn bräuchte um ein Konto eröffnen zu können.
Als ich sie dann tatsächlich brauchte um ein Kautionskonto eröffnen zu können (ohne das ich kein Anrecht auf mein Schlüssel und somit mein Zimmer hatte), erinnerte ich mich vage an diesen Satz und beschloss in der Bank nach zu fragen. Nein, dafür sei man nicht zuständig, man sei ja schließlich nur eine Bank, bekam ich zu hören. Wo ich die Nummer stattdessen beantragen konnte, konnte man mir nicht sagen. Mein Vermieter riet mir den Gang zur Polizei, die delegierten mich jedoch zum folkeregister. Nummer ziehen, warten, hoffen dieses Mal an der richtigen Adresse gelandet zu sein. An der Reihe, Anliegen vortragen. „Und Sie brauchen die Nummer nur für die Eröffnung eines Kontos?“ Ich bestätigte das. „Dann ist die Bank dafür zuständig, nicht wir.“ Mit einem Wisch in der Hand, den ich nicht verstand, schickte man mich zur Bank zurück. Wieder bei der Bank bekam ich die gleiche Antwort, die ich beim ersten Mal bereits gehört hatte: „nur eine Bank“, als ob ich darum gebeten hätte ein Zimmer vermittelt zu bekommen. Ich wedelte also mit dem Zettel, woraufhin man mir zähneknirschend sagte, dass ich dazu ein Formular ausdrucken, ausfüllen und wegschicken müsste. Da ich aber neu in der Stadt war, besaß ich logischerweise weder Internetzugang noch Drucker. Also bat ich darum, dass man mir doch das Formular ausdrucken sollte, was sogar ohne große Umstände gemacht wurde. Nur war das Formular logischerweise auf Norwegisch und meine Kenntnisse der Sprache noch sehr ungenügend, sodass ich nochmals um Hilfe bat, da ich nichts falsch ausfüllen wollte. Wieder bekam ich die Antwort, dass die Bank für so was nicht zuständig sei und wurde mit dieser Antwort zugleich auch „entlassen“. Es gab wichtigere Dinge zu tun, als sich mit einer hilflosen Studentin abzugeben. Also blieb mir nichts anderes übrig als noch ein Mal zum folkeregister zu laufen. Nummer ziehen, warten. Drankommen. Ich landete wieder beim gleichen Sachbearbeiter, der sich sehr über die Bank ärgerte und daraufhin beschloss der Sache auf den Grund zu gehen, in dem er bei der Bank anrief. Natürlich kannte ich den Namen des Bankmitarbeiters nicht, sodass der Sachbearbeiter mit einer Frau sprach, ich war allerdings von einem Mann bedient worden. (die Nachricht sollte aber weitergereicht werden innerhalb der Bank.) Mit dem gleichen Zettel und der Telefonnummer des Chefs wurde ich wieder zur Bank zurückgeschickt. Wieder bei der Bank, landete ich auch hier wieder beim gleichen Mitarbeiter. Als ich ihm mein Anliegen zum dritten Mal an diesem Tag vortrug, bekam ich zum dritten Mal die gleiche Antwort. Ich war kurz davor zu platzen, was sollte das werden, ein Spießrutenlauf? Ich erklärte ihm höflich, dass jemand vom folkeregister bei der Bank angerufen hatte. Der Inhalt des Gesprächs war aber anscheinend nicht zu diesem Mitarbeiter durchgedrungen, der die Aufgaben einer Bank sehr eng zu fassen schien. Also wedelte ich wieder mit dem Papier und der Nummer, die der Mitarbeiter dann auch gleich wählte, augenscheinlich in der Hoffnung mich endlich loszuwerden. 10 Minuten später war er bei mir und half mir nun endlich die Formalitäten zu erledigen und den Antrag für diese verflixte Nummer auf die Reise zu schicken. Aber ich benötigte die Nummer sofort, ich wollte doch einziehen und ohne Nummer kein Schlüssel. Da man mich aber auf einige Zeit vertröstet hatte, bis die Nummer bei mir sein sollte, rief ich bei meinem Vermieter an, der zum Glück eine vorläufige Lösung parat hatte, sodass ich mein Zimmer beziehen und endlich in der Stadt ankommen konnte.
Zwei Wochen später während der Orientierungswoche für internationale Studenten, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen, als die Universität wieder betonte, dass die Bank einem sehr gerne bei den Formalitäten für die Nummer hilft. Vielleicht hatte ich einfach den falschen Mitarbeiter erwischt, oder die falsche Bank. Wer weiß. Vielleicht liegt es auch daran, dass „sehr gerne“ sehr dehnbar ist.

