Danke Ines, es geht weiter!
Teil 11
Sonnabend, 01.06.2013
Von Svolvær bei Kaiserwetter auf die Kaiserroute
Fußbad im Nordmeer – Tropenhitze am Raftsund – NORDLYS von oben
Wieder begann der Tag mit einem blauen Himmel und wieder genossen wir es, auf der Terrasse zu frühstücken. Wie schon angedeutet, gab es hier „Frühstücksdiebe“: Möwen. Eine englische Touristin kam mit ihren Spiegeleiern auf die Terrasse, stellte diese ab, um sich weitere Sachen zu holen. Kaum war die Dame weg, kam die Hausmöwe Emma, schnappte sich die Eier und schon war sie wieder weg. Als die Dame zurückkam, sah sie den leeren Teller. Sie hatte aber sofort die Möwe in Verdacht, die oben auf dem Dachrand saß, schaute zu ihr hoch und fragte „Did you like it?“ Alles lachte und die Dame schmunzelte.
Heute wollten wir auf die „Kaiserroute“, d.h. von Svolvær nach Digermulen, denn wir wollten endlich einmal die Berge am Raftsund ohne Wolken sehen. Bisher war es uns nicht gelungen, einmal die Spitzen dieser schroffen Berge zu sehen.
Wir haben uns bereits Zuhause ausführlich mit der Streckenbeschreibung vertraut gemacht. Unser Dank geht daher an Johannes Steinbrück mit seiner Webseite „Lofoten-Online“
http://www.lofoten-online.de/kaiserrout ... rroute.php. Dort ist auch beschrieben, was es mit der „Kaiserroute“ auf sich hat, die von Kaiser Wilhelm II „bewandert“ wurde.
Wir hofften natürlich auch, das südgehende Hurtigrutenschiff an der Raftsundbrücke zu sehen. Von unseren Reise mit den Hurtigrutenschiffen wissen wir, dass die Brücke etwa um kurz nach 16.00 Uhr passiert wird. Dementsprechend richteten wir unsere Fahrtziele ein.
Die Strecke auf der E 10 von Svolvær zur Raftsundbrücke ist Teil der Nationalen Landschaftsroute (nasjonale turistveger) Lofoten. Unser erster Fotostopp war gleich nach der Ausfahrt aus Svolvær bei der Autobucht bei Rekvika vor der Tunneleinfahrt. Hier hatte man eine tolle Aussicht auf den Ort Svolvær.
Svolvær von Rekvika aus – Vågan kommune
Weiter ging es auf der E 10 und wir konnten die Insel Store Molla mit ihrem 727 m hohen Berg Bretten über den Austnesfjord von hinten sehen.
Store Molla – Austnesfjorden – Vågan kommune
Kurz vor dem Abzweig zum Flughafen von Svolvær sahen wir vor uns den mächtigen, 812 m hohen Blåtind.
Blåtind 812 m – Vågan kommune
Von der E 10 hatte man die mächtigen Berge des Raftsundes vor sich.
Raftsundberge von der E 10 aus – Vågan kommune
Austnesfjorden und Raftsundberge – Vågan kommune
Dank der Beschreibung von Johannes Steinbrück auf Lofoten-Online fanden wir auch den erhöht angelegten Rastplatz „Austnesfjorden“, von wo aus wir eine schöne Aussicht auf die kleine Kirche auf der Landzunge Sildpollneset genossen.
Die kleine Kirche, oder besser: Kapelle, war ursprünglich ein „bedehuset“, also ein einfaches Haus der religiösen Begegnung für die Lokalbevölkerung. 1960 wurde es umgebaut zur heutigen Kapelle. Mit ihrem roten Dach lag sie pittoresk auf der Landzunge und hob sich gegenüber den schroffen Bergen und dem blauen Wasser gut ab.
Sildpollness kapell – Sildpollneset – Vågan kommune
Der weitere Weg führte uns nach Laukvik. Dafür verließen wir die E 10 bei Vestpollen und nahmen die Straße 888 an der Westküste von Austvagåya. Hier wurde das Land flach und der Blick ging über teils sumpfige Landschaften mit Wollgras, das sich leicht im Wind wiegte.
