Teil 16
Donnerstag, 06.06.2013
Stokmarknes – Risøyhamn – Bleik: 3km Sandstrand –
Andenes: Mitternachtssonne vom Feinsten
Nachdem wir lange aufgeblieben sind und wir zudem in der Nacht morgens gegen 03.40 Uhr aufgestanden sind, um die Sonne einzufangen, ließen wir es ruhig angehen und verließen Stokmarknes erst um 11.30 Uhr. Wir hatten an diesem Tag ohnehin keine große Strecke vor uns, sondern nur den Weg über Risøyhamn nach Andenes.
Abfahrt über die Hadsel brua (1.011 m) Richtung Norden
Das Frühstück haben wir Frühstück sein lassen und haben selbiges in einem kleinen Café in der Stadt eingenommen. Wir setzten unsere Fahrt fort und fuhren zunächst über die Sortlandsbrua auf die Insel Hinnøy, um von dort aus weiter nach Norden auf die Insel Andøya zu fahren. Wir sahen die LOFOTEN in Sortland ankommen.
Es herrschte wieder traumhaftes Wetter, nicht ein Wölkchen war zu sehen. Dann entdeckten wir ein Fotomotiv, wir mussten einfach anhalten: Vor uns eine Löwenzahnwiese, dann türkisfarbenes Wasser bis hin zum tiefen Blau und mittendrin ankerte ein hübsches Nordlandboot.
Nordlandboot im Sortlandsund – Sortland kommune
Die Fahrt führte auf dem RV 82 auf Hinnøya entlang des Sortlandsund, später entlang des Risøysund. Gegenüber lag die kleine Siedlung Skjoldehamn auf Andøya. Ganz klein wirkten die Häuser entlang des Sunds gegenüber dem Skarsfjell mit dem 664 m hohen Gavletinden.
Skjoldhamn am Risøysund – Andøya – Andøy kommune
Der Risøysund ist ziemlich flach; die größte Tiefe ist 40 m. Daher und wegen des unterschiedlichen Untergrundes aus Sand und Gesteinsarten ergaben sich fantastische Farben, wie schon vorher auf den Lofoten und auf Langøya.
Nordelva auf Hinnøya - Blåfjellet auf Andøy - Andøy kommune
Gegen 14.00 Uhr erreichten wir die 750 m lange Andøy brua, die die Inseln Hinnøy und Andøy verbindet und über den Risøysund führt. Hier konnte ich in diesem Jahr von der NORDNORGE eine schöne Aufnahme machen.
Andøy brua von MS NORDNORGE aus - Risøysundet
Nun wechselten wir auf den FV 974 und führen entlang der Westküste vom Andøya – zunächst durch hochmoorartige Sumpflandschaften. Der Zustand der Straße lässt wieder zu wünschen übrig.
Sumpflandschaft an dem FV 974 – Andøya – Andøy kommune
Dann führt die Straße am Nordmeer entlang. Nur eine gelb-grüne Blumenwiese trennt uns vom Wasser.
Blumenwiese am Nordmeer – Andøya – Andøy kommune
Rechts ragen die Berge fast steil nach oben.
Ramskogheia 560 m – Andøya – Andøy kommune
Von Nøss ging der Blick auf das 413 n hohe Gårdsfjell.
Bei Nordmela trafen wir wieder auf türkisfarbenes Wasser und Sandstrände. Immerhin betrug die Temperatur 22°C – also Strandwetter, wenn das Wasser nicht so kalt wäre.
Nordmela – Andøya – Andøy kommune
Bei Stave trafen wir wieder auf einen 1 km langen Sandstrand. Hinter der Kurve lagen zwei weitere Strände – es war immer noch unvorstellbar, dass dieses wunderschöne Land mit seinen rauen Felsküsten und tiefen Fjorden hier oben solche Strände hat.
Stave – Andøya – Andøy kommune
Nächster Stopp war Bleik, kurz vor Andenes. Auch Bleik ist berühmt für seinen Sandstrand aber auch für die vor der Küste liegende Vogelinsel Bleikøya. Am Campingplatz wurden Vorbereitungen für die „Saison“ getroffen, die hier oben ja nur recht kurz ist – sah man davon ab, dass wir bereits tropische Temperaturen hatten. Allerdings waren auf dem Campingplatz bereits über 10 Wohnmobile eingetroffen.
Aufsitzrasenmäher – Bleik Camping – Andøya – Andøy kommune
Und dies ist wohl der Traum eines jeden Jungen: Auf dem Rasenmäher sitzen und diesen fahren dürfen. Ich träume auch immer noch davon, aber würden wir diesen Rasenmäher in unseren Garten stellen, wäre kein Platz mehr für die Gartenmöbel.