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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon Hovin » Mo, 14. Dez 2009, 23:32

Die Sache mit den Nummer, etwas anders...

Im Oktober 2008 kamen wir in Norge an, um ein Gasthaus zu eroeffnen. Nun, auch dazu braucht man eine Fødelsnummer... Kein Problem, gleich zur Polizei, mit allen Unterlagen und Papieren... "Wo werden sie arbeiten?" wollte der sehr freundliche Polizist wissen. "Wir gruenden eine Firma und werden ein Gasthaus mit Campingplatz betreiben" unsere naive Antwort. Nun, so kann er die ganze Sache nicht bearbeiten, da muss zuerst die Firma im Brønnøysund Register eingetragen werden, vorher kann er nix machen. Ok, wir schicken alles per Post nach Brønnøysund und warten... 3 Wochen keine Reaktion. Anruf bei Brønnøysund Register und als Antwort: "Wir koennen nix machen, weil wir keine Fødelsnummer haben"

War wirklich super, die eine Nummer bekommen wir nicht, bevor wir die andere nicht haben und umgekehrt. Voller Zorn habe ich eine "Møte" einberufen, mit allen wichtigen Personen in der Kommune, hektisches Telefonieren, diskutieren, und auf einmal war alles erledigt. Uns hat man nur darueber informiert, das alles erledigt ist, und alles seinen Gang geht. Eine Woche spaeter war unsere Firma registriert, und auch die Fødelsnummer kam nach 10 Tagen per Post. Wie das ganze auf einmal doch gegangen ist, wissen wir bis heute nicht.

Die Moral von dieser Geschichte: Macht eine "Møte" und alles geht... Norweger lieben Møtes ueber alles und alles geht nur ueber Møte und Møte und Møte...

Wie gehabt: Antworten und sonstige reaktionen bitte per PM
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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon Hubi59 » Do, 17. Dez 2009, 23:28