Wollgras an dem FV 888 auf Austvågøya – Vågan kommune
Leicht deswegen, weil sich kaum ein Lüftchen regte und das bei 31°C um 12.33 Uhr.
Die Temperaturanzeige im Auto am 1.Juni 2013 auf den Lofoten
Auch hier fuhren wir an endlosen Reihen von Stockfisch vorbei. Einige Gestelle waren bereits leer, an anderen Gestellen wurde gearbeitet und die Fische auf Lastwagen verladen.
Und immer wieder Stockfisch – Laukvik – Vågan kommune
Laukvik zog uns deswegen an, weil der Ort als einer der schönsten Häfen an der Außenseite der Lofoten beschrieben wird. Wir empfanden den Ort zwar ganz nett, aber das war es dann auch. Wir sind wahrscheinlich verwöhnt vom gestrigen Tag. Im Ort kauften wir uns noch ein Eis, das allerdings sehr, sehr süß schmeckte und daher nicht komplett in unsere Mägen sondern woanders landete. Vor dem Dorfladen stand wieder eine große Thermoskanne mit Kaffee, die Becher daneben – Kaffee für Kunden. Bei der Hitze aber ließen wir den Kaffee stehen.
Laukvik – Austvågøya – Vågan kommune
Nur knapp 5 km weiter trauten wir unseren Augen nicht: Ein unendlich weiter, weißer Strand tat sich vor uns auf – Grunnførfjord! Um den Fjord herum bis zu 700 m hohe Berge und dazu das in alles Blau- und Türkistönen schillernde Wasser. Da das flache Wasser von der Sonne recht schnell aufgeheizt wird, verwunderte es nicht, dass die Norweger von dieser Situation schnell Gebrauch machten und sich im Wasser tummelten. Der Damm über den Grunnførfjord war dementsprechend vollgeparkt.
Grunnførfjorden – Austvagøya – Hadsel kommune
In der Ferne war über den Fjord hinweg die Berge der Vesterålen zu sehen.
Grunnførfjorden und Vesterålen
Anbaden ist angesagt – Grunnførfjorden – Hadsel kommune
Wer braucht beim Anblick dieses Wassers und der Landschaft schon die Karibik oder die Seychellen? Wir auf jeden Fall nicht. Im Gegenteil, es war uns heute schon zu heiß, denn in der Sonne waren es jetzt nunmehr unglaubliche 37°C!
Grunnførfjorden – Austvagøy – Hadsel kommune
Nachdem wir den nunmehr aufkommenden leichten Wind genossen, ging unsere Fahrt entlang der Straße 888 weiter nach Morfjord. Hier wartete wieder eine Überraschung, denn wer rechnet in dieser Gegend schon mit hohen Sanddünen?
Dünenlandschaft am Morfjord vor Nonsfjellet – Austvagøya – Hadsel kommune
Vom Ende des Morfjord konnte man die Sanddünen noch besser erkennen.
Dünen am Morfjord– Austvagøya – Hadsel kommune
Fazit dieser Eindrücke: Karibik oder was auch immer für Tropen sowie Dänemark und Niederlande ein einem Rutsch!
Weiter ging die Fahrt nach Fiskebøl, um den Fähranleger in Augenschein zu nehmen, denn diese Fähre von Fiskebøl nach Melbu beabsichtigten wir für die Weiterfahrt auf den Vesterålen zu nehmen.
Fähre Fiskebøl – Blick auf Vesterålen
Und dann begrüßte uns noch ein Troll, ähnlich den Zeichnungen von dem norwegischen Künstler Theodor Kittelsen (1857-1914), der durch seine Illustrationen zu Märchen und Sagen, besonders aber seine Trollzeichnungen in Norwegen sehr bekannt ist. Diesen Troll haben wir kurz vor der Einfahrt in den Sløverfjordtunnel entdeckt.
Troll auf Arnøya – Hadsel kommune
Zu den Trollen muss man ja besonders nett sein und sie nicht stören. Deswegen ließen wir ihn in Ruhe und fuhren wir weiter durch den 3.340 m langen unterseeischen Sløverfjordtunnel, der uns wieder auf die E 10 und nach Myrlandstranda führte. Kurz nach Verlassen des Tunnels hatten wir bei Ringen von der Valbukta einen fantastischen Ausblick auf die Berge des Møysalen Nationalparks und den 1.262 m hohen Hauptberg Møysalen.