Bleik Sandstrand – Andøya – Andøy kommune
Bleik und Belikøya – Andøya – Andøy kommune
Auf einer Informationstafel konnten wir lesen, dass Bleik eines der wenigen Haufendörfer im Nordland sei und dass Funde bewiesen hätten, dass Bleik als Fischerort bereits im 6.Jahrhundert bestanden hat. Diese Information hatte uns dann auch veranlasst einen Rundgang durch das Dorf mit seinen hübschen Häusern zu machen.
Auch eine Art Fisch zu trocknen – Wichtig ist, dass die Möwen sich nicht den Fisch herauspicken
Altes Wohnhaus am Laksebakkveien in Bleik – Andøya – Andøy kommune
Wohnhaus am Gårdsveien in Bleik - Andøya – Andøy kommune
Blick auf das Nordmeer am Gårdsveien in Bleik - Andøya – Andøy kommune
Liebevoll mit Blumen geschmückte Hauseingänge in Bleik - Andøya – Andøy kommune
Nun fuhren wir weiter nach Andenes, um im Hotel einzuchecken.
Die Straße führte am 468 m hohen Røken vorbei. Erst später sah ich, dass hier Halteverbot war wegen der Gefahr herabfallender Gesteine.
Vor uns lag nun Andenes mit seinem markanten roten gusseisernen Leuchtturm.
Problemlos war das Einchecken und der Parkplatz hinter dem Hotel kostet auch nichts. Wir bekamen ein Zimmer, das fast so groß ist wie ein kleiner Tanzsaal. Wir sollten dieses Zimmer noch nutzen am nächsten Tag. Erst aber machten wir einen Spaziergang durch Andenes. Groß ist der Verwaltungssitz der Kommune Andøy nicht, er hat 2.600 Einwohner
Wir kommen am Hafen an einem großen Walkiefer vorbei. Andenes war das Zentrum des Walfangs, denn hier draußen fällt der Meeresboden auf 1.000 m Tiefe ab und dort fanden die Wale ihre Beute. Heute finden von Andenes Walbeobachtungstouren statt.
Walkiefer – Andenes - Andøy kommune
Polarmuseum – Andenes - Andøy kommune
Und wieder hatte ich ein neues Leuchtfeuer für meine Sammlung: Andenes.
Das Leuchtfeuer im 40 m hohen Turm aus Gusseisen wurde 1859 in Betrieb genommen; es ist heute automatisiert.
Andenes Leuchtfeuerkopf – Andenes fyr – Andenes – Andøy kommune
Während der Sommermonate ist das Leuchtfeuer außer Betrieb. Es brennt nur vom 10.August bis 29. April. Wie man auf dem Foto erkennen kann, ist eine Gardine um die Linse gezogen: Die Sonneneinstrahlung und die Spiegelung, d.h. Verstärkung der Sonnenstrahlen würden die sehr teure Linse platzen lassen.
Am Leuchtturm sehen wir die Reste eines alten Schienenweges der ältesten nordnorwegischen Eisenbahn. Der Schienenweg wurde 1895 für den Bau der 210 m langen Mole verlegt. Die Eisenbahn sollte bis auf die Insel Sennhjolmsnaget führen und Steine für den Bau der Leuchtturmfundaments und der Mole befördern.
Andenes Eisenbahn 1900 – Andenes – Andøy kommune
Altes Haus im Schweizer Stil an der Johan Hjorts gate – Andenes – Andøy kommune
Wie beschrieben, Andenes ist nicht groß und es hatte auch nur wenig Restaurants. Wir fanden eines, das „Arresten“ hieß und – wie der Name vermuten lässt – es war das ehemalige Gefängnis. Es war recht gemütlich eingerichtet, aber wir saßen erst einmal draußen, da es drinnen voll war – nicht das Gefängnis aber das Restaurant.
Es dauerte zwar etwas bis der junge „Kellner“ kam. Mit der Auswahl des Essens hatten wir keine Probleme: Es waren ohnehin nur zwei Hauptgerichte zur Auswahl. Aber der junge Mann begriff nicht, was wir denn nun haben wollten. Irgendwann fiel der Groschen. Dann bestellten wir Getränke, zunächst Lettøl für meine Frau. Er hatte davon noch nie gehört, aber man habe alkoholfreies Bier. Das war schon mal geschafft, obwohl Lettøl ja noch 2% Alkoholgehalt hat – macht nix. Dann bestellte ich einen Aquavit. Ich zeigte auf die Flasche, die hinter ihm stand und sagte „Gammel Oppland“. Gegenfrage: „Gammel what? Ist hat a drink?“ Irgendwas klappte mit der Kommunikation nicht. Vielleicht hätte ich das aufmalen sollen. Aber irgendwann haben wir es dann doch noch hinbekommen, unsere Getränke zu erhalten. Als es zu kalt wurde, gingen wir nach drinnen, wo zwischenzeitlich Tische frei waren. Das Essen kam und kam nicht. Nach einer Dreiviertel Stunde fragte ich, wo denn das Essen bleiben würde. Es stellte sich heraus, dass der junge Mann vergessen hatte, in der Küche das Essen zu bestellen. Nach einer weiteren Stunde (!) bekamen wir schließlich unser Essen und die Besitzerin kam und entschuldigte sich vielmals und wir könnten uns kostenfrei ein Dessert oder Kaffee bestellen. Nee, heute nicht, wir kommen Morgen wieder – haben wir gedacht.