Der alte tyskene

Es war einmal ein alter tyskener der nach Norwegen auswanderte, eines Tages, versuchte er sich, da es ja genug Wasser gab, im fischen. Bald wollte er aber nicht mehr nur vom Ufer aus fischen, also kaufte er sich ein kleines Boot womit er auf den Fjord raus fahren konnte.
Er fischte recht oft und fing auch fiele Fische, aber auch das wurde ihm bald zu eintönig, er brauchte eine neue Herausforderung, er beschloss das fischen mit einem Netz zu lernen.
Der Gedanke wurde am nächsten Tag mit seinem besten norwegischen Freund besprochen,
Morten kannte sich gut aus mit dem Netzfischen, er versprach dem alten tyskenen es ihm zu lernen. Als der Tag gekommen war fuhren Beide mit dem Boot des alten tyskenen auf den Fjord, Morten erklärte alles sehr genau, man lässt das Boot von der Strömung treiben, oder fährt langsam rückwärts, dabei kann man an der Bootsspitze das Netz auslegen. An diesem Tag saß der alte tyskene am Motor und befolgte die Anweisungen von Morten, es kam ihm alles sehr einfach, oder besser gesagt, simpel vor.
Das Netz wurde am nächsten Morgen wider eingeholt, der Fang hielt sich in Grenzen, daheim wurde das Netz gereinigt und wider ordentlich in die Kiste gepackt.
Der alte tyskene war sich sicher das er das ohne Probleme selbst hinbekommt, also fuhr er gleich am nächsten Tag mit dem Netz auf den Fjord, mit im Boot hatte er auch seine Krabbenteine. Er dachte über den Grund nach, warum gestern keine Fische im Netz waren, wir waren sicherlich zu nah am Ufer, ich muss das Netz weiter weg vom Ufer platzieren, gedacht getan, aber erst platzierte er die Krabbenteine, das war leicht, hatte er ja schon oft getan.
Danach brachte er das Boot in Position, ließ es langsam rückwärts fahren, ging an die Bootsspitze und begann das 20m lange netz ins Wasser zu lassen, er hatte gerade damit begonnen da fing das Boot an eine Kurve zu fahren, das war schlecht, also stopp mit Netz auslegen, zurück zum Motor, alles war gut, es fuhr wider gerade aus, aber das Netz zog es unkontrolliert aus der Kiste, also sofort wider an die Spitze der Bootes, Glück gehabt, es war gut herausgezogen worden. Zwei drittel vom Netz waren im Wasser da machte das Boot wider eine Kurve in die andere Richtung, er rannte zum Motor, Korrektur, zurück.
Nun hatte er das ganze Netz im Wasser, es fehlte nur noch die Bojenleine und die Boje. Der alte schaute zu wie die Leine schnell im Wasser verschwand und er dachte sich „ hier ist es ganz schön tief “, im gleichen Moment war die gesamte Leine untergegangen und die kleine Boje wollte der Leine auf dem Weg zum Grund folgen, in Windeseile ergriff der alte in letzter Sekunde die Boje, es war zu tief an dieser Stelle, was nun? Der Alte dachte nur daran „ ich darf nicht loslassen, dann ist das Netz von Morten verloren, das Netz war sehr schwer wenn es im Wasser war. Der alte arbeitete sich mit dem Netz in der Hand zum Motor vor, startete ihn mit nur einer freien Hand und wollte rückwärts (somit konnte das Netz nicht in die Motorschraube kommen), in flacheres Wasser fahren, es ging ganz gut, alles schien gut auszugehen, doch da sah der alte tyskene die Boje der Krabbenteine hinter sich, die er völlig vergessen hatte, in letzter Sekunde konnte er ihr ausweichen, er war froh, wenn die Leine in die Schraube gekommen währ, eine Katastrophe.
Der Alte hatte sich gerade von dem Schreck erholt, als er bemerkte das er das Fischernetz über die Leine der Krabbenteine zieht, „oh nein“ rief der Alte, aber da war es auch schon zuspät, das Netz hatte sich in der Leine verfangen. Nun hatte er an dem schweren Netz auch noch eine schwere Krabbenteine hängen, es war vorbei, das konnte man nicht mehr auf dem Wasser richten. Der Alte zog mit letzter Kraft alles aus dem Wasser ins Boot und fuhr mit gesenktem Haupt nach Hause.
Am nächsten Tag berichtete der Alte seinem Freund Morten von seinem Missgeschick, Morten hielt sich den Bauch vor lachen. Der alte tyskene fing auch an zu lachen und beide konnten sich lange nicht beruhigen.
Vor einiger Zeit hatte der Alte Geburtstag, von seinem Freund Morten bekam er diesen Katoon
als Geschenk.


Bild

Liebe Grüsse Hubi :winkewinke:

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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon mosaglas » So, 18. Apr 2010, 16:49

Språkverwirret – oder welche Sprache war das gerade noch mal?