Blick über Hadselfjord auf Møysalen nasjonalpark - Vesterålen
Auch hier an der Valbukta fanden sich alle blau- und türkisfarbene Töne im Wasser.
Valbukta – Hadselfjord – Hadsel kommune
Der nächste Fotostopp war in Myrlandstranda. Wie der Name schon sagt, es war wieder ein fantastischer Strand. Auch wenn wir vorher schon viel über die Sandstrände der Lofoten gelesen hatten, so richtig glauben konnten wir es nicht – und nun standen wir davor. Unglaublich.
Myrlandstranda – Austvågøya – Hadsel kommune
Auch hier sahen wir – wenn auch nur zwei – Leute am Strand. So konnten auch wir nicht widerstehen, gingen zum Strand, Schuhe aus und einmal Fußbad im Hadselfjord am Nordmeer mit Blick auf die Vesterålen.
Myrlandstranda – Austvagøya – Hadsel kommune
Hinter uns rauschte ein Wasserfall in die Tiefe, die Rennarelv.
Rennarelv – Myrlandstranda – Austvagøya – Hadsel kommune
Und so sah die Rennarelv aus, wenn sie schließlich in den Hadsel fließt. Dieses Foto hat meine Frau geschossen.
Myrlandstranda – Hadselfjorden – Hadsel kommune
Es war jetzt fast 15.30 Uhr und so mussten und wollten wir uns auf die Passage des südgehenden Hurtigrutenschiffes konzentrieren, d.h. wir mussten einen „foto-strategisch“ günstigen Platz finden, von wo aus wir das Schiff fotografieren und filmen können. Da ich Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht habe auf Brücken zu stehen, wollte ich mir einen Ort unten an der Einfahrt zum Raftsund wählen und meine Frau wird von der Brücke fotografieren und filmen.
So fuhren wir auf der E 10 Richtung Hanøyvika und Raftsundbrücke. Vor uns lagen die bis zu 700 m hohen Raftsundtindane.
Raftsundtindane – Austvagøya – Hadsel kommune
Von Hanøyvika konnten wir die kleine Schäre Raftsundholmen und die Vesterålen sehen. Der Hadselfjord war flach wie ein Spiegel; nur im Vordergrund kräuselte sich das Wasser etwas.
Raftsundholmen – Hadselfjorden - Vesterålen
Jetzt aber schnell die Fotoplätze einnehmen: Meine Frau positionierte sich auf der Brücke, ich bei Hanøyvika. Und da kam sie auch schon um die Ecke geschlichen: MS NORDLYS.
MS NORDLYS – Hanøyvika – Austvagøya – Hadsel kommune
MS NORDLYS – Hanøyvika – Austvagøya – Hadsel kommune
Und für meine Frau sah es so aus.
MS NORDLYS im Raftsund vor der Raftsundbrücke – Hadsel kommune
Ein fantastischer Ausblick ergab sich von der Raftsundbrücke mit der NORDLYS über den gesamten Raftsund bis zur Insel Store Molla.
MS NORDLYS im Raftsund – Hadsel kommune
Schon hatte ich meine Frau wieder „aufgepickt“, denn wir wollten das Schiff auf der Fahrt durch den Raftsund begleiten und vielleicht noch die Einfahrt in den Trollfjord aufnehmen.
Auf dem FV 868 entlang des Raftsundes – Hadsel kommune
Als wir etwa auf gleicher Höhe mit dem Schiff waren „begrüßte“ ich die NORDLYS mit meiner Autohupe und dem südgehenden Signal „lang-lang-kurz-lang“. Von den Passagieren erhielten wir ein jubelndes Echo und Winkgrüße zurück.
Wir setzen unsere Fahrt am Raftsund fort und konnten sehen, wie das Schiff fast majestätisch den Raftsund entlang gleitete.