Wir schauten im Hotel auf die Wetterkarte und sahen, dass es regnen würde. Also Mitternachtssonne heute und hier und gleich, denn gegen 23.30 Uhr zogen wir bewaffnet mit Camcorder und Kameras an das Wasser.
Storgata und Hotel Andrikken 23.30 Uhr – Andenes – Andøy kommune
Nygata 23.33 Uhr - Andenes – Andøy kommune
Røyken und Skarvtinden um 23.39 Uhr – Andenes – Andøya kommune
Am Hafen trafen wir eine Norwegerin, die uns sogleich „in Beschlag nahm“, denn sie war so von ihrer Heimat und Mitternachtssonne fasziniert, dass sie es unbedingt teilen müsse, meinte sie. Immer wieder weist sie uns auf die schönsten Aussichten und Kameraperspektiven hin – auch sie fotografierte fleißig. Wir kamen gar nicht dazu, die Stille zu genießen – aber nachdem wir die Fotos „im Kasten hatten“ waren wir Ihr dankbar.
Und so lasse ich einfach mal die Fotos für sich sprechen
23.38 Uhr Andenes Leuchtturm
Sonne um 23.38 Uhr über dem Nordmeer am Andenes Leuchtturm
Andenes am Hafen um 23.42 Uhr
Andenes am Hafen um 23.48 Uhr
Andenes 23.54 Uhr
Røyken und Skarvtinden um 23.59 Uhr
Mitternachtssonne 00.00 Uhr Andenes
Mitternachtssonne 00.10 Uhr über dem Nordmeer
Andenes 00.12 Uhr
Die Fähre Andenes nach Gryllefjord – Berge der Insel Senja im Hintergrund 36 km entfernt um 00.13 Uhr
Leuchtturm Andenes um 00.14 Uhr
Meine Frau und unsere norwegische Mitternachtssonnen-Fremdenführerin um 00.35 Uhr
Andenes Hafen 00.36 Uhr
Um 01.00 Uhr sehen wir uns im Hotelzimmer unsere Fotos an und sind müde, aber glücklich um 01.45 Uhr im Bett.
Freitag, 7, Juni
Andenes
Es war eine richtige Entscheidung, die Mitternachtssonne gestern aufzunehmen, denn heute lässt Petrus Regen und Sturm aufziehen. Wir ließen es sinnig angehen und standen spät auf. Unser Frühstück haben wir in einer Bäckerei eingenommen. Offensichtlich trifft sich dort „das Dorf“ zum Klönschnack, denn es ist sehr voll. Wir machten anschließend noch einen Spaziergang: Schaufenster gucken – aber viel zum Gucken gab es nicht. Mittlerweile zogen dicke Wolken auf und der Regen fegte waagerecht durch die Storgata. Na, das konnte ja heiter werden am nächsten Tag, denn wir hatten ja vor die Fähre von Andenes nach Gryllefjord zu nehmen. Aber warten wir es ab.
Eigentlich hatten wir vor, heute eine Walsafari zu machen – aber bei dem Wetter: Nööö! Und außerdem hatten wir ja bereits zwei Walsafaris hinter uns, einmal von Plymouth, Massachusetts, USA und einmal von Brier Island, Bay of Fundy, Nova Scotia. Dort war das Meer spiegelglatt gewesen und hier müssen wir nicht bei diesem Schietwetter uns eventuell „das Essen zwei Mal durch den Kopf gehen lassen“.
Nächst Morgen mussten wir früh raus, denn die Fähre sollte um 08.30 Uhr bereits abfahren. Da Reservierungen nicht möglich waren, mussten wir also rechtzeitig aus den Federn.
Im Hotelzimmer sahen wir uns die Videoszenen an, die meine Frau bisher gemacht hatte. Abends blieben wir im Hotel und aßen Bacalao, der jedoch nicht so gut war wie in Svolvær.
Im Andrikken Hotel in Andenes – Der Regen peitscht gegen die Fenster
Teil 17 folgt