Wie beim Erlernen jeder neuen Sprache, fühlten sich die ersten Gehversuche stümperhaft und tollpatschig an. Die Worte kamen nur ungewohnt über die Lippe, stolperten immer wieder bei dem Versuch und blieben so erst mal im Hals stecken. Ganz allmählich entstand ein Gefühl für ein paar Worte und an diese klammerte ich mich, wie eine Ertrinkende an einen Rettungsring, bedeuteten sie doch den Schlüssel zum Norwegischen und eröffneten sie mir eine neue, unbekannte, verheißungsvolle Welt. Stolz trug ich diese Worte, mit denen ich erste Sätze zu bilden im Stande war, auf meiner Zungenspitze spazieren, um sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit herauszuposaunen. Doch je mehr neue Worte hinzu kamen und je komplexer die Satzgefüge im Kurs wurden, desto schwieriger war es, all die neuen Worte in meinen aktiven Wortschatz zu übernehmen und dadurch mein Repertoire zu erweitern. Schnell wurde: „Snakker du engelsk?“ zu meinem meistgebrauchten Satz. Nur in der kleinen, vertrauten Runde des Kurses traute ich mich noch auf neue Pfade, angespornt durch die anderen Teilnehmer und die Lehrerin zu reden. Aber dieses Reden hinaus in die große Welt der Norweger zu tragen, war gar nicht so einfach. Denn das größte Problem bestand dann im Verstehen der Antwort.
So saß ich inmitten meiner neu gewonnenen norwegischen Freunde meist still da und hörte zu, sog alles was mein Gehirn und meine Konzentration zu fassen im Stande waren, in mich auf wie ein Schwamm das Wasser aufsaugt, bis er randvoll ist und zu tropfen beginnt. Vieles was ich während dieser Gespräche hörte, tropfte tatsächlich wieder aus meinem Gehirn heraus, vermochte nicht darin zu bleiben, sich darin festzukrallen, aber was blieb war der Klang, der immer vertrauter wurde.
Im Alltag, im Supermarkt oder im Sportgeschäft, im Musikladen oder im Bus kam ich nach und nach ohne Englisch aus, meisterte erste Gespräche mit Fremden auf Norwegisch und bekam sogar erste Komplimente, die mein Selbstvertrauen stärkten und mich riesig freuten. Ein täglicher Kauderwelsch aus Englisch, Deutsch und Norwegisch begann mich wie eine Wolke zu begleiten und die Synapsen in meinem Kopf das ein oder andere Mal durcheinander zu bringen. Als ich auf einer Party Französisch, meine erste Fremdsprache, mit ins Boot holen wollte, streikte mein Gehirn verbittert. Was zu viel war, war einfach zu viel und während ich also vergeblich versuchte, mich an einfachste französische Wörter zu erinnern, fielen mir nur die norwegischen Pendants ein. „Jeg he…“ Ach so, halt ne, falsche Sprache. „Jeg…“ Mist, wie war das noch mal? Keine Chance.
Meine Norwegischkenntnisse verbesserten sich stetig und mit jeder Verbesserung wurde mein Französisch immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Als ich während einem Heimaturlaub einen Stadtbummel in Strasbourg machte, brachte ich keinen einzigen vernünftigen französischen Satz zu Stande, verstand aber erstaunlicherweise nach wie vor, was gesagt wurde. Meine Sprachkenntnisse schienen in die Passivität abgerutscht zu sein. Wohl auch dadurch bedingt, dass die Sprache bereits nach Ende meiner Schulzeit brach zu liegen begann.
Wieder in Norwegen begann ich ein Praktikum, wollte nur im Notfall mit meinen Kollegen Englisch reden, um mein Norwegisch weiter festigen zu können und wenn ich mit einem alleine redete, funktionierte das auch ganz gut, wenn aber mehrere anwesend waren, war ich bald im Gewirr der verschiedenen Dialekte verloren. Ich hatte an der Universität bokmål gelernt und sollte nun Texte, die nynorsk geschrieben waren, ins englische übersetzen. Aus der anfänglichen Herausforderung wurde bald Routine und mein passives Norwegischverständnis, das Lesen und Schreiben wurde stetig besser, aber beim Reden geriet ich ins Stocken. Irgendwie ging es nicht mehr weiter, ich war in einer Sackgasse angelangt und der ständige Sprachenmix tat sein übriges. Doch boxte ich mich tapfer durch, streute einzelne englische Worte, in meine norwegischen Sätze, wenn mir das entsprechende Wort nicht einfiel und begann langsam wieder voranzukommen. Mühelos wechselte ich vom Norwegischen ins Englische, oder vom Norwegischen ins Deutsche, nur um ab und zu ein bisschen verwirrt inne zu halten. Welche Sprache hatte ich eigentlich gerade gesprochen? Ich kann es nicht mehr sagen.

Anregungen, Kommentare und Fragen bitte per PN.

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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon mosaglas » Sa, 26. Okt 2013, 10:26

Ich krame diesen Thread mal wieder hervor für eine Geschichte, die mir seit langem im Kopf herum geistert und nun endlich aufgeschrieben wurde.

Achtung: sehr lang! :wink:

(M)ein Jahr in Norwegen – eine ehrliche Bestandsaufnahme Teil 1


Als ich frühmorgens, halb verschlafen an Deck der MS Bergensfjord stehe, zu beiden Seiten Land erblickend, begreife ich langsam, dass ich zum zweiten Mal in meinem Leben dabei bin, meine Grundmauern auf den Kopf zu stellen und kräftig zu schütteln. Wie grundlegend kann ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht absehen.