MS NORDLYS vor dem Svartsundtindan 1050 m und Sukkertoppen 899 m –
Raftsund – Hadsel kommune
MS NORDLYS im Raftsund – Hadsel kommune
Bei Tennstrand gegenüber der kleinen Insel Ulvøya fanden wir einen kleinen Halteplatz. Von hier aus konnten wir die Einfahrt zum Trollfjord gut sehen. Schnell noch wieder das 400 mm Objektiv in Schussbereitschaft gebracht, denn von Tennstrand bis zur Einfahrt in den Trollfjord sind es3,5 km.
Die Einfahrt in den Trollfjord
Die Grenze zwischen Austvågøy und Hadsel kommune verläuft genau in der Mitte des Trollfjords.
MS NORDLYS vor Ulvøya im Raftsund
Wie im Miniatur-Wunderland wirkte das Schiff aus dieser Perspektive richtig klein.
MS NORDLYS im Trollfjord
MS NORDLYS im Trollfjord – F 8 – 1/500 s – ISO 100 – 400 mm
Es war jetzt fast unerträglich heiß. Neben uns stand eine allein reisende Dame aus Hamburg und meinte trocken: „Was nimmt man nicht alles auf sich für ein Foto!“ Dem konnten wir uneingeschränkt zustimmen. Wir warteten bis das Schiff im Trollfjord verschwand, denn wir wollten ja noch nach Digermulen, der Ort, der von Kaiser Wilhelm II so gelobt wurde. Nun ja, es ist ein kleiner Ort und wir fanden, die kleine achteckige Holzkirche sieht vom Schiff eigentlich hübscher aus, als von Land aus.
Digermulen und Raftsund
Digermulen kirke – Raftsund – Hadsel kommune
Leider war das Atelier Lofoten von Christian-Ivar Hammerbeck geschlossen. Wir haben vor einiger Zeit von einem guten Bekannten das Buch „Atelier Lofoten“ über eine Winterreise auf der LOFOTEN erhalten und hätten den Künstler gerne kennen gelernt, wurde er doch in meiner Heimatstadt geboren. Nun ja, man kann nicht alles haben an einem Tag. Ich fand 37° sind genug .
Auf der Rückfahrt lag die kleine Bucht Tengelfjorden mit dem türkisfarbenen Wasser vor uns, wieder war es ein malerischer Anblick.
Tengelfjorden – Raftsund – Hadsel kommune
Auch konnten wir jetzt die 1998 fertig gestellte Raftsundbrücke gut in ihrer ganzen Breite sehen. Die Spannweite betrug 298 m und als sie fertig gestellt wurde, war sie die längste freitragende3 Betonbrücke der Welt!
Raftsundbrücke – Hadsel kommune
Durch die Hitze waren wir an diesem Tag mehr als nur geschafft. Hinzu kamen die vielen neuen Eindrücke, die auch erst einmal verarbeitet werden mussten. So fuhren wir zurück zu unserem Hotel in Svolvær. Als wir dort ankamen konnten wir die NORDLYS nunmehr an der Pier sehen.
MS NORDLYS in Svolvær – Vågan kommune
Im Hotel nahmen wir erst einmal eine erfrischende Dusche. Draußen hatte sich der Himmel zugezogen und es fielen einige Tropfen. Wir genossen im Hotel eine Fischsuppe und gingen im Anschluss noch einmal an die Pier, wo mittlerweile die LOFOTEN lag und rege Ladungsarbeiten stattfanden. Dies erinnerte mich wieder an meine Seefahrtzeit, wo alle Ladung noch mit Ladebäumen geladen wurde. Die Containerschiffahrt lag damals auch noch in den Anfängen.
Dann verzogen wir uns wieder auf „Ausguck Back“ bzw. Balkon. Zwischenzeitlich hatte es sich wieder aufgehellt – es ist ja schließlich die Zeit der Mitternachtssonne und die Sonne strahlte um 00.13 Uhr die Wolken von unten an und die spiegelten sich in dem glatten Wasser des Hafens wieder. Ein sagenhaftes Bild.
Auch Sonnabend ist „drikkedag“ und so war es entsprechend laut. Meine Frau schrieb in ihren Bericht: „Der Lärm, den norwegisches Partyvolk veranstaltet, ist unbeschreiblich.“ In der Tat passte der Lärm nicht zu dem heutigen Abschlussbild.
Svolvær 00.17 Uhr Zeit der Mitternachtssonne
Teil 12 folgt