Verwundert, neugierig, erwartungsfroh blicke ich auf die grünen Hänge gesprenkelt mit bunten Holzhäusern. Ein weiterer weißer Fleck auf meiner imaginären Landkarte ist dabei, entdeckt zu werden.

Als ich eine halbe Stunde später an Land gehe, norwegischen Boden das erste Mal betrete, habe ich nur einen vagen Plan, kein Dach über dem Kopf und keine Ahnung wo ich anfangen soll. Die Touristeninformation als erste Anlaufstelle hilft dabei eine Unterkunft mit Internet zu finden. Etwas gewagt war das Unternehmen schon, ohne Hotel, ohne Zimmer nach Bergen fahren im Glauben bald ein Dach über dem Kopf zu haben für die nächsten sechs Monate, die ich hier verbringen werde. Als nächstes muss eine norwegische SIM-Karte her, auch hier kann mein Vorgehen fast blauäugig genannt werden, wie ich später erfahre. Normalerweise geht ohne P-Nummer oder wenigstens D-Nummer reichlich wenig. Trotzdem bekomme ich eine Prepaidkarte von telenor und kann mit der Suche nach einem Zimmer beginnen und gleichzeitig die Stadt erkunden.

Von Deutschland aus zu suchen, war leider nicht möglich gewesen, da ich einen Monat vor Abreise drei mündliche und eine schriftliche Prüfung sowie eine Hausarbeit von ca. 20 Seiten und meinen Umzug zu organisieren hatte. Darüber hinaus war ich studentische Hilfskraft und führte eine Fernbeziehung. Da blieb nicht viel Zeit.

Das Angebot der Universität ins Studentenwohnheim Fantoft zu ziehen, hatte ich abgelehnt, da ich erfahren hatte, dass fast nur ausländische Studenten dort wohnten und es relativ weit außerhalb lag. Das war in keiner Weise das, was ich suchte. Die Suche nach einem Zimmer gestaltete sich schwierig. Der Wohnungsmarkt in Bergen ist zu Beginn des neuen Semesters ähnlich überlaufen wie in deutschen Großstädten. Erschwerend kam hinzu, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch kein Norwegisch sprach und nur ein halbes Jahr bleiben wollte. Der Frust war vorprogrammiert. Die meisten Vermieter luden mich nicht mal zu einer Besichtigung ein, auch WG-Mitglieder die einen Mitbewohner suchten, waren mehr als skeptisch. Die erste Besichtigung zu der ich eingeladen wurde, war ein Massendurchlauf. Über 50 Studenten für 3 Zimmer. Ich kam auf den letzten Platz der Liste. Einfacher und vor allem ehrlicher wäre es gewesen, sie hätten mich erst gar nicht aufgenommen. Dreißig Anrufe und zahllose Emails, von denen keine einzige beantwortet wurde, später bekam ich endlich eine zweite Chance. Ein Besichtigungstermin für eine Sechser WG mitten in der Stadt. Fünf Minuten zu früh, waren der Hausverwalter und mehrere Interessenten bereits da. Ich besichtigte die Zimmer und hörte bei vieren, dass sie bereits vergeben seien und dass wenn ich eines der anderen beiden wolle, sofort zusagen müsste. Die Pistole auf der Brust, ohne weitere Option, wissend dass die Orientierungsphase bald begann, schlug ich zu.

Der Berg war noch nicht erklommen. Um das endgültige Recht für das Zimmer zu bekommen, musste ich sofort ein Kautionskonto eröffnen und 9000 NOK aufzahlen. Dies war ohne die bereits erwähnte D-Nummer aber nicht möglich. Ich war am Verzweifeln. Der glückliche Umstand wollte es, dass der Hausverwalter ein ausgewanderter Deutscher war, der mir anbot, die Kaution bar zu hinterlegen und auf das Konto zu überweisen, sobald ich die Nummer hatte. Endlich! Die Erlösung. Mehr oder weniger in letzter Minute. Die Geschichte des Antrags der D-Nummer und der Eröffnung des Kontos erspare ich mir, nur so viel, es entwickelte sich zu einem Spießrutenlauf à la Asterix im Irrenhaus.

Mein Prinzessinnenzimmer unter dem Dach war klein, der Boden schräg, der Schrank fiel halb auseinander, es gab keine Vorhänge, dafür einen guten Blick ins Nachbarhaus und nur ein schmales Bett. Mir war es egal. Hauptsache eine Bleibe, egal wie teuer und egal, dass ich keinen meiner neuen Mitbewohner kannte. Drei Norwegerinnen, ein Norweger und ein Deutscher. Ein Kurzbesuch bei Ikea war in der Auslandssemesterkasse sogar noch drin, sodass ich mir einen Tisch und einen Schreibtischstuhl kaufen und die wenigen persönlichen Dinge einräumen konnte, die ich mitgenommen hatte. Ich fühlte mich wohl.

Die nächsten anderthalb Wochen reiste ich mit meinem Freund durch Fjordnorwegen, ebenso planlos, was sehr schön und die beste Art war, das Land zu entdecken.

Danach begann mein neues Leben in Bergen. Während der Orientierungswoche erfuhr ich, dass es an der Uni zahlreiche studentische Clubs gab. Ich beschloss mich zu engagieren, um möglichst viele Leute kennen zu lernen. Ich wollte Theater spielen. Beim ersten Treffen der Theatergruppe bat ich um eine kurze englische Zusammenfassung der Vorstellung, da die erste Stunde meines norwegischen Intensivkurses erst in einer Woche begann. Mir wurde zugesichert, dass mir alles erklärt würde, da ich nicht, wie sich herausstellte die einzige anwesende Ausländerin war. Was danach passierte, kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Es bildete ein weiteres Puzzleteil des überaus holprigen Starts und meiner wachsenden Skepsis, ob das mit Norwegen so eine gute Idee gewesen war. Hätte ich nicht lieber in ein englisch sprachiges Land sollen, wo ich die Sprache sehr gut beherrsche? Denn die Organisatoren begrüßten zwar alle auf Englisch, sagten dann aber, dass sie die Vorstellung auf Norwegisch machen würden, da es einfacher für sie sei. Den darauffolgenden Ausführungen lauschte ich mit immer größer werdendem Befremden. Ich fühlte mich völlig fehl am Platz, verstand nicht, warum gelacht wurde, verstand überhaupt nur einzelne Bruchstücke, die ich mir irgendwie zusammen reimen konnte. So hatte ich mir das mit dem Leute kennen lernen nicht vorgestellt.

Entmutigt ging ich nach der Veranstaltung nach Hause. Das konnte ja heiter werden. Am nächsten Abend beschloss ich zu einem weiteren Vorstellungsabend zu gehen. Ich interessierte mich auch für das Studentenfernsehen. Auch dort bat ich um eine kurze, englische Zusammenfassung des Gesagten. Anstelle nur zusammenzufassen, wechselten die Verantwortlichen vollständig ins Englische. Nur ganz am Ende machten sie eine kurze norwegische Fragerunde. Ich war glücklich, hatte endlich doch offene Arme gefunden. Ich bewarb mich als Reporterin und wurde genommen.
Der Unialltag hatte mich schnell im Griff. Nur zwei Kurse zu haben, den Intensivkurs in Norwegisch und einen weiteren in meinem Fach, war mir mehr als komisch vorgekommen. Wollte ich jedoch mithalten, musste ich mehr als gewohnt nach und vorbereiten. Es machte Spaß, sich auf zwei Themen zu konzentrieren, in die Tiefe gehen zu können und nicht wie in Deutschland üblich mindestens sieben oder acht Themen zu bearbeiten. Nach dem holprigen Start fühlte ich mich bald sehr wohl in Bergen, das Studentenfernsehen, ein Programm der Uni, das norwegische und ausländische Studenten zusammen brachte und später der Bergen Stammtisch vom Forum sorgten dafür, dass ich Deutschland nicht vermisste und das Fehlen meines Freundes ausblenden konnte. In Deutschland war es schließlich auch eine Fernbeziehung gewesen. Dass wir uns jetzt anstelle von ein paar Wochen, ein paar Monate nicht sehen konnten, würden wir schon durchstehen...

Anmerkungen, Fragen etc. bitte wie gehabt per PN.

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Re: Episoden von Eingewanderten für Einwanderer

Beitragvon mosaglas » Sa, 26. Okt 2013, 10:29

Teil 2

Aus der Heimat bekam ich nur zwei Mal Besuch, über den ich mich sehr freute. Ansonsten war ich von den Erfahrungen, Eindrücken, Erlebnissen in Bergen absorbiert. Ich mochte die Stadt, ich liebte es mitten ins Gewuhle gehen zu können, wenn mir danach war, aber ebenso schnell in der Natur zu sein, wenn mir das Treiben der Stadt zu viel wurde. Bergen zeigte sich von seiner schönsten Seite mit einem sonnigen Herbst. Da ich einige Geschichten von 90 Tage am Stück mit Regen und ähnliches gehört hatte, nutzte ich jeden sonnigen Tag, fürchtend es sei der Letzte. Die Tage, Wochen und auch die Monate flogen nur so dahin. Das Ende meines Aufenthaltes rückte immer näher, doch ich merkte, dass ich noch nicht bereit war wieder zu gehen. Ich musste noch hier bleiben, die Stadt in allen Jahreszeiten erleben, mein neu erlerntes Norwegisch erweitern, bessern, festigen. Aus früherer Erfahrung wusste ich, dass nach einem halben Jahr die Eingewöhnungsphase erst richtig abgeschlossen ist. Da konnte ich doch nicht schon wieder nach Hause.

Ich begann sowohl in Bergen, als auch in Deutschland nach einer Praktikumsstelle zu suchen. Am Ende hatte ich ein Angebot in Bergen und eines in der Nähe meines Freundes. Ich hätte sogar bei ihm wohnen und pendeln können. Die Entscheidung wurde zur Zerreisprobe, doch wusste ich, dass ich egoistisch sein und meinen Weg gehen musste. Dies war meine Erfahrung und ich war noch nicht bereit zu gehen. Im Innersten wusste ich, dass ich es ihm später irgendwann vorwerfen würde, würde ich zu ihm kommen, egal wie sehr er es sich wünschte. Als er mich an Weihnachten besuchte und wir der Stadt für ein paar Tage entflohen, lag die bereits getroffene Entscheidung schwer zwischen uns. Den Januar verbrachte ich zu Hause, bevor im Februar mein Praktikum begann. Als wir uns das letzte Mal sahen, zweifelte er an mir, an uns. Er war selbst nie länger im Ausland gewesen, konnte meine Entscheidung nicht nachvollziehen, verstand es als Absage an sich selbst, was es nicht war.

Der nächste Tiefpunkt ließ nicht lange auf sich warten. An meinem ersten Arbeitstag schien mein neuer Arbeitgeber völlig überfordert und überhaupt nicht zu wissen, was er mit mir anfangen sollte. Es dauerte ganze zwei Wochen bis ich endlich einen Schlüssel bekam und in dieser Zeit saß ich mehr als einmal vor verschlossenen Türen. Die Zeit plätscherte dahin. Ich wollte meinen Kollegen und meinem Chef Zeit geben, sich an die neue Situation zu gewöhnen und so drängte ich nicht darauf, dass ein konkretes Aufgabengebiet für mich gefunden wurde. Zwar sprach ich inzwischen ganz passabel norwegisch, aber die verschiedenen Dialekte (im Team war alles vertreten, vom Stavanger-Dialekt bis zu einem nordnorwegischen) machten mir schwer zu schaffen.
Es war ein großer Fehler nicht von vorneherein darauf zu bestehen mir klare Aufgaben zu geben. Ich verpasste den Zeitpunkt auf den Tisch zu hauen und als ich die Notbremse zog, war es längst zu spät. Der Zug war abgerauscht und meine Kollegen fielen aus allen Wolken. In diesen Wochen lernte ich einiges über die kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen der deutschen und norwegischen (Arbeits-)Mentalität. Wollte ich beispielsweise ein Feedback für meine Aufgaben, musste ich so lange am Tisch meines Chefs stehen bleiben und ihn nerven, bis er es mir gab, ansonsten bekam ich keinerlei Rückmeldung.

Das schwierigste an der gesamten Situation jedoch war, dass ich mit meinem Freund nicht darüber sprechen konnte, es würde ihn bestärken und für ein „Ha, ich hab’s dir doch gesagt“ fehlte mir die Kraft. Zum Glück hatte ich eine gute Freundin vom Studentenfernsehen und ein paar sehr nette Stammtischlerinnen, die mich auffangen konnten und mir die Schönheit der Stadt zeigten. Meine Entscheidung in Bergen geblieben zu sein, bereute ich trotzdem an keinem Tag. Es waren gute und wichtige Erfahrungen. Trotz aller Schwierigkeiten arbeitete ich gerne dort, mochte meine Zeit in Bergen.
Aus der Stadt kam ich leider selten heraus, da ich kein Auto besaß und ein sehr bescheidenes Budget hatte, da das Praktikum unbezahlt war. An einem verlängerten Wochenende im Mai fuhr ich zusammen mit einer Bekannten aus Deutschland und zwei ihrer Freunde aus Frankreich und Italien aus der Stadt. Wir wollten campen. Es wurden sehr schöne Tage.

Zurück in der Stadt, stand das Festival, das ich mitorganisierte bevor. Endlich hatte ich mir einen eigenständigen Arbeitsbereich erkämpft und konnte schalten und walten wie ich wollte. Mein Chef hatte endlich meine Fähigkeiten erkannt. Die Festivaltage bzw. Nächte, das erste Konzert begann immer erst abends um 9 Uhr, waren ein Wirbelwind aus Musik, Tanz, viel zu kurzen Nächten und dem Erstaunt-sein darüber, wie hell es selbst in Bergen frühmorgens bereits wieder war.

Meine Zeit in Norwegen neigte sich endgültig dem Ende zu. Nach Beendigung meines Praktikums und als mein persönliches Geburtstagsgeschenk an mich und gleichzeitig als Abschiedsfahrt gönnte ich mir eine Tour mit der Statsraad Lehmkuhl, dem Segelschiff von Bergen. Es war eine ruhige Tour durch die Fjorde nach Rosendal. Das Wetter wunderschön und die Tage an Board traumhaft.

Kurz nach meiner Rückkehr begann ich einen Nachmieter für mein Zimmer zu suchen, da ich einen dreijährigen Mietvertrag unterschrieben hatte und nur rauskam, wenn ich einen Nachmieter präsentierte. Als meine Eltern mich mit Sack und Pack abholten, hatte ich endlich Jemanden gefunden und wir fuhren in aller Ruhe durch das Setesdal nach Kristiansand, um von dort die Fähre zurück nach Deutschland zu nehmen.
Die Zeit in Norwegen war schnell vergangen, kaum zu glauben. Viele Tiefen und Höhen hatten mich begleitet, mich manches Mal wehmütig werden lassend, verzweifelnd ob der Skepsis mir als Ausländerin gegenüber. Aber es war eine lehrreiche Zeit, die ich unter keinen Umständen missen will.
Die Eingewöhnung in Deutschland war nicht einfach. Die Beziehung zu meinem Freund zerbrach. Die lange Abwesenheit hatte zutage gefördert, dass es langfristig einfach nicht funktionieren konnte.

Noch heute, über drei Jahre nach meiner Rückkehr denke ich oft an mein Bergen. Kleine Momente im Alltag erinnern mich an ein Erlebnis in Norwegen und bringen mich zum Lächeln. Die Stadt und das Land werde ich für immer in meinem Herzen tragen, das ist alles was ich wissen muss, um sicher zu sein, dass mir nichts Besseres hätte widerfahren können.

Und irgendwann komme ich wieder, das weiß ich, auch wenn es wieder zeitlich begrenzt sein wird. Dann werde ich nicht auf der Reise sein, ich werde nach Hause kommen.


P.S. Und wer sich auf ein Happy-End gefreut hat: durch meinen Aufenthalt in Norwegen traf ich meine, ja, so lässt sich das wohl beschreiben, meine Kindheitsliebe wieder. In letzter Konsequenz fanden wir durch diese Zeit nach vielen Umwegen und vielen Jahren wieder zusammen.

So. Das wars.
Und noch mal der Hinweis: Anregungen, Fragen und Kritik bitte nur per PN, damit der Thread nicht zerpflückt wird.

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